NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite Montag, 17. Oktober 1 NDR Elbphilharmonie Orchester Dem Geiger Arthur Grumiaux zum 30. Todestag Maurice Ravel: Tzigane, Konzertrhapsodie César Franck: Sinfonie d-Moll Wolfgang Amadeus Mozart: Violinkonzert G-Dur KV 216 Maurice Ravel: La Valse, Poème chorégraphique Aufzeichnung vom 10.3.1975 in der Musikhalle Hamburg Johann Sebastian Bach: 3. Satz aus der Sonate a-Moll BWV 1003 Aufzeichnung vom 16.3.1959 in der Musikhalle Hamburg Für Arthur Grumiaux war Virtuosität nur „ein Mittel zum Zweck“. Die Musikalität seines Spiels war ihm stets das Wichtigste. Er gilt als „natürlicher Nachfolger“ von Vieuxtemps, Ysaye und César Thomson, die wie er aus der berühmten belgischen Schule hervorgegangen sind. Arthur Grumiaux wurde 1921 in der wallonischen Provinz Brabant geboren, lernte schon in frühen Kinderjahren das Geigen- und Klavierspiel und gewann 18-jährig im Jahr 1939 den Prix Vieuxtemps. Durch den Kriegsausbruch wurden seine Karrieremöglichkeiten zunichte gemacht, aber nach Kriegsende verbreitete sich sein Ruf rasch in ganz Europa. 1951 überquerte er zum ersten Mal den Atlantik und gab sein Debüt mit dem Boston Symphony Orchestra. Unter dem Dirigenten Ernest Ansermet spielte er Mozarts Violinkonzert G-Dur KV 216 und Ravels „Tzigane“ - mit triumphalem Erfolg. Beide Werke standen auch 1975 bei einem Konzert mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester auf dem Programm mit Gika Zdravkovitch am Pult. Anlässlich des 30. Todestages von Arthur Grumiaux am 16. Oktober 2016 sendet NDR Kultur diese historischen Aufnahmen aus dem NDR Archiv. Neben den Solowerken spielte das damalige NDR Sinfonieorchester die Sinfonie d-Moll César Franck und Maurice Ravels „La Valse“. (Montag, 17. Oktober, 20.00 - 22.00 Uhr, NDR Kultur) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite Montag, 17. Oktober 2 Zeitzeichen 17. Oktober 1766: Der Geburtstag des Klavierbauers Johannes Adolph Ibach Von Walter Liedtke Aufnahme des WDR Der Wuppertaler Klavierfabrikant Johannes Adolf Ibach baute seine Instrumente nach Auftrag und verkaufte sie nur direkt aus seinem Handwerksbetrieb. Als er Ende der 1790er-Jahre seine erste eigene Werkstatt im heutigen Wuppertal-Oberbarmen gründete, war der Beruf des Klavierbauers noch eine Spezialisierung des Schreinerhandwerks. Johannes Adolf Ibach ahnte nicht, auf welche Goldader er mit seiner Spezialisierung gestoßen war: Unter seinem Enkel Rudolf erlebte die „weltälteste Klaviermanufaktur“ ab 1870 einen enormen Aufschwung, denn der industrielle Klavierbau boomte in ganz Europa: In jeden Haushalt gehörte ein Klavier. Es war das Hausinstrument des Bürgertums. Künstler von Weltruf warben für die Klaviere der Firma „Rud. Ibach“ aus dem Wuppertal. Im 20. Jahrhundert machten dann erst das Grammophon und das Kino und später die Billigkonkurrenz aus Fernost den deutschen Qualitätsklavierbauern das Leben schwer. Der Markt ist heute übersättigt, die Nachfrage gering. 2007 schloss die inzwischen von Wuppertal ins benachbarte Schwelm verlagerte Klavierproduktion von Ibach ihre Pforten. (Montag, 17. Oktober, 20.15 - 20.30 Uhr, NDR Info) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite Dienstag, 18. Oktober 3 Kulturforum Mein ungerechtes Land Warum in Deutschland noch immer die soziale Herkunft zählt Feature von Marco Maurer BR 2015 Ein junger Mann hat den Traum, Sportreporter zu werden. Dagegen stehen eine Hauptschulempfehlung, der Mann vom Arbeitsamt und manchmal auch das eigene Milieu. Dennoch