Manuskript

SWR2 MANUSKRIPT
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
SWR2 Tandem
Verschärfte Maßnahme
Unterwegs mit dem Anti-Terror-Trupp für Flughafensicherheit
Von Anja Kempe
Sendung: Freitag, 25. November 2016, 10.05 Uhr
Redaktion: Ellinor Krogmann
Produktion: SWR 2016
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VERSCHÄRFTE MAßNAHME
MUSIK
ATMO FLUGHAFENHALLE
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Wir suchen nach Sprengsätzen oder Brandvorrichtungen, die also in der Lage sind,
einen so hohen Schaden dem Luftfahrzeug zuzuführen, dass es zum Absturz
gebracht wird.
Autorin:
Bewaffnet, in 2er und 3er-Formationen, Schulter an Schulter, patrouillieren Trupps
der Bundespolizei durch die Flughafenhalle. Einige von ihnen tragen eine
Maschinenpistole vor sich her, eine sogenannte MP 5, mit 30 cm Lauflänge. Präsenz
zeigen nennt man das. Vor einem Shop mit Zeitungen und Süßwaren, steht ein
Pärchen. Beide haben Sonnenbrillen auf den Nasen. Der Mann beißt gutgelaunt in
ein Wurstbrötchen, die Frau pappt einen Aufkleber auf den Reisekoffer, mit bunten
Blümchen drauf.
Die Anti-Terror-Spezialisten werfen prüfende Blicke umher. Ob hier vielleicht
Sicherheitsgefährder unterwegs sein könnten.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 2:
Seit den Anschlägen von Brüssel wurden die Maßnahmen, die die Bundespolizei
trifft, nochmals verstärkt. Zum Beispiel durch die Streifen, die die Bundespolizei im
öffentlichen Bereich des Flughafens stellt.
Autorin:
Die Bundespolizei soll sich umschauen nach verdächtig wirkenden Personen. Das ist
eine neue sogenannte verschärfte Sicherheitsmaßnahme, die nicht nur hier am
Flughafen Köln-Bonn eingeführt wurde - nach den Terroranschlägen auf den Airport
von Brüssel im März und dem Anschlag auf den Istanbuler Flughafen im Juni 2016.
MUSIK
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 2:
Wir als Bundespolizei hier am Flughafen treffen nicht nur offene Maßnahmen,
sondern auch ganz wichtige verdeckte Maßnahmen. Die so für die Öffentlichkeit gar
nicht erkennbar sind. Wir sind da.
0-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Die Maßnahmen, die wir durchführen, sind zu einem großen Teil geheim. Die sind
unter Verschluss gehalten. Wenn wir eine Veränderung der Vorschriftenlage haben,
dann müssen wir natürlich uns einarbeiten bis in die Tiefen der Regelungen, auch die
Elemente, die für die Öffentlichkeit nicht bestimmt sind, darauf bauen wir unser
taktisches Konzept dann auf.
2
Autorin:
Eine extreme Herausforderung seien die Flughafenattentate, für verängstigte
Fluggäste und auch für die Anti-Terror-Einheiten, nach jedem Anschlag auf’s neue,
berichten die Sicherheitskräfte der Bundespolizei.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Also ich hab’ natürlich auch Familie und Nachbarn, die mich befragen, weil sie eine
Flugreise planen, und die fragen, was macht ihr genau, aber ich muss mich immer
wieder daran erinnern, dass ich das für mich behalten muss. Weil das nicht für die
Öffentlichkeit bestimmt ist. Da gibt es Vorschriften, die dürfen nur wir lesen, und da
steht genau drin, wie es gemacht wird.
Autorin:
Auch die Sicherheitskräfte seien unter Beschuss, klagen die Sicherheitskräfte.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 4:
Wenn Anschläge passieren, dann heißt es ja hinterher immer, ja wie konnte das
passieren! Und wieso war denn die Bundespolizei nicht so schnell vor Ort! Wer hat
da nicht aufgepasst und wer hat was gemacht, damit es zu so einem Szenario
hinterher gekommen ist. Die Polizei in Brüssel stand hart in der Kritik.
