Industrierichtlinie Spannbeton-Fertigdecken Ausgabe: 19. September 2016 Herausgeber: Bundesverband Spannbeton-Fertigdecken e.V. Paradiesstr. 208 12526 Berlin Forschungsgesellschaft VMM Spannbetonplatten GbR Im Fußtal 2 50171 Kerpen Industrierichtlinie Spannbeton-Fertigdecken Seite 1 Vorwort Diese Industrierichtlinie wurde in Zusammenarbeit aller deutschen Hersteller von Spannbeton-Fertigdecken erstellt und verabschiedet. Unterstützung fanden sie dabei durch das Ingenieurbüro H+P Ingenieure GmbH aus Aachen. Der Bundesverband SpannbetonFertigdecken e.V. (BVSF) und die Forschungsgesellschaft VMM Spannbetonplatten GbR haben gemeinsam diese Industrierichtlinie initiiert, herausgegeben und werden diese auch in Zukunft weiterentwickeln. Die Präsentation der wesentlichen Grundlagen für die Richtlinie erfolgte auf dem Kolloquium für Spannbeton-Fertigdecken am 28. Juni 2016 an der Technischen Universität Brauchschweig. Vertreter der Wissenschaft, des DIBt, der Prüfingenieure, der Verwender und der Hersteller diskutierten die wichtigsten Punkte und waren sich einig, dass diese einen sinnvollen Rahmen für eine Industrierichtlinie liefern. Die vorgefertigten Deckenelemente aus Spannbeton sind europäisch harmonisierte Bauprodukte. Es gilt die DIN EN 1168 „Betonfertigteile – Hohlplatten“. Zusätzlich waren für das Produkt bis Oktober 2016 allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen notwendig. Diese Zulassungen sind, auf Grund des Urteils des Europäischen Gerichtshofes zur Rechtssache C-100/13 vom Oktober 2014 - Europäische Kommission gegen Bundesrepublik Deutschland, ab Oktober 2016 nicht mehr rechtsgültig. Mit dem, von H+P Ingenieure GmbH erstellten, gutachterlichen Vergleich der Zulassung mit der DIN EN 1168 konnte nachgewiesen werden, dass bei der Bemessung der Decken das bestehende Sicherheitsniveau auch ohne Zulassung mit wenigen Konkretisierungen und Hinweisen zur DIN EN 1168 erhalten bleibt. Alle Berechnungen können mit vorhandenen und geltenden Normen sicher ausgeführt werden. Die Industrierichtlinie soll bei allen Beteiligten, wie Planern, Bauausführenden und Bauaufsichtsbehörden dazu beitragen, das Vertrauen in das Produkt Spannbeton-Fertigdecke weiter zu stärken. Neben den Angaben, welche Nachweise notwendig sind und auf welcher Grundlage diese basieren, sind Hinweise enthalten. Diese sollen dem Anwender die Arbeit erleichtern. Zum anderen sind auch Punkte für die Ausführung zusammengefasst. Diese sind in den vorgeschriebenen Montageanweisungen der Hersteller wiederzufinden. Die Überwachung der Herstellung ist in der DIN EN 1168 geregelt und beinhaltet unter anderem die werkseigenen Produktionskontrollen und regelmäßige Überwachungen einer notifizierten Produktzertifizierungsstelle/Zertifizierungsstelle (Fremdüberwachung). Dabei beinhalten die umfassenden Prüfvorgaben auch die Baustoffe, aus denen die Fertigteile hergestellt werden. Der Wechsel von den Zulassungen hin zur harmonisierten Norm und der Industrierichtlinie bedeutet keine Erleichterung auf Seiten der Hersteller für die Nachweisführung, die Produktion und die Montage der Fertigteile. Das Produkt Spannbeton-Fertigdecke ist und bleibt qualitativ hochwertig! Die daraus hergestellten Decken sind und bleiben sicher sowie sehr wirtschaftlich im direkten Vergleich zu anderen Systemen. Dr.-Ing. Stefan Seyffert Bundesverband Spannbeton-Fertigdecken e.V. Industrierichtlinie Spannbeton-Fertigdecken Seite 2 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ....................................................................................................................... 