ist er, Sohn einer Friseurin und eines Kaminkehrers, entgegen der Prognose seiner Lehrer Journalist geworden. Sein Marsch durch die Bildungsinstitutionen war für ihn der Ausgangspunkt, sich in einer drei Jahre langen Recherche einmal gründlich die deutsche Bildungswirklichkeit anzuschauen. Er will wissen, warum es in Deutschland gute Bildung immer noch nicht für alle gibt und so ein ganzes Land seine Zukunft verspielt. (Dienstag, 18. Oktober, 20.05 - 21.00 Uhr, NDR Kultur) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite Dienstag, 18. Oktober 4 Zeitzeichen 18. Oktober 1926: Der Geburtstag des Schauspielers Klaus Kinski Von Christiane Kopka Aufnahme des WDR Er war der „Irre vom Dienst“ und hat diese Rolle mit Hingabe gespielt. Genie und Wahnsinn gingen bei Klaus Kinski Hand in Hand, und so legendär wie seine Leinwand-Präsenz sind seine Ausraster und Publikumsbeschimpfungen. Er konnte nie genug bekommen - nicht genug Geld, nicht genug Sex, nicht genug Verehrung. Schon der junge Kinski soll einem Kritiker heiße Kartoffeln an den Kopf geworfen haben, weil der ihn nur hervorragend fand. Er sei nicht hervorragend, sondern monumental! Mittlerweile wirkt Kinskis Größenwahn gar nicht mehr lustig: 2013 beschuldigte ihn seine Tochter Pola in ihrem Buch „Kindermund“, sie vom fünften bis zum 19. Lebensjahr immer wieder sexuell missbraucht zu haben. In der ersten Ausgabe seiner Autobiografie hatte Kinski schon selbst mit Missbrauchsandeutungen und Vergewaltigungen Minderjähriger geprotzt - fest davon überzeugt, dass Gesetze für einen wie ihn nicht gelten: „Genie zu sein, bedeutet für mich, alles zu tun, was ich will.“ (Dienstag, 18. Oktober, 20.15 - 20.30 Uhr, NDR Info) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite Mittwoch, 19. Oktober 5 Das Hörspiel Die Schutzbefohlenen Von Elfriede Jelinek Zum 70. Geburtstag von Elfriede Jelinek am 20. Oktober Regie: Leonhard Koppelmann BR/ORF 2014 Hier meldet sich ein Chor aus Flüchtlingen und Asylsuchenden in einer lautstarken Litanei zu Wort und wird doch ungehört bleiben von den Angerufenen. Flüchtlinge erleiden den schrecklichen Verlust ihrer Heimat und wirken, selten willkommen, auf die Heimat anderer. Die Nobelpreisträgerin Jelinek überführt in diesem Hörspiel das Tagespolitische ins uralte Menschheitsdrama von Flucht und Abweisung. Mit Jonas Minthe, Matthias Haase, Bettina Lieder, Christoph Jöde, Janina Sachau (Mittwoch, 19. Oktober, 20.05 - 21.24 Uhr, NDR Kultur) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite Mittwoch, 19. Oktober 6 Zeitzeichen 19. Oktober 1216: Der Todestag des englischen Königs Johann Ohneland Von Jutta Duhm-Heitzmann Aufnahme des WDR Er wird wohl für immer der böse kleine Bruder bleiben, der englische König Johann Ohneland, Konkurrent und Nachfolger des strahlenden Kreuzfahrers Richard Löwenherz. Den Beinamen „Lackland“, „Ohneland“ bekam er, weil er bei der ersten Verteilung des HerrscherErbes nicht bedacht wurde. Später versuchte er mit Gewalt zu holen, was die Brüder ihm nicht geben wollten. Als er am 19. Oktober 1216 starb, hatte er durch viele Kriege einen großen Teil der Länder verloren, die dem Clan der Plantagenets seine Macht verliehen. Dennoch war er nicht so unfähig und grausam, wie die Überlieferung und die Robin Hood-Filme ihn zeigen: eine Folge negativer klerikaler Propaganda wegen Johanns Dauerstreit auch mit dem Papst. (Mittwoch, 19. Oktober, 20.15 - 20.30 Uhr, NDR Info) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite Mittwoch, 19. Oktober 7 Am