- ExportManager

ExportManager
Ausgabe 7 | 14. September 2016
www.exportmanager-online.de
Ausgewählte Informationen für Exportverantwortliche
Schwerpunktthema dieser Ausgabe: Südostasien
Singapur blickt nach vorne | Vietnam wächst durch
Handel | Laos zeigt Widerstandskraft | Erfolgsfaktor
Trade-Receivables-Management | Trade-Compliance
im Asien-Export | Technologietransfer in der Exportkontrolle | Neues zum Ersatzteileexport
2 | ExportManager
F
ür die exportstarken Länder Süd­
ostasiens sind der schwache Welt-
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Themen
handel und die geringere Wachstumsdynamik in China konjunkturelle Bremsen, aber auch strukturelle Chancen.
Dem modernen Singapur eröffnet der
technologische Wandel neue Wachstumsfelder. Vietnam und Laos können
sich in der internationalen Arbeits­
teilung neue Märkte erschließen.
Die vorliegende Ausgabe des Export­
Managers stellt außerdem Lösungen
für das Liqiditätsmanagement sowie
Anforderungen an die Compliance im
internationalen Handel vor. Nicht nur
für den Export von Produkten, sondern
Verkaufen
Finanzieren
➤➤ Singapur im Jahr 50 plus 1
Klaus Sander, Director – Head of Representative
Office Singapur, KfW
3
➤➤ Erfolgsfaktor Trade-Receivables-Management Peter Tinney, Produktspezialist Trade Finance,
Deutsche Bank AG
19
➤➤ Vietnam wächst durch internationalen Handel
Dr. Peik Achtert, Country CEO ASEAN,
Commerzbank AG
6
➤➤ Finanzierungslösung für längere Zahlungsziele
Dirk Oliver Haller, Vorstandsvorsitzender,
DFT Deutsche Finetrading AG
21
➤➤ Laos: Wirtschaft zeigt Widerstandskraft
Christoph Witte, Direktor Deutschland,
Credimundi, Member of the Credendo Group
9
➤➤ Getrübte Zahlungserfahrungen deutscher Firmen 12
Erich Hieronimus, Pressesprecher, Coface
auch für den Technologietransfer sowie
die Lieferung von Ersatzteilen müssen
die Regeln der Exportkontrolle beachtet
werden.
Sie erhalten unseren Newsletter jährlich in zehn Ausgaben kostenlos online,
wenn Sie möchten. Gerne stehen wir
Ihnen für weitere Informationen zur
­Verfügung. Nutzen Sie bitte die Regis­
trierungsmöglichkeit und weitere
­Informationen auf unserer Website
www.exportmanager-online.de.
Vernetzen
➤➤ Warmlaufen für den russischen Markt
Gunther Schilling, Leitender Redakteur ­
ExportManager, FRANKFURT BUSINESS MEDIA
15
➤➤ EuroBLECH: Investitionen in neue Technologien Susanne Neuner, PR & Marketing Director,
Mack Brooks Exhibitions
17
Liefern
➤➤ Trade-Compliance im Asien-Export
Kai Schwab, Sales Director Germany,
Amber Road Inc.
23
➤➤ Technologietransfer in der Exportkontrolle
Axel Krause, Rechtsanwalt, Diplom-Finanzwirt (Zoll),
Graf von Westphalen
25
➤➤ Neues zum Ersatzteileexport
PD Dr. Harald Hohmann, Rechtsanwalt,
Hohmann Rechtsanwälte
28
Strategische Partner und Impressum
30
3 | ExportManager | Verkaufen
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Singapur im Jahr 50 plus 1
Der Stadtstaat Singapur feierte 2015 den 50sten Jahrestag seiner Unabhängigkeit. 2015 war aber auch das Jahr, in dem mit Lee
Kuan Yew der Mann verstarb, der Singapur zunächst in die Unabhängigkeit von Großbritannien und 1965 aus der Förderation mit
Malaysia in die Eigenständigkeit führte. Er gestaltete maßgeblich die Entwicklung Singapurs zur heutigen Größe und Wirtschaftsmacht. In jeder Hinsicht also ein einschneidendes Jahr. Wie steht es nun um Singapur „im Jahr 1 danach …“?
© anek_s/iStock/Thinkstock/Getty Images
Der amtierende Premierminister, Lee
Hsien Loong (Lee Kuan Yews Sohn), stellte
jüngst im Rahmen einer Rede anlässlich
des diesjährigen Nationalfeiertages am 9.
August heraus, dass von allen Herausforderungen, mit denen Singapurs Volkswirtschaft in der heutigen Zeit zu kämpfen hat, die entscheidende sei, wie man
der „Disruption“ begegne. In einem sich
schnell ändernden, von technologischem
Wandel und Globalisierung geprägten
Umfeld funktionieren etablierte Modelle
nicht mehr, und neue w
­ erden schnell und
kontinuierlich entwickelt.
Der Hafen hat Singapur Eigenständigkeit und Wohlstand gebracht. Nun lockt die digitale Wirtschaft.
In diesem Zusammenhang führte er als
gut nachvollziehbares Beispiel die Taxigesellschaften Singapurs an. Bis vor kurzem
galt das Taxigeschäft im Stadtstaat als
integraler Bestandteil des sehr gut ausgebauten und funktionierenden Personennahverkehrs. Mit dem Markteintritt von
privaten Mitfahrdiensten wie z.B. „Uber“
oder „Grab a Taxi“, die inzwischen weltweit tätig sind, sehen sich die Taxibetreiber Singapurs massiv den Auswirkungen
neuer, disruptiver Wettbewerbsmodelle
ausgesetzt. Ähnliches gilt auch für den
Klaus Sander
Director – Head of Representative Office Singapur,
KfW IPEX-Bank
[email protected]
Einzelhandel, wo u.a. die großen Shopping Malls auf der Orchard Road (der glamourösen Haupteinkaufsstraße) unter
der anhaltenden Popularität des Onlineshoppings leiden.
„Die hohen Wachstumsraten
der vergangenen Jahrzehnte
können nicht ohne weiteres
­fortgeschrieben werden.“
Premierminister Lee machte in seinen
Ansprachen zum Nationalfeiertag auch
deutlich, dass die hohen Wachstumsraten
der vergangenen Jahrzehnte so nicht
ohne weiteres fortgeschrieben werden
können. Zum einen hat die Volkswirtschaft Singapurs einen hohen Reifegrad
erreicht. Zum anderen leidet Singapur
unter dem eingetrübten Wachstumsszenario der Weltwirtschaft sowie der schwachen Binnennachfrage.
Anfang August wurden die offiziellen
Zahlen für das erwartete Wirtschaftswachstum 2016 (erneut) nach unten revi-
➤
4 | ExportManager | Verkaufen
diert. Man geht nun von 1%–2% Wachstum für das Gesamtjahr aus. Jüngst veröffentlichte Exportzahlen (NODX – Non-Oil
Domestic Exports) zeigen im Juli einen
Rückgang um knapp 11% im Vergleich
zum Vorjahreswert. Unter den Werten für
die zehn wichtigsten Zielmärkte Singapurs war nur der Wert für die EU nicht
rückläufig. Am stärksten betroffen waren
die Exporte nach China (–16,6%), in die
USA (–19,1%) und nach Indonesien
(–22,6%).
Umbruch in den traditionellen
­Branchen
Die Generation um den Staatsgründer
und Strategen Lee Kuan Yew setzte konsequent auf den Auf- und Ausbau jener
Industriesektoren, die stark von der vorteilhaften Lage Singapurs am Eingang der
meistbefahrenen Schifffahrtsroute für
den weltweiten Güterhandel profitierten.
Die sogenannte „Strait of Malacca“ ist
heutzutage auch die zweitwichtigste
Route für den internationalen Handel mit
Öl. Demzufolge entwickelte sich Singapur
in den ersten 50 Jahren seiner Unabhängigkeit zu einem Wirtschaftsstandort von
internationaler Bedeutung, dessen
Erfolgsmodell u.a. auf den wesentlichen
Eckpfeilern Warenumschlag (Hafen, Flughafen), Transport (Fluggesellschaft, Containerschifffahrt), Schiffbau (inkl. Anlagen
für die Öl-&-Gas-Offshoreindustrie) und
Finanzdienstleistungen gründete.
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Andere, in jüngerer Vergangenheit aufstrebende Wirtschaftsstandorte nahmen
sich das „Modell Singapur“ zum Vorbild.
So z.B. das Emirat Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten, das öffentlich
bekundete, das Singapur des Mittleren
Ostens werden zu wollen. In der Tat gibt
es einige Parallelen: So war der „Port of
Singapore“ sicherlich das Vorbild für den
Aufbau des Hafens „Jebel Ali“ in Dubai.
Das Emirat ist heute einer der größten
Betreiber von Containerhäfen weltweit.
„Emirates (Airlines)“ eine „Blaupause“ von
„Singapore Airlines“, das Bankenzentrum
Singapur als Vorgabe für die Entwicklung
des „Dubai International Financial Centre
(DIFC)“: Die Liste ließe sich fortsetzen.
Allerdings stecken gerade die Industriesektoren, die entscheidend zur „Erfolgsstory Singapur“ beitrugen, seit geraumer
Zeit in Schwierigkeiten. Die staatliche
Investmentgesellschaft „Temasek Holdings“ hat zum Beispiel Ende 2015 ihren
Mehrheitsanteil an der „Neptune Orient
Lines (NOL)“, einem „Eigengewächs“ Singapurs, an die französische CMA CGM verkauft. Einst einer der fünf größten Containerschiffbetreiber weltweit, war man
nach eigenen Aussagen nicht in der Lage,
den Kostenblock schnell genug zu senken. In einer Branche, deren Dienstleistungen zunehmend standardisiert wurden, bedeutete dies für NOL, dass das
Unternehmen letztendlich nicht mehr
wettbewerbsfähig war und in der Phase
des Abschwungs der vergangenen Jahre
um die Existenz kämpfen musste.
Ein weiteres Beispiel für eine Branche, die
momentan vor großen Herausforderungen steht, ist der Schiffbau inklusive Anlagenbau für die Öl-&-Gas-Offshoreindustrie. Diese Branche steht in Singapur für
circa 19% aller industriellen Arbeitsplätze
und mit „Keppel Corp.“ und „Sembcorp
Marine Ltd.“ sind hier die beiden größten
Anlagenbauer für die Öl-&-Gas-Offshoreindustrie angesiedelt. Der starke Rückgang der Ölpreise in Verbindung mit den
weltweit rückläufigen Investitionen in
diesem Segment sowie der enorme Wettbewerb und Kostendruck sind die Hauptursachen der aktuellen Branchenkrise.
Jüngstes Opfer ist die „Swiber Holdings
Ltd“: einst ein Vorzeigeunternehmen, das
nun im Juli Schritte zur Liquidation eingeleitet hat und damit eine regelrechte
„Schockwelle“ in Singapur auslöste – insbesondere unter den lokalen, aber auch
den internationalen Banken, die insgesamt ein vergleichsweise hohes Kreditengagement mit Öl-&-Gas-Dienstleistern in
Singapur verzeichnen.
Haushaltspolitische
Maßnahmen
Angesichts dieser Bedingungen ist es
nicht erstaunlich, dass die Regierung die
Zusammenfassung des Budgets 2016 auf
ihrer Website mit der folgenden Parole
einleitet: „Es geht um Innovation und
darum, den kommenden Sturm zu überstehen“. Die Kernpunkte des Haushalts
zielen entsprechend darauf ab, Unterneh-
men unmittelbare Entlastungen zu
gewähren (u.a. fiskalpolitische „Stimuluspakete“, Steuererleichterungen für KMUs,
Zuschüsse zu Gehältern bei Einstellung
älterer Arbeitnehmer) und die längerfristige Transformation der Wirtschaft zu
unterstützen (u.a. Förderung von Innovation und Automation durch Zuschüsse zu
F&E- und Projektkosten, Schaffung der
notwendigen Infrastruktur in Form eines
Industrieparks, Aus- und Weiterbildungsprogramme).
Ausbau der Infrastruktur
Ein ganz wesentlicher Wettbewerbsvorteil Singapurs als attraktiver Investitionsstandort und Firmensitz mit „Regional
Hub“-Funktion ist seine exzellente Infrastruktur. Und die wird weiter konsequent
ausgebaut. Zum einen hilft die Auftragsvergabe bei der Ankurbelung der Wirtschaft. Zum anderen sichert Singapur
damit seine Anziehungskraft als führendes Wirtschaftszentrum Südostasiens
auch für die Zeit nach der Krise und den
folgenden Aufschwung. Aktuelle (alle aus
Juli/August 2016) Beispiele sind:
➤➤ Flughafenausbau des internationalen
Drehkreuzes „Changi Airport“: Auftragsvergabe (1,1 Mrd SGD) im Zusammenhang mit der Erweiterung und
Operationalisierung des Landebahnsystems.
➤➤ Unterzeichnung einer Absichtserklärung der Premierminister von Singa-
➤
5 | ExportManager | Verkaufen
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Anzeige
➤➤ Die „Urban Redevelopment Authority“
(URA) hat den Bau eines zweiten „Central Business District“ (CBD) in Jurong
(im Westen Singapurs) angekündigt.
Das Herzstück des sogenannten
„Jurong Lake District“ (JLD) soll das
Terminal der KL-Singapore High Speed
Rail (HSR) werden. Das gesamte
Gelände umfasst ca. 360 ha und wird
in drei Bezirke aufgeteilt sein, die u.a.
hochwertige Büro- und Wohngebäude
sowie diverse Business-Park-Cluster
beheimaten werden.
➤➤ Im Rahmen der Konferenz „Singapore
International Water Week (SIWW)
2016“ wurde bekanntgegeben, dass
Singapur demnächst Projekte in den
Bereichen Wasser, Abwasser und
Abfallentsorgung im Umfang von ca.
9,5 Mrd SGD ausschreiben wird. So
wird z.B. erwartet, dass die nationale
Wasserbehörde „Public Utilities Board“
(PUB) ab dem dritten Quartal 2016 mit
der Ausschreibung umfangreicher
Aufträge im Zusammenhang mit der
zweiten Phase des „Deep Tunnel
Sewage Systems“ beginnt. Dieses Projekt allein soll ca. 6,5 Mrd SGD kosten;
die Fertigstellung ist für 2025 geplant.
Alle
3 Minuten
Ausblick
geht in Europa
ein Unternehmen
in die Insolvenz
Singapurs Wirtschaft geht momentan
sicherlich durch eine schwierige Phase
und muss sich wesentlichen Herausforderungen stellen. Diese sind jedoch nicht
unüberwindbar, und der Stadtstaat investiert weiterhin konsequent in einen
Hauptwachstumstreiber langfristigen
Wachstums – die Infrastruktur.
Die insgesamt höchst umfangreichen Projekte erfordern in vielen Fällen den Einsatz internationaler Spitzentechnologie
und Dienstleister. Dies sollte über die
kommenden Jahre Geschäftsmöglichkeiten für deutsche und europäische Unternehmen aus diversen Branchen eröffnen.
Die KfW IPEX-Bank begleitet Exporteure
und Besteller bereits seit Jahrzehnten bei
dieser Art von Finanzierungen in Südostasien und weltweit. Das Spektrum der
arrangierten, strukturierten und finanzierten Kredite umfasst klassische Handelsfinanzierungen, ECA-gedeckte Bestellerkredite, aber auch maßgeschneiderte
komplexe Multi-Sourcing-Strukturen und
Shopping-Lines.
➤
pur und Malaysia, eine Hochgeschwindigkeitszugverbindung zwischen
Kuala Lumpur und Singapur zu bauen.