3 2 Anwendungsbereich ....................................................................................................... 3 3 Erforderliche Nachweise................................................................................................. 3 3.1 Grundlegendes zur Nachweisführung...................................................................... 4 3.2 Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit für Biegung .................................... 5 3.3 Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit für Querkraft ................................... 5 3.3.1 Starre Auflagerung ........................................................................................... 6 3.3.2 Biegeweiche Auflagerung ................................................................................. 6 3.4 Nachweis der Stirnzugspannungen (Einleitung der Vorspannkräfte) ....................... 6 3.5 Begrenzung der Druckspannungen im Beton .......................................................... 7 3.6 Begrenzung der Spannungen im Spannstahl .......................................................... 7 3.7 Nachweis zur Beschränkung der Rissbreite ............................................................ 7 3.8 Dekompressionsnachweis ....................................................................................... 7 3.9 Nachweis zur Begrenzung der Verformungen ......................................................... 7 3.10 Nachweise im Brandfall ........................................................................................... 7 3.11 Nachweis der Querdruckspannungen aus Wandauflasten und Randeinspannungen ............................................................................................... 8 3.12 Nachweis der Querverteilung (Lastverteilungsbreite, Fugenscherkräfte) ................. 8 3.13 Begrenzung der Betonzugspannungen aus Querbiege- und Drillmomenten ........... 9 3.14 Scheibenausbildung / Ringanker ............................................................................. 9 3.15 Durchstanzen .......................................................................................................... 9 4 Bestimmungen für die Ausführung ................................................................................. 9 5 Beteiligte Partner ...........................................................................................................11 Industrierichtlinie Spannbeton-Fertigdecken Seite 3 1 Einleitung Diese Industrierichtlinie ersetzt keine Norm. Vielmehr ergänzt sie bestehende Regelwerke und gibt Hinweise für die Anwendung des europäisch harmonisierten Produktes vorgefertigte Deckenelemente aus Spannbeton. Folgende Normen gelten in der jeweils gültigen Fassung: DIN EN 1168 DIN EN 1992-1-1 DIN EN 1992-1-1/NA für Deutschland DIN EN 13369 DIN EN 206-1 DIN 4102-4 zusätzlich gelten: DAfStb-Heft 240, Hilfsmittel zur Berechnung der Schnittgrößen und Formveränderungen von Stahlbetontragwerken nach DIN 1045 Merkblatt „biegeweicher Auflagerung“ vom Bundesverband Spannbeton-Fertigdecken 2 Anwendungsbereich Diese Industrierichtlinie versteht sich als Verwendungsrichtlinie für Decken aus SpannbetonFertigdecken-Elementen (Spannbetonhohlplatten) nach DIN EN 1168. Nach DIN EN 1168 ist die Anwendung für diese Spannbetonbauteile beschränkt auf eine maximale Dicke von 500 mm und beträgt die maximale Breite 1.200 mm ohne Querbewehrung und 2.400 mm mit Querbewehrung. Die Spannbetonbauteile enthalten keine Querkraftbewehrung. 