ANONYM

BRIEFE
einer Antikoagulation zugeführt werden),
umso ungünstiger liegt logischerweise die
Nutzen-Risiko-Relation. Bei einem
CHA2D2Vasc von 2 hielten sich die Risiken embolischer Insulte und schwerer
Blutungen die Waage. Eine Empfehlung
wie die der Kardiologen, u. a. alle über
60-jährigen Frauen mit Vorhofflimmern
zu antikoagulieren, ist bislang nicht in
kontrollierten Studien untersucht worden.
Sie bietet wie die nach der Empfehlung
zur Erzielung eines LDL < 70 mg/dl ein
erhebliches Potenzial, neue Überversorgung zu erzeugen.
Dr. med. Günther Egidi, 28209 Bremen
Expertenziel LDL
Die Autoren empfehlen bei KHK-Patienten den LDL-Wert auf „unter 70 mg/dL“
zu senken und berufen sich dabei auf die
Leitlinie der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft (ESC) von 2012. Leider erwähnen sie die in Deutschland aktuell gültige Nationale Versorgungsleitli-
nie KHK der AWMF von 2016 mit keinem Wort. Dort steht zur LDL-Senkung:
„Daher werden LDL-Cholesterinwerte
< 80 mg/dl oder gar < 70 mg/dl ausdrücklich nicht als generelles Therapieziel für Patientinnen/Patienten mit stabiler KHK empfohlen“, und zur Evidenz
heißt es weiter: „Der LDL-Zielwert
< 100mg/dl stellt daher eine Expertenempfehlung dar.“
Dabei schneidet die von den Autoren bevorzugten ESC-Leitlinie in anerkannten
nationalen Kriterien der AWMF und auch
international schlechter ab als die deutsche KHK-Leitlinie: So geben zum Beispiel die Autoren der ESC-Leitlinie zum
überwiegenden Anteil finanzielle Interessenkonflikte mit Herstellern von Cholesterinsenkern an. Ein üblicher Leitlinienreport, aus dem Methoden der Studienbewertung, Rekrutierung der LeitlinienGruppe, Bewertungen von Interessenkonflikten und davon abgeleitete Konsequenzen wie Enthaltungsregeln ersichtlich
sind, liegt bei der ESC-Leitlinie im Ge-
gensatz zur deutschen Leitlinie ebenfalls
nicht vor.
Die deutsche KHK-Leitlinie kann nach
Studienlage noch nicht einmal eine Behandlungspräferenz für „Treat to Target“
oder „Fire and Forget“ abgeben. Ist das
von den Autoren propagierte LDL-Ziel:
„Je niedriger desto besser“ wirklich eine
„kluge Entscheidung“ ?
Dr. med. Niklas Schurig, 76437 Rastatt
ANONYM
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