Diakoniewerk Kirchröder Turm: Leben bricht sich Bahn … Erscheint halbjährlich. Ausgabe 10 2016 Impressum: siehe oben – Informationsmagazin Diakoniestiftung Kirchröder Turm: Redaktion: Wolfgang Bauer, Northeim des Diakoniewerkes Kirchröder Turm IBAN DE05 5009 2100 0001 1189 00 Ralph Zintarra, Kristina Hasenpusch (Diakoniewerk Herausgeber: Diakoniewerk Kirchröder Turm e.V. Vorstand: Hans-Peter Pfeifenbring (Vorstandsvorsitzender) Kirchröder Turm, Hannover) Kirchröder Straße 46, 30559 Hannover Jürgen Scheidt (Vorstandsvorsitzender) Gestaltung: saatwerk Visuelle Kommunikation Telefon: 0511.95498-0, E-Mail: [email protected] Pastor Ralph Zintarra (Mitglied des Vorstands) (Ulrike Landt, Melina Neuber-Haase) www.diakoniewerk-kt.de Aufsichtsrat: Viola Steinberg (Vorsitzende) Titelbild: Philip Zintarra, Hannover V.i.S.d.P: Pastor Ralph Zintarra, Hannover Hans-Detlef Saß (stellv. Vorsitzender) Druck: diaprint, Empelde Fachstelle return: Intensive Computernutzung führt in vielen Familien zu Problemen L!fe Concepts Gifhorn: Neue Lebensentwürfe entdecken 20 Jahre Beratungsstelle: Großes Fest 2 siehe oben Oktober 2016 Oktober 2016 siehe oben 3 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Fachstelle return: Matschbirne vom Zocken? Diakoniewerk: Leben bricht sich Bahn … Flüchtlinge: Neue Lebensentwürfe Einblicke: Aktuelles aus den Einrichtungen 4 Suchtgefährdung schon im Kinderzimmer Die intensive Computernutzung führt in vielen Familien zu Problemen. Die Fachstelle return zeigt Lösungen. Von Eberhard Freitag Statement 10 Wasser in der Wüste – Leben bricht sich Bahn. Vorstandsmitglied Pastor Ralph Zintarra zieht eine Linie vom Propheten Jesaja zu Alltagserfahrungen im Diakoniewerk. 12 L!fe Concepts Sommerfest „Aus Fremden werden Freunde“ // Berichte von Ehemaligen aus der Einrichtung in Gifhorn Von Jürgen Scheidt 14 Dienste in Israel 15 Gästehaus Kirchröder Turm 9 Fachstelle return: Trotz Gegenwind gesegnet Interview mit Dr. Gregor und Ute Tönshoff, Mitglieder im Beirat von return 24 Glaubenserfahrung Befreit lächeln und sich geliebt wissen Timon Döbel über ein unverdientes Zuhause 16 Kita ViWaldis 17 Kita Arche Noah unterm Regenbogen 18 Kirchröder Institut 19 Biblisch-Theologisches Institut Hannover (BTI) 20 Beratungsstelle Kirchröder Turm 21 Der ambulante Hospizdienst 22 Stiftung Chance zum Leben 23 Diakoniezentrum Jägerallee Springe Leben bricht sich Bahn … eine merkwürdige Aussage für das Leitmotiv eines Diakoniewerkes? Als sich der Vorstand des Diakoniewerkes Kirchröder Turm im Sommer 2014 neu formierte, wurden ziemlich bald die Fragen aufgeworfen, die typisch für Startphasen sind: Wofür stehen wir eigentlich? Wofür steht das Diakoniewerk? Wofür hat es eigentlich schon immer gestanden? Was ist das Proprium? Was haben all unsere Vorgänger oder leitenden Mitarbeiter gewollt? Was soll auch in Zukunft bleibendes Kennzeichen sein? Klar war uns, dass wir für ein Leitmotiv keineswegs „das Rad neu erfinden“ müssen. Im Gegenteil, wir wollten das Verbindende finden, das über all die Jahre bereits wahrnehmbares Merkmal und Wesen des Trägers verkörperte. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis wir die ebenso schlichte wie verblüffende Erkenntnis gewannen: Schon immer war das Diakoniewerk der Kontext dafür, dass sich Leben Bahn brechen konnte. Ganz gleich, ob in der Schwangerschaftskonfliktberatung, in den Krippen, Kindertagesstätten, erzieherischen Hilfen, den beraterischen oder therapeutischen Settings, in der Altenhilfe, im Hospizdienst, im Auslandseinsatz, in unserer Spiritualität – immer ging und geht es darum, dass sich Leben entfalten darf, dass Menschen durchdringen zu dem, was sie wirklich sind. Menschen sollen zu ihrem eigentlichen Wesen gelangen können; zu dem Kern, den der HÖCHSTE für jedes Individuum gemeint hat. In all unseren Hilfefeldern möchten wir, dass Leben gelingt, dass Menschen ihre ureigenste, konstruktive Vorstellung vom Leben realisieren und weiterentwickeln können. Auch in den Momenten, wo Aussichtslosigkeit die Überhand zu gewinnen scheint; selbst dann noch, wenn bereits feststeht, dass sich das Leben aufgrund von Krankheit oder Alter dem Ende zuneigt. Noch im Sterben das Leben entdecken … Leben bricht sich Bahn! In diesem Sinne lassen Sie sich bei der Lektüre dieser Ausgabe zum Leben inspirieren. Ihr Jürgen Scheidt Vorstandsvorsitzender Diakoniewerk Kirchröder Turm Jürgen Scheidt Vorstandsvorsitzender im Diakoniewerk Kirchröder Turm e.V. Hans-Peter Pfeifenbring Vorstandsvorsitzender im Diakoniewerk Kirchröder Turm e.V. 2 siehe oben Mai 2016 Oktober 2016 siehe oben 5 Suchtgefährdung schon im Kinderzimmer Unser Ernie, eine Schaufensterpuppe, zeigt, wie es nicht selten am Schreibtisch eines echten Zockers aussieht. Eltern, die Ernie am Infostand von return begegnen, erleben dann oft ein Déjà-vu in Bezug auf ihre eigenen Söhne – ein guter Gesprächseinstieg. Foto: Fachstelle return; Quelle Statistik: www.dak.de, https://www.dak.de/dak/gesundheit/Internetsucht_vorbeugen-1715170.html Die intensive Computernutzung führt in vielen Familien zu Problemen. Jedes fünfte Kind reagiert ruhelos und gereizt auf Online-Einschränkungen. Elf Prozent der 12- bis 17-Jährigen haben mehrfach erfolglos versucht, ihre Internetnutzung in den Griff zu bekommen. Oft geben Eltern ihren Kindern keine klaren Regeln zum Umgang mit Laptop oder Smartphone. Die neue Studie der DAK-Gesundheit und des Deutschen Zentrums für Suchtfragen zur „Internetsucht im Kinderzimmer“ zeigt, dass die Mediennutzung durch Kinder und Jugendliche in vielen Familien weitgehend unreguliert abläuft. Die Folgen dieser Entwicklung spüren wir täglich in der Beratungs- und Fortbildungsarbeit. Nicht ohne Grund hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung das Thema „Onlinesucht“ zu ihrem Schwerpunktthema 2016 erklärt. Fortbildungsanfragen aus den unterschiedlichsten Bereichen (Verwaltungen, Krankenpflegeschulen, sozialpädiatrische Einrichtungen, Hochschulen) zeigen, dass insbesondere die allgegenwärtige Nutzung von Smartphones neben den vielen Vorzügen in vielen Arbeitszusammenhängen zunehmend problematisch wahrgenommen wird. Die Situation unserer Beratungsstelle ist paradox: Nie hatten wir so viele Klienten in der Beratung und Anfragen für Prävention und Fortbildung und gleichzeitig nie eine derart ungeklärte Situation im Blick auf die längerfristige finanzielle Förderung unserer Arbeit. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird return ab 2017 von jeder öffentlichen Förderung ausgeschlossen sein, obwohl die Nachfrage weiter wächst. Die geplante Studie zum jugendlichen Pornografiekonsum mussten wir aus finanziellen Gründen leider erst einmal zurückstellen. Lichtblicke gibt es trotzdem. Wir danken sehr herzlich der Sparkasse Hannover für die zweijährige Förderung unseres Projekts „level up“. Dieses Projekt richtet sich an junge Männer, deren Leben aufgrund ihres maßlosen PCSpielkonsums aus dem Ruder zu laufen droht. Wir wollen ihnen helfen, wieder auf Kurs zu kommen, neue Ziele in den Blick zu nehmen Dipl.-Päd. Eberhard Freitag Leiter Fachstelle return Dipl.-Psych. Tabea Freitag Hannover Tel.: 0511. 