ATMO SICHERHEITSCKECK
Autorin:
Das Pärchen mit den Sonnenbrillen auf den Nasen reiht sich in die Warteschlange
am Sicherheitscheck ein. Der Mann schiebt einen Reiseregenschirm in seinen
Umhängebeutel. Die Frau stopft eine Flasche Mineralwasser in ihre riesige
Handtasche und berichtet den Fluggästen, die hinter ihr in der Schlange stehen,
dass sie nach Neapel fliegen. Und dass sie von Neapel aus eine Kreuzfahrt machen,
und sie hätten ihre eigenen Rettungsschwimmwesten dabei, im Koffer seien die, und
morgen Mittag säßen sie schon auf dem Sonnendeck und blickten über das
Mittelmeer. Und ihr Begleiter fügt hinzu, ja wenn es hier mal weiter geht.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 2:
Oftmals ist es ja bei den Passagieren so, einerseits wird sich über die langen
Wartezeiten beschwert, auf der anderen Seite möchte man aber hundertprozentige
Sicherheit haben.
Autorin:
Vielen Fluggästen dauert die Kontrolle zu lange.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Also hier sehen wir jetzt einen Regenschirm. Diese Knirps-Regenschirme sehen
immer sehr interessant aus auf dem Bild.
Autorin:
Die Sicherheitsbeamten der Bundespolizei schauen auf den Monitor. In der
Personen- und Handgepäckkontrolle arbeiten sie mit zivilen Sicherheitsdiensten
zusammen. Die Passagierin mit der riesigen Handtasche wippt ungeduldig auf den
Zehenspitzen. Doch die Bundespolizei hat eine Lösung für das Problem.
3
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 2:
Ja, Sie können ja Ihre Wasserflasche zum Beispiel einfach schon mal neben Ihre
Tasche legen.
Autorin:
Das Handgepäck wird geröntgt. Erst seit zwei Jahren können die Röntgengeräte
auch Flüssigkeiten identifizieren. Die Passagierin zuckt sichtlich genervt mit den
Schultern. Sie weiß wohl, in ihre Handtasche passt viel mehr rein als nur eine
Flasche Mineralwasser.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 2:
Jetzt haben wir hier die Tasche, sehen wir jetzt hier auf dem Bildschirm, mit ihrem
kompletten Inhalt.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Man sieht durch die Fülle des Inhaltes, dass das Bild schon sehr unübersichtlich
wird, das heißt, das ist etwas komplizierter auszuwerten, da muss man sich etwas
mehr Zeit für nehmen. Und wenn man das Bild nicht als vollständig ungefährlich
einstufen kann, dann schickt man die Tasche in die Nachkontrolle. Und dort wird sie
dann geöffnet und von Hand durchsucht.
Autorin:
Die Urlaubsreisende wischt sich den Schweiß von der Stirn. Doch ein Indiz dafür, als
verdächtig wirkende Person, als potentielle Sicherheitsgefährderin zu gelten, sei das
noch nicht, meinen die Anti-Terror-Kräfte, die da ein gutes Auge haben müssen.
MUSIK
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 2:
Wenn man als Bundespolizist tätig sein möchte, dann muss man auf jeden Fall
selbstbewusst sein, das ist ganz wichtig, man darf keine Scheu haben, man muss
sich durchsetzen können, man braucht, ja, einen Willen, für Sicherheit zu sorgen.
Ich bin Jahrgang 1991, und ich bin zur Bundespolizei gegangen, weil mich die
Vielfältigkeit der Bundespolizei beeindruckt hat, ob das am Flughafen ist oder am
Bahnhof oder an der Grenze, alles ist hier möglich bei der Bundespolizei.
Das Abenteuerliche, das muss jeder bei der Bundespolizei eigentlich für sich selber
bestimmen. Also man ist sich durchaus bewusst, dass man in Gefahrensituationen
kommen kann, die Gefahr ist viel größer als in anderen Berufen. Und automatisch
beschäftigt man sich damit, man hat das immer im Hintergrund, aber es darf einen
nicht beeinflussen die ganze Zeit. Man weiß, was in der Welt los ist, aber man darf
sich davon nicht beeinträchtigen lassen. Wenn es zu Gefahrensituationen kommt, zu
Zwischenfällen, dann ist es ganz wichtig, dass man als Bundespolizei Ruhe bewahrt.
Ganz wichtig ist, ruhig bleiben, Ruhe bewahren, ja, man muss einen Ruhepuls
finden, man darf nicht, ja, man darf nicht selber sich, ist schwierig zu beschreiben,
man darf nicht selber in Panik verfallen. Das ist ganz wichtig. Ob das dann
tatsächlich so ist, ob man das so umsetzen kann, das kann man natürlich ganz oft
erst in der Situation dann feststellen.
