Medienmitteilung

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Karin Kirchner
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«Zinsmargenanalyse 2016» von EY
Schweizer Retailbanken verschonen Sparer vorerst noch vor den
Auswirkungen der anhaltenden Negativzinsen
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Die Zinsmargen der Schweizer Retailbanken sinken seit 2007
Private Personen werden von Negativzinsen noch weitgehend verschont, aber
andere Kundengruppen sind bereits direkt betroffen
Solange Sparern nicht flächendeckend Negativzinsen berechnet werden, können
Hypothekarschuldner nicht von deutlich niedrigeren Zinssätzen profitieren
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ZÜRICH, 21. SEPTEMBER 2016 – Das Negativzinsumfeld führt zu einer weiteren
Margenerosion bei Retailbanken: Die Differenz zwischen Kundenzinssatz und Marktzinssatz
(Median-Zinsmarge, jeweils die Hälfte der Banken weist eine höhere oder eine niedrigere
Marge auf) von Schweizer Retailbanken ist gemäss der Analyse des Prüfungs- und
Beratungsunternehmen EY von 348 Banken in der Schweiz 2015 im Vergleich zum Vorjahr
erneut um fünf Basispunkte auf noch 117 Basispunkte gesunken. Die Abnahme entspricht
etwa dem jährlichen Durchschnitt des Rückgangs seit 2007.
1.98%
1.78%
Zinsmarge
1.58%
1.38%
1.18%
10%-Rang-Marge
ᴓ-Marge
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
0.98%
90%-Rang-Marge
Stetiger Rückgang der Zinsmarge seit 2007
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Ergebnisse 1. Halbjahr zeigen weiter sinkende Margen an
Der Trend der letzten Jahre setzt sich bisher auch 2016 fort. Im 1. Halbjahr 2016 sind auf Basis
einer Auswertung von Halbjahresrechnungen die Zinsmargen der Banken im Vergleich zum
Vorjahr wiederum um drei Basispunkte zurückgegangen.
Konstante Zinsen bei Hypotheken
Die Analyse zeigt weiter, dass nach Einführung des Negativzinses die Zinssätze von neu
abgeschlossenen Hypothekarkrediten mit einer Laufzeit zwischen fünf und sieben Jahren nur
geringfügig gesunken sind. Die Hypothekarschuldner konnten daher nicht von den niedrigen
Zinssätzen an den Kapitalmärkten profitieren. Der Grund dafür liegt darin, dass Retailbanken
ihre Refinanzierungskosten nicht senken konnten, da auf Spareinlagen keine
flächendeckenden Negativzinsen berechnet werden.
«Sowohl die Konditionen für Kredite und Hypotheken als auch die Zinssätze für Spareinlagen
haben sich vom Kapitalmarktzins entkoppelt: Die Zinsen für Kredite und Spareinlagen sind
heute beide höher als der Marktzins vorgibt», sagt Dr. Roger Stettler, Retailbankenspezialist
bei EY Schweiz.
Entwicklung der Zinsmarge von Hypotheken mit einer Laufzeit von fünf bis sieben Jahren, des
12-Monats-LIBOR und von Schweizer 5-Jahres-Obligationen seit September 2014
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Retailkunden werden vorerst von Negativzinsen verschont
Retailbanken als wichtigste Kreditgeber in der Schweiz refinanzieren ihre Ausleihungen
überwiegend durch Kundeneinlagen. In der Schweiz werden heute erst wenigen
Kundengruppen Negativzinsen verrechnet, bis jetzt nur den institutionellen Anlegern und
grösseren Unternehmen. Erst eine einzige Bank verlangt aktuell von ihren Retailkunden Geld
für die Einlage. In der Praxis zeigt sich, dass die Einführung von Negativzinsen einer Logik
folgt und in Etappen vonstattengeht: Zuerst werden diese bei international ausgerichteten
institutionellen Kunden eingeführt. Danach folgen nationale institutionelle Kunden (z.B.
Pensionskassen) vor Grossunternehmen und Privatkunden mit sehr hohen Kontobeständen.
Erst am Ende werden die Retailkunden betroffen sein.
«Die Banken gehen davon aus, dass die Retailkunden sehr empfindlich auf die
Weiterverrechnung von Negativzinsen reagieren. Darum ist zumindest in naher Zukunft nicht
davon auszugehen, dass die Negativzinsen an die breite Sparerschaft weitergereicht werden.
