ExportManager Ausgabe 7 | 14. September 2016 www.exportmanager-online.de Ausgewählte Informationen für Exportverantwortliche Schwerpunktthema dieser Ausgabe: Südostasien Singapur blickt nach vorne | Vietnam wächst durch Handel | Laos zeigt Widerstandskraft | Erfolgsfaktor Trade-Receivables-Management | Trade-Compliance im Asien-Export | Technologietransfer in der Exportkontrolle | Neues zum Ersatzteileexport 2 | ExportManager F ür die exportstarken Länder Süd ostasiens sind der schwache Welt- Ausgabe 7 | 14. September 2016 Themen handel und die geringere Wachstumsdynamik in China konjunkturelle Bremsen, aber auch strukturelle Chancen. Dem modernen Singapur eröffnet der technologische Wandel neue Wachstumsfelder. Vietnam und Laos können sich in der internationalen Arbeits teilung neue Märkte erschließen. Die vorliegende Ausgabe des Export Managers stellt außerdem Lösungen für das Liqiditätsmanagement sowie Anforderungen an die Compliance im internationalen Handel vor. Nicht nur für den Export von Produkten, sondern Verkaufen Finanzieren ➤➤ Singapur im Jahr 50 plus 1 Klaus Sander, Director – Head of Representative Office Singapur, KfW 3 ➤➤ Erfolgsfaktor Trade-Receivables-Management Peter Tinney, Produktspezialist Trade Finance, Deutsche Bank AG 19 ➤➤ Vietnam wächst durch internationalen Handel Dr. Peik Achtert, Country CEO ASEAN, Commerzbank AG 6 ➤➤ Finanzierungslösung für längere Zahlungsziele Dirk Oliver Haller, Vorstandsvorsitzender, DFT Deutsche Finetrading AG 21 ➤➤ Laos: Wirtschaft zeigt Widerstandskraft Christoph Witte, Direktor Deutschland, Credimundi, Member of the Credendo Group 9 ➤➤ Getrübte Zahlungserfahrungen deutscher Firmen 12 Erich Hieronimus, Pressesprecher, Coface auch für den Technologietransfer sowie die Lieferung von Ersatzteilen müssen die Regeln der Exportkontrolle beachtet werden. Sie erhalten unseren Newsletter jährlich in zehn Ausgaben kostenlos online, wenn Sie möchten. Gerne stehen wir Ihnen für weitere Informationen zur Verfügung. Nutzen Sie bitte die Regis trierungsmöglichkeit und weitere Informationen auf unserer Website www.exportmanager-online.de. Vernetzen ➤➤ Warmlaufen für den russischen Markt Gunther Schilling, Leitender Redakteur ExportManager, FRANKFURT BUSINESS MEDIA 15 ➤➤ EuroBLECH: Investitionen in neue Technologien Susanne Neuner, PR & Marketing Director, Mack Brooks Exhibitions 17 Liefern ➤➤ Trade-Compliance im Asien-Export Kai Schwab, Sales Director Germany, Amber Road Inc. 23 ➤➤ Technologietransfer in der Exportkontrolle Axel Krause, Rechtsanwalt, Diplom-Finanzwirt (Zoll), Graf von Westphalen 25 ➤➤ Neues zum Ersatzteileexport PD Dr. Harald Hohmann, Rechtsanwalt, Hohmann Rechtsanwälte 28 Strategische Partner und Impressum 30 3 | ExportManager | Verkaufen Ausgabe 7 | 14. September 2016 Singapur im Jahr 50 plus 1 Der Stadtstaat Singapur feierte 2015 den 50sten Jahrestag seiner Unabhängigkeit. 2015 war aber auch das Jahr, in dem mit Lee Kuan Yew der Mann verstarb, der Singapur zunächst in die Unabhängigkeit von Großbritannien und 1965 aus der Förderation mit Malaysia in die Eigenständigkeit führte. Er gestaltete maßgeblich die Entwicklung Singapurs zur heutigen Größe und Wirtschaftsmacht. In jeder Hinsicht also ein einschneidendes Jahr. Wie steht es nun um Singapur „im Jahr 1 danach …“? © anek_s/iStock/Thinkstock/Getty Images Der amtierende Premierminister, Lee Hsien Loong (Lee Kuan Yews Sohn), stellte jüngst im Rahmen einer Rede anlässlich des diesjährigen Nationalfeiertages am 9. August heraus, dass von allen Herausforderungen, mit denen Singapurs Volkswirtschaft in der heutigen Zeit zu kämpfen hat, die entscheidende sei, wie man der „Disruption“ begegne. In einem sich schnell ändernden, von technologischem Wandel und Globalisierung geprägten Umfeld funktionieren etablierte Modelle nicht mehr, und neue w erden schnell und kontinuierlich entwickelt. Der Hafen hat Singapur Eigenständigkeit und Wohlstand gebracht. Nun lockt die digitale Wirtschaft. In diesem Zusammenhang führte er als gut nachvollziehbares Beispiel die Taxigesellschaften Singapurs an. Bis vor kurzem galt das Taxigeschäft im Stadtstaat als integraler Bestandteil des sehr gut ausgebauten und funktionierenden Personennahverkehrs. Mit dem Markteintritt von privaten Mitfahrdiensten wie z.B. „Uber“ oder „Grab a Taxi“, die inzwischen weltweit tätig sind, sehen sich die Taxibetreiber Singapurs massiv den Auswirkungen neuer, disruptiver Wettbewerbsmodelle ausgesetzt. Ähnliches gilt auch für den Klaus Sander Director – Head of Representative Office Singapur, KfW IPEX-Bank [email protected] Einzelhandel, wo u.a. die großen Shopping Malls auf der Orchard Road (der glamourösen Haupteinkaufsstraße) unter der anhaltenden Popularität des Onlineshoppings leiden. „Die hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahrzehnte können nicht ohne weiteres fortgeschrieben werden.“ Premierminister Lee machte in seinen Ansprachen zum Nationalfeiertag auch deutlich, dass die hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahrzehnte so nicht ohne weiteres fortgeschrieben werden können. Zum einen hat die Volkswirtschaft Singapurs einen hohen Reifegrad erreicht. Zum anderen leidet Singapur unter dem eingetrübten Wachstumsszenario der Weltwirtschaft sowie der schwachen Binnennachfrage. Anfang August wurden die offiziellen Zahlen für das erwartete Wirtschaftswachstum 2016 (erneut) nach unten revi- ➤ 4 | ExportManager | Verkaufen diert. Man geht nun von 1%–2% Wachstum für das Gesamtjahr aus. Jüngst veröffentlichte Exportzahlen (NODX – Non-Oil Domestic Exports) zeigen im Juli einen Rückgang um knapp 11% im Vergleich zum Vorjahreswert. Unter den Werten für die zehn wichtigsten Zielmärkte Singapurs war nur der Wert für die EU nicht rückläufig. Am stärksten betroffen waren die Exporte nach China (–16,6%), in die USA (–19,1%) und nach Indonesien (–22,6%). Umbruch in den traditionellen Branchen Die Generation um den Staatsgründer und Strategen Lee Kuan Yew setzte konsequent auf den Auf- und Ausbau jener Industriesektoren, die stark von der vorteilhaften Lage Singapurs am Eingang der meistbefahrenen Schifffahrtsroute für den weltweiten Güterhandel profitierten. Die sogenannte „Strait of Malacca“ ist heutzutage auch die zweitwichtigste Route für den internationalen Handel mit Öl. Demzufolge entwickelte sich Singapur in den ersten 50 Jahren seiner Unabhängigkeit zu einem Wirtschaftsstandort von internationaler Bedeutung, dessen Erfolgsmodell u.a. auf den wesentlichen Eckpfeilern Warenumschlag (Hafen, Flughafen), Transport (Fluggesellschaft, Containerschifffahrt), Schiffbau (inkl. Anlagen für die Öl-&-Gas-Offshoreindustrie) und Finanzdienstleistungen gründete. Ausgabe 7 | 14. September 2016 Andere, in jüngerer Vergangenheit aufstrebende Wirtschaftsstandorte nahmen sich das „Modell Singapur“ zum Vorbild. So z.B. das Emirat Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten, das öffentlich bekundete, das Singapur des Mittleren Ostens werden zu wollen. In der Tat gibt es einige Parallelen: So war der „Port of Singapore“ sicherlich das Vorbild für den Aufbau des Hafens „Jebel Ali“ in Dubai. Das Emirat ist heute einer der größten Betreiber von Containerhäfen weltweit. „Emirates (Airlines)“ eine „Blaupause“ von „Singapore Airlines“, das Bankenzentrum Singapur als Vorgabe für die Entwicklung des „Dubai International Financial Centre (DIFC)“: Die Liste ließe sich fortsetzen. Allerdings stecken gerade die Industriesektoren, die entscheidend zur „Erfolgsstory Singapur“ beitrugen, seit geraumer Zeit in Schwierigkeiten. Die staatliche Investmentgesellschaft „Temasek Holdings“ hat zum Beispiel Ende 2015 ihren Mehrheitsanteil an der „Neptune Orient Lines (NOL)“, einem „Eigengewächs“ Singapurs, an die französische CMA CGM verkauft. Einst einer der fünf größten Containerschiffbetreiber weltweit, war man nach eigenen Aussagen nicht in der Lage, den Kostenblock schnell genug zu senken. In einer Branche, deren Dienstleistungen zunehmend standardisiert wurden, bedeutete dies für NOL, dass das Unternehmen letztendlich nicht mehr wettbewerbsfähig war und in der Phase des Abschwungs der vergangenen Jahre um die Existenz kämpfen musste. Ein weiteres Beispiel für eine Branche, die momentan vor großen Herausforderungen steht, ist der Schiffbau inklusive Anlagenbau für die Öl-&-Gas-Offshoreindustrie. Diese Branche steht in Singapur für circa 19% aller industriellen Arbeitsplätze und mit „Keppel Corp.“ und „Sembcorp Marine Ltd.“ sind hier die beiden größten Anlagenbauer für die Öl-&-Gas-Offshoreindustrie angesiedelt. Der starke Rückgang der Ölpreise in Verbindung mit den weltweit rückläufigen Investitionen in diesem Segment sowie der enorme Wettbewerb und Kostendruck sind die Hauptursachen der aktuellen Branchenkrise. Jüngstes Opfer ist die „Swiber Holdings Ltd“: einst ein Vorzeigeunternehmen, das nun im Juli Schritte zur Liquidation eingeleitet hat und damit eine regelrechte „Schockwelle“ in Singapur auslöste – insbesondere unter den lokalen, aber auch den internationalen Banken, die insgesamt ein vergleichsweise hohes Kreditengagement mit Öl-&-Gas-Dienstleistern in Singapur verzeichnen. Haushaltspolitische Maßnahmen Angesichts dieser Bedingungen ist es nicht erstaunlich, dass die Regierung die Zusammenfassung des Budgets 2016 auf ihrer Website mit der folgenden Parole einleitet: „Es geht um Innovation und darum, den kommenden Sturm zu überstehen“. Die Kernpunkte des Haushalts zielen entsprechend darauf ab, Unterneh- men unmittelbare Entlastungen zu gewähren (u.a. fiskalpolitische „Stimuluspakete“, Steuererleichterungen für KMUs, Zuschüsse zu Gehältern bei Einstellung älterer Arbeitnehmer) und die längerfristige Transformation der Wirtschaft zu unterstützen (u.a. Förderung von Innovation und Automation durch Zuschüsse zu F&E- und Projektkosten, Schaffung der notwendigen Infrastruktur in Form eines Industrieparks, Aus- und Weiterbildungsprogramme). Ausbau der Infrastruktur Ein ganz wesentlicher Wettbewerbsvorteil Singapurs als attraktiver Investitionsstandort und Firmensitz mit „Regional Hub“-Funktion ist seine exzellente Infrastruktur. Und die wird weiter konsequent ausgebaut. Zum einen hilft die Auftragsvergabe bei der Ankurbelung der Wirtschaft. Zum anderen sichert Singapur damit seine Anziehungskraft als führendes Wirtschaftszentrum Südostasiens auch für die Zeit nach der Krise und den folgenden Aufschwung. Aktuelle (alle aus Juli/August 2016) Beispiele sind: ➤➤ Flughafenausbau des internationalen Drehkreuzes „Changi Airport“: Auftragsvergabe (1,1 Mrd SGD) im Zusammenhang mit der Erweiterung und Operationalisierung des Landebahnsystems. ➤➤ Unterzeichnung einer Absichtserklärung der Premierminister von Singa- ➤ 5 | ExportManager | Verkaufen Ausgabe 7 | 14. September 2016 Anzeige ➤➤ Die „Urban Redevelopment Authority“ (URA) hat den Bau eines zweiten „Central Business District“ (CBD) in Jurong (im Westen Singapurs) angekündigt. Das Herzstück des sogenannten „Jurong Lake District“ (JLD) soll das Terminal der KL-Singapore High Speed Rail (HSR) werden. Das gesamte Gelände umfasst ca. 360 ha und wird in drei Bezirke aufgeteilt sein, die u.a. hochwertige Büro- und Wohngebäude sowie diverse Business-Park-Cluster beheimaten werden. ➤➤ Im Rahmen der Konferenz „Singapore International Water Week (SIWW) 2016“ wurde bekanntgegeben, dass Singapur demnächst Projekte in den Bereichen Wasser, Abwasser und Abfallentsorgung im Umfang von ca. 9,5 Mrd SGD ausschreiben wird. So wird z.B. erwartet, dass die nationale Wasserbehörde „Public Utilities Board“ (PUB) ab dem dritten Quartal 2016 mit der Ausschreibung umfangreicher Aufträge im Zusammenhang mit der zweiten Phase des „Deep Tunnel Sewage Systems“ beginnt. Dieses Projekt allein soll ca. 6,5 Mrd SGD kosten; die Fertigstellung ist für 2025 geplant. Alle 3 Minuten Ausblick geht in Europa ein Unternehmen in die Insolvenz Singapurs Wirtschaft geht momentan sicherlich durch eine schwierige Phase und muss sich wesentlichen Herausforderungen stellen. Diese sind jedoch nicht unüberwindbar, und der Stadtstaat investiert weiterhin konsequent in einen Hauptwachstumstreiber langfristigen Wachstums – die Infrastruktur. Die insgesamt höchst umfangreichen Projekte erfordern in vielen Fällen den Einsatz internationaler Spitzentechnologie und Dienstleister. Dies sollte über die kommenden Jahre Geschäftsmöglichkeiten für deutsche und europäische Unternehmen aus diversen Branchen eröffnen. Die KfW IPEX-Bank begleitet Exporteure und Besteller bereits seit Jahrzehnten bei dieser Art von Finanzierungen in Südostasien und weltweit. Das Spektrum der arrangierten, strukturierten und finanzierten Kredite umfasst klassische Handelsfinanzierungen, ECA-gedeckte Bestellerkredite, aber auch maßgeschneiderte komplexe Multi-Sourcing-Strukturen und Shopping-Lines. ➤ pur und Malaysia, eine Hochgeschwindigkeitszugverbindung zwischen Kuala Lumpur und Singapur zu bauen. Ende dieses Jahres sollen rechtlich verbindliche Verträge unterschrieben und die internationalen Ausschreibungsverfahren angestoßen