Ja die Familie, die freut sich natürlich, aber trotzdem sind da natürlich auch
Bedenken, weil es ja ein sehr gefährlicher Beruf auch sein kann. Ja. Natürlich haben
4
die Eltern manchmal Bedenken. Ob man in Gefahrensituationen gerät und so weiter.
Die wissen auch wie die Lage ist. Aber man kann die Eltern gut beruhigen.
ATMO
Autorin:
Der Sicherheitscheck ist noch nicht beendet. Das Kontrollpersonal von der
Bundespolizei deutet auf den Körperscanner.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Die Funktionsweise ist so, dass der Körperscanner eine Art Mikrowellen auf den
Körper sendet.
Autorin:
Das Pärchen mit den Sonnenbrillen auf den Nasen rauft sich die Haare.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 2:
Sie gehen jetzt einfach nach vorne, stellen sich da rein.
Autorin:
Der Passagier mit dem Umhängebeutel will nicht in den Nacktscanner.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 2:
Es war ja auch in den Medien, dass der Sicherheitsscanner als Nacktscanner betitelt
wurde. Dem ist natürlich nicht so. Was das Kontrollpersonal sieht, ist lediglich ein
Piktogramm, eine Art Strichmännchen.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Wer ein ungutes Gefühl damit hat, hat die Möglichkeit zu sagen, ich möchte das
nicht. Die Nutzung des Körperscanners ist für jeden freiwillig.
Autorin:
Die Körperscanner, auch Sicherheitsscanner genannt, befinden sich noch in der
Erprobungs- und Einführungsphase. Auf deutschen Großflughäfen, auch in Stuttgart,
stehen sie längst. Viele Passagiere sind skeptisch. Mögliche Schädigungen der
Gesundheit durch die Bestrahlung, aber auch Persönlichkeitsrechte und Datenschutz
werden diskutiert, seit der erste Körperscanner 2009 am John F. Kennedy-Airport in
New York eingeführt wurde.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 3:
Die USA nutzen die Körperscanner natürlich schon länger, und wir wissen, dass das
anders gehandhabt wird, dass die Amerikaner, sag’ ich mal, aufgrund der Tatsache,
dass dort auch schon Anschläge in großem Stil begangen worden sind, natürlich das
ganze etwas enger sehen und die Persönlichkeitsrechte vielleicht ein bisschen mehr
einschränken als wir. Wir haben ganz andere rechtliche Vorschriften, da sind wir also
sehr vorsichtig, was den Datenschutz betrifft. Also man wird nirgends eine Person
erkennen, sondern es ist das sogenannte Piktogramm in der Darstellung.
5
Autorin:
Vor der Einführung der Körperscanner waren ausschließlich sogenannte
Metalldetektorschleusen im Einsatz. Sie werden weiterhin verwendet, aber sie
können nur Metall erkennen.
MUSIK
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Die Pistole, das Messer, das war so das Szenario, von dem man ausgegangen ist.
Und die Erfahrung hat leider gezeigt, dass eben auch Gegenstände mitgeführt
werden, die nicht aus Metall sind, sodass man sich technisch umstellen musste, um
diesen neuen Gefahren auch begegnen zu können. Der Körperscanner ist in der
Lage, Gegenstände, die am Körper verborgen sind, zu detektieren, die vorher die
Metalldetektorschleuse nicht erkennen konnte. Es sind die Erfahrungen aus
versuchten Anschlägen, wo genau das nämlich probiert worden ist, dass am Körper
irgendwelche Sprengsätze, die in einer chemischen Funktionsweise vorliegen, dass
die mitgeführt worden sind, oder versucht wurde, die mitzuführen. Ein Beutel mit
einem Pulver, der irgendwo am Körper versteckt ist, wurde von einer
Metalldetektorschleuse nicht angezeigt.
Autorin:
Die flächendeckende Einführung der Körperscanner ist kostspielig. Und im
Unterschied zu den Kosten für das Sicherheitskontroll-Personal, die im Preis für das
Flugticket enthalten sind, werden die Kosten für Apparate über Steuergelder
finanziert. Ein Körperscanner kostet 160.000 Euro, das ist das Zehnfache dessen,
was ein Metalldetektor kostet. Die Passagierin mit der riesigen Handtasche ist
einverstanden. Sie will den teuren Körperscanner einmal ausprobieren. Aber die
Handtasche darf nicht mit rein in die Kabine. Nur der Körper, besser gesagt, die
Körperoberfläche wird untersucht. Auf dem Bildschirm sehen die Sicherheitskräfte
das Ergebnis.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 2:
Es gibt ein einheitliches Bild von dem Mann und von der Frau, und da wo es
Auffälligkeiten gibt, wo nachkontrolliert werden muss, das wird lediglich mit einem
gelben Quadrat gekennzeichnet.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 3:
Es dient der Lokalisierung der gezielten Nachkontrolle. Das kann der Fluggast sich
gerne angucken, warum jetzt an einer bestimmten Stelle kontrolliert wird. Er muss
sich nur umdrehen und kann mit auf den Bildschirm gucken.