Abend vorgelesen Des Dieners Leben Aus der geistlichen Selbstbiographie von Heinrich Seuse (1/2) Gelesen von Hermann Schomberg Heinrich Seuse lebte vermutlich von 1295 bis 1366 und ist neben Meister Eckhart und Johannes Tauler der dritte große Repräsentant der deutschen Mystik im späten Mittelalter. Vier Hauptschriften sind von Seuse überliefert: das „Büchlein der Wahrheit“, das „Büchlein der ewigen Weisheit“, das „Briefbüchlein“ sowie seine „Vita“. Sie gilt als die erste geistliche Autobiografie in deutscher Sprache und ist geprägt vom mittelalterlichen Gedanken der Nachfolge Christi. Große Sprachkraft und Züge einer erbaulichen Frömmigkeit charakterisieren dieses Werk, das vorgelesen wird von Hermann Schomberg. (Mittwoch, 19. Oktober, 22.05 - 22.35 Uhr, NDR Kultur) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite Donnerstag, 20. Oktober 8 Zeitzeichen 20. Oktober 1966: Der Todestag des Malers Otto Pankok Von Jörg Biesler Aufnahme des WDR Was soll die Kunst? Diese Frage muss sich jeder stellen, der künstlerisch arbeitet. Für Otto Pankok war die Antwort klar wie für wenige. Die Kunst soll den Menschen zeigen, sein Leiden und seinen Schmerz. Die Zeit, in der Pankok arbeitete, bot dafür reichlich Material. Zwei Weltkriege und die Verfolgung durch den Nationalsozialismus musste Pankok überstehen. Den Ersten Weltkrieg erlebte er als Soldat, den die Gräuel traumatisierten. Im Nationalsozialismus wurden seine Werke beschlagnahmt und verfemt. Seine Kunst ist kräftig, grob, schwarz-weiß. Seine wichtigsten Mittel sind Radierung und Holzschnitt. Wer in den Gesichtern der Porträtierten liest, der wird leise und nachdenklich. (Donnerstag, 20. Oktober, 20.15 - 20.30 Uhr, NDR Info) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite Freitag, 21. Oktober 9 BücherLeben extra Schreiben über Schreibende Ein Gespräch mit Patricia Duncker, Petra Hartlieb und Thomas Lang Moderation: Ulrike Sárkány (NDR Kultur) Aufzeichnung vom Vormittag auf der ARD-Bühne der Frankfurter Buchmesse Drei sehr unterschiedliche Romane von drei sehr unterschiedlichen Schriftstellern haben eine Gemeinsamkeit: Ss kommt eine historisch reale Person vor, die durchs Schreiben berühmt wurde. Das sind George Eliot, Arthur Schnitzler und Hermann Hesse. Was ist reizvoll an so einem Setting? Wäre ein Wirtschaftsmagnat nicht genauso interessant? Welche Erkenntnis bietet die historische Situation eines Schriftstellers? Um solche und ähnliche Fragen geht es mit Patricia Duncker, Petra Hartlieb und Thomas Lang. (Freitag, 21. Oktober, 13.00 - 14.00 Uhr, NDR Kultur) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 10 Freitag, 21. Oktober ARD Radionacht der Bücher Moderation: Catherine Mundt und Alf Mentzer Musik: Trio „Tango Transit“ Live aus dem Großen Sendesaal des HR Übernahme vom HR Margriet de Moor, Cees Nooteboom und Leon de Winter repräsentieren in der Sendung das diesjährige Gastlandder Frankfurter Buchmesse, die Niederlande. Ebenso dabei: Carolin Emcke, die am Sonntag in der Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegennimmt. Weitere Gäste sind u. a. Nele Pollatschek, Wolf Biermann, Martin Mosebach, Timothy Garton Ash und Miroslav Nemec, dem der Münchner „Tatort“ nicht mehr genügt und der jetzt selbst einen Krimi vorlegt. Als Special Guest begleitet der Krimiautor und Kabarettist Jörg Maurer den Abend mit skurrilen Geschichten. Musik: „Tango Transit“. (Freitag, 21. Oktober, 20.00 - 24.00 Uhr, NDR Kultur) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 11 Freitag, 21. Oktober