werden. Das sogenannte „KL-Singapore High Speed Rail (HSR) Project“ (350 km Schiene, sechs Zwischenbahnhöfe, Fahrzeitverkürzung auf 90 Minuten von aktuell ca. 5 Stunden) soll geschätzt ca. 12 Mrd USD kosten; die Inbetriebnahme ist für 2026 geplant. Modula Export – abgesichert ins Ausland Stellen Sie Ihre internationale Tätigkeit auf eine sichere Grundlage. Die Forderungsausfall-Versicherung Modula Export von Atradius bietet Ihnen die passende Lösung. www.atradius.de Besuchen Sie uns auf dem Deutschen Exporttag am 28. November 2016 in Frankfurt Wirtschaftliche Absicherung Ihrer Forderungen in mehr als 190 Ländern Politische Risikodeckung bis zu 95% Ein Ansprechpartner koordiniert Ihre weltweiten B2B Inkassofälle mit unseren lokalen Büros vor Ort 6 | ExportManager | Verkaufen Ausgabe 7 | 14. September 2016 Vietnam wächst durch internationalen Handel Dr. Peik Achtert Country CEO ASEAN, Commerzbank AG Für Vietnams Wirtschaft war 2015 erneut ein gutes Jahr: Das Wirtschaftswachstum erreichte fast 7%, die Inflationsrate lag zum Jahresende unter 2% und erreichte damit einen historischen Tiefstand. Außerdem wurden gleich vier Freihandelsabkommen auf den Weg gebracht. Fakten, die aufhorchen lassen und das Interesse wecken, einen genaueren Blick auf das Land in Fernost zu werfen. Das vietnamesische Wirtschafts wunder begann vor 30 Jahren Die Erfolgsgeschichte begann 1986 mit der von Hanoi eingeleiteten Reformkampagne Doi Moi zur wirtschaftlichen Öffnung des Landes. Die kommunistische Führung hat sich an einigen Kapiteln aus der Reformagenda Pekings orientiert und © Chalabala/iStock/Thinkstock/Getty Images Kaum ein anderes Land hat in den vergangenen Jahren so von der Verlagerung der Lieferketten aus China in andere asiatische Länder profitiert wie Vietnam. Für zahlreiche Produkte der Leichtindustrie hat sich das südostasiatische Land längst als attraktive Alternative zum Reich der Mitte etabliert. Vor allem Firmen aus Japan, Südkorea und Taiwan lassen hier Bekleidung nähen oder Elektronik zusammensetzen. Vietnam ist im weltweiten Vergleich bereits drittgrößter Exporteur von Schuhen und viertgrößter von Bekleidung. Nur China liefert mehr Handys und Smartphones in die Welt als Vietnam – insbesondere aufgrund der Milliardeninvestitionen von Samsung in Vietnam als Produktionsstandort. peik.achtert@ commerzbank.com Vietnam wächst! Wer die Früchte ernten will, sollte die Besonderheiten des Landes im Auge behalten. sich für ausländische Investitionen geöffnet, obwohl die Staatswirtschaft weiter eine wichtige Rolle spielt. In den darauffolgenden zweieinhalb Jahrzehnten hat das Land einen fulminanten wirtschaftlichen Aufschwung mit Wachstumsraten von zumeist 7%–8% erlebt. Von der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09 erholte sich Vietnam vergleichsweise schnell. Über 8% Exportwachstum Der vietnamesische Außenhandel wächst weiterhin expansiv – getrieben vor allem durch die Produktion ausländischer Unternehmen in Vietnam. Der Wert der Exporte belief sich 2015 auf 162,4 Mrd USD, ein Plus von 8,1% gegenüber dem Vorjahr. Die wichtigsten Außenhandelspartner sind China, die anderen ASEAN-Staaten (Laos, Kambodscha, Thailand, Indonesien, Malaysia, Singapur, die Philippinen, Brunei und Myanmar), die USA, die Europäische Union (EU), Südkorea und Japan. Im Vergleich zum Vorjahr haben die USA (41,5 Mrd USD) dabei die EU (41,4 Mrd USD) in der Rangfolge der Handelspartner auf Platz 4 verdrängt. Dominierende Exportgüter sind weiterhin Mobiltelefone und Ersatzteile (30,6 Mrd USD), Textilien und Bekleidung (22,6 Mrd USD), Schuhe (12 Mrd USD), Computer und Teile (15,8 Mrd USD) sowie Maschinen und Ersatzteile (8,2 Mrd USD). China bleibt wichtigstes Lieferland – trotz Spannungen Die vietnamesischen Importe stiegen 2015 um 12% auf 165,6 Mrd USD. Die größte Rolle spielen dabei Maschinen und Anlagen (27,6 Mrd USD), Elektronikartikel und Teile (23,3 Mrd USD), Mobiltelefone und Teile (10,6 Mrd USD), Stoffe (10,2 Mrd USD) sowie Eisen und Stahl (7,3 Mrd USD). Größter Importpartner bleibt mit 49,3 ➤ Mrd USD, trotz politischer Spannungen, weiterhin China. Deutsch-vietnamesischer Handel legt mit 14% kräftig zu Deutschland ist innerhalb der EU der größte Handelspartner Vietnams. 2015 betrug das Außenhandelsvolumen der beiden Länder nach der vietnamesischen Statistik 8,9 Mrd USD – 14% mehr als 2014 (7,8 Mrd USD). Die Exporte aus Vietnam nach Deutschland stiegen um 10% auf 5,7 Mrd USD (2014: 5,18 Mrd USD). Die wichtigsten vietnamesischen Exportprodukte nach Deutschland sind Schuhe, Textilien, landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Kaffee und Pfeffer, Meeresfrüchte und mittlerweile auch Elektronikartikel sowie Möbel. Außenhandelsabkommen sorgen für neue Impulse Im Verlauf des Jahres 2015 hat das viet namesische Ministerium für Industrie und Handel vier Freihandelsabkommen erfolgreich abgeschlossen: mit der Kau kasischen Zollunion (März 2015), mit Südkorea (Mai 2015), mit der multilateralen Pazifik-Freihandelszone „Trans-Pacific Partnership“ (Oktober 2015) und mit der Europäischen Union (Dezember 2015). Für das größte Aufsehen hat der Abschluss der Transpazifischen Partnerschaft gesorgt. Das zwischen den USA und elf Pazifikanrainern – ohne China – in den Ausgabe 7 | 14. September 2016 Grundzügen vereinbarte Abkommen soll die zollbegünstigte Lieferung in diese Länder ermöglichen. Vietnam weist dabei von allen Mitgliedern die niedrigsten Lohnkosten auf. Deutsche Direktinvestitionen stocken Ausländische Unternehmen haben 2015 mit 22,8 Mrd USD rund 12,5% mehr als im Vorjahr in Vietnam investiert. Die Dynamik setzte sich auch zum Jahresanfang 2016 fort. Rund drei Viertel des ausländischen Kapitals fließen in das verarbeitende Gewerbe. In Dienstleistungen und Wissenschaft wurden hingegen weniger als 5% angelegt. Die größten Ursprungsländer für ausländische Direktinvestitionen bleiben Japan mit fast einem Drittel, Südkorea insbesondere mit Großinvestitionen von Samsung und Taiwan mit seiner Textilindustrie sowie den Elektronikauftragsfertigern. Deutsche Unternehmen dagegen hielten sich zuletzt auffallend zurück: Zwar produzieren beispielsweise Bosch und Schäffler in Dong Nai, Daimler montiert Limousinen und Lkw in Ho-Chi-Minh-Stadt. Doch insgesamt wurden 2015 von deutschen Investoren nach vietnamesischen Angaben lediglich 74,3 Mio USD investiert, ein Rückgang um mehr als die Hälfte im Jahresvergleich. Damit kam Deutschland lediglich auf Rang 24 der ausländischen Investoren, nachdem es im Vorjahr noch Rang 15 belegt hatte. Gleichwohl ist das Potential vorhanden, u.a. in der Produktion von Bekleidung und Kfz-Teilen, aber auch im Maschinenbau und der Bauwirtschaft. Daneben wird der Umweltund Energiesektor inklusive erneuerbarer Energien immer interessanter für deutsche Firmen. Die Voraussetzungen sind gut: Kein Land in Südostasien hat historisch so enge Beziehungen zu Deutschland wie Vietnam, insbesondere zu den ostdeutschen Bundesländern. Hintergrund ist die intensive Zusammenarbeit der ehemaligen DDR mit Vietnam – so wurden z.B. viele Kaffeeplantagen mit Unterstützung der DDR angelegt. Viel Licht und ein wenig Schatten Vietnam hat 2009 die Grenze von 1.000 USD Jahreseinkommen pro Kopf überschritten und ist seitdem ein „Middle Income Country“. 2015 betrug das Bruttoinlandsprodukt 196 Mrd USD, und das Pro-Kopf-Einkommen erreichte 2.230 USD. Dazu bietet das Land stabile Investitionsbedingungen, die Bevölkerung von 92 Millionen Einwohnern ist im Schnitt 29 Jahre jung und gilt als fleißig. Zusätzlich schlagen Lohnkosten zurzeit nur mit etwa einem Drittel des chinesischen Niveaus zu Buche. Die öffentliche Hand hat darüber hinaus zahlreiche Industrieparks aufgebaut und die Logistikinfrastruktur in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Strukturelle Schwächen für ein florierendes Vietnam-Geschäft bleiben allerdings Korruption und ein nicht immer verlässliches Rechtssystem. Viel Zukunftspotential Der dynamische vietnamesische Markt bietet deutschen Unternehmen große Chancen im Im- und Exportgeschäft – einschließlich des Zugangs zu Ostasien, das nach Ansicht von Ökonomen eine der dynamischsten Wirtschaftsregionen der Welt bleiben wird. Lokales Know-how Trotz seiner rasanten Entwicklung steht außer Frage, dass Vietnam derzeit noch ein klassisches Schwellenland ist und folglich für an Handelsgeschäften interessierte Unternehmen weiterhin die eine oder andere Herausforderung bereithält. Wichtig bleibt es daher, sich vor einem Geschäft umfassend beraten zu lassen. Entscheidend ist dabei vor allem lokales Know-how, wie es beispielsweise die Commerzbank mit ihrer Repräsentanz in Ho-Chi-Minh-Stadt bereitstellt. Außerdem hat sie kürzlich mit zwei führenden vietnamesischen Banken eine Zusammenarbeit im Firmenkundengeschäft vereinbart – der Techcombank und der VietinBank. Ab sofort können deutsche Unternehmen die Produkte und Services beider Institute nutzen. Firmen, die in anderen südostasiatischen Ländern geschäftlich aktiv sind, bietet die Commerzbank in ihrer Filiale in Singapur umfassende Beratungsangebote und Finanzierungsprodukte. ➤ 7 | ExportManager | Verkaufen 8 | ExportManager | Verkaufen Ausgabe 7 | 14. September 2016 Anzeige Zollforum Baden-Württemberg Programm Es gibt für Exportmanager Termine im Jahr, die sie im Interesse ihres Unternehmens und für die eigene Karriereentwicklung nicht versäumen sollten. Das Zollforum Baden-Württemberg ist zweifellos so ein Datum, weil es für ein Update des Exportwissens besonders wertvoll ist. 09:15 Uhr Registratur und Ankommen: Networking bei Butterbrezeln 12:45 Uhr 10:00 Uhr Begrüßung und Einführung Tassilo Zywietz, Geschäftsführer, IHK-Exportakademie GmbH Exportkontrolle Nun braucht man den Exportmanagern in exportaktiven Unternehmen kaum die Notwendigkeit für aktuelles und gesichertes Wissen im Auslandsgeschäft zu vermitteln. In der betrieblichen Realität erschweren allerdings oft Termindruck und großes Arbeitspensum die regelmäßige und systematische Weiterbildung. Genau für diese Situation stellt das Zollforum Baden-Württemberg das passende Angebot dar: mit ausgewiesenen Experten im Referententeam, fachlich kompetent konzipiert, kompakt im Veranstaltungsformat, zeitökonomisch strukturiert und organisiert. Einladung Zollforum Baden-Württemberg Gastkongress im Rahmen der „GlobalConnect“ Donnerstag, 27. Oktober 2016 Stuttgart Die zwölf Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg stehen mit ihrer gemeinsamen IHK-Exportakademie für Verlässlichkeit und hohe Qualität des Zollforums Baden-Württemberg. Auf dem Programm stehen dieses Mal unter anderem aktuelle Entwicklungen im Zollrecht insbesondere der neue Unionszollkodex, das Management von Ursprungsnachweisen (Präferenzen), die Exportkontrolle und die Betriebsprüfung - jeweils mit einem Fokus auf der betrieblichen Umsetzung. Export Business vs. Embargo Compliance: Regulatorische und vertragliche Herausforderungen! Dr. Philip Haellmigk, LL.M., Rechtsanwalt (Deutschland) Solicitor (England & Wales) Licencie en Droit (France), Kanzlei HAELLMIGK Zollrecht aktuell: Der Unionszollkodex 10:15 Uhr Update: Der Unionszollkodex (UZK) ein halbes Jahr nach Inkrafttreten Felix Wemmer, Sachgebiet Abgabenerhebung, Hauptzollamt Stuttgart 14:45 Uhr Best Practice: Compliance in Unternehmen Thomas Stühle, Head of Customs & Foreign Trade, Karl Simon GmbH & Co. KG 10:30 Uhr Der UZK aus Sicht der Wirtschaft Marc Bauer, Leiter Internationaler Warenverkehr, IHK Region Stuttgart 15:15 Uhr Kaffeepause 15:45 Uhr US-(Re-)Exportkontrolle: Auswirkungen auf die Unternehmen Dr. Ulrike Jasper, Juristin Bereich Außenwirtschaftsrecht, AEB GmbH 10:45 Uhr 11:15 Uhr Veranstalter & Anmeldung Teilnahmeentgelt: 270,00 € zzgl. MwSt. Mittagspause mit Networking 13:45 Uhr Birgit Berger, Regierungsdirektorin, Hauptzollamt Stuttgart Wissen wie. Weltweit. Die IHK-Exportakademie GmbH IHK-Exportakademie GmbH Frau Carolin Hildinger Telefon 0711 2005-1443 [email protected] www.ihk-exportakademie.de -Änderungen vorbehalten- Änderungen bestehender Bewilligungen von vereinfachten Verfahren; Gesamtsicherheit Ausblick Felix Wemmer, Sachgebiet Abgabenerhebung, Betriebsprüfung Außenwirtschaft Hauptzollamt Stuttgart 16:15 Uhr Prüfungsablauf der Diskussionsrunde zum UZK mit Betriebsprüfung Vertretern der Zollverwaltung Ewald Plum, Moderation: Marc Bauer, Leiter Zoll und Außenwirtschaft, Leiter Internationaler Warenverkehr, Associate Partner, IHK Region Stuttgart Rödl & Partner Management von Ursprungsnachweisen 11:30 Uhr Made in Germany: Ursprungskennzeichnung in Drittländern Kolja Mendel, Geschäftsführender Gesellschafter, Mendel Verlag GmbH & Co. KG 12:00 Uhr Best Practice: Umgang im Betrieb Markus Saile, Leitung Zoll und Außenhandel, Ensinger GmbH 16:30 Uhr Abschlussdiskussion mit Vertretern der Zollverwaltung Moderation: Marc Bauer, Leiter Internationaler Warenverkehr, IHK Region Stuttgart 9 | ExportManager | Verkaufen Ausgabe 7 | 14. September 2016 Laos: Wirtschaft zeigt Widerstandskraft Christoph Witte Direktor Deutschland, Credimundi, Member