95498-33 www.return-mediensucht.de und zu erreichen. Bereits mehr als 30 junge Männer werden seit Beginn dieses Jahres durch „level up“ begleitet. Etliche von ihnen sind schon konkrete Schritte gegangen, haben ein Praktikum begonnen, einen Schulabschluss geschafft, sind einfach im Leben vorangekommen. Die wöchentliche Gruppe, zu der wir einladen, besteht mittlerweile aus einem harten Mediennutzung: Nur wenige Eltern setzen ihren Kindern Grenzen. Ergebnisse der aktuellen DAK-Studie „Internetsucht im Kinderzimmer – Elternbefragung zur Computernutzung bei 12- bis 17-Jährigen“: Wo? 71% Wie lange? 51% Was? der Eltern haben keine Regeln, an welchen Orten ihr Kind das Internet nutzen darf. der Eltern haben keine Regeln, wie lange ihr Kind das Internet nutzen darf. 39 % der Eltern haben keine Regeln, welche Inhalte ihr Kind im Internet nutzen darf. 6 siehe oben Oktober 2016 Oktober 2016 siehe oben 7 sich nehmen – für ein Beratungsgespräch. Die Frau eines Betroffenen fährt 2 Stunden mit dem Auto nach Hannover zu unserer Angehörigengruppe. Sie sagt, dass sie es nicht mehr aushält und endlich mit anderen Frauen reden muss, die ihren Schmerz verstehen nach all den Jahren des einsam und still getragenen Leides durch die Pornosucht ihres Mannes. Ein Kapitän meldet sich. Er ist in vielen SexChats aktiv, besonders in den Wochen, wenn er auf seinem Schiff Dienst tut. Seine Frau hat die Scheidung bereits eingereicht, will ihm aber noch eine Chance geben, wenn er eine ambulante Therapie bei uns macht. Ein Mann möchte nach 40 Jahren Konsum endlich einen Schlussstrich ziehen und seine Partnerin nicht länger verletzen. Er beschreibt Suchtsymptome, die denen eines Alkoholikers gleichen. Die Männer unserer Ausstiegsgruppe sind fast alle auf gutem Weg und spüren, wie ihre inneren Grenzen stärker werden, die Fähigkeit „Nein“ zu sagen wächst, die Offenheit in der Partnerschaft / Ehe wieder zunimmt, das neues Vertrauen in kleinen Schritten wieder möglich wird. Davon sind wir überzeugt: Sexualität, die außerhalb eines stabilen, von gegenseitigem Vertrauen und Verantwortung geprägten Rahmens gelebt wird, birgt die Gefahr, sich maßlos und letztlich suchtartig zu entwickeln. Sexualität wird zum bloßen Konsumgut. Die Möglichkeiten des Internets wirken dabei als Brandbeschleuniger. Das Internet ist ein Raum, in dem das menschliche Schamgefühl verwirrt und desensibilisiert werden kann. Das Schamgefühl markiert die Grenze zwischen Privatheit, Inti- Dietrich Riesen und Lukas Döbel sind sozialpädagogische Mitarbeiter der Fachstelle return. Seit 2015 haben sie Hunderte von Präventionsveranstaltungen durchgeführt, um Jugendliche über die Folgen exzessiven Medienkonsums aufzuklären. Fachstelle return Kern von ca. 10 jungen Männern, die sich offen austauschen und ermutigen, dran zu bleiben. Etliche junge Männer konnten wir in eine stationäre Therapie vermitteln. Ein echtes Highlight war ein Kanuwochenende auf der Weser mit insgesamt 13 Teilnehmern. Ein ganzes Wochenende „AFK“ (away from keyboard). Also nicht vor Tastatur und Bildschirm sondern mit Paddel in der Hand, auf einem Fluss, der trägt, dem man sich anvertrauen kann, mit offenen Augen für das Echte, die Natur, das Feuer, gute Gespräche: eine tolle Erfahrung für alle. Ein Teilnehmer sagte: „Am Anfang hatte ich noch eine Matschbirne vom Zocken, konnte mich gar nicht auf das Reale einlassen. Nach einiger Zeit ging es dann und am Ende der Tour habe ich gemerkt, wie gut es tat, drei Tage mal gar nicht zu spielen.“ Die Begleitung der PC-Spieler und deren Angehörige macht in etwa zwei Drittel der Beratungsarbeit aus. Daneben kommen Männer zu uns, die um therapeutische Hilfe beim Ausstieg aus der Abhängigkeit von Internetpornografie bitten. Ganz offensichtlich haben wir mit diesem zweiten speziellen Hilfsangebot einen Nerv getroffen, der zur Folge hat, dass sich Männer mit meist jahrelangem Konsummuster und betroffene Angehörige in immer größerer Zahl (nicht nur aus der Region Hannover) bei uns melden. Einige Beispiele: Ein Betroffener aus Berlin und ein anderer aus München finden unsere Website. Beide sind von unserer Haltung angesprochen, rufen an und vereinbaren einen Beratungstermin. Wie groß muss die Not sein, wenn Menschen derartige Entfernungen auf mität einerseits und öffentlichem Raum andererseits. Diese Grenze verwischt im Netz. So wird es möglich, dass Menschen sogar freiwillig intime Bilder und Filme von sich ins Netz, d.h. in die Öffentlichkeit stellen. Wer Pornobilder konsumiert, zerstört letztlich die seelische und sexuelle Intimität der Partnerschaft, weil er den öffentlichen Raum des Internets mit all den schamverletzenden Inhalten in die Privatsphäre der Beziehung hineinholt. Die Beschreibung dieser inneren Zusammenhänge ist für unsere Klienten meist unmittelbar einleuchtend und hilfreich, da sie zu ihren persönlichen Erfahrungen passen. Leider gibt es bislang weder klare Zuständigkeiten noch einen echten politischen Willen, Hilfen für Menschen, die süchtig nach Internetpornografie sind, zu etablieren bzw. dafür Präventionsmaßnahmen zu fördern. Im Gegenteil, wir sind mit unserer Position unbequem und für manche ein Ärgernis. Ganz offensichtlich haben wir einen Nerv bei denjenigen getroffen, die anderen Werten folgen, deren höchster Maßstab im Bereich der Sexualität grenzenlose Freiheit, Vielfalt der Optionen, Selbstbestimmung und Autonomie sind, und die uns deshalb bekämpfen. Auch fachlich fundierte Begründungen helfen da nicht weiter. Vor einiger Zeit besuchte uns Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Er war sichtlich bewegt von den Erfahrungen, die wir mit ihm teilten. Und er versprach, dem Thema in seiner Landeskirche in Zukunft ein stärkeres Maß an Beachtung zu schenken. Theologisch gesprochen haben wir es auch mit einer geistlichen Auseinandersetzung zu tun: Es geht um Illusion oder Wahrheit, um Verwirrung oder Klarheit, um Gebundenheit oder Freiheit. Wir wollen unsere Tür weit offenhalten für Betroffene und ihre Angehörigen. Dieser Auftrag ist uns von Gott klar aufs Herz gelegt, und er hat Bestand, völlig unabhängig von politischen oder gesellschaftlichen Meinungen. Wenn Gott einen Auftrag erteilt, sorgt er immer auch für seine Umsetzung. Das haben Christen zu allen Zeiten erfahren und wir glauben das auch für den Auftrag von return. Deshalb haben wir den Mut, Sie erstmalig ganz konkret darum zu bitten, sich an der Umsetzung dieses Auftrags auch finanziell zu beteiligen. Einige Freunde tun dies bereits. Wir hoffen, dass es mehr werden, die mit kleinen oder auch größeren, möglichst regelmä- Jason (Teilnehmer Gamergruppe): „Ich wohne mit 28 Jahren noch bei meiner Mutter und ich verstehe mich überhaupt nicht mit ihr. Andere soziale Kontakte habe ich durch das Computerspielen lange vernachlässigt. Die Einzelgespräche und die Gruppentreffen geben mir im Moment den einzigen Halt.“ 8 siehe oben Oktober 2016 Oktober 2016 siehe oben 9 Fachstelle return: Trotz Gegenwind gesegnet Interview mit Ute und Gregor Tönshoff, Mitglieder im ehrenamtlichen Beirat der Einrichtung Weiterführende Informationen, Hilfe zur Selbsthilfe und ein breites Beratungsangebot finden Sie unter www.return-mediensucht.de ßigen Spenden unsere Personalkosten speziell in diesem Bereich abdecken helfen, damit wir auch in Zukunft niemanden, der hier Not hat, abweisen müssen und auch die wichtige Präventionsarbeit weiterführen können. Es ist im Moment nicht absehbar, dass sich die Haltung der Entscheidungsträger grundlegend ändern wird. Gleichwohl suchen wir weiter an verschiedenen Stellen das Gespräch und bohren das dicke Brett weiter. Gott ist unser Auftraggeber und deshalb auch verantwortlich für die Zukunft und die Versorgung der Arbeit. Wir wollen in seinem Fluss bleiben, der die Richtung vorgibt und uns trägt. Seit Juli ist ein Ehepaar (Englischlehrerin / A merikaner) mit Engagement dabei, unser Praxisbuch „fit for love?