Ende dieses Jahres sollen rechtlich
verbindliche Verträge unterschrieben
und die internationalen Ausschreibungsverfahren angestoßen werden.
Das sogenannte „KL-Singapore High
Speed Rail (HSR) Project“ (350 km
Schiene, sechs Zwischenbahnhöfe,
Fahrzeitverkürzung auf 90 Minuten
von aktuell ca. 5 Stunden) soll
geschätzt ca. 12 Mrd USD kosten; die
Inbetriebnahme ist für 2026 geplant.
Modula Export –
abgesichert ins Ausland
Stellen Sie Ihre internationale Tätigkeit
auf eine sichere Grundlage.
Die Forderungsausfall-Versicherung
Modula Export von Atradius bietet Ihnen
die passende Lösung.
www.atradius.de
Besuchen Sie uns auf dem Deutschen
Exporttag am 28. November 2016 in Frankfurt
Wirtschaftliche
Absicherung Ihrer
Forderungen in mehr
als 190 Ländern
Politische Risikodeckung
bis zu 95%
Ein Ansprechpartner
koordiniert Ihre weltweiten B2B Inkassofälle
mit unseren lokalen
Büros vor Ort
6 | ExportManager | Verkaufen
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Vietnam wächst durch internationalen Handel
Dr. Peik Achtert
Country CEO ASEAN,
Commerzbank AG
Für Vietnams Wirtschaft war 2015 erneut ein gutes Jahr: Das Wirtschaftswachstum erreichte fast 7%, die Inflationsrate lag
zum Jahresende unter 2% und erreichte damit einen historischen Tiefstand. Außerdem wurden gleich vier Freihandelsabkommen
auf den Weg gebracht. Fakten, die aufhorchen lassen und das Interesse wecken, einen genaueren Blick auf das Land in Fernost
zu werfen.
Das vietnamesische Wirtschafts­
wunder begann vor 30 Jahren
Die Erfolgsgeschichte begann 1986 mit
der von Hanoi eingeleiteten Reformkampagne Doi Moi zur wirtschaftlichen Öffnung des Landes. Die kommunistische
Führung hat sich an einigen Kapiteln aus
der Reformagenda Pekings orientiert und
© Chalabala/iStock/Thinkstock/Getty Images
Kaum ein anderes Land hat in den vergangenen Jahren so von der Verlagerung der
Lieferketten aus China in andere asiatische Länder profitiert wie Vietnam. Für
zahlreiche Produkte der Leichtindustrie
hat sich das südostasiatische Land längst
als attraktive Alternative zum Reich der
Mitte etabliert. Vor allem Firmen aus
Japan, Südkorea und Taiwan lassen hier
Bekleidung nähen oder Elektronik zusammensetzen. Vietnam ist im weltweiten
Vergleich bereits drittgrößter Exporteur
von Schuhen und viertgrößter von Bekleidung. Nur China liefert mehr Handys und
Smartphones in die Welt als Vietnam – insbesondere aufgrund der Milliardeninvestitionen von Samsung in Vietnam als Produktionsstandort.
peik.achtert@
commerzbank.com
Vietnam wächst! Wer die Früchte ernten will, sollte die Besonderheiten des Landes im Auge behalten.
sich für ausländische Investitionen geöffnet, obwohl die Staatswirtschaft weiter
eine wichtige Rolle spielt. In den darauffolgenden zweieinhalb Jahrzehnten hat
das Land einen fulminanten wirtschaftlichen Aufschwung mit Wachstumsraten
von zumeist 7%–8% erlebt. Von der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09 erholte
sich Vietnam vergleichsweise schnell.
Über 8% Exportwachstum
Der vietnamesische Außenhandel wächst
weiterhin expansiv – getrieben vor allem
durch die Produktion ausländischer
Unternehmen in Vietnam. Der Wert der
Exporte belief sich 2015 auf 162,4 Mrd
USD, ein Plus von 8,1% gegenüber dem
Vorjahr.
Die wichtigsten Außenhandelspartner
sind China, die anderen ASEAN-Staaten
(Laos, Kambodscha, Thailand, Indonesien,
Malaysia, Singapur, die Philippinen, Brunei und Myanmar), die USA, die Europäische Union (EU), Südkorea und Japan. Im
Vergleich zum Vorjahr haben die USA
(41,5 Mrd USD) dabei die EU (41,4 Mrd
USD) in der Rangfolge der Handelspartner
auf Platz 4 verdrängt. Dominierende
Exportgüter sind weiterhin Mobiltelefone
und Ersatzteile (30,6 Mrd USD), Textilien
und Bekleidung (22,6 Mrd USD), Schuhe
(12 Mrd USD), Computer und Teile (15,8
Mrd USD) sowie Maschinen und Ersatzteile (8,2 Mrd USD).
China bleibt wichtigstes Lieferland –
trotz Spannungen
Die vietnamesischen Importe stiegen
2015 um 12% auf 165,6 Mrd USD. Die
größte Rolle spielen dabei Maschinen und
Anlagen (27,6 Mrd USD), Elektronikartikel
und Teile (23,3 Mrd USD), Mobiltelefone
und Teile (10,6 Mrd USD), Stoffe (10,2 Mrd
USD) sowie Eisen und Stahl (7,3 Mrd USD).
Größter Importpartner bleibt mit 49,3
➤
Mrd USD, trotz politischer Spannungen,
weiterhin China.
Deutsch-vietnamesischer Handel
legt mit 14% kräftig zu
Deutschland ist innerhalb der EU der
größte Handelspartner Vietnams. 2015
betrug das Außenhandelsvolumen der
beiden Länder nach der vietnamesischen
Statistik 8,9 Mrd USD – 14% mehr als 2014
(7,8 Mrd USD). Die Exporte aus Vietnam
nach Deutschland stiegen um 10% auf 5,7
Mrd USD (2014: 5,18 Mrd USD). Die wichtigsten vietnamesischen Exportprodukte
nach Deutschland sind Schuhe, Textilien,
landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Kaffee und Pfeffer, Meeresfrüchte und mittlerweile auch Elektronikartikel sowie
Möbel.
Außenhandelsabkommen
sorgen für neue Impulse
Im Verlauf des Jahres 2015 hat das viet­
namesische Ministerium für Industrie
und Handel vier Freihandelsabkommen
erfolgreich abgeschlossen: mit der Kau­
kasischen Zollunion (März 2015), mit Südkorea (Mai 2015), mit der multilateralen
Pazifik-Freihandelszone „Trans-Pacific
Partnership“ (Oktober 2015) und mit der
Europäischen Union (Dezember 2015).
Für das größte Aufsehen hat der Abschluss
der Transpazifischen Partnerschaft gesorgt. Das zwischen den USA und elf
­Pazifikanrainern – ohne China – in den
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Grundzügen vereinbarte Abkommen soll
die zollbegünstigte Lieferung in diese
Länder ermöglichen. Vietnam weist dabei
von allen Mitgliedern die niedrigsten
Lohnkosten auf.
Deutsche Direktinvestitionen
­stocken
Ausländische Unternehmen haben 2015
mit 22,8 Mrd USD rund 12,5% mehr als im
Vorjahr in Vietnam investiert. Die Dynamik setzte sich auch zum Jahresanfang
2016 fort. Rund drei Viertel des ausländischen Kapitals fließen in das verarbeitende Gewerbe. In Dienstleistungen und
Wissenschaft wurden hingegen weniger
als 5% angelegt. Die größten Ursprungsländer für ausländische Direktinvestitionen bleiben Japan mit fast einem Drittel,
Südkorea insbesondere mit Großinvestitionen von Samsung und Taiwan mit seiner
Textilindustrie sowie den Elektronikauftragsfertigern.
Deutsche Unternehmen dagegen hielten
sich zuletzt auffallend zurück: Zwar produzieren beispielsweise Bosch und Schäffler in Dong Nai, Daimler montiert Limousinen und Lkw in Ho-Chi-Minh-Stadt.
Doch insgesamt wurden 2015 von deutschen Investoren nach vietnamesischen
Angaben lediglich 74,3 Mio USD investiert, ein Rückgang um mehr als die Hälfte
im Jahresvergleich. Damit kam Deutschland lediglich auf Rang 24 der ausländischen Investoren, nachdem es im Vorjahr
noch Rang 15 belegt hatte. Gleichwohl ist
das Potential vorhanden, u.a. in der Produktion von Bekleidung und Kfz-Teilen,
aber auch im Maschinenbau und der Bauwirtschaft. Daneben wird der Umweltund Energiesektor inklusive erneuerbarer
Energien immer interessanter für deutsche Firmen. Die Voraussetzungen sind
gut: Kein Land in Südostasien hat historisch so enge Beziehungen zu Deutschland wie Vietnam, insbesondere zu den
ostdeutschen Bundesländern. Hintergrund ist die intensive Zusammenarbeit
der ehemaligen DDR mit Vietnam – so
wurden z.B. viele Kaffeeplantagen mit
Unterstützung der DDR angelegt.
Viel Licht und ein wenig Schatten
Vietnam hat 2009 die Grenze von 1.000
USD Jahreseinkommen pro Kopf überschritten und ist seitdem ein „Middle
Income Country“. 2015 betrug das Bruttoinlandsprodukt 196 Mrd USD, und das
Pro-Kopf-Einkommen erreichte 2.230
USD. Dazu bietet das Land stabile Investitionsbedingungen, die Bevölkerung von
92 Millionen Einwohnern ist im Schnitt 29
Jahre jung und gilt als fleißig. Zusätzlich
schlagen Lohnkosten zurzeit nur mit etwa
einem Drittel des chinesischen Niveaus zu
Buche. Die öffentliche Hand hat darüber
hinaus zahlreiche Industrieparks aufgebaut und die Logistikinfrastruktur in den
vergangenen Jahren deutlich verbessert.
Strukturelle Schwächen für ein florierendes Vietnam-Geschäft bleiben allerdings
Korruption und ein nicht immer verlässliches Rechtssystem.
Viel Zukunftspotential
Der dynamische vietnamesische Markt
bietet deutschen Unternehmen große
Chancen im Im- und Exportgeschäft – einschließlich des Zugangs zu Ostasien, das
nach Ansicht von Ökonomen eine der
dynamischsten Wirtschaftsregionen der
Welt bleiben wird.
Lokales Know-how
Trotz seiner rasanten Entwicklung steht
außer Frage, dass Vietnam derzeit noch
ein klassisches Schwellenland ist und
folglich für an Handelsgeschäften interessierte Unternehmen weiterhin die eine
oder andere Herausforderung bereithält.
Wichtig bleibt es daher, sich vor einem
Geschäft umfassend beraten zu lassen.
Entscheidend ist dabei vor allem lokales
Know-how, wie es beispielsweise die
Commerzbank mit ihrer Repräsentanz in
Ho-Chi-Minh-Stadt bereitstellt. Außerdem hat sie kürzlich mit zwei führenden
vietnamesischen Banken eine Zusammenarbeit im Firmenkundengeschäft vereinbart – der Techcombank und der VietinBank. Ab sofort können deutsche
Unternehmen die Produkte und Services
beider Institute nutzen. Firmen, die in
anderen südostasiatischen Ländern
geschäftlich aktiv sind, bietet die Commerzbank in ihrer Filiale in Singapur
umfassende Beratungsangebote und
Finanzierungsprodukte.
➤
7 | ExportManager | Verkaufen
8 | ExportManager | Verkaufen
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Anzeige
Zollforum Baden-Württemberg
Programm
Es gibt für Exportmanager Termine im Jahr, die sie im Interesse
ihres Unternehmens und für die eigene Karriereentwicklung
nicht versäumen sollten. Das Zollforum Baden-Württemberg ist
zweifellos so ein Datum, weil es für ein Update des Exportwissens
besonders wertvoll ist.
09:15 Uhr
Registratur und Ankommen:
Networking bei Butterbrezeln
12:45 Uhr
10:00 Uhr
Begrüßung und Einführung
Tassilo Zywietz,
Geschäftsführer,
IHK-Exportakademie GmbH
Exportkontrolle
Nun braucht man den Exportmanagern in exportaktiven Unternehmen kaum die Notwendigkeit für aktuelles und gesichertes
Wissen im Auslandsgeschäft zu vermitteln. In der betrieblichen
Realität erschweren allerdings oft Termindruck und großes Arbeitspensum die regelmäßige und systematische Weiterbildung.
Genau für diese Situation stellt das Zollforum Baden-Württemberg
das passende Angebot dar: mit ausgewiesenen Experten im Referententeam, fachlich kompetent konzipiert, kompakt im Veranstaltungsformat, zeitökonomisch strukturiert und organisiert.
Einladung
Zollforum Baden-Württemberg
Gastkongress im Rahmen der
„GlobalConnect“
Donnerstag, 27. Oktober 2016
Stuttgart
Die zwölf Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg
stehen mit ihrer gemeinsamen IHK-Exportakademie für Verlässlichkeit und hohe Qualität des Zollforums Baden-Württemberg.
Auf dem Programm stehen dieses Mal unter anderem aktuelle
Entwicklungen im Zollrecht insbesondere der neue Unionszollkodex, das Management von Ursprungsnachweisen (Präferenzen),
die Exportkontrolle und die Betriebsprüfung - jeweils mit einem
Fokus auf der betrieblichen Umsetzung.
Export Business vs. Embargo
Compliance: Regulatorische und
vertragliche Herausforderungen!
Dr. Philip Haellmigk, LL.M.,
Rechtsanwalt (Deutschland)
Solicitor (England & Wales)
Licencie en Droit (France),
Kanzlei HAELLMIGK
Zollrecht aktuell: Der Unionszollkodex
10:15 Uhr
Update: Der Unionszollkodex (UZK) ein halbes Jahr nach Inkrafttreten
Felix Wemmer,
Sachgebiet Abgabenerhebung,
Hauptzollamt Stuttgart
14:45 Uhr
Best Practice: Compliance in
Unternehmen
Thomas Stühle,
Head of Customs & Foreign Trade,
Karl Simon GmbH & Co. KG
10:30 Uhr
Der UZK aus Sicht der Wirtschaft
Marc Bauer,
Leiter Internationaler Warenverkehr,
IHK Region Stuttgart
15:15 Uhr
Kaffeepause
15:45 Uhr
US-(Re-)Exportkontrolle: Auswirkungen auf die Unternehmen
Dr. Ulrike Jasper,
Juristin Bereich
Außenwirtschaftsrecht,
AEB GmbH
10:45 Uhr
11:15 Uhr
Veranstalter & Anmeldung
Teilnahmeentgelt:
270,00 € zzgl. MwSt.
Mittagspause mit Networking
13:45 Uhr
Birgit Berger,
Regierungsdirektorin,
Hauptzollamt Stuttgart
Wissen wie. Weltweit.
