Datum: 16.09.2016 Perestroika im Portfolio 1. auf . Konten Banking Drittanbieter dürfen in der EU bald - könnten - - und Zahlungen . zugreifen auslösen. Die Banken die Schnittstelle zum Kunden verlieren - auch in der Schweiz. Serverraum: Banken wandeln sich zum Plattform-Business. weg. Die kombinatorische Blaupause bilden Techrüssel hat im Banking Grosses vor. Plattformen wie Amazon, der Taxidienst Uber oder Es geht um nichts weniger als die die Buchungsoberfläche Airbnb, deren Services nur Entbündelung des Bankgeschäfts dank dem offenem API-Zugriff auf Drittunternehmen zum Endkunden. Dazu wird die wie Google überhaupt erst möglich wurden. PSD2 erzwingt, diese offene Architektur nun auch Wertschöpfungkette der Finanzinstitute filetiert. Das passiert, indem im Banking. Die Direktive gilt ab 2018 im gesamten eine neue EU-Richtlinie namens EU-Raum und könnte das Bankgeschäft in den nächs«Payment Service Directive 2» (PSD2) den Banken ten Jahren fundamental umwälzen. Auch Schweizer vorschreibt, gewisse digitale Schnittstellen für Dritt- Banken werden sich der Gravitation von PSD2 nicht entziehen können - trotz fehlender Rechtskraft. anbieter kostenlos zu öffnen. Konkret soll PSD2 Drittanbietern kostenlos den Sind diese sogenannten API offen, lassen sich ganz neue Geschäftsmodelle denken. Zum Beispiel: Alle Zugriff auf Kontoinformationen sowie die Auslösung Bankbeziehungen auf einen Blick oder echte Perfor- von Zahlungen gewähren. Vorausgesetzt natürlich, mance-Vergleiche über alle Vermögensbanken hin- der Bankkunde gibt zum Zugriff sein Einverständnis. SVEN MILLISCHER Themen-Nr.: 660.003 Abo-Nr.: 660003 Auflage: 36'290 Argus Ref.: 62764204 Datum: 16.09.2016 Brüssel erhofft sich durch den regulatorischen Nadel- und Zahlungsschnittstellen bereits für Dritte geöffnet. stich mehr Wettbewerb und Innovation. «Mit der Die Idee dahinter ist, einen Marktplatz zu schaffen, Öffnung der API könnte ein veritabler Innovations- auf dem die Bank künftig mit kostenpflichtigen PreTsunami ausgelöst werden», prophezeit ein Vertreter mium-Schnittstellen für Drittanbieter Geld verdienen des Infrastrukturbetreibers SIX. Entscheidend sei will. BBVA vollzieht damit den Schritt vom sequenjetzt, wie die technische Schnittstelle ausgestaltet ziellen Vollanbieter zu einer Banking-Plattform, an werde. «Je offener die Ausgestaltung, desto rascher der auf beliebige Weise angedockt werden kann. die Ausbreitung.» Von solch progressiven Ansätzen ist das Swiss Banking noch weit entfernt. Nicht zuletzt, weil sich keine Ein Wolf im Schafspelz Schweizer Bank im rauen, europäischen RetailFür Teile der Finanzindustrie kommt die euro- geschäft behaupten muss. Vielmehr kaprizieren sich päische Direktive einem unerlaubten Griff in den Tre- die Platzhirsche auf den juristischen Heimatschutz. sor gleich. «Klassische Banken haben grosse Mühe Man verfolge die Entwicklungen «nicht zuletzt auch beim Gedanken, gegenüber einem Fintech ihre sensi- im Interesse der Kunden», lässt die Schweizerische tiven Schnittstellen öffnen zu müssen», sagt Daniel Bankiervereinigung stellvertretend für die Branche Diemers, Digitalexperte und Partner bei PwC Stra- ausrichten und betont zugleich: «Bei der PSD2 hantegy&. Migros-Bank-Sprecher Urs Aeberli spricht von delt es sich um eine europäische Direktive, die keine «Herausforderungen auf verschiedenen Ebenen»: direkte Anwendung in der Schweiz entfaltet.» Zum einen könnten bestehende ZahlungsdienstDoch selbst dieser rechtliche Sonderstatus ist in leistungen vermehrt durch neue Angebote ersetzt der hiesigen Bankbranche umstritten: Die Schweiz sei werden, was die Kreditkartenerträge schmälert. Zum zwar kein EU-Mitglied, sagt Migros-Bank-Sprecher anderen sei noch nicht absehbar, inwieweit die neuen Urs Aeberli: «Aber für eine fortgesetzte Teilnahme am Zahlungsdienstleister «mittel- und längerfristig ihre Euro-Zahlungsverkehrsraum SEPA müssen wohl der Geschäftsfelder über den angestammten Bereich Gesetzgeber beziehungsweise die Schweizer Finanzerweitern werden». institute aufzeigen, dass im schweizerischen Recht Denn die Brüsseler Direktive mag zwar vorder- gleichwertige Bestimmungen oder eine gleichwertige hand auf den Zahlungsverkehr fokussieren. Aber Praxis vorhanden sind.» PSD2 ist ein Wolf im Schafspelz. Indem sich Drittanbieter zwischen Bank und Kunde schieben, droht Innovationsdruck auf die Schweiz Ob dieser Äquivalenz-Beweis gegenüber der EU das einzelne Finanzinstitut zum reinen