Lese-Empfehlungen 10 2016 - bwp@ Berufs

MobbingEmpfehlungen
in der Schule Rezensionen
Empfehlungen
Jörg Schlömerkemper
Jürgen Grzesik (2016): Das deutsche Bildungssyndrom. Eine kritische Diagnose der Brauchbarkeit des Bildungsbegriffs.
Hamburg: Dr. Kovač, 380 S., 99,80 €. –
Eine eingehende Kritik des »spekulativen« Denkens (von Humboldt und Herbart bis zu Klafki und Benner) führt zu
dem Schluss, dass nicht geklärt wurde
und wohl auch nicht geklärt werden sollte, welche realen Prozesse des Lernens
sich vollziehen bzw. durch Erziehung angeregt werden können und in den Ergebnissen genauer untersucht werden sollten.
– Eine plausible Kritik, zu der die Kompetenzorientierung eine »realistische« (hier
noch nicht bedachte) Antwort sein könnte.
Raphaela Porsch (Hg.) (2016): Einführung in die Allgemeine Didaktik. Ein
Lehr- und Arbeitsbuch für Lehramtsstudierende. Waxmann-UTB, 404 S., 34,99 €.
– Nach einer ersten Klärung der Aufgaben
und Grundbegriffe führen neun Beiträge
von den Anfängen bis zu aktuellen Konzepten und drei weitere zeigen auf, wie Didaktik zur Gestaltung von Unterricht beitragen kann. – Eine solide und anregende Orientierung in einem vielfältigen Feld.
Thomas Geier, Marion Pollmanns (Hg.)
(2016): Was ist Unterricht? Zur Konstitution einer pädagogischen Form. Wiesbaden: Springer VS, 251 S., 34,99 €, als EBook 26,99 €. – Am Beispiel einer in allen
sechs Beiträgen interpretierten Schulstunde (mit einem Film über die im NS verbotenen »Swing-Kids«) wird (wieder einmal) deutlich gemacht, dass in alltäglicher
pflicht- und leistungsorientierter Routine
Bildungschancen in Beschäftigung verlorengehen können bzw. müssen. – Kritische Analysen mit (vorsichtigen) Entwürfen möglichen Gelingens.
Christian Fischer (Hg.) (2016): Eine für alles? Schule vor Herausforderungen durch
demografischen Wandel. Münstersche Gespräche zur Pädagogik, Bd. 32, Münster:
Waxmann, 160 S., 16,90 €. – »Eine Schule für alle!« soll als Ziel gewahrt bleiben,
beeindruckende Berichte zeigen aber, wie
konstruktiv in den verschiedenen Schulformen und in anderen Ländern auf veränderte Bedingungen reagiert wird. – Eine
differenzierte Zwischenbilanz in zuversichtlicher Perspektive.
Stephan Bundschuh, Ehsan Ghandour,
Esra Herzog (Hg.) (2016): Bildungsförderung und Diskriminierung – marginalisierte Jugendliche zwischen
Schule und Beruf. Weinheim: Beltz Juventa, 238 S., 19,95 €. – Dass man angesichts struktureller Diskriminierungen
das Versprechen individueller Emanzipation durch Bildung ein Stück weit einlösen kann, wird zunächst theoretisch kritisch analysiert, in wesentlichen Aspekten
erläutert und in anschaulichen Praxisbeispielen erlebbar gemacht. – Eine Ermutigung ohne Illusionen.
Till-Sebastian Idel, Fabian Dietrich, Katharina Kunze, Kerstin Rabenstein, Anna
Schütz (Hg.) (2016): Professionsentwicklung und Schulstrukturreform. Zwischen Gymnasium und neuen Schulformen in der Sekundarstufe. Bad Heilbrunn:
Klinkhardt, 298 S., 21,90 €. – Die (nicht)
vollzogenen oder noch (nicht) im Gange
befindlichen strukturellen Änderungen
des Systems haben in der täglichen Arbeit zu teilweise paradoxen Aufgaben geführt (Individualisierung, Inklusion, Beratung etc.), die ein anderes Verständnis der
Lehrerrolle nahelegen. – Eine Zwischenbilanz zur Entwicklung des Schulsystems
und der Professionalität der Lehrerschaft.