Autorin:
Das Strichmännchen der Passagierin zeigt zahlreiche gelbe Quadrate an. Das
bedeutet, sie muss nun in die sogenannte gezielte Nachkontrolle.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Wenn es eine so große Anzahl an gelben Flecken sind, dass man gar nicht mehr
unterscheiden kann, dann wird in Ausnahmefällen dann eine vollständige
Durchsuchung der Person gemacht.
6
Autorin:
Die Passagierin nestelt in ihren Hosentaschen. Da ist allerlei drin.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Das kann also das gebrauchte Taschentuch sein, und das kann natürlich auch ein
Gegenstand sein, der bewusst versucht wurde, zu verbergen. Eine Waffe oder ein
Sprengstoff oder ähnliches. Was genau das ist, wonach wir natürlich suchen. Wir
suchen nicht nach dem benutzten Taschentuch, sondern wir suchen nach den
Tatmitteln zur Verübung eines Anschlages.
AK:
Die Passagierin schaut betreten an sich herunter.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 3:
Die Fluggäste sind immer noch sehr überrascht davon, dass Gegenstände, die nicht
aus Metall sind, von diesem Gerät angezeigt werden. Das sind die Bonbons, die in
der Tasche sind, die Kaugummis, die Taschentücher, die benutzten, das sind alles
Gegenstände, die angezeigt werden.
Autorin:
Ob die Sicherheitskontrollen mit dem Scanner verbessert werden, ist umstritten.
Kritiker bemängeln, dass es durch die vielen Fehlalarme, zum Teil bis zu 100
Prozent, für die Fluggäste zu langen Wartezeiten kommt. Die Flugsicherheitskräfte
von der Bundespolizei bestätigen das.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 2:
Tendenziell wird auf dem Piktogramm öfters ein Alarm angezeigt und eher weniger,
dass komplett der Passagier weiter zu seinem Gepäck gehen kann.
Autorin:
Der Sicherheitsgewinn ist unklar, denn die Körperscanner können keine
Körperöffnungen oder inneren Organe wie zum Beispiel den Magen oder den Darm
analysieren. Doch in Flugsicherheitskreisen will man von Einwänden gegen die
Scanner nicht gern hören.
MUSIK
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Also wir arbeiten gern mit dem Sicherheitsscanner. Das Vorhandensein des
Sicherheitsscanners hat natürlich auch, das versprechen wir uns auch davon, eine
abschreckende Wirkung. Wir wissen, dass auf einschlägigen Internetportalen das
auch kommuniziert wird. Vorsicht vor diesem Flughafen, da befinden sich
Sicherheitsscanner.
Autorin:
Am Flughafen Köln/Bonn gelang es EU-Inspektoren im Februar 2016, Waffen durch
die Kontrollen zu schmuggeln. Doch der Stand der Sicherheit sei grundsätzlich
immer relativ, der Meinung ist der Anti-Terror-Trupp von der Bundespolizei.
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O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 2:
Die Maßnahmen der Bundespolizei sind natürlich auf einem extrem hohen Niveau.
Trotz dessen ist es so, dass trotz diesem hohen Maß an Sicherheit keine
hundertprozentige Sicherheit garantiert werden kann.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 3:
Ja gut, dass ein Restrisiko bleibt, kann man ja zusammenfassen indem man sagt,
wenn Sie über die Strasse gehen, haben Sie ja auch ein gewisses Risiko. Auch
wenn ein Zebrastreifen dort ist, auch wenn Sie eine Ampel dort haben, bleibt
trotzdem ein Restrisiko, wenn Sie über die Strasse gehen. Und deswegen sagt die
Bundespolizei, hundertprozentige Sicherheit kann man nicht gewährleisten.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Unsere Sicherheitsmaßnahmen bauen auf einander auf, und ein Sicherheitsaspekt
dabei ist auch, dass über die mögliche Lücke keiner spricht. Weil wir genau das
verhindern möchten, dass jemand die Lücke im System erkennt und das dann
ausnutzt.
ATMO DURCHSAGE ……. Flug nach Neapel.
