- Diakoniewerk Kirchröder Turm

Diakoniewerk Kirchröder Turm:
Leben bricht
sich Bahn …
Erscheint halbjährlich. Ausgabe 10 2016
Impressum: siehe oben – Informationsmagazin
Diakoniestiftung Kirchröder Turm:
Redaktion: Wolfgang Bauer, Northeim
des Diakoniewerkes Kirchröder Turm
IBAN DE05 5009 2100 0001 1189 00
Ralph Zintarra, Kristina Hasenpusch (Diakoniewerk
Herausgeber: Diakoniewerk Kirchröder Turm e.V.
Vorstand: Hans-Peter Pfeifenbring (Vorstandsvorsitzender)
Kirchröder Turm, Hannover)
Kirchröder Straße 46, 30559 Hannover
Jürgen Scheidt (Vorstandsvorsitzender)
Gestaltung: saatwerk Visuelle Kommunikation
Telefon: 0511.95498-0, E-Mail: [email protected]
Pastor Ralph Zintarra (Mitglied des Vorstands)
(Ulrike Landt, Melina Neuber-Haase)
www.diakoniewerk-kt.de
Aufsichtsrat: Viola Steinberg (Vorsitzende)
Titelbild: Philip Zintarra, Hannover
V.i.S.d.P: Pastor Ralph Zintarra, Hannover
Hans-Detlef Saß (stellv. Vorsitzender)
Druck: diaprint, Empelde
Fachstelle return: Intensive Computernutzung führt in vielen Familien zu Problemen
L!fe Concepts Gifhorn: Neue Lebensentwürfe entdecken
20 Jahre Beratungsstelle: Großes Fest
2 siehe oben Oktober 2016
Oktober 2016 siehe oben 3
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
Fachstelle return:
Matschbirne
vom Zocken?
Diakoniewerk:
Leben bricht
sich Bahn …
Flüchtlinge:
Neue
Lebensentwürfe
Einblicke:
Aktuelles aus den
Einrichtungen
4 Suchtgefährdung schon im
Kinderzimmer
Die intensive Computernutzung
führt in vielen Familien zu
Problemen. Die Fachstelle return
zeigt Lösungen.
Von Eberhard Freitag
Statement
10
Wasser in der Wüste –
Leben bricht sich Bahn.
Vorstandsmitglied
Pastor Ralph Zintarra
zieht eine Linie vom Propheten
Jesaja zu Alltagserfahrungen im
Diakoniewerk.
12 L!fe Concepts
Sommerfest „Aus Fremden
werden Freunde“ // Berichte von
Ehemaligen aus der Einrichtung in
Gifhorn
Von Jürgen Scheidt
14 Dienste in Israel
15 Gästehaus Kirchröder Turm
9 Fachstelle return:
Trotz Gegenwind gesegnet
Interview mit Dr. Gregor und Ute
Tönshoff, Mitglieder im Beirat
von return
24 Glaubenserfahrung
Befreit lächeln und sich geliebt
wissen
Timon Döbel über ein
unverdientes Zuhause
16 Kita ViWaldis
17 Kita Arche Noah unterm Regenbogen
18 Kirchröder Institut
19 Biblisch-Theologisches Institut Hannover (BTI)
20 Beratungsstelle Kirchröder Turm
21 Der ambulante Hospizdienst
22 Stiftung Chance zum Leben
23 Diakoniezentrum Jägerallee Springe
Leben bricht sich Bahn … eine merkwürdige Aussage für das
Leitmotiv eines Diakoniewerkes? Als sich der Vorstand des Diakoniewerkes Kirchröder Turm im Sommer 2014 neu formierte,
wurden ziemlich bald die Fragen aufgeworfen, die typisch für
Startphasen sind: Wofür stehen wir eigentlich? Wofür steht das
Diakoniewerk? Wofür hat es eigentlich schon immer gestanden?
Was ist das Proprium? Was haben all unsere Vorgänger oder leitenden Mitarbeiter gewollt? Was soll auch in Zukunft bleibendes
Kennzeichen sein?
Klar war uns, dass wir für ein Leitmotiv keineswegs „das
Rad neu erfinden“ müssen. Im Gegenteil, wir wollten das Verbindende finden, das über all die Jahre bereits wahrnehmbares
Merkmal und Wesen des Trägers verkörperte.
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis wir die ebenso schlichte
wie verblüffende Erkenntnis gewannen: Schon immer war das
Diakoniewerk der Kontext dafür, dass sich Leben Bahn brechen
konnte. Ganz gleich, ob in der Schwangerschaftskonfliktberatung, in den Krippen, Kindertagesstätten, erzieherischen Hilfen,
den beraterischen oder therapeutischen Settings, in der Altenhilfe, im Hospizdienst, im Auslandseinsatz, in unserer Spiritualität – immer ging und geht es darum, dass sich Leben entfalten
darf, dass Menschen durchdringen zu dem, was sie wirklich sind.
Menschen sollen zu ihrem eigentlichen Wesen
gelangen können; zu dem Kern, den der HÖCHSTE
für jedes Individuum gemeint hat. In all unseren
Hilfefeldern möchten wir, dass Leben gelingt,
dass Menschen ihre ureigenste, konstruktive Vorstellung vom Leben realisieren und weiterentwickeln können. Auch in den Momenten, wo Aussichtslosigkeit die Überhand zu gewinnen scheint;
selbst dann noch, wenn bereits feststeht, dass sich das Leben
aufgrund von Krankheit oder Alter dem Ende zuneigt. Noch im
Sterben das Leben entdecken …
Leben bricht sich Bahn! In diesem Sinne lassen Sie sich bei der
Lektüre dieser Ausgabe zum Leben inspirieren.
Ihr
Jürgen Scheidt
Vorstandsvorsitzender Diakoniewerk Kirchröder Turm
Jürgen Scheidt
Vorstandsvorsitzender im
Diakoniewerk Kirchröder
Turm e.V.
Hans-Peter Pfeifenbring
Vorstandsvorsitzender im
Diakoniewerk Kirchröder
Turm e.V.
2 siehe oben Mai 2016
Oktober 2016 siehe oben 5
Suchtgefährdung schon
im Kinderzimmer
Unser Ernie, eine Schaufensterpuppe, zeigt, wie es
nicht selten am Schreibtisch
eines echten Zockers
aussieht. Eltern, die Ernie
am Infostand von return
begegnen, erleben dann
oft ein Déjà-vu in Bezug auf
ihre eigenen Söhne – ein
guter Gesprächseinstieg.
Foto: Fachstelle return; Quelle Statistik: www.dak.de, https://www.dak.de/dak/gesundheit/Internetsucht_vorbeugen-1715170.html
Die intensive Computernutzung führt in vielen Familien zu Problemen.
Jedes fünfte Kind reagiert ruhelos und gereizt auf Online-Einschränkungen.
Elf Prozent der 12- bis 17-Jährigen haben mehrfach erfolglos versucht, ihre
Internetnutzung in den Griff zu bekommen. Oft geben Eltern ihren Kindern
keine klaren Regeln zum Umgang mit Laptop oder Smartphone.
Die neue Studie der DAK-Gesundheit und
des Deutschen Zentrums für Suchtfragen zur
„Internetsucht im Kinderzimmer“ zeigt, dass
die Mediennutzung durch Kinder und Jugendliche in vielen Familien weitgehend unreguliert
abläuft. Die Folgen dieser Entwicklung spüren
wir täglich in der Beratungs- und Fortbildungsarbeit. Nicht ohne Grund hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung das Thema „Onlinesucht“ zu ihrem Schwerpunktthema 2016
erklärt. Fortbildungsanfragen aus den unterschiedlichsten Bereichen (Verwaltungen, Krankenpflegeschulen, sozialpädiatrische Einrichtungen, Hochschulen) zeigen, dass insbesondere die allgegenwärtige Nutzung von Smartphones neben den vielen Vorzügen in vielen
Arbeitszusammenhängen zunehmend problematisch wahrgenommen wird.
Die Situation unserer Beratungsstelle ist
paradox: Nie hatten wir so viele Klienten in
der Beratung und Anfragen für Prävention und
Fortbildung und gleichzeitig nie eine derart
ungeklärte Situation im Blick auf die längerfristige finanzielle Förderung unserer Arbeit.
Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird
return ab 2017 von jeder öffentlichen Förderung ausgeschlossen sein, obwohl die Nachfrage weiter wächst. Die geplante Studie zum
jugendlichen Pornografiekonsum mussten wir
aus finanziellen Gründen leider erst einmal
zurückstellen.
Lichtblicke gibt es trotzdem. Wir danken
sehr herzlich der Sparkasse Hannover für die
zweijährige Förderung unseres Projekts „level
up“. Dieses Projekt richtet sich an junge Männer, deren Leben aufgrund ihres maßlosen PCSpielkonsums aus dem Ruder zu laufen droht.