“ ins Englische zu übersetzen. Es gab verschiedene Signale, dass es einen Bedarf hierfür gibt. Wir sind sehr gespannt, was da in Zukunft noch möglich wird. Unsere Jugendhomepage www.return-to-reality.de wächst und soll als Infoplattform für Jugendliche weiter ausgebaut werden. Eine neue ehrenamtliche Mitarbeiterin ist in die Präventionsarbeit mit Mädchen eingestiegen. Der Weg des Wassers in einem Fluss ist nicht aufzuhalten. Selbst dicke Steine können daran nichts ändern. Wasser findet seinen Weg, es drängt einfach weiter vorwärts. Die meisten Jugendlichen nutzen das Internet als erste Adresse, um Antworten auf ihre Fragen zu finden oder um sich ein erstes Bild von einer Beratungsstelle zu machen. Gerade zu den Themen Mediensucht, Computerspiel- oder Pornografieabhängigkeit gibt es bislang noch recht wenige Anlaufstellen, die dazu zielgruppengerechte Angebote vorhalten. Mit return-to-reality.de Fachstelle return bietet die Fachstelle return ein Infoportal für junge Leute. Was ist eure Motivation, im Beirat von return mitzuarbeiten? Das Anliegen von return ist es, Medienabhängigkeit aufzuzeigen und denen zu helfen, die gefährdet sind oder sich bereits in der Abhängigkeit befinden. Menschen, die erkennen, wie interessante Spiele im Netz andere Freizeitaktivitäten mehr und mehr verdrängen und am Ende das „reale“ Leben nicht mehr gemeistert wird. Zusätzlich wenden sich immer mehr Menschen an return, die für sich feststellen, dass sie von den zahlreichen pornographischen Angeboten im Netz überfordert sind. Oft sind es hier die realen Beziehungen, die darunter leiden und nicht selten daran zu Bruch gehen. Wir haben den Eindruck, dass Tabea und Eberhard Freitag als Gründer der Arbeit von return nicht nur eine enorme Kompetenz und Erfahrung im Begleiten der Betroffenen mitbringen. Es zeigt sich auch eine geistliche Berufung der beiden. Dies mitzuerleben und mitbegleiten zu dürfen, ist eine tolle Sache. Und hierbei den Segen zu erleben, wie zusätzlich gute Mitarbeiter hinzukamen und wie sehr die Arbeit von return – trotz manchem Gegenwind - gesegnet ist, das ist schon toll. Die mobile Internetnutzung nimmt ständig zu. Wo seht ihr Chancen, wo Risiken? Das Internet ist eine phantastische Sache. Es vereinfacht so viele praktische Dinge des Lebens. Nun ist im Laufe der Jahre das Netz via Smartphone zum ständigen Begleiter geworden. Vor allem kann die ständige Verfügbarkeit Probleme bereiten. Nicht wenige Apps belohnen das regelmäßige „Dranbleiben“. Durch sehr häufige Anwendung bleibt dann immer weniger Zeit für reale Erfahrungen, für echtes Miteinander. Ein anderes Problem kann dadurch entstehen, dass keine Leerräume mehr erlebt werden. Einfach mal Langeweile haben. Das kann auch gesund sein. Wenn diese Freiräume stets und immer mit Spielen oder Informationsabruf aus dem Netz gefüllt werden, dann kann das auf Dauer zu Stress und Unruhe führen. Wo seht ihr, Ute als Lehrerin und Gregor als Arzt, die besondere Herausforderung durch das mobile Internet? Ute: Ich beobachte in den letzten Jahren eine zunehmende Unruhe und Konzentrationsprobleme bei den Schülern. Das ist sicherlich nicht nur auf den erhöhten Medienkonsum zurückzuführen. Aber die viele Zeit, die die Kinder vor dem Bildschirm verbringen, ist meines Erachtens nicht entwicklungsadäquat. Kinder brauchen Bewegung, müssen die Chance haben, sich experimentierend mit der Umwelt auseinander zu setzen. Viele Schüler können Erlebtes nicht mehr entsprechend in Worte fassen, und es fällt oft schwerer, anderen zuzuhören. Konflikte können immer weniger verbal ausgetragen werden. Soziale Kompetenz ist zunehmend weniger zu beobachten. Gregor: Es ist nicht so, dass das mobile Netz per se „krank“ machen würde. Ich bin sehr froh über die vielen Anwendungsmöglichkeiten. Die Statistiker sagen uns jedoch, dass der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht über die letzten Jahre deutlich zugenommen hat. Auch die Fähigkeit, konzentriert und anhaltend Aufgaben zu bearbeiten, sei rückläufig. Ob das alleine mit der verstärkten Nutzung von Netzangeboten zusammenhängt, bezweifle ich. Aber es scheint mir doch sehr wahrscheinlich, dass die vielen, schnell zugänglichen, attraktiven Netzangebote alles andere als förderlich sind für die geistige und körperliche Entwicklung der Heranwachsenden. Wie können Kirchengemeinden die Arbeit von return unterstützen? return als Einrichtung braucht Unterstützung. Zunehmend finden sich Menschen aus Gemeinden, die für sich sagen: Es ist wichtig, die Arbeit von return bekannt zu machen. Wir können in Gesprächen mit Betroffenen auf die Hilfsangebote hinweisen. Die Arbeit von return ist angefochten und wird von manchen Kreisen deutlich und nicht nur mit offenem Visier bekämpft. Hier können wir als Gemeinde Position beziehen. Wir können die Arbeit im Gebet unterstützen. Auch finanzielle Zuwendungen sind sehr wichtig. Was wünscht ihr euch für die Zukunft der Arbeit? Wir wünschen uns, dass der bisherige Weg weiterbeschritten werden kann, mit guten Beratungsangeboten, guter Präventionsarbeit. Dies ist leider nicht selbstverständlich. Obwohl die Arbeit sehr dankbar von Betroffenen angenommen wird und vielfach als vorbildlich gelobt wird, sind Unterstützungsgelder von Stadt und Region weitgehend gestrichen worden. Die Politik wendet sich ab. Kurioserweise sind zeitgleich Projekte anderer Träger verlängert worden. Nachvollziehbare Begründungen für diese Verwerfungen blieben aus. Dieser Zustand ist wirtschaftlich existenzgefährdend. Und doch macht das Team weiter. Wir wünschen geistliche und praktische Unterstützung für die hervorragende Arbeit. Die Fragen stellte Eberhard Freitag. Dr. Gregor Tönshoff, Arzt, Ute Tönshoff, Förderschullehrerin, Hannover Pastor Ralph Zintarra Vorstand im Diakoniewerk Kirchröder Turm e.V. Leiter von Dienste in Israel Wasser in der Wüste – Leben bricht sich Bahn … „Denn ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre!“ (Jesaja 44,3) Diese Worte sind einst in eine ganz konkrete, geschichtliche Situation hineingesprochen worden. Sie galten dem nach Babylon verschleppten Volk Israel. Denn diesem Volk hatte der damalige babylonische König Nebukadnezar alles genommen, was ihnen lieb und teuer war: ihren Tempel, ihre Heimat und ihr Gottvertrauen. Anfangs hatten alle noch gehofft, sie könnten – beesrat hashem, d.h. mit Gottes Hilfe – schnell wieder nach Hause zurückkehren. Aber daraus ist leider nichts geworden. Da sitzen sie nun. Um sie herum, soweit das Auge reicht: trockenes, vertrocknetes Land, rissiger Boden, verwelkte Pflanzen. Und in ihnen, da sieht es nicht anders aus: trockene, vertrocknete Hoffnung / rissiger, müde gewordener Glaube / verwelkter Lebensmut. Das sieht alles nicht gut aus, das fühlt sich auch nicht gut an! Tja, auf Gott harren, ihm das Vertrauen aussprechen, auf sein gnädiges Eingreifen hoffen – das sagt sich leicht, betet sich leicht, singt sich auch leicht, wenn einem mal gerade nicht das Wasser bis zum Halse steht. Aber das glauben und für sich annehmen zu können, dass sich das so auch erfüllt, was Gott verheißen hat? Gar nicht so einfach … In diese Situation hinein ergeht nun dieses verheißungsvolle Prophetenwort: