Suche nach der verlorenen Heimat und romantisches Naturgefühl* - H. Hesses Natur- und Reiselyrik aus seiner ‘bürgerlichen Epoche’1) Noh, Tae-han** 【Inhaltsverzeichnis】∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙∙ 1. Einleitung 2. Hermann Hesses Gedichte aus seiner ‘bürgerlichen Epoche’ 2.1. Ein Überblick 2.2. Gedichte mit dem Motiv der unerfüllten Liebe 2.3. Suche nach der Jugend und der verlorenen Heimat 2.4. Natur- und Landschaftsgedichte 2.5. Wander- und Reiselyrik 3. Schlusswort ■Literaturverzeichnis ■국문요약 1. Einleitung 1923 hat Hermann Hesse in den Biografischen Notizen, in denen er sein bisheriges Leben kurz und klar resümierte, rückblickend geschrieben: “Infolge des Camenzind-Erfolgs konnte ich 1904 im Sommer heiraten (eine Baslerin) und zog in das kleine entlegene Dorf Gaienhofen am Bodensee. Dort wohnte ich die ersten 3 Jahre in einem primitiven Bauernhaus sehr * The present research was conducted by the research fund of Dankook university in 2014. ** Dankook University, Department of German Language ([email protected]) 224 독어교육 제63집 bescheiden, dann baute ich mir selbst ein Haus, in dem ich bis 1912 wohnen blieb. In Gaienhofen, wohin mein Tübinger Freund Ludwig Finkh mir folgte, lebte ich acht Jahre, im Versuch, ein natürliches, fleißiges, der Erde nahes Leben zu führen, baute meinen Garten, bekam meine drei Söhne. Es war die bürgerliche Epoche in meinem Leben. Unterirdisch freilich war ich auch damals von Problematik erschüttert, 1911 trat ich aus lauter innerer Not eine indische Reise an. Im Herbst 1912 verließ ich mit meiner Familie Gaienhofen und zog nach Bern”(Hesse 2002, 21f.) Die Jahre von 1904 bis 1912 in Gaienhofen nehmen in der persönlichen und literarischen Entwicklung von Hermann Hesse einen wichtigen Platz ein. In diesen Jahren entscheidet sich ganz wesentlich die weitere Ausrichtung seines dichterischen Schaffens, was eng mit dem Bewusstwerden seiner Haltung zum Leben mit Familie und in Bürgerlichkeit zusammenhängt. Hesse versucht, seine schriftstellerische Arbeit mit der Funktion eines Familienvaters und Ehemanns zu vereinbaren. Ausgleich sucht er während der Gaienhofener Zeit mehr und mehr in der Beschäftigung mit der Natur wie auch im Reisen(Rothfuss 1997, 71). In jener Gaienhofener Zeit hat der durch den Blitzerfolg seines Debütromans P eter Camenzind über Nacht berühmt gewordene junge Dichter, neben dem Unterhalten von regen Freundschaften mit zahlreichen Künstlern und den verschiedenen literarischen Tätigkeiten als Rezensent, Herausgeber und Mitarbeiter zahlreicher Zeitungen sowie Zeitschriften, eine Reihe von Romanen, sehr viele Prosaerzählungen und vor allem zahlreiche Gedichte geschrieben. Sein ländlich-naturnahes, bescheiden-stilles Leben im entlegen Dorf Gaienhofen war jedoch auf Grund seiner ‘unverbrauchten, zwiespältigen Natur’(Ball 1947, 118) nicht frei von Problemen und wurde öfters von Gefühlen der Unzufriedenheit und Unsicherheit überschattet, die ihn zu kürzeren und längeren Reisen trieben1) und die vor allem in seinen schon damals entstandenen ‘Bodensee-Berichten’(Ball 1947, 121), aber auch in den damaligen
© Copyright 2024 ExpyDoc