Die IHK-Exportakademie GmbH
IHK-Exportakademie GmbH
Frau Carolin Hildinger
Telefon 0711 2005-1443
[email protected]
www.ihk-exportakademie.de
-Änderungen vorbehalten-
Änderungen bestehender
Bewilligungen von vereinfachten
Verfahren; Gesamtsicherheit Ausblick
Felix Wemmer,
Sachgebiet Abgabenerhebung,
Betriebsprüfung Außenwirtschaft
Hauptzollamt Stuttgart
16:15 Uhr Prüfungsablauf der
Diskussionsrunde zum UZK mit
Betriebsprüfung
Vertretern der Zollverwaltung
Ewald Plum,
Moderation: Marc Bauer,
Leiter Zoll und Außenwirtschaft,
Leiter Internationaler Warenverkehr,
Associate Partner,
IHK Region Stuttgart
Rödl & Partner
Management von Ursprungsnachweisen
11:30 Uhr
Made in Germany: Ursprungskennzeichnung in Drittländern
Kolja Mendel,
Geschäftsführender Gesellschafter,
Mendel Verlag GmbH & Co. KG
12:00 Uhr
Best Practice: Umgang im Betrieb
Markus Saile,
Leitung Zoll und Außenhandel,
Ensinger GmbH
16:30 Uhr
Abschlussdiskussion mit
Vertretern der Zollverwaltung
Moderation: Marc Bauer,
Leiter Internationaler Warenverkehr,
IHK Region Stuttgart
9 | ExportManager | Verkaufen
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Laos: Wirtschaft zeigt Widerstandskraft
Christoph Witte
Direktor Deutschland,
Credimundi, Member of the
Credendo Group
Laos ist als Binnenland ohne Zugang zum Meer geographisch gegenüber seinen Nachbarn im Nachteil. Doch die natürliche
­Energiequelle Wasserkraft, der enge Austausch mit China und die politische Stabilität bilden die Grundlage für eine hohe Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit der laotischen Wirtschaft. Ein Schwachpunkt ist die hohe Auslandsverschuldung, die jedoch in
­ertragreiche Projekte fließt. Daher dürfte sich auch die finanzielle Situation des Landes in den kommenden Jahren verbessern.
© fightbegin/iStock/Thinkstock/Getty Images
[email protected]
Dank seiner Staudämme verfügt Laos über große Kapazitäten zur Energiegewinnung aus Wasserkraft.
Im vergangenen Jahrzehnt wies Laos mit
durchschnittlich 7,8% das robusteste
Wirtschaftswachstum Asiens auf. Dank
wichtiger Investitionen in die Energiegewinnung aus Wasserkraft und relativ
diversifizierter Exporte, die von Elektrizität und Bergbau bis hin zu einer rasch
wachsenden Tourismusindustrie reichen,
setzt sich dieser Trend Prognosen zufolge
in den kommenden Jahren fort (+7,4%).
Da nahezu 30% der laotischen Gesamt-
ausfuhren auf den Export von Kupfer und
Energie aus Wasserkraft entfallen, ist die
Wirtschaft leicht anfällig für niedrigere
Kupferpreise, den Konjunkturabschwung
in China, sowie für etwaige geringere
Direktinvestitionen in einem Klima zunehmender globaler Risikoaversion. Dieses
moderate Risiko spiegelt sich in einem
anhaltenden, hohen (jedoch zurückgehenden) Leistungsbilanzdefizit wider
(50% der Exporterlöse von 2015), das auf
hohe Importe aufgrund von Wasserkraftprojekten und den fehlenden Meereszugang des Landes zurückzuführen ist.
Investitionen in Wasserkraftwerke
Dennoch dürfte die kleine laotische Volkswirtschaft weiterhin vergleichsweise
hohe ausländische Direktinvestitionen in
Wasserkraftwerke erhalten, da sich das
Land zur „Batterie Südostasiens“ entwi-
ckeln möchte. Tatsächlich verfügt Laos
über eine ideale Lage in der MekongRegion zwischen den Nachbarländern
Thailand, Vietnam und China, in die es
Strom exportiert (in Höhe von 10% der
gesamten Exporterlöse). Trotz des nachlassenden Wachstums in China gibt es in
der Region einen stetig wachsenden
Strombedarf, zu dessen Deckung Laos
dank neuer Wasserkraftwerke, die in diesem Jahr in Betrieb gehen oder künftig
noch geplant werden, beitragen kann.
Daher wird erwartet, dass die höheren
Stromexporte, insbesondere nach Thailand, das Leistungsbilanzdefizit bis 2020
schrittweise auf etwa 30% senken. Weitere Wasserkraftprojekte, der Bau einer
grenzüberschreitenden Eisenbahninfrastruktur sowie eine starke Entwicklung
von Immobiliensektor und Tourismus
dürften sich in den kommenden Jahren
als Wachstumsmotoren erweisen und die
unter Umständen dauerhaft niedrigeren
Kupferpreise ausgleichen.
Laos zählt zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Staaten Südostasiens.
➤
10 | ExportManager | Verkaufen
Die Regierung versucht, die laotische
Bevölkerung stärker in der Industrie zu
beschäftigen, da ein Großteil der Menschen in der Subsistenzlandwirtschaft
tätig ist. Das schwierige globale Umfeld
zwingt die Regierung zudem, ihre Politik
der Haushaltskonsolidierung zu lockern.
Die derzeitige Lage erfordert weitere
Fortschritte bei der Entwicklung der Energie- und Transportinfrastruktur sowie die
Umsetzung wichtiger Strukturreformen
zur dauerhaften Gewährleistung des
Wachstums und zur Reduzierung der
Armut. Vor diesem Hintergrund dürfte
das chronische Haushaltsdefizit in diesem
Jahr auf 4% des BIP anwachsen.
In der Folge wird die Staatsverschuldung
bis 2020 schrittweise auf ein geschätztes
Niveau von 70% des BIP steigen (von 60%
im Jahr 2013). Die langsame Verschlechterung des schwachen laotischen Staatshaushalts erfolgt in einem Kontext beispiellos niedriger Inflation, die auf niedrigere Lebensmittel- und Kraftstoffpreise
sowie die Anbindung des Kip an einen
starken US-Dollar zurückzuführen ist.
Die Wirtschaft bleibt nach wie vor hinter
der anderer kommunistischer Staaten Asiens wie China und Vietnam zurück, und
der Wandel ist noch nicht vollständig vollzogen. Dies spiegelt sich wider in dominierenden Staatsunternehmen, aber auch
in hoher Korruption und den typischen
Problemen eines Einparteienregimes, wie
mangelnder Transparenz, willkürlichen
Regeln und einer politisierten Judikative.
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Dennoch hat Laos seit Mitte der 80er
Jahre im Rahmen der wirtschaftlichen
Integration der ASEAN-Staaten Fortschritte bei der Umsetzung von Reformen
erzielt, die dem Land 2013 den Beitritt zur
WTO ermöglichten. Es wird erwartet, dass
eine fortschreitende Integration inländische Unternehmen auf eine stärkere Konkurrenz innerhalb der neu gegründeten
Asean Economic Community vorbereiten
wird. Der Finanzsektor weist eine graduelle Entwicklung auf, und der Zugang zu
Kapitalmärkten erweitert sich langsam.
Der staatlich dominierte Bankensektor
sieht sich dennoch mit einer steigenden
Zahl notleidender Kredite im Infrastrukturbereich konfrontiert, nachdem die Kreditvergabe jahrelang stark gewachsen,
inzwischen allerdings auf eine Jahresrate
von ca. 20% zurückgegangen ist. Er bedarf
daher gründlicher Überwachung.
IST DIE AUFSTELLUNG DER
MANNSCHAFT ENTSCHEIDEND.
IN EINER WELT IM WANDEL
Auslandsverschuldung belastet
Als deutliche Schwäche ist zu verzeichnen, dass Laos zur Finanzierung seiner
Entwicklung von Auslandskrediten abhängig ist, in zunehmendem Maße aus
einzelnen Quellen wie z. B. China. Gleichwohl dürfte die Schuldenlastquote (Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den
Exporteinnahmen), die derzeit über 190%
liegt, in den Jahren nach 2020 sukzessive
auf weniger als 150% reduziert werden.
Ein Großteil der staatlichen Auslandsschulden, die über die Hälfte der gesamten Auslandsverschuldung ausmachen,
steht mit Investitionen in Wasserkraft in
BNP PARIBAS – 13 VERNETZTE GESELLSCHAFTEN IN DEUTSCHLAND
Mit unserer nationalen Aufstellung aus 5.000 Spezialisten
an 19 Standorten und einem starken internationalen Netzwerk finden wir auch für Sie die individuell beste Lösung.
www.bnpparibas.de
Anzeige
➤
11 | ExportManager | Verkaufen
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Anzeige
TIO N
AM
A★ N
★★★★★ E
M
★
★
R
ZA
NI
★
R
PR
G
A
E
ON★ ★ ★ ★G
★
★
TI★ ★ ★
OFIT OR
the german american
trade association
risk management Usa
ExEcutivE ManagMEnt
MEEtings
20.10.2016 in new york
10.11.2016 in münchen
www.american-trade.org
Weitere Länderberichte und aktuelle
­Risikobewertungen von Credimundi
finden Sie unter www.credimundi.de.
➤
Die anhaltende politische Stabilität unter
der Herrschaft der kommunistischen Einheitspartei LPRP kommt Laos sehr zugute.
Da es keinerlei organisierte Opposition
Die stabile innenpolitische Situation geht
einher mit den guten Beziehungen zu den
Nachbarstaaten, insbesondere zum traditionellen Partner und größten Investor
China. Da die enorme Dominanz Chinas
zunehmend antichinesische Stimmungen
und soziale Spannungen unter der laotischen Bevölkerung schürt, beabsichtigt
die neue politische Führung, den Schwerpunkt der Wirtschafts- und Außenpolitik
leicht zu verlagern. Trotzdem dürfte China
weiterhin bedeutender Einfluss zukommen, da es beträchtliche Investitionen in
Wasserkraft, Bergbau und Transport tätigt
und als zuverlässiger Geldgeber auftritt.
FO
Auch das Nichtzahlungsrisiko im Zusammenhang mit einer auf Fremdwährung
lautenden Staatsverschuldung wird durch
ausgesprochen günstige Finanzierungskonditionen und einen stabilen Wechselkurs eingedämmt. Die externe Liquidität
des Landes verbessert sich langsam: Die
Währungsreserven befinden sich, absolut
gesehen, auf Rekordniveau und decken
damit in den kommenden Jahren den
Schuldendienst ab. Obwohl sie seit 2012
aufgrund der erhöhten investitionsbedingten Einfuhren weniger als sechs
Wochenimporte abdecken, wird das
Risiko externen Drucks vom hohen Dollarisierungsgrad der Wirtschaft sowie von
kräftigen Zuflüssen ausländischer Direktinvestitionen eingedämmt. Daher stuft
die Credendo Group Laos hinsichtlich des
kurzfristigen politischen Risikos in Kategorie 6 von 7 ein.
N T
CA ★ ★ ★ ★R★A★ D
RI★ ★ ★
A NOT
„Die stabile innenpolitische
Situation geht einher mit den
guten Beziehungen zu den
­Nachbarstaaten.“
gibt, sind politische Proteste trotz des
repressiven und intransparenten Regimes
der alles dominierenden LPRP eine Seltenheit. Die größten Risiken für die politische Zukunft stehen in unmittelbarem
Zusammenhang mit den Folgen des graduellen Wandels der laotischen Wirtschaft
von einem landwirtschaftlich geprägten
hin zu einem industriebasierten Modell.
So nehmen soziale Unruhen und Umweltprobleme zu, und trotz der bisher recht
erfolgreichen Anstrengungen bei der
Armutsbekämpfung verschärft sich auch
die Ungleichheit. Diese Risiken sind
jedoch beherrschbar und stellen keine
größere Gefährdung für die Legitimität
der LPRP dar.
ASSOCI
E★ ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★A
Verbindung. Folglich werden diese
Beträge nach Beendigung der Projekte bis
zu einem gewissen Grad durch Energieeinnahmen zurückgezahlt.
12 | ExportManager | Verkaufen
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Getrübte Zahlungserfahrungen deutscher Firmen
Für 83,7% der Unternehmen in Deutschland sind Zahlungsverzögerungen ihrer Kunden Alltag, trotz der guten Konjunkturlage
der deutschen Wirtschaft. Das ist das Ergebnis einer neuen Befragung des Kreditversicherers Coface zum Zahlungsverhalten im
Geschäft zwischen Unternehmen (B2B). Damit liegt der Anteil sogar über demjenigen in China (rund 80%). An der Umfrage in
Deutschland haben sich im Befragungszeitraum Juni 2016 insgesamt 850 Unternehmen beteiligt.
© Wavebreakmedia Ltd/iStock/Thinkstock/Getty Images
„Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der
Umfang der Außenstände tendenziell
leicht verringert“, erklärt Dr. Mario Jung,
Economist für Nordeuropa bei Coface und
Autor der Studie. Denn rund 20% der
befragten Unternehmen berichten von
geringeren Außenständen, während
16,9% einen Anstieg vermerken. Über
60% sehen keine Veränderung in ihren
Außenständen.
Unter den exportorientierten Unternehmen fällt das Bild etwas gemischter, aber
dennoch tendenziell positiv aus. Dort
sehen gut 24% eine Verringerung ihrer
Außenstände. Dem steht allerdings ein
deutlich höherer Anteil – im Vergleich
zum Durchschnittswert von 16,9% – von
23,3% mit gestiegenen Außenständen
gegenüber.
Zahlungsverzögerungen führen viele Unternehmen auf finanzielle Schwierigkeiten ihrer Kunden zurück.
Gemischtes Bild bei Branchen
Warten aufs Geld ist Alltag
Der Anteil der Unternehmen, die Zahlungsverzögerungen erleiden müssen,
schwankt über die 13 betrachteten Branchen hinweg um rund 10 Prozentpunkte
um den Durchschnitt. Am stärksten
In der deutschen Unternehmenslandschaft sind Zahlungsverzögerungen ausgeprägter bei Unternehmen, die vorran-
gig vom Exportgeschäft abhängig sind.
Sie verbuchen zu fast 90% Verzögerungen, bei den auf den deutschen Markt
konzentrierten Unternehmen sind es
82,8%.
Erich Hieronimus
Pressesprecher, Coface
[email protected]
betroffen von Zahlungsverzögerungen ist
mit deutlichem Abstand der Bereich Textil/Leder/Bekleidung mit einem Anteil
von 94,4%, gefolgt von den Sektoren
Papier/Verpackung/Druck (89,3%) sowie
Holz/Möbel (87,5%). Am wenigsten
betroffen von Zahlungsverzögerungen
sind die Mechanik- und die Präzisionsindustrie mit „nur“ 75,0%. Auch die Kfz- und
Fahrzeugindustrie (78,8%) sowie der
Großhandel (81,0%) notieren unter dem
Durchschnitt.
„Im Vergleich zum Vorjahr
hat sich der Umfang der Außen­
stände tendenziell leicht
verringert.“
Für die deutschen Unternehmen bleiben
in zeitlicher Perspektive die Zahlungsverzögerungen in einem überschaubaren
Rahmen. Für mehr als drei Viertel liegt die
Dauer der Zahlungsverzögerungen bei
maximal 60 Tagen. Damit stellt sich die
Situation für deutsche Unternehmen
deutlich besser dar als für ihre chinesi-
➤
schen Pendants: Dort beträgt der Anteil
der Verzögerungen von bis zu 60 Tagen
nur 60%. Weitaus kritischer ist dort auch
der Anteil von sehr langen Zahlungs­
störungen von über 150 Tagen mit 10%,
der sich infolge der chinesischen Wachstumsabkühlung innerhalb eines Jahres
fast verdoppelt hat. Bei den auf den
­deutschen Markt konzentrierten Unternehmen liegt dieser Anteil sogar bei nur
1,9%, bei exportorientierten Unternehmen bei 7%.