Wir wollen ihnen helfen, wieder auf Kurs zu
kommen, neue Ziele in den Blick zu nehmen
Dipl.-Päd. Eberhard Freitag
Leiter Fachstelle return
Dipl.-Psych. Tabea Freitag
Hannover
Tel.: 0511. 95498-33
www.return-mediensucht.de
und zu erreichen. Bereits mehr als 30 junge
Männer werden seit Beginn dieses Jahres
durch „level up“ begleitet. Etliche von ihnen
sind schon konkrete Schritte gegangen, haben
ein Praktikum begonnen, einen Schulabschluss
geschafft, sind einfach im Leben vorangekommen. Die wöchentliche Gruppe, zu der wir einladen, besteht mittlerweile aus einem harten
Mediennutzung: Nur wenige Eltern setzen ihren Kindern Grenzen.
Ergebnisse der aktuellen DAK-Studie „Internetsucht im Kinderzimmer –
Elternbefragung zur Computernutzung bei 12- bis 17-Jährigen“:
Wo?
71%
Wie lange?
51%
Was?
der Eltern
haben keine Regeln, an
welchen Orten ihr Kind das
Internet nutzen darf.
der Eltern
haben keine Regeln, wie
lange ihr Kind das Internet
nutzen darf.
39 %
der Eltern
haben keine Regeln,
welche Inhalte ihr Kind im
Internet nutzen darf.
6 siehe oben Oktober 2016
Oktober 2016 siehe oben 7
sich nehmen – für ein Beratungsgespräch. Die
Frau eines Betroffenen fährt 2 Stunden mit
dem Auto nach Hannover zu unserer Angehörigengruppe. Sie sagt, dass sie es nicht mehr
aushält und endlich mit anderen Frauen reden
muss, die ihren Schmerz verstehen nach all den
Jahren des einsam und still getragenen Leides
durch die Pornosucht ihres Mannes.
Ein Kapitän meldet sich. Er ist in vielen SexChats aktiv, besonders in den Wochen, wenn
er auf seinem Schiff Dienst tut. Seine Frau hat
die Scheidung bereits eingereicht, will ihm aber
noch eine Chance geben, wenn er eine ambulante Therapie bei uns macht.
Ein Mann möchte nach 40 Jahren Konsum
endlich einen Schlussstrich ziehen und seine
Partnerin nicht länger verletzen. Er beschreibt
Suchtsymptome, die denen eines Alkoholikers
gleichen. Die Männer unserer Ausstiegsgruppe
sind fast alle auf gutem Weg und spüren,
wie ihre inneren Grenzen stärker werden, die
Fähigkeit „Nein“ zu sagen wächst, die Offenheit in der Partnerschaft / Ehe wieder zunimmt,
das neues Vertrauen in kleinen Schritten wieder möglich wird.
Davon sind wir überzeugt: Sexualität, die
außerhalb eines stabilen, von gegenseitigem
Vertrauen und Verantwortung geprägten Rahmens gelebt wird, birgt die Gefahr, sich maßlos
und letztlich suchtartig zu entwickeln. Sexualität wird zum bloßen Konsumgut. Die Möglichkeiten des Internets wirken dabei als Brandbeschleuniger. Das Internet ist ein Raum, in dem
das menschliche Schamgefühl verwirrt und
desensibilisiert werden kann. Das Schamgefühl
markiert die Grenze zwischen Privatheit, Inti-
Dietrich Riesen und Lukas Döbel sind sozialpädagogische
Mitarbeiter der Fachstelle return. Seit 2015 haben sie Hunderte von
Präventionsveranstaltungen durchgeführt, um Jugendliche über die
Folgen exzessiven Medienkonsums aufzuklären.
Fachstelle return
Kern von ca. 10 jungen Männern, die sich offen
austauschen und ermutigen, dran zu bleiben.
Etliche junge Männer konnten wir in eine stationäre Therapie vermitteln.
Ein echtes Highlight war ein Kanuwochenende auf der Weser mit insgesamt 13 Teilnehmern. Ein ganzes Wochenende „AFK“ (away
from keyboard). Also nicht vor Tastatur und
Bildschirm sondern mit Paddel in der Hand, auf
einem Fluss, der trägt, dem man sich anvertrauen kann, mit offenen Augen für das Echte,
die Natur, das Feuer, gute Gespräche: eine tolle
Erfahrung für alle. Ein Teilnehmer sagte: „Am
Anfang hatte ich noch eine Matschbirne vom
Zocken, konnte mich gar nicht auf das Reale
einlassen. Nach einiger Zeit ging es dann und
am Ende der Tour habe ich gemerkt, wie gut es
tat, drei Tage mal gar nicht zu spielen.“
Die Begleitung der PC-Spieler und deren
Angehörige macht in etwa zwei Drittel der
Beratungsarbeit aus. Daneben kommen Männer zu uns, die um therapeutische Hilfe beim
Ausstieg aus der Abhängigkeit von Internetpornografie bitten. Ganz offensichtlich haben
wir mit diesem zweiten speziellen Hilfsangebot
einen Nerv getroffen, der zur Folge hat, dass
sich Männer mit meist jahrelangem Konsummuster und betroffene Angehörige in immer
größerer Zahl (nicht nur aus der Region Hannover) bei uns melden.
Einige Beispiele: Ein Betroffener aus Berlin
und ein anderer aus München finden unsere
Website. Beide sind von unserer Haltung angesprochen, rufen an und vereinbaren einen
Beratungstermin. Wie groß muss die Not sein,
wenn Menschen derartige Entfernungen auf
mität einerseits und öffentlichem Raum andererseits. Diese Grenze verwischt im Netz. So
wird es möglich, dass Menschen sogar freiwillig intime Bilder und Filme von sich ins Netz,
d.h. in die Öffentlichkeit stellen. Wer Pornobilder konsumiert, zerstört letztlich die seelische und sexuelle Intimität der Partnerschaft,
weil er den öffentlichen Raum des Internets
mit all den schamverletzenden Inhalten in die
Privatsphäre der Beziehung hineinholt. Die
Beschreibung dieser inneren Zusammenhänge
ist für unsere Klienten meist unmittelbar einleuchtend und hilfreich, da sie zu ihren persönlichen Erfahrungen passen.
Leider gibt es bislang weder klare Zuständigkeiten noch einen echten politischen Willen,
Hilfen für Menschen, die süchtig nach Internetpornografie sind, zu etablieren bzw. dafür Präventionsmaßnahmen zu fördern. Im Gegenteil,
wir sind mit unserer Position unbequem und
für manche ein Ärgernis. Ganz offensichtlich
haben wir einen Nerv bei denjenigen getroffen, die anderen Werten folgen, deren höchster Maßstab im Bereich der Sexualität grenzenlose Freiheit, Vielfalt der Optionen, Selbstbestimmung und Autonomie sind, und die uns
deshalb bekämpfen. Auch fachlich fundierte
Begründungen helfen da nicht weiter. Vor
einiger Zeit besuchte uns Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Er war sichtlich bewegt von
den Erfahrungen, die wir mit ihm teilten. Und
er versprach, dem Thema in seiner Landeskirche in Zukunft ein stärkeres Maß an Beachtung
zu schenken. Theologisch gesprochen haben
wir es auch mit einer geistlichen Auseinandersetzung zu tun: Es geht um Illusion oder Wahrheit, um Verwirrung oder Klarheit, um Gebundenheit oder Freiheit.
Wir wollen unsere Tür weit offenhalten für
Betroffene und ihre Angehörigen. Dieser Auftrag ist uns von Gott klar aufs Herz gelegt,
und er hat Bestand, völlig unabhängig von
politischen oder gesellschaftlichen Meinungen. Wenn Gott einen Auftrag erteilt, sorgt er
immer auch für seine Umsetzung. Das haben
Christen zu allen Zeiten erfahren und wir glauben das auch für den Auftrag von return.
Deshalb haben wir den Mut, Sie erstmalig ganz konkret darum zu bitten, sich an der
Umsetzung dieses Auftrags auch finanziell zu
beteiligen. Einige Freunde tun dies bereits.
Wir hoffen, dass es mehr werden, die mit kleinen oder auch größeren, möglichst regelmä-
Jason (Teilnehmer Gamergruppe):
„Ich wohne mit 28 Jahren noch bei
meiner Mutter und ich verstehe mich
überhaupt nicht mit ihr. Andere
soziale Kontakte habe ich durch das
Computerspielen lange vernachlässigt.
Die Einzelgespräche und die
Gruppentreffen geben mir im Moment
den einzigen Halt.“
8 siehe oben Oktober 2016
Oktober 2016 siehe oben 9
Fachstelle return: Trotz Gegenwind gesegnet
Interview mit Ute und Gregor Tönshoff,
Mitglieder im ehrenamtlichen Beirat der Einrichtung
Weiterführende Informationen,
Hilfe zur Selbsthilfe und ein breites
Beratungsangebot finden Sie unter www.return-mediensucht.de
ßigen Spenden unsere Personalkosten speziell in diesem
Bereich abdecken helfen, damit wir auch in Zukunft niemanden, der hier Not hat, abweisen müssen und auch die
wichtige Präventionsarbeit weiterführen können. Es ist
im Moment nicht absehbar, dass sich die Haltung der Entscheidungsträger grundlegend ändern wird. Gleichwohl
suchen wir weiter an verschiedenen Stellen das Gespräch
und bohren das dicke Brett weiter. Gott ist unser Auftraggeber und deshalb auch verantwortlich für die Zukunft
und die Versorgung der Arbeit. Wir wollen in seinem
Fluss bleiben, der die Richtung vorgibt und uns trägt.