Denn ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre. Bei diesen Worten geht denen, die es hören, nicht nur das Herz auf, es wird ihnen auch ganz grün vor Augen – grün, nicht schwarz! Knospen, die aufspringen / verdorrtes Gras, das endlich wieder Farbe bekommt / Äste und Zweige, die ausschlagen, grüne Spitzen treiben. Sie hören förmlich, wie eine Quelle sprudelt / sehen, wie Wasser sich seinen Weg bahnt durch dürres Land – sprudelndes, frisches Wasser, das die Wüste zum Blühen bringt, Leben weckt, Leben spendet und Neues schafft. Das Leben bahnt sich seinen Weg, bricht sich Bahn! In diesem Zusammenhang muss ich an etwas denken, was ich für immer mit dem 04. April 2011 in Verbindung bringen werde. An jenem Tag hielt ich mich gerade in Sde Bokér in der Wüste Negev auf, als ein gewaltiger Sturzregen über dieser Gegend niederging. Innerhalb kürzester Zeit verwandelten sich die ausgetrockneten Flusstäler in reißende Flüsse, von den Felskanten stürzten gewaltige Wassermas- Ralph Zintarra Oktober 2016 siehe oben 11 Shutterstock/Denis + Yulia Pogostins; Landkarte: Shutterstock/Rainer Lesniewski 10 siehe oben Oktober 2016 sen mit großem Getöse in die Tiefe. Ein gewaltiges Naturschauspiel, das sich da vor meinen Augen ereignet hat. Mit einer unglaublichen Wucht hat sich da das Wasser seinen Weg gebahnt – und die Wüste zum Blühen gebracht. Aber leider kommt es auch immer wieder vor, dass Menschen in einer solchen Situation von den Wassermassen überrascht und überwältigt werden – und ertrinken – in der Wüste! Die Beduinen sagen, dass in der Wüste mehr Menschen ertrinken als verdursten. Schwer vorstellbar, nicht wahr? Wüstenzeiten im eigenen Leben – ich behaupte einmal, das kennt und erlebt jeder von uns, immer mal wieder. Warum aber blühen manche auf, d.h. gehen gestärkt aus solchen Situationen hervor, und warum gehen andere unter, d.h. zerbrechen an dem, was ihnen widerfährt? Gott verspricht seinem Volk einst und uns heute … • dass er Leben schafft und erhält • dass er sich zärtlich dem zuwendet, der verzagt ist, damit er bzw. sie neue Hoffnung schöpfen kann Leben bricht sich Bahn … das ist der Leitgedanke unseres Diakoniewerkes. Zu uns kommen Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen, mit differenzierten Fragestellungen und Bedürfnissen. Wir begleiten Menschen achtsam, wertschätzend, kompetent und partizipatorisch auf einem Weg selbstbestimmten Lebens. Wir sind dort, wo Menschen uns brauchen: in klassischen Hilfe- • • dass er sich voller Erbarmen um die kümmert, die den Glauben an den Nagel gehängt haben, so dass neues Vertrauen in ihr Herz sickern kann dass er in großer Treue die segnet, die schon nicht mehr mit ihm rechnen. So kann die Enttäuschung, die einen hart gemacht hat, wieder aufbrechen, neues Vertrauen kann wachsen. Wir sind wieder fähig zu hoffen. Die Wunden, diese verkrustete Haut der Seele ist gereinigt, neu fähig, Gott Glauben zu schenken. Die Ungeduld, dieses Nicht-Warten-Können und die spröden Risse im Herzen – Hoffnung strömt hinein. Etwas blüht auf, da entfaltet sich Neues. Gott gießt aus, seinen Geist, nicht sparsam, tröpfchenweise, aber auch nicht überfallartig, sintflutartig, sondern großzügig, spendabel, mehr als ausreichend. Das Leben bahnt sich seinen Weg, bricht sich Bahn! feldern, aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und komplexen biografischen Verläufen. Wir nutzen kreative Spielräume, handeln fachlich, ressourcenorientiert und würdigen individuelle Bedürfnisse. Uns liegen Gottes geliebte Menschen am Herzen. Jesus Christus ist für uns Urbild und Vorbild diakonischen Handelns. In lebendiger Tradition gegründet bleiben wir innovativ. Jerusalem Sde Bokér Sde Bokér, auch Sede Boker, ist ein Kibbuz in der israelischen NegevWüste. Die Niederschlagsmenge in diesem Gebiet beträgt etwa 200 mm jährlich (in Deutschland sind es durchschnittlich 800 mm). Wenn es im Negev zwischen Dezember und April zu Regenfällen kommt, verwandeln sich die ausgetrockneten Wadis in Sturzbäche, und die Wüste erblüht für kurze Zeit. 12 siehe oben Oktober 2016 Oktober 2016 siehe oben 13 Rita Marksteiner ist Gruppenleiterin der Teenie- und JugendWohngemeinschaft ‚Kompass‘ bei L!fe Concepts Gifhorn. In der WG ,Kompass‘ leben sechs Jugendliche, davon zum Zeitpunkt des Sommerfestes zwei Flüchtlinge. Wie aus Lebensentwürfen Wirklichkeit werden kann „Leben bricht sich Bahn“ … ein Leitmotiv, das für L!FE CONCEPTS schon immer gepasst hat. Nichts anderes steckt hinter dem Gesamtkonzept unserer Einrichtung: Menschen sollen es schaffen, dass das, was in ihnen an Ressourcen, Begabungen, Träumen, Ideen und Vorstellungen steckt, auch erfahrbare Realität wird.. Bilder vom Sommerfest „Fest des Lebens“ bei L!fe CONCEPTS in Gifhorn. Es stand unter dem Motto „Aus Fremden werden Freunde“. damals zu sehen und andererseits den mündigen Erwachsenen zu entdecken, der aus seinem persönlichen Leben das herausgeholt hat, was mit den eigenen Potentialen möglich war. Manche Situation der Vergangenheit erstand neu vor meinem inneren Auge: schwierige Szenen, schöne Erlebnisse, Schicksalsschläge … Ein junger Mann erzählte, wie wir vor vielen Jahren mit mehreren Gruppen eine Reise ins Kleinwalsertal unternommen haben. Ich entsinne mich an die anstrengenden Vorbereitungen und manchen Stressmoment dieses längst vergangenen Gruppenerlebnisses. Meine Intention vor vielen Jahren war, dass eine solche Gemeinschaftserfahrung vielleicht für den einen oder anderen ein verlässlicher Anker in der Biographie werden könnte, der ein L!FE CONCEPTS, Gifhorn Jürgen Scheidt Geschäftsführer L!FE CONCEPTS, Gifhorn Vorstandsvorsitzender Diakoniewerk Kirchröder Turm e.V. Hannover Selbst dann, wenn auf den ersten Blick manches Leben verfahren, chaotisch oder wenig attraktiv erscheint, so haben die meisten Menschen dennoch ein Bild davon, wie sie sich ihre eigene Biographie wünschen würden. Unsere Arbeit will einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass aus Lebensentwürfen Wirklichkeit werden kann. Dieses Bemühen braucht oft einen langen Atem, bevor sich durchsetzt, was beabsichtigt war: Im August hat ein Ehemaligen-Treffen von BewohnerInnen stattgefunden, die in den 90er Jahren in verschiedenen unserer Wohngruppen gelebt haben. Ich konnte mich an jedes Gesicht erinnern – nicht bei jedem sofort auf den ersten Blick. Aber sofort, wenn jemand zu sprechen begann. Es war ein merkwürdiges Gefühl, einerseits in den Ehemaligen die Kinder von wenig Halt gibt. Und so scheint es tatsächlich auch eingetreten zu sein. Für manche ist es die einzige Reise ihres Lebens geblieben. Aber auch über diverse Auseinandersetzungen, manche Regeln, Kleinigkeiten, Ärger, Enttäuschungen, unterschiedliche Perspektiven aus der gemeinsamen Zeit wurde geredet. Man war sich einig, dass trotz diverser zwischenzeitlicher Desillusionierungen die Zeit in unserer Mitte so etwas wie ein Nest war. Einige drückten aus, dass im Rahmen ihres eigenen Lebensdramas die Zeit bei L!FE CONCEPTS (damals Kinderheimat Gifhorn) das beste war, was ihnen passieren konnte. Besonders beeindruckt hat mich die Schilderung eines Mannes, der schon damals eher zu den Stillen und Sensiblen gehörte. Nennen wir ihn einfach Norman. Nachdem er unsere Einrichtung verließ, hatte er manchen Absturz zu verzeichnen. Zwischendurch rutschte er immer wieder in die Drogen ab. Aber beim Verlassen unserer Einrichtung durfte Norman sich