Schwierigkeiten der Kunden
bringen Lieferanten in Gefahr
Gefragt nach dem Hauptgrund für Zahlungsverzögerungen, benennt mehr als
jedes zweite Unternehmen finan­zielle
Schwierigkeiten seiner Kunden. Dagegen
spielen wirtschaftliche Streitfälle, beispielsweise um die Produktqualität, eine
nachgeordnete Rolle (9,4%). Auch Betrugsfälle sind gerade einmal bei 3,8%
Hauptursache. Für exportorientierte
Unternehmen fällt die Antwortstruktur
sehr ähnlich aus. Allerdings berichten solche Unternehmen auch öfter von Problemen bei der Wechselkursfestsetzung oder
im Devisenverkehr allgemein.
Dass Kunden Zahlungsfristen eingeräumt
werden, ist nach der aktuellen CofaceStudie gängige Praxis. Demnach haben
die befragten Unternehmen in den
zurückliegenden zwölf Monaten mit
einer satten Mehrheit von 84,4% ihren
Kunden Zahlungsfristen eingeräumt. Bei
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Unternehmen, die vor allem am Exportgeschäft hängen, sind es fast 92%. Rund
jedes zweite Unternehmen bezeichnet
die Erfordernisse am Markt als Hauptgrund für die Gewährung von Zahlungsfristen, da dies als Standard angesehen
werde. 14,1% der Unternehmen räumen
Zahlungsziele ein, um eine angespannte
Liquiditätslage ihrer Kunden abzufedern.
„Das ist besonders gefährlich“, warnt Téva
Perreau, General Manager Nordeuropa
bei Coface. „Diese Unternehmen begeben sich selbst auf eine höhere Risikostufe.“
Vergleichsweise kurze
Zahlungsziele
Deutsche Unternehmen räumen im internationalen Vergleich relativ kurze Zahlungsfristen ein. Bei gut 56% beträgt die
durchschnittliche Zahlungsfrist 30 Tage.
Nimmt man noch das Zahlungsziel 60
Tage hinzu, gewähren mehr als 92% der
Unternehmen im Durchschnitt Zahlungsziele von bis zu 60 Tagen. Bei den maximalen Zahlungszielen fällt das Ergebnis
etwas gemischter aus, bestätigt aber auch
die Tendenz zu kürzeren Fristen. Demnach gewährt fast die Hälfte der Unternehmen maximal 60 Tage. Allerdings
berichten auch immerhin 12% der Unternehmen von maximalen Zahlungsfristen
von mehr als 120 Tagen. Dies ist vor allem
bei exportorientierten Unternehmen gravierend, bei denen der Anteil sogar bei
einem Drittel liegt.
Nach den Erfahrungen von Coface werden rund 80% der offenen Zahlungen
nicht mehr vollständig getilgt, wenn die
Unternehmen damit bereits länger als
sechs Monate in Verzug sind. Übertreffen
die offenen Zahlungen 2% des Jahresumsatzes, können sie die Liquidität des Lieferanten beeinträchtigen. Für die gesamte
deutsche Unternehmenslandschaft liegt
der Anteil von länger als sechs Monate fälligen Zahlungen, die mindestens 2% des
Jahresumsatzes ausmachen, bei 13,4%.
Im Vergleich: In China sind es deutlich
über 30%. Etwas schlechter sieht die Situation allerdings wiederum für exportorientierte Unternehmen in Deutschland
aus. Denn diese berichten von einem
Anteil von rund 20%.
Professionelles Management
und Prinzip Hoffnung
Die große Mehrheit der Unternehmen hat
ein eigenes Kreditrisikomanagement, das
zu rund 30% auch eine eigene Organisationseinheit bildet. Knapp 17% haben
kein eigenständiges Management von
Risiken im Forderungsgeschäft. „Nach
wie vor gibt es große Unterschiede im
Debitorenmanagement der deutschen
Unternehmen. Insbesondere kleineren
Unternehmen fehlt es an der technischen
Unterstützung, dem Wissen und der
Expertise, die man braucht, um offene
Forderungen konsequent einzufordern.
Aber auch die Sorge, einen Kunden zu
verärgern, spielt immer wieder eine
Rolle“, erklärt Jochen Böhm, Regional Risk
Underwriting Director bei Coface. 5,2%
der befragten Unternehmen verzichten
sogar vollständig auf eine direkte und
gezielte Steuerung ihres ­K reditrisikos.
„Das ist unternehmerischer Blindflug oder
Glücksspiel“, sagt Téva ­Perreau.
„Die deutsche Wirtschaft
wird auch in d
­ iesem und im
­kommenden Jahr nicht
ungeschoren davon­kommen.“
„Die deutsche Wirtschaft wird auch in
­diesem und im kommenden Jahr nicht
ungeschoren davonkommen, wenn man
die erheblich gestie­genen globalen Risiken betrachtet“, meint Dr. Mario Jung.
Neben dem anhaltenden Kriechgang der
Emerging Markets seien es gerade die aus
dem unmittel­baren europäischen Umfeld
stammenden politischen Risiken, die von
den expor­tierenden Unternehmen immer
mehr wahrgenommen würden. Der Volkswirt erwartet auch deshalb keine Verbesserung im Zahlungsverhalten: „Mit Blick
auf die kommenden zwölf Monate sind
die Erwartungen über die Branchen hinweg gemischt. Für den Unternehmenssektor insgesamt dürfte der Umfang ausstehender Zahlungen mehr oder weniger
gleich bleiben.“
Die Studie kann über diesen Link
­heruntergeladen werden.
➤
13 | ExportManager | Verkaufen
14 | ExportManager | Verkaufen
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Anzeige
Frischer
Wind für Ihre
Finanzierungen
Importe und Exporte bankenunabhängig
vorfinanzieren
www.dft-ag.de
15 | ExportManager | Vernetzen
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Warmlaufen für den russischen Markt
Gunther Schilling
Leitender Redakteur
­ExportManager,
FRANKFURT BUSINESS MEDIA
Nach dem Einbruch der Ölpreise und der Verschlechterung der Handelsbeziehungen mit der EU durchlief die russische Wirtschaft
2015 eine harte Anpassungsphase. Inzwischen ist die konjunkturelle Talsohle erreicht, und die Wachstumsaussichten bessern sich.
Das schlägt sich auch in den Auftragsbüchern deutscher Exporteure nieder: Russland steht vor dem Comeback. Nun suchen
­deutsche Unternehmen neue Ansätze, um die gute Zusammenarbeit mit Russland fortzusetzen.
© Vladimir_Krupenkin/iStock/Thinkstock/Getty Images
gunther.schilling@
frankfurt-bm.com
Klare Linien auf dem Roten Platz – auch im Geschäft mit russischen Partnern ist Geradlinigkeit gefragt.
Die Landtechnik macht es vor: Während
der deutsche Maschinenexport nach
Russland im ersten Halbjahr 2016 noch
um gut 5% sank, zog der Verkauf von
Landmaschinen und Traktoren dorthin
bereits wieder an – wenn auch von einem
sehr niedrigen Niveau kommend, wie
VDMA-Geschäftsführer Dr. Bernd Scherer
berichtet. Auch vor Ort können deutsche
Hersteller punkten: Im Juni erhielt der
Landmaschinenhersteller Claas auf dem
Petersburger Wirtschaftsforum die Anerkennung als „russischer Betrieb“. Mit dem
Sonderinvestitionsvertrag kommt das
Unternehmen in den Genuss beachtlicher
Wettbewerbsvorteile, da die Regierung
seinen Kunden umfangreiche Zuschüsse
und Steuererleichterungen gewährt.
Neue Ansätze gesucht
Lokalisierung ist im Trend. Deutsche
Unternehmen vor Ort passen sich den
veränderten Rahmenbedingungen an,
um ihre Marktposition zu halten. Auch der
in Russland stark engagierte Chemiekonzern BASF baut seine Produktion vor Ort
aus. Außer in der Öl- und Gassparte ist das
Unternehmen unter anderem in der
Agrarchemie und der Bauchemie in Russland aktiv. Auf dem Petersburger Wirtschaftsforum Mitte Juni verabredeten
Norilsk Nickel und BASF eine langfristige
Zusammenarbeit, in Podolsk hat das
Unternehmen seine Produktpalette für
die Bauindustrie erweitert. 2017 soll in
Sankt Petersburg ein weiteres Werk für
Bauchemikalien eröffnet werden.
Neue Ansätze im Russland-Geschäft stehen im Mittelpunkt eines Roundtables,
den der ExportManager am 19. September 2016 in der Pagode der F.A.Z. durchführt. Dr. agr. Thomas Keller, der für die
BASF Strategie und Marktentwicklung
unter anderem in Russland koordiniert,
spricht mit dem Vorstandsvorsitzenden
der VTB Bank (Deutschland), Arthur Illyav,
über Marktentwicklung, Restrukturierung
und Lokalisierung in Russland. Unter
anderem geht es um die Frage, wie deutsche Unternehmen auf das veränderte
Marktumfeld reagieren.
Dabei stellen sich rechtliche und steuerliche Fragen, die Marc Batholomy, Partner
➤
16 | ExportManager | Vernetzen
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Anzeige
Exportabsicherung möglich
Vor allem bei der Finanzierung zeigen sich
die negativen Auswirkungen der westlichen Sanktionen gegen Russland. Im
Zusammenhang mit der Annexion der
Halbinsel Krim durch Russland schränkte
die EU am 31. Juli 2014 unter anderem
den Zugang russischer Staatsbanken zu
den Kapitalmärkten ein.
Doch nicht nur die Verfügbarkeit von
Finanzierungslinien aus dem Ausland,
sondern vor allem auch der Rückgang der
Erlöse aus dem Ölexport und die Abwertung des Rubel ließen die russischen
Importe sinken. In der Folgezeit ging der
deutsche Handel mit Russland deutlich
zurück. Parallel zu den geringeren Exporten verringerten sich auch die Exportdeckungen des Bundes für Russland. Weiterhin bleibt Russland jedoch eines der Länder mit den höchsten von Deutschland
übernommenen Deckungen.
Für die russische Wirtschaft sprechen
einige positive Weichenstellungen, die
ein stärkeres Wachstum der produzieren-
den Industrie ermöglichen. Nicht allein
die Importsubstitution durch die Förderung der Inlandsproduktion, auch die
durch die Abwertung des Rubel gestiegene preisliche Wettbewerbsfähigkeit
sowie die Ausweitung des Handels mit
den Partnern der Eurasischen Wirtschaftszone und China können Impulse geben.
Doch die russische Industrie kann derzeit
nur in wenigen Bereichen gegen westliche und chinesische Konkurrenz bestehen.
1. Deutscher Exporttag 2016:
Themenplattform für die Exportpraxis
www.deutscher-exporttag.de
„Für die russische Wirtschaft
sprechen einige positive Weichen­
stellungen, die ein stärkeres
­Wachstum der produzierenden
Industrie ermöglichen.“
Deutsche Unternehmen sind daher als
Modernisierungspartner in Russland
hochwillkommen. Auf der Internationalen
Wirtschaftskonferenz in Sankt Petersburg
schwärmte BASF-Vorstandsmitglied
Harald Schwager Mitte Juni von selbstfahrenden Traktoren und satellitengestützter
Pestizidverteilung durch eine gemeinsame Digitalisierung der Landwirtschaft.
Weitere Informationen und eine
­Anmeldemöglichkeit für Unternehmens­
vertreter zur kostenlosen Teilnahme
halten wir unter www.exportmanageronline.de/roundtable bereit.
Veranstalter
Partner
➤
bei Clifford Chance CIS, und Dr. Jochen
Pörtge, Counsel bei Clifford Chance
Deutschland, erörtern. Schließlich geben
Anna V. Ponomareva, Managing Director
Trade and Export Finance der JSC VTB
Bank, und Thomas Baum, Head of Division
Underwriting von Euler Hermes, einen
Überblick über Finanzierungslösungen
und Absicherung im Russland-Geschäft.
Veranstaltungspartner
Mitveranstalter
17 | ExportManager | Vernetzen
Ausgabe 7 | 14. September 2016
EuroBLECH: Investitionen in neue Technologien
Susanne Neuner
PR & Marketing Director,
Mack Brooks Exhibitions
Die 24. Internationale Technologiemesse für Blechbearbeitung findet vom 25.–29. Oktober 2016 in Hannover statt. Im Fokus der
­Veranstaltung steht die innovative Produktion im Zeitalter fortschreitender Digitalisierung. Die EuroBLECH 2016 umfasst die
gesamte Prozesskette der Blechbearbeitung. Mehr als die Hälfte der Aussteller­unternehmen und mehr als ein Drittel der Besucher
kommen aus dem Ausland.
[email protected]
Zur Steigerung der Kosteneffizienz, Flexibilität und Prozessstabilität werden auf
der EuroBLECH 2016 zahlreiche neue
Lösungen entlang der gesamten Technologiekette der Blechbearbeitung angeboten. Insgesamt 1.550 Ausstellerunternehmen aus 40 verschiedenen Ländern
haben derzeit ihren Stand auf der weltweiten Leitmesse für die blechbearbeitende Industrie gebucht. Mit mehr als
89.000 qm Nettoausstellungsfläche
belegt die Messe acht Hallen auf dem
Messegelände in Hannover und kann
gegenüber der Vorveranstaltung ein Flächenwachstum von gut 3% verbuchen.
Zu den Themenbereichen der EuroBLECH
2016 zählen alle Produktionsschritte der
Blechbearbeitung: Halbzeuge, Zulieferteile, Handling, Trennen, additive Fertigung, Umformen, flexible Blechbearbeitung, Fügen, Schweißen, Rohr-/Profil­
bearbeitung, Verarbeitung hybrider
Strukturen, Oberflächenbearbeitung,
Werkzeuge, Steuerungs- und Regeltechnik, CAD-/CAM-/CIM-Systeme, Qualitäts-
© Mack Brooks Exhibitions Ltd
Effizientere Blechbearbeitung
Blechbearbeitung mit digitaler Kommunikation – die EuroBLECH erschließt neue Technologien.
sicherung, Betriebseinrichtung und Forschung & Entwicklung. Die Messe wendet
sich an alle, die Blech herstellen, verarbeiten oder damit handeln. Wichtige Branchen, die auf der Besucherseite vertreten
sind, sind neben vielen anderen der
Maschinenbau, die Automobilindustrie
und ihre Zulieferer, Elektrotechnik- und
Elektrogeräte, Stahl- und Leichtmetallbau
sowie die Eisen- und Stahlgrundindustrien.
Im Interview erklärt Susanne Neuner, PR &
Marketing Director beim Veranstalter der
EuroBLECH, Mack Brooks Exhibitions,
Bedeutung und Entwicklung der Messe:
22 Welchen Status hat die EuroBLECH in
der Branche?
Für Branchenspezialisten ist die EuroBLECH als internationale Leitmesse für die
blechbearbeitende Industrie ein wichti-
ger Impulsgeber für technologische Neuerungen sowie ein Konjunkturbarometer
der weltweiten Märkte. Durch die erneut
sehr hohe Internationalität ermöglicht die
EuroBLECH 2016 den Unternehmen, ihre
Position im globalen Wettbewerb einzuordnen, sich eventuell neu auszurichten
und ihre Produkte entsprechend den
unterschiedlichen Bedarfen in verschiedenen Märkten herzustellen.
22 Welche Veränderung gibt es im Vergleich zur letzten Veranstaltung bei der
Ausstellerpräsenz und den Themen?
Viele Unternehmen präsentieren sich
dieses Jahr auf vergrößerten Standflächen, und wir verzeichnen einen erhöhten Anteil von 20% an Neuausstellern.