3 Erforderliche Nachweise Der statische Nachweis für die Tragfähigkeit der Decke ist in jedem Einzelfall zu erbringen. Es gilt die DIN EN 1992-1-1 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA. Die Angaben von Produkteigenschaften in der CE-Kennzeichnung und Leistungserklärung sind stets als Produktmerkmale zu sehen und ersetzen nicht den Nachweis der Tragfähigkeit im Bauwerk. Industrierichtlinie Spannbeton-Fertigdecken Seite 4 Die erforderlichen Nachweise sind: 1. Lagerausbildung Eventuell inklusive biegeweiche Auflagerung 2. Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit für Biegung (Nachweis der Endverankerung und Zugkraftdeckung) 3. Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit für Querkraft (Nachweis der Schubkraftdeckung) 4. Nachweis der Stirnzugspannungen (Einleitung der Vorspannkräfte) 5. Begrenzung der Druckspannungen im Beton 6. Begrenzung der Spannungen im Spannstahl 7. Nachweis zur Beschränkung der Rissbreite 8. Dekompressionsnachweis 9. Nachweis zur Begrenzung der Verformungen 10. Nachweise im Brandfall 11. Nachweis der Querdruckspannungen aus Wandauflasten und Randeinspannungen 12. Nachweis der Querverteilung (Lastverteilungsbreite, Fugenscherkräfte) 13. Begrenzung der Betonzugspannungen aus Querbiege- und Drillmomenten 14. Scheibenausbildung / Ringanker 15. Durchstanzen 3.1 Grundlegendes zur Nachweisführung Bei der Bemessung von Spannbeton-Fertigdecken wird die Betonzugfestigkeit in Ansatz gebracht. Für den Bemessungswert der Betonzugfestigkeit gilt grundsätzlich nach DIN EN 1992-1-1 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA. Hinweis: a) Für den Bemessungswert der Betonzugfestigkeit f ctd gilt grundsätzlich nach DIN EN 1992-1-1 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA: f ctd ct f ctk ;0,05 / c mit: ct = 0,85 c = 1,5 (ständige und vorübergehende Bemessungssituation) bzw. c = 1,3 (außergewöhnliche Bemessungssituation) maximal ansetzbare Betonfestigkeitsklasse: C45/55 (fctk;0,05 = 2,7 N/mm²) Eine Abminderung von c für Betonfertigteile im Sinne von DIN EN 1992-1-1, Abschnitt 2.4.2.4 ist nicht zulässig. Industrierichtlinie Spannbeton-Fertigdecken Seite 5 b) Wenn durch die werkseigene Produktionskontrolle sichergestellt wird, dass höhere Betonfestigkeitsklassen als C45/55 mit entsprechenden Zugfestigkeiten gemäß DIN EN 1992-1-1, Tabelle 3.1 erreicht werden, können diese rechnerisch in Ansatz gebracht werden. c) Die Decken dürfen nur mit statischen und quasi-statischen Einwirkungen im Sinne von vorwiegend ruhenden Einwirkungen gemäß DIN EN 1992-1-1/NA, Abschnitt 1.5.2.6 belastet werden. d) Soll die Decke im Notfall auch durch schwere Feuerwehrfahrzeuge befahren werden, müssen folgenden Punkte beachtet werden: Die Platte muss für den Lastfall: Radlasten und den Lastfall: gleichmäßig verteilte Einzellasten bemessen werden. Das Bauwerk muss so gestaltet und betrieben werden, dass nicht vorwiegend ruhende Verkehrslasten (zum Beispiel Lieferfahrzeuge für Heizöl) ausgeschlossen sind. e) Jeder Steg im Querschnitt sollte eine Vorspannung aufweisen, ansonsten können diese in der Nachweisführung nicht berücksichtigt werden. f) Eine (bewehrte) Aufbetonschicht ist unter der Voraussetzung entsprechender Verbundnachweise mit Berücksichtigung der zeitabhängigen Effekte aus Kriechen und Schwinden bei folgenden Bauteilwiderständen statisch anrechenbar: Biegung (Grenzzustand der Tragfähigkeit, Durchbiegungen, Dekompression, Rissbreiten, Betonspannungen und Spannstahlspannungen) Querverteilung von Einzel- und Linienlasten