Zeitzeichen 21. Oktober 1866: Die Region Venetien spricht sich in einer Volksabstimmung für den Anschluss an Italien aus Von Edda Dammmüller Aufnahme des WDR Im Grunde ist diese Volksabstimmung eine Farce. Am 21. Oktober 1866 stimmt Venedig über seinen Anschluss an das Königreich Italien ab. Dabei ist der längst vertraglich geregelt, sind die österreichischen Truppen schon abgezogen. Venedig, die einst stolze Seerepublik, ist zur Verfügungsmasse beim Vertragspoker der Großmächte herabgesunken. Italien allein ist militärisch zu schwach gewesen, um Kaiser Franz Joseph zur Herausgabe des Veneto zu zwingen. Vereint mit Preußen gelingt es, dank dessen Sieg über Österreich bei Königgrätz. Vor der Übernahme müssen die Italiener noch eine Demütigung hinnehmen: Österreich übergibt Venedig formal erst dem französischen Kaiser Napoleon III., der es an Italien weiterreicht - und die Volksabstimmung fordert. Die räumt letzte Zweifel am Willen der Venezianer aus: Sie endet mit einem überwältigenden „Ja“. (Freitag, 21. Oktober, 20.15 - 20.30 Uhr, NDR Info) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 12 Freitag, 21. Oktober Niederdeutsches Hörspiel Düsse Petersens Folge 24: Zucker Niederdeutsches Hörspiel von Hans Helge Ott Hendrik muss einsehen, dass die schöne Sahar aus Syrien nicht die Frau seines Lebens werden wird. Aber er lernt eine Menge von ihr! Lernen müssen auch die Theaterfreunde um Kai und Kioskmann Werner. Sie haben sich ein Hobby gewählt, das straffe Organisation und eiserne Disziplin fordert! Etwas Seltsames geschieht mit Herrn Doktor Horstkotte: Er zeigt sich wieder einmal völlig unberechenbar. Und schließlich stellt sich heraus, wieviel „süßer“ das Leben mit etwas Zucker sein kann! Mit Erkki Hopf, Birte Kretschmer, Leon Alexander Rathje, Sonja Stein, Wilfried Dziallas, Ursula Hinrichs u. a. Hans Helge Ott (geb. 1951 in Bremen) schreibt und inszeniert für Funk, Fernsehen und Theater. Seit 30 Jahren ist er Radio Bremen-Regisseur und seit 15 Jahren außerdem noch als Redakteur für Niederdeutsche Hörspiele zuständig. (Freitag, 21. Oktober, 21.05 - 22.00 Uhr, NDR 1 Welle Nord) (Mittwoch, 12. Oktober, 21.05 - 22.00 Uhr, NDR 90,3) (Montag, 24. Oktober, 19.05 - 21.00 Uhr, NDR 1 Niedersachsen) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 13 Freitag, 21. Oktober Jazz Special Amateure damals - was aus Klaus Doldingers „Feetwarmers“-Kollegen Dieter Süverkrüp und Manfred Lahnstein geworden ist Am Mikrofon: Michael Laages Als Klaus Doldinger gerade 80 Jahre alt wurde, war am Rande auch von jener Düsseldorfer Amateur-Kapelle die Rede, die der gerade 17-jährige Doldinger 1953 mitbegründet hatte: „The Feetwarmers“. Neben Band-Leader und Trompeter Jürgen Buchholtz spielte der spätere MeisterSaxophonist damals noch Klavier. Spätestens nach den vielen Auszeichnung bei den großen Amateur-Jazz-Festivals der mittleren 50er-Jahre galten die „Feetwarmers“ als erste Adresse, wenn es um Jazz-Musik zwischen Dixieland, Chicago und Swing ging. Ein Düsseldorfer Gitarrist stieß zum Ensemble - Dieter Süverkrüp. Nach wenigen Jahren als Jazzer ist er in den 60er-Jahren in die Riege der politischen, extrem angriffslustigen Liedermacher gewechselt. Außerdem malte er, schrieb Kinder-Musicals und war für die „Sesamstraße“ tätig - ein Allround-Talent. Ganz andere Wege nahm der zeitweilige „Feetwarmers“-Posaunist Manfred Lahnstein. Dieser war für kurze Zeit Bundesfinanzminister bei Helmut Schmidt und seither ein weltweit gefragter Wirtschafts- und Finanzberater. Er lehrt