Dass die Aussteller noch mehr Produkte
auf erweiterten Messeständen vorführen
und auch viele neue Unternehmen auf
der Messe vertreten sind, zeigt, dass die
Blechbearbeitung eine Branche ist, die
sich dynamisch weiterentwickelt. Ein
übergreifend wichtiger Wandel, der sich
seit der letzten Veranstaltung nun konkretisiert hat, ist sicherlich die Verknüpfung
➤
18 | ExportManager | Vernetzen
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Anzeige
22 Wie schätzen Sie die allgemeine Konjunktur in der Branche ein?
Insgesamt herrscht in der Branche
eine positive Stimmung. Neue Technologien rund um das Thema smarte Fertigungsprozesse sind die Treiber dafür, dass
Unternehmen ihre Fertigungssysteme
auf- und umrüsten und sich damit einen
Wettbewerbsvorsprung sichern. Das
Thema ist zwar momentan noch in erster
Linie für Firmen aus den technologisch
hochentwickelten Ländern relevant
beziehungsweise für Unternehmen, die
Highendprodukte fertigen, aber auch
Branchenvertreter aus Schwellenmärkten
sind am Trend zur steigenden Digitalisierung in der Fertigung durchaus interessiert, denn auch sie suchen Ansatzpunkte,
um von den neuen Technologien zu profitieren. Es herrscht also derzeit eine Art
technologisch motivierter Aufbruchsstimmung in der Branche.
22 Wie stellt sich die Internationalisierung der Messe dar, wie entwickeln sich
die einzelnen Märkte?
Bei den Ausstellern setzt sich der Trend
zur weiteren Internationalisierung fort;
der Auslandsanteil der Ausstellerfirmen
ist über die Jahre kontinuierlich gewach-
sen. Ein Grund: Ausstellerfirmen aus Ländern, in denen die Binnenkonjunktur eher
schwach ist, wie beispielsweise Italien,
nutzen die Messe als Plattform für neue
internationale Geschäftskontakte. Firmen
aus aufstrebenden Märkten wie China
oder auch Unternehmen aus den USA
stellen aus, um sich im wichtigen europäischen Markt zu positionieren.
Der Anteil an internationalen Besuchern
ist ebenfalls über die Jahre stetig angewachsen. Besuchern der EuroBLECH, egal
ob sie aus Deutschland oder Übersee
kommen, geht es darum, die richtige Fertigungslösung für ihr Unternehmen und
ihre Abnehmermärkte zu finden. Keine
andere Messe in dieser Branche bietet ein
so großes, umfassendes Angebot, das von
Hightechprodukten bis hin zu traditionellen Systemen reicht.
Auf den Weltmärkten lassen sich derzeit
einige Verschiebungen beobachten, die
die Branche betreffen. China holt technologisch weiter auf, es besteht dort aber
andererseits in vielen Bereichen noch
enormer Importbedarf, zum Beispiel bei
der Automationstechnologie. Märkte, die
vor einigen Jahren als sehr vielversprechend galten, wie Brasilien und Russland,
sind momentan zurückgefallen. Aber es
sind auch neue Märkte im Entstehen,
zum Beispiel in Südostasien. In Ländern
wie Indonesien oder Thailand ergeben
sich für die Branche vielversprechende
Geschäftsmöglichkeiten.
➤
von Produktionsprozessen mit dem Internet. Hier können sich Besucher auf erste
anwendbare Lösungen freuen und
anhand von Livepräsentationen einen
Blick in die Zukunft werfen.
T R A N S AT L A N T I C
Business Conference
The Transatlantic Marketplace 2016:
Leadership in a Challenging World
10. Transatlantische Jahreswirtschaftskonferenz
Erfahrungsaustausch, Strategien und Impulse für die wirtschaftliche und politische Partnerschaft
9./10. November 2016
Commerzbank Tower, Frankfurt am Main • Hilton Frankfurt Airport, Frankfurt am Main
Erfahrungsaustausch, Strategien und Impulse für die wirtschaftliche und politische Partnerschaft
Das beschäftigt uns in diesem Jahr:  Nach den Präsidentschaftswahlen – neue Impulse für die
transatlantische Partnerschaft?
 Der europäische Traum – Stärke durch Integration
 Go digital! – Geschäftsmodelle im Wettbewerb
VERANSTALTER
IN KOOPERATION MIT
MITVERANSTALTER
PARTNER
HAUPTMEDIENPARTNER
MEDIENPARTNER
GASTGEBER DINNER-EMPFANG
Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.transatlantikkonferenz.de
19 | ExportManager | Finanzieren
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Erfolgsfaktor Trade-Receivables-Management
Peter Tinney
Produktspezialist Trade
Finance, Deutsche Bank AG
In einem stetig wachsenden, internationalen Markt stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihr Kapital möglichst effizient
einzusetzen. Sie kaufen Waren und Dienstleistungen von ihren Lieferanten, müssen gegebenenfalls die Produktion bzw. die Lagerhaltung übernehmen und das (End-)Produkt wiederum gewinnbringend an ihre Abnehmer verkaufen. Dieser Prozess b
­ indet
­Liquidität, die für andere Verwendungszwecke nicht zur Verfügung steht.
[email protected]
Optimierung der Liquiditäts­
steuerung und des Risikomanage­
ments
➤➤ Wie kann dieses Zahlungsziel verkürzt
werden, möglichst ohne dem Abnehmer Preiszugeständnisse machen zu
müssen?
© alfexe/iStock/Thinkstock/Getty Images
Der betriebliche Wertschöpfungsprozess
bindet einen Großteil wertvoller Liquidität im Unternehmen, die ansonsten z.B.
für wichtige Investitionen verwendet werden könnte. Die Liquidität ist im Rahmen
dieser komplexen Wertschöpfungsprozesse so lange gebunden, bis der Erlös aus
dem Verkauf auf dem Konto der Unternehmen eingeht.
Je länger der Wertschöpfungsprozess dauert, umso mehr Liquidität wird in der Regel benötigt.
Von den Vertragsverhandlungen mit den
Geschäftspartnern bis hin zum Geldeingang ist daher ein effizientes Liquiditätsund Risikomanagement von großer
Bedeutung. Für Unternehmen mit internationaler Ausrichtung stellt sich dieses
Thema noch komplexer dar.
Gefragt sind Finanzierungslösungen, die
die klassische Kreditaufnahme ergänzen
sowie Sicherheit und Liquidität ideal kombinieren. Damit können die Position
gegenüber den Geschäftspartnern im Inund Ausland verbessert, die Wettbe-
werbsfähigkeit gestärkt, die Liquiditätsbeschaffung beschleunigt und Ausfallrisiken reduziert werden.
chen. Als Folge dessen kann es zu Liquiditätsengpässen kommen, bei denen u.a.
folgende Fragen zu berücksichtigen sind:
Optimierung von
Trade Receivables
➤➤ Wie lang ist das gegenüber dem
Abnehmer eingeräumte Zahlungsziel?
Die entstehenden Forderungen aus Lieferung und Leistung von erfolgten Warenoder Dienstleistungsverkäufen (Trade
Receivables) werden häufig erst zu einem
vereinbarten späteren Zeitpunkt begli-
➤➤ Bezahlt der Abnehmer seine Rechnung pünktlich bei Fälligkeit, oder verlängert er „eigenmächtig“ das grundgeschäftlich vereinbarte Zahlungsziel?
➤➤ Welche Herausforderungen und Risiken sind bei einer zunehmenden
Internationalisierung des Handels/
Verkaufs zu berücksichtigen?
Mit dem Forderungsverkauf, z.B. an Banken, kann – bei gleichbleibender Laufzeit
der ausstehenden Forderungen – der
Finanzierungsbedarf des Verkäufers reduziert werden, ohne hierfür dem Abnehmer Preiszugeständnisse, wie etwa in
Form von Boni oder Skonti, machen zu
müssen.
Generell sind sowohl ein einmaliger als
auch ein revolvierender Verkauf der Forderungen möglich. Dabei können über
ein Forderungsankaufsprogramm unterschiedliche Größenordnungen der Einzelrechnungsbeträge dargestellt werden.
Auch evtl. bestehende Sicherheiten wie
Dokumentenakkreditive, Garantien bzw.
Stand-by-L/Cs (Letters of Credit) oder
➤
20 | ExportManager | Finanzieren
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Anzeige
Das Unternehmen verkauft einen Teil seiner Forderungen aus Lieferungen an die
Bank. Um das Volumen der Forderungen
trotz der saisonalen Schwankungen über
Insbesondere bei exportierenden Unternehmen, die weltweit tätig sind, bietet
sich die Zusammenarbeit mit einem
Finanzpartner mit internationalem Netzwerk, ausgeprägtem Know-how und
langjähriger Erfahrung im Bereich Forderungsankauf an.
Freuen Sie sich
auf topaktuelle
Außenwirtschaftsthemen
und individuell wählbare
Workshops.
Außenw
tag
i
en
ln ·
Dieses Beispiel verdeutlicht mögliche
positive Auswirkungen eines professionellen Trade-Receivables-Managements.
Insbesondere die flexible Ausgestaltung
bzw. Strukturierung eines solchen Forderungsankaufsprogramms ermöglicht eine
Lösung, die unter Berücksichtigung
bestimmter Parameter individualisiert
von Unternehmen eingesetzt werden
kann.
············································
Ok
.
Nicht zu vernachlässigen sind auch mögliche positive Auswirkungen auf die Verkäufer-Abnehmer-Beziehung. Diese kann
durch eine solche Abnehmerfinanzierung
Lösung: Forderungsverkauf
Fazit
Experten referieren ·
Praktiker diskutieren
· 11
Des Weiteren sichert sich der Verkäufer
zusätzlich gegen Abnehmer- und Länderrisiken ab. Ein solcher regressloser Forderungsverkauf reduziert die Risiken eines
Forderungsausfalles und eröffnet die
Chance, ohne eigene Übernahme dieser
Risiken neue Absatzmärkte zu erschließen.
Mit Blick auf den Wettbewerb sowie die
Geschäftsbeziehungen mit den Abnehmern möchte das Unternehmen längere
Zahlungsziele (von durchschnittlich 90
Tagen) gewähren. Auf der Einkaufsseite
muss jedoch innerhalb von 30 Tagen an
die Lieferanten gezahlt werden, so dass
mindestens 60 Tage bis zum Eingang der
Verkaufserlöse zu überbrücken sind. Eine
Ausweitung der eigenen Kreditlinie bei
den Banken ist nicht ohne weiteres möglich. Das Unternehmen möchte sich darüber hinaus gegen die entstehenden
Abnehmer- und Länderrisiken absichern.
Durch den revolvierenden Forderungsverkauf kann die Bilanzposition „Forderungen aus Lieferung und Leistung“ entsprechend gesenkt werden. Ggf. können
auch Unternehmenskennzahlen (z.B.
DSO) generell verbessert werden.
6. Thementag
Außenwirtschaft
chaft
rts
„Die durch den Forderungsverkauf
erzielten Liquiditätseffekte können
dem Verkäufer dabei helfen, Finan­
zierungen bei Dritten zu reduzieren,
wodurch er seine Liquiditätsquellen
breiter streuen kann.“
Ein deutsches Unternehmen mit einem
saisonal schwankenden Forderungsvolumen verkauft seine Waren innerhalb
Westeuropas, aber auch weltweit, teilweise abgesichert durch eine WKV
(Warenkreditversicherung). Der Umsatz
beträgt 60 Mio EUR p.a., die Hälfte des
jährlichen Umsatzes generiert das Unternehmen in den Monaten August bis Oktober, jeweils 10 Mio EUR pro Monat.
Veranstaltung:
to b
Kö
Zudem ist eine Verbesserung der Unternehmenskennzahlen möglich, da die
­Forderung i. d. R. regresslos verkauft wird
und somit nicht mehr in der Bilanz
erscheint (True Sale).
Beispiel: längere Zahlungsziele
als Verkaufsargument
das Jahr hinweg konstant zu halten, passt
das Unternehmen das zu verkaufende
Forderungsvolumen entsprechend an.
Dadurch kann das Unternehmen seinen
Abnehmern längere Zahlungsziele
gewähren und die Geschäftsbeziehungen
auch wettbewerbsbedingt stärken.
6. Them
Die durch den Forderungsverkauf erzielten Liquiditätseffekte können dem Verkäufer dabei helfen, Finanzierungen bei
Dritten zu reduzieren, wodurch er seine
Liquiditätsquellen breiter streuen kann.
und evtl. daraus entstehende Zahlungszielverlängerungen gestärkt werden.
➤
(staatliche) Warenkreditversicherungen
können in die Strukturierung miteinbezogen werden.
e r 2 0 16 i
n
Jetzt anmelden
und Teilnahmeplatz
sichern!
www.thementag-aw.de
············································
11. Oktober 2016
Hotel Pullman Cologne
21 | ExportManager | Finanzieren
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Finanzierungslösung für längere Zahlungsziele
In der Exportfinanzierung gewinnt der Faktor Zeit zunehmend an Bedeutung. Der Trend geht derzeit in vielen Ländern Europas
hin zu einer Verlängerung der Zahlungsziele, da vor allem mittelständische Unternehmen aufgrund schwieriger Finanzierungs­
bedingungen vermehrt Lieferantenkredite nutzen. Mit Finetrading können Exporteure ihren Abnehmern großzügige Zahlungs­
fristen gewähren, ohne erhöhte Ausfallrisiken in Kauf nehmen zu müssen.
Die Konjunktur in den europäischen Ländern zeigt sich derzeit alles andere als
homogen: Während Deutschland dank
eines soliden Wirtschaftswachstums und
niedriger Arbeitslosenquote zuletzt einen
Haushaltsüberschuss ausweisen konnte,
haben andere Länder wie Frankreich oder
Italien mit wirtschaftlicher Stagnation
und hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen.
Zeit ist Geld! Gut, wenn man
sich Zeit lassen kann und
lung in den vergangenen Jahren nun wieder verschlechtern könnte.
Noch hat sich die Zahlungsmoral im europäischen Durchschnitt nicht entscheidend verschlechtert – allerdings mehren
sich die dunklen Wolken am Horizont. In
Westeuropa wurden zuletzt 80%, in Osteuropa 74% der Rechnungen pünktlich
bezahlt. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies
in beiden Hälften Europas ein leichter
Rückgang um jeweils 1 Prozentpunkt.
Beim Blick auf die Forderungsausfälle
leuchten in Griechenland, Ungarn und
der Slowakei Warnsignale: Während im
europäischen Durchschnitt die Ausfallquote bei 3% liegt, hat sich in diesen drei
Ländern der Anteil der Forderungsausfälle auf 5% erhöht.
Nur in Spanien verkürzen sich
die Zahlungsfristen
Dazu kommt, dass beim Einräumen von
Zahlungszielen auf Seiten der Gläubiger
eher ein Trend zur Großzügigkeit zu beobachten ist. Europaweit verlängerten sich
die durchschnittlichen Zahlungsziele um
[email protected]
zwei Tage auf nunmehr 36 Tage. Besonders auffällig ist die Verlängerung in
Ungarn, wo Unternehmen ihren Kunden
jetzt eine sieben Tage längere Zahlungsfrist einräumen als zuvor. Auch in Großbritannien ist mit einem Plus von vier Tagen
auf durchschnittlich 35 Tage eine großzügigere Haltung der Lieferanten zu beobachten. Rückläufig ist die Entwicklung nur
in Spanien, wo sich die durchschnittliche
Zahlungsfrist um zwei Tage auf 40 Tage
verkürzt hat.
Vor diesem Hintergrund haben sich die
Erwartungen an die künftige Entwicklung
der Zahlungsmoral eingetrübt. Nur noch
eines von vier Unternehmen geht davon
aus, dass sich die Zahlungsmoral seiner
Kunden verbessern wird. Im Vergleich
zum Vorjahr ist dies ein Rückgang um 4
Prozentpunkte.