Hans-Günter Rolff (2016): Schulentwicklung kompakt. Modelle, Instrumente,
Perspektiven. Weinheim: Beltz, 3. Aufl.
(zuerst 2013), 246 S., 29,95 €. – Der bereits
im Heft 10/2013 empfohlene Band wurde
vollständig überarbeitet und um die Themen Horizontale Schulentwicklung – Bildungsnetzwerke, Rolle der Schulleitung,
Transfer von Innovationen ergänzt. – Eine
hilfreiche Erweiterung der Perspektiven.
Jan Erhorn, Jürgen Schwier (Hg.) (2016):
Pädagogik außerschulischer Lernorte.
Eine interdisziplinäre Annäherung. Bielefeld: transcript, 304 S., 29,99 €. – Wenn man
den Schülerinnen und Schülern nicht nur etwas zeigen will, sondern sie »die Welt« selbst
erfahren, deuten und verstehen lassen möchte, dann lassen sich erstaunlich viele Ort für
viele Fächer (Natur, Physik, Geschichte …)
und Themen öffnen. – Ein Kaleidoskop zur
bunten Welt außerhalb der Schule.
Eiko Jürgens (Hg.) (2016): Erfolgreich
durch das Praxissemester. Gestaltung,
Durchführung, Reflexion. Berlin: Cornelsen Scriptor, 208 S., 17,99 €. – Hinter dem
glatten Erfolgs-Versprechen verbergen
sich anspruchsvolle Erläuterungen zu Zielen, Tätigkeiten, möglichen Problemen und
gelingenden Erprobungen, die intensiv erlebt und differenziert ausgewertet werden
sollten. – Anregungen auch für die Beratung und Begleitung der Studierenden.
Sebastian Wachs, Markus Hess, Herbert
Scheithauer, Wilfried Schubarth (2016):
Mobbing an Schulen. Erkennen – Handeln – Vorbeugen. Stuttgart: Kohlhammer,
217 S., 29,– €. – Nachdem an be(ein-)drückenden Fällen die Vielfalt der Erscheinungsformen entfaltet ist, werden mögliche Ursachen und Folgen erörtert und
mehrere Konzepte und Programme zur
Intervention und Prävention vergleichend
vorgestellt. – Eine gehaltvolle, praxisnahe Anleitung.
Hartmut von Hentig (2016): Noch immer
Mein Leben. Erinnerungen und Kommentare aus den Jahren 2005 bis 2015.
Berlin: Verlag wamiki (Was mit Kindern),
1.392 S., 39,90 €. – Nach dem Motto »Audiatur et altera pars« kann man hier nachlesen, wie der über Jahrzehnte hochgeschätzte Reformpädagoge gerahmt durch
detailreiche Erzählungen und anregende Reflexionen sich dagegen wehrt, für
Verfehlungen seines Freundes Gerold Becker (vgl. den Hinweis auf Oelkers in Heft
7 – 8/2016) als vermeintlicher Mitwisser in
Mithaftung genommen zu werden. – Die
bedrückende Lektüre macht ratlos, wie
man sich zwischen Rede und Gegenrede
verorten soll.
Dr. Jörg Schlömerkemper ist Professor für Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik an
der Goethe-Universität, Frankfurt am Main (seit 2008 im Ruhestand).
Adresse: Ludwig-Beck-Str. 9, 37075 Göttingen
E-Mail: [email protected]
Internet: www.jschloe.de
Weitere Informationen zu PÄDAGOGIK:
www.beltz-paedagogik.de
Eva Brockmann, Albert Lenz (2016): Schüler mit psychisch kranken Eltern. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 200 S.,
25,– €, eBook 19,99 €. – Im Schnitt kann
pro Klasse und Schuljahr sechs betroffenen Kindern durch sensible Beobachtung
und einfühlsame Gespräche geholfen werden, soziale Kontakte, Lernbereitschaft
und Resilienz zu stärken. – Eine gründlich informierende Einführung mit konkreten Empfehlungen für die Praxis.
PÄDAGOGIK 10/16
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