Nr. 18 EU-NACHRICHTEN EUROPÄISCHE KOMMISSION - VERTRETUNG IN DEUTSCHLAND 25. März 2007 50 Jahre Römische Verträge EU-NACHRICHTEN online: www.eu-kommission.de INHALT INHALT VORWORT Dr. Gerhard Sabathil Von der Sechsergemeinschaft zu einer Union von 27 Mitgliedstaaten 3 GRUSSWORT Dr. Thomas de Maizière Europa gelingt gemeinsam 4 DIE ZOLLUNION Sechs Gründerstaaten setzen sich ehrgeizige Ziele PRÄSIDENTSCHAFT José Manuel Barroso Was Europa heute leisten kann ... 7 EU-RATSPRÄSIDENTIN Dr. Angela Merkel Europas Seele ist die Toleranz 8 INTERVIEW Die „Berliner Erklärung“ muss ein Signal setzen Gespräch mit Dr. Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europäischen Parlaments 9 STATEMENT Karl-Heinz Narjes, ehem. Vizepräsident der EG-Kommission Vor großen Aufgaben 10 DAS EUROPA DER BÜRGER Menschen einander näher bringen 11 DER BINNENMARKT Mehr Demokratie wagen STATEMENTS Deutsche Politiker zum 50. Jahrestag 12-13 14 DIE WÄHRUNGSUNION Reform und Erweiterung 15-16 INTERVIEW Wir hatten die Weichen richtig gestellt Gespräch mit dem ehemaligen Präsidenten des Europäischen Parlaments, Dr. Klaus Hänsch 17-18 DER EURO Die europäische Leitwährung INTERVIEW Wir haben eine Story für die Zukunft Gespräch mit EU-Kommissionsvizepräsidentin Margot Wallström SYMBOLE DER EU Hymne, Flagge und ein Feiertag INFOTOUR Europa wird 50 – 50 Städte feiern mit! 2 5-6 19 20-21 21 22-23 EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 VORWORT VORWORT Von der Sechsergemeinschaft zu einer Union von 27 Mitgliedstaaten Liebe Leserinnen und Leser, Vor 50 Jahren unterzeichneten die Regierungen der sechs Gründerstaaten die Römischen Verträge. Darunter bereits die junge Bundesrepublik Deutschland. Nur zwölf Jahre nach der Kapitulation war der Verursacher des Zweiten Weltkrieges vollständig in die westliche Staatengemeinschaft integriert. Welche Tragweite die Unterschrift Konrad Adenauers damals für die wirtschaftliche und politische Entwicklung des Landes hatte, daran sollte immer wieder erinnert werden. Deutschland gehört zu den bedeutendsten Grundpfeilern der europäischen Integration, und es fügt sich, dass es gerade die Bundesregierung ist, die zum Jubiläum im März 2007 die EU-Ratspräsidentschaft innehat. Dieser runde Geburtstag und das daraus entstandene Themenheft bieten Anlass, den Blick für einige Momente von der europäischen Tagespolitik zu nehmen. 50 Jahre europäische Geschichte zeigen deutlich, welchen Wandel die Gemeinschaft in einem halben Jahrhundert tatsächlich vollzogen hat. Die Gründungsgemeinschaft war eingekeilt zwischen zwei Großmächten mit geringer Autonomie auf der politischen Weltbühne. Europa war von unzähligen Grenzschranken durchzogen. Heute nennt sich die Gemeinschaft selbstbewusst Europäische Union (EU). Mit 27 Mitgliedstaaten, nun 493 Millionen Einwohnern und dem weltweit größten Binnenmarkt mit stärkstem Währungsraum ist die EU ein eigenständiger und einflussreicher Akteur im Weltgeschehen. Die globale Wirtschaftskraft, die die Gemeinschaft in wenigen Jahrzehnten entwickelte, überragte jedoch immer an Bedeutung den politischen Einfluss des Staatenverbunds in das Weltgeschehen. Doch spätestens seit dem Vertrag von Maastricht 1992 verringert sich die Distanz merklich. Die politische Union steht davor, Realität zu werden. Als Voraussetzung muss die europäische Verfassung wirksam werden. Die deutsche Ratspräsidentschaft wird dazu bis Jahresmitte Vorschläge machen und einen Zeitplan vorlegen. Der Erfolg hängt maßgeblich von der Unterstützung der europäischen Öffentlichkeit ab. Europa muss anschaulicher werden. Auch dazu will dieses Themenheft beitragen. 50 ereignisreiche Geschichtsjahre lassen sich natürlich nicht umfassend auf 24 Seiten unterbringen. Aber sie enthalten Kernbotschaften zum Verständnis, warum Europa für seine Bürger gut ist. Berlin, im Januar 2007 Dr. Gerhard Sabathil Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland DIE GESCHICHTE DER EU In Vielfalt geeint – ein kurzer historische Abriss Auf allen Seiten dieser Ausgabe nennen wir in einer Zeitleiste die wichtigsten Daten zur Geschichte der Europäischen Union. Einen vollständigen Überblick über die historischen Daten mit Videoclips, Fotos, Symbolen und historischen Texten finden Sie auf den Webseiten: ‡ http://europa.eu/abc/history/index_de.htm ‡ http://europa.eu/50/index_de.htm EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 3 GRUSSWORT GRUSSWORT Europa gelingt gemeinsam Bundesminister Dr. Thomas de Maizière, Chef des Bundeskanzleramtes, zur deutschen Ratspräsidentschaft Deutschland hat am 1. Januar dieses Jahres für sechs Monate die Präsidentschaft der EU übernommen. Wir wollen versuchen, in realistischer Einschätzung unserer Möglichkeiten, diese Monate zu nutzen, um unseren Beitrag zur Fortsetzung der europäischen Zusammenarbeit zu leisten. Zwei zentrale Vorhaben prägen unsere Präsidentschaft. Der Verfassungsprozess soll wieder in Schwung kommen und Europas Wirtschaft verstärkt an Dynamik gewinnen. In die Zeit unseres Vorsitzes fällt dabei ein besonderes Jubiläum, denn am 25. März feiern wir den 50. Geburtstag der Römischen Verträge. Zurückblickend sind die Erfolge der EU beachtlich: ein halbes Jahrhundert Frieden, Freiheit und Sicherheit, in dem schließlich sogar die Teilung des Kontinents überwunden wurde. Auch für unsere Zukunft wird Europa entscheidend bleiben, da die vielfältigen Herausforderungen einer globalisierten Welt für einzelne Länder alleine kaum mehr handhabbar sind. Am Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge werden die Staats- und Regierungschefs in Berlin zusammenkommen und die „Berliner Erklärung“ über Werte und Ziele der EU annehmen. Die Diskussion über Grundlagen und Ausrichtung Europas soll gleichzeitig einen Anstoß für den stockenden Verfassungsvertragsprozess geben. Europa muss sich wirtschaftlich behaupten können, um auf der internationalen Bühne mitzusprechen. Dazu wollen wir die Vollendung des Binnenmarkts vorantreiben. Fortschritte sind hier entschei- Die Ziele unserer Präsidentschaft sind ehrgeizig und ein halbes Jahr ist nicht viel Zeit. Daher werden wir uns eng mit unseren Nachfolgern Portugal und Slowenien abstimmen, um als erste Triopräsidentschaft der EU die europapolitische Kontinuität zu erhöhen. Darüber hinaus ist die Kommission entscheidender Partner für das Gelingen unseres Ratsvorsitzes. Durch ihre Präsenz in den Mitgliedstaaten trägt sie dazu bei, die Menschen für europäische Fragestellungen zu sensibilisieren und für Europa einzunehmen. Wir glauben, dass die vielfältige Unterstützung durch einen breiten Kreis von Akteuren entscheidend zum Erfolg der Präsidentschaft beiträgt, denn, wie unser Motto sagt, „Europa gelingt gemeinsam“. 1946 1946 14. bis 21. September 19. September In Hertenstein (Vierwaldstätter See) verabschieden föderalistische Gruppen das Hertensteiner Programm, das in zwölf Punkten den Aufbau einer europäischen Gemeinschaft auf föderativer Grundlage formuliert. Sie werden zum Gründungsdokument der späteren Europa-Union Deutschland. 4 dend, denn Größen- und Effizienzvorteile für europäische Unternehmen tragen zu mehr Wachstum in der EU bei. Allerdings wird der Binnenmarkt häufig mit Überregulierung assoziiert. Dabei brauchen wir nicht mehr, sondern besseres Recht. Als Präsidentschaft wollen wir uns für klare und verständliche Regeln auf Gemeinschaftsebene einsetzen und so zum Abbau unnötiger bürokratischer Belastungen beitragen. Weitere Kernanliegen sind Energie und Klimaschutz. Wir brauchen eine bezahlbare und sichere Versorgung mit Energie und müssen dabei den Klimaschutz fest im Blick behalten. Sowohl bei den Verhandlungen mit energieexportierenden Ländern als auch bei den multilateralen Gesprächen über Klimaschutz kann Europa mehr erreichen, wenn wir mit einer Stimme sprechen. Universität Zürich: Der britische Premierminister Sir Winston Churchill schlägt die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa vor. EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 DIE ZOLLUNION DIE ZOLLUNION Sechs Gründerstaaten setzen sich ehrgeizige Ziele Die Römischen Verträge markieren 1957 nicht nur den Beginn der politischen Integration Europas, sondern sie zeigen auch bereits die Richtung an, in die sich die EU später entwickeln soll. Sie sind die Antwort auf das Scheitern der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) im Jahre 1954 und setzen die Politik fort, die mit der Errichtung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) begonnen wurde. Die sechs Mitgliedstaaten der EGKS geben erstmals – wenn auch in einem begrenzten Bereich – nationale Souveränitätsrechte ab. Und sie formulieren Ziele, die weit über das hinausreichen, was damals erreichbar war. Bereits 1946 hatte der britische Premierminister Winston Churchill in seiner Züricher Rede vom 19. September zur Errichtung der „Vereinigten Staaten von Europa“ aufgerufen und die Bedeutung des deutsch-französischen Verhältnisses für die Entwicklung Europas betont. Nach dem Zweiten Weltkrieg weckte die Europa-Bewegung Begeisterung und erhielt starken Auftrieb. Der Europarat – nicht zu verwechseln mit dem Europäischen Rat – war das erste Gremium, in dem sich 1949 zehn europäische Staaten mit dem Ziel zusammenschlossen, für den Schutz der Menschenrechte und der Grundfreiheiten einzutreten. nichts unternahmen, stand uns ein neuer Krieg bevor. Deutschland wäre zwar nicht die Ursache, aber der Anlass.