einen Gegenstand mitnehmen, der ihm etwas bedeutete. Er wählte eine alte Gitarre aus. Diese Gitarre existiert noch heute. Als es ihm schlecht ging und er nach und nach alles verkaufen musste, was er noch besaß, hat er sich nie von seiner Gitarre getrennt. Sie war das Bindeglied zu einer Zeit, die ihm Stärke gegeben hat und die buchstäblich für ein Leben stand, das sich lohnte. Diese Gitarre war Symbol für Resilienz und Kraft. Inzwischen hat Norman sich längst gefangen, er arbeitet selbst mit benachteiligten Menschen, ist verheiratet und hat zwei niedliche Kinder. Die beiden Kleinen dürfen heute mit der Gitarre spielen. Auch unser diesjähriges Sommerfest war ein „Fest des Lebens“. Es stand unter dem Motto: „Aus Fremden werden Freunde“. Wundervolle Bilder, wenn die minderjährigen Flüchtlinge unbeschwert nach orientalischem Pop tanzten. Mancher Deutsche erblasste vor Neid, wie die jungen Menschen voller Lebenslust ausgelassen ihre Hüften schwingen konnten. Nachbarn, Sozialarbeiter aus den Ämtern, ehrenamtliche Vormünder, Gastfamilien und Paten, KollegInnen, Sponsoren kamen, um miteinander die Gemeinschaft, unbeschwerte Momente und kleine kulinarische Köstlichkeiten aus verschiedenen Ländern zu genießen. Leben kann sich auch Bahn brechen, wenn im Kontext der Inklusion unsere 14 Schulbegleiter Kinder mit Handicaps unterstützen, am regulären Schulunterricht teilzunehmen. Oder wenn es unseren Sozialarbeitern gelingt, hochstrittigen Partnern nach Trennung und Scheidung durch gerichtlich angeordnete „begleitete Umgänge“ wieder Wege des Miteinanders zu ebnen. Es macht einfach Freude, wenn wir in den unterschiedlichsten Bezügen helfen und entdecken dürfen, dass das Leben die Oberhand behält. Mit über 30 Einzelprojekten bietet L!FE CONCEPTS Lebenshilfe für Kinder, Jugendliche und Familien. Die Einrichtungen liegen vor allem im Raum Gifhorn, aber auch in Hannover. Zu den Angeboten zählen Wohnprojekte, Tagesgruppen, Beratungsstellen und ambulante Hilfen. 14 siehe oben Oktober 2016 Oktober 2016 siehe oben 15 Neue Ausrichtung des Gästehauses: Ankommen, übernachten und tagen im „Gästehaus Kirchröder Turm“ Damaris Muth ehemalige Volontärin bei Dienste in Israel Als Träger des Internationalen Jugendfreiwilligendienstes (IJFD) wird „Dienste in Israel“ von der Bundesregierung gefördert: Der See Genezareth liegt still vor mir, hinter den umliegenden Bergen geht die Sonne auf. Der erste Tag unseres Seminars bricht an. Gestern Nachmittag sind die Volontäre von „Dienste in Israel“ in dem kleinen Ort Karei Deshe am See Genezareth angekommen. Mein Name ist Damaris Muth. Ich arbeite diesen Sommer für zwei Monate bei „Hagoshrim“ in Jerusalem mit. „Hagoshrim“ wird die Organisation in Israel genannt, übersetzt: „Die Brückenbauer“. Seit 1975 kommen jedes Jahr ca. 40 Brückenbauer über diesen Arbeitszweig des Diakoniewerkes nach Israel. Vor drei Jahren bin ich selbst als Volontärin ins Land gekommen – damals noch unwissend darüber, wie sehr mich die Zeit hier im Land prägen und bereichern würde. Deshalb bin ich besonders gespannt auf das Seminar und darauf, die jetzigen Volontäre kennenzulernen und von ihren Erfahrungen hier hören zu dürfen. Die Volontäre sind nun schon fünf Wochen im Land und es gibt viel zu erzählen. Ich unterhalte mich mit Jael Hertenstein und Johanna Memmel. Beide arbeiten im „Beit Aviv“ (Haus des Frühlings) in Jerusalem, in dem Autisten betreut werden. Wenn Jael und Johanna erzählen, sieht man ihnen an, dass sie sich wohlfühlen hier in Israel. Voller Begeisterung und Mitgefühl sprechen sie über ihre Arbeit. Sie erzählen, dass sie die „friends“ schon richtig ins Herz schließen und liebgewinnen konnten. Kraft finden die beiden in ihrem Glauben. Gerade durch die Arbeit im „Beit Aviv“ begegne ihnen Gott, so erzählt Jael. Auch wenn die „friends“ selbst ihre Dankbarkeit oft nicht ausdrücken können, wissen Johanna und Jael, dass es wichtig ist, einfach da zu sein. Christoph Chlebowski und Christian Jentzsch arbeiten im Alyn-Krankenhaus in Jerusalem. Auf der Pflegestation für Muskelschwundpatienten. Die beiden erzählen mir, dass die Flure der Station Straßennamen haben. „Alles soll ganz normal aussehen“, erzählt Christian, „als wären die Patienten bei sich zu Hause.“ Die Arbeit sei beides – herausfordernd, aber auch bereichernd. Christoph berichtet, dass es besonders schwer ist zu sehen, wie Gleichaltrige krank und von Kopf an gelähmt sind. Ich bin dankbar für die Gespräche und die Begegnungen mit den Volontären. Sie erinnern mich an mein eigenes Volontariat und daran, wie ich erfahren durfte, dass es richtig guttut, anderen ein Segen sein zu dürfen. Christiane Kirsch, Ulrike Landt, Carl Duisberg Dienste in Israel: Aufbrechen und neue Erfahrungen machen Ruth Herrmann Leitung Gästehaus Kirchröder Turm Hannover T: 0511. 95498-75 [email protected] Bislang gehörte das Gästehaus zur Einrichtung „Haus Shalom“. Seit August leitet Ruth Herrmann (47) den Übernachtungsbetrieb unter dem neuen Namen „Gästehaus Kirchröder Turm“ und integriert auch die Vermietung der Tagungsräume. Das Haus Shalom bleibt weiterhin unter der Leitung von Christiane Kirsch und konzentriert sich auf die Bereiche Geistliche Begleitung und Seelsorge. Bild links: Johanna Memmel (l.) und Jael Hertenstein vor dem Damaskustor in Jerusalem Dienste in Israel Bild rechts: Die „Sommerstarter“ bei ihrem Wochenendseminar in Karei Deshe (25.–28. August 2016) Seit langer Zeit gibt es in den Räumen des Diakoniewerkes Gästezimmer, die für Reisende und Seminarbesucher zur Verfügung stehen. Aktuell warten elf liebevoll eingerichtete Zimmer auf Menschen, die auf der Suche nach einer persönlichen und „heimeligen“ Unterkunft sind. Zudem können mehrere professionell ausgestattete Tagungsräume für Schulungen, Besprechungen und Tagungen gebucht werden. Die Gästezimmer lagen in den letzten vier Jahren in der Verantwortung von Christiane Kirsch. Als Leiterin des „Haus Shalom“ hat sie den Räumlichkeiten eine besondere Atmosphäre gegeben. Mit Rückmeldungen wie z.B. „Das ist immer wie ein Kurzurlaub hier!“ oder „Es war wie immer wunderbar, tausend Dank!“ drückten die Gäste ihre Wertschätzung aus. Die Tagungsräume wurden bisher von Kristina Hasenpusch für die Seminare des Kirchröder Instituts genutzt und zudem immer erfolgreicher an externe Bucher vermietet. Ein wunderbarer Tagungsort mitten im großen Stadtwald und gleichzeitig zentrumsnah. Nun geht das Diakoniewerk neue Wege und hat mir, Ruth Herrmann, die Leitung des Bereiches Gästehaus anvertraut. Ziel ist es, die Vermietung der Gästezimmer und Tagungsräume in einer Position zu vereinen und noch mehr in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken. Dafür haben wir den Namen „Gästehaus Kirchröder Turm“ neu eingeführt. Diese neue Position ermöglicht mir, einen Bogen über meine bisherige berufliche Laufbahn zu ziehen. Im Anschluss an meine Hotelausbildung und Arbeit an der Hotelrezeption folgten Aufgaben in der Seminarorganisation, Vertrieb und Marketing in verschiedenen Branchen. Nun freue ich mich, nach über zwanzig Jahren meine ersten Gäste zu begrüßen und Schritt für Schritt die einzelnen Marketingbereiche aufzubauen. Bitte setzen Sie sich bei Interesse einfach mit mir in Verbindung. Gästehaus Kirchröder Turm: Übernachten. Zur Ruhe kommen. Ansprechpartner finden. Einkehren. Sein dürfen. Ohne Ablenkung. Tagen in professionellem Umfeld. Das Gästehaus Kirchröder Turm bietet • 11 Gästezimmer mit Dusche / WC, Schreibtisch und kostenfreiem WLAN • mehrere Tagungsräume mit moderner Tagungstechnik • naturnahe Lage am Stadtwald • vielfältige Erholungsmöglichkeiten • Fernsehraum mit Bibliothek • Teeküche • Meditationsraum • Klavier im Speiseraum 16 siehe oben Oktober 2016 Intensive Elternarbeit zum Wohl der Kinder: Kita Arche Noah unterm Regenbogen Die ViWaldis Das Kitajahr 2016 / 2017 hat gerade begonnen, und André, 3 Jahre alt, begrüßt seine Mama beim Abholen stürmisch mit den Worten: „Mama, ich kann meine Schuhe doch alleine anziehen!