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XII WERTVOLLE AUTOGRAPHEN,
BÜCHER UND ZEICHNUNGEN
zum Winter 2016
EHEU! QUID VIDEO?
1
SCHUBERT, JOHANN DAVID (1761 Dresden 1822): Eheu! quid video? Karikatur eines
Kavaliers mit Bocksbeinen. Schwarze Feder, laviert. Rückseitig Gewandstudien und 3 Köpfe.
Signiert. 10 x 7,6 cm.
€ 900,–
Schüler von Hutin und Casanova, seit 1795 Obermaler-Vorsteher an der Meißner Manufaktur. Provenienz:
Elise von Siemens, geb. Görz. Berlin.
2
SLEVOGT, MAX (1868 Landshut-Neukastel 1932): Die Geisselung Christi. Feder und Tusche
in Braun und Schwarz, teilweise Aquarellierung in Blau. Signiert. 92 x 166 mm.
€ 12.000,–
Großartiges, bedeutendes Blatt. Provenienz: Baron von Kühlmann, für den Slevogt u.a. ein eigenhändiges
Manuskript von Rilke mit Gedichten aus den Jahren 1902 bis 1917 illustriert hatte.
ANTIQUARIAT KONRAD MEUSCHEL
In der Eichas 14
D–53604 Bad Honnef am Rhein
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ZWEI DICHTER AUS GENF UND BAYERN WÜRDIGEN LUTHER IN WITTENBERG
3
BEZA, THEODORE, Poemata varia. (Genf), Jacob Stoer, 1599. Mit 40 halbseitigen
Emblemata in Holzschnitt. Klein-8°. Wittenberger Prachteinband des Meisterbinders Georg
Kammerberger in Schweinsleder gebunden für den Dichter Friedrich Taubmann, sicherlich
eine Dankesgabe der Universität Wittenberg. Auf den Deckeln die signierten Wappenplatten
Reich und Kursachsen. Vorn die Initialen Taubmanns und das Datum 1606.
€ 7.500,–
Taubmann hatte 1606 in Wittenberg die Gedächtnisrede zum 60. Todestag von Martin Luther gehalten und
dabei auf den Vierzeiler des kalvinistischen Dichters und Nachfolgers von Calvin zurückgegriffen: „D. Martini
Lutheri magni, divinitus ad Ecclesiae Christianae, Memoriae“ (Bl. 57 b). Diesen Vers hat Taubmann markiert, Anmerkungen eingeschrieben und seinen Namen auf dem Titel hinterlassen. Dieser Luxuseinband ist
m. W. der einzige, der einem deutschen Dichter des 16. Jahrhunderts als Geschenk zugeeignet wurde. Offenbar gab es in Sachsen keine Berührungsängste zu Beza, wie eine frühere Ausgabe der Poemata als Geschenk
aus Leipzig an Camerarius beweist (B. Breslauer, List 44, No. 8). Herausragendes Provenienzexemplar im
besten Zustand.
HANDEXEMPLAR DES LUTHER-BIBLIOGRAPHEN JOSEF BENZING
4
PANZER, GEORG W., Annalen der älteren deutschen Literatur 1500 – 1526. Bearbeitet von
Emil Weller. 3 Bände. (Nachdruck Hildesheim, Olms. 1961). 4°. Leinen.
€ 1.200,–
Handexemplar der bekannten Bibliographen Josef Benzing und Günter Richter mit weit über 2000 hs.
Korrekturen, Zuschreibungen und Ergänzungen meist in Blei, weniges in Tinte.
UNGEDRUCKTE HANDSCHRIFT
5
FONTANE, THEODOR, Eigenhändiges Manuskript mit Unterschrift. Berlin 29.4. (18)74.
2 Seiten. Groß-8°.
€ 5.000,–
Das literarische Programm der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Fontane erklärt deren „guten
Erfolg“ durch die Originalität und Selbständigkeit seiner Schilderungen, die Vermeidung aller schablonenähnlicher Übernahme literarischer Vorlagen und seinen Anspruch als Entdecker von Menschen und Orten
aufzutreten, „die niemand vor mir der Beachtung werth gehalten hat. Nur das Neue wirkt“. Fontanes Bemühen,
verlorene, vergessene oder unbekannte Plätze (zu beschreiben) „deren geschichtliche Bedeutung kaum die
nächsten Anwohner Kennen“, erinnert an die individualistische Sicht des amerikanischen Dichters Henry
David Thoreau, eines nur wenig früheren Zeitgenossen Fontanes. Unser Autograph ist ungedruckt.