“ Robert Schuman, der französische Außenminister, übernahm den Plan. Er schlug vor, die Gesamtheit der französischen und deutschen Stahl- und Kohleproduktion einer gemeinsamen Behörde zu unterstellen. Diese EGKS sollte für die Beteiligung anderer Länder offen sein. Deutschland, Frankreich, Italien und die Benelux-Staaten griffen den Plan auf, so dass schon am 18. April 1951 ein Vertrag unterzeichnet werden konnte. Mit der EGKS wurden eine „Hohe Behörde“, die „Gemeinsame Versammlung“ (Vorläufer des Europäischen Parlaments), der „(besondere) Ministerrat“ und ein „Gerichtshof“ ins Leben gerufen. Sie dienten 1957 als Vorbilder für die Organe der anderen europäischen Gemeinschaften. Der Spaak-Bericht Die Montanunion Nach dem Scheitern der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft 1954 schien ein Fortschritt im europäischen Einigungswerk am ehesten im wirtschaftlichen Bereich möglich. Auf der Konferenz von Messina im Juni 1955 einigten sich die Außenminister der sechs EGKS-Staaten auf weitere Integrationsschritte. Eine Kommission unter der Leitung des belgischen Außenministers Paul-Henri Spaak sollte einen Bericht „über die Möglichkeiten einer allgemeinen Wirtschaftsunion sowie über eine Union im Bereich der Kernenergie“ ausarbeiten. Die Überlegungen zu einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS, auch Montanunion) waren von dem Gedanken geprägt, die mächtige, kriegsentscheidende Schlüsselindustrie Kohle und Stahl vor allem in Deutschland zu kontrollieren. Der Plan zur Montanunion stammt von dem französischen Unternehmer und Politiker Jean Monnet. Die Erinnerung an die Berliner Blockade 1948/1949 war noch frisch. Die Machtblöcke in West und Ost standen im „Kalten Krieg“. Monnet schrieb in seinen Memoiren: „Wenn wir Der „Spaak-Bericht“ enthielt den Vorschlag zur Errichtung eines gemeinsamen Marktes, einer Zollunion und einer Atomgemeinschaft. Am 19. Mai 1956 genehmigten die EGKS-Außenminister in Venedig diesen Bericht. Die Verhandlungen zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und Europäischen Atomgemeinschaft (EAG, heute Euratom) konnten mit der Unterzeichnung der Verträge am 25. März 1957 in Rom („Römische Verträge“) abgeschlossen werden. 1948 1950 8. bis 10. Mai 9. Mai Unter dem Vorsitz von Winston Churchill tagt in Den Haag ein Europa-Kongress, an dem mehr als 700 Politiker aus westeuropäischen Ländern teilnehmen. Wichtigstes Ergebnis: Gründung des Europarats, dem heute 46 Staaten als Mitglieder angehören, und EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 Gründung der Europäischen Bewegung. In Wiesbaden wird 1949 die deutsche Sektion, heute das Netzwerk Europäische Bewegung Deutschland, gegründet, der auch die Europa-Union angehört. EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 Der französische Außenminister Robert Schuman legt einen von Jean Monnet (Foto rechts) initiierten Plan vor. Danach soll die französisch-deutsche Stahlproduktion von einem gemeinsamen Organ verwaltet und allen europäischen Ländern der Beitritt zu dieser Organisation ermöglicht werden. 5 5 DIE ZOLLUNION DIE ZOLLUNION Die sechs Gründerstaaten – Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande – strebten im Rahmen der EWG vor allem eine Zollunion an, die Handelshemmnisse abbauen und einen gemeinsamen Außenzoll ermöglichen sollte. Im EWGVertrag fanden sich bereits weit reichende Vorstellungen zur Handels- und Agrarpolitik. So nannte der Vertrag als Ziele der neuen Gemeinschaft „die Errichtung eines Gemeinsamen Marktes und die schrittweise Annäherung der Wirtschaftspolitik der Mitgliedstaaten, eine harmonische Entwicklung des Wirtschaftslebens innerhalb der Gemeinschaft, eine beständige und ausgewogene Wirtschaftsausweitung, eine größere Stabilität, eine beschleunigte Hebung der Lebenshaltung und engere Beziehungen zwischen den Staaten.“ Der EuratomVertrag wiederum legte gemeinsame Regeln für die zivile Nutzung der Atomenergie fest. Das entsprach in der damaligen Zeit dem weltweiten Optimismus, über eine friedliche Nutzung der Kernenergie eine praktisch unerschöpfliche Energiequelle schaffen zu können. der Mitgliedstaaten gegenüber, und nach außen.“ Kein Mitglied kann vor Ablauf seiner Amtszeit von der nationalen Regierung abberufen werden. Die starke Stellung der Kommission erwies sich in der Aufbruchzeit von 1958 bis 1965 als politisch fruchtbar. Die Gemeinschaft konnte Zölle und Handelsschranken zwischen den Mitgliedstaaten abbauen. Auch die Einführung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) im Jahre 1962 mit dem Ziel der Schaffung eines gemeinsamen Marktes für Agrarerzeugnisse und der Einkommenssicherung der in der Landwirtschaft tätigen Personen spiegelte den Erfolg der Zusammenarbeit wider. Dagegen blieb die politische Integration zurück. Alle Versuche, über ein „Statut der Union der Europäischen Völker“ (FouchetPlan) eine engere Zusammenarbeit in der Außen-, Verteidigungs- und Kulturpolitik zu erreichen, blieben Anfang der 60er Jahre stecken. Auch zehn Jahre später hatte sich daran nicht viel geändert: Ein Vorstoß des belgischen Premierministers Leo Tindemans fand kein Echo. „Politik des leeren Stuhls“ Motor und Wächter Der EWG-Vertrag enthielt eine Reihe von Bestimmungen, die deutlich machen, dass die Gemeinschaft ein politisches Integrationsziel verfolgte. Das zeigte sich besonders an der unabhängigen Stellung der Kommission. Sie ist nach den Worten Walter Hallsteins, von 1958 bis 1967 der erste Präsident der EWG-Kommission, „Motor, Wächter und ehrlicher Makler“. 1967 wurde aus der EWG-Kommission die Kommission der Europäischen Gemeinschaften. Die drei Leitungsorgane – die Hohe Behörde der EGKS, die Kommission der Euratom und die Kommission der EWG – schlossen sich im so genannten Fusionsvertrag zu einem Gremium zusammen. Die Europäischen Gemeinschaften verfügten nun über vier gemeinsame Einrichtungen: Rat, Kommission, parlamentarische Versammlung und Gerichtshof. Doch das Herzstück ist die Kommission. Kein Mitglied der Kommission darf sich „als Interessenwahrer des Staates verstehen, dem es angehört“, schrieb Walter Hallstein. „Ihre Funktion ist es, das reine Gemeinschaftsinteresse zu verkörpern und zu vertreten, nach innen, besonders den partikularen Gewalten 1951 1952 18. April 23. Juli Unterzeichnung des Pariser Vertrages zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) zwischen Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden (die „Sechs“). 6 Am Widerstand Frankreichs scheiterte 1963 der Beitritt Großbritanniens zur EWG. Auch die Verhandlungen mit Dänemark, Irland und Norwegen lagen auf Eis. Der für den 1. Januar1966 vorgesehene Übergang von der Einstimmigkeit zu qualifizierten Mehrheitsentscheidungen im Ministerrat kam wegen der „Politik des leeren Stuhls“ nicht zustande. Der französische Präsident Charles de Gaulle blockierte ein halbes Jahr lang die Mitarbeit im Ministerrat. Diese Krise konnte erst mit dem Luxemburger Kompromiss vom 27. Januar 1966 gelöst werden. Der Kompromiss schrieb die Vetomöglichkeit bei wichtigen nationalen Interessen fest. Damit blieb der Konsens in den meisten Fragen notwendig. Ende der 60er Jahre sind auf wirtschaftlichem Gebiet viele der zentralen Punkte der Römischen Verträge erfüllt: die Einrichtung gemeinsamer Institutionen, die Vergemeinschaftung wichtiger Politikfelder wie der Landwirtschaft, die Nutzung der Atomenergie, der Gemeinsame Markt, die Freizügigkeit für Arbeitnehmer und die Vollendung der Zollunion 1968. Doch nach wie vor stagnierte die politische Integration. Inkrafttreten des Vertrags zur Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Jean Monnet wird zum Präsidenten der Hohen Behörde und Paul Henri Spaak (Foto rechts) zum Präsidenten der Gemeinsamen Versammlung ernannt. EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 PRÄSIDENTSCHAFT PRÄSIDENTSCHAFT Was Europa heute leisten kann ... Auszüge aus der Rede von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso vor dem Europäischen Parlament am 17. Januar 2007 Europas 50. Geburtstag ist eine Gelegenheit, unsere Errungenschaften zu feiern. Aber eine Generation, für die Europas ursprünglicher Zweck längst der Vergangenheit angehört, will wissen, was Europa heute und in der Zukunft für sie tun kann. Wir müssen klar machen, was Europa im Zeitalter der Globalisierung leisten kann. So werden wir beim Treffen der Staats- und Regierungschefs im März die Energie- und Klimaziele, die von der Kommission vorgeschlagen wurden, erneut zur Debatte stellen. In dieser Frage müssen wir weltweit führen. Wir brauchen eine Selbstverpflichtung der Industrieländer, ihre Treibhausgasemissionen bis 2020 um 30 Prozent zu senken. Das ist wesentlich für unser Ziel, die globale Durchschnittstemperatur nicht über zwei Grad Celsius ansteigen zu lassen, verglichen mit der vorindustriellen Zeit. Europa selbst muss mit gutem Beispiel vorangehen und seine CO2-Emissionen um mindestens 20 Prozent senken. Außerdem brauchen wir einen Energiebinnenmarkt, der nicht nur auf dem Papier steht. Das bedeutet: Wettbewerb, Wahlmöglichkeiten für Verbraucher und Trennung der Energieproduktion von der Energieverteilung. Das ist aber noch nicht alles. Wenn wir das verwirklichen wollen, brauchen wir ein klares Votum des Europäischen Parlaments bis zum Europäischen Rat im März 2007. Europa kann seinen Geburtstag nicht besser feiern als mit einem ehrgeizigen Zukunftsprogramm. Aber das wird nur ein Teil der Berliner Erklärung zum 50. Jahrestag der Römischen Verträge sein. Sie wird Gelegenheit bieten, das Bekenntnis zu den Grundwerten der EU zu erneuern, nach vorne zu blicken und zu sagen, wie es in den nächsten 50 Jahren weitergehen soll. Ich nenne dazu fünf Punkte: n Solidarität und Zusammenhalt in einem größeren Europa, n Nachhaltigkeit in der Energiepolitik, n Transparenz und freier Zugang zu allen Informationen für jeden Bürger, n Sicherheit für die EU-Bürger unter Wahrung der Grundfreiheiten, n das Eintreten für unsere europäischen Werte überall auf der Welt. Auch die Frage nach den europäischen Institutionen darf in der Berliner Erklärung nicht fehlen. Wir brauchen am Ende der deutschen EU-Ratspräsidentschaft eine „Road Map“ für die Neuordnung des institutionellen Gefüges noch vor der nächsten Europawahl 2009. Das Europa von morgen lässt sich nicht mit den Werkzeugen von gestern bauen. Die kommenden sechs Monate sind eine große Chance, einen Schritt voran zu kommen. KOMMISSIONSPRÄSIDENTEN 1958 – 1967 1967 – 1970 1970 – 1972 1972 – 1973 1973 – 1977 1977 – 1981 1981 – 1985 1985 – 1995 1995 – 1999 1999 – 2004 Seit 2004 1955 1957 8. Dezember 25. März Der Europarat bestimmt sein Emblem: blaue Fahne mit zwölf goldenen Sternen. Sie wird zur europäischen Flagge der EWG und später der EU: Der Kreis der goldenen Sterne steht für die Solidarität und Harmonie zwischen den europäischen Völkern. Die Zahl der Sterne hat nichts mit der Anzahl der Mitgliedstaaten zu tun – die Zahl zwölf ist traditionell das Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 Walter Hallstein Jean Rey Franco Maria Malfatti Sicco Mansholt François-Xavier Ortoli Roy Jenkins Gaston Thorn Jacques Delors Jacques Santer Romano Prodi José Manuel Barroso Deutschland Belgien Italien Niederlande Frankreich Großbritannien Luxemburg Frankreich Luxemburg Italien Portugal In Rom unterzeichnen die „Sechs“ (Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande) die Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom), die als die „Römischen Verträge“ bekannt werden. 