- Nadine Tasjana Binder

Hochsensibilität
~ eine Kurz-Einführung ~
Nadine Tasjana Binder
Allee 1
74933 Neidenstein
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www.praxis-du-und-ich.de
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15 - 20% aller Menschen (jeder sechste) sind sogenannte
Hochsensible Personen (HSP).
Was heißt das nun? Was macht Hochsensibilität aus?
Eins vorweg  Hochsensibilität (HS) ist keine Krankheit!
Hochsensibel zu sein, macht einen nicht zu einem besseren oder schlechteren
Menschen. Wenn man hochsensibel ist, heißt das nicht, etwas Besonderes zu sein.
Man ist zugegebenermaßen etwas anders als Normalsensible, aber eben nichts
Außergewöhnliches!
Allerdings ist es wichtig, um seine Hochsensibilität zu wissen und auch das engste
Umfeld sollte einigermaßen darüber Bescheid wissen. Hochsensibilität ist eine
Anlage, so wie manche Menschen Rechtshänder und andere Linkshänder sind.
Das Nervensystem der HSP funktioniert ein klein wenig anders als bei Normalsensiblen. Und zwar sind die Filtersysteme für eindringende (Sinnes-) Reize
durchlässiger. D.h. HSP nehmen viel mehr Informationen auf, als ein Normalsensibler. Innerhalb der gleichen Zeit kommen beim Hochsensiblen erheblich mehr
Informationen im Nervensystem zur Verarbeitung an. Dies bedeutet, dass die
‚Speicher‘ viel schneller voll sind und es auch mehr Zeit zur Verarbeitung benötigt.
Es heißt nicht, dass HSP weniger belastbar sind, sondern einfach schneller ‚voll‘,
weil mehr Informationen ankommen.
Die meisten Hochsensiblen haben, wenn die Speicher voll sind, eine sehr starke
Rückzugstendenz und werden deswegen häufig als Einzelgänger, Eigenbrötler oder
‚Memme‘ bezeichnet. Dies führt meistens dazu, dass das Selbstbewusstsein der
Hochsensiblen nicht das Beste ist.
Oft fühlen sie sich deutlich anders als alle anderen. Manche fragen sich sogar, ob
sie komplett falsch auf der Welt sind und fühlen sich lebensuntauglich!
Deshalb ist es wichtig, zu wissen, ob man selbst oder der / die Partner/in
hochsensibel ist. Denn dann kann man Strategien für die eigenen – manchmal für
Außenstehende nicht nachvollziehbaren – Bedürfnisse entwickeln um besser in der
Welt, wie sie heute ist, klar zu kommen.
Sehen, Riechen, Schmecken, Fühlen, Hören, Wahrnehmen von Emotionen anderer,
Spüren der Atmosphäre – dies sind die Sinnesreize, auf die die verminderten Filter
Einfluss haben können.
Manchmal sind nur 2 – 3 der Sinnesempfindungen betroffen, manchmal alle.
Ein Beispiel: eine HSP arbeitet in einem Büro und teilt sich dies mit 2 weiteren
Kollegen. Folgendes nimmt sie wahr: das unterschwellige Surren der PCs, den
Geruch des Kaffees auf des Kollegen Schreibtisch, der andere Kollege hat ein
neues Rasierwasser, die Schreibtischlampe flackert etwas, die neuen Schuhe
drücken doch etwas und das Wäscheetikett am Pullover kratzt, der eine Kollege
scheint heute traurig zu sein – irgendetwas muss geschehen sein, der zweite
Kollege telefoniert und man bekommt den gesamten Geschäftsvorgang mit,
draußen fahren die Baustellen-LKWs vorbei und bringen dadurch das Haus ganz
leicht zum Vibrieren, außerdem spürt sie ein leichtes Hungergefühl und der
Sauerstoffgehalt in der Luft lässt schwer zu wünschen übrig, was fast zu einem
Gefühl der Beklemmung führt.
All diese Informationen werden gleichzeitig und in gleicher Intensität
wahrgenommen (ohne es zu wollen oder sich darauf konzentrieren zu
müssen!)!
