Der Umbau wird forciert

Datum: 27.10.2016
Der Umbau wird forciert
Massnahmen Die Privatbank Notenstein La Roche plant Einschnitte beim Personal und will den Ertrag
steigern. Zugleich wächst ihre Rolle in der Vermögensverwaltung innerhalb des Mutterkonzerns Raiffeisen.
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Der Hauptsitz der Privatbank Notenstein La Roche am Bohl.
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Auflage: 25'272
Argus Ref.: 63194182
Datum: 27.10.2016
Thorsten Fischer
Banken verschiedener Grösse
haben in den vergangenen Monaten Massnahmen angekündigt, um die Erträge zu steigern
nommen. Aus Spargründen hatte sie vergangenes Jahr 8o% betraNotenstein La Roche bereits im gen hatte. Im Sommer 2017 will
Juni für 25 Mitarbeitende Ent- Notenstein La Roche ausserdem
lassungen, Frühpensionierun- ihre gesamte IT-Plattform erneu-
gen und Pensenreduktionen an- ern und damit «einen grossen
Schritt in Richtung Digitalisierung und Automatisierung» machen. Insgesamt soll Notenstein
La Roche als das Private-Banking-Kompetenzzentrum innerhalb der Raiffeisen-Gruppe ge-
und die Kosten zu senken. Ange- gekündigt. Auch ganz oben passt
sichts der Branchenprognosen, Notenstein La Roche an, wie sie
die den Schweizer Bankensektor vor wenigen Tagen bekannt gab:
weiter unter Druck sehen, ist das Die Geschäftsleitung wird von
eine erwartbare Folge. Der Um- sieben auf fünf Mitglieder verbruch ist somit in vollem Gang. kleinert. Die bisher drei PrivateDie Privatbank Notenstein La Banking-Sparten Privatkunden
Roche gab gestern bekannt, den Schweiz, International und Basel
Personalbestand von rund 500 werden zu einem einzigen Priauf400 Stellen zu reduzieren -in vate-Banking-Geschäftsfeld zueinem Zeitraum bis Anfang 2019. sammengeführt.
Da diese Reduktion schritt-
«Grosser Schritt in
weise über die nächsten zwei Jahre erfolgt, «werden wir einen Teil Richtung Digitalisierung»
durch natürliche Fluktuation auf- Gleichzeitig sollen laut der Mitfangen können», sagt auf An- teilung von gestern die Erträge
frage Jolanda Meyer, Sprecherin
von Notenstein La Roche. «Wir
können aber auch Entlassungen
nicht ausschliessen.»
um 15% gesteigert werden. Die
Bank wolle dies erreichen mit der
Roche wird ab Ende kommenden Jahres auch die Verwaltung
sämtlicher Vermögensverwaltungsmandate innerhalb der
Gruppe übernehmen.
Die Massnahmen machten
die Privatbank effizienter und
agiler, hält Adrian Künzi, Chef
von Notenstein La Roche, in der
Mitteilung fest. Zugleich könne
man den Kunden die Sicherheit
Weiterentwicklung der beste- und Effizienz einer grossen Ban-
henden Angebote. Zugleich soll kengruppe sowie die persönliche
Beratung einer Privatbank bieten. Patrik Gisel, Chef der Raiff-
Der Abbau ist laut Notenstein die Beratung effizienter und stärLa Roche Teil eines Kostenpro- ker auf den Kunden ausgerichtet
gramms. Anvisiert wird die Re- werden. Bis Anfang 2019 sollen
duktion der Kosten um 20%. Die alle Massnahmen umgesetzt
Hälfte der Einsparungen erfolge und ein Kosten-Ertrag-Verhältbeim Personal, die andere Hälfte nis (Cost-Income-Ratio) von unwerde bei den Sachkosten vorge- ter 7o% erreicht sein, nachdem
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stärkt werden. Notenstein La
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eisengruppe, zeigt sich sicher,
dass Notenstein La Roche mit
den Massnahmen das Fundament für weiteres Wachstum
unter dem Raiffeisen-Dach lege.
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Eine Branche unter Druck
Private Banking «Die Margen
sind unter Druck, die Profitabilität der Institute ist bedroht.» Das
sagt Marcel Tschanz, Partner bei
PwC Advisory und Leiter des
Wealth Management Center of
Excellence. Der Experte der Prüfungs- und Beratungsfirma PwC
beobachtet, dass sich die Lage im
Private Banking «über die letzten
Monate und Jahre immer stärker
angespannt hat».
Tschanz nennt dafür drei
Gründe: Erstens führt die steigende Preistransparenz dazu,
dass die Kunden einfacher und
öfter nach günstigeren Angeboten in der Vermögensverwaltung
und Anlageberatung suchen.
Zweitens fiihrt das stärkere Vorgehen der Behörden gegen Steuerflucht dazu, dass Auslandkunden Vermögen repatriiert haben,
und die Banken bekunden Pro-
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bleme, die Kundenvermögen zu
halten respektive Geldabflüsse
zu kompensieren. Drittens legt
die schärfere Regulierung Mängel in der Infrastruktur offen, die
zu Investitionen in die IT und in
Laut Tschanz ist das Private
Banking «ein sehr traditionsreiches Geschäft, mit viel Handarbeit in der Kundenberatung, aber
Fachkräfte zwingen. «Es geht um
trialisierung der Branche, indem
mit Hilfe digitaler und automatisierter Prozesse Kosten gesenkt
werden, habe gerade erst einge-
überalterte Systeme, fehlende
oder nicht integrierte Kontrollfunktionen usw.», sagt Tschanz.
«Der Aufwand, Konten zu eröffnen, zu verwalten und zu schliessen, steigt.» Als Folge benötigen
die Banken mehr Leute im Compliance, die sich mit der Einhal-
auch im Backoffice, um so höchste Qualität zu bieten». Die Indus-
setzt. Die Folge sind sinkende
Personalbestände. «Ich gehe da-
von aus, dass weitere Arbeitsplätze reduziert werden», sagt
Tschanz. Bei kleineren Banken
tung der Richtlinien beschäfti-
habe die Infrastruktur einen
gen, oder im Risikomanagement.
All das erhöht die Cost-IncomeRatio, also die Kosten im Verhält-
grösseren Anteil am Kosten-
nis zum Ertrag. Deshalb haben
viele Institute Sparprogramme
aufgelegt, auch die Grossbanken,
und einige lagern Teile der Wertschöpfungskette aus.
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block, wodurch Kleinere tenden-
ziell weniger Mittel hätten für
Neuentwicklungen. Umgekehrt
gebe es aber auch gut laufende
kleinere Banken in Nischen.
Thomas Griesser Kym
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