Seit Juli ist ein Ehepaar (Englischlehrerin / A merikaner) mit Engagement dabei, unser Praxisbuch „fit for
love?“ ins Englische zu übersetzen. Es gab verschiedene
Signale, dass es einen Bedarf hierfür gibt. Wir sind sehr
gespannt, was da in Zukunft noch möglich wird. Unsere
Jugendhomepage www.return-to-reality.de wächst und
soll als Infoplattform für Jugendliche weiter ausgebaut
werden. Eine neue ehrenamtliche Mitarbeiterin ist in die
Präventionsarbeit mit Mädchen eingestiegen.
Der Weg des Wassers in einem Fluss ist nicht aufzuhalten. Selbst dicke Steine können daran nichts ändern.
Wasser findet seinen Weg, es drängt einfach weiter vorwärts.
Die meisten Jugendlichen nutzen das Internet als erste Adresse, um Antworten auf ihre Fragen
zu finden oder um sich ein erstes Bild von einer Beratungsstelle zu machen. Gerade zu den
Themen Mediensucht, Computerspiel- oder Pornografieabhängigkeit gibt es bislang noch recht
wenige Anlaufstellen, die dazu zielgruppengerechte Angebote vorhalten. Mit return-to-reality.de
Fachstelle return
bietet die Fachstelle return ein Infoportal für junge Leute.
Was ist eure Motivation, im Beirat von return
mitzuarbeiten?
Das Anliegen von return ist es, Medienabhängigkeit
aufzuzeigen und denen zu helfen, die gefährdet sind oder
sich bereits in der Abhängigkeit befinden. Menschen, die
erkennen, wie interessante Spiele im Netz andere Freizeitaktivitäten mehr und mehr verdrängen und am Ende das
„reale“ Leben nicht mehr gemeistert wird.
Zusätzlich wenden sich immer mehr Menschen an
return, die für sich feststellen, dass sie von den zahlreichen pornographischen Angeboten im Netz überfordert sind. Oft sind es hier die realen Beziehungen, die
darunter leiden und nicht selten daran zu Bruch gehen.
Wir haben den Eindruck, dass Tabea und Eberhard
Freitag als Gründer der Arbeit von return nicht nur eine
enorme Kompetenz und Erfahrung im Begleiten der
Betroffenen mitbringen. Es zeigt sich auch eine geistliche
Berufung der beiden. Dies mitzuerleben und mitbegleiten
zu dürfen, ist eine tolle Sache. Und hierbei den Segen zu
erleben, wie zusätzlich gute Mitarbeiter hinzukamen und
wie sehr die Arbeit von return – trotz manchem Gegenwind - gesegnet ist, das ist schon toll.
Die mobile Internetnutzung nimmt ständig zu. Wo
seht ihr Chancen, wo Risiken?
Das Internet ist eine phantastische Sache. Es vereinfacht so viele praktische Dinge des Lebens. Nun ist im
Laufe der Jahre das Netz via Smartphone zum ständigen
Begleiter geworden. Vor allem kann die ständige Verfügbarkeit Probleme bereiten. Nicht wenige Apps belohnen das regelmäßige „Dranbleiben“. Durch sehr häufige
Anwendung bleibt dann immer weniger Zeit für reale
Erfahrungen, für echtes Miteinander. Ein anderes Problem kann dadurch entstehen, dass keine Leerräume
mehr erlebt werden. Einfach mal Langeweile haben. Das
kann auch gesund sein. Wenn diese Freiräume stets und
immer mit Spielen oder Informationsabruf aus dem Netz
gefüllt werden, dann kann das auf Dauer zu Stress und
Unruhe führen.
Wo seht ihr, Ute als Lehrerin und Gregor als Arzt,
die besondere Herausforderung durch das mobile
Internet?
Ute: Ich beobachte in den letzten Jahren eine zunehmende Unruhe und Konzentrationsprobleme bei den
Schülern. Das ist sicherlich nicht nur auf den erhöhten
Medienkonsum zurückzuführen. Aber die viele Zeit, die
die Kinder vor dem Bildschirm verbringen, ist meines
Erachtens nicht entwicklungsadäquat. Kinder brauchen
Bewegung, müssen die Chance haben, sich experimentierend mit der Umwelt auseinander zu setzen. Viele Schüler
können Erlebtes nicht mehr entsprechend in Worte fassen, und es fällt oft schwerer, anderen zuzuhören. Konflikte können immer weniger verbal ausgetragen werden.
Soziale Kompetenz ist zunehmend weniger zu beobachten.
Gregor: Es ist nicht so, dass das mobile Netz per se
„krank“ machen würde. Ich bin sehr froh über die vielen Anwendungsmöglichkeiten. Die Statistiker sagen uns
jedoch, dass der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit
Übergewicht über die letzten Jahre deutlich zugenommen hat. Auch die Fähigkeit, konzentriert und anhaltend
Aufgaben zu bearbeiten, sei rückläufig. Ob das alleine mit
der verstärkten Nutzung von Netzangeboten zusammenhängt, bezweifle ich. Aber es scheint mir doch sehr wahrscheinlich, dass die vielen, schnell zugänglichen, attraktiven Netzangebote alles andere als förderlich sind für die
geistige und körperliche Entwicklung der Heranwachsenden.
Wie können Kirchengemeinden die Arbeit von return
unterstützen?
return als Einrichtung braucht Unterstützung. Zunehmend finden sich Menschen aus Gemeinden, die für sich
sagen: Es ist wichtig, die Arbeit von return bekannt zu
machen. Wir können in Gesprächen mit Betroffenen auf
die Hilfsangebote hinweisen. Die Arbeit von return ist
angefochten und wird von manchen Kreisen deutlich und
nicht nur mit offenem Visier bekämpft. Hier können wir
als Gemeinde Position beziehen. Wir können die Arbeit
im Gebet unterstützen. Auch finanzielle Zuwendungen
sind sehr wichtig.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft der Arbeit?
Wir wünschen uns, dass der bisherige Weg weiterbeschritten werden kann, mit guten Beratungsangeboten, guter Präventionsarbeit. Dies ist leider nicht selbstverständlich. Obwohl die Arbeit sehr dankbar von Betroffenen angenommen wird und vielfach als vorbildlich
gelobt wird, sind Unterstützungsgelder von Stadt und
Region weitgehend gestrichen worden. Die Politik wendet sich ab. Kurioserweise sind zeitgleich Projekte anderer Träger verlängert worden. Nachvollziehbare Begründungen für diese Verwerfungen blieben aus. Dieser
Zustand ist wirtschaftlich existenzgefährdend. Und doch
macht das Team weiter. Wir wünschen geistliche und
praktische Unterstützung für die hervorragende Arbeit.
Die Fragen stellte Eberhard Freitag.
Dr. Gregor Tönshoff,
Arzt,
Ute Tönshoff,
Förderschullehrerin,
Hannover
Pastor Ralph Zintarra
Vorstand im
Diakoniewerk Kirchröder
Turm e.V.
Leiter von Dienste in
Israel
Wasser in der Wüste –
Leben bricht sich Bahn …
„Denn ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das
Dürre!“ (Jesaja 44,3) Diese Worte sind einst in eine ganz konkrete,
geschichtliche Situation hineingesprochen worden. Sie galten dem nach
Babylon verschleppten Volk Israel. Denn diesem Volk hatte der damalige
babylonische König Nebukadnezar alles genommen, was ihnen lieb und
teuer war: ihren Tempel, ihre Heimat und ihr Gottvertrauen.
Anfangs hatten alle noch gehofft, sie
könnten – beesrat hashem, d.h. mit Gottes Hilfe
– schnell wieder nach Hause zurückkehren.
Aber daraus ist leider nichts geworden. Da
sitzen sie nun. Um sie herum, soweit das Auge
reicht: trockenes, vertrocknetes Land, rissiger
Boden, verwelkte Pflanzen. Und in ihnen, da
sieht es nicht anders aus: trockene, vertrocknete
Hoffnung / rissiger, müde gewordener Glaube /
verwelkter Lebensmut. Das sieht alles nicht gut
aus, das fühlt sich auch nicht gut an!
Tja, auf Gott harren, ihm das Vertrauen
aussprechen, auf sein gnädiges Eingreifen hoffen – das sagt sich leicht, betet sich leicht, singt
sich auch leicht, wenn einem mal gerade nicht
das Wasser bis zum Halse steht. Aber das glauben und für sich annehmen zu können, dass
sich das so auch erfüllt, was Gott verheißen
hat? Gar nicht so einfach …
In diese Situation hinein ergeht nun dieses
verheißungsvolle Prophetenwort: Denn ich will
Wasser gießen auf das Durstige und Ströme
auf das Dürre. Bei diesen Worten geht denen,
die es hören, nicht nur das Herz auf, es wird
ihnen auch ganz grün vor Augen – grün, nicht
schwarz!