Lieferantenkredit als Alternative
zur Bankfinanzierung?
Bei der Nennung von Gründen für Zahlungsverzug finden sich die Angaben, die
man üblicherweise vermutet: Am häufigs-
➤
© Hemera Technologies/iStock/Thinkstock/Getty Images
­trotzdem sein Geld bekommt.
Das wirkt sich auch auf das Zahlungsverhalten aus, das auf europäischer Ebene
regelmäßig von der Finanzdienstleistungsgruppe EOS untersucht wird. Der
aktuellen EOS-Studie zum Zahlungsverhalten in Europa zufolge ist zu befürchten,
dass sich die Zahlungsmoral in etlichen
EU-Ländern nach einer positiven Entwick-
Dirk Oliver Haller
Vorstandsvorsitzender,
DFT Deutsche Finetrading AG
ten geben Geschäftskunden Liquiditätsengpässe als Grund für verspätete
Zahlungen an, als weitere Gründe werden
unter anderem Zahlungsausfälle bei eigenen Kunden, die aktuelle Konjunktur und
rückläufige Aufträge genannt. Den größten prozentualen Zuwachs verzeichnet
mit einem Plus von 4 Prozentpunkten auf
31% die Begründung, Lieferantenkredite
durch ein möglichst langes Hinausziehen
der Zahlung ausnutzen zu wollen.
Die Ausdehnung bei der Inanspruchnahme von Lieferantenkrediten deutet
darauf hin, dass trotz Niedrigzinsen die
Suche nach Kreditgebern für viele Unternehmen in Europa ein schwieriges Unterfangen bleibt. Davon betroffen sind vor
allem kleine und mittelgroße Unternehmen, denen im Vergleich zu Großkonzernen der Zugang zu kapitalmarktbasierten
Finanzierungen verschlossen ist.
Während der deutsche Mittelstand derzeit überwiegend einfachen Zugang zu
Bankkrediten hat, sieht es vor allem in
südeuropäischen Ländern anders aus –
dort leiden oftmals gerade die kleineren
Banken, die traditionell Geldgeber des
Mittelstands sind, unter Kapitalknappheit,
Kreditausfällen und den verschärften
Regulierungsvorschriften.
Auswirkung auf
Exportunternehmen
Für mittelständische Betriebe in Deutschland, die an ebenfalls mittelständische
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Abnehmer in anderen EU-Ländern liefern,
können sich diese Trends auf die Exportaktivitäten auswirken. Zum einen stellt
sich die Frage, wie der Exporteur mit länger werdenden Zahlungszielen umgeht –
denn daraus resultiert letztlich ein höherer Vorfinanzierungsbedarf für die
Abwicklung von Exportaufträgen. Zum
anderen wird es für Abnehmer in einigen
EU-Ländern zunehmend schwierig, für die
Finanzierung eines größeren Einkaufsvolumens einen Kreditgeber zu finden. Das
kann dazu führen, dass größere Aufträge
in finanzierbare Tranchen aufgesplittet
werden, was jedoch sowohl für den
Abnehmer wie auch für den Lieferanten
weniger effizient ist als eine größere Komplettlieferung.
Exportunternehmen, deren Kunden
schwerpunktmäßig aus mittelständischen Betrieben bestehen, sollten daher
überlegen, ob es nicht sinnvoll sein kann,
dem Auslandskunden nicht nur die Lieferung der Waren, sondern dazu gleich auch
eine passende Finanzierungslösung mit
anzubieten. Wird dabei kein externer
Finanzierungspartner mit einbezogen,
besteht die Lösung zumeist darin, dem
Abnehmer ein verlängertes Zahlungsziel
oder die Begleichung der Rechnung in
mehreren Raten anzubieten. Dabei erhöht
sich jedoch nicht nur der Bestand an
­offenen Forderungen in der betriebswirtschaftlichen Auswertung, sondern auch
das Ausfallrisiko – denn dieses steigt im
Regelfall an, wenn sich die Zahlungs­
fristen verlängern oder der Lieferant über
die Ratenzahlung praktisch zum Kredit­
geber wird.
Auslagerung der Finanzierung
Vor diesem Hintergrund erscheint es
meist empfehlenswert, die Finanzierung
mitsamt den damit verbundenen Risiken
an einen externen Partner auszulagern.
Bei Exportgeschäften kommt jedoch die
Hausbank kaum in Frage, da diese dann
einen neuen Geschäftskunden im Ausland aufnehmen müsste – für die im Mittelstand besonders stark präsenten Sparkassen und Genossenschaftsbanken wäre
dies schon allein wegen des Regionalprinzips von vornherein ausgeschlossen.
Als Alternative zu einer Bank als Kreditgeber kann auch eine Finetrading-Finanzierung als bankenunabhängige Lösung in
Betracht gezogen werden. Bei Finetrading
handelt es sich um ein einfach zu handhabendes Finanzierungsmodell, das auf
einem Handelsgeschäft anstatt auf einem
Kreditvertrag beruht. Der Finetrader wird
als Zwischenhändler in das Exportgeschäft eingebunden, indem er die Waren
vom Exporteur erwirbt und sie im gleichen Zuge an den Abnehmer weiterveräußert. Die Finanzierung erfolgt dabei
über die unterschiedlichen Zahlungsziele:
Während der Finetrader die Rechnung
des Lieferanten sofort begleicht, kann
sich der Abnehmer mit der Bezahlung bis
zu sechs Monate Zeit lassen. Bei Investitionsgütern ist ein Zahlungsziel von zwölf
Monaten möglich.
Flexible Einsatzmöglichkeiten
Je nach Art der Geschäftsbeziehung können über Finetrading wahlweise einzelne
Exportgeschäfte finanziert oder Finanzierungslinien eingerichtet werden. Letztere
können innerhalb des Finanzierungsrahmens flexibel in Anspruch genommen
werden und funktionieren damit ähnlich
wie ein klassischer Kontokorrentkredit.
Da der Finetrader als Zwischenhändler
nur die Finanzierungsfunktion übernimmt, können Lieferant und Abnehmer
wie gewohnt ihre Preis- und Liefermodalitäten untereinander aushandeln. Auch
die physische Lieferung der Ware erfolgt
direkt vom Lieferanten an den Abnehmer.
Gerade für mittelständische Exportunternehmen bietet Finetrading neben der einfachen Handhabung und der sofortigen
Generierung von Liquidität noch einen
weiteren Vorteil: Befindet sich der Sitz des
Finetraders in Deutschland, kann aus
Sicht des Verkäufers die Transaktion wie
ein Inlandsgeschäft abgewickelt werden.
Weil der Finetrader die Bonitätsprüfung
des im Ausland ansässigen Abnehmers
übernimmt, braucht der Exporteur keine
eigene Länderexpertise aufzubauen. Für
viele mittelgroße Exportunternehmen
kann dieses Modell somit den Weg für
Exportgeschäfte bereiten, die ansonsten
aufgrund eines erschwerten Kreditzugangs des Kunden im Ausland schwierig
zu realisieren wären.
➤
22 | ExportManager | Finanzieren
23 | ExportManager | Liefern
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Trade-Compliance im Asien-Export
Kai Schwab
Sales Director Germany,
Amber Road Inc.
Der deutsche Handel mit Asien hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt und nimmt weiter zu. Vor allem der chinesische
Markt bietet weiterhin gute Absatzchancen. Trotz schwächeren Wachstums ist China der stärkste Treiber der Weltwirtschaft.
In Asien können möglicherweise Präferenzabkommen und Zollvergünstigungen in Anspruch genommen werden. Doch es lauern
auch Risiken, gegen die sich Exporteure wappnen sollten, um stets rechtskonform zu handeln.
Beim Export nach Asien gilt zunächst der
Grundsatz des freien Warenverkehrs.
Allerdings unterliegt der Handel mit verschiedenen Ländern zum Schutz von
außen- und sicherheitspolitischen Interessen gewissen Beschränkungen (z.B.
Myanmar). Wer mit Firmen in Asien handelt, muss eigenverantwortlich sicherstellen, dass das Exportkontrollrecht und
andere handelsrelevante Gesetze und
Vorschriften eingehalten werden.
KMUs gehen ihre internationale Expansion meist chancenorientiert an und vernachlässigen dabei die damit verbundenen Risiken. Gesetzesverstöße können
aber weitreichende Folgen haben. Der
Ruf eines Unternehmens ist schnell rui-
© Prasit Rodphan/iStock/Thinkstock/Getty Images
Um das Asien-Geschäft nachhaltig und
gewinnbringend zu betreiben, sind gute
Kenntnisse der vielfältigen, zum Teil sehr
unterschiedlichen asiatischen Volkswirtschaften, der politischen Entwicklungen
und gesetzlichen Rahmenbedingungen
in diesen Ländern unerlässlich. Aber auch
die deutschen Ausfuhrvorschriften für die
Zielmärkte sollten bekannt sein.
[email protected]
Bei der Geschäftstätigkeit in und mit Asien sollten Regeln und Rechte sorgfältig geprüft werden.
niert. Märkte können verloren, Bewilligungen entzogen werden. Es kommt zu
Verzögerungen bei der Ausfuhr und Zollabwicklung mit negativen Konsequenzen
für Liefertermine. Dazu kommen strafrechtliche Risiken für einzelne Mitarbeiter
und das Unternehmen. Es ist im wahrsten
Sinne des Wortes riskant, erst dann zu
agieren, wenn das Kind in den Brunnen
gefallen ist. Die Exportkontrolle und das
Risikomanagement im Unternehmen sollten daher Chefsache sein.
Schritt für Schritt
Was genau müssen Unternehmen tun,
um regelkonform zu exportieren? Erste
Schritte sind eine fundierte Stamm­
datenaufbereitung und die Zuordnung
von Zolltarif- und Exportkontroll-Güterlistennummern. In einem zweiten Schritt
sollte geklärt werden, ob es sich bei der zu
exportierenden Ware um ein kritisches
Gut (z.B. ein Produkt mit doppeltem
­Verwendungszweck, Dual-Use-Güter)
handelt. Dann muss untersucht werden,
ob Embargos und damit Verbote oder
Genehmigungspflichten für das Zielland bestehen. Anschließend sollten eine
Prüfung des Endverwendungszwecks
vorgenommen und ggfs. eine Ausfuhrund Durchfuhrgenehmigung eingeholt
werden. Schließlich muss ein Sanktions­
listenscreening für den Endabnehmer,
Zwischenhändler respektive Spediteure
im Zielland durchgeführt werden. Hier ist
es ratsam, neben den Sanktionslisten der
EU und UNO auch die US-amerikanischen
Listen zu beachten. Denn wer gegen
­personen- bzw. organisationsbezogene
Sanktionslisten verstößt, läuft Gefahr,
selbst auf einer der „schwarzen Listen“ zu
landen.
Besondere Aufmerksamkeit sollten Firmen außerdem dem US-Reexport-Kon-
➤
24 | ExportManager | Liefern
Zu guter Letzt sollte der Exporteur respektive sein Kunde untersuchen, ob er eventuell von einem Präferenzabkommen profitieren und Zollvergünstigen in Anspruch
nehmen kann.
IT-gestützt
Unternehmen, die nur wenige Außenhandelstransaktionen pro Jahr durchführen,
können sich selbst oder mit Hilfe des BAFA
(Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) einen Überblick über die relevanten Exportvorschriften verschaffen. Je
höher die Zahl der Transaktionen, umso
aufwendiger werden jedoch die Suche
und Kontrolle, zumal häufige Ergänzungen und Aktualisierungen die Komplexität der Exportregularien kontinuierlich
steigern.
Verschiedene Softwarehäuser bieten ITLösungen an, die die Suche nach der richtigen Zolltarifnummer und Exportkon­
troll-Güterlistennummer unterstützen.
Nur so ist erkennbar, ob für eine Ware
­Verbote und Beschränkungen bei der
Ausfuhr bestehen. Bei der Länderprüfung
hilft die Software, indem Lieferungen in
Embargoländer gesperrt werden und nur
durch einen festgelegten Personenkreis,
wie z.B. den Compliancemanager, aufgehoben werden können. Sanktionslistenprüfungen sollten in jedem Fall elektronisch durchgeführt werden; denn ein
manueller Abgleich mit inzwischen über
300 Listen weltweit ist praktisch unmöglich.
„Exporteur und Kunde sollten
prüfen, ob sie eventuell von einem
Präferenzabkommen profitieren
und Zollvergünstigungen in
Anspruch nehmen können.“
Ausgefeilte Systeme informieren ein
Unternehmen nicht nur, welche Vorschriften bei der Ausfuhr zu beachten, welche
Dokumente notwendig sind und welche
Handelsabkommen genutzt werden können. Sie zeigen dem Nutzer auch, wo für
ihn als Industrie- und Handelsunternehmen oder Logistikdienstleister, insbe­
sondere als AEO, Risiken bestehen. Und
sie dokumentieren die firmeninternen
Exportkontrollen für Behördennachfragen. Ferner lassen sie sich in CRM-, ERPund Logistiksysteme integrieren.
Asien-Spezialist
Speziell für den Handel aus und nach
China bietet Amber Road die webbasierte
On-Demand-Lösung, „China Trade
Management“, an, die die Automatisie-
rung sämtlicher Import- und Exportprozesse und deren vollständige Integration
in ein globales Supply-Chain-Management ermöglicht. Komplexe und regional
unterschiedliche behördliche Auflagen
für Ein- und Ausfuhren sowie Veredlungsverkehre und elektronische Zollabwicklung werden lückenlos erfüllt. Die Lösung
hilft außerdem, die Vorteile von Freihandelsabkommen, Freihandels- und Industriezonen sowie Freihäfen auszuschöpfen.
Sie lässt sich schnell und kostengünstig
implementieren und generiert sofort
einen Mehrwert in Form von Prozessbeschleunigung und Zolleinsparungen.
Die Lösung wurde inzwischen auf vier
weitere asiatische Länder erweitert:
Indien, Südkorea, Thailand und Singapur.
Amber Roads „China respektive Asia Trade
Management“ ist Teil einer umfassenden
Global-Trade-Management-Plattform
„Trade Automation15“. Diese unterstützt
Firmen beim Export und der häufig komplizierten Zollabwicklung in asiatischen
Ländern. Amber Road kann hier mit seinem Know-how, seiner jahrelangen Erfahrung und guten Beziehungen zu Zollbehörden punkten.
Zum Ziel
Stets rechtskonform zu handeln, d.h.,
compliant zu sein, und die Exportkontrollen in den betrieblichen Alltag zu integrieren, ist keine einfache Aufgabe. Es bedarf
einer stringenten Ablauforganisation, um
sicherzustellen, dass Verbote, Genehmi-
gungs- und sonstige Pflichten eingehalten werden. In fast jeder Abteilung gibt es
Tätigkeiten, die zur Exportkontrolle zählen. Der Vertrieb muss wissen, welche
Länder kritisch sind. Techniker müssen
hinzugezogen werden, wenn es um die
Klassifizierung von Gütern geht. Sachbearbeiter in der Auftragsabwicklung müssen Kunden und Dienstleister mit den
Sanktionslisten abgleichen. Und der Einkauf sollte bereits bei der Rohstoff- und
Komponentenbeschaffung die Klassifizierung der Ware im Blick haben. Die Mitarbeitenden müssen die geltenden Gesetze
kennen, verstehen und befolgen und sich
kontinuierlich über Änderungen im
Außenwirtschaftsrecht informieren.
