Ausgabe | 34 02. September 2016 powered by Wirtschaft Deutsche Biotech-Firmen sind bei Krebsdiagnostik führend Die Krebsdiagnostik gehört zu jenen Forschungsbereichen der Biomedizin, die sich rasant entwickeln D as belegt eine Umfrage des Biotechnologieverbandes BIO Deutschland. Erste Tests sind EUweit und oft darüber hinaus zugelassen, weitere befinden sich in der Entwicklung. Allerdings gehören die neuen Konzepte noch nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Ärzteorganisationen beschreiten darum alternative Wege, um den Rechtsanspruch von Patientinnen und Patienten auf diese Diagnostik durchzusetzen. Im Zeitalter der „Präzisionsmedizin“ wird die individuelle Steuerung der Therapie bei vielen Krebserkrankungen zu einem kontinuierlichen Prozess, getrieben von neuen diagnostischen und therapeutischen Optionen. In den molekularpathologischen Laboratorien können Experten erstens die genetische Heterogenität und Wandlungsfähigkeit Gewebeentnahme zur Verfügung: Untersucht werden dabei von Tumoren freigesetzte Erbmoleküle (DNA, RNA) oder Zellen, die im Blut oder anderen Körperflüssigkeiten von Patientinnen und Patienten zirkulieren. „Ob eine Therapie greift oder an Wirksamkeit verliert, ob ein Tumor gegen Medikamente resistent wird oder ob es nach einer Ruhepause zu einem Rückfall der Erkrankung kommt, lässt sich mit Hilfe der Foto: Flickr/ HCC Public Information Office/CC by nc nd 2.0 Flüssigbiopsie früher und präziser diagnostizieren als mit den Methovon Tumoren im Krankheitsverlauf sehr den der konventionellen Tumornachsorge. genau charakterisieren. Zweitens wächst die So kann auch die Behandlung frühzeitig Zahl jener Medikamente, die zielgerichtet angepasst werden“, sagt Michael Hummel, an genetischen „Schwachstellen“ eines Leiter des Molekularpathologischen Labors Tumors ansetzen. Mit der Flüssigbiopsie am Institut für Pathologie der Charité. („Liquid Biopsy“) steht unter bestimmten Gleichwohl betont der Experte, dass Bedingungen drittens eine Alternative zur die Untersuchungsergebnisse einer Flüs- Analyse Apotheken liefern wichtigen Beitrag für Patienten Für 637 Millionen Euro werden gesetzlich krankenversicherte Patienten mit Hilfsmitteln in Apotheken versorgt. Das ergeben die erstmals veröffentlichten Berechnungen des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) für das Jahr 2015 (inklusive Mehrwertsteuer). Vor allem wurden Applikationshilfen (z.B. Insulin-Pens) für 246 Millionen Euro, Inkontinenzhilfen (z.B. Bettbeutel) für 137 Millionen Euro und Hilfsmittel zur Kompressionstherapie (z.B. Kompressionsstrümpfe) für 92 Millionen Euro von den Ärzten verordnet und von den Apotheken beliefert. Hilfsmittel machen am Gesamtumsatz der Apotheken kaum mehr als ein Prozent aus, sind aber eine wichtige Ergänzung für die wohnortnahe Gesundheitsversorgung der Patienten mit ärztlich verordneten Arzneimitteln. Rund 18.000 Apotheken – das sind 90 Prozent aller Apotheken – sind berechtigt, ihre Patienten zumindest mit bestimmten Hilfsmitteln zu versorgen. Dafür durchlaufen sie eine spezielle Präqualifizierung. Hilfsmittel sind keine Arzneimittel, sondern Gegenstände, die bei Vorliegen entsprechender Beeinträchtigungen Körperfunktionen ersetzen, ergänzen oder erleichtern. Indes kritisieren die Apotheker den derzeit vorliegenden Referentenentwurf eines neuen Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetzes. „Wir begrüßen das Ziel, die Qualität der Hilfsmittelversorgung zu stärken, haben allerdings erhebliche Zweifel, ob dies mit dem vorliegenden Gesetz gelingen wird“, sagt Dr. Rainer Bienfait als Stellvertretender DAV-Vorsitzender. „Verstärkte Dokumentationspflichten werden zu einem erheblichen bürokratischen Mehraufwand führen, sodass gerade kleine Apotheken im ländlichen Raum womöglich ihr Engagement in der Hilfsmittelversorgung überdenken müssen. Und bei den Exklusivausschreibungen der Krankenkassen wird es trotz eines neu eingeführten Qualitätskriteriums dabei bleiben, dass der niedrigste Preis das vorrangige Kriterium für den Zuschlag ist. Dies war und ist leider überhaupt nicht patientengerecht.