PDF-ausgabe-2016-34 - Deutsche Gesundheits Nachrichten

Ausgabe | 34
02. September 2016
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Wirtschaft
Deutsche Biotech-Firmen sind bei Krebsdiagnostik führend
Die Krebsdiagnostik gehört zu jenen Forschungsbereichen der Biomedizin, die sich rasant entwickeln
D
as belegt eine Umfrage des
Biotechnologieverbandes BIO
Deutschland. Erste Tests sind EUweit und oft darüber hinaus zugelassen, weitere befinden sich in der
Entwicklung. Allerdings gehören die
neuen Konzepte noch nicht zum
Leistungskatalog der gesetzlichen
Krankenkassen. Ärzteorganisationen beschreiten darum alternative
Wege, um den Rechtsanspruch von
Patientinnen und Patienten auf diese Diagnostik durchzusetzen.
Im Zeitalter der „Präzisionsmedizin“ wird die individuelle
Steuerung der Therapie bei vielen Krebserkrankungen zu einem kontinuierlichen
Prozess, getrieben von neuen diagnostischen und therapeutischen Optionen. In
den molekularpathologischen Laboratorien
können Experten erstens die genetische
Heterogenität und Wandlungsfähigkeit
Gewebeentnahme zur Verfügung:
Untersucht werden dabei von Tumoren freigesetzte Erbmoleküle
(DNA, RNA) oder Zellen, die im Blut
oder anderen Körperflüssigkeiten
von Patientinnen und Patienten
zirkulieren.
„Ob eine Therapie greift oder an
Wirksamkeit verliert, ob ein Tumor
gegen Medikamente resistent wird
oder ob es nach einer Ruhepause
zu einem Rückfall der Erkrankung
kommt, lässt sich mit Hilfe der
Foto: Flickr/ HCC Public Information Office/CC by nc nd 2.0
Flüssigbiopsie früher und präziser
diagnostizieren als mit den Methovon Tumoren im Krankheitsverlauf sehr den der konventionellen Tumornachsorge.
genau charakterisieren. Zweitens wächst die So kann auch die Behandlung frühzeitig
Zahl jener Medikamente, die zielgerichtet angepasst werden“, sagt Michael Hummel,
an genetischen „Schwachstellen“ eines Leiter des Molekularpathologischen Labors
Tumors ansetzen. Mit der Flüssigbiopsie am Institut für Pathologie der Charité.
(„Liquid Biopsy“) steht unter bestimmten
Gleichwohl betont der Experte, dass
Bedingungen drittens eine Alternative zur die Untersuchungsergebnisse einer Flüs-
Analyse
Apotheken liefern wichtigen Beitrag für Patienten
Für 637 Millionen Euro werden gesetzlich krankenversicherte Patienten
mit Hilfsmitteln in Apotheken versorgt.
Das ergeben die erstmals veröffentlichten Berechnungen des Deutschen
Apothekerverbandes (DAV) für das Jahr
2015 (inklusive Mehrwertsteuer). Vor
allem wurden Applikationshilfen (z.B.
Insulin-Pens) für 246 Millionen Euro,
Inkontinenzhilfen (z.B. Bettbeutel) für
137 Millionen Euro und Hilfsmittel zur
Kompressionstherapie (z.B. Kompressionsstrümpfe) für 92 Millionen Euro
von den Ärzten verordnet und von den
Apotheken beliefert.
Hilfsmittel machen am Gesamtumsatz der Apotheken kaum mehr als
ein Prozent aus, sind aber eine wichtige
Ergänzung für die wohnortnahe Gesundheitsversorgung der Patienten mit ärztlich verordneten Arzneimitteln. Rund
18.000 Apotheken – das sind 90 Prozent
aller Apotheken – sind berechtigt, ihre
Patienten zumindest mit bestimmten
Hilfsmitteln zu versorgen. Dafür durchlaufen sie eine spezielle Präqualifizierung. Hilfsmittel sind keine Arzneimittel,
sondern Gegenstände, die bei Vorliegen
entsprechender Beeinträchtigungen Körperfunktionen ersetzen, ergänzen oder
erleichtern.
