Vorschau im BT

Saisonvorschau Moritz Bill
Geduld ist gefragt
Elf Zugänge, acht Abgänge: Beim SC Lyss bricht mit dem heutigen
Saisonstart auswärts gegen Unterseen-Interlaken eine neue Ära an.
Coach Patrick Glanzmann erwartet deshalb, dass anfangs nicht alles
zusammenpasst.
Patrick Glanzmann sagt: «Bei so vielen Wechseln können die Automatismen zum
Saisonstart noch gar nicht greifen.» copyright: anita vozza/bieler tagblatt
von Moritz Bill
Bei der Einschätzung der Konkurrenz sagt Patrick Glanzmann das, was er vor jedem
Saisonstart zu sagen pflegt. Nochmals ausgeglichener als im Vorjahr sei sie, die
Zentralgruppe der 1. Liga. Dasselbe prognostizierte er schon in den beiden Jahren
zuvor, seit er Trainer des SCLyss geworden ist. Unrecht hat er damit nicht. Kein
Team verteilt weiterhin Gratispunkte, so wie dies früher der mittlerweile
abgestiegene EHCBelp getan hat. Und auch der EHCAdelboden gilt seit letzter Saison
wieder als ein ernst zu nehmender Kontrahent.
Bei der Selbsteinschätzung sagt Glanzmann hingegen nicht das, was er vor jedem
Saisonstart zu sagen pflegt. Zwar hat er schon in vergangenen Jahren den Puck
flachgehalten – so wie es sich für einen Coach eben gehört.
Doch heuer klingt die Einordnung des eigenen Teams fast ein wenig demütig. «Wir
müssen Geduld haben. Bei so vielen Wechseln können die Automatismen zum
Saisonstart noch gar nicht greifen.» Unrecht hat er auch damit nicht. Elf Spieler sind
neu in die Garderobe des Seeländer Erstligisten eingezogen. Darunter mehrere
Junioren ohne viel 1.-Liga-Erfahrung. Gleichzeitig haben acht Spieler ihren Spind
letzten Frühling geräumt. Darunter mehrere Routiniers, die jahrelang zum harten
Kern der Mannschaft gehört hatten (siehe auch Infobox).
Ausgeglichene Testbilanz
Die umgekrempelte Equipe muss sich also noch finden. Erste Möglichkeiten dazu
hatte sie in den Testpartien. Aus den Resultaten lassen sich aber nicht wirklich
Schlüsse ziehen. Drei Partien gewannen die Lysser, drei gingen verloren. Manchmal
habe vieles zusammengepasst, manchmal vieles nicht, sagt Glanzmann. Kein
Wunder, nur gerade eine Sturmlinie ist gegenüber der vergangenen Saison
unverändert geblieben. «Zudem kannten viele Spieler mein Spielsystem nicht, das
braucht auch Zeit», sagt Glanzmann, und schiebt nach, dass man im Jahr zuvor mit
deutlich weniger Wechseln dafür kaum Aufwand habe aufbringen müssen.
Trotz allem – mit Ehrfucht blickt der Lyss-Trainer der neuen Spielzeit keineswegs
entgegen. «In dieser Mannschaft steckt viel Qualität. Wir müssen uns einfach noch
‹einarbeiten›. Und das ist ja genau das, was mir an der Arbeit als Trainer Spass
macht.»
Auch wenn der SC Lyss zu Beginn der Saison tatsächlich mehr Mühe als zuletzt haben
sollte – die Playoff-Qualifikation (möglichst mit Heimrecht) ist auch dieses Jahr das
Ziel. Will man nach zweimaligem Scheitern im Halbfinal in Serie nicht mehr, sprich
die Finalteilnahme? Glanzmann: «Klar müssen wir uns hohe Ziele setzen. Aber das
machen die anderen Teams auch. Und wie gesagt, es wird eine enge Saison. Aber
natürlich, am liebsten würde ich das letzte Spiel der Saison gewinnen. Wer möchte
das nicht?»
