Im Namen des Atheismus wurden noch nie Kriege

Im Namen des Atheismus wurden
noch nie Kriege geführt!
Weil der Rezensent
Siegfried R. Krebs von Freigeist Weimar am
Buchautoren die fehlenden Tüdelchen um Gott herum bemängelt,
liefert wissenbloggt gleich das Übersoll. Es gibt ihn also
nicht, den "vermeintlichen "Gott"". Titel der Rezension ist
"Im Namen des Atheismus wurden noch nie Kriege geführt!" Da
könnte man durchaus auch von verdienten Tüdelchen reden, denn
die gottlosen Stalinisten und Maoisten haben ja quasi Krieg
gegen die eigene Bevölkerung geführt. Zwar nicht so direkt im
Namen des Atheismus', aber immerhin. Hier also Krebs'
Rezension vom 13.9.:
Im Namen des Atheismus wurden noch nie
Kriege geführt!
WEIMAR. (fgw) Im Frühjahr 2015 wurde von der Regionalgruppe
Stuttgart/Mittlerer Neckar der „Giordano-Bruno-Stiftung“ über
„Freies Radio für Stuttgart“ eine dreiteilige Sendung zur
Geschichte des Atheismus ausgestrahlt. Autor dieser Geschichte
ist Heinz Boemer. Da dieses Freie Radio aber nur in einem
geografisch sehr eng begrenzten Raum zu empfangen ist,
entstand die Idee, die damals vorgestellten Inhalte einem
breiteren Publikum anzubieten. Realisiert wurde diese Idee
nunmehr in Buchform bei der „edition Spinoza“.
Vorab: Es ist schon äußerst bemerkenswert, daß es
bei diesem lokalen Rundfunksender eine „Redaktion
Humanismus und Aufklärung" gibt. Das dürfte in
Deutschland einmalig sein. Und das kontrastiert
auf wohltuende Weise die ansonsten übliche
bundesdeutsche Praxis von mit Klerikern besetzten
Kirchen-Redaktionen bei öffentlich-rechtlichen
und privaten Sendern sowie anderen Medien.
Ja, es gibt hierzulande zahllose Veröffentlichungen mit
geschichtlichen Themen, für Fachleute ebenso wie für Laien.
Dabei stehen allermeist die Mächtigen und die „Helden" im
Vordergrund, in Europa dazu noch die christliche Religion und
insbesondere die katholische Kirche mit einer eigenen sehr
blutigen
Geschichte.
Sehr
versteckt
nur
spielen
religionskritische und atheistische Strömungen in den üblichen
Geschichtswerken eine Rolle.
Deshalb will Heinz Boemers „Kurze Geschichte des Atheismus"
einen rasch erfaßbaren Überblick gewähren über ein Thema, das
auch heute noch gar zu gern unterdrückt wird. Entstanden ist
Boemers Publikation auf der Basis seiner dreiteiligen
Sendereihe im Frühjahr 2015 zur Geschichte des Atheismus bei
„Freies Radio für Stuttgart".
Dieser Überblick beginnt mit notwendigen Begriffsbestimmungen
und kurzen Betrachungen über die Frühgeschichte. Wohltuend
hier, daß da eben nicht nur der mediterrane Kulturkreis
betrachtet wird, sondern daß Boemer auf nachweisbare
atheistische Strömungen in China, Indien und Persien eingeht.
Schon ausführlicher gestreift wird die in dieser Frage doch
widersprüchliche griechisch-römische Antike.
Detaillierter betrachtet Boemer das europäische Mittelalter,
die Zeit der Renaissance sowie die „Neuzeit". Hervorhebenswert
ist hier besonders die Würdigung von Jean Meslier (1664-1729)
und dessen materialistischen Atheismus.
Die Zeit seit Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart
bildet den Schwerpunkt des Überblicks. Umfangreicher als in
den vorhergehenden Kapiteln werden hier Personen,
freidenkerische und humanistische Organisationen und
Positionen, nicht nur aus Deutschland. Weil säkulare
Tendenzen, insbesondere in Europa und Nordamerika, im Wachsen
begriffen sind, werde heuer von klerikaler Seite verstärkt
antiaufklärerische Propaganda betrieben.
Was ist an Boemers Publikation so bemerkenswert? Daß er nicht
nur auf bekannte Namen eingeht, sondern seinen Hörern (und nun
auch Lesern) zahlreiche verschwiegene Persönlichkeiten
vorstellt. Der Verlag hat Boemers Redetexte um illustrierte
biographische Angaben und eine Zeittafel ergänzt. Verwiesen
wird auf weiterführende Literatur, so u.a. von Bergmeier,
Deschner, Groschopp, Ley, Mauthner oder Minois.
Allerdings muß der Rezensent einige kritische Anmerkungen
machen. Zum einen behauptet Boemer, daß durch Stalin Mitte der
1930er Jahre in der Roten Armee die orthodox-kirchliche
Militärseelsorge eingeführt worden sei, allerdings belegt er
das nicht. Selbst gestandenen ostdeutschen Militärhistorikern
ist dies völlig unbekannt. Und zum anderen spricht er fast
ausschließlich von Gott (so auf S. 65: „daß gegen Ende des 20.
Jahrhunderts mehr als ein Fünftel der der Menschheit nicht
mehr an Gott glaube."), setzt diesen Begriff nicht
Anführungszeichen und bedient sich so nicht nur der
christlichen Terminologie, sondern gibt damit unkritisch auch
deren Exklusivitätsanspruch wieder. In der säkularen,
freigeistigen Bewegung sollte man sich endlich angewöhnen,
korrekt und mit globaler Weltsicht beispw. so zu schreiben:
„nicht mehr an einen Gott oder an Götter glauben".
Welches Fazit zieht Boemer? Vor allem dieses: Daß im Namen des
Atheismus noch nie Kriege geführt worden seien, aber allzu oft
gegen ihn! „Daß Atheisten (…) verfolgt, verfemt und als
unmoralisch erniedrigt wurden. Und das gerade von einer
Religion, die Nächsten- und gar Feindesliebe propagiert und
sich als höchste moralische Instanz der ganzen Menscheit
geriert." (S. 72)
Es werde daher Zeit, diese unglaubliche Diskriminierung zu
beenden und dem Atheismus die ihm zustehende Anerkennung zu
zollen. Doch, so muß der Rezensent hinzufügen, ohne eigenes
aktives Auftreten der Religionsfreien und der freigeistigen
Organisationen in der Öffentlichkeit und gegenüber der
herrschenden Politik wird das leider ein Wunsch bleiben.
Siegfried R. Krebs
Heinz Boemer: Eine kurze Geschichte des Atheismus. Von der
Frühgeschichte bis in die Gegenwart. 84 S.m.Abb. Brosch.
edition Spinoza im Verlag freiheitsbaum. Reutlingen und
Heidenheim 2016. 9,90 Euro. ISBN 978-3-922589-65-5.
(Bestellungen an: [email protected])
Link zum Originalartikel bei Freigeist Weimar