of the Credendo Group Laos ist als Binnenland ohne Zugang zum Meer geographisch gegenüber seinen Nachbarn im Nachteil. Doch die natürliche Energiequelle Wasserkraft, der enge Austausch mit China und die politische Stabilität bilden die Grundlage für eine hohe Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit der laotischen Wirtschaft. Ein Schwachpunkt ist die hohe Auslandsverschuldung, die jedoch in ertragreiche Projekte fließt. Daher dürfte sich auch die finanzielle Situation des Landes in den kommenden Jahren verbessern. © fightbegin/iStock/Thinkstock/Getty Images [email protected] Dank seiner Staudämme verfügt Laos über große Kapazitäten zur Energiegewinnung aus Wasserkraft. Im vergangenen Jahrzehnt wies Laos mit durchschnittlich 7,8% das robusteste Wirtschaftswachstum Asiens auf. Dank wichtiger Investitionen in die Energiegewinnung aus Wasserkraft und relativ diversifizierter Exporte, die von Elektrizität und Bergbau bis hin zu einer rasch wachsenden Tourismusindustrie reichen, setzt sich dieser Trend Prognosen zufolge in den kommenden Jahren fort (+7,4%). Da nahezu 30% der laotischen Gesamt- ausfuhren auf den Export von Kupfer und Energie aus Wasserkraft entfallen, ist die Wirtschaft leicht anfällig für niedrigere Kupferpreise, den Konjunkturabschwung in China, sowie für etwaige geringere Direktinvestitionen in einem Klima zunehmender globaler Risikoaversion. Dieses moderate Risiko spiegelt sich in einem anhaltenden, hohen (jedoch zurückgehenden) Leistungsbilanzdefizit wider (50% der Exporterlöse von 2015), das auf hohe Importe aufgrund von Wasserkraftprojekten und den fehlenden Meereszugang des Landes zurückzuführen ist. Investitionen in Wasserkraftwerke Dennoch dürfte die kleine laotische Volkswirtschaft weiterhin vergleichsweise hohe ausländische Direktinvestitionen in Wasserkraftwerke erhalten, da sich das Land zur „Batterie Südostasiens“ entwi- ckeln möchte. Tatsächlich verfügt Laos über eine ideale Lage in der MekongRegion zwischen den Nachbarländern Thailand, Vietnam und China, in die es Strom exportiert (in Höhe von 10% der gesamten Exporterlöse). Trotz des nachlassenden Wachstums in China gibt es in der Region einen stetig wachsenden Strombedarf, zu dessen Deckung Laos dank neuer Wasserkraftwerke, die in diesem Jahr in Betrieb gehen oder künftig noch geplant werden, beitragen kann. Daher wird erwartet, dass die höheren Stromexporte, insbesondere nach Thailand, das Leistungsbilanzdefizit bis 2020 schrittweise auf etwa 30% senken. Weitere Wasserkraftprojekte, der Bau einer grenzüberschreitenden Eisenbahninfrastruktur sowie eine starke Entwicklung von Immobiliensektor und Tourismus dürften sich in den kommenden Jahren als Wachstumsmotoren erweisen und die unter Umständen dauerhaft niedrigeren Kupferpreise ausgleichen. Laos zählt zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Staaten Südostasiens. ➤ 10 | ExportManager | Verkaufen Die Regierung versucht, die laotische Bevölkerung stärker in der Industrie zu beschäftigen, da ein Großteil der Menschen in der Subsistenzlandwirtschaft tätig ist. Das schwierige globale Umfeld zwingt die Regierung zudem, ihre Politik der Haushaltskonsolidierung zu lockern. Die derzeitige Lage erfordert weitere Fortschritte bei der Entwicklung der Energie- und Transportinfrastruktur sowie die Umsetzung wichtiger Strukturreformen zur dauerhaften Gewährleistung des Wachstums und zur Reduzierung der Armut. Vor diesem Hintergrund dürfte das chronische Haushaltsdefizit in diesem Jahr auf 4% des BIP anwachsen. In der Folge wird die Staatsverschuldung bis 2020 schrittweise auf ein geschätztes Niveau von 70% des BIP steigen (von 60% im Jahr 2013). Die langsame Verschlechterung des schwachen laotischen Staatshaushalts erfolgt in einem Kontext beispiellos niedriger Inflation, die auf niedrigere Lebensmittel- und Kraftstoffpreise sowie die Anbindung des Kip an einen starken US-Dollar zurückzuführen ist. Die Wirtschaft bleibt nach wie vor hinter der anderer kommunistischer Staaten Asiens wie China und Vietnam zurück, und der Wandel ist noch nicht vollständig vollzogen. Dies spiegelt sich wider in dominierenden Staatsunternehmen, aber auch in hoher Korruption und den typischen Problemen eines Einparteienregimes, wie mangelnder Transparenz, willkürlichen Regeln und einer politisierten Judikative. Ausgabe 7 | 14. September 2016 Dennoch hat Laos seit Mitte der 80er Jahre im Rahmen der wirtschaftlichen Integration der ASEAN-Staaten Fortschritte bei der Umsetzung von Reformen erzielt, die dem Land 2013 den Beitritt zur WTO ermöglichten. Es wird erwartet, dass eine fortschreitende Integration inländische Unternehmen auf eine stärkere Konkurrenz innerhalb der neu gegründeten Asean Economic Community vorbereiten wird. Der Finanzsektor weist eine graduelle Entwicklung auf, und der Zugang zu Kapitalmärkten erweitert sich langsam. Der staatlich dominierte Bankensektor sieht sich dennoch mit einer steigenden Zahl notleidender Kredite im Infrastrukturbereich konfrontiert, nachdem die Kreditvergabe jahrelang stark gewachsen, inzwischen allerdings auf eine Jahresrate von ca. 20% zurückgegangen ist. Er bedarf daher gründlicher Überwachung. IST DIE AUFSTELLUNG DER MANNSCHAFT ENTSCHEIDEND. IN EINER WELT IM WANDEL Auslandsverschuldung belastet Als deutliche Schwäche ist zu verzeichnen, dass Laos zur Finanzierung seiner Entwicklung von Auslandskrediten abhängig ist, in zunehmendem Maße aus einzelnen Quellen wie z. B. China. Gleichwohl dürfte die Schuldenlastquote (Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den Exporteinnahmen), die derzeit über 190% liegt, in den Jahren nach 2020 sukzessive auf weniger als 150% reduziert werden. Ein Großteil der staatlichen Auslandsschulden, die über die Hälfte der gesamten Auslandsverschuldung ausmachen, steht mit Investitionen in Wasserkraft in BNP PARIBAS – 13 VERNETZTE GESELLSCHAFTEN IN DEUTSCHLAND Mit unserer nationalen Aufstellung aus 5.000 Spezialisten an 19 Standorten und einem starken internationalen Netzwerk finden wir auch für Sie die individuell beste Lösung. www.bnpparibas.de Anzeige ➤ 11 | ExportManager | Verkaufen Ausgabe 7 | 14. September 2016 Anzeige TIO N AM A★ N ★★★★★ E M ★ ★ R ZA NI ★ R PR G A E ON★ ★ ★ ★G ★ ★ TI★ ★ ★ OFIT OR the german american trade association risk management Usa ExEcutivE ManagMEnt MEEtings 20.10.2016 in new york 10.11.2016 in münchen www.american-trade.org Weitere Länderberichte und aktuelle Risikobewertungen von Credimundi finden Sie unter www.credimundi.de. ➤ Die anhaltende politische Stabilität unter der Herrschaft der kommunistischen Einheitspartei LPRP kommt Laos sehr zugute. Da es keinerlei organisierte Opposition Die stabile innenpolitische Situation geht einher mit den guten Beziehungen zu den Nachbarstaaten, insbesondere zum traditionellen Partner und größten Investor China. Da die enorme Dominanz Chinas zunehmend antichinesische Stimmungen und soziale Spannungen unter der laotischen Bevölkerung schürt, beabsichtigt die neue politische Führung, den Schwerpunkt der Wirtschafts- und Außenpolitik leicht zu verlagern. Trotzdem dürfte China weiterhin bedeutender Einfluss zukommen, da es beträchtliche Investitionen in Wasserkraft, Bergbau und Transport tätigt und als zuverlässiger Geldgeber auftritt. FO Auch das Nichtzahlungsrisiko im Zusammenhang mit einer auf Fremdwährung lautenden Staatsverschuldung wird durch ausgesprochen günstige Finanzierungskonditionen und einen stabilen Wechselkurs eingedämmt. Die externe Liquidität des Landes verbessert sich langsam: Die Währungsreserven befinden sich, absolut gesehen, auf Rekordniveau und decken damit in den kommenden Jahren den Schuldendienst ab. Obwohl sie seit 2012 aufgrund der erhöhten investitionsbedingten Einfuhren weniger als sechs Wochenimporte abdecken, wird das Risiko externen Drucks vom hohen Dollarisierungsgrad der Wirtschaft sowie von kräftigen Zuflüssen ausländischer Direktinvestitionen eingedämmt. Daher stuft die Credendo Group Laos hinsichtlich des kurzfristigen politischen Risikos in Kategorie 6 von 7 ein. N T CA ★ ★ ★ ★R★A★ D RI★ ★ ★ A NOT „Die stabile innenpolitische Situation geht einher mit den guten Beziehungen zu den Nachbarstaaten.“ gibt, sind politische Proteste trotz des repressiven und intransparenten Regimes der alles dominierenden LPRP eine Seltenheit. Die größten Risiken für die politische Zukunft stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit den Folgen des graduellen Wandels der laotischen Wirtschaft von einem landwirtschaftlich geprägten hin zu einem industriebasierten Modell. So nehmen soziale Unruhen und Umweltprobleme zu, und trotz der bisher recht erfolgreichen Anstrengungen bei der Armutsbekämpfung verschärft sich auch die Ungleichheit. Diese Risiken sind jedoch beherrschbar und stellen keine größere Gefährdung für die Legitimität der LPRP dar. ASSOCI E★ ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★A Verbindung. Folglich werden diese Beträge nach Beendigung der Projekte bis zu einem gewissen Grad durch Energieeinnahmen zurückgezahlt. 12 | ExportManager | Verkaufen Ausgabe 7 | 14. September 2016 Getrübte Zahlungserfahrungen deutscher Firmen Für 83,7% der Unternehmen in Deutschland sind Zahlungsverzögerungen ihrer Kunden Alltag, trotz der guten Konjunkturlage der deutschen Wirtschaft. Das ist das Ergebnis einer neuen Befragung des Kreditversicherers Coface zum Zahlungsverhalten im Geschäft zwischen Unternehmen (B2B). Damit liegt der Anteil sogar über demjenigen in China (rund 80%). An der Umfrage in Deutschland haben sich im Befragungszeitraum Juni 2016 insgesamt 850 Unternehmen beteiligt. © Wavebreakmedia Ltd/iStock/Thinkstock/Getty Images „Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Umfang der Außenstände tendenziell leicht verringert“, erklärt Dr. Mario Jung, Economist für Nordeuropa bei Coface und Autor der Studie. Denn rund 20% der befragten Unternehmen berichten von geringeren Außenständen, während 16,9% einen Anstieg vermerken. Über 60% sehen keine Veränderung in ihren Außenständen. Unter den exportorientierten Unternehmen fällt das Bild etwas gemischter, aber dennoch tendenziell positiv aus. Dort sehen gut 24% eine Verringerung ihrer Außenstände. Dem steht allerdings ein deutlich höherer Anteil – im Vergleich zum Durchschnittswert von 16,9% – von 23,3% mit gestiegenen Außenständen gegenüber. Zahlungsverzögerungen führen viele Unternehmen auf finanzielle Schwierigkeiten ihrer Kunden zurück. Gemischtes Bild bei Branchen Warten aufs Geld ist Alltag Der Anteil der Unternehmen, die Zahlungsverzögerungen erleiden müssen, schwankt über die 13 betrachteten Branchen hinweg um rund 10 Prozentpunkte um den Durchschnitt. Am stärksten In der deutschen Unternehmenslandschaft sind Zahlungsverzögerungen ausgeprägter bei Unternehmen, die vorran- gig vom Exportgeschäft abhängig sind. Sie verbuchen zu fast 90% Verzögerungen, bei den auf den deutschen Markt konzentrierten Unternehmen sind es 82,8%. Erich Hieronimus Pressesprecher, Coface [email protected] betroffen von Zahlungsverzögerungen ist mit deutlichem Abstand der Bereich Textil/Leder/Bekleidung mit einem Anteil von 94,4%, gefolgt von den Sektoren Papier/Verpackung/Druck (89,3%) sowie Holz/Möbel (87,5%). Am wenigsten betroffen von Zahlungsverzögerungen sind die Mechanik- und die Präzisionsindustrie mit „nur“ 75,0%. Auch die Kfz- und Fahrzeugindustrie (78,8%) sowie der Großhandel (81,0%) notieren unter dem Durchschnitt. „Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Umfang der Außen stände tendenziell leicht verringert.“ Für die deutschen Unternehmen bleiben in zeitlicher Perspektive die Zahlungsverzögerungen in einem überschaubaren Rahmen. Für mehr als drei Viertel liegt die Dauer der Zahlungsverzögerungen bei maximal 60 Tagen. Damit stellt sich die Situation für deutsche Unternehmen deutlich besser dar als für ihre chinesi- ➤ schen Pendants: Dort beträgt der Anteil der Verzögerungen von bis zu 60 Tagen nur 60%. Weitaus kritischer ist dort auch der Anteil von sehr langen Zahlungs störungen von über 150 Tagen mit 10%, der sich infolge der chinesischen Wachstumsabkühlung innerhalb eines Jahres fast verdoppelt hat. Bei den auf den deutschen Markt konzentrierten Unternehmen liegt dieser Anteil sogar bei nur 1,9%, bei exportorientierten Unternehmen bei 7%. Schwierigkeiten der Kunden bringen Lieferanten in Gefahr Gefragt nach dem Hauptgrund für Zahlungsverzögerungen, benennt mehr als jedes zweite Unternehmen finanzielle Schwierigkeiten seiner Kunden. Dagegen spielen wirtschaftliche Streitfälle, beispielsweise um die Produktqualität, eine nachgeordnete Rolle (9,4%). Auch Betrugsfälle sind gerade einmal bei 3,8% Hauptursache. Für exportorientierte Unternehmen fällt die Antwortstruktur sehr ähnlich aus. Allerdings berichten solche Unternehmen auch öfter von Problemen bei der Wechselkursfestsetzung oder im Devisenverkehr allgemein. Dass Kunden Zahlungsfristen eingeräumt werden, ist nach der aktuellen CofaceStudie gängige Praxis. Demnach haben die befragten Unternehmen in den zurückliegenden zwölf Monaten mit einer satten Mehrheit von 84,4% ihren Kunden Zahlungsfristen eingeräumt. Bei Ausgabe 7 | 14. September 2016 Unternehmen, die vor allem am Exportgeschäft hängen, sind es fast 92%. Rund jedes zweite Unternehmen bezeichnet die Erfordernisse am Markt als Hauptgrund für die Gewährung von Zahlungsfristen, da dies als Standard angesehen werde. 