Knospen, die aufspringen / verdorrtes Gras,
das endlich wieder Farbe bekommt / Äste und
Zweige, die ausschlagen, grüne Spitzen treiben. Sie hören förmlich, wie eine Quelle sprudelt / sehen, wie Wasser sich seinen Weg bahnt
durch dürres Land – sprudelndes, frisches Wasser, das die Wüste zum Blühen bringt, Leben
weckt, Leben spendet und Neues schafft. Das
Leben bahnt sich seinen Weg, bricht sich Bahn!
In diesem Zusammenhang muss ich an
etwas denken, was ich für immer mit dem 04.
April 2011 in Verbindung bringen werde. An
jenem Tag hielt ich mich gerade in Sde Bokér in
der Wüste Negev auf, als ein gewaltiger Sturzregen über dieser Gegend niederging. Innerhalb kürzester Zeit verwandelten sich die ausgetrockneten Flusstäler in reißende Flüsse, von
den Felskanten stürzten gewaltige Wassermas-
Ralph Zintarra
Oktober 2016 siehe oben 11
Shutterstock/Denis + Yulia Pogostins;
Landkarte: Shutterstock/Rainer Lesniewski
10 siehe oben Oktober 2016
sen mit großem Getöse in die Tiefe. Ein gewaltiges Naturschauspiel, das sich da vor meinen
Augen ereignet hat.
Mit einer unglaublichen Wucht hat sich
da das Wasser seinen Weg gebahnt – und
die Wüste zum Blühen gebracht. Aber leider
kommt es auch immer wieder vor, dass Menschen in einer solchen Situation von den Wassermassen überrascht und überwältigt werden – und ertrinken – in der Wüste! Die Beduinen sagen, dass in der Wüste mehr Menschen
ertrinken als verdursten. Schwer vorstellbar,
nicht wahr?
Wüstenzeiten im eigenen Leben – ich
behaupte einmal, das kennt und erlebt jeder
von uns, immer mal wieder. Warum aber blühen manche auf, d.h. gehen gestärkt aus solchen Situationen hervor, und warum gehen
andere unter, d.h. zerbrechen an dem, was
ihnen widerfährt? Gott verspricht seinem Volk
einst und uns heute …
• dass er Leben schafft und erhält
• dass er sich zärtlich dem zuwendet, der
verzagt ist, damit er bzw. sie neue Hoffnung schöpfen kann
Leben bricht sich Bahn … das ist der Leitgedanke unseres Diakoniewerkes. Zu uns
kommen Menschen in unterschiedlichsten
Lebenssituationen, mit differenzierten Fragestellungen und Bedürfnissen. Wir begleiten
Menschen achtsam, wertschätzend, kompetent und partizipatorisch auf einem Weg
selbstbestimmten Lebens. Wir sind dort, wo
Menschen uns brauchen: in klassischen Hilfe-
•
•
dass er sich voller Erbarmen um die kümmert, die den Glauben an den Nagel
gehängt haben, so dass neues Vertrauen
in ihr Herz sickern kann
dass er in großer Treue die segnet, die
schon nicht mehr mit ihm rechnen.
So kann die Enttäuschung, die einen hart
gemacht hat, wieder aufbrechen, neues Vertrauen kann wachsen. Wir sind wieder fähig
zu hoffen. Die Wunden, diese verkrustete Haut
der Seele ist gereinigt, neu fähig, Gott Glauben
zu schenken. Die Ungeduld, dieses Nicht-Warten-Können und die spröden Risse im Herzen
– Hoffnung strömt hinein. Etwas blüht auf, da
entfaltet sich Neues.
Gott gießt aus, seinen Geist, nicht sparsam,
tröpfchenweise, aber auch nicht überfallartig,
sintflutartig, sondern großzügig, spendabel,
mehr als ausreichend. Das Leben bahnt sich seinen Weg, bricht sich Bahn!
feldern, aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und komplexen biografischen
Verläufen. Wir nutzen kreative Spielräume,
handeln fachlich, ressourcenorientiert und
würdigen individuelle Bedürfnisse. Uns liegen
Gottes geliebte Menschen am Herzen. Jesus
Christus ist für uns Urbild und Vorbild diakonischen Handelns. In lebendiger Tradition
gegründet bleiben wir innovativ.
Jerusalem
Sde Bokér
Sde Bokér, auch Sede Boker, ist ein
Kibbuz in der israelischen NegevWüste. Die Niederschlagsmenge in
diesem Gebiet beträgt etwa 200
mm jährlich (in Deutschland sind es
durchschnittlich 800 mm). Wenn es im
Negev zwischen Dezember und April
zu Regenfällen kommt, verwandeln
sich die ausgetrockneten Wadis in
Sturzbäche, und die Wüste erblüht für
kurze Zeit.
12 siehe oben Oktober 2016
Oktober 2016 siehe oben 13
Rita Marksteiner ist
Gruppenleiterin der
Teenie- und JugendWohngemeinschaft
‚Kompass‘ bei L!fe
Concepts Gifhorn.
In der WG ,Kompass‘
leben sechs Jugendliche,
davon zum Zeitpunkt
des Sommerfestes zwei
Flüchtlinge.
Wie aus Lebensentwürfen
Wirklichkeit werden kann
„Leben bricht sich Bahn“ … ein Leitmotiv, das für L!FE CONCEPTS
schon immer gepasst hat. Nichts anderes steckt hinter dem
Gesamtkonzept unserer Einrichtung: Menschen sollen es schaffen,
dass das, was in ihnen an Ressourcen, Begabungen, Träumen,
Ideen und Vorstellungen steckt, auch erfahrbare Realität wird..
Bilder vom Sommerfest
„Fest des Lebens“
bei L!fe CONCEPTS
in Gifhorn. Es stand
unter dem Motto
„Aus Fremden werden
Freunde“.
damals zu sehen und andererseits den mündigen Erwachsenen zu entdecken, der aus seinem persönlichen Leben das herausgeholt hat,
was mit den eigenen Potentialen möglich war.
Manche Situation der Vergangenheit erstand
neu vor meinem inneren Auge: schwierige Szenen, schöne Erlebnisse, Schicksalsschläge …
Ein junger Mann erzählte, wie wir vor
vielen Jahren mit mehreren Gruppen eine
Reise ins Kleinwalsertal unternommen haben.
Ich entsinne mich an die anstrengenden
Vorbereitungen und manchen Stressmoment
dieses längst vergangenen Gruppenerlebnisses. Meine Intention vor vielen Jahren war, dass
eine solche Gemeinschaftserfahrung vielleicht
für den einen oder anderen ein verlässlicher
Anker in der Biographie werden könnte, der ein
L!FE CONCEPTS, Gifhorn
Jürgen Scheidt
Geschäftsführer
L!FE CONCEPTS, Gifhorn
Vorstandsvorsitzender
Diakoniewerk
Kirchröder Turm e.V.
Hannover
Selbst dann, wenn auf den ersten Blick
manches Leben verfahren, chaotisch oder
wenig attraktiv erscheint, so haben die meisten Menschen dennoch ein Bild davon, wie sie
sich ihre eigene Biographie wünschen würden.
Unsere Arbeit will einen kleinen Beitrag dazu
leisten, dass aus Lebensentwürfen Wirklichkeit
werden kann. Dieses Bemühen braucht oft
einen langen Atem, bevor sich durchsetzt, was
beabsichtigt war:
Im August hat ein Ehemaligen-Treffen von
BewohnerInnen stattgefunden, die in den 90er
Jahren in verschiedenen unserer Wohngruppen
gelebt haben. Ich konnte mich an jedes Gesicht
erinnern – nicht bei jedem sofort auf den
ersten Blick. Aber sofort, wenn jemand zu sprechen begann. Es war ein merkwürdiges Gefühl,
einerseits in den Ehemaligen die Kinder von
wenig Halt gibt. Und so scheint es tatsächlich
auch eingetreten zu sein. Für manche ist es die
einzige Reise ihres Lebens geblieben.
Aber auch über diverse Auseinandersetzungen, manche Regeln, Kleinigkeiten, Ärger,
Enttäuschungen, unterschiedliche Perspektiven
aus der gemeinsamen Zeit wurde geredet.
Man war sich einig, dass trotz diverser zwischenzeitlicher Desillusionierungen die Zeit in
unserer Mitte so etwas wie ein Nest war. Einige
drückten aus, dass im Rahmen ihres eigenen
Lebensdramas die Zeit bei L!FE CONCEPTS
(damals Kinderheimat Gifhorn) das beste war,
was ihnen passieren konnte.
Besonders beeindruckt hat mich die Schilderung eines Mannes, der schon damals eher
zu den Stillen und Sensiblen gehörte. Nennen
wir ihn einfach Norman. Nachdem er unsere
Einrichtung verließ, hatte er manchen Absturz
zu verzeichnen. Zwischendurch rutschte er
immer wieder in die Drogen ab. Aber beim Verlassen unserer Einrichtung durfte Norman sich
einen Gegenstand mitnehmen, der ihm etwas
bedeutete. Er wählte eine alte Gitarre aus.
Diese Gitarre existiert noch heute. Als es ihm
schlecht ging und er nach und nach alles verkaufen musste, was er noch besaß, hat er sich
nie von seiner Gitarre getrennt. Sie war das Bindeglied zu einer Zeit, die ihm Stärke gegeben
hat und die buchstäblich für ein Leben stand,
das sich lohnte. Diese Gitarre war Symbol für
Resilienz und Kraft.
