des Abstracts

Soziale Innovationen – Von der Idee zum gesellschaftlichen Impact
Prof. Dr. Josef Hochgerner
Im Zentrum der Konferenz steht die Absicht, die Potenziale sozialer Innovationen zu erschließen.
Dabei kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Art und Weise der angenommenen
Möglichkeiten allgemein übereinstimmend akzeptiert wären. Stattdessen bedarf es noch einer
Klärung der Potenziale selbst, und zusätzlich eines gesellschaftlichen und politischen Diskurses
darüber, welche davon aufgrund welcher Interessen und Zielsetzungen primär, nachrangig oder
auch gegebenenfalls nicht verfolgt werden sollen.
In meinem Beitrag werde ich zunächst eine grundlegende Unterscheidung zwischen
komplimentären und kompensatorischen Potenzialen einführen, und davon ausgehend die Frage
nach der Entwicklung sozialer Innovationen von der Idee zum gesellschaftlichen Impact
behandeln. Die ‚Wege zur Entfaltung des Potenzials‘ beschreibe ich als vierstufigen, rekursiven
‚4i-Prozess‘ – von der Idee über Intervention(en) zur konkreten Implementierung und zu einem
empirisch feststellbaren Impact.
Um dieses Modell genauer zu analysieren kommen einige theoretische und methodische Konzepte
zur Anwendung: Zentral ist dafür die Anforderung, dass soziale Innovationen als Teil eines
erweiterten Innovationsbegriffs mit elementaren Prinzipien der klassischen Innovationstheorie
und –forschung überein stimmen. Das gilt in erster Linie für das entscheidende Kriterium der
Unterscheidung zwischen Idee und Innovation: Im Fall einer technischen Innovation ist dies
definiert als kommerzieller Erfolg in Absatzmärkten. Im Fall sozialer Innovationen geht es um
Auswirkungen auf Lebens- und Arbeitsbedingungen im weiteren sozio-ökonomischen Kontext,
d.h. die Akzeptanz und Übernahme neuer Praktiken durch Gruppen, Organisationen oder größere
Teile der Gesellschaft. Ohne sozialen ‚Impact‘ kann die beste soziale Idee nicht als soziale
Innovation angesehen werden.
Die Wirksamkeit einer sozialen Innovation kann danach unterschieden werden, ob sie
(a)
ein unmittelbares soziales Anliegen (etwa Kinderbetreuung in einer ländlichen Gemeinde)
überhaupt, besser oder dauerhafter löst als das bisher der Fall war; oder
(b)
eine strukturelle soziale Herausforderung der Gesellschaft betrifft (etwa Jugend- oder
Altersarbeitslosigkeit); oder
(c)
systemisch relevant ist oder werden kann, d.h. wie eine Gesellschaft die Mechanismen
ihrer Steuerung regelt (z.B. bedingungsloses Grundeinkommen zur Änderung des Sozial- und
Wirtschaftssystems).
Ähnlich wie im klassischen Innovationsdiskurs kann dabei ebenso zwischen einer Vielzahl
‚inkrementeller‘ und selten vorkommenden ‚radikalen‘ Innovationen unterschieden werden.
Wo immer möglich werde ich den Gang der Argumente durch Beispiele und verfügbare empirische
Daten erläutern.