Indes kritisieren die Apotheker den
derzeit vorliegenden Referentenentwurf
eines neuen Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetzes. „Wir begrüßen das Ziel, die
Qualität der Hilfsmittelversorgung zu
stärken, haben allerdings erhebliche Zweifel, ob dies mit dem vorliegenden Gesetz
gelingen wird“, sagt Dr. Rainer Bienfait als
Stellvertretender DAV-Vorsitzender. „Verstärkte Dokumentationspflichten werden
zu einem erheblichen bürokratischen
Mehraufwand führen, sodass gerade
kleine Apotheken im ländlichen Raum
womöglich ihr Engagement in der Hilfsmittelversorgung überdenken müssen.
Und bei den Exklusivausschreibungen
der Krankenkassen wird es trotz eines neu
eingeführten Qualitätskriteriums dabei
bleiben, dass der niedrigste Preis das
vorrangige Kriterium für den Zuschlag ist.
Dies war und ist leider überhaupt nicht
patientengerecht.“, so Bienfait weiter.
Aus Apothekersicht müsste eine Reform unbedingt folgende Bedingung
erfüllen: Alle gesetzlich versicherten Patienten müssten ohne hohe Aufzahlungen
und in guter Qualität mit Hilfsmitteln,
wie z.B. Inkontinenzeinlagen, zeit- und
wohnortnah versorgt werden. „Der gute
Wille dazu fehlt leider vielen Krankenkassen. Deswegen sind strengere gesetzliche
Vorgaben nötig“, so Bienfait.
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sigbiopsie alleine ohne Kenntnisse der sehr
umfangreichen Tumormerkmale, die bei
einer Gewebeuntersuchung gewonnen
werden, keine ausreichende Interpretation erlauben: „Die Flüssigbiopsie wird
darum bei den derzeitigen Konzepten als
ergänzendes Verfahren zur Diagnostik
im Krankheitsverlauf eingesetzt.“ Hinzu
kommt, dass die Methode nicht für alle
Tumore und nicht für alle Stadien einer
Erkrankung gleich gut geeignet ist. „Nicht
zuletzt besteht noch Bedarf, die verschiedenen Verfahren zu harmonisieren“, erklärt
Hummel weiter.
Dass die Flüssigbiopsie ein großes
Potenzial hat, ist jedoch unter Experten
unumstritten. „Zwar sind nur wenige
deutsche Biotech-Unternehmen im Bereich der Flüssigbiopsie aktiv, doch diese
sehen sich in einem hochkompetitiven
Umfeld mit der internationalen Konkurrenz
auf Augenhöhe“, erklärt Viola Bronsema,
Geschäftsführerin der BiotechnologieIndustrie-Organisation Deutschland (BIO
Deutschland e. V.). Bei einer Umfrage unter
Mitgliedsunternehmen des Verbandes innovativer Unternehmen gaben fünf an, auf
diesem Gebiet der Diagnostik aktiv zu sein.
Im Deutschen Krebsforschungszentrum
in Heidelberg, ebenfalls Mitglied von BIO
Deutschland, laufen ebenfalls entsprechende Forschungsarbeiten. Diese erfolgen bei
allen Unternehmen im Schulterschluss mit
anderen Firmen, etwa aus dem Pharmabereich, und/oder mit Forschergruppen an
Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen.
Die Firmen arbeiten an Testverfah-
ren für verschiedene Krebserkrankungen:
Lungen-, Darm-, Prostata-, Brust- und Eierstockkrebs sowie Melanom. Die Analysen
beschränken sich nicht auf zirkulierende
DNA-Fragmente. Im Visier befinden sich
auch Fragmente des Gen-Botenstoffs RNA,
zirkulierende Tumorzellen und „Exosomen“ genannte Mikrovesikel, die von Zellen
freigesetzt werden. Der geringe Anteil der
Tumor-DNA an der gesamten zirkulierenden DNA liegt oft unter einem Prozent.
