Medienmitteilung Karin Kirchner Media Relations Tel.: +41 (0) 58 286 38 37 [email protected] «Zinsmargenanalyse 2016» von EY Schweizer Retailbanken verschonen Sparer vorerst noch vor den Auswirkungen der anhaltenden Negativzinsen Die Zinsmargen der Schweizer Retailbanken sinken seit 2007 Private Personen werden von Negativzinsen noch weitgehend verschont, aber andere Kundengruppen sind bereits direkt betroffen Solange Sparern nicht flächendeckend Negativzinsen berechnet werden, können Hypothekarschuldner nicht von deutlich niedrigeren Zinssätzen profitieren ZÜRICH, 21. SEPTEMBER 2016 – Das Negativzinsumfeld führt zu einer weiteren Margenerosion bei Retailbanken: Die Differenz zwischen Kundenzinssatz und Marktzinssatz (Median-Zinsmarge, jeweils die Hälfte der Banken weist eine höhere oder eine niedrigere Marge auf) von Schweizer Retailbanken ist gemäss der Analyse des Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY von 348 Banken in der Schweiz 2015 im Vergleich zum Vorjahr erneut um fünf Basispunkte auf noch 117 Basispunkte gesunken. Die Abnahme entspricht etwa dem jährlichen Durchschnitt des Rückgangs seit 2007. 1.98% 1.78% Zinsmarge 1.58% 1.38% 1.18% 10%-Rang-Marge ᴓ-Marge 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 0.98% 90%-Rang-Marge Stetiger Rückgang der Zinsmarge seit 2007 2 Ergebnisse 1. Halbjahr zeigen weiter sinkende Margen an Der Trend der letzten Jahre setzt sich bisher auch 2016 fort. Im 1. Halbjahr 2016 sind auf Basis einer Auswertung von Halbjahresrechnungen die Zinsmargen der Banken im Vergleich zum Vorjahr wiederum um drei Basispunkte zurückgegangen. Konstante Zinsen bei Hypotheken Die Analyse zeigt weiter, dass nach Einführung des Negativzinses die Zinssätze von neu abgeschlossenen Hypothekarkrediten mit einer Laufzeit zwischen fünf und sieben Jahren nur geringfügig gesunken sind. Die Hypothekarschuldner konnten daher nicht von den niedrigen Zinssätzen an den Kapitalmärkten profitieren. Der Grund dafür liegt darin, dass Retailbanken ihre Refinanzierungskosten nicht senken konnten, da auf Spareinlagen keine flächendeckenden Negativzinsen berechnet werden. «Sowohl die Konditionen für Kredite und Hypotheken als auch die Zinssätze für Spareinlagen haben sich vom Kapitalmarktzins entkoppelt: Die Zinsen für Kredite und Spareinlagen sind heute beide höher als der Marktzins vorgibt», sagt Dr. Roger Stettler, Retailbankenspezialist bei EY Schweiz. Entwicklung der Zinsmarge von Hypotheken mit einer Laufzeit von fünf bis sieben Jahren, des 12-Monats-LIBOR und von Schweizer 5-Jahres-Obligationen seit September 2014 3 Retailkunden werden vorerst von Negativzinsen verschont Retailbanken als wichtigste Kreditgeber in der Schweiz refinanzieren ihre Ausleihungen überwiegend durch Kundeneinlagen. In der Schweiz werden heute erst wenigen Kundengruppen Negativzinsen verrechnet, bis jetzt nur den institutionellen Anlegern und grösseren Unternehmen. Erst eine einzige Bank verlangt aktuell von ihren Retailkunden Geld für die Einlage. In der Praxis zeigt sich, dass die Einführung von Negativzinsen einer Logik folgt und in Etappen vonstattengeht: Zuerst werden diese bei international ausgerichteten institutionellen Kunden eingeführt. Danach folgen nationale institutionelle Kunden (z.B. Pensionskassen) vor Grossunternehmen und Privatkunden mit sehr hohen Kontobeständen. Erst am Ende werden die Retailkunden betroffen sein. «Die Banken gehen davon aus, dass die Retailkunden sehr empfindlich auf die Weiterverrechnung von Negativzinsen reagieren. Darum ist zumindest in naher Zukunft nicht davon auszugehen, dass die Negativzinsen an die breite Sparerschaft weitergereicht werden. Privatkunden mit sehr hohem Barvermögen werden aber innert kurzer Zeit betroffen sein, insbesondere