Drohnenjockeys ungebremst In den Qualitätsmedien sind solche Qualitäten kaum gefragt, wie sie sich etwa beim Abscheu vor der Drohnenkillerei äußern müssten. Deshalb sickert die Meldung auch nur langsam in den Mediendschungel ein. Es geht um eine Presidential Policy Guidance (PPG, Richtlinie der US-präsidialen Politik), die aufgrund langwieriger juristischer Auseinandersetzungen mit der Amerikanischen Bürgerrechtsvereinigung ACLU veröffentlicht werden musste (mit vielen Schwärzungen). Hintergrund: Der Bundesrichter Colleen McMahon hatte das Justizministerium angewiesen, das Dokument spätestens am Freitag, den 5.8. zu veröffentlichen. Die ACLU stellte das PPG am nächsten Morgen auf ihre Webseite. Das berichtete die trotzkistische World Socialist Web Site (herausgegeben vom Internationalen Komitee der Vierten Internationale IKVI) auf deutsch in Weißes Haus veröffentlicht „Leitfaden“ für gezielte Tötungen – Obamas DrohnenmordMaschinerie (WSWS 9.8.). Der Autor Patrick Martin hat das Dokument teilweise übersetzt – er fand es voller bürokratischer Phrasen, die die beteiligten Beamten einlullen sollen. Sie sollen glauben, dass ihr Handeln in Übereinstimmung mit dem Gesetz stehe. Tatsächlich häuft sich das Wort lawful in dem Pamphlet, und die Bandwurmsätze sind schwer zu übersetzen. Laut Martin haben die Medien den Wink verstanden und befolgt. Am betreffenden Wochenende sind nur einige oberflächliche Artikel erschienen, und auch die sonntäglichen TV-Interviews verzichteten darauf, das Wort „Drohne“ überhaupt zu erwähnen (wovon man sich beim Googlen überzeugen kann). Was vollkommen ausblieb, war der Aufschrei, der Leitartikel, mit der glasklaren Verurteilung eines Präsidenten, der das Recht für sich in Anspruch nimmt, ohne jedes Gerichtsverfahren Menschen überall in der Welt zum Tode zu verurteilen. Das Dokument verdeutlicht nach Martin, dass staatliche Morde seit Obamas Amtsantritt im Weißen Haus zur alltäglichen Routine geworden sind. Buchstäblich jeder Mensch auf diesem Planeten kann demzufolge durch eine Hellfire-Rakete, abgefeuert von einer MQ9-Reaper-Drohne, getötet werden (Bild: U.S. Air Force photo by Paul Ridgeway, Wikimedia Commons). Nur bei der Ermordung von „US-Personen“ (PPG-Slang für USBürger und Ausländer mit Aufenthaltsgenehmigung) ist eine ausdrückliche Genehmigung des Präsidenten erforderlich. Bei Bürgern anderer Staaten ist keine vorherige Genehmigung vonnöten, da reicht eine Mitteilung an den Präsidenten. Für die Drohnenmorde gelten keinerlei Einschränkungen. Theoretisch könnten geographische CIA oder US- Militärdienste auch die Ermordung von Personen innerhalb der US-Grenzen vorschlagen, und nichts hindert den Präsidenten daran, dem zuzustimmen. Im Grunde erlaubt die PPG alles. Man kann sich überzeugen, wenn man das Dokument anschaut. PROCEDURES FOR APPROVING DIRECT ACTION AGAINST TERRORIST TARGETS LOCATED OUTSIDE THE UNITED STATES AND AREAS OF ACTIVE HOSTILITIES (datiert mit 22.5.13). Auf Seite 17 oben steht unter 5.B: Nichts aus diesem PPG soll herangezogen werden, um den Präsidenten an der Ausübung seiner verfassungsmäßigen Rechte als Oberbefehlshaber, oberster Dienstherr und gegebene Autorität zu hindern; oder ihn daran zu hindern, einen gesetzeskonformen Vorschlag der (Geheim-)Agenturen in Erwägung zu ziehen und direkte Maßnahmen auch außerhalb der hier vorliegenden Richtlinien anzuordnen. Eingeschlossen ist die Möglichkeit der Genehmigung von tödlicher Gewalt gegen eine Person, die eine fortgesetzte, unmittelbare Bedrohung für Personen aus anderen Ländern darstellt. Der Killer darf unbegrenzt killen, sofern er nur eine passende Bedrohung behauptet. Das gilt nicht nur für MQ9-Drohnen, sondern anscheinend auch für die B52-Bombardierungen in Syrien, Libyen und Irak. Ob dem Präsi Obama klar ist, dass er selber die schlimmste fortgesetzte, unmittelbare Bedrohung ist? Andere sehen das klarer, schon vor dem PPG kam der Artikel Schluss mit der deutschen Unterstützung von US-Drohnenkriegen (Sahra Wagenknecht am 24.7. in the European). Demnach informieren die Mainstream-Medien auch nicht über die konventionellen US-Luftangriffe in Syrien und die vielen Toten. Hier läuft etwas falsch bei der Berichterstattung. Wann werden unsere