14,1% der Unternehmen räumen Zahlungsziele ein, um eine angespannte Liquiditätslage ihrer Kunden abzufedern. „Das ist besonders gefährlich“, warnt Téva Perreau, General Manager Nordeuropa bei Coface. „Diese Unternehmen begeben sich selbst auf eine höhere Risikostufe.“ Vergleichsweise kurze Zahlungsziele Deutsche Unternehmen räumen im internationalen Vergleich relativ kurze Zahlungsfristen ein. Bei gut 56% beträgt die durchschnittliche Zahlungsfrist 30 Tage. Nimmt man noch das Zahlungsziel 60 Tage hinzu, gewähren mehr als 92% der Unternehmen im Durchschnitt Zahlungsziele von bis zu 60 Tagen. Bei den maximalen Zahlungszielen fällt das Ergebnis etwas gemischter aus, bestätigt aber auch die Tendenz zu kürzeren Fristen. Demnach gewährt fast die Hälfte der Unternehmen maximal 60 Tage. Allerdings berichten auch immerhin 12% der Unternehmen von maximalen Zahlungsfristen von mehr als 120 Tagen. Dies ist vor allem bei exportorientierten Unternehmen gravierend, bei denen der Anteil sogar bei einem Drittel liegt. Nach den Erfahrungen von Coface werden rund 80% der offenen Zahlungen nicht mehr vollständig getilgt, wenn die Unternehmen damit bereits länger als sechs Monate in Verzug sind. Übertreffen die offenen Zahlungen 2% des Jahresumsatzes, können sie die Liquidität des Lieferanten beeinträchtigen. Für die gesamte deutsche Unternehmenslandschaft liegt der Anteil von länger als sechs Monate fälligen Zahlungen, die mindestens 2% des Jahresumsatzes ausmachen, bei 13,4%. Im Vergleich: In China sind es deutlich über 30%. Etwas schlechter sieht die Situation allerdings wiederum für exportorientierte Unternehmen in Deutschland aus. Denn diese berichten von einem Anteil von rund 20%. Professionelles Management und Prinzip Hoffnung Die große Mehrheit der Unternehmen hat ein eigenes Kreditrisikomanagement, das zu rund 30% auch eine eigene Organisationseinheit bildet. Knapp 17% haben kein eigenständiges Management von Risiken im Forderungsgeschäft. „Nach wie vor gibt es große Unterschiede im Debitorenmanagement der deutschen Unternehmen. Insbesondere kleineren Unternehmen fehlt es an der technischen Unterstützung, dem Wissen und der Expertise, die man braucht, um offene Forderungen konsequent einzufordern. Aber auch die Sorge, einen Kunden zu verärgern, spielt immer wieder eine Rolle“, erklärt Jochen Böhm, Regional Risk Underwriting Director bei Coface. 5,2% der befragten Unternehmen verzichten sogar vollständig auf eine direkte und gezielte Steuerung ihres K reditrisikos. „Das ist unternehmerischer Blindflug oder Glücksspiel“, sagt Téva Perreau. „Die deutsche Wirtschaft wird auch in d iesem und im kommenden Jahr nicht ungeschoren davonkommen.“ „Die deutsche Wirtschaft wird auch in diesem und im kommenden Jahr nicht ungeschoren davonkommen, wenn man die erheblich gestiegenen globalen Risiken betrachtet“, meint Dr. Mario Jung. Neben dem anhaltenden Kriechgang der Emerging Markets seien es gerade die aus dem unmittelbaren europäischen Umfeld stammenden politischen Risiken, die von den exportierenden Unternehmen immer mehr wahrgenommen würden. Der Volkswirt erwartet auch deshalb keine Verbesserung im Zahlungsverhalten: „Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate sind die Erwartungen über die Branchen hinweg gemischt. Für den Unternehmenssektor insgesamt dürfte der Umfang ausstehender Zahlungen mehr oder weniger gleich bleiben.“ Die Studie kann über diesen Link heruntergeladen werden. ➤ 13 | ExportManager | Verkaufen 14 | ExportManager | Verkaufen Ausgabe 7 | 14. September 2016 Anzeige Frischer Wind für Ihre Finanzierungen Importe und Exporte bankenunabhängig vorfinanzieren www.dft-ag.de 15 | ExportManager | Vernetzen Ausgabe 7 | 14. September 2016 Warmlaufen für den russischen Markt Gunther Schilling Leitender Redakteur ExportManager, FRANKFURT BUSINESS MEDIA Nach dem Einbruch der Ölpreise und der Verschlechterung der Handelsbeziehungen mit der EU durchlief die russische Wirtschaft 2015 eine harte Anpassungsphase. Inzwischen ist die konjunkturelle Talsohle erreicht, und die Wachstumsaussichten bessern sich. Das schlägt sich auch in den Auftragsbüchern deutscher Exporteure nieder: Russland steht vor dem Comeback. Nun suchen deutsche Unternehmen neue Ansätze, um die gute Zusammenarbeit mit Russland fortzusetzen. © Vladimir_Krupenkin/iStock/Thinkstock/Getty Images gunther.schilling@ frankfurt-bm.com Klare Linien auf dem Roten Platz – auch im Geschäft mit russischen Partnern ist Geradlinigkeit gefragt. Die Landtechnik macht es vor: Während der deutsche Maschinenexport nach Russland im ersten Halbjahr 2016 noch um gut 5% sank, zog der Verkauf von Landmaschinen und Traktoren dorthin bereits wieder an – wenn auch von einem sehr niedrigen Niveau kommend, wie VDMA-Geschäftsführer Dr. Bernd Scherer berichtet. Auch vor Ort können deutsche Hersteller punkten: Im Juni erhielt der Landmaschinenhersteller Claas auf dem Petersburger Wirtschaftsforum die Anerkennung als „russischer Betrieb“. Mit dem Sonderinvestitionsvertrag kommt das Unternehmen in den Genuss beachtlicher Wettbewerbsvorteile, da die Regierung seinen Kunden umfangreiche Zuschüsse und Steuererleichterungen gewährt. Neue Ansätze gesucht Lokalisierung ist im Trend. Deutsche Unternehmen vor Ort passen sich den veränderten Rahmenbedingungen an, um ihre Marktposition zu halten. Auch der in Russland stark engagierte Chemiekonzern BASF baut seine Produktion vor Ort aus. Außer in der Öl- und Gassparte ist das Unternehmen unter anderem in der Agrarchemie und der Bauchemie in Russland aktiv. Auf dem Petersburger Wirtschaftsforum Mitte Juni verabredeten Norilsk Nickel und BASF eine langfristige Zusammenarbeit, in Podolsk hat das Unternehmen seine Produktpalette für die Bauindustrie erweitert. 2017 soll in Sankt Petersburg ein weiteres Werk für Bauchemikalien eröffnet werden. Neue Ansätze im Russland-Geschäft stehen im Mittelpunkt eines Roundtables, den der ExportManager am 19. September 2016 in der Pagode der F.A.Z. durchführt. Dr. agr. Thomas Keller, der für die BASF Strategie und Marktentwicklung unter anderem in Russland koordiniert, spricht mit dem Vorstandsvorsitzenden der VTB Bank (Deutschland), Arthur Illyav, über Marktentwicklung, Restrukturierung und Lokalisierung in Russland. Unter anderem geht es um die Frage, wie deutsche Unternehmen auf das veränderte Marktumfeld reagieren. Dabei stellen sich rechtliche und steuerliche Fragen, die Marc Batholomy, Partner ➤ 16 | ExportManager | Vernetzen Ausgabe 7 | 14. September 2016 Anzeige Exportabsicherung möglich Vor allem bei der Finanzierung zeigen sich die negativen Auswirkungen der westlichen Sanktionen gegen Russland. Im Zusammenhang mit der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland schränkte die EU am 31. Juli 2014 unter anderem den Zugang russischer Staatsbanken zu den Kapitalmärkten ein. Doch nicht nur die Verfügbarkeit von Finanzierungslinien aus dem Ausland, sondern vor allem auch der Rückgang der Erlöse aus dem Ölexport und die Abwertung des Rubel ließen die russischen Importe sinken. In der Folgezeit ging der deutsche Handel mit Russland deutlich zurück. Parallel zu den geringeren Exporten verringerten sich auch die Exportdeckungen des Bundes für Russland. Weiterhin bleibt Russland jedoch eines der Länder mit den höchsten von Deutschland übernommenen Deckungen. Für die russische Wirtschaft sprechen einige positive Weichenstellungen, die ein stärkeres Wachstum der produzieren- den Industrie ermöglichen. Nicht allein die Importsubstitution durch die Förderung der Inlandsproduktion, auch die durch die Abwertung des Rubel gestiegene preisliche Wettbewerbsfähigkeit sowie die Ausweitung des Handels mit den Partnern der Eurasischen Wirtschaftszone und China können Impulse geben. Doch die russische Industrie kann derzeit nur in wenigen Bereichen gegen westliche und chinesische Konkurrenz bestehen. 1. Deutscher Exporttag 2016: Themenplattform für die Exportpraxis www.deutscher-exporttag.de „Für die russische Wirtschaft sprechen einige positive Weichen stellungen, die ein stärkeres Wachstum der produzierenden Industrie ermöglichen.“ Deutsche Unternehmen sind daher als Modernisierungspartner in Russland hochwillkommen. Auf der Internationalen Wirtschaftskonferenz in Sankt Petersburg schwärmte BASF-Vorstandsmitglied Harald Schwager Mitte Juni von selbstfahrenden Traktoren und satellitengestützter Pestizidverteilung durch eine gemeinsame Digitalisierung der Landwirtschaft. Weitere Informationen und eine Anmeldemöglichkeit für Unternehmens vertreter zur kostenlosen Teilnahme halten wir unter www.exportmanageronline.de/roundtable bereit. Veranstalter Partner ➤ bei Clifford Chance CIS, und Dr. Jochen Pörtge, Counsel bei Clifford Chance Deutschland, erörtern. Schließlich geben Anna V. Ponomareva, Managing Director Trade and Export Finance der JSC VTB Bank, und Thomas Baum, Head of Division Underwriting von Euler Hermes, einen Überblick über Finanzierungslösungen und Absicherung im Russland-Geschäft. Veranstaltungspartner Mitveranstalter 17 | ExportManager | Vernetzen Ausgabe 7 | 14. September 2016 EuroBLECH: Investitionen in neue Technologien Susanne Neuner PR & Marketing Director, Mack Brooks Exhibitions Die 24. Internationale Technologiemesse für Blechbearbeitung findet vom 25.–29. Oktober 2016 in Hannover statt. Im Fokus der Veranstaltung steht die innovative Produktion im Zeitalter fortschreitender Digitalisierung. Die EuroBLECH 2016 umfasst die gesamte Prozesskette der Blechbearbeitung. Mehr als die Hälfte der Ausstellerunternehmen und mehr als ein Drittel der Besucher kommen aus dem Ausland. [email protected] Zur Steigerung der Kosteneffizienz, Flexibilität und Prozessstabilität werden auf der EuroBLECH 2016 zahlreiche neue Lösungen entlang der gesamten Technologiekette der Blechbearbeitung angeboten. Insgesamt 1.550 Ausstellerunternehmen aus 40 verschiedenen Ländern haben derzeit ihren Stand auf der weltweiten Leitmesse für die blechbearbeitende Industrie gebucht. Mit mehr als 89.000 qm Nettoausstellungsfläche belegt die Messe acht Hallen auf dem Messegelände in Hannover und kann gegenüber der Vorveranstaltung ein Flächenwachstum von gut 3% verbuchen. Zu den Themenbereichen der EuroBLECH 2016 zählen alle Produktionsschritte der Blechbearbeitung: Halbzeuge, Zulieferteile, Handling, Trennen, additive Fertigung, Umformen, flexible Blechbearbeitung, Fügen, Schweißen, Rohr-/Profil bearbeitung, Verarbeitung hybrider Strukturen, Oberflächenbearbeitung, Werkzeuge, Steuerungs- und Regeltechnik, CAD-/CAM-/CIM-Systeme, Qualitäts- © Mack Brooks Exhibitions Ltd Effizientere Blechbearbeitung Blechbearbeitung mit digitaler Kommunikation – die EuroBLECH erschließt neue Technologien. sicherung, Betriebseinrichtung und Forschung & Entwicklung. Die Messe wendet sich an alle, die Blech herstellen, verarbeiten oder damit handeln. Wichtige Branchen, die auf der Besucherseite vertreten sind, sind neben vielen anderen der Maschinenbau, die Automobilindustrie und ihre Zulieferer, Elektrotechnik- und Elektrogeräte, Stahl- und Leichtmetallbau sowie die Eisen- und Stahlgrundindustrien. Im Interview erklärt Susanne Neuner, PR & Marketing Director beim Veranstalter der EuroBLECH, Mack Brooks Exhibitions, Bedeutung und Entwicklung der Messe: 22 Welchen Status hat die EuroBLECH in der Branche? Für Branchenspezialisten ist die EuroBLECH als internationale Leitmesse für die blechbearbeitende Industrie ein wichti- ger Impulsgeber für technologische Neuerungen sowie ein Konjunkturbarometer der weltweiten Märkte. Durch die erneut sehr hohe Internationalität ermöglicht die EuroBLECH 2016 den Unternehmen, ihre Position im globalen Wettbewerb einzuordnen, sich eventuell neu auszurichten und ihre Produkte entsprechend den unterschiedlichen Bedarfen in verschiedenen Märkten herzustellen. 22 Welche Veränderung gibt es im Vergleich zur letzten Veranstaltung bei der Ausstellerpräsenz und den Themen? Viele Unternehmen präsentieren sich dieses Jahr auf vergrößerten Standflächen, und wir verzeichnen einen erhöhten Anteil von 20% an Neuausstellern. Dass die Aussteller noch mehr Produkte auf erweiterten Messeständen vorführen und auch viele neue Unternehmen auf der Messe vertreten sind, zeigt, dass die Blechbearbeitung eine Branche ist, die sich dynamisch weiterentwickelt. Ein übergreifend wichtiger Wandel, der sich seit der letzten Veranstaltung nun konkretisiert hat, ist sicherlich die Verknüpfung ➤ 18 | ExportManager | Vernetzen Ausgabe 7 | 14. September 2016 Anzeige 22 Wie schätzen Sie die allgemeine Konjunktur in der Branche ein? Insgesamt herrscht in der Branche eine positive Stimmung. Neue Technologien rund um das Thema smarte Fertigungsprozesse sind die Treiber dafür, dass Unternehmen ihre Fertigungssysteme auf- und umrüsten und sich damit einen Wettbewerbsvorsprung sichern. Das Thema ist zwar momentan noch in erster Linie für Firmen aus den technologisch hochentwickelten Ländern relevant beziehungsweise für Unternehmen, die Highendprodukte fertigen, aber auch Branchenvertreter aus Schwellenmärkten sind am Trend zur steigenden Digitalisierung in der Fertigung durchaus interessiert, denn auch sie suchen Ansatzpunkte, um von den neuen Technologien zu profitieren. Es herrscht also derzeit eine Art technologisch motivierter Aufbruchsstimmung in der Branche. 