Die Abrechnung

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MONTAG, 17. OKTOBER 2016
Kurz notiert
Die Zerschlagung von Kaiser’s
Tengelmann beginnt. Die Firmenchefs
Haub und Caparros weisen sich
in Handelsblatt-Interviews gegenseitig
die Schuld zu. Dabei zeigen Dokumente:
Eine Einigung war möglich – und
sogar schon fest verabredet.
Dax
E-Stoxx 50
10 580,38
3 025,19
+1,60 %
+1,69 %
Dow Jones
S&P 500
18 138,38
2 132,98
+0,22 %
+0,02 %
Gold
Euro/Dollar
1 251,43 $
1,0972 $
-0,53 %
-0,76 %
STAND: Schlusskurse Freitag
·
Bann für Klimakiller im
Kühlschrank: Die Staatengemeinschaft hat sich geeinigt,
auch Fluorkohlenwasserstoffe
(FKWs) aus Kühlschränken
und Klimaanlagen zu verbannen. Bundesumweltministerin
Barbara Hendricks (SPD)
sprach von einem „Meilenstein“. Die FKWs greifen zwar
nicht die Ozonschicht an, sind
aber ein gefährlicheres Treibhausgas als Kohlendioxid.
Seite 17
Alain Caparros
Rewe
Die Abrechnung
Florian Kolf Düsseldorf
N
ach zwei Jahren Streit und Klagen
scheint das Ende einer ehemaligen
Ikone der Handelswelt nur noch
eine Frage von Wochen. Die Zerschlagung
der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann
ist am Wochenende beschlossen und verkündet worden. Dabei zeigen Dokumente,
dass eine Einigung zum Greifen nahe war.
Das Papier vom 6. Oktober trägt die Unterschriften aller Teilnehmer eines veritablen Spitzengesprächs: Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub, Edeka-Lenker Markus Mosa, Rewe-Chef Alain Caparros,
Norma-Boss Gerd Köber und Markant-Primus Franz-Friedrich Müller. Das Dokument
enthält die Lösung eines heftig diskutierten
Konflikts: Danach sollte Edeka bei einer
Übernahme von Kaiser’s Tengelmann die Filialen der Region Bayern erhalten, Rewe dagegen die Kaiser’s-Filialen in Berlin und am
Nordrhein. Und auch Norma sollte nicht
leer ausgehen und Geschäfte mit einem Umsatz von 150 Millionen Euro bekommen. Das
Wichtigste dabei: Alles sollte „auf Grundlage
ne finale Einigung zu erzielen, haben sich
der Ministererlaubnis“ geschehen. Das heißt:
die Firmenchefs über Detailfragen zerstritGarantie aller Arbeitsplätze für fünf Jahre.
ten. Haub behauptet, Rewe habe Termine
Die Ministererlaubnis stand im Zentrum
platzen lassen. Caparros sagt: „Tengelmann
der verbissen ausgetragenen Übernahmewar nicht bereit, uns die Daten beschlacht, in der Kaiser’s-Tengelreitzustellen, die wir für ein
mann-Chef Haub seine defizitäAngebot mit fairem Interesren Filialen vollständig an
senausgleich brauchten.“
Edeka verkaufen wollte.
Das Ergebnis: Die GeDas hatte das Bundeskartellamt untersagt, wospräche sind endgültig
raufhin Minister Gagescheitert. In dieser
briel die Verkaufspläne
Woche startet Tengelmit seiner Ministerermann den Einzelverlaubnis doch erlaubte.
kauf von Standorten
Die Rechtmäßigkeit
in der Region Norddieses politischen Einrhein. Haub sagt, er hagriffs wiederum stellten
be schon InteressensbeAus dem Protokoll
die Edeka-Konkurrenten
kundungen für Standorte
des Spitzentreffens
Rewe, Markant und andere
bekommen. Dabei will er
vom 6. Oktober
infrage. Eine Sichtweise, die das
seinem bevorzugten Partner eiOberlandesgericht Düsseldorf stützte.
ne Art Vorkaufsrecht einräumen.
Seither wurde erbittert nach einem Ausweg
Haub: „Wenn Edeka Märkte übernehmen
aus der rechtlich verfahrenen Lage gesucht –
will, die kartellrechtlich unproblematisch
und vermeintlich am 6. Oktober gefunden.
sind, dann hat Edeka den Vorrang.“
Doch statt diese Chance zu ergreifen und
wie vereinbart bis zum heutigen Montag ei> Berichte, Interviews Seiten 4 – 7
Einschnitte in die Investitionsfreiheit
Minister Gabriel will den Ausverkauf des Standorts Deutschland stoppen.
D
er Schock über die Übernahme des Automatisierungsspezialisten Kuka durch chinesische Investoren sitzt tief. Nun greifen
die Asiaten auch nach dem Traditionsunternehmen Osram. Die Einkaufstour der Chinesen scheint derzeit kein
Ende zu kennen. Immer mehr Schlüsselindustrien geraten in den Fokus
ausländischer Investoren.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar
Gabriel (SPD) will den Ausverkauf nun
stoppen: Er plant tiefe Einschnitte in
Vorwürfe gegen Porsche: In
einem Gerichtsdokument erhebt das amerikanische Justizministerium neue Vorwürfe gegen den Autobauer.
Auch VWs Sportwagen-Tochter soll
früh von den Diesel-Manipulationen gewusst haben. Seite 20
Verdi wird dieses
Zwischenergebnis
positiv begleiten und
aktiv unterstützen.
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Klaus Stratmann Berlin
·
die Investitionsfreiheit. Das zeigen die
„Eckpunkte für einen Vorschlag zur
Investitionsprüfung auf Ebene der Europäischen Union“, die dem Handelsblatt vorliegen.
Die Instrumente gehen weit über die
bisherigen Regelungen des Außenwirtschaftsgesetzes (AWG) hinaus. Hier ist
der Anwendungsbereich auf die Rüstungsindustrie und kritische Infrastruktur, wie etwa Stromnetze, beschränkt.
Künftig soll eine Abwehrmöglichkeit
laut dem Eckpunktepapier des Ministeriums immer dann gegeben sein,
wenn „Schlüsseltechnologien betroffen sind, die von besonderer Bedeutung für den weiteren industriellen
Fortschritt sind“.
Ein politischer Eingriff soll künftig
insbesondere dann gerechtfertigt sein,
wenn die Entscheidung für die angestrebte Direktinvestition „durch den
Drittstaat industriepolitisch beeinflusst wurde“, etwa über Investitionsanweisungen oder aber durch staatlich geförderte Programme für Übernahmen.
> Bericht Seite 15
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Ungarn 1200,00 FT
Karl-Erivan Haub
Tengelmann
Deutsche Bank muss kleiner
werden: Vorstandschef John
Cryan stellt jetzt auch das USGeschäft zur Disposition. So
will er die Kapitalpolster füllen,
ohne die Investoren zur Kasse
zu bitten. Der Traum vom Global Player ist damit jedoch
endgültig geplatzt. Seite 32