7 EU-RATSPRÄSIDENTIN EU-RATSPRÄSIDENTIN Europas Seele ist die Toleranz Aus der Rede von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel am 17. Januar 2007 vor dem Europäischen Parlament Bei dem Versuch, das Wesen Europas bestimmen zu wollen, möchte ich an den berühmten Satz von Jacques Delors erinnern: „Wir müssen Europa eine Seele geben“. Ich darf hinzufügen: Wir müssen Europas Seele finden. Ist die Vielfalt diese Seele? Kaum jemand hat das schöner ausgedrückt als der Schriftsteller Karel Capek, ein großer Europäer aus Prag: „Der Schöpfer Europas machte es klein und teilte es sogar in winzige Stücke auf, so dass sich unsere Herzen nicht an der Größe, sondern an der Vielfalt erfreuen.“ Ganz zweifellos ist richtig, wenn gesagt wird, dass Europa von seiner Vielfalt lebt. Die Unterschiede zwischen unseren Nationen, zwischen den Regionen Europas, die Vielfalt der Sprachen und Mentalitäten – das alles wollen wir bewahren. Wir können und wollen nicht alles harmonisieren, was harmonisierbar wäre. Es ist die Freiheit, die diese Vielfalt möglich macht. Die Freiheit in all ihren Ausprägungen: die Freiheit, die eigene Meinung öffentlich zu sagen, auch wenn dies andere stört, die Freiheit, zu glauben oder nicht zu glauben, die Freiheit des unternehmerischen Handelns, die Freiheit des Künstlers, sein Werk nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Diese Freiheit braucht Europa wie die Luft zum Atmen. Wo sie eingeschränkt wird, verkümmern wir. Es ist für Europa lebenswichtig, sich immer bewusst zu sein: Freiheit gewinnt man nicht ein für allemal. Freiheit muss beinahe jeden Tag neu errungen werden. Und Freiheit ist nicht bindungslos. Sie ist untrennbar mit Verantwortung verbunden. Wenn wir also von wahrer Freiheit sprechen, dann sprechen wir tatsächlich immer von der Freiheit des anderen. Oder mit den berühmten Worten Voltaires: „Ich mag verdammen, was Du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, das Du es sagen darfst.“ Voltaire hat die Seele Europas in sich getragen. Denn Voltaires Satz zeigt: Das, was Europa auszeichnet, das, was seine Seele ausmacht, ist der Umgang mit unserer Vielfalt. Und das ist die Toleranz. Europas Seele ist die Toleranz. Um das zu lernen, haben wir Jahrhunderte gebraucht. Wir haben uns gegenseitig verfolgt und vernichtet. Wir haben unsere Heimat verwüstet. Wir haben gefährdet, was uns heilig ist. Die schlimmste Periode von Hass, Verwüstung und Vernichtung liegt noch kein Menschenleben hinter uns. Sie geschah im Namen meines Volkes. Aus dieser Jahrhunderte langen Geschichte sind wir in Europa ganz gewiss nicht zum Hochmut berechtigt gegenüber den Menschen und Regionen auf der Erde, die sich heute schwer tun, Toleranz zu üben. Aber aus dieser Jahrhunderte langen Geschichte sind wir in Europa dazu verpflichtet, überall in Europa und auf der ganzen Welt Toleranz zu fördern und allen zu helfen, Toleranz zu üben. Doch Europa darf niemals auch nur das geringste Verständnis haben für Intoleranz, für Gewalt von Rechts- und Linksextremismus, für Gewalt im Namen einer Religion. Die Toleranz ist ihr eigener Totengräber, wenn sie sich nicht vor der Intoleranz schützt. Oder mit den Worten Thomas Manns: „Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt.“ 1958 1958 1. Januar 19. März Die Römischen Verträge treten in Kraft. Der Deutsche Walter Hallstein wird erster Präsident der EWG-Kommission. Die Parlamentarische Versammlung tritt zu ihrer Eröffnungssitzung zusammen. Robert Schuman wird zum ersten Parlamentspräsidenten gewählt. 7. Oktober In Luxemburg wird der Europäische Gerichtshof errichtet. 8 EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 INTERVIEW INTERVIEW Gemeinsame Werte für die Zukunft Die „Berliner Erklärung“ muss ein Signal setzen Die EU-Nachrichten im Gespräch mit dem neu gewählten Präsidenten des Europäischen Parlaments, Dr. Hans-Gert Pöttering Herr Parlamentspräsident, Sie sind bereits seit der ersten Direktwahl Mitglied des Europäischen Parlaments. Welchen Platz hat sich die europäische Volksvertretung in dieser Zeit erobert? Das Europäische Parlament hat sich seit der ersten Direktwahl 1979 von einer weitgehend beratend tätigen Versammlung zu einem Parlament mit Gesetzgebungs-, Haushalts- und Kontrollbefugnissen entwickelt. Heute ist das Parlament gemeinsam mit dem Ministerrat der Gesetzgeber der Europäischen Union und übt mit ihm auch die Haushaltsbefugnisse aus. Die konstruktive Arbeit des Europäischen Parlaments hat maßgeblich dazu beigetragen, dass im Rat eine Einigung über ein so wichtiges Gesetzgebungsvorhaben wie die Dienstleistungsrichtlinie zustande gekommen ist. Dies macht deutlich, dass das Europäische Parlament in die Rolle eines wirklichen Gesetzgebungsorgans hineingewachsen ist. Woran hat es Ihrer Meinung hauptsächlich gelegen, dass die Abgeordneten begeisterte Europäer geworden sind, sie aber ihre Wähler nicht in gleicher Weise mitreißen konnten? Die Abgeordneten arbeiten sehr engagiert in ihren Wahlkreisen, um die Bürgerinnen und Bürger zu Hause zu erreichen und sie von den Vorteilen und der Notwendigkeit der Europäischen Union zu überzeugen. Allerdings ist es genauso wichtig, dass auch Mitglieder von Regierungen positiv über Europa reden. Man kann nicht Europa zum Sündenbock für alle möglichen Probleme machen und dann erwarten, dass die Bürgerinnen und Bürger begeisterte Europäer sind. Welchen Beitrag kann das Europäische Parlament leisten, die europäische Verfassung doch noch in trockene Tücher zu bringen? Es geht vor allem darum, die Substanz des Verfassungsvertrages, also vor allem die Reformen der Europäischen Union und die gemeinsamen Werte in die politische und rechtliche Wirklichkeit umzusetzen. Das Europäische Parlament hat der Verfassung bereits zugestimmt. Die Entscheidung für das weitere Vorgehen liegt jetzt in erster Linie bei den Mitgliedstaaten. Aber natürlich wird das Parlament weiter Überzeugungsarbeit leisten. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, dass Europäischer Rat, Europäisches Parlament und die Europäische Kommission am 25. März zum 50. Jahrestag der Römischen Verträge mit der „Berliner Erklärung“ ein Signal dafür setzen, dass wir gemeinsam auf Grundlage der uns verbindenden Werte die Zukunft gestalten wollen. Sie gehören zu den Initiatoren der „Berliner Konferenz“. Ihr Thema ist „Europa eine Seele geben“. Worin besteht für Sie die Seele Europas? Die Seele Europas – das sind für mich in erster Linie unsere gemeinsamen Werte. Die Würde des Menschen, die Beachtung des Rechts und das Bekenntnis zur Solidarität zwischen den Völkern der Europäischen Union sind die Grundlage, auf der wir unser Leben in Europa in einzigartiger Weise gestalten und bauen. Es ist die Grundlage für Frieden und Wohlstand und ein einzigartiges Sozialmodell in der Welt. Die Werte sind das Band, das uns alle vereint und unsere besondere europäische Identität ausmacht. 1959/1961 1961 8. Februar 1959 Juli bis Dezember Griechenland stellt einen Aufnahmeantrag. Im Laufe des Jahres stellen Irland, Dänemark, Norwegen und Großbritannien Anträge auf Mitgliedschaft in der EWG. Österreich, Schweden und die Schweiz streben ein Assoziierungsabkommen an. 10./11. Februar 1961 Auf einem Gipfeltreffen in Paris beschließen die Staats- und Regierungschefs der EWG, eine Politische Union zu schaffen (Fouchet-Plan). EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 9 STATEMENT STATEMENT Vor großen Aufgaben 1. Was ist für Sie die wichtigste Errungenschaft der EU? Die Methoden der Gemeinschaft und der EU haben sich als tauglich erwiesen, den Frieden in Europa zu sichern und den Nationalismus zurückzudrängen. Die EU war wirtschaftspolitisch zwar ein Erfolg, aber politisch insgesamt nur ein Teilerfolg. VON DER SECHSERGEMEINSCHAFT ZUR EUROPÄISCHEN UNION DER 27 1952 Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Niederlande 1973 Dänemark, Großbritannien, Irland 1981 Griechenland 1986 Portugal, Spanien 2. Was vermissen Sie in der EU? Die politische Einigung Europas stellt uns noch vor große Aufgaben. Die bestehenden Mittel, sie zu bewerkstelligen, sind begrenzt. Die Gemeinschaft ist nicht handlungsfähig genug, um die großen Aufgaben, die vor ihr liegen, zu bewältigen. Wenn wir die demographische Entwicklung des 21. Jahrhunderts und ihre Konsequenzen durchdenken, dann ist die politische Einigung schwieriger und zugleich dringlicher als heute angenommen. 1995 Finnland, Österreich, Schweden 2004 Estland, Lettland, Litauen, Malta Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Zypern 2007 Bulgarien, Rumänien DK 3. Wie sieht die EU in 50 Jahren aus? In 50 Jahren wird der US-amerikanische Anteil an der Weltbevölkerung auf weniger als fünf Prozent schrumpfen. Auch dieses Amerika wird auf ein handlungsfähiges Europa angewiesen sein wie umgekehrt die Europäer auf die USA. Der deutsche Föderalismus erweist sich oft als Hindernis für die Selbstbehauptung Europas. 