Darum gehören Techniken der DNA-Vermehrung, von denen es verschiedene gibt,
zu allen Testverfahren. Erst danach lassen
sich mit unterschiedlichen Verfahren, etwa
der Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR), bekannte Mutationen identifizieren oder mit
Hilfe der Hochdurchsatz-Sequenzierung
auch neue Mutationen im Therapieverlauf
entdecken. Auch hier setzen die BiotechFirmen das ganze Spektrum der Möglichkeiten ein.
Obwohl es für den Einsatz der Flüssigbiopsie klare Indikationen gibt, etwa
den Nachweis bestimmter Mutationen in
nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinomen
als Basis für die Therapieentscheidung,
gehören die Verfahren nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen.
Bei der letzten Aktualisierung, die am 1.
Juli dieses Jahres in Kraft trat, wurde die
„In-vitro-Diagnostik tumorgenetischer
Veränderungen zur Indikationsstellung
einer pharmakologischen Therapie“ in
den Leistungskatalog aufgenommen, die
Flüssigbiopsie jedoch ausgeschlossen. Sie
gehört damit nicht zur Regelversorgung.
Dabei ist eine Gewebeentnahme stets ein
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operativer Eingriff, der nicht nur belastender ist für Patientinnen und Patienten,
sondern auch teurer als eine Blutentnahme.
Erkrankte, die einen solchen Test benötigen, müssen die Kostenerstattung bei
ihrer Krankenkasse beantragen. Dies will
der Bundesverband Deutscher Pathologen
den Betroffenen abnehmen – und verfügt
diesbezüglich bereits über Erfahrungen.
In einem ähnlich gelagerten Fall konnten
Patientinnen mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs per Musteranschreiben ihren
Rechtsanspruch auf die Kostenerstattung
eines Mutationstests im Tumorgewebe
gegenüber der Krankenkasse geltend machen und die Forderung an das untersuchende pathologische Labor abtreten. Der
Verband überlegt, dieses Konzept erneut
einzusetzen, wenn eine Flüssigbiopsie für
die Therapieentscheidung unerlässlich ist.
„Wir sind überzeugt, dass auch in diesem Fall Patienten einen Rechtsanspruch
auf diese Untersuchung haben“, sagt Gisela
Kempny, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Pathologen. Sogenannte
integrierte Versorgungsverträge, die der
Verband mit Krankenkassen abschließen
kann, könnten eine andere Lösung sein.
Diesen Weg hat ein Zusammenschluss
von pathologischen Laboratorien bereits
beschritten. Wie das Netzwerk unlängst
verkündete, habe es einen Vertrag mit der
Barmer GEK abgeschlossen. Benötigt ein
an Lungenkrebs erkrankter Versicherter
dieser Krankenkasse eine erneute Biopsie
für eine molekulare Tumordiagnostik,
übernimmt die Versicherung die Kosten
für die Flüssigbiopsie.
Pharma
CETA: Verfassungsbeschwerde eingereicht
In vier Punkten soll das Abkommen mit Kanada gegen das Grundgesetz verstoßen
D
as CETA-Freihandelsabkommen der
EU mit Kanada landet vor dem Bundesverfassungsgericht. Die Initiatoren der
Initiative„ Nein zu CETA“ reichten ihre von
mehr über 125.000 Menschen getragene
Verfassungsbeschwerde beim höchsten
deutschen Gericht ein. Sie sprachen von
der größten Bürgerklage in der Geschichte
der Bundesrepublik.
In der unterschriftsreifen CETA-Vereinbarung sehen sie einen Wegbereiter für das
umstrittene EU-Freihandelsabkommen TTIP
mit den USA, das aber noch nicht ausverhandelt ist. Die CETA-Vereinbarung verstößt nach
ihrer Auffassung in mehreren Punkten gegen
das Grundgesetz. So schränke sie das Recht
der Bürger ein, über ihr eigenes politisches
Schicksal zu bestimmen. Das Recht der EU
und ihrer Mitgliedstaaten, eigenständig
Gesetze und andere Regeln zu verabschieden,
werde geschwächt. Das in Europa geltende
Vorsorgeprinzip im Gesundheits-, aber auch
dem Umwelt-, Verbraucher- und Lebensmittelschutz, werde nicht ausreichend abgesichert. Schließlich kritisieren die Gegner,
dass nach dem Abschluss Vertragsteile nicht
gekündigt werden könnten.