Scheibenausbildung/Ringanker Durchstanzen (Lastverteilung) Dabei gelten die Regelungen von DIN EN 1992-1-1 in Verbindung mit DIN EN 1992-11/NA. 3.2 Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit für Biegung Es gelten die Regelungen nach DIN EN 1992-1-1 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA. Über die Bauteillängsachse sind die Zugkraftdeckung und die Endverankerung unter Berücksichtigung gerissener und ungerissener Bereiche entsprechend DIN EN 1992-1-1 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA nachzuweisen. Hinweis: Es sind gegebenenfalls Randeinspannungen an den Plattenenden (Kapitel 3.11) zu beachten. 3.3 Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit für Querkraft Auf eine Spaltzugbewehrung nach DIN EN 1992-1-1/NA, NCI zu Abschnitt 6.2.2(2) darf verzichtet werden. Industrierichtlinie Spannbeton-Fertigdecken Seite 6 3.3.1 Starre Auflagerung Über die Bauteillängsachse ist die Schubkraftdeckung unter Berücksichtigung gerissener und ungerissener Bereiche entsprechend DIN EN 1992-1-1 in Verbindung mit DIN EN 19921-1/NA nachzuweisen. Hinweis: Es sind gegebenenfalls Randeinspannungen an den Plattenenden (Kapitel 3.11) zu beachten. Eine Erhöhung des Querkraftwiderstandes durch die Anrechnung einer Aufbetonschicht oder durch das ausbetonieren von Hohlkammern nach DIN EN 1168, Anhang F, Abschnitte F.2, F.3 und F.4 ist kritisch zu betrachten und soll nicht zur Anwendung kommen. Diese Ansätze berücksichtigen u.a. keine Einflüsse aus der Vorspannung, unterschiedlichen Betongüten mit verschiedenen Kriech-/ Schwindeigenschaften sowie Herstellzeitpunkten, der Ausführungsgenauigkeiten und der Verbundeigenschaften. In ungerissenen Bereichen (Biegezugspannungen kleiner als f ctd) ist die Querkrafttragfähigkeit nach DIN EN 1168, Abschnitt 4.3.3.2.2.2 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1 1 und DIN EN 1992-1-1/NA zu ermitteln, wobei nach Untersuchungen ein Vorfaktor f zur Berücksichtigung von Effekten aus der Plattendicke empfohlen wird: VRd , c f mit: Ibw ( y ) Sc ( y ) 400 f h f ctd2 'cp ( y ) f ctd 'cp ( y ) 0 , 25 1,0 (h: Plattendicke) Die vereinfachte Bemessungsgleichung nach DIN EN 1168, Abschnitt 4.3.3.2.2.3 sollte nur zum Entwurf verwendet werden. Sie liefert im Allgemeinen konservative Bemessungsergebnisse. In Einzelfällen werden höhere rechnerische Widerstände nach der vereinfachten Gleichung ermittelt. In diesen Fällen ist die ausführliche Bemessungsgleichung nach DIN EN 1168, Abschnitt 4.3.3.2.2.2 maßgebend. 3.3.2 Biegeweiche Auflagerung Nach DIN EN 1168 muss bei biegeweicher Lagerung der abmindernde Einfluss auf die Querkrafttragfähigkeit berücksichtigt werden. Die genaue Berechnung ist im Merkblatt “Biegeweiche Auflagerung“ des Bundesverbandes Spannbeton-Fertigdecken zu entnehmen. Dieser Nachweis ist zu führen, wenn die Ausnutzung der Querkraft nach DIN EN 1168 Abs. 4.3.3.2.2.2 größer als 50% ist. 3.4 Nachweis der Stirnzugspannungen (Einleitung der Vorspannkräfte) Der Nachweis der Stirnzugspannungen (Spannkrafteinleitung) ist nach DIN EN 1168, Abschnitt 4.3.3.2.1 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1 und DIN EN 1992-1-1/NA zu führen. 