1973 IRL UK 1973 NL 1973 1952 B D 1952 L 1952 1952 KARL-HEINZ NARJES Geboren am 30. Januar 1924 in Soltau, war von 1957 bis 1969 Kabinettschef und Generaldirektor in der EG-Kommission, dann bis 1973 Wirtschaftsminister in SchleswigHolstein. Von 1981 bis 1984 war Narjes EGKommissar unter anderem für Binnenmarkt und Zollunion, und von 1984 bis 1988 Vizepräsident der EG-Kommission und zuständig für Industriepolitik, Forschung und Innovation. I 1952 P 1986 1963 1965 14. Januar 8. April Pressekonferenz des französischen Staatspräsidenten de Gaulle – er spricht sich gegen die Aufnahme Großbritanniens in die EWG aus, die Beitrittverhandlungen mit allen interessierten Staaten liegen auf Eis. 10 F 1952 E 1986 Fusionsvertrag: Der Vertrag über die Vereinigung der Exekutivorgane der drei Gemeinschaften (EGKS, EWG, Euratom) wird in Brüssel unterzeichnet. Er tritt am 1. Juli 1967 in Kraft. EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 DAS EUROPA DAS DER BÜRGER EUROPA DER BÜRGER Menschen einander näher bringen Wirtschaftliche Einheit war die Triebfeder des europäischen Einigungswerks. Am Beginn stand die Montanunion, der Wunsch nach Entwicklung und Stabilität von Wirtschaft und Währung und der Hebung des Lebensstandards. In den folgenden Jahren rückten die Agrarpolitik, der Binnenmarkt und die Wettbewerbsregeln in den Mittelpunkt. So entstand ein Europa, das seine Kritiker gerne technokratisch nannten. Doch bereits 1952 sagte Jean Monnet: „Wir einigen keine Staaten, wir bringen Menschen einander näher“. FIN 1995 S 1995 EST 2004 LV 2004 LT 2004 Die ehemalige DDR wurde 1990 mit der Wiedervereinigung Deutschlands zu einem Teil der EU PL 2004 CZ 2004 A SK 2004 1995 H 2004 SLO RO 2007 2004 BG 2007 GR 1981 CY M 2004 2004 Die Steuer- und Zollbestimmungen, die einmal Leben und Arbeiten der Europäer einschränkten und den Waren-, Kapital- und Dienstleistungsverkehr bremsten, sind heute längst Erinnerung. Jungen Menschen ist kaum bewusst, dass sie täglich die Vorzüge des Binnenmarktes in Anspruch nehmen: riesige Produktvielfalt, freier Warenverkehr dank vereinheitlichter technischer Normen, niedrige Preise dank EU-weiten Wettbewerbs, Schutz der Verbraucher und der Umwelt. Europäischer Bürger zu sein bedeutet, elementare Rechte wie Freizügigkeit, Niederlassungsfreiheit und Aufenthaltsrecht zu genießen. Der Vertrag von Maastricht gibt jedem EU-Bürger – unabhängig von der Staatsangehörigkeit – das aktive und passive Wahlrecht bei Kommunalwahlen sowie bei Wahlen zum Europäischen Parlament. Der Vertrag von Amsterdam hat die Grundrechte weiter ausgebaut und die Gleichstellung von Mann und Frau gestärkt. Der Grundsatz der Nichtdiskriminierung wurde auf Geschlecht, Rasse, Religion, Alter und sexuelle Orientierung ausgedehnt. Die EU kann Sanktionen gegen einen Mitgliedstaat verhängen, wenn dieser gegen Grundfreiheiten und die Rechtsstaatlichkeit verstößt. Zusätzlich erleichtert der Amsterdamer Vertrag den Zugang zu den amtlichen Dokumenten der Europäischen Organe. Das Europa der Bürger ist ein politisches Europa – das wird sich auch in einer künftigen Neuordnung der Institutionen ausdrücken. 1966 1968 29. Januar 1. Juli „Luxemburger Kompromiss“: Beibehaltung der Einstimmigkeitsentscheidungen im Ministerrat, wenn „vitale Interessen“ eines Mitgliedslandes auf dem Spiel stehen. EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 Die Zollunion tritt in Kraft. Die verbleibenden Zölle im innergemeinschaftlichen Handel werden abgeschafft und die nationalen Zölle im Handel mit Drittländern durch den Gemeinsamen Außenzoll ersetzt. 11 DER BINNENMARKT DER BINNENMARKT Mehr Demokratie wagen Die Wirtschaftskrise, in der sich alle Mitgliedsländer seit der Ölkrise Mitte der 70er Jahre befanden, erhöhte den Reformdruck. Es folgten intensive Debatten über das institutionelle Gefüge und den Haushalt der Gemeinschaft. Die Folge waren wichtige Weichenstellungen in den 80er Jahren: In diesem Jahrzehnt wurde der Binnenmarkt vorbereitet, der bis heute ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Wirtschaftsmotor für die Konjunktur in den Mitgliedstaaten ist. Die Schaffung des Europäischen Währungssystems trug zur Konsolidierung des Zusammenhalts bei. Das noch junge Europäische Parlament mauserte sich in wenigen Jahren vom Zuhörer zum Mitgesetzgeber. gleichen Jahr der Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan. 1981 wurde in Polen das Kriegsrecht verhängt, ein Jahr später stritt Großbritannien militärisch mit Argentinien um die Falklandinseln. Im Juni 1979 wählten die Bürger erstmals direkt ihre Europaabgeordneten. Bis dahin waren die Mitglieder der so genannten Parlamentarischen Versammlung von ihren nationalen Parlamenten delegiert worden. Die erste Direktwahl geht auf einen Beschluss zurück, den die Außenminister der damals neun Mitgliedstaaten am 20. September 1976 gefasst hatten. Der Begriff von einem Europa der Bürger kam auf. Doch nicht die Außenpolitik, sondern die Landwirtschaftspolitik prägte das Bild der Gemeinschaft. Preis- und Mengengarantien für Agrarprodukte hatten über die Jahre zu Überschüssen und tiefen Löchern im Gemeinschaftshaushalt geführt. Die Mitgliedstaaten bestimmten über die Ausrichtung der Subventionen und taten sich schwer, eine Marktordnung zu begraben, die einst darauf ausgerichtet war, die Unterversorgung des Marktes mit europäischen Agrarerzeugnissen auszugleichen. Dieses Ziel war eindeutig erreicht worden. Zu den ohnehin bestehenden Finanzierungsproblemen der Gemeinschaft kam die Forderung der 1979 ins Amt gewählten britischen Premierministerin Margaret Thatcher nach einem Rabatt für ihr Land. Großbritannien, Irland und Dänemark hatten 1973 die Gemeinschaft auf neun Mitgliedstaaten erweitert. Acht Jahre später eröffnete Griechenland die Runde der Süderweiterung. Fünf Jahre danach kamen Spanien und Portugal hinzu. Die Aussicht auf Mitgliedschaft hatte wesentlich zur Stabilisierung dieser vergleichsweise jungen Demokratien beigetragen. Die Themen, mit denen die Europakandidaten im Frühjahr 1979 in den Wahlkampf zogen, haben ihren aktuellen Bezug nicht verloren: Sie warben für ihre Partei und Europa als Garanten für Frieden und Freiheit, als eine Chance auf Wirtschaftswachstum und somit auf neue Arbeitsplätze. Die Forderung nach einer gemeinsamen Energiepolitik und Umweltthemen eroberten sich ihren Platz in den Wahlprogrammen. Die Auswahl politischer Themen lässt sich aus Ereignissen der Zeit ableiten: Die Ölkrise war in frischer Erinnerung, führte sie doch den Europäern die wachsende Abhängigkeit von Energiequellen außerhalb ihrer politischen Reichweite vor Augen. Zunehmende Luft- und Gewässerverschmutzung machte bewusst, dass solche Probleme nicht innerhalb nationaler Grenzen aus der Welt zu schaffen waren. Auch kriegerische Konflikte prägten die Nachrichten: Der politische Umsturz im Iran 1979, im Finanzierungsprobleme Die Integration hatte aber auch eine Kehrseite: In der europäischen Gesetzgebung, an der das Europäische Parlament nur indirekt beteiligt war, galt damals das Prinzip der Einstimmigkeit bei Ministerratsbeschlüs- 1969/1973 1976 Juli 1969 12./13. Juli Der Europäische Rat nimmt die Prüfung der Betrittsanträge Großbritanniens, Dänemarks, Irlands und Norwegens wieder auf. 1. Januar 1973 Dänemark, Irland und Großbritannien treten der EU bei. 12 Die Gründerstaaten hatten sich zwar zusammengetan, um den Frieden in Europa dauerhaft zu sichern. Doch ist dieser nicht zum Selbstläufer geworden, sondern muss immer wieder neu abgesichert werden. Die bestehenden Verträge waren darauf ausgerichtet, die Wirtschaftskräfte ihrer Mitglieder zu bündeln, jedoch nicht, um außenpolitisch zu reagieren. Der Europäische Rat in Brüssel legt Anzahl und Verteilung der Sitze des Europäischen Parlaments fest. Demonstration für europäische Wahlen (rechts). EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 DER BINNENMARKT DER BINNENMARKT sen. Doch es waren zahlreiche Initiativen notwendig, um den Reformstau mit Inkrafttreten der Einheitlichen Europäischen Akte (EEA) am 1. Juli 1987 vorläufig aufzulösen. Weil sich der Prozess über Jahre hinzog und Beitrittskandidaten auf eine baldige Aufnahme drängten, wurde die Frage „Erweiterung oder Vertiefung?“ diskutiert. Die 1957 gegründete Wirtschaftsgemeinschaft in eine Europäische Union münden zu lassen, kam als Idee bereits in den frühen 70er Jahren auf. Konkretisiert wurde sie Ende 1975 im Bericht des damaligen belgischen Premierministers Leo Tindemans. Weder sein Vorstoß noch ein 1976 vom Europäischen Rat verabschiedeter Rahmenplan zur Entwicklung einer Europäischen Union brachten aber Tempo in den Reformprozess. Neuer Schwung mit Jacques Delors Nun unternahmen der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher und sein italienischer Amtskollege Emilio Colombo einen erneuten Anlauf in Richtung EU. Ihre am 6. November 1981 dem Europäischen Parlament vorgelegte Genscher-Colombo-Initiative ist eine Grobskizze des über zehn Jahre später unterzeichneten Vertrags über die Europäische Union. Aber auch das noch junge Europäische Parlament (EP) steuerte mit einem am 14. Februar 1984 verabschiedeten Entwurf für einen Vertrag zur Gründung der Europäischen Union Mosaiksteine für den nächsten Integrationsschritt bei. Die Mitgliedstaaten nahmen die Parlamentsinitiative nicht nur zur Kenntnis, sondern setzten ein Gremium ein, das die institutionellen Vorschläge auf ihre Realisierbarkeit prüfte. Der daraus hervorgegangene Dooge-Bericht schlug eine Regierungskonferenz vor, um einen EU-Vertrag auszuhandeln. Der Zwischenschritt zum Unionsvertrag war die Einheitliche Europäische Akte (EEA). ohne Grenzen“ war populär. Dazu aber mussten die Institutionen und das Gesetzgebungsverfahren reformiert werden. Das geschah mit der EEA, der ersten großen Vertragsreform. Ein zentraler Punkt war die Abschaffung des Vetorechts einzelner Staaten in der Binnenmarktgesetzgebung, wobei allerdings zahlreiche Ausnahmen bestehen blieben, und die Einbindung des Europäischen Parlaments ins Gesetzgebungsverfahren. Mit der EEA wurde aus der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft die Europäische Gemeinschaft, nicht aber die Europäische Union. Das geschah erst im nächsten Reformschritt, der vor allem durch die poltischen Veränderungen in Mittel- und Osteuropa ausgelöst worden war. Die Frage nach „Erweiterung oder Vertiefung“ stellte sich Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre nicht mehr. 1990 beriefen die mittlerweile zwölf Mitgliedstaaten eine Regierungskonferenz ein, die die