22 Wie stellt sich die Internationalisierung der Messe dar, wie entwickeln sich die einzelnen Märkte? Bei den Ausstellern setzt sich der Trend zur weiteren Internationalisierung fort; der Auslandsanteil der Ausstellerfirmen ist über die Jahre kontinuierlich gewach- sen. Ein Grund: Ausstellerfirmen aus Ländern, in denen die Binnenkonjunktur eher schwach ist, wie beispielsweise Italien, nutzen die Messe als Plattform für neue internationale Geschäftskontakte. Firmen aus aufstrebenden Märkten wie China oder auch Unternehmen aus den USA stellen aus, um sich im wichtigen europäischen Markt zu positionieren. Der Anteil an internationalen Besuchern ist ebenfalls über die Jahre stetig angewachsen. Besuchern der EuroBLECH, egal ob sie aus Deutschland oder Übersee kommen, geht es darum, die richtige Fertigungslösung für ihr Unternehmen und ihre Abnehmermärkte zu finden. Keine andere Messe in dieser Branche bietet ein so großes, umfassendes Angebot, das von Hightechprodukten bis hin zu traditionellen Systemen reicht. Auf den Weltmärkten lassen sich derzeit einige Verschiebungen beobachten, die die Branche betreffen. China holt technologisch weiter auf, es besteht dort aber andererseits in vielen Bereichen noch enormer Importbedarf, zum Beispiel bei der Automationstechnologie. Märkte, die vor einigen Jahren als sehr vielversprechend galten, wie Brasilien und Russland, sind momentan zurückgefallen. Aber es sind auch neue Märkte im Entstehen, zum Beispiel in Südostasien. In Ländern wie Indonesien oder Thailand ergeben sich für die Branche vielversprechende Geschäftsmöglichkeiten. ➤ von Produktionsprozessen mit dem Internet. Hier können sich Besucher auf erste anwendbare Lösungen freuen und anhand von Livepräsentationen einen Blick in die Zukunft werfen. T R A N S AT L A N T I C Business Conference The Transatlantic Marketplace 2016: Leadership in a Challenging World 10. Transatlantische Jahreswirtschaftskonferenz Erfahrungsaustausch, Strategien und Impulse für die wirtschaftliche und politische Partnerschaft 9./10. November 2016 Commerzbank Tower, Frankfurt am Main • Hilton Frankfurt Airport, Frankfurt am Main Erfahrungsaustausch, Strategien und Impulse für die wirtschaftliche und politische Partnerschaft Das beschäftigt uns in diesem Jahr: Nach den Präsidentschaftswahlen – neue Impulse für die transatlantische Partnerschaft? Der europäische Traum – Stärke durch Integration Go digital! – Geschäftsmodelle im Wettbewerb VERANSTALTER IN KOOPERATION MIT MITVERANSTALTER PARTNER HAUPTMEDIENPARTNER MEDIENPARTNER GASTGEBER DINNER-EMPFANG Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.transatlantikkonferenz.de 19 | ExportManager | Finanzieren Ausgabe 7 | 14. September 2016 Erfolgsfaktor Trade-Receivables-Management Peter Tinney Produktspezialist Trade Finance, Deutsche Bank AG In einem stetig wachsenden, internationalen Markt stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihr Kapital möglichst effizient einzusetzen. Sie kaufen Waren und Dienstleistungen von ihren Lieferanten, müssen gegebenenfalls die Produktion bzw. die Lagerhaltung übernehmen und das (End-)Produkt wiederum gewinnbringend an ihre Abnehmer verkaufen. Dieser Prozess b indet Liquidität, die für andere Verwendungszwecke nicht zur Verfügung steht. [email protected] Optimierung der Liquiditäts steuerung und des Risikomanage ments ➤➤ Wie kann dieses Zahlungsziel verkürzt werden, möglichst ohne dem Abnehmer Preiszugeständnisse machen zu müssen? © alfexe/iStock/Thinkstock/Getty Images Der betriebliche Wertschöpfungsprozess bindet einen Großteil wertvoller Liquidität im Unternehmen, die ansonsten z.B. für wichtige Investitionen verwendet werden könnte. Die Liquidität ist im Rahmen dieser komplexen Wertschöpfungsprozesse so lange gebunden, bis der Erlös aus dem Verkauf auf dem Konto der Unternehmen eingeht. Je länger der Wertschöpfungsprozess dauert, umso mehr Liquidität wird in der Regel benötigt. Von den Vertragsverhandlungen mit den Geschäftspartnern bis hin zum Geldeingang ist daher ein effizientes Liquiditätsund Risikomanagement von großer Bedeutung. Für Unternehmen mit internationaler Ausrichtung stellt sich dieses Thema noch komplexer dar. Gefragt sind Finanzierungslösungen, die die klassische Kreditaufnahme ergänzen sowie Sicherheit und Liquidität ideal kombinieren. Damit können die Position gegenüber den Geschäftspartnern im Inund Ausland verbessert, die Wettbe- werbsfähigkeit gestärkt, die Liquiditätsbeschaffung beschleunigt und Ausfallrisiken reduziert werden. chen. Als Folge dessen kann es zu Liquiditätsengpässen kommen, bei denen u.a. folgende Fragen zu berücksichtigen sind: Optimierung von Trade Receivables ➤➤ Wie lang ist das gegenüber dem Abnehmer eingeräumte Zahlungsziel? Die entstehenden Forderungen aus Lieferung und Leistung von erfolgten Warenoder Dienstleistungsverkäufen (Trade Receivables) werden häufig erst zu einem vereinbarten späteren Zeitpunkt begli- ➤➤ Bezahlt der Abnehmer seine Rechnung pünktlich bei Fälligkeit, oder verlängert er „eigenmächtig“ das grundgeschäftlich vereinbarte Zahlungsziel? ➤➤ Welche Herausforderungen und Risiken sind bei einer zunehmenden Internationalisierung des Handels/ Verkaufs zu berücksichtigen? Mit dem Forderungsverkauf, z.B. an Banken, kann – bei gleichbleibender Laufzeit der ausstehenden Forderungen – der Finanzierungsbedarf des Verkäufers reduziert werden, ohne hierfür dem Abnehmer Preiszugeständnisse, wie etwa in Form von Boni oder Skonti, machen zu müssen. Generell sind sowohl ein einmaliger als auch ein revolvierender Verkauf der Forderungen möglich. Dabei können über ein Forderungsankaufsprogramm unterschiedliche Größenordnungen der Einzelrechnungsbeträge dargestellt werden. Auch evtl. bestehende Sicherheiten wie Dokumentenakkreditive, Garantien bzw. Stand-by-L/Cs (Letters of Credit) oder ➤ 20 | ExportManager | Finanzieren Ausgabe 7 | 14. September 2016 Anzeige Das Unternehmen verkauft einen Teil seiner Forderungen aus Lieferungen an die Bank. Um das Volumen der Forderungen trotz der saisonalen Schwankungen über Insbesondere bei exportierenden Unternehmen, die weltweit tätig sind, bietet sich die Zusammenarbeit mit einem Finanzpartner mit internationalem Netzwerk, ausgeprägtem Know-how und langjähriger Erfahrung im Bereich Forderungsankauf an. Freuen Sie sich auf topaktuelle Außenwirtschaftsthemen und individuell wählbare Workshops. Außenw tag i en ln · Dieses Beispiel verdeutlicht mögliche positive Auswirkungen eines professionellen Trade-Receivables-Managements. Insbesondere die flexible Ausgestaltung bzw. Strukturierung eines solchen Forderungsankaufsprogramms ermöglicht eine Lösung, die unter Berücksichtigung bestimmter Parameter individualisiert von Unternehmen eingesetzt werden kann. ············································ Ok . Nicht zu vernachlässigen sind auch mögliche positive Auswirkungen auf die Verkäufer-Abnehmer-Beziehung. Diese kann durch eine solche Abnehmerfinanzierung Lösung: Forderungsverkauf Fazit Experten referieren · Praktiker diskutieren · 11 Des Weiteren sichert sich der Verkäufer zusätzlich gegen Abnehmer- und Länderrisiken ab. Ein solcher regressloser Forderungsverkauf reduziert die Risiken eines Forderungsausfalles und eröffnet die Chance, ohne eigene Übernahme dieser Risiken neue Absatzmärkte zu erschließen. Mit Blick auf den Wettbewerb sowie die Geschäftsbeziehungen mit den Abnehmern möchte das Unternehmen längere Zahlungsziele (von durchschnittlich 90 Tagen) gewähren. Auf der Einkaufsseite muss jedoch innerhalb von 30 Tagen an die Lieferanten gezahlt werden, so dass mindestens 60 Tage bis zum Eingang der Verkaufserlöse zu überbrücken sind. Eine Ausweitung der eigenen Kreditlinie bei den Banken ist nicht ohne weiteres möglich. Das Unternehmen möchte sich darüber hinaus gegen die entstehenden Abnehmer- und Länderrisiken absichern. Durch den revolvierenden Forderungsverkauf kann die Bilanzposition „Forderungen aus Lieferung und Leistung“ entsprechend gesenkt werden. Ggf. können auch Unternehmenskennzahlen (z.B. DSO) generell verbessert werden. 6. Thementag Außenwirtschaft chaft rts „Die durch den Forderungsverkauf erzielten Liquiditätseffekte können dem Verkäufer dabei helfen, Finan zierungen bei Dritten zu reduzieren, wodurch er seine Liquiditätsquellen breiter streuen kann.“ Ein deutsches Unternehmen mit einem saisonal schwankenden Forderungsvolumen verkauft seine Waren innerhalb Westeuropas, aber auch weltweit, teilweise abgesichert durch eine WKV (Warenkreditversicherung). Der Umsatz beträgt 60 Mio EUR p.a., die Hälfte des jährlichen Umsatzes generiert das Unternehmen in den Monaten August bis Oktober, jeweils 10 Mio EUR pro Monat. Veranstaltung: to b Kö Zudem ist eine Verbesserung der Unternehmenskennzahlen möglich, da die Forderung i. d. R. regresslos verkauft wird und somit nicht mehr in der Bilanz erscheint (True Sale). Beispiel: längere Zahlungsziele als Verkaufsargument das Jahr hinweg konstant zu halten, passt das Unternehmen das zu verkaufende Forderungsvolumen entsprechend an. Dadurch kann das Unternehmen seinen Abnehmern längere Zahlungsziele gewähren und die Geschäftsbeziehungen auch wettbewerbsbedingt stärken. 6. Them Die durch den Forderungsverkauf erzielten Liquiditätseffekte können dem Verkäufer dabei helfen, Finanzierungen bei Dritten zu reduzieren, wodurch er seine Liquiditätsquellen breiter streuen kann. und evtl. daraus entstehende Zahlungszielverlängerungen gestärkt werden. ➤ (staatliche) Warenkreditversicherungen können in die Strukturierung miteinbezogen werden. e r 2 0 16 i n Jetzt anmelden und Teilnahmeplatz sichern! www.thementag-aw.de ············································ 11. Oktober 2016 Hotel Pullman Cologne 21 | ExportManager | Finanzieren Ausgabe 7 | 14. September 2016 Finanzierungslösung für längere Zahlungsziele In der Exportfinanzierung gewinnt der Faktor Zeit zunehmend an Bedeutung. Der Trend geht derzeit in vielen Ländern Europas hin zu einer Verlängerung der Zahlungsziele, da vor allem mittelständische Unternehmen aufgrund schwieriger Finanzierungs bedingungen vermehrt Lieferantenkredite nutzen. Mit Finetrading können Exporteure ihren Abnehmern großzügige Zahlungs fristen gewähren, ohne erhöhte Ausfallrisiken in Kauf nehmen zu müssen. Die Konjunktur in den europäischen Ländern zeigt sich derzeit alles andere als homogen: Während Deutschland dank eines soliden Wirtschaftswachstums und niedriger Arbeitslosenquote zuletzt einen Haushaltsüberschuss ausweisen konnte, haben andere Länder wie Frankreich oder Italien mit wirtschaftlicher Stagnation und hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Zeit ist Geld! Gut, wenn man sich Zeit lassen kann und lung in den vergangenen Jahren nun wieder verschlechtern könnte. Noch hat sich die Zahlungsmoral im europäischen Durchschnitt nicht entscheidend verschlechtert – allerdings mehren sich die dunklen Wolken am Horizont. In Westeuropa wurden zuletzt 80%, in Osteuropa 74% der Rechnungen pünktlich bezahlt. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies in beiden Hälften Europas ein leichter Rückgang um jeweils 1 Prozentpunkt. Beim Blick auf die Forderungsausfälle leuchten in Griechenland, Ungarn und der Slowakei Warnsignale: Während im europäischen Durchschnitt die Ausfallquote bei 3% liegt, hat sich in diesen drei Ländern der Anteil der Forderungsausfälle auf 5% erhöht. Nur in Spanien verkürzen sich die Zahlungsfristen Dazu kommt, dass beim Einräumen von Zahlungszielen auf Seiten der Gläubiger eher ein Trend zur Großzügigkeit zu beobachten ist. Europaweit verlängerten sich die durchschnittlichen Zahlungsziele um [email protected] zwei Tage auf nunmehr 36 Tage. Besonders auffällig ist die Verlängerung in Ungarn, wo Unternehmen ihren Kunden jetzt eine sieben Tage längere Zahlungsfrist einräumen als zuvor. Auch in Großbritannien ist mit einem Plus von vier Tagen auf durchschnittlich 35 Tage eine großzügigere Haltung der Lieferanten zu beobachten. Rückläufig ist die Entwicklung nur in Spanien, wo sich die durchschnittliche Zahlungsfrist um zwei Tage auf 40 Tage verkürzt hat. Vor diesem Hintergrund haben sich die Erwartungen an die künftige Entwicklung der Zahlungsmoral eingetrübt. Nur noch eines von vier Unternehmen geht davon aus, dass sich die Zahlungsmoral seiner Kunden verbessern wird. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Rückgang um 4 Prozentpunkte. Lieferantenkredit als Alternative zur Bankfinanzierung? Bei der Nennung von Gründen für Zahlungsverzug finden sich die Angaben, die man üblicherweise vermutet: Am häufigs- ➤ © Hemera Technologies/iStock/Thinkstock/Getty Images trotzdem sein Geld bekommt. Das wirkt sich auch auf das Zahlungsverhalten aus, das auf europäischer Ebene regelmäßig von der Finanzdienstleistungsgruppe EOS untersucht wird. Der aktuellen EOS-Studie zum Zahlungsverhalten in Europa zufolge ist zu befürchten, dass sich die Zahlungsmoral in etlichen EU-Ländern nach einer positiven Entwick- Dirk Oliver Haller Vorstandsvorsitzender, DFT Deutsche Finetrading AG ten geben Geschäftskunden Liquiditätsengpässe als Grund für verspätete Zahlungen an, als weitere Gründe werden unter anderem Zahlungsausfälle bei eigenen Kunden, die aktuelle Konjunktur und rückläufige Aufträge genannt. Den größten prozentualen Zuwachs verzeichnet mit einem Plus von 4 Prozentpunkten auf 31% die Begründung, Lieferantenkredite durch ein möglichst langes Hinausziehen der Zahlung ausnutzen zu wollen. Die Ausdehnung bei der Inanspruchnahme von Lieferantenkrediten deutet darauf hin, dass trotz Niedrigzinsen die Suche nach Kreditgebern für viele Unternehmen in Europa ein schwieriges Unterfangen bleibt. Davon betroffen sind vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen, denen im Vergleich zu Großkonzernen der Zugang zu kapitalmarktbasierten Finanzierungen verschlossen ist. Während der deutsche Mittelstand derzeit überwiegend einfachen Zugang zu Bankkrediten hat, sieht es vor allem in südeuropäischen Ländern anders aus – dort leiden oftmals gerade die kleineren Banken, die traditionell Geldgeber des Mittelstands sind, unter Kapitalknappheit, Kreditausfällen und den verschärften Regulierungsvorschriften. Auswirkung auf Exportunternehmen Für mittelständische Betriebe in Deutschland, die an ebenfalls mittelständische Ausgabe 7 | 14. September 2016 Abnehmer in anderen EU-Ländern liefern, können sich diese Trends auf die Exportaktivitäten auswirken. Zum einen stellt sich die Frage, wie der Exporteur mit länger werdenden Zahlungszielen umgeht – denn daraus resultiert letztlich ein höherer Vorfinanzierungsbedarf für die Abwicklung von Exportaufträgen. Zum anderen wird es für Abnehmer in einigen EU-Ländern zunehmend schwierig, für die Finanzierung eines größeren Einkaufsvolumens einen Kreditgeber zu finden. Das kann dazu führen, dass größere Aufträge in finanzierbare Tranchen aufgesplittet werden, was jedoch sowohl für den Abnehmer wie auch für den Lieferanten weniger effizient ist als eine größere Komplettlieferung. Exportunternehmen, deren Kunden schwerpunktmäßig aus mittelständischen Betrieben bestehen, sollten daher überlegen, ob es nicht sinnvoll sein kann, dem Auslandskunden nicht nur die Lieferung der Waren, sondern dazu gleich auch eine passende Finanzierungslösung mit anzubieten. Wird dabei kein externer Finanzierungspartner mit einbezogen, besteht die Lösung zumeist darin, dem Abnehmer ein verlängertes Zahlungsziel oder die Begleichung der Rechnung in mehreren Raten anzubieten. Dabei erhöht sich jedoch nicht nur der Bestand an offenen Forderungen in der betriebswirtschaftlichen Auswertung, sondern auch das Ausfallrisiko – denn dieses steigt im Regelfall an, wenn sich die Zahlungs fristen verlängern oder der Lieferant über die Ratenzahlung praktisch zum Kredit geber wird. Auslagerung der Finanzierung Vor diesem Hintergrund erscheint es meist empfehlenswert, die Finanzierung mitsamt den damit verbundenen Risiken an einen externen Partner auszulagern. Bei Exportgeschäften kommt jedoch die Hausbank kaum in Frage, da diese dann einen neuen Geschäftskunden im Ausland aufnehmen müsste – für die im Mittelstand besonders stark präsenten Sparkassen und Genossenschaftsbanken wäre dies schon allein wegen des Regionalprinzips von vornherein ausgeschlossen. Als Alternative zu einer Bank als Kreditgeber kann auch eine Finetrading-Finanzierung als bankenunabhängige Lösung in Betracht gezogen werden. Bei Finetrading handelt es sich um ein einfach zu handhabendes Finanzierungsmodell, das auf einem Handelsgeschäft anstatt auf einem Kreditvertrag beruht. Der Finetrader wird als Zwischenhändler in das Exportgeschäft eingebunden, indem er die Waren vom Exporteur erwirbt und sie im gleichen Zuge an den Abnehmer weiterveräußert. Die Finanzierung erfolgt dabei über die unterschiedlichen Zahlungsziele: Während der Finetrader die Rechnung des Lieferanten sofort begleicht, kann sich der Abnehmer mit der Bezahlung bis zu sechs Monate Zeit lassen. Bei Investitionsgütern ist ein Zahlungsziel von zwölf Monaten möglich. Flexible Einsatzmöglichkeiten Je nach Art der Geschäftsbeziehung können über Finetrading wahlweise einzelne Exportgeschäfte finanziert oder Finanzierungslinien eingerichtet werden. Letztere können innerhalb des Finanzierungsrahmens flexibel in Anspruch genommen werden und funktionieren damit ähnlich wie ein klassischer Kontokorrentkredit. Da der Finetrader als Zwischenhändler nur die Finanzierungsfunktion übernimmt, können Lieferant und Abnehmer wie gewohnt ihre Preis- und Liefermodalitäten untereinander aushandeln. Auch die physische Lieferung der Ware erfolgt direkt vom Lieferanten an den Abnehmer. Gerade für mittelständische Exportunternehmen bietet Finetrading neben der einfachen Handhabung und der sofortigen Generierung von Liquidität noch einen weiteren Vorteil: Befindet sich der Sitz des Finetraders in Deutschland, kann aus Sicht des Verkäufers die Transaktion wie ein Inlandsgeschäft abgewickelt werden. Weil der Finetrader die Bonitätsprüfung des im Ausland ansässigen Abnehmers übernimmt, braucht der Exporteur keine eigene Länderexpertise aufzubauen. Für viele mittelgroße Exportunternehmen kann dieses Modell somit den Weg für Exportgeschäfte bereiten, die ansonsten aufgrund eines erschwerten Kreditzugangs des Kunden im Ausland schwierig zu realisieren wären. ➤ 22 | ExportManager | Finanzieren 23 | ExportManager | Liefern Ausgabe 7 | 14. September 2016 Trade-Compliance im Asien-Export Kai Schwab Sales Director Germany, Amber Road Inc. Der deutsche Handel mit Asien hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt und nimmt weiter zu. Vor allem der chinesische Markt bietet weiterhin gute Absatzchancen. Trotz schwächeren Wachstums ist China der stärkste Treiber der Weltwirtschaft. In Asien können möglicherweise Präferenzabkommen und Zollvergünstigungen in Anspruch genommen werden. Doch es lauern auch Risiken, gegen die sich Exporteure wappnen sollten, um stets rechtskonform zu handeln. Beim Export nach Asien gilt zunächst der Grundsatz des freien Warenverkehrs. Allerdings unterliegt der Handel mit verschiedenen Ländern zum Schutz von außen- und sicherheitspolitischen Interessen gewissen Beschränkungen (z.B. Myanmar). Wer mit Firmen in Asien handelt, muss eigenverantwortlich sicherstellen, dass das Exportkontrollrecht und andere handelsrelevante Gesetze und Vorschriften eingehalten werden. KMUs gehen ihre internationale Expansion meist chancenorientiert an und vernachlässigen dabei die damit verbundenen Risiken. Gesetzesverstöße können aber weitreichende Folgen haben. Der Ruf eines Unternehmens ist schnell rui- © Prasit Rodphan/iStock/Thinkstock/Getty Images Um das Asien-Geschäft nachhaltig und gewinnbringend zu betreiben, sind gute Kenntnisse der vielfältigen, zum Teil sehr unterschiedlichen asiatischen Volkswirtschaften, der politischen Entwicklungen und gesetzlichen Rahmenbedingungen in diesen Ländern unerlässlich. Aber auch die deutschen Ausfuhrvorschriften für die Zielmärkte sollten bekannt sein. [email protected] Bei der Geschäftstätigkeit in und mit Asien sollten Regeln und Rechte sorgfältig geprüft werden. niert. Märkte können verloren, Bewilligungen entzogen werden. Es kommt zu Verzögerungen bei der Ausfuhr und Zollabwicklung mit negativen Konsequenzen für Liefertermine. Dazu kommen strafrechtliche Risiken für einzelne Mitarbeiter und das Unternehmen. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes riskant, erst dann zu agieren, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Die Exportkontrolle und das Risikomanagement im Unternehmen sollten daher Chefsache sein. Schritt für Schritt Was genau müssen Unternehmen tun, um regelkonform zu exportieren? Erste Schritte sind eine fundierte Stamm datenaufbereitung und die Zuordnung von Zolltarif- und Exportkontroll-Güterlistennummern. In einem zweiten Schritt sollte geklärt werden, ob es sich bei der zu exportierenden Ware um ein kritisches Gut (z.B. ein Produkt mit doppeltem Verwendungszweck, Dual-Use-Güter) handelt. Dann muss untersucht werden, ob Embargos und damit Verbote oder Genehmigungspflichten für das Zielland bestehen. Anschließend sollten eine Prüfung des Endverwendungszwecks vorgenommen und ggfs. eine Ausfuhrund Durchfuhrgenehmigung eingeholt werden. Schließlich muss ein Sanktions listenscreening für den Endabnehmer, Zwischenhändler respektive Spediteure im Zielland durchgeführt werden. Hier ist es ratsam, neben den Sanktionslisten der EU und UNO auch die US-amerikanischen Listen zu beachten. Denn wer gegen personen- bzw. organisationsbezogene Sanktionslisten verstößt, läuft Gefahr, selbst auf einer der „schwarzen Listen“ zu landen. Besondere Aufmerksamkeit sollten Firmen außerdem dem US-Reexport-Kon- ➤ 24 | ExportManager | Liefern Zu guter Letzt sollte der Exporteur respektive sein Kunde untersuchen, ob er eventuell von einem Präferenzabkommen profitieren und Zollvergünstigen in Anspruch nehmen kann. IT-gestützt Unternehmen, die nur wenige Außenhandelstransaktionen pro Jahr durchführen, können sich selbst oder mit Hilfe des BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) einen Überblick über die relevanten Exportvorschriften verschaffen. Je höher die Zahl der Transaktionen, umso aufwendiger werden jedoch die Suche und Kontrolle, zumal häufige Ergänzungen und Aktualisierungen die Komplexität der Exportregularien kontinuierlich steigern. Verschiedene Softwarehäuser bieten ITLösungen an, die die Suche nach der richtigen Zolltarifnummer und Exportkon troll-Güterlistennummer unterstützen. Nur so ist erkennbar, ob für eine Ware Verbote und Beschränkungen bei der Ausfuhr bestehen. Bei der Länderprüfung hilft die Software, indem Lieferungen in Embargoländer gesperrt werden und nur durch einen festgelegten Personenkreis, wie z.B. den Compliancemanager, aufgehoben werden können. Sanktionslistenprüfungen sollten in jedem Fall elektronisch durchgeführt werden; denn ein manueller Abgleich mit inzwischen über 300 Listen weltweit ist praktisch unmöglich. „Exporteur und Kunde sollten prüfen, ob sie eventuell von einem Präferenzabkommen profitieren und Zollvergünstigungen in Anspruch nehmen können.“ Ausgefeilte Systeme informieren ein Unternehmen nicht nur, welche Vorschriften bei der Ausfuhr zu beachten, welche Dokumente notwendig sind und welche Handelsabkommen genutzt werden können. Sie zeigen dem Nutzer auch, wo für ihn als Industrie- und Handelsunternehmen oder Logistikdienstleister, insbe sondere als AEO, Risiken bestehen. Und sie dokumentieren die firmeninternen Exportkontrollen für Behördennachfragen. Ferner lassen sie sich in CRM-, ERPund Logistiksysteme integrieren. Asien-Spezialist Speziell für den Handel aus und nach China bietet Amber Road die webbasierte On-Demand-Lösung, „China Trade Management“, an, die die Automatisie- rung sämtlicher Import- und Exportprozesse und deren vollständige Integration in ein globales Supply-Chain-Management ermöglicht. Komplexe und regional unterschiedliche behördliche Auflagen für Ein- und Ausfuhren sowie Veredlungsverkehre und elektronische Zollabwicklung werden lückenlos erfüllt. Die Lösung hilft außerdem, die Vorteile von Freihandelsabkommen, Freihandels- und Industriezonen sowie Freihäfen auszuschöpfen. Sie lässt sich schnell und kostengünstig implementieren und generiert sofort einen Mehrwert in Form von Prozessbeschleunigung und Zolleinsparungen. Die Lösung wurde inzwischen auf vier weitere asiatische Länder erweitert: Indien, Südkorea, Thailand und Singapur. Amber Roads „China respektive Asia Trade Management“ ist Teil einer umfassenden Global-Trade-Management-Plattform „Trade Automation15“. Diese unterstützt Firmen beim Export und der häufig komplizierten Zollabwicklung in asiatischen Ländern. Amber Road kann hier mit seinem Know-how, seiner jahrelangen Erfahrung und guten Beziehungen zu Zollbehörden punkten. Zum Ziel Stets rechtskonform zu handeln, d.h., compliant zu sein, und die Exportkontrollen in den betrieblichen Alltag zu integrieren, ist keine einfache Aufgabe. Es bedarf einer stringenten Ablauforganisation, um sicherzustellen, dass Verbote, Genehmi- gungs- und sonstige Pflichten eingehalten werden. In fast jeder Abteilung gibt es Tätigkeiten, die zur Exportkontrolle zählen. Der Vertrieb muss wissen, welche Länder kritisch sind. Techniker müssen hinzugezogen werden, wenn es um die Klassifizierung von Gütern geht. Sachbearbeiter in der Auftragsabwicklung müssen Kunden und Dienstleister mit den Sanktionslisten abgleichen. Und der Einkauf sollte