Inzwischen hat Norman sich längst gefangen, er arbeitet selbst mit benachteiligten
Menschen, ist verheiratet und hat zwei niedliche Kinder. Die beiden Kleinen dürfen heute
mit der Gitarre spielen.
Auch unser diesjähriges Sommerfest war
ein „Fest des Lebens“. Es stand unter dem
Motto: „Aus Fremden werden Freunde“.
Wundervolle Bilder, wenn die minderjährigen
Flüchtlinge unbeschwert nach orientalischem
Pop tanzten. Mancher Deutsche erblasste vor
Neid, wie die jungen Menschen voller Lebenslust ausgelassen ihre Hüften schwingen konnten. Nachbarn, Sozialarbeiter aus den Ämtern,
ehrenamtliche Vormünder, Gastfamilien und
Paten, KollegInnen, Sponsoren kamen, um
miteinander die Gemeinschaft, unbeschwerte
Momente und kleine kulinarische Köstlichkeiten aus verschiedenen Ländern zu genießen.
Leben kann sich auch Bahn brechen, wenn
im Kontext der Inklusion unsere 14 Schulbegleiter Kinder mit Handicaps unterstützen,
am regulären Schulunterricht teilzunehmen.
Oder wenn es unseren Sozialarbeitern gelingt,
hochstrittigen Partnern nach Trennung und
Scheidung durch gerichtlich angeordnete
„begleitete Umgänge“ wieder Wege des Miteinanders zu ebnen.
Es macht einfach Freude, wenn wir in den
unterschiedlichsten Bezügen helfen und entdecken dürfen, dass das Leben die Oberhand
behält.
Mit über 30 Einzelprojekten bietet
L!FE CONCEPTS
Lebenshilfe für
Kinder, Jugendliche
und Familien. Die
Einrichtungen liegen
vor allem im Raum
Gifhorn, aber auch
in Hannover. Zu den
Angeboten zählen
Wohnprojekte,
Tagesgruppen,
Beratungsstellen und
ambulante Hilfen.
14 siehe oben Oktober 2016
Oktober 2016 siehe oben 15
Neue Ausrichtung des Gästehauses:
Ankommen, übernachten und tagen
im „Gästehaus Kirchröder Turm“
Damaris Muth
ehemalige Volontärin
bei Dienste in Israel
Als Träger des Internationalen Jugendfreiwilligendienstes
(IJFD) wird „Dienste
in Israel“ von der
Bundesregierung
gefördert:
Der See Genezareth liegt still vor mir, hinter den umliegenden Bergen
geht die Sonne auf. Der erste Tag unseres Seminars bricht an. Gestern
Nachmittag sind die Volontäre von „Dienste in Israel“ in dem kleinen Ort
Karei Deshe am See Genezareth angekommen. Mein Name ist Damaris
Muth. Ich arbeite diesen Sommer für zwei Monate bei „Hagoshrim“ in
Jerusalem mit. „Hagoshrim“ wird die Organisation in Israel genannt,
übersetzt: „Die Brückenbauer“. Seit 1975 kommen jedes Jahr ca. 40
Brückenbauer über diesen Arbeitszweig des Diakoniewerkes nach Israel.
Vor drei Jahren bin ich selbst als Volontärin
ins Land gekommen – damals noch unwissend
darüber, wie sehr mich die Zeit hier im Land
prägen und bereichern würde. Deshalb bin
ich besonders gespannt auf das Seminar und
darauf, die jetzigen Volontäre kennenzulernen
und von ihren Erfahrungen hier hören zu dürfen. Die Volontäre sind nun schon fünf Wochen
im Land und es gibt viel zu erzählen.
Ich unterhalte mich mit Jael Hertenstein
und Johanna Memmel. Beide arbeiten im „Beit
Aviv“ (Haus des Frühlings) in Jerusalem, in
dem Autisten betreut werden. Wenn Jael und
Johanna erzählen, sieht man ihnen an, dass sie
sich wohlfühlen hier in Israel.
Voller Begeisterung und Mitgefühl sprechen sie über ihre Arbeit. Sie erzählen, dass
sie die „friends“ schon richtig ins Herz schließen und liebgewinnen konnten. Kraft finden
die beiden in ihrem Glauben. Gerade durch
die Arbeit im „Beit Aviv“ begegne ihnen Gott,
so erzählt Jael. Auch wenn die „friends“ selbst
ihre Dankbarkeit oft nicht ausdrücken können,
wissen Johanna und Jael, dass es wichtig ist,
einfach da zu sein. Christoph Chlebowski und
Christian Jentzsch arbeiten im Alyn-Krankenhaus in Jerusalem. Auf der Pflegestation für
Muskelschwundpatienten. Die beiden erzählen mir, dass die Flure der Station Straßennamen haben. „Alles soll ganz normal aussehen“,
erzählt Christian, „als wären die Patienten bei
sich zu Hause.“ Die Arbeit sei beides – herausfordernd, aber auch bereichernd. Christoph
berichtet, dass es besonders schwer ist zu
sehen, wie Gleichaltrige krank und von Kopf an
gelähmt sind. Ich bin dankbar für die Gespräche
und die Begegnungen mit den Volontären. Sie
erinnern mich an mein eigenes Volontariat und
daran, wie ich erfahren durfte, dass es richtig
guttut, anderen ein Segen sein zu dürfen.
Christiane Kirsch, Ulrike Landt, Carl Duisberg
Dienste in Israel: Aufbrechen und
neue Erfahrungen machen
Ruth Herrmann
Leitung Gästehaus
Kirchröder Turm
Hannover
T: 0511. 95498-75
[email protected]
Bislang gehörte das Gästehaus zur Einrichtung „Haus Shalom“. Seit August leitet Ruth
Herrmann (47) den Übernachtungsbetrieb unter dem neuen Namen „Gästehaus Kirchröder
Turm“ und integriert auch die Vermietung der Tagungsräume. Das Haus Shalom bleibt
weiterhin unter der Leitung von Christiane Kirsch und konzentriert sich auf die Bereiche
Geistliche Begleitung und Seelsorge.
Bild links:
Johanna Memmel (l.) und
Jael Hertenstein vor dem
Damaskustor in Jerusalem
Dienste in Israel
Bild rechts:
Die „Sommerstarter“
bei ihrem Wochenendseminar in Karei Deshe
(25.–28. August 2016)
Seit langer Zeit gibt es in den Räumen des
Diakoniewerkes Gästezimmer, die für Reisende
und Seminarbesucher zur Verfügung stehen.
Aktuell warten elf liebevoll eingerichtete Zimmer auf Menschen, die auf der Suche nach
einer persönlichen und „heimeligen“ Unterkunft sind. Zudem können mehrere professionell ausgestattete Tagungsräume für Schulungen, Besprechungen und Tagungen gebucht
werden. Die Gästezimmer lagen in den letzten
vier Jahren in der Verantwortung von Christiane Kirsch. Als Leiterin des „Haus Shalom“ hat
sie den Räumlichkeiten eine besondere Atmosphäre gegeben. Mit Rückmeldungen wie z.B.
„Das ist immer wie ein Kurzurlaub hier!“ oder
„Es war wie immer wunderbar, tausend Dank!“
drückten die Gäste ihre Wertschätzung aus.
Die Tagungsräume wurden bisher von
Kristina Hasenpusch für die Seminare des
Kirchröder Instituts genutzt und zudem immer
erfolgreicher an externe Bucher vermietet. Ein
wunderbarer Tagungsort mitten im großen
Stadtwald und gleichzeitig zentrumsnah. Nun
geht das Diakoniewerk neue Wege und hat
mir, Ruth Herrmann, die Leitung des Bereiches
Gästehaus anvertraut.
Ziel ist es, die Vermietung der Gästezimmer und Tagungsräume in einer Position
zu vereinen und noch mehr in den Blick der
Öffentlichkeit zu rücken. Dafür haben wir den
Namen „Gästehaus Kirchröder Turm“ neu eingeführt. Diese neue Position ermöglicht mir,
einen Bogen über meine bisherige berufliche
Laufbahn zu ziehen. Im Anschluss an meine
Hotelausbildung und Arbeit an der Hotelrezeption folgten Aufgaben in der Seminarorganisation, Vertrieb und Marketing in verschiedenen
Branchen. Nun freue ich mich, nach über zwanzig Jahren meine ersten Gäste zu begrüßen und
Schritt für Schritt die einzelnen Marketingbereiche aufzubauen. Bitte setzen Sie sich bei
Interesse einfach mit mir in Verbindung.
Gästehaus Kirchröder Turm:
Übernachten.
Zur Ruhe kommen.
Ansprechpartner finden.
Einkehren.
Sein dürfen.
Ohne Ablenkung.
Tagen in professionellem Umfeld.
