Hochsensibilität ~ eine Kurz-Einführung ~ Nadine Tasjana Binder Allee 1 74933 Neidenstein 07263 / 40 99 600 www.praxis-du-und-ich.de ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 15 - 20% aller Menschen (jeder sechste) sind sogenannte Hochsensible Personen (HSP). Was heißt das nun? Was macht Hochsensibilität aus? Eins vorweg Hochsensibilität (HS) ist keine Krankheit! Hochsensibel zu sein, macht einen nicht zu einem besseren oder schlechteren Menschen. Wenn man hochsensibel ist, heißt das nicht, etwas Besonderes zu sein. Man ist zugegebenermaßen etwas anders als Normalsensible, aber eben nichts Außergewöhnliches! Allerdings ist es wichtig, um seine Hochsensibilität zu wissen und auch das engste Umfeld sollte einigermaßen darüber Bescheid wissen. Hochsensibilität ist eine Anlage, so wie manche Menschen Rechtshänder und andere Linkshänder sind. Das Nervensystem der HSP funktioniert ein klein wenig anders als bei Normalsensiblen. Und zwar sind die Filtersysteme für eindringende (Sinnes-) Reize durchlässiger. D.h. HSP nehmen viel mehr Informationen auf, als ein Normalsensibler. Innerhalb der gleichen Zeit kommen beim Hochsensiblen erheblich mehr Informationen im Nervensystem zur Verarbeitung an. Dies bedeutet, dass die ‚Speicher‘ viel schneller voll sind und es auch mehr Zeit zur Verarbeitung benötigt. Es heißt nicht, dass HSP weniger belastbar sind, sondern einfach schneller ‚voll‘, weil mehr Informationen ankommen. Die meisten Hochsensiblen haben, wenn die Speicher voll sind, eine sehr starke Rückzugstendenz und werden deswegen häufig als Einzelgänger, Eigenbrötler oder ‚Memme‘ bezeichnet. Dies führt meistens dazu, dass das Selbstbewusstsein der Hochsensiblen nicht das Beste ist. Oft fühlen sie sich deutlich anders als alle anderen. Manche fragen sich sogar, ob sie komplett falsch auf der Welt sind und fühlen sich lebensuntauglich! Deshalb ist es wichtig, zu wissen, ob man selbst oder der / die Partner/in hochsensibel ist. Denn dann kann man Strategien für die eigenen – manchmal für Außenstehende nicht nachvollziehbaren – Bedürfnisse entwickeln um besser in der Welt, wie sie heute ist, klar zu kommen. Sehen, Riechen, Schmecken, Fühlen, Hören, Wahrnehmen von Emotionen anderer, Spüren der Atmosphäre – dies sind die Sinnesreize, auf die die verminderten Filter Einfluss haben können. Manchmal sind nur 2 – 3 der Sinnesempfindungen betroffen, manchmal alle. Ein Beispiel: eine HSP arbeitet in einem Büro und teilt sich dies mit 2 weiteren Kollegen. Folgendes nimmt sie wahr: das unterschwellige Surren der PCs, den Geruch des Kaffees auf des Kollegen Schreibtisch, der andere Kollege hat ein neues Rasierwasser, die Schreibtischlampe flackert etwas, die neuen Schuhe drücken doch etwas und das Wäscheetikett am Pullover kratzt, der eine Kollege scheint heute traurig zu sein – irgendetwas muss geschehen sein, der zweite Kollege telefoniert und man bekommt den gesamten Geschäftsvorgang mit, draußen fahren die Baustellen-LKWs vorbei und bringen dadurch das Haus ganz leicht zum Vibrieren, außerdem spürt sie ein leichtes Hungergefühl und der Sauerstoffgehalt in der Luft lässt schwer zu wünschen übrig, was fast zu einem Gefühl der Beklemmung führt. All diese Informationen werden gleichzeitig und in gleicher Intensität wahrgenommen (ohne es zu wollen oder sich darauf konzentrieren zu müssen!)