Und zwar nahezu ohne dass eine Wahrnehmung ‚ausgeschalten‘ oder
‚ausgeblendet‘ werden kann. Und wenn man es dann doch schafft, den ein oder
anderen Impuls auszublenden, dann kostet dies enorm viel Kraft und Konzentration
und führt noch schneller dazu, dass es einem Hochsensiblen ‚reicht‘ und er nur
noch das Bedürfnis nach Ruhe, Rückzug, Stille, Einsamkeit und so wenig Reize wie
möglich hat. Wenn dies nicht möglich ist, passiert es vielen HSP leider immer
wieder mal, dass sie völlig aus der Haut fahren, gereizt sind, aggressiv werden, evtl.
schreien und verbal um sich schlagen.
Dies ist für viele Außenstehende oft überhaupt nicht nachvollziehbar. Denn meist
sind die auslösenden Faktoren nur Kleinigkeiten. Und da HSP i.d.R. ein sehr großes
Empathievermögen haben und ihnen Harmonie sehr wichtig ist, sind sie meist sehr
umgängliche, freundliche und zuvorkommende Mitmenschen. Umso irritierender
sind dann eventuelle Ausbrüche.
Hochsensible sollten wissen, welche Sinnesorgane bei ihnen besonders betroffen
sind, damit sie entsprechend für sich sorgen können und ihren Alltag so gut als
möglich darauf einrichten können. Außerdem sollten HSP regelmäßig dafür sorgen,
dass all diese Informationen, die sie aufgenommen haben verarbeitet werden
können.
Und dies benötigt nun mal Zeit – und Ruhe! Regelmäßigkeit und Rituale können
einem dabei evtl. helfen. Den meisten Hochsensiblen hilft es, sich regel-mäßig zu
erden. Hierzu kann man einen Spaziergang in der Natur machen, gärtnern, kochen,
malen, stricken, trommeln, singen, tanzen, Yoga, oder was einem sonst noch gut
tut. Und wenn das alles immer noch zu viel ist, dann hilft Stille in einem ruhigen,
abgedunkelten Raum.
Viele HSP sind bspw. überfordert, ein Gespräch zu führen, wenn im Hintergrund
Musik oder das Radio läuft.
Oder wenn sie sich in einer Menschenmenge aufhalten, denn hier ist es meist nicht
nur laut, sondern meist sind die Gerüche auch intensiver und die emotionalen
Zustände der Menschen um einen herum werden noch zusätzlich wahrgenommen.
Starke Gerüche oder schlechte Luft sind für die meisten HSP kaum zu ertragen.
Ebenso leiden sie mit Menschen, die traurig sind, oder denen es schlecht geht sehr
intensiv mit – fast so, als würden sie selbst leiden. Dies sind nur ein paar wenige
Beispiele.
Vorteile gibt es natürlich auch : eben durch das große Einfühlungsvermögen sind
HSP gute Zuhörer, Berater und Therapeuten. Durch ihre mannigfaltigen Wahrnehmungen bekommen sie schneller mit, wenn ‚etwas falsch‘ läuft und können
schneller darauf reagieren. In früheren Zeiten waren HSP Berater von Königen und
Herrschern. In ursprünglichen Kulturen wie bspw. bei den Indianern, Inuit oder
Aborigines ist dies heute noch so.
Dies war nur mal ein ganz kurzer Überblick. Es gibt noch so viel mehr zu berichten.
Mittlerweile wird man aber im Internet mehr als fündig. Außerdem gibt es viel
Literatur darüber.
Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. Auch halte ich für Interessierte gerne
einen Vortrag über dieses Thema. Denn ich bin der Meinung, dass dieses Wissen
wichtig ist, verbreitet zu werden.
Die Quintessenz daraus,
egal ob hochsensibel oder normalsensibel:
Sei gut zu dir selbst! Geh achtsam und respektvoll mit dir um.
Achte deine Bedürfnisse.
Liebe dich selbst – denn du bist wundervoll!