Management an der Hamburger Musikhochschule und wird im nächsten Jahr 80, Süverkrüp ist schon 83. Beide erzählen im Gespräch mit Michael Laages vom Alltag als Jazz-Amateur damals. (Freitag, 21. Oktober, 22.05 - 23.00 Uhr, NDR Info) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 14 Sonnabend, 22. Oktober Zeitzeichen 22. Oktober 1921: Der Geburtstag des französischen Chansonniers Georges Brassens Von Sabine Mann Aufnahme des WDR Ein schüchternes Raubein mit Schnurrbart und Gitarre wurde nach dem 2. Weltkrieg zum Vater des modernen Textchansons: Georges Brassens. Das Vorbild nahezu aller deutschen Liedermacher verstand es unnachahmlich, eine gehobene klassische Sprache und Metrik mit frechen Gossenausdrücken zu mischen. Seine ausschließlich zu Gitarre und Kontrabass vorgetragenen Lieder, regelrechte Fabeln mit einer Moral am Schluss, erzählen von Freundschaft, Liebe und Tod. Feinsinnig, ironisch oder betont derb und direkt spiegelt sich zu eingängigen Melodien ein Hang zu Anarchismus, Antimilitarismus und Antiklerikalismus, der jedoch nie in Engstirnigkeit ausartet. Brassens, der sanfte Feind von Geld, Eile und Zeitgeist, wirkt heute unangepasster denn je. (Sonnabend, 22. Oktober, 19.05 - 19.20 Uhr, NDR Info) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 15 Sonnabend, 22. Oktober Prisma Musik Zum 100. Geburtstag von Emil Gilels Eine Sendung von Thomas Böttger und Hans-Heinrich Raab Emil Gilels war eine der imponierendsten Persönlichkeiten der russischen Pianistenschule. Schon Artur Rubinstein, der ihn 1931 in Odessa kennenlernte, erkannte in ihm ein „begnadetes Talent“, das er dem Moskauer Pianistenmacher Heinrich Neuhaus empfahl. Sieben Jahre später begegnete er ihm beim Königin Elisabeth-Wettbewerb in Brüssel wieder, an dem nur erstklassige Pianisten teilnahmen, darunter Arturo Benedetti Michelangeli. Gilels habe keinen Zweifel daran aufkommen lassen, „dass er alle Wettbewerber bei weitem übertraf“. (Sonnabend, 22. Oktober, 20.00 - 22.00 Uhr, NDR Kultur) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 16 Sonnabend, 22. Oktober Das Kriminalhörspiel Die vier letzten Dinge Tod und Gericht (I/II) Nach dem gleichnamigen Roman von Andrew Taylor Übersetzung aus dem Englischen: Renate Orth-Guttmann Komposition: Bert Wrede Bearbeitung: Valerie Stiegele Regie: Ulrich Lampen NDR 2001 Die vierjährige Lucy wird eines kalten Wintertages aus dem Haus ihrer Tagesmutter entführt. Für ihre Eltern beginnt nun ein schrecklicher Alptraum. Dreimal wird die Mutter von der Polizei zum Friedhof und zur Kirche bestellt, um grausige Fundstücke in Augenschein zu nehmen: eine tiefgefrorene Kinderhand, ein Kinderbein, abgeschnittene Haare. Nichts davon stammt von Lucy. Doch diese Funde sind Botschaften. Sie müssen entschlüsselt werden, und die Zeit läuft. Mit Martina Gedeck, Hans Czypionka, Franzisca Sommerfeld, Benjamin Reding, Sophie Rois, Dieter Mann, Hans Peter Hallwachs u.a. (Sonnabend, 22. Oktober, 21.05 - 22.00 Uhr, NDR Info) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 17 Sonntag, 23. Oktober FORUM AM SONNTAG Lebenstraum Schriftsteller - vom langen Weg zum gedruckten Buch Von Heide Soltau Schreibkurse, Studiengänge, Workshops - Bücher schreiben liegt im Trend. Aber was dann? Was passiert, wenn die Idee Gestalt angenommen hat? Wie wird aus dem Manuskript ein gedrucktes Buch? Die einen schicken es selbst an Verlage, andere suchen sich einen Agenten oder nehmen die Veröffentlichung selbst in die Hand, etwa über Book on demand. Was ist sinnvoll? Gespräche mit