nächste Vertragsreform ausarbeiten sollte. Der Maastricht-Vertrag Frischen Schwung brachte 1985 der neue Kommissionspräsident Jacques Delors mit seinem Weißbuch zum Binnenmarkt. Rund 280 Regelungen waren darin aufgezählt, die für die Verwirklichung des gemeinsamen Marktes notwendig waren. Am 1. Januar 1993 wurde ein grenzenloser Binnenmarkt für 457 Millionen Europäer Wirklichkeit. Jacques Delors wurde der bekannteste Europäer und sein Schlagwort von einem „Europa Am 7. Februar 1992 setzten die Staats- und Regierungschefs im holländischen Maastricht ihre Unterschrift darunter. Der Vertrag über die Europäische Union brachte den Unionsbürgern nicht nur den Euro, den in der Öffentlichkeit berühmtesten Teil des Vertragswerks. Während die Einheitliche Europäische Akte als Vertragsreform die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit kaum auf sich zog, war die öffentliche Meinung über das Vertragswerk von Maastricht gespalten. Die Unionsbürgerschaft reichte den Bürgern nicht aus, um die Weiterentwicklung zu einer politischen Union zu akzeptieren. Hinzu kamen Vorbehalte gegen die Einführung des Euro. In Dänemark akzeptierte die Bevölkerung den Vertrag erst in einer zweiten Volksabstimmung, so dass dieser erst mit Verspätung am 1. November 1993 in Kraft treten konnte. Der Maastricht-Vertrag legt die Vorschriften für die gemeinsame Währung, für die Außen- und Sicherheitspoiltik und die Zusammenarbeit in den Bereichen Justiz und Inneres fest. Der Europäische Rechnungshof, der das Finanzmanagement des EU-Haushalts überprüft, erhält den Rang eines EUOrgans. Die Europäische Gemeinschaft heißt nun offiziell „Europäische Union“. 1977 1978 Januar und Juli 6./7. Juli Portugal und Spanien beantragen den Beitritt zur EG. EU-NACHRICHTEN Themenheft Der Europäische Rat beschließt die Gründung des Europäischen Währungssystems (EWS) und die Einführung einer europäischen Währungseinheit (ECU). Sie treten 1979 in Kraft. Nr. 18 13 STATEMENTS STATEMENTS Was ist für Sie die wichtigste Errungenschaft der EU? Was vermissen Sie in der EU? Wie sieht die EU in 50 Jahren aus? Biographische Hinweise Dass Sie uns ein halbes Jahrhundert Frieden und Wohlstand beschert hat. Echte Europäer, die zur europäischen Integration stehen und stolz darauf sind, dieses in der Welt einzigartige Projekt mit Überzeugung zu leben. Hoffentlich selbstbewusster. Monika Wulf-Mathies (SPD), geboren 1942 in Wernigerode, wurde 1982 zur Vorsitzenden der Gewerkschaft ÖTV gewählt. Zwischen 1995 und 1999 war sie Mitglied der EU-Kommission, zuständig für Regionalpolitik und den Ausschuss der Regionen. Die wichtigste Errungenschaft der EU ist, eine Friedenszone geschaffen zu haben, dass in Europa Kooperation statt Konfrontation herrscht, Integration und Identität kein Widerspruch sind und Europa ein Vorbild für andere Regionen in der Welt darstellt. Ich vermisse in der EU eine aufeinander abgestimmte gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, eine gemeinsame Armee und Vorbilder, wie es sie früher gegeben hat, statt vieler Technokraten. In 50 Jahren werden alle europäischen Staaten Mitglied der EU sein. Theo Waigel (CSU), geboren 1939 in Oberrohr (Schwaben), wurde 1988 zum Vorsitzenden der CSU gewählt. Von 1989 bis 1998 war er Bundesminister der Finanzen in der Regierung Helmut Kohl. Dass sie Frieden, Demokratie und Marktwirtschaft ohne Waffengewalt exportiert und die Völker miteinander vereint hat. Dass wir heute in Eintracht mit unseren Nachbarstaaten leben, verdanken wir der europäischen Einigung. Mehr Demokratie. Die gibt es erst, wenn es eine richtige europäische Regierung und Opposition, eine europäische Öffentlichkeit und europäische Wahlen gibt. Größer. Mitglied kann sein, wer sich mit unseren Werten identifiziert und die Kriterien der Gemeinschaft erfüllt. Heute kann Europa entscheiden, ob es in Zukunft das Museum der Welt sein will. Oder aber: die Denkfabrik der Welt. Silvana Koch-Mehrin (FDP), geboren 1970 in Wuppertal, gehört seit 1999 dem Bundesvorstand der FDP an. Als Spitzenkandidatin der FDP bei der Europawahl 2004 führte Koch-Mehrin ihre Partei nach zehnjähriger Abstinenz in das Straßburger Parlament zurück. Die EU ist historisch einmalig erfolgreich. Trotz aller Krisen ist die Entwicklung von Wohlstand, Lebensqualität und kulturellem Austausch atemberaubend positiv. Die EU ist mit 27 Ländern nicht mehr hinreichend handlungs- und entscheidungsfähig. Wir brauchen dringend die Realisierung der Kernelemente des vorliegenden Verfassungsvertrags. Die EU hat als rein ökonomische Veranstaltung keine Zukunft. Ein ständiger Erweiterungsprozess als Freihandelszone würde zur Überdehnung führen. Das europäische Modell kann nur als Wertegemeinschaft funktionieren. Dieter Spöri (SPD), geboren 1943 in Stuttgart, war von 1976 bis 1988 im Deutschen Bundestag und von 1992 bis 1996 stellvertretender Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Seit Juni 2006 ist er der Präsident der Europäischen Bewegung Deutschland (EBD). Die Überwindung teilender Grenzen und die Sicherung des Friedens. Die gegenseitige Kenntnis von nationalen Kulturen und der gemeinsamen bzw. trennenden Geschichte. Wie ein Flächenstaat. Gesine Schwan, geboren 1943 in Berlin, ist die Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder und Koordinatorin der Bundesregierung für die deutsch-polnischen Beziehungen 1979/1981 1983 7. bis 10. Juni 1979 14. Juni Erste allgemeine Direktwahlen zum Europäischen Parlament. 1. Januar 1981 Beitritt Griechenlands als zehntes Mitglied der Gemeinschaft. 14 Der Abgeordnete des Europäischen Parlaments Altiero Spinelli legt dem Europäischen Parlament den Entwurf des Vertrags zur Errichtung der Europäischen Union vor. Am 14. Februar 1984 nimmt das Europäische Parlament mit großer Mehrheit den Entwurf eines Vertrages zur Gründung der Europäischen Union (Spinelli-Entwurf) an. EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 DIE WÄHRUNGSUNION DIE WÄHRUNGSUNION Reform und Erweiterung Die Union treibt ihre Integration voran und wächst – doch das Europa-Bewusstsein ihrer Bürger hält nicht Schritt. Auf diese Formel ließen sich die Jahre zwischen 1993 und 2007 bringen. Am Anfang stand das Beitrittsversprechen für die neuen Demokratien Mittel- und Osteuropas – und am Ende die Einführung des Euro als einheitliches Zahlungsmittel in 13 Ländern der Europäischen Union sowie die Erweiterung von 15 auf 27 Mitgliedstaaten. Dazwischen lag das Ringen um die politische Reform der Union, ohne die es keine Erweiterung geben sollte. Schwedens und Finnlands Anfang 1995. Doch bald war klar: Der Stand der Integration würde die Institutionen und Entscheidungsprozesse schnell überfordern. Der Kollaps war vorhersehbar, wenn die Erweiterung auf 25 oder gar 28 Mitglieder ohne grundlegende Reformen vollzogen würde. So setzte eine Reformdiskussion ein, die 1996 ihren Höhepunkt erreicht. Eine europäische „Reflexionsgruppe“ sollte Vorschläge für die Reform des Maastrichter Vertrages machen. Doch die Regierungen ergingen sich in politischer Taktik. Jeder wartete ab, wie sich die Dinge entwickelten. Die Konferenz von Maastricht hatte die europäische Integration schneller vorangetrieben, als dies vor dem Fall der Berliner Mauer im Jahre 1989 irgend jemand ahnen konnte. Angesichts der Balkan-Kriege war das auch nötig: Plötzlich schien nämlich der Eintritt Mittel- und Osteuropas in ein friedliches und prosperierendes Gesamteuropa nicht mehr so selbstverständlich. Der Rückfall Europas in Auseinandersetzungen der Nationalstaaten wurde wieder denkbar, entfacht durch soziale und ethnische Spannungen. Die Union nimmt Tempo auf Der Binnenmarkt war vollendet. Die Gemeinschaft hatte sich von einer wirtschaftlich integrierten Vereinigung zu einer politischen Union weiterentwickelt, die durch den neu geschaffenen EU-Vertrag auch eine Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und eine Zusammenarbeit der Justiz- und Innenpolitik umfasst. Sie wurde zum Magneten für die mittel- und osteuropäischen Staaten. Nach dem Selbstverständnis des geeinten Europas führte der Weg dieser Staaten zu Demokratie und Marktwirtschaft in die Europäische Union. Nur so werde die Teilung Europas überwunden. Und diese entwickelten sich problematisch. Die Ratifizierung des Vertrags von Maastricht erwies sich als unerwartet schwierig – Volksentscheide über die Unionsordnung gab es in Dänemark, Irland und Frankreich. In Dänemark verweigerten die Bürger zunächst die Zustimmung. Europamüdigkeit machte sich breit, die Beteiligung an den Europawahlen sank. Der rasche Einigungsprozess hatte die Bürger nicht ausreichend eingebunden und war begleitet von wachsender Skepsis und Distanz gegenüber dem Tempo der Integration. Auch der Euro, für dessen Einführung der Zeitplan 1995 festgelegt wurde, war in den meisten Ländern zunächst unpopulär. Der Gipfel von Kopenhagen 1993 eröffnete diesen Staaten die Beitrittsperspektive, sofern sie in der Lage waren, den gemeinschaftlichen Besitzstand der Rechte und Pflichten (acquis communautaire), die für alle Mitgliedstaaten verbindlich sind, zu übernehmen. Dies galt auch für den Beitritt Österreichs, Vor diesem Hintergrund wurde mit der Vertragsrevision von Amsterdam 1997 der Versuch unternommen, die Werte und Erwartungen der Bürger einzubeziehen. Beschäftigung und Soziales rückten stärker in den Blickpunkt der Gemeinschaftspolitik. Die Zusammenarbeit in der Justiz- und Innenpolitik wurde vertieft, die Grundlage für eine gemeinsame Asyl- und Einwanderungspolitik gelegt. Die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik repräsentiert seitdem unabhängig vom Ratsvorsitz ein ständiger „Hoher Vertreter“. Das Verfahren der Mitentscheidung, das bereits durch den Vertrag von Maastricht eine Stärkung der Rolle des Europäischen Parlaments ermöglichte, wurde weiter ausgebaut. Als wichtige Entscheidung galt eine neue Flexibilitätsklau- 1985 1985/1986 7. Januar 14. Juni 1985 Jacques Delors wird Präsident der Europäischen Kommission. Schengen-Abkommen: Die Benelux-Staaten sowie Frankreich und Deutschland unterzeichnen ein Abkommen zur Abschaffung der Grenzkontrollen. 