Fazit
Für den Erfolg im Asien-Export braucht es
ein proaktives Vorgehen, um eine rechtskonforme Lieferfähigkeit zu gewährleisten. Reaktives Risikomanagement reicht
nicht aus. International tätige Handelsund Industrieunternehmen können ihre
Außenhandelsrisiken durch Prozessautomatisierung verringern. Sie können zudem ihre Wettbewerbsposition durch das
systematische Ausschöpfen von Handelsvorteilen durch Präferenzabkommen verbessern. Je größer das Unternehmen,
umso größer der Handlungsdruck.
Weitere wertvolle Informationen
zum Thema China und Asien finden Sie
HIER.
➤
trollrecht schenken, denn dieses beansprucht extraterritoriale Geltung. Unternehmen, die US-Waren kaufen und
weitervertreiben, in ihre Produkte einbauen oder US-Technologien verwenden,
sollten daher genau prüfen, ob bei einer
Lieferung zusätzlich das US-Recht beachtet werden muss.
Ausgabe 7 | 14. September 2016
25 | ExportManager | Liefern
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Technologietransfer in der Exportkontrolle
Axel Krause
Rechtsanwalt,
Diplom-Finanzwirt (Zoll),
Graf von Westphalen
Im Juli veröffentlichte das BAFA eine überarbeitete Fassung des Merkblatts „Technologietransfer und Non-Proliferation“ als Leitfaden
für Industrie und Wissenschaft, welches das vorherige Merkblatt aus dem April 2011 ablöst. Neben redaktionellen Änderungen, die
durch die Novelle des Außenwirtschaftsrechts zum 1. September 2013 notwendig waren, wurde inhaltlich zwar wenig verändert.
Neu ist jedoch, dass das Thema Cloud-Computing aufgenommen und ausführlich vom BAFA behandelt wurde.
Das nach eigener Aussage des Bundes­
amtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
(BAFA) durch seine Komplexität geprägte
Thema „Technologietransfer“ stellt Unternehmen in der Praxis häufig vor Probleme. Der Anwendungsbereich der Exportkontrolle in Bezug auf das Know-how
eines Unternehmens erscheint vielfach
nebulös: Was ist etwa zu beachten, wenn
Mitarbeiter aus der Forschung und Entwicklung oder dem Kundenservice bei
einer Auslandsreise sensitive Informationen „im Kopf“, auf Papier, auf einem Laptop, USB-Stick etc. dabei haben, um im
Ausland einen Vortrag zu halten oder eine
Reparatur durchzuführen? Ist es exportkontrollrelevant, wenn nur über das Telefon und innerhalb ein und desselben
Unternehmens Informationen übermittelt werden, die der Empfänger möglicherweise aufzeichnet oder sich handschriftlich notiert? Oder was ist, wenn aus
dem Ausland aufgrund von länderübergreifenden Projekten per Intranet auf
Technologien unbeschränkt zugegriffen
werden kann?
Auf alle diese Fragen hat die Export­
kontrolle zwar Antworten, aber manche
Antworten und Sichtweisen mögen für
Unternehmen, die sich bisher nicht
­intensiver mit diesem Thema beschäftigt
haben, überraschend sein. Der nach­
folgende Beitrag soll Unternehmen für
den Technologietransfer in der Exportkontrolle sensibilisieren und die Parallelen und Unterschiede zur klassischen
Exportkontrolle aufzeigen sowie Praxistipps zum Einstieg geben.
Der Güterbegriff
in der Exportkontrolle
Der Güterbegriff in der Exportkontrolle
umfasst neben (physischen) Waren auch
Technologie und Software. Die Kontrolle
des Technologietransfers verfolgt schon
daher per se die gleichen Ziele und folgt
© buhanovskiy/iStock/Thinkstock/Getty Images
Risko Technologietransfer
[email protected]
Exportkontrolle bezieht sich nicht nur auf Produkte und Materialien, auch das Know-how kann sensibel sein.
„Unternehmen, die mit gelisteten
Waren umgehen, sollten auch
­entsprechende Kontrollen zur
­Überwachung der mit diesen Waren
verbundenen Technologien organi­
sieren, um so Compliancerisiken
zu vermeiden.“
denselben Prinzipien wie die Export­
kontrolle im „klassischen“ Warenverkehr.
Bei der Exportkontrolle geht es um die
Verhinderung der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und um die Kontrolle des Versands kritischer Güter und
➤
26 | ExportManager | Liefern
Technologie in sensitive Länder. Technologie ist definiert als das „spezifische technische Wissen, das für die Entwicklung,
Herstellung oder Verwendung eines Produkts nötig ist.“
Aus Sicht der Exportkontrolle gilt es daher
nicht nur zu verhindern, dass (a) kritische
Waren in die falschen Hände geraten, sondern auch – was noch viel schwerer wiegen würde –, dass (b) die Technologie für
die Entwicklung, Herstellung und Verwendung kritischer Waren in solche falschen Hände gerät. Würde Letzteres passieren, wäre es dem Empfänger überlassen, unbegrenzt Nutzen daraus zu ziehen
(Multiplikatoreffekt) und mit diesem
Know-how kritische Waren selbst zu produzieren.
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Person persönlich verantwortlich. Dieser
Verantwortung kommen diese Personen
nach, wenn sie sich der Organisation auch
annehmen, indem sie sich bei der Auswahl des Personals für die Exportkontrolle, seiner Weiterbildung, der Aufbauund Ablauforganisation und seiner Überwachung entsprechend einbringen. Diese
Personen haben somit eine Schlüsselfunktion, deren Nicht- oder Schlechterfüllung bei Verstößen u.a. sowohl bußgeldals auch strafrechtliche Konsequenzen für
sie haben kann.
Praktische Besonderheiten
beim Technologietransfer
Wie in der „klassischen Exportkontrolle“
für Waren gilt auch für den Technologietransfer das Prinzip der Eigenverantwortlichkeit. Dadurch werden Unternehmen
angehalten, entsprechende Complianceprozesse vorzuhalten, die sicherstellen,
dass es zu keinen ungenehmigten oder
gar verbotenen Handlungen durch sie
kommt.
Auch Unternehmen, die bereits über eine
funktionierende Exportkontrolle für ihre
Warenexporte verfügen, tun sich mitunter schwer mit der entsprechenden Kontrolle des Technologietransfers. Dies liegt
oftmals daran, dass beim Technologietransfer andere Ansätze und Prozesse als
im klassischen Warenverkehr erforderlich
sind. Die Stellen im Unternehmen, bei
denen ein Technologietransfer stattfinden kann, sind entsprechend zu sensibilisieren und ggf. anzuweisen, wie sie sich in
bestimmten Situationen zu verhalten
haben.
Rechtlich verantwortlich für die Organisation solcher Complianceauf­gaben sind
die Geschäftsführung bzw. der Vorstand.
Wurde gegenüber dem BAFA ein Ausfuhrverantwortlicher aus der Geschäftsführung/dem Vorstand benannt, so ist diese
Beginnend mit einer Sensibilisierung der
Geschäftsführung z.B. durch eine Präsentation, sollten zunächst die einen Technologietransfer maßgeblich verursachenden Personen/Abteilungen im Unternehmen bestimmt werden. Durch eine
Eigenverantwortlichkeit
anschließende Schulung dieser Personen
können dann Prozesse erarbeitet werden,
die einen ungenehmigten Technologietransfer verhindern. Das neue Merkblatt
zum Technologietransfer wäre dafür ein
guter Aufhänger.
Gleicher rechtlicher Ansatz
der Exportkontrolle für den
­Technologietransfer
In der Exportkontrolle ist der Technologietransfer nicht als eigener Genehmigungs-/
Verbotstatbestand definiert. Da die Exportkontrolle nach ihren Genehmigungsund Verbotstatbeständen auf „Güter“
Anwendung findet und der Güterbegriff
nach seiner gesetzlichen Definition sowohl Waren wie auch Technologie und
Software umfasst, gelten alle Tatbestände
der Exportkontrolle, die sich auf Güter
beziehen, immer auch für Technologie
und Software.
„Eine technische Unterstützung
kann unabhängig von einer
Ausfuhr sowie zusätzlich dazu
erfolgen und ist daher immer
mit zu prüfen.“
Die Genehmigungstatbestände der „technischen Unterstützung“ in der Exportkontrolle nehmen dagegen nicht auf Güter,
sondern auf reine Dienstleistungen
Bezug, bei denen Know-how im Zusammenhang mit kritischen Verwendungen
oder kritischen Gütern weitergegeben
werden soll. Ein Technologietransfer kann
daher sowohl in Form von Gütern als auch
in Form einer Dienstleistung – z.B. einer
technischen Hilfe in Verbindung mit der
Reparatur, der Entwicklung, der Herstellung, der Montage, der Erprobung, der
Wartung oder jeder anderen technischen
Dienstleistung – stattfinden.
Prüfungsreihenfolge
und erfasste Technologie
Ebenso wie in der klassischen Exportkontrolle sind bei der Prüfung nach möglichen Verboten oder Genehmigungspflichten auch bei einem Technologietransfer zunächst EU-embargorechtliche
Vorgaben zu beachten, darüber hinaus
die Exportkontrollvorschriften der EU und
nationale Vorschriften der EU-Mitgliedstaaten. EU- und nationale Genehmigungstatbestände greifen aber regelmäßig erst, wenn Güter gelistet sind, d.h.,
wenn nach deren Tatbeständen in Verbindung mit den Anmerkungen zu diesen
Listen eine Technologie in einer Liste speziell erfasst ist.
Entsprechend den Anmerkungen zu den
Listen, ist solche Technologie nicht erfasst,
die „das unbedingt notwendige Minimum
für Aufbau, Betrieb, Wartung und Reparatur derjenigen Güter darstellt, die nicht
erfasst sind oder für die eine Ausfuhrgenehmigung erteilt wurde.“ Die Beschränkungen hinsichtlich der Ausfuhr von Technologie gelten ebenso nicht für allgemein
➤
27 | ExportManager | Liefern
Übertragung und Bereitstellen
von Technologie als Ausfuhr/
Verbringung
Technologie und Software kann auf allen
möglichen Datenträgern (USB-Stick, CD,
Laptop etc.) „klassisch“ in Nicht-EU-Länder
ausgeführt bzw. in andere EU-Mitgliedstaaten verbracht werden. Daneben ist
aber auch die Übertragung von Technologie oder Software auf elektronischem
Wege (E-Mail, Telefax, Telefon etc.) als Ausfuhr/Verbringung erfasst. Darüber hinaus
kann auch das bloße IT-mäßige Bereitstellen von Software und Technologie für
mögliche Zugriffe aus dem Ausland als
Ausfuhr/Verbringung bewertet werden.
Dies ist immer dann anzunehmen, wenn
die IT-Zugriffsrechte nicht konsequent
beschränkt wurden und ein Zugriff aus
dem Ausland auf Technologie und Software im Inland erfolgen kann.
Um das unkontrollierte Abfließen von kritischer Technologie und Software zu ver-
hindern, müssen zunächst alle Konstellationen eines solchen möglichen Abfließens als Ausfuhr/ Verbringung oder aber
als technische Unterstützung erfasst werden können. Ob es anschließend auch zu
einer Genehmigungspflicht oder einem
Verbot kommt, hängt dagegen von der
weiteren Erfüllung der jeweiligen Genehmigungs-/Verbotstatbestände ab. Die
Erfassung eines Technologietransfers als
Ausfuhr/Verbringung oder technische
Unterstützung im ersten Schritt ist daher
von der Frage einer etwaigen Genehmigungspflicht oder eines Verbots im zweiten Schritt zu trennen.
Cloud-Computing
Da die Art und Weise der Übertragung
oder des Bereitstellens von Technologie
für ihre notwendige Erfassung keine Rolle
spielt, führt auch das Cloud-Computing in
seinen möglichen verschiedenen Abwandlungen zu einer Erfassung eines
damit verbundenen Technologietransfers,
da ansonsten eine gefährliche Lücke in
der Exportkontrolle entstünde, durch welche kritische Technologie unkontrolliert
und ungeahndet quasi „hinter einer
Wolke“ verschwinden könnte.
Das BAFA hat in seinem neuen Merkblatt
die drei Formen des Cloud-Computings
angeführt und dargelegt, wo jeweils darin
eine Ausfuhr/Verbringung in Form der
Übertragung oder eines Bereitstellens
liegt. Gleiches hat das BAFA auch für
damit typischerweise zusammenhän-
gende Sachverhalte getan, wie z.B. die
Verlagerung eines Servers in ein Drittland,
das Überspielen und Abspeichern von
Daten.
Beim Cloud-Computing werden regelmäßig Daten in das Ausland ausgeführt bzw.
verbracht, wodurch diese Datentransfers
als Ausfuhr/Verbringung von Technologie
exportkontrollrechtlich erfasst werden
können. Mit als Ausfuhr gilt auch hier das
bloße Bereitstellen für einen Zugriff auf
Technologie aus dem Ausland, z.B. bei
einer konzerninternen Cloud. Dabei spielt
es keine Rolle, dass der mögliche Datenverkehr zwar länderübergreifend, aber
ausschließlich innerhalb eines Unternehmens beabsichtigt ist. Auf einen tatsächlichen Download kommt es dabei ebenfalls
nicht an, denn die bloße Möglichkeit
eines nicht durch IT-Rechte entsprechend
beschränkten Zugriffs auf Technologie
reicht bereits aus.
Selbst wenn solche Zugriffe auf Techno­
logie lediglich von Deutschland aus und
nur auf einen in Deutschland stehenden
Server erfolgen sollten, kann dies exportkontrollrechtlich eine technische Unterstützung darstellen. Würden diese Zugriffsrechte in Deutschland für Zugriffe
aus dem Ausland auf Technologie im
­Ausland gewährt, läge darin zwar keine
Ausfuhr oder technische Unterstützung,
es könnte jedoch exportkontrollrechtlich
ein Handels- und Vermittlungsgeschäft
vorliegen.
Fazit
Unternehmen und ihre Ausfuhrverantwortlichen, die aufgrund ihrer Geschäfte
die Exportkontrolle zu organisieren
haben, sollten dabei das Thema Technologietransfer im Kopf behalten. Selbst wenn
Technologie nur innerhalb der Grenzen
des Unternehmens und seiner Mitarbeiter
transferiert oder bereitgestellt wird, werden die Tatbestände der Ausfuhr/des Verbringens bereits durch das Übertragen
„Unternehmen und ihre Ausfuhr­
verantwortlichen, die aufgrund
ihrer Geschäfte die Exportkontrolle
zu organisieren haben, sollten
dabei das Thema Technologie­
transfer im Kopf behalten.“
oder Bereitstellen der Technologie über
Ländergrenzen hinweg regelmäßig erfüllt
sein. So gelistete Technologie davon
betroffen ist oder auch nur nichtgelistete
Technologie einer kritischen Endverwendung zugeführt werden könnte, sind frühzeitig Genehmigungs- und Verbotstat­
bestände in den Blick zu nehmen. Für
Exportkontrollbehörden wie Unternehmen ist der Technologietransfer in einer
digital vernetzten Geschäftswelt daher
eine Herausforderung, die zunehmend im
Fokus steht und die es gemeinsam zu
bewältigen gilt. Dafür schlägt das neue
BAFA-Merkblatt eine Brücke.
➤
zugängliche Informationen, wissenschaftliche Grundlagenforschung oder für die
für Patentanmeldungen erforderlichen
Informationen. Für Nukleartechnologie
gelten diese Ausnahmen allerdings nur
teilweise. Auch eine nicht in den einschlägigen Güterlisten der Exportkontrolle
beschriebene Technologie kann bei einer
kritischen (z.B. militärischen) Verwendung
in einem Waffenembargoland eine Unterrichtungs- und Genehmigungspflicht auslösen.