Dozenten, Agenten und Lektoren zeigen die verschiedenen Stationen auf, die ein Autor passieren kann und muss, wenn er sein Buch auf den Markt bringen will. (Sonntag, 23. Oktober, 6.05 - 6.30 Uhr, NDR Info) (Sonntag, 23. Oktober, 17.05 - 17.30 Uhr, NDR Info) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 18 Sonntag, 23. Oktober DIE REPORTAGE Nicht nur der HSV Volksfest rund um das Volksparkstadion Von Doris Schiederig und Ocke Bandixen Eigentlich wollen die Fußball-Fans, die an diesem Sonnabend unterwegs sind, alle ins Volksparkstadion. Aber schon der Weg dorthin ist ein Ereignis - vor allem, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist und das letzte Stück zu Fuß zurücklegt. Kurz hinter der Würstchenbude von 'Onkel Klaus‘ beginnt das bunte Treiben: Auf einer improvisierten Bühne schmachtet ein Elvis-Imitator 'In the ghetto‘, auf wackeligen Campingtischen werden Kaltgetränke angeboten, hier und da werden sie auch direkt aus der Kühltasche verkauft. In der Luft liegt ein Geruch von Bier und Grillwurst. Wer einen Fanschal braucht oder noch eine Eintrittskarte, kann bei fliegenden Händlern fündig werden. Spontan bilden sich heftig diskutierende Experten-Runden. Kurz vor dem Stadion sind erste Flaschen- und Dosensammler unterwegs. Und dann ist der Trubel mit einem Schlag vorbei und es wird ruhig, draußen vor dem Stadion. Nur die aufgeregten Stimmen der Fußball-Reporter sind ab und zu aus Radiogeräten zu hören. Die Händler richten ihre Waren - denn nach dem Spiel kommen Fans noch einmal vorbei - je nach Spielausgang in bester Laune oder auch nicht. (Sonntag, 23. Oktober, 6.05 - 6.30 Uhr, NDR Info) (Sonntag, 23. Oktober, 17.05 - 17.30 Uhr, NDR Info) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 19 Sonntag, 23. Oktober Glaubenssachen Perspektivenwechsel Von der existenziellen Bedeutung der Blickrichtung Von Wilhelm Schmid Immer wieder ist die Erfahrung zu machen, wie sehr Menschen alles aus ihrer Perspektive heraus sehen, das eigene Ich ist da keine Ausnahme. Oft geschieht das, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass es eine Perspektive ist. Menschen ist es nicht gegeben, alle Perspektiven in sich zu bergen. Sie haben nur die Möglichkeit des gelegentlichen Perspektivenwechsels. Der ist es wohl auch, der die Nächstenliebe befördern kann: indem wir uns vorstellen, wie die Welt aus der Sicht des Anderen aussieht. (Sonntag, 23. Oktober, 8.40 - 9.00 Uhr, NDR Kultur) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 20 Sonntag, 23. Oktober Das Sonntagskonzert Festspiele Mecklenburg-Vorpommern 2016 Weltstars in Redefin: Sol Gabetta Aufzeichnung vom 20.8.2016 im Landgestüt Felix Mendelssohn Bartholdy sagte über seine 4. Sinfonie „Italienische“ einmal, sie sei wohl das lustigste Stück, das er je gemacht habe. Und doch gibt es neben den fröhlichen Themen und neapolitanischen Volksweisen im Finalsatz „Saltarello“ auch melancholische Stellen im zweiten Satz oder im ruhigen Menuettsatz. Der Komponist war 21 Jahre alt, als er seine Italienreise antrat und auf den Spuren des früher ebenfalls von Italiensehnsucht ergriffenen Johann Wolfgang von Goethe das bunte Treiben und die fröhliche Lebensart italienischer Städte kennen lernen wollte. Mendelssohns Reiseroute verlief auf den Spuren Goethes über Venedig, Florenz, Rom, Neapel, Pompeji, Genua und Mailand und sollte knapp zwei Jahre dauern. Von italienischem Witz und Übermut ist natürlich auch Rossinis Ouvertüre zu „Der Barbier von Sevilla“ geprägt, die das Gstaad Festival Orchester