Das Gästehaus Kirchröder Turm bietet
• 11 Gästezimmer mit Dusche / WC,
Schreibtisch und kostenfreiem
WLAN
• mehrere Tagungsräume mit
moderner Tagungstechnik
• naturnahe Lage am Stadtwald
• vielfältige Erholungsmöglichkeiten
• Fernsehraum mit Bibliothek
• Teeküche
• Meditationsraum
• Klavier im Speiseraum
16 siehe oben Oktober 2016
Intensive Elternarbeit zum
Wohl der Kinder:
Kita Arche Noah unterm Regenbogen
Die ViWaldis
Das Kitajahr 2016 / 2017 hat gerade begonnen, und
André, 3 Jahre alt, begrüßt seine Mama beim Abholen
stürmisch mit den Worten: „Mama, ich kann meine
Schuhe doch alleine anziehen!“ Für uns, die Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen der Kindertagesstätte Arche Noah
unterm Regenbogen, ist das Alltag.
Unser Alltag ist vergleichbar mit einem
Fluss, auf dem sehr viele unterschiedliche
Boote unterwegs sind. Die Boote, in denen die
Kinder mit ihrer Familie sitzen, sind sehr verschieden vom Typ und der Ausstattung: Wer
bringt was an Fähigkeiten, Einflüssen, sozialem
Umfeld oder Erfahrungen mit?
Wer sitzt in welcher Art von Boot? Ist es
ein Floß, ein Kahn, ein Ruderboot oder doch
nur ein einfaches Brett? Wir Mitarbeiter und
Mitarbeiterinnen verstehen uns als das Wasser in diesem Fluss, welches nur gut fließen
kann, wenn sich Wasserqualität und Wasserquantität in einem richtigen Verhältnis befinden. In dem Fluss sind außerdem viele Steine,
Stromschnellen, Untiefen, „tote Arme“ usw.,
die umschifft werden müssen. Konkret heißt
das für uns, dass wir von Anfang an den Kin-
Mit Sorge und Freude ins
neue Kinderkrippenjahr
Seit Anfang August sind sieben neue Kinder
dabei, sich bei uns einzugewöhnen, und wieder einmal startet ein neues MitarbeiterinnenTeam. Mareike Dose ist wie geplant nach ihrer
Baby-Zeit zusammen mit ihrer kleinen Tochter
Jule Marie zu den ViWALDIS zurückgekehrt,
doch leider hat Naemi Weis Ende Juli unser
ViWALDI-Team nach fast 3 Jahren Tätigkeit verlassen. Wieder ein Wechsel. Doch wieder durften wir erfahren: Gott hat uns im Blick, und es
lohnt sich, ihm zu vertrauen!
Denn schon nach kurzer Zeit war eine neue
Erzieherin gefunden. Julia Heibutzki übernahm
am 1. August den Staffelstab, und wir freuen
uns auf die Zusammenarbeit mit ihr.
Trotz dieser guten Entwicklung schauen
wir aber immer noch mit Sorge auf die Vertretungssituation im neuen Krippenjahr. Seit dem
1. August 2016 ist der bisherige Vertrag mit der
Stadt Hannover gekündigt. Ein neuer Vertrag,
der die Gesamtsituation deutlich verbessern
soll, ist aber noch nicht in Kraft. Zudem unterstützt uns in diesem Krippenjahr leider auch
keine Jahrespraktikantin.
Um bei Krankheit eine drohende Schließung der Einrichtung zu vermeiden, sind wir
zur Zeit dringend auf der Suche nach einer
Sozialassistentin oder Erzieherin auf 450-EuroBasis. Bei Interesse bitte gerne melden! Und so
hoffen wir auch weiterhin auf Gottes Wirken,
damit sich neues Leben immer wieder Bahn
brechen kann.
Die Kinderkrippe „Die ViWALDIS“ ist ein
Gemeinschaftsprojekt des Diakoniewerkes und
der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Hannover-Walderseestraße.
Andreas Maschke
Susanne Germandi-Becher
Erzieherin
Leiterin ViWALDIS
Tel.: 0511. 69 68 44 79
[email protected]
„Leben bricht sich Bahn …“ ist das Thema dieser neuen Ausgabe von
‚siehe oben‘. Viel neues Leben bricht sich auch gerade in der Kinderkrippe
DIE ViWALDIS Bahn. Sabrina von Hopfgarten, die schwanger gewordene
Schwangerschaftsvertretung von Mareike Dose, hat am 1.Juli ihren Sohn
Fiete zur Welt gebracht.
dern und Familien Hilfestellungen anbieten
und geben. Im Alltag benötigen viele Familien
immer wieder Erklärungen: Wie können sie was
mit ihrem Kind machen? Sie suchen Antworten
auf Erziehungsfragen oder benötigen einfach
mal ein aufmunterndes Wort. Diese „Rettungsringe“ werfen wir gerne aus. Können wir doch
häufig beobachten, dass intensive Elternarbeit
das Wohl des Kindes fördert. So begleiten wir
die Familien und helfen ihnen, an den Herausforderungen der Erziehung nicht zu scheitern,
sondern sie zu meistern. Wenn also die Zusammenarbeit zwischen Träger, Mitarbeiterschaft,
Eltern und Kindern in einem ausgewogenen
Verhältnis besteht, können wir dankbar beobachten, dass sich „Leben Bahn bricht “ – auch
in Kleinigkeiten des Alltags. So wie bei André,
der seine Mutter zu Tränen gerührt hat.
Nona Drösemeyer-Vissering
Erzieherin in der Kita
„Arche Noah unterm Regenbogen“
Am Welfenplatz 22
30161 Hannover
T: 0511. 31 37 11
18 siehe oben Oktober 2016
Oktober 2016 siehe oben 19
Das Leben liegt uns am Herzen.
Und es soll fließen. Das Leben.
Biblisch-Theologisches Institut:
Starke Nachfrage für Aufbaukurs
Aber gutes Leben macht sich dadurch bemerkbar, dass der Rhythmus
des Lebens stimmt, dass wir unterwegs sind und immer wieder
aufbrechen, um unsere Spur im Leben zu finden.
05. / 0 6. Mai 2017
Seminar: „Narzisstische
Persönlichkeitsmuster als Folge
von emotionalem Missbrauch und
Vernachlässigung in der Kindheit“
Von psycho-analytischen Theorien lernen,
hypnotherapeutisch denken und mit inneren
Selbstanteilen (Ego-State-Therapie)
mit Dr. Jochen Peichl (Nürnberg)
12.–14. Mai 2017
Fortbildung: Focusing
mit Dr. Peter Lincoln (Hannover), Teile 1–5
Für intuitive Problemlösung, Burn-Out-Prävention, Entscheidungsfindung, Spiritualität
Kristina Hasenpusch
Leitung BTI
Kirchröder Str. 46
30559 Hannover
T: 0511. 95498-0
www.bti-hannover.de
„Weil die Bibel etwas mit dem Leben zu tun hat …“ – mit diesen Worten
wirbt das BTI in seinem Flyer. Immer mehr Menschen möchten, dass die
Bibel auch in ihrem Leben Raum findet, und die Worte der Bibel in ihrem
Leben Bedeutung haben.
29. / 3 0. September 2017
Fortbildung: Traumatherapie / - beratung
mit Ellen Spangenberg (Kassel), Teile 1–5
Psychotraumatologie, Phasen der Traumatherapie, TRIMB-Methode, Dissoziation, InnereTeile-Arbeit, Umgang mit Suizidalität, Supervision und Psychohygiene u.v.m.
Ulrike Landt
Kristina Hasenpusch
Vorstandsassistenz
Mitarbeiterin im Institut
T: 0511. 95498-0
www.kirchroeder-institut.de
[email protected]
hilfemethode zum Stressabbau ein. Das Kirchröder Institut arbeitet auch mit anderen Ausund Fortbildungseinrichtungen zusammen, z.B.
mit Dr. med. Michael Bohne (PEP-Institut Hannover) oder mit Lutz Besser vom Zentrum für
Psychotraumatologie und Traumatherapie Niedersachsen (zptn).
Ansprechpartner für das Kirchröder Institut
sind Jürgen Scheidt und Kristina Hasenpusch.
Ulrike Landt
Seminare und
Fortbildungen des
Kirchröder Instituts:
„Leben bricht sich Bahn …“ das wünschen
wir uns für die Menschen, die Seminare und
Fortbildungen in unserem Kirchröder Institut
besuchen.
Im Oktober 2016 hatten wir zwei komplett
ausgebuchte Tagesseminare zum Thema „TRE –
Trauma and Tension releasing exercises“. Coach
Angela Giesselmann aus Darmstadt führte auf
einfühlsame Art in diese sehr effektive Selbst-
„Ich will unbedingt mehr über die Bibel und
die Zusammenhänge erfahren …“, so sagten
es Teilnehmer des BTI-Grundkurses. Orientierungswissen rund um die Bibel ist heute mehr
denn je gefragt. 18 Teilnehmer haben sich für
den Grundkurs angemeldet. Er richtet sich an
Menschen, die ein größeres Verständnis der
Bibel und der zeitgeschichtlichen Hintergründe
bekommen wollen. Die Teilnehmer kommen
aus unterschiedlichen Gemeinden. 24 Teilnehmer – so viele wie noch nie! – belegen den
Aufbaukurs. Dabei geht es um die Vertiefung
des Wissens. Beide Kurse umfassen wieder 30
Abende (Donnerstag). Viele, die letztes Jahr
den Grundkurs durchlaufen haben, haben sich
nun für den Aufbaukurs angemeldet.