1 Roggendorf, T.; Herbrand, M.; Kerkeni, N.: Spannbeton-Fertigdecken nach Zulassung des DIBt und DIN EN 1168 – Hintergründe und Vergleiche zum Querkraftnachweis. In: Bauingenieur 91 (2016), Heft 11, S. 446-455. Industrierichtlinie Spannbeton-Fertigdecken Seite 7 3.5 Begrenzung der Druckspannungen im Beton Es gelten die Regelungen nach DIN EN 1992-1-1 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA. 3.6 Begrenzung der Spannungen im Spannstahl Es gelten die Regelungen nach DIN EN 1992-1-1 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA. Hinweis: Der Nachweis der Mindestbewehrung zur Sicherung eines robusten Tragverhaltens nach DIN EN 1992-1-1/NA darf entfallen, wenn unmittelbar nach Eintragung der Vorspannung auf den Beton die Spannstahlspannung auf pm 0 f p 0,1k 500 (mit: pm 0 und f p 0,1k in [N/mm²]) begrenzt ist. 3.7 Nachweis zur Beschränkung der Rissbreite Es gelten die Regelungen nach DIN EN 1992-1-1 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA. 3.8 Dekompressionsnachweis Es gelten die Regelungen nach DIN EN 1992-1-1 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA. Auf den Nachweis zur Einhaltung der Dekompression nach DIN EN 1992-1-1/NA, NDP zu 7.3.1(5) darf unter folgenden Randbedingungen verzichtet werden: Die Spannbeton-Hohlplatten dürfen bei Verwendung im offenen Parkhaus nur in den Expositionsklassen XC3 und XF1 eingesetzt werden. Die maximale Randzugspannung unter charakteristischen Einwirkungen darf die mittlere Zugfestigkeit fctm = 3,8 N/mm² nicht überschreiten. Die Betondeckung der Spannbewehrung muss cnom ≥ 35 mm betragen. Der Nachweis der Rissbreitenbegrenzung ist nach DIN EN 1992-1-1 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA zu führen und es ist wk ≤ 0,02 mm einzuhalten. 3.9 Nachweis zur Begrenzung der Verformungen Es gelten die Regelungen nach DIN EN 1992-1-1 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA. 3.10 Nachweise im Brandfall Es gelten die Regelungen nach DIN EN 1168, Anhang G in Verbindung mit DIN EN 1992-1-2 und DIN EN 1992-1-2/NA. Hinweis: Der Achsabstand der Spannbewehrung darf alternativ zum allgemeinen vereinfachten Berechnungsverfahren nach DIN EN 1992-1-2 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-2/NA anhand von Tabellenwerten aus der DIN 4102-4, Abschnitt 3.5 mit einer Vergrößerung des Achsabstandes gemäß DIN EN 1992-1-2 bestimmt werden. Industrierichtlinie Spannbeton-Fertigdecken Seite 8 Der Bemessungswert der einwirkenden Querkraft ist auf VRd,c,fi nach DIN EN 1168, Anhang G, Abschnitt G.1.3 zu begrenzen. Die Tabellenwerte nach DIN EN 1168, Anhang G, Abschnitt G.2 (Tabelle G.2) sind nicht anzuwenden. Im Falle einer biegeweichen Lagerung ist die Durchbiegung der Auflagerträger für die nachzuweisende Feuerwiderstandsdauer unter Berücksichtigung der Einwirkungskombination im Brandfall und der thermischen Dehnungen auf den Wert L/100 (mit L: Trägerspannweite bzw. Abstand der Momentennullpunkte des Trägers bei Durchlaufsystemen) zu begrenzen. Der Bemessungswert der einwirkenden Querkraft ist auch hier auf VRd,c,fi nach DIN EN 1168, Anhang G, Abschnitt G.1.3 zu begrenzen. 3.11 Nachweis der Querdruckspannungen aus Wandauflasten und Randeinspannungen In den Stegen der Spannbeton-Fertigdecken sind Querdruckspannungen aus Wandauflasten auf 0,75 fcd zu begrenzen. Falls Randeinspannungen am Plattenende nicht durch konstruktive Maßnahmen ausgeschlossen werden, sind die Regelungen von DIN EN 1168, Anhang E zu beachten. Danach sind die Biegetragfähigkeit und die Querkrafttragfähigkeit unter Berücksichtigung der möglichen negativen Einspannmomente nachzuweisen. 