1. Januar 1986 Spanien und Portugal treten der EU bei. EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 15 DIE WÄHRUNGSUNION DIE WÄHRUNGSUNION sel im Vertragswerk: In einer künftigen erweiterten EU dürfen die Mitgliedstaaten das Tempo und die Ziele einer engeren Zusammenarbeit selbst bestimmen. „Amsterdam“ setzte das Signal für die Erweiterung der Union: Die EU beschloss, Beitrittsverhandlungen mit Polen, Ungarn, Tschechien, Slowenien, Estland und Zypern aufzunehmen. Mehr noch: 1999 entschied der Europäische Rat in Helsinki, neben den bereits laufenden Verhandlungen die Beitrittsverhandlungen mit Bulgarien, Lettland, Litauen, Rumänien und der Slowakei zu beginnen und der Türkei den Kandidatenstatus zu geben. War dies der endgültige Abschied vom alten Europa, wie viele meinen? Die alten Visionen aus den 50er Jahren – Europäischer Bundesstaat oder europäischer Staatenbund – standen nicht mehr zur Debatte. Den Staatenbund hatte die EU mit ihren umfangreichen Kompetenzübertragungen und dichten Vernetzungen längst hinter sich gelassen. Die für einen Bundesstaat nötige Ordnungsidee und Bereitschaft zu Souveränitätsverzicht fehlte. Kompromisse statt Visionen Mangel an Reflexion und Zielperspektive einer großen europäischen Union monierte der prominente Europa-Experte Werner Weidenfeld. Eine Diagnose, die in den 90er Jahren von vielen gestellt wurde. Statt von gemeinsamer kultureller und historischer Identität Europas war immer öfter von Stabilität durch Prosperität die Rede. Die EU als sicherheitspolitische Macht – eine interessante Vision, aber vom alten Traum eines staatsähnlich geeinten Europas, das gar Gegengewicht zu USA und China werden könnte, ist das denkbar weit entfernt. Ein neuer Anlauf Der Europäische Konvent legte 2003 den Entwurf eines Verfassungsvertrages vor. Als Hürden hatten sich die Festlegung auf eine Stimmenverteilung im Ministerrat erwiesen, aber auch Forderungen nach einem Gottesbezug in der Präambel. Am 29. Oktober 2004 wurde der „Vertrag über eine Verfassung für Europa“ in Rom feierlich unterschrieben. Neben einer Präambel (ohne Gottesbezug) besteht er aus vier Teilen: Im ersten werden die „Grundsätze“ der Europäischen Union beschrieben, im zweiten Teil ist die „Charta der Grundrechte“ verankert. Der dritte Teil ist der umfangreichste: Die hier festgelegten Bestimmungen wurden aus dem EG-Vertrag übernommen. Der Konvent hat die bestehenden Paragraphen redaktionell angepasst und neu strukturiert. Die Übergangs- und Schlussbestimmungen im letzten Teil beschreiben im Wesentlichen die Verfahren bei künftigen Verfassungsänderungen. Die europäische Politik reagierte pragmatisch und schloss die notwendigen Kompromisse. Die Regierungskonferenz von Nizza leitete im Jahre 2000 weitere Schritte zu institutionellen Reformen ein. Sie eröffnete die Chance, ein verfassungsähnliches Dokument für die Europäische Union zu entwickeln. Die Regierungschefs beauftragten im Dezember 2001 einen Europäischen Konvent aus Parlamentariern und Regierungsvertretern unter der Leitung des früheren französischen Staatsprä- Im November 2006 sollte die europäische Verfassung in Kraft treten. Die Regierungschefs gingen ursprünglich davon aus, dass zwei Jahre reichen müssten, um das Vertragswerk in allen 25 Mitgliedstaaten ratifizieren zu lassen. Das Nein der Franzosen und Niederländer Ende Mai, Anfang Juni 2005 brachte diesen Fahrplan allerdings gehörig durcheinander. Unmittelbar darauf beschloss der Europäische Rat, eine einjährige Pause einzulegen. Einen neuen Anlauf hat die deutsche EU-Ratspräsidentschaft unter Bundeskanzlerin Angela Merkel Anfang 2007 vorgenommen. Bis zur nächsten Europawahl im Jahr 2009 soll ein neuer Vertrag vorliegen, auch wenn dieser mit dem ursprünglichen Entwurf des Verfassungsvertrags nicht mehr in allen Teilen identisch ist. 1987 1989 1. Juli 12. April Die Einheitliche Europäische Akte tritt in Kraft. Sie zielt auf die Vollendung des Binnenmarktes durch eine Stärkung des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhaltes und eine Vertiefung der währungspolitischen Zusammenarbeit. 16 sidenten Valéry Giscard d’Estaing, die europäischen Verträge zu überarbeiten. Auch die deutschen Bundesländer waren an der Ausarbeitung beteiligt. Inzwischen aber hatte Europa noch einen weiteren beachtlichen Schritt getan: zum 1. Januar 2002 haben die Europäer ein Kernsymbol nationaler Identität – ihre Währungen – aufgegeben. Mit dem Euro sind mittlerweile 13 EU-Mitgliedstaaten ein Stück näher zusammengerückt. Delors-Bericht zur Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) vorgelegt: er sieht die Einführung einer WWU in drei Stufen vor. EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 INTERVIEW INTERVIEW Von 15 auf 27 Mitgliedstaaten Wir hatten die Weichen richtig gestellt Interview mit dem ehemaligen Präsidenten des Europäischen Parlaments, Dr. Klaus Hänsch Ein „großes Wunder“ ist es für Klaus Hänsch, dass sich die Regierungen von 27 Ländern entschlossen haben, ihre Zukunft unauflöslich gemeinsam zu gestalten. An diesem Wunder wirkt er seit Jahrzehnten an prominenter Stelle mit: als einer der führenden Sozialdemokraten im Europäischen Parlament, vor allem als dessen Präsident von1994 bis1997 – Jahre, in denen die Weichen für die Erweiterung und die Euro-Einführung gestellt wurden. Herr Hänsch, prägend für die Jahre seit 1993 war das Beitrittsversprechen für die neuen Demokratien Mittel- und Osteuropas. Ging diese Entwicklung nicht doch zu schnell? Diese Meinung teile ich nicht! Die Erweiterung ist eine Erfolgsgeschichte: ökonomisch, sicherheitspolitisch und auch ökologisch. Von der Selbstbefreiung der ost- und mitteleuropäischen Staaten bis zum Beitritt 2004 sind 14 Jahre vergangen. Zehn Jahre lang haben wir intensiv verhandelt. Angesichts der historischen Dimension des Umschwungs in Europa war das nicht zu kurz. Davon zu sprechen, verbietet sich gerade für uns Deutsche. Als die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl auf den Weg gebracht wurde, lagen der Krieg und der Zusammenbruch Nazi-Deutschlands gerade fünf Jahre zurück. Haben die Bürgerkriege auf dem Balkan eine Rolle gespielt? Gab es die Sorge vor einem Rückfall Europas in nationalistische und ethnische Konflikte? Die Balkankriege haben die Erweiterung nicht befördert und nicht behindert. Sie war allen Beteiligten so selbstverständlich, dass sie jedenfalls kommen musste. In anderer Hinsicht hatten die Ereignisse auf dem Balkan aber Aus- wirkungen: Sie haben den Regierungen in der Union klar gemacht, wie dringend sie eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik brauchen. Was sagen Sie zu der These, die Erweiterung um Staaten Mittel- und Osteuropas und das Aufnahmeversprechen an die Türkei habe die Weiterentwicklung der Union zu einem Bundesstaat abgeschnitten? Dem widerspreche ich entschieden! Die Bundesstaatsvision hatte sich schon mit dem Beitritt Großbritanniens und der skandinavischen Staaten erledigt. Die OstErweiterung hat das nur noch deutlicher gemacht. Die Integration Europas hatte längst eine eigene Richtung eingeschlagen. Aus der Union wird zwar kein Bundesstaat, aber sie ist heute schon weit mehr als ein lockerer Staatenbund. Für den sind die Verflechtungen bereits viel zu eng. Die Diskussion darüber, wie sich diese Union politisch weiterentwickeln will, ist heute angesichts der Verhandlungen mit der Türkei in vollem Gange. Hinter dem Beschluss, die Türkei zum Beitrittskandidaten zu machen, steht die Idee, die Erweiterung als Instrument der EU-Außenpolitik zu nutzen. Das ist ein Fehler. Wenn wir die Türkei aufnehmen, mit welchem Argument wollen wir dann etwa der Ukraine oder Georgien und anderen den Beitritt verwehren? Dann würde sich die Union tatsächlich zu einem lockeren Staatenbund zurückverwandeln. Den Durchbruch bei der institutionellen Weiterentwicklung gab es in den 90er Jahren nicht. Stattdessen Kompromisse auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner ... Ich sehe das ganz anders. Man muss sich anschauen, 1990 1991 3. Oktober 9./10. Dezember Mit Inkrafttreten des Einigungsvertrags gehören auch die fünf neuen Bundesländer zur EU. EU-NACHRICHTEN Maastrichter Vertrag über die Gründung der Europäischen Union (EU), eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) und eine engere Zusammenarbeit in den Bereichen Justiz und Inneres. Er tritt nach der Ratifizierung durch die Parlamente bzw. durch Volksabstimmungen am 1. November 1993 in Kraft. Themenheft Nr. 18 17 INTERVIEW INTERVIEW was seit Maastricht und der Euro-Einführung alles verändert worden ist. Sicher war der EU-Gipfel in Nizza 2000 ein Fehlschlag, wenn man den großen Durchbruch bei der Reform der Institutionen und Verfahren erwartet hatte. Die Enttäuschung ist vor dem Hintergrund des rasanten Umschwungs in Europa seit 1989 verständlich. Wir hatten politische Wunder in Osteuropa erlebt und wollten weitere im Westen sehen. Dabei ist die Tatsache, dass sich die Regierungen von 27 Staaten entschlossen haben, ihre Zukunft unauflöslich gemeinsam zu gestalten, schon an sich ein großes Wunder, ein Vorgang ohne historisches Vorbild. Wie auch immer die Verfassungsdiskussion ausgehen wird: Wenn die EU erhalten bleibt, haben wir mehr erreicht als die Schlagbaum-Säger der 50er Jahre zu träumen wagten. Die Union hat sich erweitert, hat ihre Integration vertieft, ist wirtschaftlich erfolgreich – doch das EuropaBewusstsein ihrer Bürger hat nicht Schritt gehalten. Warum hat das Interesse am Europäischen Parlament von Wahl zu Wahl abgenommen? Das ist ein ernstes Problem. Die Realität Europas und das Bewusstsein der Bürger klaffen seit den 90er Jahren immer weiter auseinander. Das hat nicht nur mit der EU zu tun, sondern mit einem tiefer liegenden Partizipations- und Demokratieproblem: Schauen Sie sich die Wahlbeteiligung bei Kommunalwahlen, selbst bei Landtagswahlen Was war für Sie ganz persönlich der politische Höhepunkt dieser Jahre? Zweieinhalb Jahre Präsident des Europäischen Parlaments gewesen zu sein – und in dieser Zeit viel erreicht zu haben. Ich konnte eine Reform der Arbeit des Parlaments durchsetzen, die viele Unzuträglichkeiten abgeschafft und die Außendarstellung verbessert hat. Wir haben erreicht, dass sich jeder Kommissar vor seinem Amtsantritt einer öffentlichen Anhörung durch das Parlament stellen muss. Diese Befragung und die gegebenenfalls darauf folgende Ablehnung eines Kandidaten gehört heute, obwohl nirgendwo festgeschrieben, zu den unumstrittenen Rechten des Parlaments. So gestaltet man Verfassungswirklichkeit in Europa. Nicht zuletzt: Unter meiner Präsidentschaft haben die Regierungen das Parlament erstmals wirklich als Partner und Kontrahenten wahrgenommen. Ohne die Mitentscheidungsbeschlüsse von Maastricht wäre das alles nicht möglich gewesen KLAUS HÄNSCH PRÄSIDENTEN DES EUROPAPARLAMENTS SEIT 1979 Geboren am 15. Dezember 1938 in Sprottau (Schlesien), studierte Politologie, Geschichte und Soziologie in Köln, Paris und Berlin, wurde Referent im Ministerium für Wissenschaft und Forschung in Nordrhein-Westfalen und ist seit 1979 Mitglied des Europäischen Parlaments für die Sozialistische Fraktion (PSE). Präsident des Europäischen Parlaments war er von1994 bis1997. Danach gehörte er zum Präsidium des „Konvents zur Zukunft Europas“ (2002-2003) und vertrat das Europäische Parlament bei den Regierungskonferenzen 2003 und 2004. Heute ist er Mitglied des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten, Menschenrechte, gemeinsame Sicherheit und Verteidigungspolitik. 