“, so Bienfait weiter. Aus Apothekersicht müsste eine Reform unbedingt folgende Bedingung erfüllen: Alle gesetzlich versicherten Patienten müssten ohne hohe Aufzahlungen und in guter Qualität mit Hilfsmitteln, wie z.B. Inkontinenzeinlagen, zeit- und wohnortnah versorgt werden. „Der gute Wille dazu fehlt leider vielen Krankenkassen. Deswegen sind strengere gesetzliche Vorgaben nötig“, so Bienfait. 1 powered by Ausgabe | 34/16 sigbiopsie alleine ohne Kenntnisse der sehr umfangreichen Tumormerkmale, die bei einer Gewebeuntersuchung gewonnen werden, keine ausreichende Interpretation erlauben: „Die Flüssigbiopsie wird darum bei den derzeitigen Konzepten als ergänzendes Verfahren zur Diagnostik im Krankheitsverlauf eingesetzt.“ Hinzu kommt, dass die Methode nicht für alle Tumore und nicht für alle Stadien einer Erkrankung gleich gut geeignet ist. „Nicht zuletzt besteht noch Bedarf, die verschiedenen Verfahren zu harmonisieren“, erklärt Hummel weiter. Dass die Flüssigbiopsie ein großes Potenzial hat, ist jedoch unter Experten unumstritten. „Zwar sind nur wenige deutsche Biotech-Unternehmen im Bereich der Flüssigbiopsie aktiv, doch diese sehen sich in einem hochkompetitiven Umfeld mit der internationalen Konkurrenz auf Augenhöhe“, erklärt Viola Bronsema, Geschäftsführerin der BiotechnologieIndustrie-Organisation Deutschland (BIO Deutschland e. V.). Bei einer Umfrage unter Mitgliedsunternehmen des Verbandes innovativer Unternehmen gaben fünf an, auf diesem Gebiet der Diagnostik aktiv zu sein. Im Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, ebenfalls Mitglied von BIO Deutschland, laufen ebenfalls entsprechende Forschungsarbeiten. Diese erfolgen bei allen Unternehmen im Schulterschluss mit anderen Firmen, etwa aus dem Pharmabereich, und/oder mit Forschergruppen an Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen. Die Firmen arbeiten an Testverfah- ren für verschiedene Krebserkrankungen: Lungen-, Darm-, Prostata-, Brust- und Eierstockkrebs sowie Melanom. Die Analysen beschränken sich nicht auf zirkulierende DNA-Fragmente. Im Visier befinden sich auch Fragmente des Gen-Botenstoffs RNA, zirkulierende Tumorzellen und „Exosomen“ genannte Mikrovesikel, die von Zellen freigesetzt werden. Der geringe Anteil der Tumor-DNA an der gesamten zirkulierenden DNA liegt oft unter einem Prozent. Darum gehören Techniken der DNA-Vermehrung, von denen es verschiedene gibt, zu allen Testverfahren. Erst danach lassen sich mit unterschiedlichen Verfahren, etwa der Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR), bekannte Mutationen identifizieren oder mit Hilfe der Hochdurchsatz-Sequenzierung auch neue Mutationen im Therapieverlauf entdecken. Auch hier setzen die BiotechFirmen das ganze Spektrum der Möglichkeiten ein. Obwohl es für den Einsatz der Flüssigbiopsie klare Indikationen gibt, etwa den Nachweis bestimmter Mutationen in nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinomen als Basis für die Therapieentscheidung, gehören die Verfahren nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Bei der letzten Aktualisierung, die am 1. Juli dieses Jahres in Kraft trat, wurde die „In-vitro-Diagnostik tumorgenetischer Veränderungen zur Indikationsstellung einer pharmakologischen Therapie“ in den Leistungskatalog aufgenommen, die Flüssigbiopsie jedoch ausgeschlossen. Sie gehört damit nicht zur Regelversorgung. Dabei ist eine Gewebeentnahme stets ein 02. September 2016 operativer Eingriff, der nicht nur belastender ist für Patientinnen und Patienten, sondern auch teurer als eine Blutentnahme. Erkrankte, die einen solchen Test benötigen, müssen die Kostenerstattung bei ihrer Krankenkasse beantragen. Dies will der Bundesverband Deutscher Pathologen den Betroffenen