wenn die SNB den Negativzins nochmals senkt», sagt Roger Stettler. Zunehmende Konkurrenz durch Versicherungen Die im Vergleich zum Kapitalmarkt höheren Zinsen am Schweizer Hypothekargeschäft führen zu einer verstärkten Aktivität von Nicht-Banken. Hierbei sind insbesondere Versicherungen und Pensionskassen zu nennen, deren Anteil am Hypothekarmarkt in den 1990er und 2000er Jahren rückläufig war. Die zunehmenden Aktivitäten der Versicherungen und Pensionskassen setzen den Marktpreis unter Druck und können den Druck auf die Banken zu einer Weitergabe der Negativzinsen an Retailkunden erhöhen. «Solange die Zinsen in der Schweiz nicht steigen ist der Hypothekenmarkt attraktiv. Dadurch nimmt die Konkurrenz für die Banken durch Versicherungen und Pensionskassen zu. Mit zunehmendem Druck können Banken gezwungen sein, Negativzinsen an Sparer weiterzureichen um bei den Hypotheken konkurrenzfähig zu bleiben», fasst Roger Stettler die Entwicklung zusammen. 4 Höhere Liquiditätsanforderungen verstärken Margendruck Verstärkt wird der Rückgang der Zinsmarge in den letzten Jahren auch durch die gestiegenen Liquiditätsanforderungen und die Absicherungskosten für Zinsänderungsrisiken. Da Banken heute einen Liquiditätspuffer halten müssen, der aus qualitativ hochstehenden, liquiden Aktiven zusammengesetzt sein muss, und dieser mangels Angebots in Schweizer Franken zu einem Grossteil aus flüssigen Mitteln in Form von Zentralbankreserven besteht, hat sich der Rückgang der Zinsmarge mit dem Aufbau des regulatorischen Liquiditätspuffers zusätzlich noch akzentuiert. Negative Renditen – weltweites Phänomen Durch die Bemühungen der Notenbanken die wirtschaftliche Aktivität zu steigern, etablierte sich nicht nur in der Schweiz, sondern inzwischen in 15 europäischen Staaten ein negatives Zinsumfeld bei einer Laufzeit von 2 bis 15 Jahren. In der Schweiz weisen heute sämtliche Staatsanleihen – sogar jene mit einer Laufzeit von 30 Jahren – eine negative Rendite aus. Der beabsichtigte Erfolg dieser Politik ist heute noch nicht abschliessend beurteilbar. Die Erfahrung der Schweiz zeigt aber, dass Negativzinsen nicht zu sinkenden Kreditzinsen führen müssen. EY Zinsmargenanalyse 2016: Für diese Analyse des Beratungsunternehmens EY wurden Bilanzen von 348 Schweizer Retailbanken der Jahre 2003-2015 sowie Halbjahresbilanzen per 30.06.2016 berücksichtigt. EY | Assurance | Tax | Transactions | Advisory Über die globale EY-Organisation Die globale EY-Organisation ist eine Marktführerin in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung und Rechtsberatung sowie in den Advisory Services. Wir fördern mit unserer Erfahrung, unserem Wissen und unseren Dienstleistungen weltweit die Zuversicht und die Vertrauensbildung in die Finanzmärkte und die Volkswirtschaften. Für diese Herausforderung sind wir dank gut ausgebildeter Mitarbeitender, starker Teams sowie ausgezeichneter Dienstleistungen und Kundenbeziehungen bestens gerüstet. Building a better working world: Unser globales Versprechen ist es, gewinnbringend den Fortschritt voranzutreiben – für unsere Mitarbeitenden, unsere Kunden und die Gesellschaft. 5 Die globale EY-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young Global Limited ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht und erbringt keine Leistungen für Kunden. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website: www.ey.com. Die EY-Organisation ist in der Schweiz durch die Ernst & Young AG, Basel, an zehn Standorten sowie in Liechtenstein durch die Ernst & Young AG, Vaduz, vertreten. «EY» und «wir» beziehen sich in dieser Publikation auf die Ernst & Young AG, Basel, ein Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited.
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