WIDMUNGSEXEMPLAR FÜR DANIEL RAUCH IN BERLIN
6
GOETHE, JOHANN WOLFGANG, Iphigenie. Weimar (Jena) 1825. 2 Blätter, 138 Seiten,
1 Blatt. 4°. Grüner Chagrinlederband der Zeit mit Goldprägung, auf dem Rücken Titel, Stern
und Lyra.
€ 3.400,–
Geschenkexemplar des Großherzogs für den Bildhauer Daniel Rauch, dessen Reitermonument Friedrich des
Großen in Berlin die bekannteste Großplastik der Zeit darstellt. Das Widmungsblatt wurde dem Titel vorgebunden und enthält handschriftlich die Dedikation Carl Augusts geschrieben von dem Kanzler Friedrich
von Müller. Auf Befehl des Großherzogs zu Goethes goldnem Jubeltag am 7. November 1825 veranstaltete
Prachtausgabe, von der es schon in zeitgenössischen Berichten hieß, daß sie einmal eine Bibliotheksseltenheit
werden würde (Kat. Kippenberg 1, S. 107). Ihre Auflage betrug nur ca. 200 Exemplare. Goethe hatte vermutlich die Widmung an Rauch veranlaßt, der in Weimar mehrfach den Dichter porträtiert und dessen 1820
geschaffene lebensgroße Büste als von ihm „wirklich grandios“ bewundert wurde. Breitrandiges, schönes Ex.
des Privatdruckes und eines der wenigen, denen der gereimte Prolog von Fr. v. Müller mit eingebunden wurde.
UNGEDRUCKTER ARISTOTELES-KOMMENTAR
7
ARISTOTELES, Kommentar zu den Hauptwerken in sauberer lateinischer Handschrift von
Bernard Vignolz. Frankreich 1628. 4 Bände. Kalblederbände der Zeit mit goldgeprägter Umrahmung, tief eingeprägtem Lorbeerkranz und den Namenszug Bernardi (vorne) Vignolz (rückseitig). Etwas berieben, Rücken stellenweise beschädigt.
€ 1.900,–
Ungewöhnlicher reicher Kommentar, angereichert zum Teil mit modernen Beobachtungen wie die Erwähnung des von Tycho Brahe beobachteten Kometen von 1572, der als Stern (B Cas) erkannt wurde. „Damit
war die herrschende Ansicht, daß am Sternhimmel Änderung nicht eintreten können, widerlegt“ (Zinner S. 51
u. Nrn. 2574 u. 2598). Über Vignolz, den vermutlichen Verfasser, konnten wir nichts in Erfahrung bringen. Im
Band „Metaphysica“ befindet sich ein hs. Bücherkatalog aus dem späten 18. Jh., darunter unsere Handschrift
„Philosophie de Vignols“. Nicht verzeichnet bei W. Risse, Bibliographia Philosophica vetus. In der Handschrift befindet sich mehrfach die rätselhafte und oft diskutierte Form des /S , des sogennanten S fermé, des
geschlossenen oder diagonal durchgestrichenen Buchstaben S. Dieses findet sich auf Einbänden, in Handschriften und Korrespondenzen, auf Schmuck, Münzen und Medaillen vor allem in Frankreich hauptsächlich
zwischen 1580 und 1640. Ihre Deutung schwankt zwischen Geheimcode, Emblem, Künstlermonogramm,
Schmuckbild oder Kennzeichen besonderer Qualität. Im Text und in den Verezichnissen von Geoffrey
D. Hobson, in denen er die ihm bekannt gewordenen Vorkommen des /S genannt hat, wird vorliegende
Handschrift nicht genannt, wohl aber ein Traité de philosophie von 1648 gewidmet Madeleine de La Rivière. G. D. Hobson, Les Reliures à la Fanfare. Le Problem de l‘S fermé ( /S ). 2nd. ed. Amsterdam 1970. S. 85 f. u.
S. 90 (Traité).
DIE GEHEIME WELT DER INSEKTEN
8
FABRICIUS, JOHANN CHRISTIAN, Philosophia entomologica. Hamburg und Kiel, Bohn,
1778. Holzgeschnittene Vignette auf Titel und im Text. Marmorierter Halblederband der
Zeit.