bereits bei der Rohstoff- und Komponentenbeschaffung die Klassifizierung der Ware im Blick haben. Die Mitarbeitenden müssen die geltenden Gesetze kennen, verstehen und befolgen und sich kontinuierlich über Änderungen im Außenwirtschaftsrecht informieren. Fazit Für den Erfolg im Asien-Export braucht es ein proaktives Vorgehen, um eine rechtskonforme Lieferfähigkeit zu gewährleisten. Reaktives Risikomanagement reicht nicht aus. International tätige Handelsund Industrieunternehmen können ihre Außenhandelsrisiken durch Prozessautomatisierung verringern. Sie können zudem ihre Wettbewerbsposition durch das systematische Ausschöpfen von Handelsvorteilen durch Präferenzabkommen verbessern. Je größer das Unternehmen, umso größer der Handlungsdruck. Weitere wertvolle Informationen zum Thema China und Asien finden Sie HIER. ➤ trollrecht schenken, denn dieses beansprucht extraterritoriale Geltung. Unternehmen, die US-Waren kaufen und weitervertreiben, in ihre Produkte einbauen oder US-Technologien verwenden, sollten daher genau prüfen, ob bei einer Lieferung zusätzlich das US-Recht beachtet werden muss. Ausgabe 7 | 14. September 2016 25 | ExportManager | Liefern Ausgabe 7 | 14. September 2016 Technologietransfer in der Exportkontrolle Axel Krause Rechtsanwalt, Diplom-Finanzwirt (Zoll), Graf von Westphalen Im Juli veröffentlichte das BAFA eine überarbeitete Fassung des Merkblatts „Technologietransfer und Non-Proliferation“ als Leitfaden für Industrie und Wissenschaft, welches das vorherige Merkblatt aus dem April 2011 ablöst. Neben redaktionellen Änderungen, die durch die Novelle des Außenwirtschaftsrechts zum 1. September 2013 notwendig waren, wurde inhaltlich zwar wenig verändert. Neu ist jedoch, dass das Thema Cloud-Computing aufgenommen und ausführlich vom BAFA behandelt wurde. Das nach eigener Aussage des Bundes amtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) durch seine Komplexität geprägte Thema „Technologietransfer“ stellt Unternehmen in der Praxis häufig vor Probleme. Der Anwendungsbereich der Exportkontrolle in Bezug auf das Know-how eines Unternehmens erscheint vielfach nebulös: Was ist etwa zu beachten, wenn Mitarbeiter aus der Forschung und Entwicklung oder dem Kundenservice bei einer Auslandsreise sensitive Informationen „im Kopf“, auf Papier, auf einem Laptop, USB-Stick etc. dabei haben, um im Ausland einen Vortrag zu halten oder eine Reparatur durchzuführen? Ist es exportkontrollrelevant, wenn nur über das Telefon und innerhalb ein und desselben Unternehmens Informationen übermittelt werden, die der Empfänger möglicherweise aufzeichnet oder sich handschriftlich notiert? Oder was ist, wenn aus dem Ausland aufgrund von länderübergreifenden Projekten per Intranet auf Technologien unbeschränkt zugegriffen werden kann? Auf alle diese Fragen hat die Export kontrolle zwar Antworten, aber manche Antworten und Sichtweisen mögen für Unternehmen, die sich bisher nicht intensiver mit diesem Thema beschäftigt haben, überraschend sein. Der nach folgende Beitrag soll Unternehmen für den Technologietransfer in der Exportkontrolle sensibilisieren und die Parallelen und Unterschiede zur klassischen Exportkontrolle aufzeigen sowie Praxistipps zum Einstieg geben. Der Güterbegriff in der Exportkontrolle Der Güterbegriff in der Exportkontrolle umfasst neben (physischen) Waren auch Technologie und Software. Die Kontrolle des Technologietransfers verfolgt schon daher per se die gleichen Ziele und folgt © buhanovskiy/iStock/Thinkstock/Getty Images Risko Technologietransfer [email protected] Exportkontrolle bezieht sich nicht nur auf Produkte und Materialien, auch das Know-how kann sensibel sein. „Unternehmen, die mit gelisteten Waren umgehen, sollten auch entsprechende Kontrollen zur Überwachung der mit diesen Waren verbundenen Technologien organi sieren, um so Compliancerisiken zu vermeiden.“ denselben Prinzipien wie die Export kontrolle im „klassischen“ Warenverkehr. Bei der Exportkontrolle geht es um die Verhinderung der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und um die Kontrolle des Versands kritischer Güter und ➤ 26 | ExportManager | Liefern Technologie in sensitive Länder. Technologie ist definiert als das „spezifische technische Wissen, das für die Entwicklung, Herstellung oder Verwendung eines Produkts nötig ist.“ Aus Sicht der Exportkontrolle gilt es daher nicht nur zu verhindern, dass (a) kritische Waren in die falschen Hände geraten, sondern auch – was noch viel schwerer wiegen würde –, dass (b) die Technologie für die Entwicklung, Herstellung und Verwendung kritischer Waren in solche falschen Hände gerät. Würde Letzteres passieren, wäre es dem Empfänger überlassen, unbegrenzt Nutzen daraus zu ziehen (Multiplikatoreffekt) und mit diesem Know-how kritische Waren selbst zu produzieren. Ausgabe 7 | 14. September 2016 Person persönlich verantwortlich. Dieser Verantwortung kommen diese Personen nach, wenn sie sich der Organisation auch annehmen, indem sie sich bei der Auswahl des Personals für die Exportkontrolle, seiner Weiterbildung, der Aufbauund Ablauforganisation und seiner Überwachung entsprechend einbringen. Diese Personen haben somit eine Schlüsselfunktion, deren Nicht- oder Schlechterfüllung bei Verstößen u.a. sowohl bußgeldals auch strafrechtliche Konsequenzen für sie haben kann. Praktische Besonderheiten beim Technologietransfer Wie in der „klassischen Exportkontrolle“ für Waren gilt auch für den Technologietransfer das Prinzip der Eigenverantwortlichkeit. Dadurch werden Unternehmen angehalten, entsprechende Complianceprozesse vorzuhalten, die sicherstellen, dass es zu keinen ungenehmigten oder gar verbotenen Handlungen durch sie kommt. Auch Unternehmen, die bereits über eine funktionierende Exportkontrolle für ihre Warenexporte verfügen, tun sich mitunter schwer mit der entsprechenden Kontrolle des Technologietransfers. Dies liegt oftmals daran, dass beim Technologietransfer andere Ansätze und Prozesse als im klassischen Warenverkehr erforderlich sind. Die Stellen im Unternehmen, bei denen ein Technologietransfer stattfinden kann, sind entsprechend zu sensibilisieren und ggf. anzuweisen, wie sie sich in bestimmten Situationen zu verhalten haben. Rechtlich verantwortlich für die Organisation solcher Complianceaufgaben sind die Geschäftsführung bzw. der Vorstand. Wurde gegenüber dem BAFA ein Ausfuhrverantwortlicher aus der Geschäftsführung/dem Vorstand benannt, so ist diese Beginnend mit einer Sensibilisierung der Geschäftsführung z.B. durch eine Präsentation, sollten zunächst die einen Technologietransfer maßgeblich verursachenden Personen/Abteilungen im Unternehmen bestimmt werden. Durch eine Eigenverantwortlichkeit anschließende Schulung dieser Personen können dann Prozesse erarbeitet werden, die einen ungenehmigten Technologietransfer verhindern. Das neue Merkblatt zum Technologietransfer wäre dafür ein guter Aufhänger. Gleicher rechtlicher Ansatz der Exportkontrolle für den Technologietransfer In der Exportkontrolle ist der Technologietransfer nicht als eigener Genehmigungs-/ Verbotstatbestand definiert. Da die Exportkontrolle nach ihren Genehmigungsund Verbotstatbeständen auf „Güter“ Anwendung findet und der Güterbegriff nach seiner gesetzlichen Definition sowohl Waren wie auch Technologie und Software umfasst, gelten alle Tatbestände der Exportkontrolle, die sich auf Güter beziehen, immer auch für Technologie und Software. „Eine technische Unterstützung kann unabhängig von einer Ausfuhr sowie zusätzlich dazu erfolgen und ist daher immer mit zu prüfen.“ Die Genehmigungstatbestände der „technischen Unterstützung“ in der Exportkontrolle nehmen dagegen nicht auf Güter, sondern auf reine Dienstleistungen Bezug, bei denen Know-how im Zusammenhang mit kritischen Verwendungen oder kritischen Gütern weitergegeben werden soll. Ein Technologietransfer kann daher sowohl in Form von Gütern als auch in Form einer Dienstleistung – z.B. einer technischen Hilfe in Verbindung mit der Reparatur, der Entwicklung, der Herstellung, der Montage, der Erprobung, der Wartung oder jeder anderen technischen Dienstleistung – stattfinden. Prüfungsreihenfolge und erfasste Technologie Ebenso wie in der klassischen Exportkontrolle sind bei der Prüfung nach möglichen Verboten oder Genehmigungspflichten auch bei einem Technologietransfer zunächst EU-embargorechtliche Vorgaben zu beachten, darüber hinaus die Exportkontrollvorschriften der EU und nationale Vorschriften der EU-Mitgliedstaaten. EU- und nationale Genehmigungstatbestände greifen aber regelmäßig erst, wenn Güter gelistet sind, d.h., wenn nach deren Tatbeständen in Verbindung mit den Anmerkungen zu diesen Listen eine Technologie in einer Liste speziell erfasst ist. Entsprechend den Anmerkungen zu den Listen, ist solche Technologie nicht erfasst, die „das unbedingt notwendige Minimum für Aufbau, Betrieb, Wartung und Reparatur derjenigen Güter darstellt, die nicht erfasst sind oder für die eine Ausfuhrgenehmigung erteilt wurde.“ Die Beschränkungen hinsichtlich der Ausfuhr von Technologie gelten ebenso nicht für allgemein ➤ 27 | ExportManager | Liefern Übertragung und Bereitstellen von Technologie als Ausfuhr/ Verbringung Technologie und Software kann auf allen möglichen Datenträgern (USB-Stick, CD, Laptop etc.) „klassisch“ in Nicht-EU-Länder ausgeführt bzw. in andere EU-Mitgliedstaaten verbracht werden. Daneben ist aber auch die Übertragung von Technologie oder Software auf elektronischem Wege (E-Mail, Telefax, Telefon etc.) als Ausfuhr/Verbringung erfasst. Darüber hinaus kann auch das bloße IT-mäßige Bereitstellen von Software und Technologie für mögliche Zugriffe aus dem Ausland als Ausfuhr/Verbringung bewertet werden. Dies ist immer dann anzunehmen, wenn die IT-Zugriffsrechte nicht konsequent beschränkt wurden und ein Zugriff aus dem Ausland auf Technologie und Software im Inland erfolgen kann. Um das unkontrollierte Abfließen von kritischer Technologie und Software zu ver- hindern, müssen zunächst alle Konstellationen eines solchen möglichen Abfließens als Ausfuhr/ Verbringung oder aber als technische Unterstützung erfasst werden können. Ob es anschließend auch zu einer Genehmigungspflicht oder einem Verbot kommt, hängt dagegen von der weiteren Erfüllung der jeweiligen Genehmigungs-/Verbotstatbestände ab. Die Erfassung eines Technologietransfers als Ausfuhr/Verbringung oder technische Unterstützung im ersten Schritt ist daher von der Frage einer etwaigen Genehmigungspflicht oder eines Verbots im zweiten Schritt zu trennen. Cloud-Computing Da die Art und Weise der Übertragung oder des Bereitstellens von Technologie für ihre notwendige Erfassung keine Rolle spielt, führt auch das Cloud-Computing in seinen möglichen verschiedenen Abwandlungen zu einer Erfassung eines damit verbundenen Technologietransfers, da ansonsten eine gefährliche Lücke in der Exportkontrolle entstünde, durch welche kritische Technologie unkontrolliert und ungeahndet quasi „hinter einer Wolke“ verschwinden könnte. Das BAFA hat in seinem neuen Merkblatt die drei Formen des Cloud-Computings angeführt und dargelegt, wo jeweils darin eine Ausfuhr/Verbringung in Form der Übertragung oder eines Bereitstellens liegt. Gleiches hat das BAFA auch für damit typischerweise zusammenhän- gende Sachverhalte getan, wie z.B. die Verlagerung eines Servers in ein Drittland, das Überspielen und Abspeichern von Daten. Beim Cloud-Computing werden regelmäßig Daten in das Ausland ausgeführt bzw. verbracht, wodurch diese Datentransfers als Ausfuhr/Verbringung von Technologie exportkontrollrechtlich erfasst werden können. Mit als Ausfuhr gilt auch hier das bloße Bereitstellen für einen Zugriff auf Technologie aus dem Ausland, z.B. bei einer konzerninternen Cloud. Dabei spielt es keine Rolle, dass der mögliche Datenverkehr zwar länderübergreifend, aber ausschließlich innerhalb eines Unternehmens beabsichtigt ist. Auf einen tatsächlichen Download kommt es dabei ebenfalls nicht an, denn die bloße Möglichkeit eines nicht durch IT-Rechte entsprechend beschränkten Zugriffs auf Technologie reicht bereits aus. Selbst wenn solche Zugriffe auf Techno logie lediglich von Deutschland aus und nur auf einen in Deutschland stehenden Server erfolgen sollten, kann dies exportkontrollrechtlich eine technische Unterstützung darstellen. Würden diese Zugriffsrechte in Deutschland für Zugriffe aus dem Ausland auf Technologie im Ausland gewährt, läge darin zwar keine Ausfuhr oder technische Unterstützung, es könnte jedoch exportkontrollrechtlich ein Handels- und Vermittlungsgeschäft vorliegen. Fazit Unternehmen und ihre Ausfuhrverantwortlichen, die aufgrund ihrer Geschäfte die Exportkontrolle zu organisieren haben, sollten dabei das Thema Technologietransfer im Kopf behalten. Selbst wenn Technologie nur innerhalb der Grenzen des Unternehmens und seiner Mitarbeiter transferiert oder bereitgestellt wird, werden die Tatbestände der Ausfuhr/des Verbringens bereits durch das Übertragen „Unternehmen und ihre Ausfuhr verantwortlichen, die aufgrund ihrer Geschäfte die Exportkontrolle zu organisieren haben, sollten dabei das Thema Technologie transfer im Kopf behalten.