3.12 Nachweis der Querverteilung (Lastverteilungsbreite, Fugenscherkräfte) Die mitwirkende Lastverteilungsbreite bei Spannbeton-Fertigdecken darf wie bei monolithischen Betonplatten gemäß DAfStb Heft 240 berechnet werden, wobei für Einzel- und Linienlasten am Rand eines Deckenfeldes ohne genauere Nachweise maximal 1 m anzusetzen ist. Diagramme zur Ermittlung der Fugenquerkräfte bzw. der anteiligen Lasten benachbarter Platten in einem Deckenfeld für bestimmte Einzel- und Linienlaststellungen sind in DIN EN 1168, Anhang C (informativ) angegeben. Für allgemeine Laststellungen sind bei der Planung projektspezifische Ingenieurmodelle zur Ermittlung der Querverteilung und der Beanspruchungen bei den gegebenen Laststellungen erforderlich. Die Schubtragfähigkeit der Längsfugen zur Querverteilung von vertikalen Schubkräften ist nach DIN EN 1168, Abschnitt 4.3.3.2.3 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1 und DIN EN 1992-1-1/NA zu ermitteln. Hinweis: a) Bei Passplatten muss sichergestellt sein, dass die geneigte Druckstrebe zwischen benachbarten Platten infolge einer Querverteilung von vertikalen Schubkräften vom oberen bzw. unteren Plattenspiegel im Bereich der Hohlkammer am Plattenlängsschnitt aufgenommen werden kann. Vereinfacht kann der Plattenspiegel vor dem Längsschnitt als Kragarm unter Ansatz des Bemessungswertes der Betonzugfestigkeit fctd nachgewiesen werden. Der Zwischenraum ist vollständig mit Vergussbeton auszufüllen. b) Benachbarte Passplatten sollten nicht mit den gesägten Seiten zueinander liegen. Industrierichtlinie Spannbeton-Fertigdecken Seite 9 3.13 Begrenzung der Betonzugspannungen aus Querbiege- und Drillmomenten Die Regelungen zur Tragfähigkeit gegenüber Einzellasten nach DIN EN 1168, Abschnitt 4.3.3.2.5 und zur Tragfähigkeit von dreiseitig gelagerten Bauteilen nach DIN EN 1168, Abschnitt 4.3.3.2.6 werden nicht empfohlen. Es sind geeignete Ingenieurmodelle zur Ermittlung der auftretenden Betonzugspannungen zu verwenden. Hinweis: Unter den charakteristischen Einwirkungen sind Betonzugspannungen aus Querbiege- und Drillmomenten in Abhängigkeit der Betonfestigkeitsklasse auf folgende Werte zu begrenzen: C30/37: 1,4 N/mm² C35/45: 1,7 N/mm² C45/55: 1,9 N/mm² 3.14 Scheibenausbildung / Ringanker In jeder Deckenebene ist stets ein Ringanker auszubilden. Es gelten die Regelungen nach DIN EN 1992-1-1 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA, insbesondere Abschnitte 9.10.2 und 10.9.3. DIN EN 1168, Anhänge D und H (informativ) enthält allgemeine Angaben und mögliche konstruktive Details zur Scheibenausbildung. 3.15 Durchstanzen Es gelten die Regelungen nach DIN EN 1168, Abschnitt 4.3.3.2.4 in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1 und DIN EN 1992-1-1/NA. Falls mehr als 1/3 der Plattenbreite durch eine Einzellast belastet wird, ist zusätzlich nachzuweisen, dass die Querkraft am Rand der Lasteinleitung den anteiligen Querkraftwiderstand der belasteten Stege entsprechend DIN EN 1168, Abschnitt 4.3.3.2.2 (ungerissene Bereiche) bzw. nach DIN EN 1992-1-1, Abschnitt 6.2.2 (gerissene Bereiche) nicht überschreitet (Kapitel 2.4). Eine Anwendung der Regelungen für massive Decken nach DIN EN 1992-1-1, Abschnitt 6.4 ist auch für Bereiche mit ausbetonierten Hohlkammern nicht zulässig. Industrierichtlinie Spannbeton-Fertigdecken Seite 10 4 Bestimmungen für die Ausführung Die Spannbeton-Fertigdecken müssen von sachkundigen Unternehmen transportiert und eingebaut werden. Spannbeton-Fertigdecken mit Rissen und/oder anderen Beschädigungen, die Einfluss auf die Tragfähigkeit und/oder Gebrauchstauglichkeit haben (z. B. Rissbildung an den Plattenenden im Bereich der Spannkrafteinleitung), dürfen nicht eingebaut werden. Aussparungen sollten im Werk hergestellt werden. Das Bohren von Löchern z. B. für Installationsleitungen im Bereich der Hohlräume darf auf der Baustelle nur von