abnehmen – und verfügt diesbezüglich bereits über Erfahrungen. In einem ähnlich gelagerten Fall konnten Patientinnen mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs per Musteranschreiben ihren Rechtsanspruch auf die Kostenerstattung eines Mutationstests im Tumorgewebe gegenüber der Krankenkasse geltend machen und die Forderung an das untersuchende pathologische Labor abtreten. Der Verband überlegt, dieses Konzept erneut einzusetzen, wenn eine Flüssigbiopsie für die Therapieentscheidung unerlässlich ist. „Wir sind überzeugt, dass auch in diesem Fall Patienten einen Rechtsanspruch auf diese Untersuchung haben“, sagt Gisela Kempny, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Pathologen. Sogenannte integrierte Versorgungsverträge, die der Verband mit Krankenkassen abschließen kann, könnten eine andere Lösung sein. Diesen Weg hat ein Zusammenschluss von pathologischen Laboratorien bereits beschritten. Wie das Netzwerk unlängst verkündete, habe es einen Vertrag mit der Barmer GEK abgeschlossen. Benötigt ein an Lungenkrebs erkrankter Versicherter dieser Krankenkasse eine erneute Biopsie für eine molekulare Tumordiagnostik, übernimmt die Versicherung die Kosten für die Flüssigbiopsie. Pharma CETA: Verfassungsbeschwerde eingereicht In vier Punkten soll das Abkommen mit Kanada gegen das Grundgesetz verstoßen D as CETA-Freihandelsabkommen der EU mit Kanada landet vor dem Bundesverfassungsgericht. Die Initiatoren der Initiative„ Nein zu CETA“ reichten ihre von mehr über 125.000 Menschen getragene Verfassungsbeschwerde beim höchsten deutschen Gericht ein. Sie sprachen von der größten Bürgerklage in der Geschichte der Bundesrepublik. In der unterschriftsreifen CETA-Vereinbarung sehen sie einen Wegbereiter für das umstrittene EU-Freihandelsabkommen TTIP mit den USA, das aber noch nicht ausverhandelt ist. Die CETA-Vereinbarung verstößt nach ihrer Auffassung in mehreren Punkten gegen das Grundgesetz. So schränke sie das Recht der Bürger ein, über ihr eigenes politisches Schicksal zu bestimmen. Das Recht der EU und ihrer Mitgliedstaaten, eigenständig Gesetze und andere Regeln zu verabschieden, werde geschwächt. Das in Europa geltende Vorsorgeprinzip im Gesundheits-, aber auch dem Umwelt-, Verbraucher- und Lebensmittelschutz, werde nicht ausreichend abgesichert. Schließlich kritisieren die Gegner, dass nach dem Abschluss Vertragsteile nicht gekündigt werden könnten. Neben der Verfassungsbeschwerde wurde auch ein Antrag auf einstweilige Anordnung gestellt. Damit wolle man verhindern, dass CETA bereits eintritt, bevor die einzelnen Mitgliedsstaaten das Abkommen ratifiziert haben. „Die vorläufige Anwendung von CETA 2 powered by Ausgabe | 34/16 Über 70 Kartons mit den Vollmachten der Bürger sind nach Karlsruhe gefahren worden. Foto: Flickr/Mehr Demkratie/CC by sa 2.0 ist brandgefährlich, denn damit werden Fakten geschaffen. Demokratisch nicht legitimierte Gremien und investorenfreundliche Schiedsgerichte würden bereits anfangen zu arbeiten, das Vorsorgeprinzip könnte ausgehebelt werden – das alles ohne Zustimmung des Bundestages“, erklärte Roman Huber, geschäftsführender Bundesvorstand der Vereins Mehr Demokratie. Würde das Verfassungsgericht dem Antrag auf Einst- weilige Anordnung stattgeben, könnte der Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel im Rat der EU-Handelsminister nicht zustimmen. „Es steht außer Frage, dass CETA schädlich ist für die Demokratie und deshalb abgelehnt werden muss. Vor dem Bundesverfassungsgericht wollen wir klären lassen, ob das Abkommen zusätzlich noch gegen das Grundgesetz verstößt“, ergänzte foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. Über 02. September 2016 70 Kartons mit den Vollmachten der Bürger waren sind in Erfurt in einen Lastwagen verladen und auf den Weg nach Karlsruhe gebracht worden. Ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Umwelt-, Kirchen- und anderen gesellschaftlichen Gruppen hatte dazu aufgerufen, mit Großdemonstrationen in Berlin und sechs anderen Großstädten Druck zu machen, um CETA zu verhindern. Ziel sei es, am 17. September mehr als 250.000 Menschen auf die Straße bringen. „Das hat das Potenzial, ein innenpolitisches Erdbeben zu erzeugen“, sagte Christoph Bautz von der Aktions-Plattform Campact. Am 19. September findet der Parteikonvent der SPD statt. Wenn der Parteikonvent am 19. September Nein sage, werde Parteichef und CETA -Befürworter Sigmar Gabriel als Wirtschaftsminister einige Tage später bei den EU-Handelsministern nicht dem Abkommen zustimmen können. Als Zweites wolle man den Druck auf die Grünen erhöhen. Die wolle man dazu bewegen, über die von ihnen mitregierten Länder die CETA -Ratifizierung im Bundesrat zu blockieren. Der Präsident des Handelsverbandes BGA, Anton Börner, warf den Gegnern von CETA und TTIP „Bauernfängerei“ vor. Sie erfänden Gefahren, um den Bürgern vor dem Freihandel Angst zu machen. Forschung Kinder mit lang lebenden Eltern haben geringeres Herzinfarktrisiko Haben die Eltern ein sehr hohes Alter erreicht, sagt man gemeinhin, dass deren Kinder auch eine hohe Lebenserwartung haben U m etwas über die eigenen Gene und die Gesundheit im Alter zu erfahren, hilft häufig schon ein Blick in die eigene Familie. Es gibt bereits Nachweise, dass für Menschen, deren Eltern sehr alt geworden sind, ein geringeres Risiko verstopfter Arterien besteht. Eine neue Studie britischer Forscher zeigt nun, dass die Lebenserwartung der eigenen Eltern sogar noch mehr über die eigene Gesundheit verraten kann. Haben die eigenen Eltern ein sehr hohes Alter erreicht, kann man daraus Rückschlüsse auf das komplette Herzkreislaufsystem ziehen. „Unseres Wissens ist dies die erste Studie“, die eine Verbindung zwischen der Langlebigkeit der Eltern und einem geringeren Risiko für Herzversagen, für Vorhofflimmern ihrer Das Altwerden kann vererbt werden. Foto: Flickr/ Let‘s Go Swimming! by peasap CC BY 2.0 3 powered by Ausgabe | 34/16 Kinder zeigt. Aber auch ein geringeres Risiko, eine Erkrankung der Blutgefäße in den Armen und Beinen zu erleiden“, schreiben die Wissenschaftler im Journal of the American College Cardiology. Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler 186.000 Teilnehmer aus England, Wales und Schottland. Diese waren zwischen 55 und 73 Jahre alt und hatten mindestens einen verstorbenen Elternteil. Über insgesamt acht Jahre wurden die Teilnehmer begleitet. Es zeigte sich, je älter die Eltern des Teilnehmers geworden waren, desto länger lebten auch die Teilnehmer. Auch unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, körperlicher Aktivität sowie Tabak- und Alkoholkonsum traf dies zu. Die Untersuchung konnte aber noch genauere Angaben machen. Nicht nur, dass die Erwachsenen Kinder ebenfalls länger lebten. Sie erlitten auch deutlich weniger Erkrankungen wie Bluthochdruck, Anämien, einen hohen Cholesterinspiegel, Herzinfarkte, Vorhofflimmern und Durchblutungsstörungen. „Diese Ergebnisse sind wichtig, denn sie zeigen, dass das Lebensalter der Eltern Informationen über die eigenen Risiken bezüglich einer Erkrankung und dem Tod bieten“, sagt der Co-Autor der Studie, Luke C. Pilling der Nachrichtenagentur Reuters. 02. September 2016 Natürlich bedeutet das nicht, dass Kinder, deren Eltern früh verstorben sind, auch früh sterben werden. Aber zumindest zeigt dieser Umstand, dass sie hinsichtlich der Todesumstände ihrer Eltern etwas über ihre eigene gesundheitliche Verfassung lernen können. Je nachdem könnten sie dann mit Sport, einer anderen Ernährung etc. ihre Gesundheit noch selbst in die Hand nehmen und in andere Bahnen lenken, so Pilling. „Wenn Sie einen Elternteil haben, der früh gestorben ist, könnte das ein Grund sein, einen Arzt aufzusuchen, um nach Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen zu sehen.