Arten förderorientierter Leistungsrückmeldung

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ARTEN FÖRDERORIENTIERTER LEISTUNGSRÜCKMELDUNG
Der förderorientierten Leistungsrückmeldung, bei der Schüler/innen und Lehrer/innen im gegenseitigen Dialog stehen, kommt in der Begabungs- und Exzellenzförderung ein besonderer Stellenwert zu. Sie bezeichnet Varianten von Feedback, die konkrete Weiterentwicklung
im Lernen der Schüler/innen anregen. Leistungsfördernd sind nach Hattie und Timperley (2007) v.a. folgende drei Arten des Feedbacks:
FEEDBACK MIT FOKUS AUF DIE AUFGABE:
Dabei handelt es sich meist um korrigierendes Feedback. Es geht um klare Rückmeldungen zur Qualität der bearbeiteten Aufgabe: Was in
Bezug auf klare Kriterien gut gelungen ist und was noch wie verbessert werden kann, z.B. „Der Aufbau des Textes ist sehr klar, du solltest
jedoch dieses Argument noch mit mehr Hintergrundinformationen verstärken.“
FEEDBACK MIT FOKUS AUF DEN LERN- UND ARBEITSPROZESS:
Die Schülerin/der Schüler erhält Hinweise, die sich auf den Prozess der Produkterstellung oder der Fragenbeantwortung beziehen – z.B.
„Dein Text ist für die Leserinnen und Leser leichter verständlich, wenn du den Leitfragen folgst, die wir im Buch auf S. 56 gelesen und besprochen haben.“
FEEDBACK MIT FOKUS AUF DIE SELBSTWIRKSAMKEIT:
Feedback kann auf die Selbstregulierung im Lernprozess abzielen, indem es den Aufbau von Fähigkeiten zur Selbstreflexion unterstützt
oder das Selbstvertrauen stärkt. Es soll die Schülerin/den Schüler ermutigen, mit neuem Elan weiterzuarbeiten – z.B. „Du kennst schon
die Schlüsselkomponenten für einen gelungenen Schlussteil und hast auch bereits bewiesen, dass du sehr gute Schlusspassagen schreiben kannst. Überprüfe für dich, inwiefern du diese Komponenten in deinem Text angewendet hast.“
Entwicklungsorientiertes Feedback hilft den Lernenden, angestrebte Ziele besser zu verstehen, zu erkennen, wie sie diese Ziele erreichen können und worin weitere Herausforderungen bestehen könnten. Wichtig ist dabei stets, dass das Lernen und der Arbeitsprozess
im Fokus des Feedbacks stehen und nicht die Person. Persönlichkeitsbezogene Rückmeldungen wie „Du bist ja so klug!“ bewirken bei oftmaliger Wiederholung die ungünstige Überzeugung, Leistungsvermögen sei angeboren und daher durch Lernen nicht steigerbar („fixed
mindset“). Lernen wird aus dieser Sicht als Eingeständnis von zu geringer Intelligenz betrachtet, Leistung müsse ohne Lernen entstehen.
Erfahren Schüler/innen mit dieser Einstellung Rückschläge durch (noch) zu hohe Anforderungen, sehen sie keine Möglichkeit zur Verbesserung („Mathe kann ich einfach nicht“).
Ideal ist es dagegen, ein dynamisches Selbstbild und die Denkweise zu fördern, dass Leistung durch gezielte Lernprozesse – und daher
durch Lernen und Üben – entsteht („growth mindset“).
Literatur
Dweck, C. S., Walton, G. M. & Cohen, G. L. (2014). Academic Tenacity: Mindsets and Skills that Promote Long-Term Learning. Seattle: Bill
& Melinda Gates Foundation.
Hattie, J. & Timperley, H. (2007). The Power of Feedback. Review of Educational Research, 77 (1), S. 81-112.
Hattie, J. (2014). Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen. Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von „Visible Learning for Teachers“
besorgt von Beywl, W. & Zierer, K.; Baltmannsweiler: Schneider Verlag Ho-hengehren.
Shute, V. J. (2008). Focus on formative feedback, Review of Educational Research, 78 (1), S. 153-189.
Wege in der Begabungsförderung
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