Fachkräften durchgeführt werden. Stemmarbeiten an den Spannbeton-Fertigdecken sind nicht zulässig. Aussparungen sind in Abstimmung mit Hersteller/Werk und unter Anwendung entsprechender erschütterungsarmer Verfahren (z.B. Kernlochbohrung oder Sägen) möglich. Die Spannbeton-Fertigdecken müssen im Endzustand vollflächig und gleichmäßig aufliegen. Das kann über Elastomerstreifen oder einem Auflagerbett aus Zementmörtel oder Beton sichergestellt werden. Die Elastomerstreifen sind unter Berücksichtigung des Randabstands zur Vermeidung von Abplatzungen des stützenden Bauteils möglichst nah an der Vorderkante des Trägers anzuordnen. Neben Elastomerstreifen, Mörtel oder Beton dürfen auch andere gleichwertige ausgleichende Zwischenlagen verwendet werden, wenn nachteilige Folgen für Standsicherheit (z. B. erhöhte Querzugspannungen) und Verformungen ausgeschlossen sind. Eine Horizontalverschiebung einzelner Platten oder Plattenbereiche muss durch konstruktive Maßnahmen ausgeschlossen werden. Industrierichtlinie Spannbeton-Fertigdecken Seite 11 5 Beteiligte Partner Bundesverband Spannbeton-Fertigdecken e.V. Paradiesstr. 208 12526 Berlin Tel.: +49 (0)30 616 957 30 Fax: +49 (0)30 616 957 40 [email protected] www.spannbeton-fertigdecken.de Forschungsgesellschaft VMM Spannbetonplatten GbR Im Fußtal 2 50171 Kerpen Tel.: +49 (0) 2237 534 35 Fax: +49 (0) 2237 537 88 [email protected] www.fg-vmm.de/ DW SYSTEMBAU GMBH Heidelberger Betonelemente GmbH & Co. KG Werk BRESPA Schneverdingen Stockholmer Straße 1 D-29640 Schneverdingen Tel.: +49 (0) 5193 85 0 Fax: +49 (0) 5193 85 911 [email protected] www.dw-systembau.de Verwaltung Chemnitz Gewerbeallee 6 D-09224 Chemnitz / OT Mittelbach Tel.: +49 (0) 371 27 10 70 Fax: +49 (0) 371 844 82 84 [email protected] www.heidelberger-betonelemente.de Kastell GmbH Franz Oberndorfer GmbH & Co KG Werk Veringenstadt Gunzenhofstraße 9 D-72519 Veringenstadt Tel.: +49 (0) 7577 309 0 Fax: +49 (0) 7577 309 23 [email protected] www.kastell-pro.com VS Hohldielen West Ges.m.b.H Rettenbach 12c A-6250 Radfeld Tel.: +43 (0) 5338 62 00 Fax: +43 (0) 5338 62 01 [email protected] www.vs-west.at Industrierichtlinie Spannbeton-Fertigdecken Seite 12 ECHO Betonfertigteile GmbH MS-Betonwerk GmbH & Co. KG Eurotec-Ring 40 D-47445 Moers Tel.: +49 (0) 2841 889 03 10 Fax: +49 (0) 2841 889 03 12 [email protected] www.echo-betonfertigteile.de Trinkbornstraße 19 56281 Dörth Tel.: +49 (0) 6747 120 0 Fax: +49 (0) 6747 852 1 [email protected] www.ms-betonwerk.de VEIT DENNERT KG KETONIA GmbH Veit-Dennert-Str. 7 D-96132 Schlüsselfeld Tel.: +49 (0) 9552 710 Fax: +49 (0) 9552 711 87 [email protected] www.dennert.de Almesbach 4 D-92637 Weiden/Opf. Tel.: +49 (0) 961 300 50 Fax: +49 (0) 961 300 540 [email protected] www.ketonia.de H+L Baustoff Werke GmbH Goldbeck Prefabeton S.r.o. Steigerwaldstraße 8 D-91486 Uehlfeld Tel.: +49 (0) 9163 997 60 Fax: +49 (0) 9163 997 646 [email protected] www.hl-baustoffe.de Chrudimská 42 CZ - 285 71 Vrdy Tel.: +42 (0) 327 301 111 [email protected] www.prefabeton.cz CONTIGA TINGLEV A/S ELBE delcon Spannbetondecken Vertriebs GmbH Mads Clausens Vej 58 DK-6360 Tinglev Tel.: +45 (0) 7217 100 0 [email protected] www.contigatinglev.dk Griesener Straße 32a D-06785 Oranienbaum-Wörlitz OT Vockerode Tel.: +49 (0) 34905 406 0 Fax: +49 (0) 34905 406 30 [email protected] www.elbedecken.de Unterstützt durch: H+P Ingenieure GmbH Kackertstraße 10 D-52072 Aachen Tel.: +49 (0) 241 445 030 Fax: +49 (0) 241 445 032 9 [email protected] www.huping.de
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