“ Forschung Neue Diagnosehilfe für Mittelohrentzündungen Mindestens einmal im Leben erkrankt man an einer Mittelohrentzündung Das Infrarotlicht ermöglicht die Sicht hinter das Trommelfell. E ine Kindheit ohne Mittelohrentzündung kommt selten vor. Die wirklich schmerzhafte Entzündung ist aber nicht immer leicht für den behandelnden Arzt zu diagnostizieren. Wissenschaftler am MIT haben dafür ein neues Hilfsmittel entwickelt. Mit der neuen Methode könnte zahlreiche Fälle, in denen unnötigerweise Antibiotika verschrieben wurde, verhindert werden. Das wär auch ange- sichts der zunehmenden Antibiotikaresistenz ein wichtiger Schritt. Das neue Gerät unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von herkömmlichen Ontoskopen, mit denen Ärzte in die Ohren schauen. Während aber die normalen Ontoskope die ein normales Licht verwenden nicht tief ins Ohr hineinschauen können, nutzt das neue Hilfsmittel Infrarot. „Das einzige eindeutige Anzeichen für eine Infektion des Ohres ist die Ansammlung von Flüssigkeit hinter dem Trommelfell“, erklärt Jessica Carr vom MIT. Die bisherigen Ontoskope könnten jedoch nicht tief genug in das Ohr eindringen, um diese Flüssigkeit zu sehen. „Oft steht die Chance 50 zu 50, dass sich Flüssigkeit gebildet hat.“ Der Vorteil bei dem neuen Gerät ist, dass das Infrarotlicht das Trommelfell quasi transparent macht. „Die Flüssigkeit im Ohr hingegen wird durch das Gerät sehr dunkel.“ Zwar gebe es ein paar Instrumente, mit denen man ebenfalls nach einer Mittelohrentzündung suchen kann, doch diese sind oft nur bei Fachärzten vorhanden und für einige dieser Foto: MIT Geräte müsse man ein ausgebildeter Akustiker sein. „Wir haben unser Ontoskop deshalb so entworfen, dass es einfach zu bedienen ist und kein langes Training voraussetzt“, sagt Carr. Nach ersten Tests an Erwachsenen stehen nun Tests an pädiatrischen Patienten an. Die Kosten für die Geräte, die ursprünglich für militärische Zwecke entwickelt wurden, seien bereits gefallen und eine noch größere Produktion würde zu weiteren Kostensenkungen in der Anschaffung führen. 4 powered by Ausgabe | 34/16 02. September 2016 Ernährung Pistazien wirken sich positiv auf das Herz aus Für ein gesundes Herz kann die Ernährung eine entscheidende Rolle spielen Eine leckere Nuss mit einer ganz besonderen Wirkung. P istazien enthalten eine Reihe von Nährstoffen, welche sich nach aktuellem Forschungsstand positiv auf die Herzgesundheit auswirken können. Zu diesem Ergebnis kam das im British Journal of Nutrition“ veröffentlichte Review „Nutrition attributes and health effects of pistachio nuts“ (übersetzt: „Nährwert und gesunde Eigenschaften von Pistazien“). In dem Review haben Forscher acht Studien ausgewertet, die den Effekt von Pistazien auf Herzkrankheiten untersucht haben. Fünf dieser Studien kamen zu dem Ergebnis, dass eine ausgewogene Ernährung, welche Pistazien mit einschließt, zu einem deutlich gesenkten Cholesterinspiegel führen kann. Vier Studien zeigen eine günstige Veränderung des Blutdrucks. Dies galt auch bei denjenigen, die das Risiko haben, an Diabetes zu erkranken. Ein erhöhter Cholesterinspiegel sowie ein erhöhter Blutdruck werden als Risikofaktoren für Herzerkrankung gesehen. Für den Körper ist Cholesterin lebenswichtig und wird von ihm zum Beispiel für den Aufbau von Zellmembranen benötigt. Zu viel Cholesterin birgt jedoch das Risiko, dem Körper zu schaden. Wissenschaftler vermuten, dass ein Zusammenhang zwischen einem hohen Cholesterinspiegel und Arteriosklerose, einer Ablagerung in den Arterien, besteht, welche die häufigste Ursache für einen Herzinfarkt ist. Das Risiko, an einer Arteriosklerose zu erkranken, wird unter anderem mit der Art des im Körper vorkommenden Cholesterins zusammengebracht. Experten unterscheiden zwischen High- und Low-DensityLipoprotein, HDL- und LDL-Cholesterin. HDL-Cholesterin wandert vom Gewebe zur Leber und kann dort abgebaut werden. LDLCholesterin hingegen wird zum Gewebe hin transportiert und