www.observer.at Tiroler Wirtschaft Die Zeitung der Wirtschaftskammer Tirol Innsbruck, am 06.10.2016, Nr: 20, 25x/Jahr, Seite: _ Druckauflage: 43 223, Größe: 91,2%, easyAPQ: _ Auftr.: 7023, Clip: 10074476, SB: IMC FH Krems Arbeitszeit: Smarte Rezepte statt Einheitsbrei FLEXIBILITÄT Vorbild ist Skandinavien, hier gibt es keine gesetzliche Obergrenze bei der Höchstarbeitszeit. Der Ruf nach mehr Flexibilität wird immer lauter. Die moderne Arbeitswelt ist vielfältig und multidimensional. 08/15-Vorgaben für Arbeitszeiten sind längst nicht mehr zeitgemäß oder praktikabel. Der Ruf nach flexiblen, modernen Lösungen kommt von Betrieben wie Mitarbeitern gleichermaßen. „Wir sehen, dass sich die Anforderungen und Sichtweisen in der Arbeitswelt ändern. Die Wünsche von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gehen da konform: nämlich in die Richtung flexiblere, individuellere Möglichkeiten. Auf der Suche nach zeitgemäßen und maßgeschneiderten Gestaltungsmöglichkeiten kann es also nie um ein Gegeneinander, sondern muss es um ein Miteinander gehen!", betont WKÖ-Präsident Christoph Leitl. Flexibles Arbeiten heißt also für die Mitarbeiter nicht mehr arbeiten für weniger Geld, sondern eine bessere Verteilung der Normalarbeitszeit - mit Vorteilen für alle Beteiligten, räumt Leitl mit Vorurteilen auf. Prof. Michael Bartz von der IMC FH Krems, International Business Institute, untermauert: „Was wir derzeit sehen, ist eine Art sozialer Handschlag zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern." Einer der Kernbereiche ist für Bartz die Forderung nach mehr Randzeitenflexibilität: „Die starren Rahmen des Arbeitstages, der immer zur selben Zeit am selben Arbeitsort absolviert wird, gilt es aufzubrechen. Wir brauchen flexible, smarte Lösungen statt Einheitsbrei." Wichtig sind längere Durchrechnungszeiten und die Einrichtung von Zeitkonten, da Arbeitnehmer immer öfter größere Zeiträume für Familie oder Weiterbildung, Auszeiten oder längere Freizeitblöcke haben wollen. Dass maßgeschneiderte Lösungen unerlässlich sind, weiß Thomas Schmutzer, Geschäftsführer und Gesellschafter der HMP Beratungs GmbH, aus seinen Erfahrungen in der Unternehmensberatung: „Pauschale Arbeitszeitregelungen können nicht zufriedenstellend sein, weil selbst in den gleichen Branchen Betriebe sehr unterschiedlich Flexibilität leben und umsetzen. Es gibt keine zwei Betriebe, die die gleichen Detailprobleme haben." Beim Versuch, den Spagat zu machen zwischen flexibler Auftragserledigung, den Wünschen der Mitarbeiter und den ge- setzlichen Vorgaben, geraten die Unternehmen schnell in einen rechtlichen Graubereich. „Vieles passiert aus Notwendigkeit in der Praxis. Wir fordern, dass die Praxis und der Rahmen bei den Arbeitszeiten nicht zu weit auseinander klaffen", brachte es Leitl auf den Punkt. „Wir brauchen daher die Möglichkeit, dass sich Mitarbeiter legal nach Absprache auf betrieblicher Ebene zeitliche Airbags schaffen können. Gleichermaßen soll es unseren Betrieben möglich sein, Auftragsspitzen flexibel abarbeiten zu können." Skandinavische Länder können dabei als Vorbild dienen. So haben Schweden und Finnland keine gesetzliche Obergrenze für die tägliche Höchstarbeitszeit, es wird lediglich die Ruhezeit festgelegt. Michael Bartz (IMC der FH Krems), WKÖ-Präsident Christoph Leitl und Thomas Schmutzer (HMP). Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 0590905*1482). Seite: 1/1
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