1979 – 1981 1982 – 1984 1984 – 1987 1987 – 1989 1989 – 1992 1992 – 1994 1994 – 1997 1997 – 1999 1999 – 2002 2002 – 2004 2004 – 2006 Seit 2007 1993 1993 1. Januar 29. Oktober Der Europäische Binnenmarkt ist verwirklicht. 21./22. Juni Kopenhagen-Kriterien: Der Europäische Rat in Kopenhagen sichert den assoziierten Ländern Mittel- und Osteuropas zu, dass sie die Vollmitgliedschaft erwerben können, wenn sie die wirtschaftlichen und politischen Voraussetzungen erfüllen. 18 an – da ist die Entwicklung ähnlich. Die europäische Politik hat allerdings auch eigene Fehler gemacht. Sie hat zu stark auf Harmonisierung statt auf gegenseitige Anerkennung von Gesetzen gesetzt. Sie verwechselt zu häufig Einheit mit Einheitlichkeit. Da hat die Union in der Vergangenheit übertrieben. Dafür trägt jede einzelne Regierung – auch die deutsche – ein hohes Maß Verantwortung. Simone Veil Piet Dankert Pierre Pflimlin Lord Plumb Enrique Baron Crespo Egon Klepsch Klaus Hänsch José Maria Gil-Robles Nicole Fontaine Pat Cox Josep Borrell Fontelles Hans-Gert Pöttering Frankreich Niederlande Frankreich Großbritannien Spanien Deutschland Deutschland Spanien Frankreich Irland Spanien Deutschland Beschluss des Europäischen Rates: Sitz der Europäischen Zentralbank ist ab 1. Januar 1994 Frankfurt am Main. 1. November Der Vertrag von Maastricht tritt in Kraft. EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 DER EURO DER EURO Die europäische Leitwährung Fünf Jahrzehnte Römische Verträge, fünf Jahre Euro, das Zahlungsmittel für 320 Millionen Europäer: Der Traum der Gründerväter von einer stabilen Währungszone ist Wirklichkeit geworden. Der Euro ist eine der härtesten Währungen der Welt. An ihm orientieren sich die Börsen, er gilt heute in 13 EU-Mitgliedstaaten, in vielen anderen Staaten ist er inoffiziell Zweitwährung oder wird zu einem festen Umrechnungskurs gehandelt. Sein Erfolg ist der Erfolg der europäischen Wirtschaft. Waren bei seiner Einführung rund 220 Milliarden Euro Bargeld in Umlauf, so hatte sich diese Zahl bis Ende 2006 bereits auf über 600 Milliarden fast verdreifacht. Die marktwirtschaftlich bestimmte Nachkriegsordnung in Europa stützte sich auf das Bretton-WoodsSystem (1944), dessen Leitwährung der Dollar war. Das System geriet Ende der 50er Jahre unter Druck; in den 60er Jahren drohte eine neue Ära der Währungsinstabilität. Der Weg zum Euro führte über einen gemeinsamen Steuerungsmechanismus, die sogenannte „Währungsschlange“, das Europäische Währungssystem (EWS) mit der Verrechnungseinheit European Currency Unit (ECU) und den Delors-Bericht 1988. Er sieht drei Schritte zur Wirtschafts- und Währungsunion vor: n 1. Juli 1990: freier Kapitalverkehr zwischen den EU-Staaten, n 1. Januar 1994: Gründung des Europäischen Währungsinstituts (EWI) als Vorläufer der Europäischen Zentralbank (EZB), n 1. Mai 1998: Verständigung auf feste Wechselkurse. Den Stabilitätspakt, der strikte Haushaltsdisziplin vorsieht, hatten die EU-Finanzminister bereits 1996 beschlossen. EURO-MÜNZEN ERINNERN AN DEN 50. JAHRESTAG Zum 25. März 2007 werden alle dem Eurogebiet angehörenden Länder (Belgien, Deutschland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Finnland, Slowenien) anlässlich des 50. Jahrestags der Unterzeichnung der Verträge von Rom eine 2-Euro-Münze mit gemeinsamer Rückseite. In Deutschland wird eine eigene 10-Euro-Gedenkmünze aufgelegt. weit: An EU-Bürger in zwölf Mitgliedstaaten wurden Euro-Münzen und -Banknoten ausgegeben. Am 1. Januar 1999 wurde der Euro als Rechnungseinheit eingeführt. Den Namen hatte der Europäische Rat im Dezember 1995 bestimmt. Neben Franken, Krone, Gulden war auch ECU lange im Rennen, bis der deutsche Finanzminister Theo Waigel den Namen „Euro“ ins Spiel brachte. Am 1. Januar 2002 war es so Heute denken laut Eurobarometer-Umfrage bereits 57 Prozent der Befragten bei ihren täglichen Einkäufen in Euro. Nur bei teureren Anschaffungen rechnen 40 Prozent noch in ihre alte Währung um. Die Mehrheit (68 Prozent) zeigte sich mit der Einheitswährung zufrieden. Allerdings hält sich hartnäckig die Meinung, der Euro sei an Preiserhöhungen schuld. Dies ist nicht durch Fakten zu belegen, die Inflationsrate liegt seit der EuroEinführung unter zwei Prozent jährlich. 1995 1997 1. Januar 16./17. Juni Österreich, Finnland und Schweden werden Mitgliedstaaten der EU. 26. März Mit dem Inkrafttreten des Schengen-Abkommens entfallen Personenkontrollen an den Binnengrenzen zwischen Deutschland, Frankreich, den Benelux-Staaten, Portugal und Spanien. EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 Europäischer Rat in Amsterdam: Einigung über eine Neufassung des Vertrags über die Europäische Union (Vertrag von Amsterdam). Der Vertrag tritt am 1. Mai 1999 in Kraft. 19 INTERVIEW INTERVIEW Die EU ist weltweit ein Vorbild Wir haben eine Story für die Zukunft EU-Kommissionsvizepräsidentin Margot Wallström, zuständig für institutionelle Beziehungen und Kommunikationsstrategie, im Gespräch mit den EU-Nachrichten Wie würden Sie einem jungen Menschen erklären, was die EU am 25. März feiert? Da weist man natürlich immer auf die historische Bedeutung des 50. Jahrestages der EU hin, dass sie Frieden geschaffen hat und Wohlstand. Aber ich kenne das aus der eigenen Familie – das reicht nicht, wir müssen nach der aktuellen Botschaft fragen, nach der Story für die Zukunft. Da würde ich argumentieren, dass nur die EU weltweit ein Vorbild dafür ist, wie wirtschaftliches Wachstum und nachhaltige Entwicklung, Wohlstand und Umweltschutz zusammen gehen. Die EU ist ein Beispiel für die gesamte übrige Welt. Und da liegt ihre Aufgabe für die Zukunft. Sie sagen, die EU-Bürger müssen sich beteiligen an den Belangen der Union, sie dürfen nicht nur das Gefühl haben, man hört auf sie, sie müssen es auch selbst erleben. Wie stellen Sie sich das vor? Können Sie uns Beispiele nennen? Ich glaube, was sich in diesen 50 Jahren entwickelt hat, geht weit über das hinaus, was sich die Gründerväter in ihrer Fantasie ausmalen konnten. Sie betrachteten die EU eher als ein Projekt der Eliten. Das geht heute nicht mehr. Wir haben gelernt, dass wir für die Bürger da sein müssen, sonst hat die EU keine Chance. Und wir konsultieren die Bürger, ihre Organisationen, die Lobbygruppen – über das Internet, über unsere Veranstaltungen, über die Medien. Als wir die neue Chemierichtlinie REACH zur Debatte gestellt hatten, kamen 7.000 Bei- Ist das Internet ein gutes Mittel, um mit den Bürgern zu kommunizieren? Es ist unverzichtbar, weil es erlaubt, die Bürger nicht nur zu informieren, sondern ihnen auch die Möglichkeit gibt, sich direkt zu äußern. Wir müssen das Potential des Internets mit dem des Fernsehens und des Hörfunks kombinieren. Wir brauchen mehr Aktualität, mehr Live-Berichterstattung. Es gibt zwar Europe by Satellite (der Fernsehkanal der EU), aber das muss sich weiter ausbreiten und noch bekannter werden. Sie haben einen eigenen Blog. Wie oft schreiben Sie darin? Ich versuche, zweimal die Woche etwas ins Netz zu stellen. Man muss Fragen direkt beantworten oder kommentieren, sonst verliert ein Blog seinen Wert. Und die anderen EU-Kommissare? Haben die auch einen solchen Blog? Nicht alle, ich denke, es ist eine Handvoll, die so etwas machen. Aber sie schreiben nicht so oft wie ich, vielleicht nur zweimal im Monat. Das Internet kann ja auf verschiedene Weise zur Kommunikation genutzt werden. 1999 2000 24./25. März 23./24. März Agenda 2000 – der Europäische Rat in Berlin verabschiedet den EU-Finanzrahmen 2000 bis 2006. 3./4. Juni Javier Solana wird vom Europäischen Rat in Köln zum Generalsekretär und Hohen Vertreter der GASP ernannt. 