! Und zwar nahezu ohne dass eine Wahrnehmung ‚ausgeschalten‘ oder ‚ausgeblendet‘ werden kann. Und wenn man es dann doch schafft, den ein oder anderen Impuls auszublenden, dann kostet dies enorm viel Kraft und Konzentration und führt noch schneller dazu, dass es einem Hochsensiblen ‚reicht‘ und er nur noch das Bedürfnis nach Ruhe, Rückzug, Stille, Einsamkeit und so wenig Reize wie möglich hat. Wenn dies nicht möglich ist, passiert es vielen HSP leider immer wieder mal, dass sie völlig aus der Haut fahren, gereizt sind, aggressiv werden, evtl. schreien und verbal um sich schlagen. Dies ist für viele Außenstehende oft überhaupt nicht nachvollziehbar. Denn meist sind die auslösenden Faktoren nur Kleinigkeiten. Und da HSP i.d.R. ein sehr großes Empathievermögen haben und ihnen Harmonie sehr wichtig ist, sind sie meist sehr umgängliche, freundliche und zuvorkommende Mitmenschen. Umso irritierender sind dann eventuelle Ausbrüche. Hochsensible sollten wissen, welche Sinnesorgane bei ihnen besonders betroffen sind, damit sie entsprechend für sich sorgen können und ihren Alltag so gut als möglich darauf einrichten können. Außerdem sollten HSP regelmäßig dafür sorgen, dass all diese Informationen, die sie aufgenommen haben verarbeitet werden können. Und dies benötigt nun mal Zeit – und Ruhe! Regelmäßigkeit und Rituale können einem dabei evtl. helfen. Den meisten Hochsensiblen hilft es, sich regel-mäßig zu erden. Hierzu kann man einen Spaziergang in der Natur machen, gärtnern, kochen, malen, stricken, trommeln, singen, tanzen, Yoga, oder was einem sonst noch gut tut. Und wenn das alles immer noch zu viel ist, dann hilft Stille in einem ruhigen, abgedunkelten Raum. Viele HSP sind bspw. überfordert, ein Gespräch zu führen, wenn im Hintergrund Musik oder das Radio läuft. Oder wenn sie sich in einer Menschenmenge aufhalten, denn hier ist es meist nicht nur laut, sondern meist sind die Gerüche auch intensiver und die emotionalen Zustände der Menschen um einen herum werden noch zusätzlich wahrgenommen. Starke Gerüche oder schlechte Luft sind für die meisten HSP kaum zu ertragen. Ebenso leiden sie mit Menschen, die traurig sind, oder denen es schlecht geht sehr intensiv mit – fast so, als würden sie selbst leiden. Dies sind nur ein paar wenige Beispiele. Vorteile gibt es natürlich auch : eben durch das große Einfühlungsvermögen sind HSP gute Zuhörer, Berater und Therapeuten. Durch ihre mannigfaltigen Wahrnehmungen bekommen sie schneller mit, wenn ‚etwas falsch‘ läuft und können schneller darauf reagieren. In früheren Zeiten waren HSP Berater von Königen und Herrschern. In ursprünglichen Kulturen wie bspw. bei den Indianern, Inuit oder Aborigines ist dies heute noch so. Dies war nur mal ein ganz kurzer Überblick. Es gibt noch so viel mehr zu berichten. Mittlerweile wird man aber im Internet mehr als fündig. Außerdem gibt es viel Literatur darüber. Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. Auch halte ich für Interessierte gerne einen Vortrag über dieses Thema. Denn ich bin der Meinung, dass dieses Wissen wichtig ist, verbreitet zu werden. Die Quintessenz daraus, egal ob hochsensibel oder normalsensibel: Sei gut zu dir selbst! Geh achtsam und respektvoll mit dir um. Achte deine Bedürfnisse. Liebe dich selbst – denn du bist wundervoll!
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