ATMO SPERRZONE / HALLE / GEPÄCKFÖRDERBÄNDER RATTERN
Autorin:
Der bunte Blumenkoffer der beiden Urlaubsreisenden, die von Neapel aus eine
Kreuzfahrt machen wollen, hat inzwischen die Sperrzone, den sensiblen
Hochsicherheitsbereich des Flughafens erreicht, die Kontrollstation für das
Reisegepäck, eine Halle, so groß wie gut zwei Fußballfelder.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 2:
Die Koffer fahren gerade über unseren Köpfen entlang, eine Etage höher und
werden dann über Rutschen nach unten auf unsere Ebene transportiert.
Autorin:
Ein gigantischer Aufwand, der vor ein paar Jahren noch nicht vorstellbar war.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 3:
Das heißt, dass sich die Luftsicherheit ja mitentwickelt hat mit dem was Terroristen
getan haben. So hat sich letztlich das Ganze entwickelt.
Autorin:
Mehrstufige Reisegepäckkontrollanlage nennt sich das monströse Konstrukt aus
Stahl und Technik – ein schwer beeindruckender Anblick. Und vielleicht sollte die
Bundespolizei hier Führungen machen für die sicherheitsbesorgte Öffentlichkeit.
Aber das geht nicht. Nur ausdrücklich Befugte dürfen die Sperrzone betreten, erklärt
der Flugsicherheitstrupp. Wer keinen Ausweis für den Hochsicherheitsbereich hat,
kommt hier nicht hinein.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Wir haben ein System entwickelt mit mehreren Kontrollstufen, mit denen wir Gepäck,
was wir kontrollieren, immer weiter reduzieren, sodass wir am Ende nur noch ganz
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wenig Koffer auch tatsächlich öffnen müssen. Wir suchen also hier eigentlich nur
noch, in Anführungszeichen, nach Sprengstoffen.
Autorin:
Links und rechts und oben und unten rattern die Gepäckstücke hin und her.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 2:
In der linken Seite kommt das Gepäck an, verläuft dann über diese graue Spur in die
entsprechenden Röntgengeräte der Bundespolizei, die eine Etage höher liegen, das
können wir von unserer Position hier unten im Erdgeschoss auch sehen, da gelangt
man mit Stahltreppen nach oben.
Autorin:
Oben in der Halle, in der Sicherheitsstufe Eins, rollen alle Gepäckstücke an den
Röntgengeräten der Bundespolizei vorbei. Eine Etage darunter befindet sich die
Sicherheitsstufe Zwei – für Gepäckstücke, bei denen die Röntgengeräte der
Sicherheitsstufe Eins Alarm geschlagen haben. Hier können Kofferinhalte noch
genauer durchleuchtet werden.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Die Anzahl der Gegenstände, die im Reisegepäck verboten sind, ist natürlich deutlich
geringer als die im Handgepäck, weil während des Fluges auf das Reisegepäck kein
Zugriff besteht, sogar Waffen dürfen im Reisegepäck transportiert werden, weil
während des Fluges da kein Zugriff drauf ist.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 3:
Wenn Sie jetzt die Gepäckhalle runter schauen, ungefähr 40 Meter auf der linken
Seite, dort findet die Untersuchung der Gepäckstücke statt, die als verdächtig
eingestuft sind.
MUSIK
Autorin:
Auf dem heißen Abschnitt der mehrstufigen Reisegepäckkontrollanlage ist im
Moment kein verdächtiger Koffer in Sicht. Doch das kann sich schnell ändern, und es
drängt sich die Frage auf, wie viele Gepäckstücke denn an einem Tag verdächtig
sind.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 3:
Also wir können das schon sagen, aber wir sagen es nicht.
ATMO KOFFER
Autorin:
Der Blümchenkoffer rollt nach oben in die zweite Etage, wo die Röntgengeräte der
Bundespolizei stehen. Für verdächtige Gepäckstücke gibt es vier Sicherheitsstufen.
Je nach dem, welcher Art die Schatten und Flecken sind, die die Röntgenanlagen in
Sicherheitsstufe eins und zwei gefunden haben, wandert das Gepäckstück in die
Sicherheitsstufe Drei. Auf den meisten Flughäfen ist das ein Bunker mit dicken
Mauern, wo das Gepäck dann von Spezialisten unter die Lupe genommen wird. Und
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die Sicherheitsstufe Vier schließlich befindet sich außerhalb des Flughafens. Dort
kann ein Gepäckstück notfalls gesprengt werden.