“ oder Bereitstellen der Technologie über Ländergrenzen hinweg regelmäßig erfüllt sein. So gelistete Technologie davon betroffen ist oder auch nur nichtgelistete Technologie einer kritischen Endverwendung zugeführt werden könnte, sind frühzeitig Genehmigungs- und Verbotstat bestände in den Blick zu nehmen. Für Exportkontrollbehörden wie Unternehmen ist der Technologietransfer in einer digital vernetzten Geschäftswelt daher eine Herausforderung, die zunehmend im Fokus steht und die es gemeinsam zu bewältigen gilt. Dafür schlägt das neue BAFA-Merkblatt eine Brücke. ➤ zugängliche Informationen, wissenschaftliche Grundlagenforschung oder für die für Patentanmeldungen erforderlichen Informationen. Für Nukleartechnologie gelten diese Ausnahmen allerdings nur teilweise. Auch eine nicht in den einschlägigen Güterlisten der Exportkontrolle beschriebene Technologie kann bei einer kritischen (z.B. militärischen) Verwendung in einem Waffenembargoland eine Unterrichtungs- und Genehmigungspflicht auslösen. Ausgabe 7 | 14. September 2016 28 | ExportManager | Liefern Ausgabe 7 | 14. September 2016 Neues zum Ersatzteileexport Bedarf ein Exporteur, der mit einer BAFA-Genehmigung eine Anlage exportiert hat, später für die Ausfuhr von gelisteten Ersatzteilen erneut einer Genehmigung? Wenn ja, gibt es hierfür Erleichterungen nach einem ca. im Juli 2016 veröffentlichten Merkblatt des BAFA zur Exportkontrolle von gelisteten Ersatzteilen (Stand: April 2016)? Diese Möglichkeiten werden in diesem Beitrag analysiert. gelisteten Sensors Vereinfachungen für eine EAG erhältlich sind. © kadmy/iStock/Thinkstock/Getty Images Drei Vereinfachungen für Ersatzteile Ersatzteillieferungen können von Erleichterungen bei der Exportkontrolle profitieren. Fall Firma D in Deutschland hat eine auf Anhang I Dual-Use-VO (DUV) gelistete Entsalzungsanlage (Wert 30.000 EUR) an C in China geliefert. Für diese Ausfuhr hatte D zuvor eine Ausfuhrgenehmigung des BAFA erhalten. Etwa ein Jahr nach dem Export benötigt C einen ebenfalls auf Anhang I DUV gelisteten Sensor (Wert 2.500 EUR) als Ersatzteil für diese Anlage. Diesen möchte C ebenfalls von D bezie- hen. D fragt sich nun, ob sie für den Export des Sensors erneut eine Einzelausfuhrgenehmigung (EAG) des BAFA beantragen muss oder ob hierfür Erleichterungen zur Verfügung stehen. Abwandlung Die Anlage, die D an C geliefert hat, war nicht gelistet und konnte somit ohne Genehmigung ausgeführt werden. D fragt sich wieder, ob für den Export des Für die Ausfuhr des gelisteten Sensors ist eine Exportgenehmigung des BAFA erforderlich. Es fragt sich, ob eine der drei nachfolgenden Erleichterungen eingreift: (1) 25%-Regelung, (2) Allgemeingenehmigung, (3) Sammelgenehmigung. (1) 25%-Regelung: Die 25%-Regelung kann entweder gemeinsam mit der Genehmigung für den Export der Hauptsache oder auch nachträglich, bis zum Ende der Gültigkeit der Ausfuhrgenehmigung für die Hauptsache (also in der Regel innerhalb von zwei Jahren nach Ausfuhr der Anlage), beantragt werden. Der Vorteil dieser Regelung besteht darin, Ersatzteile, die für den Betrieb der Hauptsache erforderlich sind, ohne Vorlage einer neuen Ausfuhrgenehmigung exportieren zu können, sofern der Wert der Ersatzteile weniger als 25% der Hauptsache ausmacht. Allerdings kann dieser Vorteil umfassend vor allem dann genutzt wer- PD Dr. Harald Hohmann Rechtsanwalt, Hohmann Rechtsanwälte [email protected] den, wenn die 25%-Regel sofort zusammen mit der Genehmigung für die gelistete Hauptsache beantragt wird. In der Güterbeschreibung (Feld 14) reicht es, wenn dort „Ersatzteile“ – ohne Einzelaufschlüsselung – steht. Wenn die Ersatzteile unter eine andere Güterlistennummer als das Hauptgut fallen, sollte diese Güterlistennummer angegeben werden. Ein EUC ist nur für das Hauptgut vorzulegen; für die Ersatzteile verzichtet das BAFA auf dessen Vorlage. Wenn dieser Antrag später gestellt wird, reicht eine vereinfachte Fassung des Genehmigungsantrags: In Feld 14 reicht wieder die Angabe „Ersatzteile“, und in Feld 23 (Zusatzinformationen) reicht die Bezugnahme auf die Vorgangsnummer des Genehmigungsantrags für die Hauptsache und die 25%-Regelung; ein EUC ist wieder entbehrlich. (2) Allgemeine Genehmigung: Neben einer EAG und der Anwendung der 25%-Regelung kommen auch Allgemeine Genehmigungen in Betracht. Sie haben, sofern ihre Voraussetzungen beachtet ➤ Ausgabe 7 | 14. September 2016 werden, die gleiche Wirkung wie eine EAG, müssen aber nicht beantragt werden. Allerdings sind meist Registrierungen und halbjährliche Meldungen für sie erforderlich. Für gelistete Ersatzteile geht es meist um die Anwendung einer der folgenden Allgemeingenehmigungen: weisen, dass er ein effektives ICP (Internal Compliance Programme) hat, welches vom BAFA überprüft wird. Es gibt hier halbjährliche Meldepflichten, Dokumentationspflichten zu Weiterlieferungen, und meist wird die SAG mit umfassenden Nebenpflichten versehen. ➤➤ EU003 (Wiederausfuhr von Gütern nach Instandsetzung/Austausch, sofern die beabsichtigte Ausfuhr binnen fünf Jahren nach der ursprünglichen BAFA-Genehmigung stattfindet), ➤➤ AG12 (sofern die Wertfreigrenze von 5.000 EUR nicht überschritten wird), ➤➤ AG14 (Ventile und Pumpen, typische Ersatzteile für größere Anlagen) und ➤➤ AG17 (Frequenzumwandler, ebenfalls typisches Ersatzteil für größere Anlagen). Lösung Ausgangsfall (3) Neue Sammelgenehmigungen SAG ERS I und II: Sammelgenehmigungen müssen wie eine EAG beantragt werden, berechtigen aber zu einer Vielzahl von Exporten, auch an verschiedene Empfänger in verschiedenen Ländern. Die neue SAG ERS I erlaubt Ersatzteillieferungen an namentlich benannte Empfänger/Endverwender; sie wird vor allem dann gewählt, wenn die Hauptsache (die Anlage) nicht gelistet ist. Die neue SAG ERS II wird hingegen vor allem dann gewählt, wenn die Anlage gelistet ist und die Ausfuhr binnen fünf Jahren ab Erteilung der EAG unter Verweis auf diese erteilte EAG des BAFA erfolgt. Vor Erteilung der SAG muss der Exporteur nach- Der Sensor ist gelistet, so dass für dessen Ausfuhr nach China eine Exportgenehmigung des BAFA erforderlich ist. Es können alle drei genannten Vereinfachungen genutzt werden: ➤➤ 25%-Regel: Der Wert der von D mit der BAFA-Genehmigung an C gelieferten Anlage liegt bei 30.000 EUR. Der Sensor entspricht mit seinem Wert von 2.500 EUR nur einem Wertanteil von 8%. Daher kann D hier die 25%-Regelung anwenden. Am einfachsten wäre es, wenn die Anwendung dieser Regelung sofort mit dem Export der Anlage beantragt würde. Dies kann aber auch noch ein Jahr später mit einem vereinfachten Genehmigungsantrag erfolgen. ➤➤ Allgemeingenehmigung: Eine prioritär zu prüfende EU-Allgemeingenehmigung ist nicht ersichtlich. In Betracht kommt hier vor allem die AG12, da der Wert des Sensors mit 2.500 EUR unter der 5.000-EUR-Grenze liegt und es nicht um eine Lieferung in ein Waffenembargoland nach Art. 4 DUV oder eines der neun zusätzlich ausgeschlossenen Länder geht (China gilt nicht als Waffenembargoland im Sinne des Art. 4 DUV). ➤➤ Sammelgenehmigung: Da hier eine EAG des BAFA für die Anlage vorliegt, die noch keine fünf Jahre alt ist, bietet sich v. a. die SAG ERS II an. D muss eine Verknüpfung zwischen der Ersatzteillieferung und der Lieferung der Anlage herstellen; außerdem muss er durch Abschluss von Vereinbarungen sicherstellen, dass auch seine Empfänger den Genehmigungsinhalt und die Nebenbestimmungen der SAG ein halten. Lösung Abwandlung Die Ergebnisse zur AG12 bleiben gleich. Die 25%-Regel scheidet aufgrund fehlender EAG für die Anlage aus. Änderungen ergeben sich bei der SAG: Mangels einer erteilten EAG für die Anlage scheidet die SAG ERS II aus. In Betracht kommt allein die SAG ERS I für namentlich benannte Endverwender. Resümee Indem jetzt drei Vereinfachungen für Ersatzteillieferungen zur Verfügung stehen, wird der Export für Ersatzteile liberalisiert, so dass flexibler geliefert werden kann. Dabei sind v.a. die unbürokratischen Instrumente (die neue 25%-Regel und die Nutzung einer Allgemeingeneh- migung) für die Exportwirtschaft zu begrüßen. Gut ist auch, dass die Anforderungen an die SAG etwas abgesenkt werden sollen. Es muss sich aber noch zeigen, innerhalb welchen Zeitrahmens die beiden neuen Sammelgenehmigungen SAG ERS I und II erteilt werden können: Bei einem möglichen Zeitaufwand von sechs bis zwölf Monaten für den Antrag, wenn es in kritische Länder geht, könnte die angedachte Liberalisierung etwas fraglich werden. Sehr gut ist aber, dass bei der SAG ERS II auch Lieferungen an pauschale Endverwender bzw. Länder (z.B. „Endverwender von Werkzeugmaschinen, die mit einer deutschen EAG des Genehmigungsinhabers geliefert wurden, im Land X“) zulässig sind, wobei dies nur Personen umfasst, die vorher in EAGs als Empfänger genannt worden sind. Sollten allerdings solche Komponenten/Ersatzteile ein Hauptbestandteil der Anlage werden, so hätte der Exporteur vor einer Weiterlieferung durch den Empfänger erst den Endverwender zu prüfen und möglicherweise eine BAFAZustimmung einzuholen (vgl. Jahrbuch Außenwirtschaft 2016, S. 70 ff.). Insgesamt also: Ein wichtiger Fortschritt für den Export von Ersatzteilen! Wegen aktueller Hinweise zum Iran-Embargo vgl. auch: http://hohmann-rechtsanwaelte.de/ rechtstexte-iranembargo.html ➤ 29 | ExportManager | Liefern 30 | ExportManager Ausgabe 7 | 14. Sept. 2016 Strategische Partner Accuity Raimund Kaufmann Key Account Manager DACH Barckhausstraße 1 60325 Frankfurt am Main (069) 24 75 68 91 01 raimund.kaufmann@ accuity.com Amber Road Irene Kasapis Marketing Coordinator Luisenstraße 14 80333 München (089) 200 03 41-14 IreneKasapis@ AmberRoad.com Atradius Kreditversicherung Stefan Deimer Advisor Marketing & Communication Opladener Straße 14 50679 Köln (02 21) 20 44-20 16 [email protected] IMPRESSUM Bayerische Landesbank Florian Seitz Senior Director, Head of Trade & Export Finance Lorenzer Platz 27 90402 Nürnberg (09 11) 23 59-299 [email protected] BHF-BANK Aktiengesellschaft Constanze Neumann Stellvertretende Abteilungsdirektorin Strukturierte Außenhandelsfinanzierungen Bockenheimer Landstraße 10 60323 Frankfurt am Main (069) 718-26 54 constanze.neumann@ bhf-bank.com Coface Niederlassung in Deutschland Erich Hieronimus Pressesprecher Isaac-Fulda-Allee 1 55124 Mainz (0 61 31) 323-541 erich.hieronimus@ coface.de Herausgebender Verlag: FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH – Der F.A.Z.-Fachverlag Geschäftsführung: Dr. André Hülsbömer Hannes Ludwig Frankenallee 68–72, 60327 Frankfurt am Main HRB Nr. 53454, Amtsgericht Frankfurt am Main Redaktionsleitung: Gunther Schilling (verantwortlich) Telefon: (069) 75 91-21 96 E-Mail: gunther.schilling@ frankfurt-bm.com Redaktion: Sylvia Röhrig Anzeigen: Jens Walther Layout: Christine Lambert Commerzbank AG Frank-Oliver Wolf Leiter Commerzbank Transaction Services Deutschland Kaiserstraße 16 60311 Frankfurt am Main (069) 136-412 09 frank-oliver.wolf@ commerzbank.com Credimundi Christoph Witte Direktor Deutschland Luisenstraße 21 65185 Wiesbaden (06 11) 50 40 52-01 [email protected] Graf von Westphalen Dr. Lothar Harings Rechtsanwalt Poststraße 9 – Alte Post 20354 Hamburg (040) 359 22-278 [email protected] Hohmann Rechtsanwälte PD Dr. Harald Hohmann Rechtsanwalt Schlossgasse 2 63654 Büdingen (0 60 42) 95 67-0 harald.hohmann@ hohmann-rechtsanwaelte.com dbh Logistics IT AG Ina-Sophie Kramer Presse und Kommunikation Martinistraße 47–49 28195 Bremen (04 21) 309 02-71 [email protected] HSBC Alexander J. Mutter Head of Global Trade & Receivables Finance Königsallee 21/23 40212 Düsseldorf (02 11) 910-29 28 [email protected] Deutsche Bank AG Global Transaction Banking Lothar Meenen Leiter Cash Management Corporates/Trade Finance Deutschland Taunusanlage 12 60325 Frankfurt am Main (069) 910-388 81 [email protected] Deutsche Finetrading AG Anja Schwaer-Haller Kommunikation Am Kanal 2–4 49549 Ladbergen (0 54 85) 83 00-90 [email protected] KfW IPEX-Bank GmbH Dr. Axel Breitbach Stellvertretender Direktor Kommunikation Palmengartenstraße 5–9 60325 Frankfurt am Main (069) 74 31-29 61 [email protected] Landesbank Hessen- Thüringen Girozentrale Jörg Hartmann Director, Head of Structured Trade & Export Finance Neue Mainzer Straße 52–58 60311 Frankfurt am Main (069) 91 32-21 59 [email protected] Deutsche Messe AG Wolfgang Kossert Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Messegelände 30251 Hannover (05 11) 89-310 10 [email protected] Korrektorat: Vera Pfeiffer Jahresabonnement: Bezug kostenlos, zehn Ausgaben, Registrierung unter www.exportmanager-online.de Strategische Partner: Accuity, AmberRoad, Atradius, Bayerische L andesbank, BHFBANK, Coface, Commerzbank, Credimundi, dbh Logistics, Deutsche Bank, Deutsche Finetrading, Deutsche Messe, Graf von Westphalen, Hohmann Rechtsanwälte, HSBC, KfW IPEXBank, Landesbank Hessen- Thüringen Girozentrale Haftungsausschluss: Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. 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