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GKV versus PKV
Wie sich die Systeme unterscheiden
Die Welt der Krankenversicherung ist in Deutschland zweitgeteilt: Es gibt 118 gesetzliche Kassen mit 71,3
Millionen Mitgliedern. Demgegenüber stehen mehr als 40 private Krankenversicherer mit 8,8 Millionen
vollversicherten Kunden. Die Unterschiede beider Systeme sind enorm. Hier kommen die Vor- und
Nachteile.
Bessere Leistungen und schnellerer Service, aber auch steigende Beiträge im Alter – das sind übliche
Vor- und Nacheile, die Verbraucher nennen, wenn sie nach der privaten Krankenversicherung (PKV)
gefragt werden. So auch bei einer Straßenumfrage, die Pfefferminzia vor kurzem in der Hamburger
Innenstadt durchgeführt hat.
Dort sagt etwa Melanie, Personalreferentin, 39 Jahre alt und gesetzlich versichert: „Um
Privatversicherte wird sich mehr gekümmert, man muss beim Arzt weniger warten und bekommt
schneller einen Termin.“ Dagegen hält ein privat versicherter, 28-jähriger Musiker: „Ich werde auf jeden
Fall versuchen, zur gesetzlichen KV zu wechseln, weil ich jetzt schon abschätzen kann, wie viel ich
dafür in 30 Jahren zahlen werde.“
Die Meinungen sind also geteilt. Insgesamt gaben aber viele der von Pfefferminzia befragten gesetzlich
versicherten Personen an, dass sie gerne in die PKV wechseln würden, wenn sie die Voraussetzungen
für einen Wechsel erfüllten.
Denn Fakt ist: Die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) werden durch den
Gesetzgeber im Sozialgesetzbuch festgeschrieben und sind für alle Versicherten gleich. Im Rahmen
von Reformen und Gesetzesänderungen können sie jederzeit gekürzt oder gestrichen werden.
Individuelle Tarife in der PKV
In der PKV hingegen kann sich der Versicherungsnehmer das Leistungsprofil individuell
zusammenstellen. „Die gewünschten Leistungen werden vertraglich fest vereinbart und können
nachträglich nicht eingeschränkt werden“, sagt Michael Schillinger, Vorstand der Inter
Versicherungsgruppe.
Unterschiede gibt es auch beim Beitrag. In der PKV beeinflussen unter anderem Alter und
Gesundheitsrisiko den Beitrag, im gesetzlichen System ist der Beitrag hingegen prozentual am
Bruttoeinkommen des Versicherten ausgerichtet. Der Grundbeitrag liegt derzeit bei 14,6 Prozent.
Hinzukommen je nach Krankenkasse aber noch mehr oder weniger hohe Zusatzbeiträge.
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In der GKV gilt das Umlageverfahren. Problem: Die Menschen werden immer älter und verursachen
höhere Ausgaben im Gesundheitssektor. Zudem werden Medikamente, Therapien und Arzt-Honorare
immer teurer. Experten warnen daher vor einer zunehmenden Unterfinanzierung und steigenden
Beiträgen in der GKV. Laut unabhängigem IGES Institut sind die GKV-Beiträge in den vergangenen
acht Jahren bereits um 3,8 Prozent jährlich gestiegen, während PKV-Versicherte lediglich 2,4 Prozent
pro Jahr mehr bezahlten.
Wer kann in die PKV wechseln?
Für Selbstständige, Beamte und Freiberufler ist die PKV freiwillig und einkommensunabhängig.
Angestellte, Landwirte sowie Künstler unterliegen der Versicherungspflicht in der GKV. Sie können erst
in die private Krankenversicherung wechseln, wenn ihr Gehalt über der aktuellen
Versicherungspflichtgrenze liegt – derzeit sind das rund 4.688 Euro brutto monatlich. Dabei müssen sie
diese Grenze mindestens ein Jahr lang überschreiten. Studenten können sich von der
Versicherungspflichtgrenze befreien lassen und in die PKV wechseln, ohne ein bestimmtes Einkommen
nachzuweisen.
Dem Vorurteil, dass die in jungen Jahren meist günstigere PKV im Alter unerschwinglich wird, hält
Schillinger entgegen: „Jeder Privatversicherte sorgt mit seinen Alterungsrückstellungen für später vor.
Damit baut der Versicherer eine Rücklage auf, aus der höhere Behandlungskosten im Alter bestritten
werden können, ohne dass der Beitrag unverhältnismäßig steigt“, so der Inter-Vorstand.
Die Kapitaldeckung funktioniert: Jedes Jahr bilden die privaten Krankenversicherer 10 Milliarden Euro
zusätzliche Altersrückstellungen. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Gesamtsumme an
Rückstellungen auf 219 Milliarden Euro. Allein die jährlichen Zuwächse entsprechen rund 6 Prozent der
Jahres-Sparleistung der Bundesbürger. Damit tragen die Alterungsrückstellungen maßgeblich zum
Investitionsvolumen und damit zum hohen Wohlstandsniveau in Deutschland bei.
Bedeutender Wirtschaftsfaktor PKV
Insgesamt fließen 28,6 Milliarden Euro jedes Jahr durch Privatversicherte ins Gesundheitssystem.
Wären hingegen sämtliche Privatversicherten in der GKV versichert, müsste das Gesundheitswesen mit
11 Milliarden Euro weniger auskommen. Das hätte gravierende Folgen: Ohne die Privatversicherten
hätte etwa jede Arztpraxis in Deutschland durchschnittlich 43.000 Euro weniger zur Verfügung, die sie
in Personal oder Ausstattung investieren kann.
Ein weiterer Faktor: Arbeitgeberbeiträge für freiwillig gesetzlich versicherte Angestellte sind meist höher
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sind als für Privatversicherte. Arbeitgeber sparen also dank der privaten Krankenversicherung
Lohnzusatzkosten – insgesamt jährlich 1,33 Milliarden Euro. Dadurch können Unternehmen mehr
investieren oder Arbeitskräfte einstellen. Die durch die PKV nicht entstandenen Lohnzusatzkosten
entsprechen rechnerisch rund 40.000 Vollzeitarbeitsplätzen. Die private Krankenversicherung ist und
bleibt demnach ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Deutschland.
Dieser Artikel erschien am 01.09.2016 unter folgendem Link:
http://www.pfefferminzia.de/gkv-versus-pkv-wie-sich-die-systeme-unterscheiden-1472736011/
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