Artikel 28 Zweiter Weltkrieg 1940-1945 Text und Fotos : Camille

Artikel 28
Zweiter Weltkrieg 1940-1945
Text und Fotos : Camille Robert -- Layout : Johny Karger
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Zu Straßennamen unter den Nazis
In unserem Artikel No. 26, “vergessener Bunker in Esch”,hatten wir die Umbenennung
zwecks Arisierung der Straßennamen unter der Nazibesatzung, am Beispiel des “place des
remparts” in Esch vorgelegt.
Nazi Pressezensur im Juni 1940
Zufällig stiess ich jetzt auf ein Abreisskalenderblatt von Batty Weber, betitelt
“Straßennamen”. Diesen Text hatte Batty Weber (*) am 16.7.1940 geschrieben, also zwei
Monate nach dem Naziüberfall des Grossdeutschen Reiches auf das neutrale
Grossherzogtum Luxemburg. Im Juli 1940 hatten sich die Nazibehörden bereits so fest bei
uns installiert, dass die Presse schon voll unter Kontrolle stand. Das Abreisskalenderblatt von
Batty Weber wurde von der Zensur eingezogen und wurde nicht publiziert.
(*) Batty Weber
Für alle Vorkriegs-Luxemburger und alle an Luxemburger Literatur Interessierte, ist Batty
Weber ein stehender Begriff. Vielen Nachgeborenen und den Meisten der Handy- und
Tabletgenerationen ist dieser Luxemburger Meistererzähler leider unbekannt. Hier einige
Stichworte zu dem “ Journalistenmonument” Batty Weber. Er wurde am 25.11.1860 in
Rümelingen geboren und starb am 15 Dezember 1940. Er war Autor und Journalist, er war
Schriftsteller und Herausgeber. Batty Weber schrieb Romane und Theaterstücke, Essays,
Novellen und Gedichte. Sein bekanntester, teils autobiographischer Roman “Fenn Kass”,
wurde 2001 neu aufgelegt und von Josiane Weber kommentiert. Womit sich Batty Weber
selbst zum Monument gemacht hat, ist sein “Abreisskalender”. In der liberalen
“Luxemburger Zeitung” hat er von 1913 an, bis zu seinem Tode 1940, jeden Tag, ausser
Montags und an seinen Ferientagen, ein Abreisskalenderblatt geschrieben. Über 8000
Abreisskalenderblätter hat Batty Weber hinterlassen. Jos Tockert schrieb seinerzeit:
” Batty Weber war das kulturelle Gewissen einer Generation”! Hervorzuheben, Batty Weber
prägte im Jahr 1909, also vor über fast 110 Jahren, das Wort “Mischkultur” für die
Luxemburger Gesellschaft.
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Hier legen wir zur Aufklärung und Information, (kein Plagiat), den Artikel vor, so wie der
Verlag Tony Jungblut im Jahr 1946 Arbeiten von Batty Weber, (nach dem Krieg und
posthum), veröffentlicht hat. Druck von der Hofdruckerei Jos. Beffort in Luxemburg. Der
Buchumschlag ist von Raymon Mehlen (Raymon bitte ohne “d”). In diesem Buch kamen drei
Exponenten ihrer Zeit zusammen. Tony Jungblut bekannter Verleger, Raymon Mehlen
grosser Illustrator und Batty Weber.
Als Buchdeckel, der damals Stadt- und Landbekannte Batty Weber
Das Abreisskalenderblatt “Straßennamen” wurde im Buch “Von Tag zu Tag” auf den Seiten
200-202 publiziert.
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Soweit Batty Webers Meinung, in seinem für die Nazis provozierendem
Arbeitskalenderblatt, zu den geänderten Straßennamen
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In der Nachkriegszeit haben zwei bekannte Luxemburger Journalisten diese Art täglicher
Kolumne aufgegriffen, sind aber quantitativ nicht an seinen Rekord herangekommen. Es
waren dies, Evy Friedrich (†) mit seinen “Kalennerblieder” in einer täglichen Sendung von
Radio Luxemburg, (auch in Buchform veröffentlicht), sowie Marcel Jeitz (†) in seinem “en
passant” im Escher Tageblatt. Auch Joseph Hess hat bei RTL eine kontinuierliche Sendereihe
(1983-1984) unter dem Titel “Dëst an dat” betreut. RTL hat diese Arbeiten posthum, unter
Nic Weber in vier Bänden publiziert.
-------------------------Anekdote zu Straßennamen unter den Nazis
Als der boulevard Emmanuel Servais zur “von Bismarckstraße” wurde.
In der Stadt Luxemburg gab es den “boulevard Emmanuel Servais”, so genannt zu Ehren
des hochverdienten Staatsmannes und ehemaligen Bürgermeisters der Stadt Luxemburg.
Diesen schlimmen, welschen Namen ersetzten die Nazis durch die “von Bismarckstraße”.
Dr. Joseph Mersch erzählte mir in etwa folgende Begebeneit.
Die Stadtbekannte Joffer Servais wurde zur Kreisleitung bestellt und dort wurde ihr
verkündet sie müsse ihren französischen Namen ablegen und durch einen
deutschklingenden Namen ersetzen. D’Joffer Servais verweigerte kategorisch eine
Namensänderung. Auch bei einer zweiten drängenderen Einbestellung änderte d’Joffer
Servais weder ihre Meinung noch ihren Namen. Ein drittes und letztes Mal musste sie
vorstellig werden um von Amtswegen einen neuen Namen zugeteilt zu bekommen.
Doch d’Joffer Servais kam den Nazis zuvor und erklärte sich bereit ihren Namen zu ändern.
Der selbstzufriedene “Preiss” lächelte sie an und fragte: “also doch, na gute Frau, welchen
schönen Deutschen Namen haben sie sich denn gewählt”?
Ich möchte dann so heissen wie unsere Straße, “von Bismarck”!
Die Namensänderung kam nicht zu Stande, und “d’Joffer Servais” wurde nicht mehr
behelligt.
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