unter Neeme Järvis Leitung am 20. August 2016 im Landgestüt Redefin spielten. Für einen Höhepunkt im Programm der berühmten PicknickPferde-Sinfoniekonzerte in Redefin sorgte aber die argentinische Cellistin Sol Gabetta als Solistin des elegischen Violoncellokonzerts Nr. 1 a-Moll von Camille Saint-Saëns. (Sonntag, 23. Oktober, 11.00 - 13.00 Uhr, NDR Kultur) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 21 Sonntag, 23. Oktober Das Feature Vom Briefzusteller zum Problemtier Warum die Taube als solche polarisiert Von Dieter Jandt und Ulrich Land NDR 2016 | URSENDUNG Sie sind überall. Auf Bahnhöfen, Balkonen, in Parks, Durchgängen und sehr gern auch vor Bäckereien: Tauben. Sie gurren gruppenweise die schönsten Boulevards entlang oder segeln - als „Ratten der Lüfte“ verunglimpft - knapp über den Köpfen der Menschen hinweg, lassen flügelschlagend ätzende Masse fallen. Die Tiere haben kein gutes Image, sieht man von der Friedenstaube ab. „Geh ‘ma Tauben vergiften im Park“, so der Vorschlag Georg Kreislers 1958. Aber es gibt auch Menschen, die Tauben ehren. Quadratmeterweise verstreutes Futter unter Bäumen und auf Kirchplätzen zeugt davon. Brieftaubenzüchter lieben ihre durchtrainierten Weitflieger im blaugrauen Federkleid, und Buddhisten bestaunen den Vogel in ihren Klöstern als Mittler zwischen Himmel und Erde. Auch Muslime schätzen die Taube. In Hamburg verschaffen sie ihnen gemeinsam mit dem Tierschutzverein gerade ein festes Zuhause. (Sonntag, 23. Oktober, 11.05 - 12.00 Uhr, NDR Info) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 22 Sonntag, 23. Oktober Gedanken zur Zeit Mein Haus, meine Idee, mein Eigentum Warum Reichtum so schwer zu fassen ist Von Martin Tschechne Den Bruchteil einer Sekunde braucht es, um Milliarden ans andere Ende der Welt zu transferieren. Eine Geschäftsidee hat an der Börse manchmal mehr Gewicht als ein in Generationen gewachsenes Unternehmen. Und Energieerzeuger reklamieren ihr Recht an Strom, der noch durch keine Leitung fließt: Der Begriff des Eigentums verliert in der globalisierten Wirtschaft seine Konturen. Was als Inbegriff von Solidität und Verlässlichkeit galt, behält als venture capital allein noch den Charakter einer Fiktion. Tatsache aber bleibt die massenhafte Armutsmigration. Und die drastisch gestiegene Zahl der Einbruchsdelikte. (Sonntag, 23. Oktober, 19.05 - 19.15 Uhr, NDR Kultur) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 23 Sonntag, 23. Oktober Zeitzeichen 23. Oktober 1956: Der Beginn des Volksaufstands in Ungarn Von Irene Dänzer-Vanotti Aufnahme des WDR Der Kommunismus gelangt in Ungarn schrittweise an die Macht. Zunächst ist das Land nach dem Zweiten Weltkrieg von Bauern und ihren Parteien geprägt. 1949 gewinnt die kommunistische Partei die Wahl zur Nationalversammlung und richtet eine brutale Herrschaft ein. Gegen eine Million Bürger - mehr als zehn Prozent der Ungarn - werden Gerichtsverfahren eingeleitet, tausende ohne Urteil in Lager geschickt. Am 23. Oktober 1956 - Chruschtschow regiert in Moskau - fordern Demonstranten in Budapest Meinungs- und Pressefreiheit. Sie werden beschossen, finden aber im ganzen Land Anhänger. Eine Woche lang erarbeitet eine neue Regierung unter Imre Nagy Reformen, verkündet Ungarns Neutralität und den Ausstritt aus dem „Warschauer Pakt“. Das lässt sich die Sowjetunion nicht gefallen. Ab 1. November 1956 schlägt ihre Armee den Aufstand nieder. 