Ausgabe 7 | 14. September 2016
28 | ExportManager | Liefern
Ausgabe 7 | 14. September 2016
Neues zum Ersatzteileexport
Bedarf ein Exporteur, der mit einer BAFA-Genehmigung eine Anlage exportiert hat, später für die Ausfuhr von gelisteten
Ersatzteilen erneut einer Genehmigung? Wenn ja, gibt es hierfür Erleichterungen nach einem ca. im Juli 2016 veröffentlichten
­Merkblatt des BAFA zur Exportkontrolle von gelisteten Ersatzteilen (Stand: April 2016)? Diese Möglichkeiten werden in diesem
­Beitrag analysiert.
gelisteten Sensors Vereinfachungen für
eine EAG erhältlich sind.
© kadmy/iStock/Thinkstock/Getty Images
Drei Vereinfachungen für Ersatzteile
Ersatzteillieferungen können von Erleichterungen bei der Exportkontrolle profitieren.
Fall
Firma D in Deutschland hat eine auf
Anhang I Dual-Use-VO (DUV) gelistete
Entsalzungsanlage (Wert 30.000 EUR) an
C in China geliefert. Für diese Ausfuhr
hatte D zuvor eine Ausfuhrgenehmigung
des BAFA erhalten. Etwa ein Jahr nach
dem Export benötigt C einen ebenfalls
auf Anhang I DUV gelisteten Sensor (Wert
2.500 EUR) als Ersatzteil für diese Anlage.
Diesen möchte C ebenfalls von D bezie-
hen. D fragt sich nun, ob sie für den Export
des Sensors erneut eine Einzelausfuhrgenehmigung (EAG) des BAFA beantragen
muss oder ob hierfür Erleichterungen zur
Verfügung stehen.
Abwandlung
Die Anlage, die D an C geliefert hat, war
nicht gelistet und konnte somit ohne
Genehmigung ausgeführt werden. D
fragt sich wieder, ob für den Export des
Für die Ausfuhr des gelisteten Sensors ist
eine Exportgenehmigung des BAFA erforderlich. Es fragt sich, ob eine der drei
nachfolgenden Erleichterungen eingreift:
(1) 25%-Regelung, (2) Allgemeingenehmigung, (3) Sammelgenehmigung.
(1) 25%-Regelung: Die 25%-Regelung
kann entweder gemeinsam mit der
Genehmigung für den Export der Hauptsache oder auch nachträglich, bis zum
Ende der Gültigkeit der Ausfuhrgenehmigung für die Hauptsache (also in der Regel
innerhalb von zwei Jahren nach Ausfuhr
der Anlage), beantragt werden. Der Vorteil dieser Regelung besteht darin, Ersatzteile, die für den Betrieb der Hauptsache
erforderlich sind, ohne Vorlage einer
neuen Ausfuhrgenehmigung exportieren
zu können, sofern der Wert der Ersatzteile
weniger als 25% der Hauptsache ausmacht. Allerdings kann dieser Vorteil
umfassend vor allem dann genutzt wer-
PD Dr. Harald Hohmann
Rechtsanwalt,
Hohmann Rechtsanwälte
[email protected]
den, wenn die 25%-Regel sofort zusammen mit der Genehmigung für die gelistete Hauptsache beantragt wird. In der
Güterbeschreibung (Feld 14) reicht es,
wenn dort „Ersatzteile“ – ohne Einzelaufschlüsselung – steht. Wenn die Ersatzteile
unter eine andere Güterlistennummer als
das Hauptgut fallen, sollte diese Güterlistennummer angegeben werden. Ein EUC
ist nur für das Hauptgut vorzulegen; für
die Ersatzteile verzichtet das BAFA auf
dessen Vorlage.
Wenn dieser Antrag später gestellt wird,
reicht eine vereinfachte Fassung des
Genehmigungsantrags: In Feld 14 reicht
wieder die Angabe „Ersatzteile“, und in
Feld 23 (Zusatzinformationen) reicht die
Bezugnahme auf die Vorgangsnummer
des Genehmigungsantrags für die Hauptsache und die 25%-Regelung; ein EUC ist
wieder entbehrlich.
(2) Allgemeine Genehmigung: Neben
einer EAG und der Anwendung der
25%-Regelung kommen auch Allgemeine
Genehmigungen in Betracht. Sie haben,
sofern ihre Voraussetzungen beachtet
➤
Ausgabe 7 | 14. September 2016
werden, die gleiche Wirkung wie eine
EAG, müssen aber nicht beantragt werden. Allerdings sind meist Registrierungen und halbjährliche Meldungen für sie
erforderlich. Für gelistete Ersatzteile geht
es meist um die Anwendung einer der folgenden Allgemeingenehmigungen:
weisen, dass er ein effektives ICP (Internal
Compliance Programme) hat, welches
vom BAFA überprüft wird. Es gibt hier
halbjährliche Meldepflichten, Dokumentationspflichten zu Weiterlieferungen,
und meist wird die SAG mit umfassenden
Nebenpflichten versehen.
➤➤ EU003 (Wiederausfuhr von Gütern
nach Instandsetzung/Austausch,
sofern die beabsichtigte Ausfuhr binnen fünf Jahren nach der ursprünglichen BAFA-Genehmigung stattfindet),
➤➤ AG12 (sofern die Wertfreigrenze von
5.000 EUR nicht überschritten wird),
➤➤ AG14 (Ventile und Pumpen, typische
Ersatzteile für größere Anlagen) und
➤➤ AG17 (Frequenzumwandler, ebenfalls
typisches Ersatzteil für größere Anlagen).
Lösung Ausgangsfall
(3) Neue Sammelgenehmigungen SAG
ERS I und II: Sammelgenehmigungen
müssen wie eine EAG beantragt werden,
berechtigen aber zu einer Vielzahl von
Exporten, auch an verschiedene Empfänger in verschiedenen Ländern. Die neue
SAG ERS I erlaubt Ersatzteillieferungen an
namentlich benannte Empfänger/Endverwender; sie wird vor allem dann
gewählt, wenn die Hauptsache (die
Anlage) nicht gelistet ist. Die neue SAG
ERS II wird hingegen vor allem dann
gewählt, wenn die Anlage gelistet ist und
die Ausfuhr binnen fünf Jahren ab Erteilung der EAG unter Verweis auf diese
erteilte EAG des BAFA erfolgt. Vor Erteilung der SAG muss der Exporteur nach-
Der Sensor ist gelistet, so dass für dessen
Ausfuhr nach China eine Exportgenehmigung des BAFA erforderlich ist. Es können
alle drei genannten Vereinfachungen
genutzt werden:
➤➤ 25%-Regel: Der Wert der von D mit
der BAFA-Genehmigung an C gelieferten Anlage liegt bei 30.000 EUR. Der
Sensor entspricht mit seinem Wert von
2.500 EUR nur einem Wertanteil von
8%. Daher kann D hier die 25%-Regelung anwenden. Am einfachsten wäre
es, wenn die Anwendung dieser
­Regelung sofort mit dem Export der
Anlage beantragt würde. Dies kann
aber auch noch ein Jahr später mit
einem vereinfachten Genehmigungsantrag erfolgen.
➤➤ Allgemeingenehmigung: Eine prioritär zu prüfende EU-Allgemeingenehmigung ist nicht ersichtlich. In Betracht
kommt hier vor allem die AG12, da der
Wert des Sensors mit 2.500 EUR unter
der 5.000-EUR-Grenze liegt und es
nicht um eine Lieferung in ein Waffenembargoland nach Art. 4 DUV oder
eines der neun zusätzlich ausgeschlossenen Länder geht (China gilt nicht
als Waffenembargoland im Sinne des
Art. 4 DUV).
➤➤ Sammelgenehmigung: Da hier eine
EAG des BAFA für die Anlage vorliegt,
die noch keine fünf Jahre alt ist, bietet
sich v. a. die SAG ERS II an. D muss eine
Verknüpfung zwischen der Ersatzteillieferung und der Lieferung der Anlage
herstellen; außerdem muss er durch
Abschluss von Vereinbarungen sicherstellen, dass auch seine Empfänger
den Genehmigungsinhalt und die
Nebenbestimmungen der SAG ein­
halten.
Lösung Abwandlung
Die Ergebnisse zur AG12 bleiben gleich.
Die 25%-Regel scheidet aufgrund fehlender EAG für die Anlage aus. Änderungen
ergeben sich bei der SAG: Mangels einer
erteilten EAG für die Anlage scheidet die
SAG ERS II aus. In Betracht kommt allein
die SAG ERS I für namentlich benannte
Endverwender.
Resümee
Indem jetzt drei Vereinfachungen für
Ersatzteillieferungen zur Verfügung stehen, wird der Export für Ersatzteile liberalisiert, so dass flexibler geliefert werden
kann. Dabei sind v.a. die unbürokratischen Instrumente (die neue 25%-Regel
und die Nutzung einer Allgemeingeneh-
migung) für die Exportwirtschaft zu
begrüßen. Gut ist auch, dass die Anforderungen an die SAG etwas abgesenkt
­werden sollen. Es muss sich aber noch zeigen, innerhalb welchen Zeitrahmens die
beiden neuen Sammelgenehmigungen
SAG ERS I und II erteilt werden können:
Bei einem möglichen Zeitaufwand von
sechs bis zwölf Monaten für den Antrag,
wenn es in kritische Länder geht, könnte
die angedachte Liberalisierung etwas
fraglich ­werden.
Sehr gut ist aber, dass bei der SAG ERS II
auch Lieferungen an pauschale Endverwender bzw. Länder (z.B. „Endverwender
von Werkzeugmaschinen, die mit einer
deutschen EAG des Genehmigungsinhabers geliefert wurden, im Land X“) zulässig sind, wobei dies nur Personen umfasst,
die vorher in EAGs als Empfänger genannt
worden sind. Sollten allerdings solche
Komponenten/Ersatzteile ein Hauptbestandteil der Anlage werden, so hätte der
Exporteur vor einer Weiter­lieferung durch
den Empfänger erst den Endverwender
zu prüfen und möglicherweise eine BAFAZustimmung einzuholen (vgl. Jahrbuch
Außenwirtschaft 2016, S. 70 ff.). Insgesamt
also: Ein wichtiger Fortschritt für den
Export von Ersatzteilen!
Wegen aktueller Hinweise zum
­Iran-Embargo vgl. auch:
http://hohmann-rechtsanwaelte.de/
rechtstexte-iranembargo.html
➤
29 | ExportManager | Liefern
30 | ExportManager
Ausgabe 7 | 14. Sept. 2016
Strategische Partner
Accuity
Raimund Kaufmann
Key Account Manager DACH
Barckhausstraße 1
60325 Frankfurt am Main
(069) 24 75 68 91 01
raimund.kaufmann@
accuity.com
Amber Road
Irene Kasapis
Marketing Coordinator
Luisenstraße 14
80333 München
(089) 200 03 41-14
IreneKasapis@
AmberRoad.com
Atradius
Kreditversicherung
Stefan Deimer
Advisor Marketing
& Communication
Opladener Straße 14
50679 Köln
(02 21) 20 44-20 16
[email protected]
IMPRESSUM
Bayerische Landesbank
Florian Seitz
Senior Director, Head of
Trade & Export Finance
Lorenzer Platz 27
90402 Nürnberg
(09 11) 23 59-299
[email protected]
BHF-BANK
­Aktiengesellschaft
Constanze Neumann
Stellvertretende Abteilungsdirektorin Strukturierte
Außenhandelsfinanzierungen
Bockenheimer Landstraße 10
60323 Frankfurt am Main
(069) 718-26 54
constanze.neumann@
bhf-bank.com
Coface
Niederlassung
in Deutschland
Erich Hieronimus
Pressesprecher
Isaac-Fulda-Allee 1
55124 Mainz
(0 61 31) 323-541
erich.hieronimus@
coface.de
Herausgebender Verlag:
FRANKFURT BUSINESS MEDIA
GmbH – Der F.A.Z.-Fachverlag
Geschäftsführung:
Dr. André Hülsbömer
Hannes Ludwig
Frankenallee 68–72,
60327 Frankfurt am Main
HRB Nr. 53454,
Amtsgericht Frankfurt am Main
Redaktionsleitung:
Gunther Schilling (verantwortlich)
Telefon: (069) 75 91-21 96
E-Mail: gunther.schilling@
frankfurt-bm.com
Redaktion:
Sylvia Röhrig
Anzeigen:
Jens Walther
Layout:
Christine Lambert
Commerzbank AG
Frank-Oliver Wolf
Leiter Commerzbank
Transaction Services
Deutschland
Kaiserstraße 16
60311 Frankfurt am Main
(069) 136-412 09
frank-oliver.wolf@
commerzbank.com
Credimundi
Christoph Witte
Direktor Deutschland
Luisenstraße 21
65185 Wiesbaden
(06 11) 50 40 52-01
[email protected]
Graf von Westphalen
Dr. Lothar Harings
Rechtsanwalt
Poststraße 9 – Alte Post
20354 Hamburg
(040) 359 22-278
[email protected]
Hohmann Rechtsanwälte
PD Dr. Harald Hohmann
Rechtsanwalt
Schlossgasse 2
63654 Büdingen
(0 60 42) 95 67-0
harald.hohmann@
hohmann-rechtsanwaelte.com
dbh Logistics IT AG
Ina-Sophie Kramer
Presse und Kommunikation
Martinistraße 47–49
28195 Bremen
(04 21) 309 02-71
[email protected]
HSBC
Alexander J. Mutter
Head of Global Trade &
­Receivables Finance
Königsallee 21/23
40212 Düsseldorf
(02 11) 910-29 28
[email protected]
Deutsche Bank AG
Global Transaction Banking
Lothar Meenen
Leiter Cash Management
Corporates/Trade Finance
Deutschland
Taunusanlage 12
60325 Frankfurt am Main
(069) 910-388 81
[email protected]
Deutsche Finetrading AG
Anja Schwaer-Haller
Kommunikation
Am Kanal 2–4
49549 Ladbergen
(0 54 85) 83 00-90
[email protected]
KfW IPEX-Bank GmbH
Dr. Axel Breitbach
Stellvertretender Direktor
Kommunikation
Palmengartenstraße 5–9
60325 Frankfurt am Main
(069) 74 31-29 61
[email protected]
Landesbank Hessen-­
Thüringen Girozentrale
Jörg Hartmann
Director, Head of Structured
Trade & Export Finance
Neue Mainzer Straße 52–58
60311 Frankfurt am Main
(069) 91 32-21 59
[email protected]
Deutsche Messe AG
Wolfgang Kossert
Leiter Presse- und
­Öffentlichkeitsarbeit
Messegelände
30251 Hannover
(05 11) 89-310 10
[email protected]
Korrektorat:
Vera Pfeiffer
Jahresabonnement:
Bezug kostenlos, zehn Ausgaben,
Registrierung unter
www.exportmanager-online.de
Strategische Partner:
Accuity, AmberRoad, Atradius,
Bayerische L­ andesbank, BHFBANK, Coface, Commerzbank,
­Credimundi, dbh Logistics,
­Deutsche Bank, Deutsche
­Finetrading, Deutsche Messe,
Graf von Westphalen, Hohmann
Rechtsanwälte, HSBC, KfW IPEXBank, Landesbank Hessen-­
Thüringen Girozentrale
Haftungsausschluss:
Alle Angaben wurden sorgfältig
recherchiert und zusammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhalts des ExportManagers übernehmen ­Verlag
und Redaktion keine Gewähr.