€ 700,–
Parallel zu der von Goethe in der „Metamorphose der Pflanzen“ entwickelten Idee eines ganzheitlichen Wirkens
in der Natur verfasste der Linné-Schüler Fabricius (1745 Tondern – Kiel 1808) eine ähnliche Untersuchung
der Insektenwelt. Fabricius schrieb „eine Reihe wichtiger, für die damalige Zeit grundlegender Werke. Sie verschaffften ihm mit Recht den Ruf des größten entomologischen Systematikers seiner Zeit. Von spezieller Beobachtung stößt er zum generellen Leitsatz vor und strebt zu einem umschließenden Gesamtzusammenhang“
(Fr. Hoffmann in NDB 4, 736). Sauberes Ex. Einzige Ausgabe .
9
ROSENTHAL, LUDWIG, Incunabula xylographica et chalcographica. Katalog 90. München
(1892). Mit 102 teils ganzseitigen Illustrationen. 4 Bll., 61, 3 Seiten. Folio. OPappband mit
Leinenstreifen auf dem Rücken.
€ 150,–
Großartiger Katalog des Münchner Antiquariates Ludwig Rosenthal. Beschreibt 233 wertvollste Frühdrucke
bis 1500, zum Teil auch bislang unbekannte und in Unikaten, wie sie heute als Sammlung kein Antiquariat
mehr anbieten könnte. Es sind Bilderhandschriften, Reiberdrucke, Blockbücher, Schrotblätter, Teigdrucke,
Niellen, Metallschnitte und illustrierte Bücher. Text in deutsch und französisch. Unaufgeschnittenes Ex.
MIT ANMERKUNGEN DES KANTIANERS GOTTFRIED MARTIN
10 WITTGENSTEIN, LUDWIG, Tractatus logico-philosophicus. London, Routledge and Kegan
Paul Ltd. (1951). 189 Seiten, parallel gegenübergesetzt der deutsche Text von Wittgenstein und
die englische Übersetzung von C. H. Ogden. 7 Seiten Anzeigen. OLeinen.
€ 600,–
Handexemplar von Gottfried Martin (1901–72), Begründer der Bonner Kantschule, Herausgeber des KantIndexes und der Studia Leibnitiana. Sein Hauptwerk über Wilhelm von Ockham wurde von Martin Heidegger
beeinflußt. Das vorliegende Exemplar trägt Martins Name auf Titel, Anstreichungen auf Seite 88, die den
sogen. Elementarsatz betreffen sowie auf dem hinteren Vorsatz acht längere Zitate aus dem dt. Text, die für
das Verständnis von M.s Lehre von der Bedeutung der Ontologie unter Einbeziehung der Mathematik aufschlußreich sind. Die Zitate enden: Die Logik muß für sich selber sorgen.
NACH ETWAS GESEHENEM SKIZZIERT
11 LAVATER, JOHANN CASPAR (1741 Zürich 1801):
Knieende Frau an einem Bach, die einen Krug mit
Wasser füllt. Rötelzeichnung auf Bütten, darunter
eigenhändig in brauner Tinte „nach etwas gesehenem
skizziert“. 4 x 6,4 cm.
€ 1.000,–
Die kleine Zeichnung zeigt die meisterliche Skizzierung eines
Augenblicks, voller Frische und Unmittelbarkeit.
HANDZEICHNUNGEN ZU WILHELM TELL
12 CORINTH, LOVIS, Fünf eigenhändige Zeichnungen zu Wilhelm Tell auf drei Blättern.
Schwarze Kreide. Alle Blätter mit Stempel „Atelier – Lovis Corinth“ u. eigh. Namenszug von
Wihelmine Corinth, der Tochter des Künstlers. Jede Zeichnung ca. 23,5 x 18 cm.
€ 2.200,–
Entwürfe zu dem Drama von Friedrich Schiller, die als Lithographien 1925 in Berlin bei Karl Nierendorf
erschienen waren. Es sind die Darstellungen Attinghausen und Rudenz (in drei verschiedenen Entwürfen),
Tells Sprung und Hohle Gasse. Vier Zeichnungen befinden sich auf Vorder- und Rückseite zweier Blätter.
Ein Blatt mit drei Querfalten. „Kennzeichnend für Corinths Auseinandersetzung mit dem Tell-Thema ist, daß
er den Betrachter ganz nahe an das in engen, geradezu intim wirkenden Ausschnitten dargestellte Geschehen
hineinführt und weitläufig Szenen und alles damit verbundene Theatralische vermeidet… Über die historische
Bedeutsamkeit der Geschehnisse hinaus geht es Corinth darum, die menschlichen Aspekte des Dramas zu
vergegenwärtigen“ (aus dem Vorwort der Mappe von Alfred Kuhn).
(verkleinert)
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