“ Für uns, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Kindertagesstätte Arche Noah unterm Regenbogen, ist das Alltag. Unser Alltag ist vergleichbar mit einem Fluss, auf dem sehr viele unterschiedliche Boote unterwegs sind. Die Boote, in denen die Kinder mit ihrer Familie sitzen, sind sehr verschieden vom Typ und der Ausstattung: Wer bringt was an Fähigkeiten, Einflüssen, sozialem Umfeld oder Erfahrungen mit? Wer sitzt in welcher Art von Boot? Ist es ein Floß, ein Kahn, ein Ruderboot oder doch nur ein einfaches Brett? Wir Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verstehen uns als das Wasser in diesem Fluss, welches nur gut fließen kann, wenn sich Wasserqualität und Wasserquantität in einem richtigen Verhältnis befinden. In dem Fluss sind außerdem viele Steine, Stromschnellen, Untiefen, „tote Arme“ usw., die umschifft werden müssen. Konkret heißt das für uns, dass wir von Anfang an den Kin- Mit Sorge und Freude ins neue Kinderkrippenjahr Seit Anfang August sind sieben neue Kinder dabei, sich bei uns einzugewöhnen, und wieder einmal startet ein neues MitarbeiterinnenTeam. Mareike Dose ist wie geplant nach ihrer Baby-Zeit zusammen mit ihrer kleinen Tochter Jule Marie zu den ViWALDIS zurückgekehrt, doch leider hat Naemi Weis Ende Juli unser ViWALDI-Team nach fast 3 Jahren Tätigkeit verlassen. Wieder ein Wechsel. Doch wieder durften wir erfahren: Gott hat uns im Blick, und es lohnt sich, ihm zu vertrauen! Denn schon nach kurzer Zeit war eine neue Erzieherin gefunden. Julia Heibutzki übernahm am 1. August den Staffelstab, und wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ihr. Trotz dieser guten Entwicklung schauen wir aber immer noch mit Sorge auf die Vertretungssituation im neuen Krippenjahr. Seit dem 1. August 2016 ist der bisherige Vertrag mit der Stadt Hannover gekündigt. Ein neuer Vertrag, der die Gesamtsituation deutlich verbessern soll, ist aber noch nicht in Kraft. Zudem unterstützt uns in diesem Krippenjahr leider auch keine Jahrespraktikantin. Um bei Krankheit eine drohende Schließung der Einrichtung zu vermeiden, sind wir zur Zeit dringend auf der Suche nach einer Sozialassistentin oder Erzieherin auf 450-EuroBasis. Bei Interesse bitte gerne melden! Und so hoffen wir auch weiterhin auf Gottes Wirken, damit sich neues Leben immer wieder Bahn brechen kann. Die Kinderkrippe „Die ViWALDIS“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Diakoniewerkes und der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Hannover-Walderseestraße. Andreas Maschke Susanne Germandi-Becher Erzieherin Leiterin ViWALDIS Tel.: 0511. 69 68 44 79 [email protected] „Leben bricht sich Bahn …“ ist das Thema dieser neuen Ausgabe von ‚siehe oben‘. Viel neues Leben bricht sich auch gerade in der Kinderkrippe DIE ViWALDIS Bahn. Sabrina von Hopfgarten, die schwanger gewordene Schwangerschaftsvertretung von Mareike Dose, hat am 1.Juli ihren Sohn Fiete zur Welt gebracht. dern und Familien Hilfestellungen anbieten und geben. Im Alltag benötigen viele Familien immer wieder Erklärungen: Wie können sie was mit ihrem Kind machen? Sie suchen Antworten auf Erziehungsfragen oder benötigen einfach mal ein aufmunterndes Wort. Diese „Rettungsringe“ werfen wir gerne aus. Können wir doch häufig beobachten, dass intensive Elternarbeit das Wohl des Kindes fördert. So begleiten wir die Familien und helfen ihnen, an den Herausforderungen der Erziehung nicht zu scheitern, sondern sie zu meistern. Wenn also die Zusammenarbeit zwischen Träger, Mitarbeiterschaft, Eltern und Kindern in einem ausgewogenen Verhältnis besteht, können wir dankbar beobachten, dass sich „Leben Bahn bricht “ – auch in Kleinigkeiten des Alltags. So wie bei André, der seine Mutter zu Tränen gerührt hat. Nona Drösemeyer-Vissering Erzieherin in der Kita „Arche Noah unterm Regenbogen“ Am Welfenplatz 22 30161 Hannover T: 0511. 31 37 11 18 siehe oben Oktober 2016 Oktober 2016 siehe oben 19 Das Leben liegt uns am Herzen. Und es soll fließen. Das Leben. Biblisch-Theologisches Institut: Starke Nachfrage für Aufbaukurs Aber gutes Leben macht sich dadurch bemerkbar, dass der Rhythmus des Lebens stimmt, dass wir unterwegs sind und immer wieder aufbrechen, um unsere Spur im Leben zu finden. 05. / 0 6. Mai 2017 Seminar: „Narzisstische Persönlichkeitsmuster als Folge von emotionalem Missbrauch und Vernachlässigung in der Kindheit“ Von psycho-analytischen Theorien lernen, hypnotherapeutisch denken und mit inneren Selbstanteilen (Ego-State-Therapie) mit Dr. Jochen Peichl (Nürnberg) 12.–14. Mai 2017 Fortbildung: Focusing mit Dr. Peter Lincoln (Hannover), Teile 1–5 Für intuitive Problemlösung, Burn-Out-Prävention, Entscheidungsfindung, Spiritualität Kristina Hasenpusch Leitung BTI Kirchröder Str. 46 30559 Hannover T: 0511. 95498-0 www.bti-hannover.de „Weil die Bibel etwas mit dem Leben zu tun hat …“ – mit diesen Worten wirbt das BTI in seinem Flyer. Immer mehr Menschen möchten, dass die Bibel auch in ihrem Leben Raum findet, und die Worte der Bibel in ihrem Leben Bedeutung haben. 29. / 3 0. September 2017 Fortbildung: Traumatherapie / - beratung mit Ellen Spangenberg (Kassel), Teile 1–5 Psychotraumatologie, Phasen der Traumatherapie, TRIMB-Methode, Dissoziation, InnereTeile-Arbeit, Umgang mit Suizidalität, Supervision und Psychohygiene u.v.m. Ulrike Landt Kristina Hasenpusch Vorstandsassistenz Mitarbeiterin im Institut T: 0511. 95498-0 www.kirchroeder-institut.de [email protected] hilfemethode zum Stressabbau ein. Das Kirchröder Institut arbeitet auch mit anderen Ausund Fortbildungseinrichtungen zusammen, z.B. mit Dr. med. Michael Bohne (PEP-Institut Hannover) oder mit Lutz Besser vom Zentrum für Psychotraumatologie und Traumatherapie Niedersachsen (zptn). Ansprechpartner für das Kirchröder Institut sind Jürgen Scheidt und Kristina Hasenpusch. Ulrike Landt Seminare und Fortbildungen des Kirchröder Instituts: „Leben bricht sich Bahn …“ das wünschen wir uns für die Menschen, die Seminare und Fortbildungen in unserem Kirchröder Institut besuchen. Im Oktober 2016 hatten wir zwei komplett ausgebuchte Tagesseminare zum Thema „TRE – Trauma and Tension releasing exercises“. Coach Angela Giesselmann aus Darmstadt führte auf einfühlsame Art in diese sehr effektive Selbst- „Ich will unbedingt mehr über die Bibel und die Zusammenhänge erfahren …“, so sagten es Teilnehmer des BTI-Grundkurses. Orientierungswissen rund um die Bibel ist heute mehr denn je gefragt. 18 Teilnehmer haben sich für den Grundkurs angemeldet. Er richtet sich an Menschen, die ein größeres Verständnis der Bibel und der zeitgeschichtlichen Hintergründe bekommen wollen. Die Teilnehmer kommen aus unterschiedlichen Gemeinden. 