20 träge an die Kommission zurück. Als wir uns zum ersten Mal mit einem Diskussionspapier an die Öffentlichkeit wandten, waren es nur 600. Das zeigt: Das Interesse ist da, sich zu beteiligen. „Lissabon-Strategie“: Der Europäische Rat berät in Lissabon, wie die EU bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten wissensorientierten Wirtschaftsraum der Welt werden kann. 7./8. Dezember Feierliche Proklamation der Charta der Grundrechte der Europäischen Union. EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 SYMBOLE SYMBOLE DER EU DER EU Eine Ihrer wichtigsten Botschaften lautet „Going Local“ – also: Geht zu den Bürgern vor Ort. Können Sie uns da ein Beispiel nennen, wie das vonseiten der EU-Kommission funktioniert? Was unsere EU-Informationsstellen tun, was die regionalen und lokalen Vertretungen tun – die des Europäischen Parlaments und der Kommission – ist ein gutes Stück Basisarbeit. Sie haben eine Fülle von Möglichkeiten entwickelt, sich mit den Bürgern zu treffen, sie zu befragen, sie zu beteiligen. Wenn jemand den Draht zu den lokalen Medien hat, dann sind sie es. Was betrachten Sie als die wichtigste Errungenschaft der EU in den 50 Jahren ihres Bestehens? Der Frieden – das ist immer noch das Wichtigste. Das ist es, was wir alle auch für die Zukunft wollen in Europa, zumal die jungen Leute, für die Krieg etwas Undenkbares ist. Hymne, Flagge und ein Feiertag Jede Firma gibt sich eine Corporate Identity, ein gemeinsames Erscheinungsbild, um für ihre Mitarbeiter wie für ihre Kunden unverwechselbar zu werden. Auch Europa hat Symbole, um die europäische Identität zu unterstreichen: n eine Flagge: Zwölf goldene Sterne auf blauem Grund, das Symbol der Vollkommenheit. Die Zahl der Sterne hat nichts mit der Zahl der Mitgliedsländer zu tun. n eine Hymne: die „Ode an die Freude“ aus der Neunten Symphonie von Ludwig van Beethoven; n einen Leitspruch: „In Vielfalt geeint“ n eine Währung: der Euro n und einen Feiertag: der Europatag, der in der gesamten Union am 9. Mai begangen wird – dem Tag, an dem der Schuman-Plan vorlegt wurde. Was vermissen Sie am meisten in der EU? Den entschiedenen Willen, die Demokratie in Europa zu verteidigen. Wir dürfen sie nicht als etwas Selbstverständliches hinnehmen. Wir haben zwar darauf geachtet, als die neuen Mitgliedstaaten zu uns kamen, dass sie stabile Demokratien sind. Doch heute stellen wir fest, dass es überall breite antidemokratische Strömungen in der EU gibt. Da müssen wir gegensteuern. Wie sieht die EU in 50 Jahren aus? Sie wird größer sein, ihre Institutionen werden sich weiter entwickelt haben, der europäische „way of life“ wird sich hoffentlich weltweit verbreitet haben. Margot Wallströms Blog: ‡ http://blogs.ec.europa.eu/wallstrom 2001 2002 26. Februar 1. Januar Vertrag von Nizza wird unterzeichnet. Wichtigste Änderung im EU-Recht: In vielen Bereichen gelten Beschlüsse des Europäischen Rates mit qualifizierter Mehrheit statt mit Einstimmigkeit. Der Vertrag tritt am 1. Februar 2003 in Kraft. Weitere Bestimmungen: Veränderung der Zusammensetzung des Europäischen Parlaments, jedes Mitgliedsland stellt ab 2005 nur noch ein Kommissionsmitglied. EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 Euro-Banknoten und Euro-Münzen in zwölf EU-Staaten als alleiniges Zahlungsmittel eingeführt. 31. Mai Die EU ratifiziert das Kyoto-Protokoll zur Reduzierung der Treibhausgase. 21 INFOTOUR INFOTOUR Start der Infotour durch Deutschland am 25. März: Europa wird 50 – 50 Städte feiern mit! Mit den Bewohnern von 50 deutschen Städten werden Bundesregierung und europäische Institutionen in diesem Frühjahr gemeinsam den 50. Jahrestag der Römischen Verträge feiern. Die Tour steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Dr. Horst Köhler. Dabei geht es aber nicht nur ums Feiern: Auf der von EU-Kommission, Europäischem Parlament, Auswärtigen Amt und Bundespresseamt organisierten Informationstour sollen die Menschen darüber reden, wie die Zukunft Europas aussehen könnte und welche Erwartungen sie haben. Die Tour startet am 25. März parallel zum EU-Sondergipfel in Berlin. An diesem Tag unterzeichneten die Vertreter Deutschlands, Frankreichs, Italiens und der Benelux-Staaten 1957 die Gründungsakte von EWG und Euratom. Im Mittelpunkt der Tour stehen Informationen über die Europäische Union und die Europapolitik der Bundesregierung, die Vorteile der EU-Mitgliedschaft für Deutschland und die Diskussion über die Zukunft der EU. An jedem der insgesamt 52 angesteuerten Orte wird die Infotour zwei Tage lang zu Gast sein. In Fußgängerzonen und auf Marktplätzen stellen sich Abgeordnete des Bundestages, der Landtage, des Europäischen Parlaments und Vertreter der Bundesregierung den Gesprächen mit Bürgern und der Presse. EU-Fachleute informieren über Leben, Lernen und Arbeiten in Europa. Schulklassen können Vorträge besuchen und in Info-Spielen gegeneinander antreten. Die Tour endet am 29. Juni in Berlin. Eine Vielzahl von publikumswirksamen Aktionen flankiert die Tour. Die Städte sind beispielsweise eingeladen, Gesprächsrunden im Rathaus oder Schulinitiativen zu organisieren. Parallel zur Infotour schickt das Auswärtige Amt eine Wanderausstellung mit dem Titel „EUropa ist 50“ auf die Reise. Sie wird zwischen März und Juni in 45 Städten Station machen. Das Auswärtige Amt veranstaltet in einer Reihe von Städten insgesamt 15 Bürgerforen – auch hier sind die Menschen eingeladen zu fragen, zu loben, zu kritisieren. Weiterführende Informationen 50 Städte-Tour: ‡ http://www.europa-wird-50.de Wanderausstellung, Bürgerforen, andere Veranstaltungen: ‡ http://www.aktion-europa.de BERLIN FEIERT ... Ausblick auf die Feierlichkeiten rund um den 50. Jahrestag der Römischen Verträge am 25. März 2007 24.3.2007 Lange „Europäische Nacht“, in Zusammenarbeit mit 27 Berliner Clubs, dem Kulturforum und den Staatlichen Museen. 24. und 25.3. 2007 Europafest mit Bühnenprogramm rund um das Brandenburger Tor mit einer Ausstellung in 70 Zelten zum Thema Europa. Dabei sind die EU-Kommission, das Europäische Parlament, die Botschaften der EU-Mitgliedstaaten, die Bundesministerien, der Bundesrat und das Land Berlin sowie auch Nichtregierungsorganisationen. 25.3.2007 Tag der Offenen Tür in der EU-Kommissionsvertretung Unter den Linden. Im Deutschen Bundestag „Tag der Ein- und Ausblicke“. 24.3.2007 bis 30.6.2007 Ausstellung über die Höhepunkte der europäischen Einigung. Unter den Linden. Weitere Hinweise auf die Aktivitäten rund um den 25. März 2007 entnehmen Sie bitte den Internetseiten der EU-Kommissionsvertretung in Berlin (www.eu-kommission.de), der deutschen EU-Ratspräsidentschaft (www.eu2007.de) und der EU-Kommission (http://europa.eu/50/index_de.htm). 2004 2004 1. Mai 29. Oktober Zypern, Malta, Polen, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Ungarn, Lettland, Litauen und Estland treten der EU bei (rechts: der Beitrittsvertrag). 22 Die Infotour ist eine Veranstaltung der in der „Aktion Europa“ zusammengeschlossenen Institutionen: Auf europäischer Seite sind das die Kommission und das Europäische Parlament, auf deutscher Seite das Auswärtige Amt sowie das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung. Die Oberbürgermeister der jeweiligen Tourstädte übernehmen für einzelne Abschnitte die zusätzlich eine Schirmherrschaft. Aktiv beteiligt sind außerdem das Netzwerk Europäische Bewegung Deutschland e.V. sowie andere regionale Europaakteure. Die Staats- und Regierungschefs sowie die Außenminister der EU unterzeichnen in Rom den Vertrag über eine Verfassung für Europa. EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 INFOTOUR INFOTOUR INFORMATIONSTOUR „EUROPA WIRD 50“: START AM 25.3.2007 IN BERLIN 29. bis 30.3.2007 30. bis 31.3.2007 2. bis 3.4.2007 2. bis 3.4.2007 10. bis 11.4.2007 13. bis 14.4.2007 16. bis 17.4.2007 19. bis 20.4.2007 20. bis 21.4.2007 23. bis 24.4.2007 23. bis 24.4.2007 26. bis 27.4.2007 26. bis 27.4.2007 27. bis 28.4.2007 3. bis 4.5.2007 4. bis 5.5.2007 4. bis 5.5.2007 7. bis 8.5.2007 7. bis 8.5.2007 7. bis 8.5.2007 10. bis 11.5.2007 11. bis 12.5.2007 14. bis 15.5.2007 14. bis 15.5.2007 14. bis 17.5.2007 18. bis 19.5.2007 21. bis 22.5.2007 24. bis 25.5.2007 24. bis 25.5.2007 29. bis 30.5.2007 29. bis 30.5.2007 29. bis 30.5.2007 1. bis 2.6.2007 1. bis 2.6.2007 1. bis 2.6.2007 4. bis 5.6.2007 4. bis 5.6.2007 4. bis 5.6.2007 7. bis 8.6.2007 8. bis 9.6.2007 11. bis 12.6.2007 11. bis 12.6.2007 14. bis 15.6.2007 14. bis 15.6.2007 21. bis 22.6.2007 24. bis 25.6.2007 28. bis 29.6.2007 Potsdam Bremen Kassel Chemnitz Magdeburg Bergen/Rügen Rostock Schwerin Wiesbaden Lübeck Stuttgart Kiel Nürnberg Würzburg Halle (Saale) Bonn Hamburg Dresden Oldenburg Regensburg München Heidelberg Hannover Augsburg Aachen Karlsruhe Mainz Bochum Freiburg i. Br. Leipzig Gelsenkirchen Ludwigshafen Essen Duisburg Saarbrücken Frankfurt am Main Düsseldorf Göttingen Erfurt Köln Termine noch offen in: Jena Wuppertal n Bielefeld Dortmund n Mannheim Zwickau n Cottbus n Münster Gera Eisenach Weitere Infos auf der Website: Berlin ‡ www.europa-wird-50.de 2005 2007 29. Mai/1. Juni 1. Januar Bei Referenden in Frankreich und den Niederlanden wird der Verfassungsvertrag abgelehnt. EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18 Stand: 26.1.2007 Beitritt Bulgariens und Rumäniens als 26. und 27. EU-Mitgliedstaaten. Slowenien führt den Euro ein. Deutschland übernimmt die EU-Ratspräsidentschaft. 23 Die EU-Mitgliedstaaten 2007 Die Europäische Union ist ein wirtschaftlicher und politischer Zusammenschluss von 27 Staaten. In alphabetischer Reihenfolge: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn und Zypern. Alle haben der EU bestimmte Souveränitätsrechte übertragen. Das heißt: Europäisches Parlament und Europäischer Rat fassen Beschlüsse, die für alle verbindlich sind und in die nationale Politik umgesetzt werden. Mit Kroatien und der Türkei führt die EU Verhandlungen über einen Beitritt, Mazedonien hat den Status eines Beitrittskandidaten. IMPRESSUM Herausgeber: Europäische Kommission – Vertretung in Deutschland, Dr. Gerhard Sabathil (V.i.S.d.P.) Unter den Linden 78 • 10117 Berlin • Tel: 030-22 80 20 00 • Fax: 030-22 80 22 22 E-Mail: [email protected] • Internet: www.eu-kommission.de Vertretung in Bonn • Bertha-von-Suttner-Platz 2-4 • 53111 Bonn • Tel: 0228-530 09-0 Fax: 0228-530 09 50 Vertretung in München • Erhardtstr. 27 • 80469 München • Tel: 089-24 24 48-0 Fax: 089-24 24 48 15 Redaktion & Grafik: Volker Thomas, Uwe Roth, Michael Bechtel, Pierre Boom, Annette Conradt 24 Thomas + Roth (GbR) Presse & PR • Bülowstr. 90 • 10783 Berlin • Tel: 030-21 99 66 16 Fax: 030-21 99 61 42 • E-Mail: [email protected] • Internet: www.thomas-ppr.de Fotonachweis: Bundesbildstelle, EU-Kommission, Euro-Information, Europäisches Parlament, Deutsche Post, privat Herstellung: Brandenburgische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft Potsdam mbH Haftungsausschluss: Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind die EU-Nachrichten nicht verantwortlich. Jegliche Haftung wird abgelehnt. EU-NACHRICHTEN Themenheft Nr. 18
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