führenden Politiker endlich begreifen, dass USLuftangriffe und Amok-Attacken zusammenhängen? An den Qualitätsmedien vorbei, z.B. über die Nachrichtenagentur Reuters oder über almasdarnews AMN kommen fast täglich Nachrichten über getötete Zivilisten im syrischen Bombenkrieg. Es geht um Raten von an die 100 unschuldigen Menschen pro Woche, die bei den US-geführten Luftangriffen in Syrien ums Leben kommen. Aber die MainstreamMedien informieren weder über die Drohnenkillerei noch über die US-Luftangriffe hinreichend. Wagenknecht schreibt weiter, dass unter dem Friedensnobelpreisträger Obama die USA die größere Hälfte ihres Staatshaushalts fürs Militär ausgeben. Obama setzte fort, was unter Bush jun. mit dem völkerrechtswidrigen Überfall auf den Irak begann, und Obama machte die völkerrechtswidrigen Morde per Drohne zu seiner eigenen Angelegenheit. Das fordert eine neue Presseschelte heraus. Um es mit spuelgel.de zu karikieren: Lügenpresse? ist zu milde ausgedrückt … In Wirklichkeit sind es MASSENVERNICHTUNGSMEDIEN! Auch wenn die World Socialist Web Site noch so trotzkistisch ist, hat sie mit dem fehlenden Aufschrei und Leitartikel recht. Bittesehr, wissenbloggt hilft aus: Der US-Präsi Obama ist ein Massenmörder, der völkerrechtswidrig Menschen umbringt. Bleiben zwei Themen. Einmal die umstrittene Zahl der Drohnenund Bombenkillings. Abschließend wäre auch zu diskutieren, wie halten es die Obama-Nachfolger? Zunächst Daten zum zahlenmäßigen Umfang der Morde, dazu siehe auch Drohnentote aus Versehen: Obama's Civilian Drone Death Count up to 500% Higher Than US Mass Shootings (Zero Hedge 7.7.). Amokläufer und Massenmörder in den USA haben nur einen Bruchteil soviel Opfer gefordert wie die Drohnenangriffe. Wieviele Menschen von Drohnen getötet wurden, ist unbekannt. Es gibt offizielle Schätzungen und inoffizielle. Organisationen wie Long War Journal, the New America Foundation, and the Bureau for Investigative Journalism schätzen, dass zwischen 200 und 1000 Zivilisten durch Drohnenangriffe in Ländern getötet wurden, mit denen die USA sich nicht im Krieg befinden – auf ein paar hundert kommt es den Killern nicht an. NSA-Ausschuss – Ehemaliger US-Drohnenpilot: Zwölfjährige galten als legitime Ziele (Süddeutsche Zeitung 15.10.15). Es geht um Brandon Bryant, der Drohnenangriffe für die USA steuerte, bevor er aus Gewissensgründen ausstieg. In einem NSA-Ausschuss spricht er über die grausamen Details seines Jobs. Und auch vor dem Geheimdienst-Untersuchungsausschuss im Bundestag, gemäß des Artikels Live-Blog aus dem GeheimdienstUntersuchungsausschuss: „Drohnenpiloten sind Menschenjäger.“ (Netzpolitik.org 15.10.15): Auf die Frage, ob Menschen im Umfeld des Ziels zu Schaden gekommen seien, antwortete Bryant, das sei der Regelfall gewesen. Männliche Individuen ab zwölf Jahren hätten als "in militärfähigem Alter" und damit als legitime Ziele gegolten. Noch eine Aussage: Ohne Deutschland wäre der gesamte Drohnenkrieg des US-Militärs nicht möglich. Das bezieht sich darauf, dass Informationen und Koordinaten für die gezielten Tötungen aus Deutschland geliefert wurden, auf die USLuftwaffen-Basis Ramstein, von der aus Drohnenangriffe gesteuert werden, und auf das in Deutschland stationierte United States Africa Command (AFRICOM). Derselbe Anlass lieferte auch den Artikel NSA-Affäre: Eine Telefonnummer reicht, um Menschen zu töten (ZEIT ONLINE 15.10.15): Der US-Drohnenoperator Brandon Bryant ist vor dem NSA-Ausschuss Kronzeuge für die tödlichen Folgen der Metadatensammlung. Und für die wichtige Rolle Deutschlands dabei. Die britischen Medien sind von dem Stillschweigen-Vorwurf auszunehmen, das zeigen die Artikel Syria airstrikes analysis – Drones are here to stay – because they are just so effective (INDEPENDENT 15.10.15) und Britain's drone strike in Syria: These executions are a mark of tyranny (INDEPENDENT 12.10.15): The ability to execute its own citizens has been a mark of tyrannical government from Rome in the days of the Caesars to Moscow during the Great Purge in the 1930s. Da ist sie also die britische Schlagzeile gegen die Drohnenkillerei: Tyrannei wie im alten Rom oder unter Stalin. Die Tyrannei-Spezialisten aus Israel haben sich ihren Anteil gesichert. Sie