24 Teilnehmer – so viele wie noch nie! – belegen den Aufbaukurs. Dabei geht es um die Vertiefung des Wissens. Beide Kurse umfassen wieder 30 Abende (Donnerstag). Viele, die letztes Jahr den Grundkurs durchlaufen haben, haben sich nun für den Aufbaukurs angemeldet. Ergänzt wird das Angebot um drei Studientage, die für jedermann offen sind. Zwölf Dozenten (hauptsächlich Pastoren aus Baptistengemeinden in Hannover und der Region) sind ehrenamtlich im Rahmen des BTI engagiert. Insgesamt haben seit der Gründung im Jahr 2005 über 220 Interessenten das Programm des BTI durchlaufen. 05. November 2016 Studientag: Mit der Rechtfertigung allein ist es nicht getan. Luther und der Römerbrief Prof. Dr. Christoph Stenschke (Wiedenest) 11. Februar 2017 Studientag: Wie sich mein Bibelverständnis verändert – biographische, psychologische und biblische Zugänge Pastor Michael Borkowski (Hannover) und andere 20. Mai 2017 Studientag: Vergebung – eine Wohltat?! Pastor & Psychologe Olaf Kormannshaus (Berlin) 20 siehe oben Oktober 2016 Oktober 2016 siehe oben 21 Beratungsstelle Kirchröder Turm Hospizdienst: Leben bricht sich Bahn – in der Sterbebegleitung? Man könnte meinen, dass solche Worte gerade für die Arbeit bei einem ambulanten Hospizdienst unpassend sind oder nicht gelten. Anfänglich musste auch ich etwas zögern und überlegen. Ganz schnell war mir jedoch klar, dass dieser Satz sehr gut passt. Meine Arbeit ist so vielseitig, und Leben bricht sich häufig Bahn. Mit den vielen Ehrenamtlichen, die sich vielfältig und regelmäßig einbringen, ist trotz der schwierigen Thematik immer etwas in Bewegung und das Leben ist spürbar. Der Einsatz von jedem Einzelnen ist oftmals immens. Wenn Sterbende begleitet werden, handeln wir in dem Wissen, dass wir dem Leben nicht mehr Tage geben können, jedoch dem Tag mehr Leben. Vieles ist von der Tagesform des Sterbenden und seiner aktuellen Situation abhängig, was immer wieder neu herausfordert. Nähe geben und Vertrauen schenken 20 Jahre Beratungsstelle: Mutmachen zu einen erfüllten Leben Mit großer Kompetenz und ausdauerndem Engagement begleiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstelle am Kirchröder Turm die Ratsuchenden. Leben bricht sich Bahn … seit 20 Jahren in der Beratungsstelle! Vor zwanzig Jahren hat der damalige Geschäftsführer des Diakoniewerkes, Jürgen Sandersfeld, den neuen Arbeitszweig „Beratungsstelle“ ins Leben gerufen. Im August 1996 begann Pastor Helmut Donsbach mit der Arbeit und übergab nach 10 intensiven Jahren den Stab an mich. Am 26. August 2016 feierten wir zum Jubiläum ein Sommerfest bei herrlichem Wetter mit vielen freundlichen Gästen, viel Bewegung beim „Coaching to go“, wo sie uns als Team in sechs verschiedenen Kurzworkshops erleben durften. Die MitarbeiterInnen haben etwas aus ihrem Repertoire gezeigt, damit man sich vorstellen kann, wie unterschiedlich Beratung und Therapie sein können. Bei Jazzgymnastik, Kaffee und selbstgebackenem Kuchen kamen viele ins Schwitzen und hatten ihren Spaß. Durch meinen Vortrag über Traumatherapie und Psychohygiene wurde der Fokus noch einmal auf einen Schwerpunkt unserer Beratungsstelle gelegt: Traumaberatung und -therapie. Die Wartelisten von PsychotherapeutInnen in Hannover sind endlos, und der Bedarf sehr groß. Wir können helfen zu stabilisieren, bis ein Therapie- platz gefunden ist oder selbst eine Traumatherapie anbieten. Traumatherapie und Psychohygiene gehören unmittelbar zusammen. Mein Anliegen ist es, diese komplexen Zusammenhänge leicht verständlich zu vermitteln, weil mir die Betroffenen so sehr am Herzen liegen! „Nicht Sie sind verrückt, sondern das, was Ihnen passiert ist“, sagen wir unseren KlientInnen. Gute Wünsche der Beiratssvorsitzenden Helga Seichter und ein Segensgebet von Helmut Donsbach für die MitarbeiterInnen bildeten den gelungenen Abschluss. Leben bricht sich Bahn. So wie die Hebamme hilft, dass das Neue geboren werden kann, dürfen wir jemanden begleiten, zurück in ein erfülltes oder vielleicht auch nur weniger eingeschränktes Leben zu finden. Dabei zu helfen, dass jemand Mut bekommt, sich für sich und sein ganz eigenes Leben zu entscheiden, mit allen Stärken und Schwächen, und dann in eine neue Eigenständigkeit hinein zu wachsen, ist manchmal wie eine „Geburtsbegleitung“ Leben bricht sich Bahn … jeden Tag neu und auf unerwartete Weise. Lassen wir uns überraschen, wie es weitergeht! tonicstudio / Montage: Ulrike Landt Sabine Mascher Leiterin der Beratungsstellen in Hannover, Springe und Neustadt a. Rbg. www.beratungsstelle-amkirchroeder-turm.de Leben bricht sich Bahn … was für eine positive und gewaltige Aussage. Am Anfang meiner Arbeit als Koordinatorin und Leitung des ambulanten Hospizdienstes wurde ich genau mit diesen Worten konfrontiert. Was bedeutet ein solcher Leitgedanke für das Tun und Handeln in meinem Dienstbereich? Sabine Schmidt Koordinatorin und Leitung des ambulanten Hospizdienstes steht hierbei jedoch immer im Vordergrund, genauso wie das Wertschätzen des Einzelnen. Regelmäßig einem Menschen am Lebensende die eigene Zeit zu verschenken, ist eine Aufgabe, die Ehrenamtlichen einiges abverlangt, aber auch vieles zurückgibt. Eine innere Distanz zu dem Erlebten zu erlangen, ist nicht immer einfach. Durch Supervision und Einzelgespräche kann dies gut aufgefangen werden, und es entsteht keine Überforderung. Am 1. Juni habe ich meine neue Aufgabe aufgenommen und bin überwältigt, wie häufig sich Leben schon Bahn gebrochen hat. Dies wird vielerorts sichtbar. Ob in der Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen, mit unterschiedlichen Pflegeheimen, Krankenhäusern und Arztpraxen, mit Ämtern, den Angehörigen oder ganz nah am Sterbenden – durch Nähe und Vertrauen dem Tag mehr Leben geben. Die Website des ambulanten Hospizdienstes bietet aktuelle Informationen und interessante Links auch aus der bundesweiten Hospizbewegung unter www.ambulanter-hospizdiensthannover.de Der ambulante Hospizdienst Kirchröder Straße 46, Hannover T: 0511. 95498-57 Oktober 2016 siehe oben 23 Starthilfe für junge Familien: Stiftung Chance zum Leben Diakoniezentrum Springe 22 siehe oben Oktober 2016 „Der Wert von Kindern ist nicht zu bemessen. Sie sind ein Geschenk, ein Schatz, der unvergleichbar ist. Kinder sind Leben! Sie sind Hoffnung und Glück, Zweifel und Zuversicht, Antrieb und Ruhe, sie sind Schwäche und Kraft. Und deshalb ist ihr Wohlergehen jede Anstrengung wert. Jederzeit. Immer wieder! Ihre Zukunft ist unsere Verantwortung. Ihr Wohlergehen unsere wertvolle Pflicht.“ (Oliver Bierhoff, Manager der deutschen Fußballnationalmannschaft) Ulrike Landt; Francesca Schellhaas / photocase.de Markus Müller Gesamtleiter Diakoniezentrum www.diakoniezentrumspringe.de T. 05041. 778-440 Hannelore Becker Referentin der Stiftung Kirchröder Str. 46 30559 Hannover T: 0511. 