Kontoverwaltatsächlich erbracht werden muss, ist unter Fachter degradiert zu werden, und zwar auch im Anlagejuristen höchst umstritten, aber letztlich wohl zweitund Vermögensgeschäft. So ergab eine Umfrage von PwC bei 30 Euro- rangig. Denn die Macht des Faktischen wird an den Banken, dass zwei Drittel sich davor fürchten, mit Landesgrenzen nicht haltmachen. «Die Einführung PSD2 die Kundenschnittstelle zu verlieren. Denn be- von PSD2 wird auch auf die Schweiz einen Innovareits heute existieren Personal-Finance-Firmen wie tionsdruck ausüben», meint ein Vertreter des InfraeWise oder die Zürcher Qontis, die Bankbeziehungen strukturbetreibers SIX lapidar. Schwerer wiegt aus Perspektive des Finanzplatzes, aggregieren, um über eine singuläre Oberfläche einen holistischen Blick auf die persönlichen Finanzen des dass die von PSD2 erfassten Drittparteien in der Kunden zu gewähren. Diesen Fintechs fehlte bislang Schweiz nicht explizit reguliert sind. «Auch auf Druck der Banken», weiss ein Fachjurist. Entsprechend bloss der rechtliche Durchgriff auf die Kundendaten. unterschiedlich ist die Handhabe der Banken gegenMit PSD2 wird nun diese Basis geschaffen, wodurch über den Third-Party-Providern wie dem Zahlungsneue Angebote wie transparente Anlage-Perfor- auslösedienst Sofort. Die Finanzinstitute müssten sich mance-Vergleiche oder einfache Anbieter-Wechsel zusammenraufen und endlich eine gemeinsame möglich werden. PwC-Stratege Diemers ist über- Regelung finden, «ohne dass sich der Gesetzgeber einzeugt, dass hier der eigentliche Hebel von PSD2 liegt: schalten muss», sagt der Anwalt. Die Finanzmarkt«Die Disruption wird in komplexen Bankgeschäften aufsicht Finma spielt den Ball derweil den Parlamenansetzen, wo die Schnittstellen bislang geschlossen tariern zu: «Ob eine analoge Regelung in der Schweiz waren und der Markt fragmentiert beziehungsweise geschaffen werden wird, ist ein politischer Entscheid.» abgeschottet war.» Das Nachsehen am unregulierten Zustand haben Dass Banken dieser Kannibalisierung nicht taten- indes jene Schweizer Fintechs, die in Europa nach los gegenüberstehen, zeigt das Beispiel von BBVA. PSD2 Zahlungs- und Kontodienste anbieten wollen. Die spanische Grossbank hat ihre einfachen Konto- Ihnen bleibt nur der Auszug aus der Heimat in die EU. Themen-Nr.: 660.003 Abo-Nr.: 660003 Auflage: 36'290 Argus Ref.: 62764204 Datum: 16.09.2016 Der Kampf um die Schnittstelle zum Kunden Wie die neue EU-Richtlinie die Wertschöpfungskette im Banking verändert VORHER NACHHER NACHHER Bankkunde Bankkunde Bankkunde Bankendomäne Bankendomäne Oberfläche E-Banking Oberfläche E-Banking Bankkonto Bankkonto DUELLE: INNOPAY SD2: Eine EU-Richtlinie die es in sich hat PSD2: Neufassung Im Herbst 2015 hat das europäische Parlament mit grosser Mehrheit eine Neufassung der Vorschriften für Zahlungsdienste verabschiedet. Die sogenannte Payment Service Directive 2 - kurz PSD2 - soll ab 2018 in allen EU-Ländern im nationalen Gesetz verankert sein. Derzeit werden die technischen Spezifikationen der Direktive ausgearbeitet. Bank, Bankkunde und Zahlungsempfänger ein. Indem sich Anbieter wie Sofort oder Giropay im Zahlungsprozess dazwischenschalten und das bestehende Bankkonto fürs Web nutzbar machen, hebeln sie im E-Commerce den Gebrauch von Kreditkarten aus, was der Plastikgeld-Branche nicht passt, aber Händler und Kunden freut. Mit PSD2 wird ihre Rolle rechtlich verankert. Zahlungsauslöser Im Kern von PSD2 steht die Regulierung von sogenannten Drittparteien. Zum einen sind damit Zahlungsauslösedienste gemeint. Sie nehmen eine Mittlerfunktion zwischen Kontoinformationsdienste Zum Themen-Nr.: 660.003 anderen fallen unter PSD2 neu auch Kontoinformationsdienste. Ihnen gewährt Brüssel künftig den kostenlosen Zugriff auf Kontoinformationen - sofern der Abo-Nr.: 660003 Bankkunde dies erlaubt. Der «diskriminierungsfreie Zugang» zum Bankkonto erlaubt eine Vielzahl neuer Anwendungen. Sowohl für Banken wie für branchenfremde Drittanbieter. Nebst der Aggregation verschiedener Bankbeziehungen oder dem Auswerten von Anlagedaten sind auch ganz neue Dienstleistungsabläufe denkbar. Beispielsweise bei der Vergabe von Hypotheken könnten Kunden ihre finanziellen Verhältnisse gegenüber der Hypo-Bank offenlegen, indem sie dem Finanzinstitut den Zugang zu ihren Kontoschnittstellen gewährten. An entsprechenden Lösungen arbeiten Banken in der EU. Auflage: 36'290 Argus Ref.: 62764204
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