linge - Kirche im WDR

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„…-linge“
Jeden Morgen, wenn ich zur Uni fahre, fahre ich an diesem Schild vorbei.
„Flüchtlingsunterkunft“.
Hört sich an, wie ein Massenbetrieb. Stimmt auch. Leider.
„Flüchtlingsunterkunft“. Das hört sich nach vielen Menschen auf engem Raum
an. Menschen die kein Recht auf Privatsphäre haben, weil sie „-linge“ sind.
„-linge“, wie in dem Wort „Hämpflinge“, abwertend, verniedlichend und damit
degradierend. Dabei sind es keine „-linge“. Es sind „geflüchtete Menschen“.
Geflohene. Menschen auf der Flucht, denn viele möchten wieder zurück in ihr
Land, wenn der Krieg vorbei ist, Frauen wieder ohne Burka auf die Straße
gehen dürfen und Kinder ohne Angst vor Drohnenangriffen auf Spielplätze
gehen können.
Wenn es endlich wieder Spielplätze gibt.
Ich vermeide das Wort „Flüchtlinge“, weil es klein macht. Weil es Zukunft
verweigert. Weil es Integration verhindert. Meine Oma ist auch geflohen. Mein
Opa auch. Oma wurde Chefsekretärin und Opa hat Verpackungen für
Waschmittel entwickelt. Weil man ihnen die Chance dazu gab. Weil man sie als
„Arbeitskraft“ bezeichnete und nicht als „Flüchtling“. Jeder geflüchtete Mensch
hat Ideen, Fähigkeiten und Talente. Wer das Sozialsystem nicht ausnutzt, hat
das Recht auf eine Chance. Weil alle geflohenen vor allem eins sind:
Menschen.
Sprecher: Daniel Schneider
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