PSD2 - Katalysator für Europas Banken?

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Datum: 15.08.2016
Ausland - Montag, 15. August 2016 01:07
PSD2 - Katalysator für Europas Banken?
Von: mm/f24.ch
Mit der Einführung der überarbeiteten Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) stellt die EU die Weichen für «Open
Banking» in Europas Bankenmärkten. PSD2 wird Drittanbietern und Fintech-Unternehmen den Zugang zu
Kundendaten und Bankinfrastrukturen erheblich erleichtern. Das stimuliert gleichzeitig die Entwicklung neuer
Geschäftsmodelle und Dienstleistungen. Bereits 88% der Konsumenten nutzen alternative OnlineBezahlsysteme von Drittanbietern – das bietet auch Chancen für Banken.
INFO
PSD (Payment Service Directive, Zahlungsdienstweisung) ist die Zahlungsdienste-Richtlinie, welche 2009 den
einheitlichen rechtlichen Rahmen für Euro-Zahlungen innerhalb der EU und damit auch für einen einheitlichen
Euro-Zahlungsraum (SEPA) geschaffen hat.
Die PSD2 bezeichnet die revidierte Richtlinie in zweiter und erweiterter Auflage – sie definiert zusätzlich die
Marktöffnung für Drittanbieter (TPP) im Zahlungsverkehr.
PSD2 sieht im EU-Raum vor, den Zahlungsverkehr auch für Nicht-Banken (also Drittparteien) zu öffnen, um
Innovationen und den Wettbewerb zu fördern. Gleichzeitig soll der Verbraucherschutz erhöht werden.
Hinter der neuen Richtlinie steht auch die erklärte Absicht, durch neue Anbieter, neue Lösungen und
verstärkten Wettbewerb die Kosten im Zahlungsverkehr generell zu senken und die Sicherheit zu erhöhen.
PSD2 schafft damit neue Spielregeln im Zahlungsverkehr mit Auswirkungen für alle Teilnehmer: für den Markt,
für Konsumenten und vor allem auch für Banken. Letztere werden verpflichtet, via API (Application
Programming Interface), Zugänge bzw. Schnittstellen für Drittparteien zu schaffen (XS2A), damit diese am
Zahlungsverkehr der Banken teilnehmen können.
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Voraussichtlich dürften die Regeln von PSD2 ab 2018 auch in der Schweiz gelten.
Die Einführung der überarbeiteten Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) bis 2018 wird den Druck auf Europas
Banken künftig weiter erhöhen. 88% der Banken erwarten durch die neuen Anforderungen einen
zunehmenden Wettbewerb mit Fintech-Unternehmen und Drittanbietern.
68% befürchten den Verlust der Kundenschnittstelle und ebenso viele gehen davon aus, dass PSD2 die
Position der Banken schwächen wird. Das ergibt die Studie «Catalyst or threat? – The strategic implications of
PSD2 for Europe’s banks» von PwC Strategy&. Für die Studie interviewte Strategy& insgesamt dreissig
führende europäische Banken sowie Fintech-Unternehmen und führte parallel eine Befragung unter tausend
Kunden zu ihrem Zahlungsverhalten durch.
Drittanbieter mischen kräftig mit
Die Befürchtungen der Banken resultieren aus zwei zentralen, neuen Anforderungen der PSD2:
Erstens werden Drittanbieter wie Fintech-Unternehmen, Telekommunikationsanbieter sowie Tech- und
Datenunternehmen künftig in den Regulationskreis miteinbezogen. Damit sind sie offiziell als Teilnehmer auf
dem Zahlungsverkehrsmarkt anerkannt.
Zweitens müssen Banken diesen Drittanbietern Zugang zu Konto- und Zahlungsdaten gewähren und ihnen
die Möglichkeit geben, Zahlungen im Auftrag des Kunden auszuführen – vorausgesetzt die Zustimmung des
Kunden liegt vor.
Dies bietet Drittanbietern die Möglichkeit, Produkte und Services auf Basis der von den Banken
bereitgestellten Daten weiterzuentwickeln. Vor allem Anbieter von digitalen Finanzübersichten (Personal
Financial Management), Zahlungs- Apps oder Vergleichsportalen könnten hiervon profitieren.
Konsumenten setzen auf alternative Bezahlsysteme
88% der befragten Konsumenten nutzen das Angebot von alternativen Online- Bezahlsystemen für OnlineEinkäufe. 82% stimmen voll oder teilweise zu, dass sie diese Zahlungen so sicher und zuverlässig handhaben
können wie ihre Hausbank.
Daniel Diemers, Partner Financial Services bei PwC Strategy& Schweiz, erwartet, dass Drittanbieter ihr
Angebot aufgrund der PSD2 ausweiten werden.
«In einer zunehmend digitalisierten Welt wählen Konsumenten das attraktivste Angebot mit einer einfachen
Bedienung und einer bequemen Bündelung von Produkten und Dienstleistungen.»
Klare Chancen für mutige Banken
Viele Banken begreifen PSD2 bislang vor allem als Compliance-Übung. «Sie sehen sich selbst oft lediglich als
Datenlieferanten und nehmen die über die regulatorischen Anforderungen hinausgehenden Chancen nur
bedingt war», betont Diemers.
Den Handlungsbedarf bezüglich Kundenfokus haben die Banken jedoch erkannt: 76% nennen diesen als TopPriorität für die kommenden Jahre. Erste Kooperationen zwischen Fintech-Startups und Banken zeigen, dass
partnerbasierte Ansätze den gewünschten Kundenfokus sowie Innovation und Wettbewerbsvorteile
ermöglichen können.
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«PSD2 wird ein zusätzlicher Katalysator für Entwicklungen sein, die bereits jetzt beobachtbar sind. In der
Schweiz betrifft dies beispielsweise den hart umkämpften digitalen Zahlungsverkehr, aber auch zunehmend
Online-Investment- Plattformen und Robo-Advisory», schliesst Diemers. Er rät Banken, sich jetzt mit PSD2 –
und insbesondere mit deren strategischen Auswirkungen – zu befassen.
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