Moment mal 14. September: Geklebter Pott

NDR 2 Moment mal
Montag bis Freitag 18:15 Uhr, Samstag und Sonntag 9:15 Uhr
Pastor Mitchell Grell aus Güstrow
Mittwoch, 14. September 2016
Manchmal geht es im Leben zu wie bei jener schrulligen alten Frau, die einen Pott
umschmiss, die Scherben irgendwie zusammenklebte, die dann auf ihr Werk schaute
und erklärte: „So sollte es wohl sein“. Wer macht das nicht wie die alte Frau? Wie will
man sonst durchs Leben kommen bei all den Brüchen, die die meisten von uns im
Laufe eines Lebens verkraften müssen? Wir alle wissen, dass es besser wäre, wenn
das Leben ganz und heil bliebe, wenn es also gar keine Scherben gäbe, aber wo
gibt’s so etwas?
Also entscheiden wir uns für ein Leben in einer gewissen Selbsttäuschung: Wir
kleben die Stücke irgendwie zusammen, schauen auf das Ergebnis und sagen: „So
sollte es wohl sein“. Was bleibt uns anders übrig? Wer dauernd vor einem
Scherbenhaufen steht und nichts dagegen tut, dem geht es auch nicht besser! Und
Gott? Sollen wir ihn jetzt einsetzen wie einen ewigen Alleskleber? Das ist Gott nicht,
nicht der lebendige Gott! Einmal zu Zeiten des Propheten Jeremia ließ er sein Volk
zu Bruch gehen wie den Topf eines Töpfers (vgl. Jer. 19).
Das bisherige Leben war zu einem Leben ohne Gott geworden, und was das
bedeutet, soll das Volk Israel nun erfahren. Es musste erst alles untergehen und
zwar so untergehen, dass man auch an Gott zweifeln musste. Erst, als man nicht
mehr mit Gott rechnete, erst, als seine Gnade wieder wie ein Wunder erfahren
werden konnte, ist Gott wieder Gott geworden im Leben seines Volkes. Und die
Brüche, die Zeit ohne Gott, die Zeit der Gnade und der Heilung: Das alles sollte wohl
so sein!
Evangelische Kirche im NDR – www.ndr.de/kirche