Ergänzt wird das Angebot um drei Studientage, die für jedermann offen sind. Zwölf
Dozenten (hauptsächlich Pastoren aus Baptistengemeinden in Hannover und der Region)
sind ehrenamtlich im Rahmen des BTI engagiert. Insgesamt haben seit der Gründung im
Jahr 2005 über 220 Interessenten das Programm des BTI durchlaufen.
05. November 2016
Studientag: Mit der Rechtfertigung
allein ist es nicht getan. Luther und der
Römerbrief
Prof. Dr. Christoph Stenschke (Wiedenest)
11. Februar 2017
Studientag: Wie sich mein Bibelverständnis verändert – biographische, psychologische und biblische Zugänge
Pastor Michael Borkowski (Hannover) und
andere
20. Mai 2017
Studientag: Vergebung – eine Wohltat?!
Pastor & Psychologe Olaf Kormannshaus (Berlin)
20 siehe oben Oktober 2016
Oktober 2016 siehe oben 21
Beratungsstelle Kirchröder Turm
Hospizdienst: Leben bricht sich Bahn –
in der Sterbebegleitung?
Man könnte meinen, dass solche Worte
gerade für die Arbeit bei einem ambulanten
Hospizdienst unpassend sind oder nicht gelten.
Anfänglich musste auch ich etwas zögern und
überlegen. Ganz schnell war mir jedoch klar,
dass dieser Satz sehr gut passt. Meine Arbeit ist
so vielseitig, und Leben bricht sich häufig Bahn.
Mit den vielen Ehrenamtlichen, die sich vielfältig und regelmäßig einbringen, ist trotz der
schwierigen Thematik immer etwas in Bewegung und das Leben ist spürbar. Der Einsatz
von jedem Einzelnen ist oftmals immens.
Wenn Sterbende begleitet werden, handeln wir in dem Wissen, dass wir dem Leben
nicht mehr Tage geben können, jedoch dem
Tag mehr Leben. Vieles ist von der Tagesform
des Sterbenden und seiner aktuellen Situation abhängig, was immer wieder neu herausfordert. Nähe geben und Vertrauen schenken
20 Jahre Beratungsstelle:
Mutmachen zu einen erfüllten Leben
Mit großer Kompetenz und ausdauerndem Engagement begleiten die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstelle am Kirchröder Turm die
Ratsuchenden. Leben bricht sich Bahn … seit 20 Jahren in der Beratungsstelle!
Vor zwanzig Jahren hat der damalige
Geschäftsführer des Diakoniewerkes, Jürgen Sandersfeld, den neuen Arbeitszweig „Beratungsstelle“ ins Leben gerufen. Im August 1996 begann
Pastor Helmut Donsbach mit der Arbeit und übergab nach 10 intensiven Jahren den Stab an mich.
Am 26. August 2016 feierten wir zum Jubiläum
ein Sommerfest bei herrlichem Wetter mit vielen
freundlichen Gästen, viel Bewegung beim „Coaching to go“, wo sie uns als Team in sechs verschiedenen Kurzworkshops erleben durften.
Die MitarbeiterInnen haben etwas aus ihrem
Repertoire gezeigt, damit man sich vorstellen
kann, wie unterschiedlich Beratung und Therapie sein können. Bei Jazzgymnastik, Kaffee
und selbstgebackenem Kuchen kamen viele ins
Schwitzen und hatten ihren Spaß.
Durch meinen Vortrag über Traumatherapie
und Psychohygiene wurde der Fokus noch einmal auf einen Schwerpunkt unserer Beratungsstelle gelegt: Traumaberatung und -therapie. Die
Wartelisten von PsychotherapeutInnen in Hannover sind endlos, und der Bedarf sehr groß. Wir
können helfen zu stabilisieren, bis ein Therapie-
platz gefunden ist oder selbst eine Traumatherapie anbieten. Traumatherapie und Psychohygiene
gehören unmittelbar zusammen. Mein Anliegen
ist es, diese komplexen Zusammenhänge leicht
verständlich zu vermitteln, weil mir die Betroffenen so sehr am Herzen liegen! „Nicht Sie sind
verrückt, sondern das, was Ihnen passiert ist“,
sagen wir unseren KlientInnen. Gute Wünsche
der Beiratssvorsitzenden Helga Seichter und ein
Segensgebet von Helmut Donsbach für die MitarbeiterInnen bildeten den gelungenen Abschluss.
Leben bricht sich Bahn. So wie die Hebamme
hilft, dass das Neue geboren werden kann, dürfen wir jemanden begleiten, zurück in ein erfülltes
oder vielleicht auch nur weniger eingeschränktes
Leben zu finden.
Dabei zu helfen, dass jemand Mut bekommt,
sich für sich und sein ganz eigenes Leben zu entscheiden, mit allen Stärken und Schwächen, und
dann in eine neue Eigenständigkeit hinein zu
wachsen, ist manchmal wie eine „Geburtsbegleitung“ Leben bricht sich Bahn … jeden Tag neu
und auf unerwartete Weise. Lassen wir uns überraschen, wie es weitergeht!
tonicstudio / Montage: Ulrike Landt
Sabine Mascher
Leiterin der Beratungsstellen
in Hannover, Springe und
Neustadt a. Rbg.
www.beratungsstelle-amkirchroeder-turm.de
Leben bricht sich Bahn … was für eine positive und gewaltige
Aussage. Am Anfang meiner Arbeit als Koordinatorin und Leitung
des ambulanten Hospizdienstes wurde ich genau mit diesen Worten
konfrontiert. Was bedeutet ein solcher Leitgedanke für das Tun und
Handeln in meinem Dienstbereich?
Sabine Schmidt
Koordinatorin und Leitung des
ambulanten Hospizdienstes
steht hierbei jedoch immer im Vordergrund,
genauso wie das Wertschätzen des Einzelnen. Regelmäßig einem Menschen am Lebensende die eigene Zeit zu verschenken, ist eine
Aufgabe, die Ehrenamtlichen einiges abverlangt, aber auch vieles zurückgibt. Eine innere
Distanz zu dem Erlebten zu erlangen, ist nicht
immer einfach. Durch Supervision und Einzelgespräche kann dies gut aufgefangen werden,
und es entsteht keine Überforderung.
Am 1. Juni habe ich meine neue Aufgabe
aufgenommen und bin überwältigt, wie häufig sich Leben schon Bahn gebrochen hat.
Dies wird vielerorts sichtbar. Ob in der Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen, mit unterschiedlichen Pflegeheimen, Krankenhäusern
und Arztpraxen, mit Ämtern, den Angehörigen
oder ganz nah am Sterbenden – durch Nähe
und Vertrauen dem Tag mehr Leben geben.
Die Website des ambulanten
Hospizdienstes bietet aktuelle
Informationen und interessante
Links auch aus der bundesweiten
Hospizbewegung unter
www.ambulanter-hospizdiensthannover.de
Der ambulante Hospizdienst
Kirchröder Straße 46, Hannover
T: 0511. 95498-57
Oktober 2016 siehe oben 23
Starthilfe für junge Familien:
Stiftung Chance zum Leben
Diakoniezentrum Springe
22 siehe oben Oktober 2016
„Der Wert von Kindern ist nicht zu bemessen. Sie sind ein Geschenk, ein Schatz, der unvergleichbar ist. Kinder sind Leben! Sie sind Hoffnung und Glück, Zweifel und Zuversicht, Antrieb und Ruhe,
sie sind Schwäche und Kraft. Und deshalb ist ihr Wohlergehen jede Anstrengung wert. Jederzeit.
Immer wieder! Ihre Zukunft ist unsere Verantwortung. Ihr Wohlergehen unsere wertvolle Pflicht.“
(Oliver Bierhoff, Manager der deutschen Fußballnationalmannschaft)
Ulrike Landt; Francesca Schellhaas / photocase.de
Markus Müller
Gesamtleiter
Diakoniezentrum
www.diakoniezentrumspringe.de
T. 05041. 778-440
Hannelore Becker
Referentin der Stiftung
Kirchröder Str. 46
30559 Hannover
T: 0511. 95498-70
www.chance-zum-leben.de
Ja, Kinder sind etwas Wunderbares! Aber
nicht selten kündigt sich eine Schwangerschaft
an, die nicht geplant und erwartet ist und vor
wirkliche Herausforderungen stellt.
Ich habe große Hochachtung vor Frauen,
die sich trotz widriger Lebensumstände für ihr
Kind entscheiden. Aus den eingehenden Anträgen, die in der Stiftung „Chance zum Leben“
ankommen, kann man Vieles entnehmen, was
das ‚Ja‘ zum Kind nicht einfach macht.
Da sind Arbeitslosigkeit und Überschuldungen, eine zu kleine Wohnung und zu wenig
Mittel für einen Umzug mit mehr Wohnraum.