Privatkunden mit sehr hohem Barvermögen werden aber innert kurzer Zeit betroffen sein,
insbesondere wenn die SNB den Negativzins nochmals senkt», sagt Roger Stettler.
Zunehmende Konkurrenz durch Versicherungen
Die im Vergleich zum Kapitalmarkt höheren Zinsen am Schweizer Hypothekargeschäft führen
zu einer verstärkten Aktivität von Nicht-Banken. Hierbei sind insbesondere Versicherungen und
Pensionskassen zu nennen, deren Anteil am Hypothekarmarkt in den 1990er und 2000er
Jahren rückläufig war. Die zunehmenden Aktivitäten der Versicherungen und Pensionskassen
setzen den Marktpreis unter Druck und können den Druck auf die Banken zu einer Weitergabe
der Negativzinsen an Retailkunden erhöhen.
«Solange die Zinsen in der Schweiz nicht steigen ist der Hypothekenmarkt attraktiv. Dadurch
nimmt die Konkurrenz für die Banken durch Versicherungen und Pensionskassen zu. Mit
zunehmendem Druck können Banken gezwungen sein, Negativzinsen an Sparer
weiterzureichen um bei den Hypotheken konkurrenzfähig zu bleiben», fasst Roger Stettler die
Entwicklung zusammen.
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Höhere Liquiditätsanforderungen verstärken Margendruck
Verstärkt wird der Rückgang der Zinsmarge in den letzten Jahren auch durch die gestiegenen
Liquiditätsanforderungen und die Absicherungskosten für Zinsänderungsrisiken. Da Banken
heute einen Liquiditätspuffer halten müssen, der aus qualitativ hochstehenden, liquiden
Aktiven zusammengesetzt sein muss, und dieser mangels Angebots in Schweizer Franken zu
einem Grossteil aus flüssigen Mitteln in Form von Zentralbankreserven besteht, hat sich der
Rückgang der Zinsmarge mit dem Aufbau des regulatorischen Liquiditätspuffers zusätzlich
noch akzentuiert.
Negative Renditen – weltweites Phänomen
Durch die Bemühungen der Notenbanken die wirtschaftliche Aktivität zu steigern, etablierte
sich nicht nur in der Schweiz, sondern inzwischen in 15 europäischen Staaten ein negatives
Zinsumfeld bei einer Laufzeit von 2 bis 15 Jahren. In der Schweiz weisen heute sämtliche
Staatsanleihen – sogar jene mit einer Laufzeit von 30 Jahren – eine negative Rendite aus.
Der beabsichtigte Erfolg dieser Politik ist heute noch nicht abschliessend beurteilbar. Die
Erfahrung der Schweiz zeigt aber, dass Negativzinsen nicht zu sinkenden Kreditzinsen führen
müssen.
EY Zinsmargenanalyse 2016: Für diese Analyse des Beratungsunternehmens EY wurden
Bilanzen von 348 Schweizer Retailbanken der Jahre 2003-2015 sowie Halbjahresbilanzen per
30.06.2016 berücksichtigt.
EY | Assurance | Tax | Transactions | Advisory
Über die globale EY-Organisation
Die globale EY-Organisation ist eine Marktführerin in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung,
Transaktionsberatung und Rechtsberatung sowie in den Advisory Services. Wir fördern mit unserer
Erfahrung, unserem Wissen und unseren Dienstleistungen weltweit die Zuversicht und die
Vertrauensbildung in die Finanzmärkte und die Volkswirtschaften. Für diese Herausforderung sind wir
dank gut ausgebildeter Mitarbeitender, starker Teams sowie ausgezeichneter Dienstleistungen und
Kundenbeziehungen bestens gerüstet. Building a better working world: Unser globales Versprechen ist
es, gewinnbringend den Fortschritt voranzutreiben – für unsere Mitarbeitenden, unsere Kunden und die
Gesellschaft.
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Die globale EY-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited
(EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für
das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young Global Limited
ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht und erbringt keine Leistungen für
Kunden. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website: www.ey.com.
Die EY-Organisation ist in der Schweiz durch die Ernst & Young AG, Basel, an zehn Standorten sowie in
Liechtenstein durch die Ernst & Young AG, Vaduz, vertreten. «EY» und «wir» beziehen sich in dieser
Publikation auf die Ernst & Young AG, Basel, ein Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global
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