bauen selber die IAI-Heron-Drohnen und setzen auch Reaper-Drohnen ein, das besagt Israeli drone strikes Syrian Army in the Golan Heights (AMN 23.8.): The Israeli Armed Forces launched another drone strike against the Syrian Arab Army (SAA) in Al-Ba’ath City on Monday after the latter indadvertedly fired a mortar shell into the Israel-occupied Golan Heights. Im Syrien-Krieg steht Israel auf Seiten der islamistischen Gruppen, u.a. der Nusra Front bzw. „Front zur Eroberung Syriens“, um die syrische Bevölkerung vom syrischen Teil der Golan-Höhen zu vertreiben. Nach offiziellen Statements israelischer Militärs ist der „Islamische Staat“ für Israel einem säkularen Präsidenten Bashar al-Assad in Syrien vorzuziehen. Die Kriegsfolgen mögen auch viele Israelis nicht mehr anschauen, so der Artikel Why I'm on the brink of burning my Israeli passport (INDEPENDENT 11.7.): I can no longer stand by while Israeli politicians like Ayelet Shaked condone the deaths of innocent Palestinian women and children. … the fact remains that it is Israel which has the tanks, bombers, artillery, nuclear warheads and missile defences of Goliath, while ordinary Gazans had nothing a week ago and even less today, as even hospitals and schools were bombed. Und die bundesdeutsche Politik? Die kriegt richtig Lust auf Krieg, anstatt dass sie aus den eigenen Fehlern und denen der anderen was lernt (siehe auch Afghanistan-Krieg mit Kollateralschaden Opium). Vorratshaltung, Bundeswehr ausbauen und überall einsetzen – die Kriegslüsternen haben Oberwasser. Dabei hätten sie jeden Grund, die logistische Unterstützung der US-Drohnenmorde einzustellen, statt selber mit dem Säbel zu rasseln. Schlimmer noch, sie wollen mitkillen im Drohnenkrieg. Das besagt Bundeswehr – Konkurrenz am Himmel (SZ 31.8.): Ausgerechnet der engste militärische Verbündete stellt sich quer: Die Bundeswehr will sich möglichst schnell mit Kampfdrohnen bewaffnen, die in Israel gebaut werden (IAI Heron). Doch eine US-Firma stört den Deal mit einem Kartellrechts-Verfahren. Die Nachricht ist weniger der gestörte Deal als der Deal überhaupt. Laut SZ hatten bereits 2013 Unionspolitiker den damaligen Kriegsminister de Maizière gebeten, das kontrovers diskutierte Thema aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Dann hatte sich die Kriegsminister-Nachfolgerin von der Leyen vor mehr als zwei Jahren nach langer Debatte dafür ausgesprochen, der Bundeswehr bewaffnete Drohnen zur Verfügung zu stellen. Laut SZ handelt es sich um eins der bedeutendsten Projekte ihrer Amtszeit. Und der gestörte Deal könnte die Unterzeichnung des Killerdrohnen-Vertrags bis in den Bundestagswahlkampf hinein verzögern. Im Klartext: Die kriegslüsterne Flintenuschi von der Leyen möchte auch ein Massenmörder sein, der völkerrechtswidrig Menschen umbringt, aber es soll möglichst keiner merkeln. Zum Abschluss die Frage, Wie halten es die Obama-Nachfolger? Kaum vorstellbar, dass sie es schlimmer treiben. Jeder Präsident ist ein besserer Präsident, wenn er mit dem Morden aufhört. Bei der demokratischen Kandidatin Clinton darf man vermuten, dass sie es eher nicht tut, sondern dass sie der Militärindustrie zu willen mit der Kriegstreiberei weitermacht. Der republikanische Kandidat Trump scheint eher in der Lage zu sein, dem System aus Big Finance und Big Busines entgegenzutreten – und er will sparen. Das kann er mit Abstand am besten durch Reduktion des Militärhaushalts. Das sind 600 Mrd. Dollar pro Jahr, 57% des US-Staatshaushalts. Bomber und Drohnen kosten exorbitant viel Geld. Wie war das noch mit dem “Camel in the butt”-Gerücht? George W. Bush sagte: “When I take action I’m not going to fire a $2 million missile at a $10 empty tent and hit a camel in the butt.” Bush jun. war als der dümmste Präsi der USA verschrien, aber damit rangiert er allemal vor Obama. Links dazu: Leitfaden für Obamas gezielte Tötungen unbedenklich (qpress 28.8.) Kriegslüsterne & Lernresistente regieren uns Drohnentote aus Versehen Arbeit gegen alle (mit US-Haushalt 57% Militär) Die Schande Europas Tötungsindustrie boomt Terror made by USA Wenn der Himmel voller Drohnen hängt Abstürzende Drohnen Der 1. Drohnenkrieg
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