200.000 Ungarn fliehen. Die meisten bleiben im Ausland. (Sonntag, 23. Oktober, 19.05 - 19.20 Uhr, NDR Info) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 24 Sonntag, 23. Oktober Sonntagsstudio Herrenhäuser Gespräche Wenn alles schwankt Werte und Orientierungen in einer verunsicherten Welt Mit Prof. Dr. Katayun Amirpur, Thea Dorn, Prof. Dr. Hans Vorländer und Prof. Dr. Andreas Zick Moderation: Ulrich Kühn (NDR Kultur) Aufzeichnung einer öffentlichen Veranstaltung vom 06.10.2016 im Schloss Herrenhausen in Hannover Nach der Ankunft von Flüchtlingen in nicht erwarteter Zahl und Angela Merkels berühmt gewordenem Satz ,,Wir schaffen das“ hat sich eine ebenso hitzige wie unübersichtliche Debatte entwickelt. Es geht um ,,unsere“ Werte: Was hält die Gesellschaft zusammen? Was macht die offene Demokratie aus? Die Bedeutung von Recht und Rechtsstaatlichkeit wird ebenso diskutiert wie die Rolle von Religion und traditionellen Lebensweisen. Aber gibt es überhaupt ein gemeinsames Verständnis, welches ,,unsere“ Werte sind? Und geben sie in einer Welt, die von Globalisierung geprägt ist, noch hinreichend Halt und Orientierung? (Sonntag, 23. Oktober, 20.05 - 22.00 Uhr, NDR Kultur) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 25 Sonntag, 23. Oktober Das Hörspiel Ickelsamers Alphabet Dictionarium der zierlichen Wörter Vom Liquid Penguin Ensemble Übersetzung ins Französische: Elodie Brochier Komposition: Stefan Scheib Regie: Katharina Bihler und Stefan Scheib SR/DKultur 2014 Vor bald 500 Jahren erschien die erste „Teütsche Grammatica“ von Valentinus Ickelsamer. Darin unterweist er in der subtilen Kunst, „die Buochstaben recht nennen (...) und wieman´s mit den natürlichen Organis und Gerüst im Mund machet“. Einen Schritt weiter ging der französische Grammatiker Louis Meigret: Ickelsamers Zeitgenosse wollte nämlich die französische Orthographie der Aussprache anpassen. Das ist nur eine der Verbindungen, die das Liquid Penguin Ensemble auf seiner jüngsten deutschfranzösischen Sprach- und Klangexpedition herausgefunden hat. Ihr Stück „Ickelsamers Alphabet“ wurde mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden 2015 ausgezeichnet. Mit Christian Higer, Elodie Brochier, Katharina Bihler, Stefan Scheib u.a. (Sonntag, 23. Oktober, 21.05 - 22.05 Uhr, NDR Info) NORDDEUTSCHER RUNDFUNK RADIOTIPPS SENDEWOCHE 42 Seite 26 Sonntag, 23. Oktober Soirée Festspiele Mecklenburg-Vorpommern 2016 Das Preisträger-Projekt Aufzeichnung vom 3. Juli im Schloss Ulrichshusen Felix Mendelssohn Bartholdys beiden Streichquintett nehmen einen wichtigen Platz in der Musik der Romantik ein. Dennoch waren zu Mendelssohns Lebzeiten seine Quartette und vor allem das Oktett weit beliebter. Das Streichquintett B-Dur op. 87 erschien sogar erst drei Jahre nach dem Tod des Komponisten im Druck. Im Rahmen eines Preisträger-Projekt-Konzerts am 3. Juli 2016 im Schloss Ulrichshusen wurde das Werk von Beethovens Trio B-Dur op. 11 „Gassenhauertrio“ und dem Klarinettenquintett h-Moll op. 115 von Brahms eingerahmt. Ehemalige Preisträger-in-Residence der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern hatten sich für dieses hochkarätige Kammermusik-Event in Ulrichshusen zusammengefunden. Mit der norwegischen Geigerin Vilde Frang und dem Geiger Philipp Bohnen, den Bratschisten Nils Mönkemeyer und Nimrod Guez, dem Cellisten Sebastian Klinger, dem Pianisten Kit Armstrong und dem Klarinettisten Matthias Schorn war eine Besetzung am Werk, die man in dieser Kombination und Qualität nur selten zu hören bekommt. (Sonntag, 23. Oktober, 22.00 - 24.00 Uhr, NDR Kultur)
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