95498-70 www.chance-zum-leben.de Ja, Kinder sind etwas Wunderbares! Aber nicht selten kündigt sich eine Schwangerschaft an, die nicht geplant und erwartet ist und vor wirkliche Herausforderungen stellt. Ich habe große Hochachtung vor Frauen, die sich trotz widriger Lebensumstände für ihr Kind entscheiden. Aus den eingehenden Anträgen, die in der Stiftung „Chance zum Leben“ ankommen, kann man Vieles entnehmen, was das ‚Ja‘ zum Kind nicht einfach macht. Da sind Arbeitslosigkeit und Überschuldungen, eine zu kleine Wohnung und zu wenig Mittel für einen Umzug mit mehr Wohnraum. Da ist die Partnerschaft gerade auseinandergegangen, da war die Kinderplanung schon lange abgeschlossen und die Mittel sind sowieso knapp. Da ist die Flucht gerade überstanden, alles ist fremd, und man hat nichts außer dem Wenigen, was man mitnehmen konnte. Da ist eine junge Frau gerade erst in der Ausbildung und die Schwangerschaft ist unverhofft gekommen … Aber wo sich Frauen für das Leben entscheiden, da bricht sich nicht nur die Freude Bahn, sondern auch der Wille, es zu schaffen und die Herausforderungen zu bewältigen, die damit zusammenhängen. Gut, dass es Beratungsstellen und Einrichtungen gibt, die Möglichkeiten aufzeigen, wie der Start in das Leben mit so viel Unterstützung wie möglich gelingen kann. Und eine Hilfe sind die Windel- oder Sachgutscheine, die bei der Stiftung „Chance zum Leben“ beantragt werden können. Allerdings kann die Stiftung nur so viel weitergeben, wie durch Spender und Sponsoren auf das Konto der Stiftung eingegangen ist. Ich bin dankbar für jede einzelne Spende und jeden, der dieses Anliegen mit auf sein Herz nimmt. Über die Einrichtung „bildungsspender. de“ kann jeder, der gern über das Internet bestellt, für die Stiftung spenden. Er muss nur – bevor er seinen Shop sucht – im Balken „Stiftung Chance zum Leben“ eingeben und dann wie gehabt einkaufen. Jeder Euro, der eingeht, zählt und hilft! Gern stelle ich die Stiftung mit ihren Möglichkeiten in Ihrer Gemeinde vor. Diakoniezentrum Jägerallee Springe: Ein lebendiges Miteinander Es ist Sonntag, 8 Uhr. Der Blick zum Himmel ist vielversprechend. Bereits um diese Uhrzeit herrscht geschäftiges Treiben. Tische werden transportiert, Bänke gerückt, Stühle abgewaschen und Pavillons aufgestellt. An alles gedacht? Reichen die Plätze? Ist die Übertragung sichergestellt? Es ist kurz vor 10 Uhr. Die Plätze füllen sich und reichen gerade so. Das ist wunderbar! Der Beobachterblick schweift über viele erwartungsvolle Gesichter. Jung und alt, zum Teil noch etwas müde oder in anregende Unterhaltungen vertieft. Dann geht es los. Ein erfrischendes Vorspiel auf dem Klavier lässt alle wach und aufmerksam werden. Das Sommerfest des Diakoniezentrums beginnt mit einem Open-Air-Gottesdienst. „Leben in Gemeinschaft – Raum für alle“. Das Diakoniezentrum als Raum für viele. Eine junge Frau wird gesegnet. Sie geht für ein freiwilliges Soziales Jahr nach Berlin. In einer Ballade wird der Lebensweg durch die Uhr als menschliches Herz beschrieben. Leben, das gegeben und das genommen wird. Im Diakoniezentrum ist Leben! Eine lebendige Gemeinschaft, die sich immer wieder auf den Weg macht. Die Gemeindeglieder aus der Kreuzkirche sind dabei, um gemeinsam Gottesdienst und das Miteinander zu feiern. Die jungen Pflegebedürftigen (yocas), jetzt als ambulant betreute Wohngruppe, welche, dank des Teams vom Pflegedienst „mobilitas“ gut in das Gemeinschaftsleben integriert sind. Bewohner aus dem Pflegeheim und vom Service Wohnen kommen zusammen. Begleitet von Angehörigen und Freunden. Dies ist ein von Verantwortung geprägtes Miteinander. Aus dem 1. Petrus 3, 8-12: „… seid alle eines Sinnes, voll Mitgefühl und brüderlicher Liebe, seid barmherzig und demütig!“ Mitgefühl und mit Gefühl: Dies ist unerlässlich im täglichen Miteinander, insbesondere bei der Pflege von Menschen und der Begleitung von Trauernden. An einem Tag wie dem Sommerfest ist die Luft voller Gefühl und Emotionen. Das Miteinander der Gemeinschaft bringt ein buntes Treiben zutage. Viele wollen dabei sein und alle gehören dazu. Da brutzeln Wurst und Fleisch auf dem Grill. Bier wird gezapft und schon einmal nach einem schattigen Plätzchen Ausschau gehalten. Kinder rennen durch die Reihen. Zeit für Gespräche und gemeinsames Singen. Leben, das sich im Miteinander ergibt. Eine wertvolle und gemeinsame Zeit. Ein Stück auf dem Weg unseres Lebens. Die vielfältigen Arbeitsbereiche im Diakoniezentrum Springe: Service Wohnen Ambulanter Pflegedienst Geschützter Wohnbereich „Heimatstube“ Kurzzeitpflege Stationäre Pflege Gerontopsychiatrischer Bereich Kindertagesstätte „Deisterkrümel“ „yocas“ für junge Pflegebedürftige Befreit lächeln und sich geliebt wissen: Ein unverdientes Zuhause Timon Döbel Erziehungswissenschaftler (B.A.) Mitarbeiter bei L!fe Concepts Kirchröder Turm, Gifhorn Ich bin in einem kleinen Dorf in der Lüneburger Heide aufgewachsen. Ein Außenstehender würde diesen Ort mit seinen 750 Einwohnern und seinem kleinen Dorfladen vermeintlich als letzte Ecke der Welt bezeichnen. Für mich war es ein Paradies, das vielfältige Möglichkeiten und Abenteuer für einen kleinen „Welteneroberer“ bereithielt. Ich hatte das unverdiente Glück, in einer Familie aufzuwachsen, die mir von Anfang an vermittelt hat, dass ich in dieser Welt herzlich willkommen und geliebt bin. Ein Ort, an dem man sich geborgen fühlt und einfach sein darf, wie man ist. Das verbinde ich bis heute mit dem Wort „Zuhause“. Für junge Menschen ist die emotional und sozial positive Entwicklung in besonderer Weise davon abhängig, wie sehr sie in einer Atmosphäre der bedingungslosen Annahme und Wertschätzung leben und wachsen dürfen. Dies ist eine Erkenntnis der Entwicklungspsychologie. Viele unserer Klienten konnten diese Erfahrungen leider nicht machen. Sie verbinden mit dem Wort Zuhause vielleicht sogar mehr Schmerzen als Freude. Was kann ich als pädagogischer Mitarbeiter diesen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mitgeben? Mit Sicherheit kann ich kein Elterner- satz sein, kein Ersatz-Zuhause bieten. Aber als Team von L!fe Concepts versuchen wir, ihnen eine Hoffnung mitzugeben. Dass sie nicht das Resultat ihrer Geschichte sind, sondern die Verfasser. Dass es nicht zwangsläufig die Vergangenheit ist, die ihre Zukunft bestimmt, sondern ihre Entscheidungen in der Gegenwart. Darin sehe ich die Chance und die Aufgabe unserer diakonischen Arbeit. Wir können unseren Kindern, Jugendlichen und Klienten dabei helfen, Orientierung, Vertrauen zu sich und anderen zu finden und sie ermutigen, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Aber ein heiles Zuhause können wir nicht geben. Dort kommen wir an unsere Grenzen. Meine Überzeugung ist, dass es trotzdem ein echtes Zuhause für jeden Menschen gibt – bei Gott. Bei Gott darf man ohne Maske, ohne Angst vor Verletzung sein. Hier kann das Herz befreit lächeln und sich geliebt wissen. Für mich ist Gottes Zusage, dass Er ein Zuhause sein möchte, keine fromme Floskel oder nette Aufmunterung für schlechte Zeiten, sondern eine konkret erfahrbare Realität, der ich vertrauen und an der ich mich orientieren darf. Und diese Hoffnung kann ich teilen, weil sie für jeden gilt, der sich nach einem Zuhause sehnt. Einrichtungen des Diakoniewerkes Kirchröder Turm e.V. Impressum: siehe oben – Informationsmagazin Diakoniestiftung Kirchröder Turm: Redaktion: Wolfgang Bauer, Northeim des Diakoniewerkes Kirchröder Turm IBAN DE05 5009 2100 0001 1189 00 Ralph Zintarra, Kristina Hasenpusch (Diakoniewerk Herausgeber: Diakoniewerk Kirchröder Turm e.V. Vorstand: Hans-Peter Pfeifenbring (Vorstandsvorsitzender) Kirchröder Turm, Hannover) Kirchröder Straße 46, 30559 Hannover Jürgen Scheidt (Vorstandsvorsitzender) Gestaltung: saatwerk Visuelle Kommunikation Telefon: 0511.95498-0, E-Mail: [email protected] Pastor Ralph Zintarra (Mitglied des Vorstands) (Ulrike Landt, Melina Neuber-Haase) www.diakoniewerk-kt.de Aufsichtsrat: Viola Steinberg (Vorsitzende) Titelbild: Philip Zintarra, Hannover V.i.S.d.P: Pastor Ralph Zintarra, Hannover Hans-Detlef Saß (stellv. Vorsitzender) Druck: diaprint, Empelde
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