ATMO KOFFER POLTERT
Autorin:
Gerade schwuppt durch eine der Luken von oben herunter der Koffer mit den
Blümchen. Offensichtlich haben die Röntgengeräte in der Sicherheitsstufe Eins
etwas Verdächtiges aufgespürt und Alarm geschlagen. Der bunte Koffer rollt nun in
die Sicherheitsstufe Zwei. Wird dann wieder ein Alarm ausgelöst, öffnet die
Bundespolizei das Gepäckstück.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Der Nachteil hier ist ja, dass der Fluggast nicht dabei ist. Der soll aber dabei sein,
wenn wir seinen Koffer öffnen. Dann lassen wir den Fluggast ausrufen, das sind
Ausrufe, die man im Terminal teilweise auch hört, dass sich jemand bei der
Sicherheitskontrolle melden soll. Und dann geht man mit ihm in einen Kontrollraum,
wenn der Fluggast denn noch verfügbar ist. Kann ja sein, dass der schon abgeflogen
ist. Dann wird das auch ohne den Fluggast gemacht. Dann macht man den Koffer auf
und schaut sich den Inhalt an. Dann findet er aber in seinem Koffer ein Schreiben der
Bundespolizei, dass der Koffer behördlich geöffnet und durchsucht worden ist, und
da steht auch drauf, welcher Gegenstand entnommen wurde. In der Regel sind das
keine Bomben oder ähnliches, da informieren wir ja den Fluggast nicht einfach nur
darüber, seine Bombe ist entnommen worden. Dann gehen wir natürlich von einem
versuchten Anschlag aus und treffen daran anschließende Maßnahmen.
ATMO
Autorin:
Der Kofferkontrollraum, von der Bundespolizei auch Nachschauraum genannt,
befindet sich außerhalb der Gepäckhalle. Man muss zehn Minuten laufen.Fluggäste,
die in eine solche Überprüfung bestellt werden, erreichen den Raum von der anderen
Seite des Flughafens, vom Terminal her, in Begleitung eines Sicherheitsbeamten.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Wir müssen hier durch.
ATMO SCHRITTE / SCHLÜSSEL / TÜR / KONTROLLRAUM
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Also das ist unser Nachschauraum, wo letztendlich das Reisegepäckstück und der
Fluggast zusammengeführt werden. Die Fluggäste sind dann sehr gespannt darauf,
was hier mit ihnen passiert, teilweise auch voller Sorge, das ist einfach der
Kontrollmethode geschuldet. Und dann kommt man zu der Bewertung, der Koffer
kann mitfliegen oder auch nicht. Wenn nicht die Ungefährlichkeit eines Gepäckstücks
festgestellt werden konnte.
Autorin:
Ungefährlich sei alles, was die Flugsicherheit nicht gefährden und was als solches
auch eindeutig identifiziert werden kann, erklärt der Flugsicherheitsexperte von der
10
Bundespolizei. Alle anderen Kofferinhalte seien gefährlich, bis das Gegenteil
bewiesen ist.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Nur um mal ein Beispiel zu nennen, viele Kreuzschifffahrer haben eigene
Rettungswesten dabei, die eine Patrone drin haben, dass sie dann beim Sprung ins
Meer das aufpusten können, das ist auf dem Röntgenbild einfach ein schwarzer
Klumpen, dass wir also eine Gefahrgutkomponente haben, die wir uns dann ganz
genau anschauen, ob es nicht doch vielleicht ein Sprengsatz ist, eine Konstruktion,
die dafür gebaut wurde.
Autorin:
Irgendwann, so mutmaßt man in den Reihen der Bundespolizei, wird zumindest für
die Kofferkontrollen die Flugsicherheitstechnik so hoch entwickelt sein, dass die
zahlreichen falschen Alarme Vergangenheit sind, worüber die Passagiere
einschließlich Urlaubsreisende, die in bunten Koffern sicherheitsbedenkliche
Gegenstände mit sich führen, wohl erfreut sein dürften.
O-Ton Flugsicherheitstruppe Bundespolizei 1:
Bis 2021 wird die nächste technische Generation zur Verfügung stehen, das sind
dann Computertomographen, die ein dreidimensionales Bild erzeugen, da kann ich
quasi durch den Koffer durchgehen virtuell, da kann ich dann an der Zahnbürste links
abbiegen und am rechten Schuh gehe ich dann nach oben, und dann schaue ich
hinter den Schuh, aber ein paar Jahre müssen wir uns noch gedulden.
ATMO ENDE
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