Da ist die Partnerschaft gerade auseinandergegangen, da war die Kinderplanung schon lange
abgeschlossen und die Mittel sind sowieso
knapp. Da ist die Flucht gerade überstanden,
alles ist fremd, und man hat nichts außer dem
Wenigen, was man mitnehmen konnte. Da ist
eine junge Frau gerade erst in der Ausbildung
und die Schwangerschaft ist unverhofft gekommen … Aber wo sich Frauen für das Leben entscheiden, da bricht sich nicht nur die Freude
Bahn, sondern auch der Wille, es zu schaffen
und die Herausforderungen zu bewältigen, die
damit zusammenhängen. Gut, dass es Beratungsstellen und Einrichtungen gibt, die Möglichkeiten aufzeigen, wie der Start in das Leben
mit so viel Unterstützung wie möglich gelingen kann. Und eine Hilfe sind die Windel- oder
Sachgutscheine, die bei der Stiftung „Chance
zum Leben“ beantragt werden können.
Allerdings kann die Stiftung nur so viel weitergeben, wie durch Spender und Sponsoren
auf das Konto der Stiftung eingegangen ist.
Ich bin dankbar für jede einzelne Spende und
jeden, der dieses Anliegen mit auf sein Herz
nimmt.
Über die Einrichtung „bildungsspender.
de“ kann jeder, der gern über das Internet
bestellt, für die Stiftung spenden. Er muss nur
– bevor er seinen Shop sucht – im Balken „Stiftung Chance zum Leben“ eingeben und dann
wie gehabt einkaufen. Jeder Euro, der eingeht,
zählt und hilft! Gern stelle ich die Stiftung mit
ihren Möglichkeiten in Ihrer Gemeinde vor.
Diakoniezentrum Jägerallee Springe:
Ein lebendiges Miteinander
Es ist Sonntag, 8 Uhr. Der Blick zum Himmel ist vielversprechend. Bereits um diese
Uhrzeit herrscht geschäftiges Treiben. Tische werden transportiert, Bänke gerückt,
Stühle abgewaschen und Pavillons aufgestellt. An alles gedacht? Reichen die Plätze?
Ist die Übertragung sichergestellt?
Es ist kurz vor 10 Uhr. Die Plätze füllen sich
und reichen gerade so. Das ist wunderbar! Der
Beobachterblick schweift über viele erwartungsvolle Gesichter. Jung und alt, zum Teil
noch etwas müde oder in anregende Unterhaltungen vertieft. Dann geht es los. Ein erfrischendes Vorspiel auf dem Klavier lässt alle
wach und aufmerksam werden.
Das Sommerfest des Diakoniezentrums
beginnt mit einem Open-Air-Gottesdienst.
„Leben in Gemeinschaft – Raum für alle“. Das
Diakoniezentrum als Raum für viele. Eine junge
Frau wird gesegnet. Sie geht für ein freiwilliges Soziales Jahr nach Berlin. In einer Ballade
wird der Lebensweg durch die Uhr als menschliches Herz beschrieben. Leben, das gegeben
und das genommen wird.
Im Diakoniezentrum ist Leben! Eine lebendige Gemeinschaft, die sich immer wieder auf
den Weg macht. Die Gemeindeglieder aus der
Kreuzkirche sind dabei, um gemeinsam Gottesdienst und das Miteinander zu feiern.
Die jungen Pflegebedürftigen (yocas), jetzt
als ambulant betreute Wohngruppe, welche,
dank des Teams vom Pflegedienst „mobilitas“
gut in das Gemeinschaftsleben integriert sind.
Bewohner aus dem Pflegeheim und vom Service Wohnen kommen zusammen. Begleitet
von Angehörigen und Freunden. Dies ist ein
von Verantwortung geprägtes Miteinander.
Aus dem 1. Petrus 3, 8-12: „… seid alle eines
Sinnes, voll Mitgefühl und brüderlicher Liebe,
seid barmherzig und demütig!“
Mitgefühl und mit Gefühl: Dies ist unerlässlich im täglichen Miteinander, insbesondere
bei der Pflege von Menschen und der Begleitung von Trauernden. An einem Tag wie dem
Sommerfest ist die Luft voller Gefühl und Emotionen. Das Miteinander der Gemeinschaft
bringt ein buntes Treiben zutage. Viele wollen dabei sein und alle gehören dazu. Da brutzeln Wurst und Fleisch auf dem Grill. Bier wird
gezapft und schon einmal nach einem schattigen Plätzchen Ausschau gehalten. Kinder rennen durch die Reihen. Zeit für Gespräche und
gemeinsames Singen. Leben, das sich im Miteinander ergibt. Eine wertvolle und gemeinsame
Zeit. Ein Stück auf dem Weg unseres Lebens.
Die vielfältigen Arbeitsbereiche im
Diakoniezentrum Springe:
Service Wohnen
Ambulanter Pflegedienst
Geschützter Wohnbereich „Heimatstube“
Kurzzeitpflege
Stationäre Pflege
Gerontopsychiatrischer Bereich
Kindertagesstätte „Deisterkrümel“
„yocas“ für junge Pflegebedürftige
Befreit lächeln und sich geliebt wissen:
Ein unverdientes Zuhause
Timon Döbel
Erziehungswissenschaftler (B.A.)
Mitarbeiter bei L!fe Concepts
Kirchröder Turm, Gifhorn
Ich bin in einem kleinen Dorf in der Lüneburger Heide aufgewachsen. Ein Außenstehender würde diesen Ort mit seinen 750 Einwohnern und seinem kleinen Dorfladen vermeintlich als letzte Ecke der Welt bezeichnen.
Für mich war es ein Paradies, das vielfältige
Möglichkeiten und Abenteuer für einen kleinen „Welteneroberer“ bereithielt. Ich hatte
das unverdiente Glück, in einer Familie aufzuwachsen, die mir von Anfang an vermittelt hat,
dass ich in dieser Welt herzlich willkommen und
geliebt bin. Ein Ort, an dem man sich geborgen
fühlt und einfach sein darf, wie man ist. Das verbinde ich bis heute mit dem Wort „Zuhause“.
Für junge Menschen ist die emotional und
sozial positive Entwicklung in besonderer Weise
davon abhängig, wie sehr sie in einer Atmosphäre der bedingungslosen Annahme und
Wertschätzung leben und wachsen dürfen.
Dies ist eine Erkenntnis der Entwicklungspsychologie. Viele unserer Klienten konnten diese
Erfahrungen leider nicht machen. Sie verbinden
mit dem Wort Zuhause vielleicht sogar mehr
Schmerzen als Freude.
Was kann ich als pädagogischer Mitarbeiter
diesen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
mitgeben? Mit Sicherheit kann ich kein Elterner-
satz sein, kein Ersatz-Zuhause bieten. Aber als
Team von L!fe Concepts versuchen wir, ihnen
eine Hoffnung mitzugeben. Dass sie nicht das
Resultat ihrer Geschichte sind, sondern die Verfasser. Dass es nicht zwangsläufig die Vergangenheit ist, die ihre Zukunft bestimmt, sondern
ihre Entscheidungen in der Gegenwart.
Darin sehe ich die Chance und die Aufgabe unserer diakonischen Arbeit. Wir können
unseren Kindern, Jugendlichen und Klienten
dabei helfen, Orientierung, Vertrauen zu sich
und anderen zu finden und sie ermutigen, ihr
Leben in die Hand zu nehmen. Aber ein heiles
Zuhause können wir nicht geben. Dort kommen
wir an unsere Grenzen.
Meine Überzeugung ist, dass es trotzdem
ein echtes Zuhause für jeden Menschen gibt –
bei Gott. Bei Gott darf man ohne Maske, ohne
Angst vor Verletzung sein. Hier kann das Herz
befreit lächeln und sich geliebt wissen. Für mich
ist Gottes Zusage, dass Er ein Zuhause sein
möchte, keine fromme Floskel oder nette Aufmunterung für schlechte Zeiten, sondern eine
konkret erfahrbare Realität, der ich vertrauen
und an der ich mich orientieren darf. Und diese
Hoffnung kann ich teilen, weil sie für jeden gilt,
der sich nach einem Zuhause sehnt.
Einrichtungen des
Diakoniewerkes Kirchröder Turm e.V.
Impressum: siehe oben – Informationsmagazin
Diakoniestiftung Kirchröder Turm:
Redaktion: Wolfgang Bauer, Northeim
des Diakoniewerkes Kirchröder Turm
IBAN DE05 5009 2100 0001 1189 00
Ralph Zintarra, Kristina Hasenpusch (Diakoniewerk
Herausgeber: Diakoniewerk Kirchröder Turm e.V.
Vorstand: Hans-Peter Pfeifenbring (Vorstandsvorsitzender)
Kirchröder Turm, Hannover)
Kirchröder Straße 46, 30559 Hannover
Jürgen Scheidt (Vorstandsvorsitzender)
Gestaltung: saatwerk Visuelle Kommunikation
Telefon: 0511.95498-0, E-Mail: [email protected]
Pastor Ralph Zintarra (Mitglied des Vorstands)
(Ulrike Landt, Melina Neuber-Haase)
www.diakoniewerk-kt.de
Aufsichtsrat: Viola Steinberg (Vorsitzende)
Titelbild: Philip Zintarra, Hannover
V.i.S.d.P: Pastor Ralph Zintarra, Hannover
Hans-Detlef Saß (stellv. Vorsitzender)
Druck: diaprint, Empelde