Sigrid Hupach Mitglied des Deutschen Bundestages Stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE Leiterin des Arbeitskreises Lebensweisen und Wissen und Kulturpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE Ausschuss für Kultur und Medien – 66. Sitzung am 21. September 2016 TOP 3: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplanes für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) (BT-Drs. 18/9200) __ __ Wie ich schon in der Rede im Plenum sagte, begrüßen wir LINKE natürlich auch den Aufwuchs im Kulturhaushalt. Allerdings sind wir überzeugt, dass man damit wirkliche Impulse hätte geben können. So wichtig mehr Geld ist, so wichtig ist es auch, über grundsätzliche Verschiebungen im Haushalt zu sprechen. Bei dem kleinen Anteil von 0,4 Prozent am Gesamtetat muss für die Kultur wirklich mehr drin sein. Wir LINKE wollen mit einer gerechteren Steuerpolitik erhebliche Mehr-einnahmen erschließen und so auch den Kulturetat in Gänze anheben. Dieses Mehr muss aber auch verbunden werden mit eine Idee, einem Konzept für eine neue Kulturförderung. Gerade angesichts neuer Aufgaben für die Kulturpolitik halten wir es für dringend erforderlich, die theoriebasierte und anwendungsorientierte Kulturpolitikforschung zu stärken, auf deren Basis dann auch kulturpolitische Konzepte entwickelt und Entscheidungen getroffen werden können. Auch mit den anderen acht Änderungsanträgen schlagen wir andere, neue Akzentsetzungen vor. Mit einer Aufstockung der Mittel um 40 Mio. bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz wollen wir ein Modellprojekt in Angriff nehmen, das es ermöglicht, in den Berliner SPK-Museen einen freien Eintritt in die Dauerausstellungen zu gewährleisten. Darin sehen wir nicht nur eine Stärkung der klassischen Museumsarbeit mit ihrem Sammlungsauftrag gegenüber dem zunehmenden Eventcharakter von Sonderausstellungen. Sondern wir wollen vor allem den Bildungsauftrag der Museen stärken, indem wir mit den 40 Mio. nicht nur den Ausfall der Eintrittsgelder kompensieren, sondern vor allem ins pädagogische Personal investieren wollen. Platz der Republik 1 11011 Berlin (030) 227 – 75000 (030) 227 – 70000 [email protected] ..2 Auch bei den Gedenkstätten wollen wir mit 2,1 Mio. mehr Stellen für qualifiziertes Personal zur pädagogischen Arbeit schaffen – im Schnitt zwei pro Gedenkstätte. Wie groß der Bedarf ist, ist ja auch in der Anhörung zum Thema NS-Gedenkstätten hier im Ausschuss deutlich geworden: steigende Besucherzahlen und neue Herausforderungen an die gedenkstättenpädagogische Arbeit stehen einem kontinuierlichem Personalabbau gegenüber. Das bestehende strukturelle Defizit belastet eben gerade die gedenkstättenpädagogische Arbeit. Angesichts aktueller Entwicklungen in der Gesellschaft darf man gerade nicht bei den Gedenkstätten sparen. Und wir schlagen vor, mit einer Aufstockung von 9 Mio. endlich bei der Rettung des Filmerbes voranzukommen. Im Unterschied zu den GRÜNEN ist bei uns auch der Erhalt der Originale eingeschlossen und wir sehen auch die Filmwirtschaft in der Pflicht, sich an der Finanzierung zu beteiligen. Wir wollen mit unseren Änderungsanträgen aber auch erreichen, dass Gutes weitergeführt werden kann. Daher fordern wir die Aufstockung der Mittel um 3 Mio. für die Kulturförderfonds, so dass sie aufgabengerecht finanziert werden – und vor allem ihre Programme für die Arbeit mit Geflüchteten fortsetzen können. Durch die Umwidmung der Mittel, die sie eigentlich für die Herauslösung aus der Kulturstiftung des Bundes erhalten sollten, haben die Fonds Programme für interkulturelle und transkulturelle Projekte ausgeschrieben. Diese Förderung müsste nun aber nach nur einem Jahr wieder eingestellt werden – das wäre angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen ein völlig falsches Signal. Wir beantragen auch die Mittel, die für die Fortführung des Denkmalschutzsonderprogrammes auf dem Niveau vom letzten Jahr nötig sind. In diesem Feld schlagen wir jedoch auch vor, gerade mit Blick auf das bevorstehende Bauhausjubiläum einen Schwerpunkt auf die Sanierung von Bauhausobjekten in der Fläche zu legen – umso auch eine größere Sensibilisierung für dieses Erbe in den Orten abseits von Dessau, Weimar und Berlin zu erreichen. Wir schlagen vor, mit der Umwidmung der Filmfördermittel aus dem Wirtschaftsministerium wieder eine Filmförderung aus einem Guss in der Verantwortung der BKM zu schaffen. Zu den 10 Mio. sollen unserer Meinung nach weitere 10 Mio. kommen, um den Deutschen Filmförderfonds mit 70 Mio. wieder auf das Förderniveau von 2013 zu heben. Wir wollen den Titel bedarfsgerecht ausstatten, statt mit Verpflichtungsermächtigungen die Unterfinanzierung immer wieder ins nächste Jahr zu tragen. ..3 Und nicht zuletzt beantragen wir 2,3 Mio. für die Deutsche Digitale Bibliothek, um dieses wichtige Vorhaben endlich auch bedarfsgerecht zu finanzieren. Dieses wirklich ambitionierte Projekt ist gut gestartet, läuft nun aber seit zu langer Zeit schon nur auf Sparflamme. Die Länder sollen sich unserer Meinung nach weiterhin engagieren. Wir wollen aber hier den Bund stärker in die Pflicht nehmen, damit die DDB nach dem erfolgreichen Aufbau nun auch verstetigt werden kann. Der letzte Änderungsantrag bezieht sich auf die Kulturförderung nach § 96 Bundesvertriebenengesetz. Wir LINKEN halten diese spezielle Form der Kulturförderung überholt und wollen sie in die allgemeine Kulturförderung überführen. Die inhaltlich dünne Neukonzeption rechtfertigt es für uns gerade nicht, diese Mittel nun auch noch aufzustocken.
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