Neuer Modus
Schon jetzt ist klar, dass die Lysser einen ungewohnten Weg Richtung Playoffs gehen
werden. Der Masterround-Modus wurde auf diese Saison hin abgeschafft.
Stattdessen spielen alle Teams nach der Hin- und Rückrunde eine zusätzliche Runde.
Glanzmann begrüsst die Änderung. «So muss man je nachdem bis zum letzten
Spieltag um die Playoffs oder das Heimrecht kämpfen und ist dementsprechend dann
wirklich parat.»
Bereit dürfte auch der heutige Gegner SCUnterseen-Interlaken sein. Das Team des
neuen Trainerduos Kunz/Allenbach blickt auf eine gute Vorbereitung zurück. Ein
erster Prüfstein also für das Team um den neuen Captain Florin Gerber. Dabei
müssen die Lysser auf Verteidiger Kenneth Graf verzichten, der an einer
Diskushernie leidet und lange Zeit ausfallen wird. Auch Defensiv-Kollege Sascha
Aeschlimann fehlt zum Saisonauftakt. Da er bald wieder aufs Eis zurückkehren
könnte, will Glanzmann Aeschlimanns Verletzung nicht genauer definieren. In einer
solch ausgeglichenen Liga will man schliesslich dem Gegner nicht den kleinsten
Vorteil zugestehen.
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SC Lyss 2016/17
Torhüter:Fabian Zaugg, Sven Salis (Elite EHC Biel).
Verteidiger: Sascha Aeschlimann, Oliver Beer (Assistenzcaptain), Jan Bieri (Elite
EHC Biel), Kenneth Graf, Fabrice Leu (Junioren SC Lyss), Dominic Lüthi (Zuchwil),
Dominique Robert, Robin Schwab.
Stürmer: Marc Balsiger, Bruno Blatter, Marco Dick, Florin Gerber (Captain), Florian
Hagi (Junioren SC Lyss), Eric Hojac (Zuchwil), Christian Joss (Brandis), Jan Krebs,
Fabio Mattioni (Elite HC Lugano), Lukas Rieder (Junioren SC Lyss), Jonas Schmid,
Lennart Siegenthaler, Marco Schlup (Zuchwil), Nicolas Wälti, Robin Weber,
Matthias Von Dach (Zuchwil, Assistenzcaptain).
Trainer:Patrick Glanzmann (Headcoach), Marco Dick (Assistenztrainer).
Abgänge: Adrian Anderegg (Zuchwil), Christoph Eicher (Rücktritt, Assistenztrainer),
Sven Inniger (Brandis), Florian Jöhl (Rücktritt), Jan Junker (MünchenbuchseeMoosseedorf), Nicola Pfeiffer (Rücktritt), Manuel Schaad (Brandis), Michel
Steinegger (Meinisberg), Andrin Vock (Wiki-Münsingen). bil
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Kommentar Moritz Bill
Dass beim SC Lyss nach den vielen Abgängen nicht gleich alles zusammenpassen
wird, steht ausser Frage. Aus dem Titelrennen abschreiben darf man diese
Mannschaft jedoch nicht. Neben jungen sind ebenfalls gestandene 1.-Liga-Spieler zu
den Lyssern gestossen. Allein vier vom einstigen Ligakrösus Zuchwil. Dazu steht mit
Fabian Zaugg der wohl stärkste Goalie der Liga im Tor. Wenn er und die anderen
Leader ihre Rolle gerecht werden, und ihr bestes Hockey spielen, ist der SCL für jede
Mannschaft ein unangenehmer Gegner. Nicht zu unterschätzen ist auch die
Kontinuität an der Bande. Patrick Glanzmann nimmt seine dritte Saison beim SC
Lyss in Angriff. Unter ihm hat die Mannschaft jedes Jahr einen Schritt vorwärts
gemacht. Tut sie dies auch in dieser Saison, wird im kommenden Frühling das Eis in
der Seelandhalle noch nicht abgetaut sein.
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