trägt dort vermutlich zu Ablagerungen in den Arterien bei. Deswegen wird HDL-Cholesterin häufig als „Gutes Cholesterin“ und LDL-Cholesterin als „Schlechtes Cholesterin“ beschrieben. Pflanzliche Lebensmittel, wie zum Beispiel Pistazien, sind frei von Cholesterin. Zusätzlich geben verschiedene Studien Hinweise darauf, dass Pistazien dazu beitragen, den Anteil des Gesamtcholesterins zu senken. „In Studien konnte gezeigt werden, dass der Genuss von Nüssen mit einem besseren Foto: Flickr/jacqueline/CC by nc 2.0 Lipidprofil, zu dem auch geringere LDL- und Gesamt-Cholesterinspiegel zählen, einhergeht.“, sagt Ursula Hildebrandt, Ärztin am Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln und Leiterin der Sportkardiologischen Ambulanz Bonn. Die günstige Wirkung von Pistazien auf das Lipidprofil ist wahrscheinlich eine Folge ihres Nährstoffgehalts. Der positive Effekt von Pistazien auf Herz-KreislaufErkrankungen kann vermutlich nicht allein über die Reduktion von Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin erklärt werden. Für die Ursachenbestimmung ist deshalb weitere Forschung notwendig. Ein weiteres Gesundheitsrisiko stellt der Bluthochdruck dar. Er wird ebenfalls unter anderem durch ein erhöhtes Lipidprofil, erhöhte Blutzuckerwerte und Arteriosklerose begünstigt. Eine aktuelle Studie von Mohammadifard et al. (2015) legt nahe, dass Pistazien dazu beitragen, den Blutdruck zu senken. Pistazien enthalten Thiamin (Vitamin B1), Kalium, Chrom und Kupfer. Diese Nährstoffe unterstützen eine normale Herzfunktion und einen normalen Blutdruck. 5 powered by Ausgabe | 34/16 02. September 2016 Politik Homöopathie in der Kritik Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie will, dass Homöopathie erstattungsfähig bleibt D er Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) fordert, dass homöopathische Arzneimittel auch in Zukunft als Satzungsleistungen von der GKV erstattet werden können. Der G-BAVorsitzende Prof. Josef Hecken hatte sich in der FAZ dafür ausgesprochen, homöopathische Therapien künftig als freiwillige Kassenleistungen zu verbieten, da es für sie keine Evidenz gäbe. Auch Selbstzahlern will der G-BA-Chef solche Behandlungen bei schwerwiegenden Erkrankungen untersagen. „Natürlich können schwerwiegende Krankheiten wie Krebs nicht allein durch alternative Medizin geheilt werden“, sagt BPI-Hauptgeschäftsführer Henning Fahrenkamp. „Wer aber die Homöopathie als ergänzende und in der Regel nebenwirkungsarme Behandlung verbieten will, beschneidet die Therapievielfalt und bevormundet zahlreiche Patienten in Deutschland, die davon profitieren können. Es gibt eine Vielzahl von Erkrankungen, bei denen homöopathische Arzneimittel erfolgreich einsetzbar sind.“ Studien aus der Versorgungsforschung zeigen übereinstimmend, dass von einem Nutzen der Homöopathie für Patienten und Gesundheitssystem ausgegangen werden kann. Klinische Studien belegen zudem relevante Verbesserungen bei verschiedenen Indikationen. „Man sollte Homöopathie als Therapierichtung nicht abwerten“, so Fahrenkamp. Die Homöopathie wird hinsichtlich ihrer Wirkung stets in Frage gestellt. „Homöopathie ist kein wirkungsloser Hokuspokus, sondern eine anerkannte und bewährte Therapieform. Wenn Behandler und Patienten sie richtig und verantwortungsvoll einsetzen, kann sie den Therapieerfolg unterstützen. Das rechtfertigt auch eine Erstattung als Satzungsleistung der Kassen.“ „Es sollte den Kassen untersagt werden, Dinge zu bezahlen, für die es keine Evidenz gibt“, sagt Hecken. Bei schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs müsse eine homöopathische Therapie auch Selbstzahlern verboten werden können, solange die Wirksamkeit nicht mit Studien belegt worden sei. „Da brauchen wir ganz klare Verbote“, sagt Hecken. Foto: Flickr/Olaf Pokorny/CC by nc nd 2.0 Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. 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