Neben der Verfassungsbeschwerde wurde auch ein Antrag auf einstweilige Anordnung gestellt. Damit wolle man verhindern,
dass CETA bereits eintritt, bevor die einzelnen
Mitgliedsstaaten das Abkommen ratifiziert
haben. „Die vorläufige Anwendung von CETA
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Über 70 Kartons mit den Vollmachten der Bürger sind nach Karlsruhe gefahren worden.
Foto: Flickr/Mehr Demkratie/CC by sa 2.0
ist brandgefährlich, denn damit werden
Fakten geschaffen. Demokratisch nicht legitimierte Gremien und investorenfreundliche
Schiedsgerichte würden bereits anfangen
zu arbeiten, das Vorsorgeprinzip könnte
ausgehebelt werden – das alles ohne Zustimmung des Bundestages“, erklärte Roman
Huber, geschäftsführender Bundesvorstand
der Vereins Mehr Demokratie. Würde das
Verfassungsgericht dem Antrag auf Einst-
weilige Anordnung stattgeben, könnte der
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel im Rat
der EU-Handelsminister nicht zustimmen.
„Es steht außer Frage, dass CETA schädlich ist für die Demokratie und deshalb
abgelehnt werden muss. Vor dem Bundesverfassungsgericht wollen wir klären
lassen, ob das Abkommen zusätzlich noch
gegen das Grundgesetz verstößt“, ergänzte
foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. Über
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70 Kartons mit den Vollmachten der Bürger
waren sind in Erfurt in einen Lastwagen
verladen und auf den Weg nach Karlsruhe
gebracht worden.
Ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Umwelt-, Kirchen- und anderen gesellschaftlichen Gruppen hatte dazu aufgerufen, mit Großdemonstrationen in Berlin
und sechs anderen Großstädten Druck zu
machen, um CETA zu verhindern. Ziel sei
es, am 17. September mehr als 250.000
Menschen auf die Straße bringen. „Das hat
das Potenzial, ein innenpolitisches Erdbeben
zu erzeugen“, sagte Christoph Bautz von der
Aktions-Plattform Campact.
Am 19. September findet der Parteikonvent der SPD statt. Wenn der Parteikonvent am 19. September Nein sage, werde
Parteichef und CETA -Befürworter Sigmar
Gabriel als Wirtschaftsminister einige Tage
später bei den EU-Handelsministern nicht
dem Abkommen zustimmen können. Als
Zweites wolle man den Druck auf die Grünen
erhöhen. Die wolle man dazu bewegen, über
die von ihnen mitregierten Länder die CETA
-Ratifizierung im Bundesrat zu blockieren.
Der Präsident des Handelsverbandes
BGA, Anton Börner, warf den Gegnern von
CETA und TTIP „Bauernfängerei“ vor. Sie
erfänden Gefahren, um den Bürgern vor
dem Freihandel Angst zu machen.
Forschung
Kinder mit lang lebenden Eltern haben geringeres Herzinfarktrisiko
Haben die Eltern ein sehr hohes Alter erreicht, sagt man gemeinhin, dass deren Kinder auch eine hohe Lebenserwartung haben
U
m etwas über die eigenen Gene und
die Gesundheit im Alter zu erfahren,
hilft häufig schon ein Blick in die eigene
Familie. Es gibt bereits Nachweise, dass für
Menschen, deren Eltern sehr alt geworden
sind, ein geringeres Risiko verstopfter Arterien besteht. Eine neue Studie britischer
Forscher zeigt nun, dass die Lebenserwartung der eigenen Eltern sogar noch mehr
über die eigene Gesundheit verraten kann.
Haben die eigenen Eltern ein sehr
hohes Alter erreicht, kann man daraus
Rückschlüsse auf das komplette Herzkreislaufsystem ziehen. „Unseres Wissens
ist dies die erste Studie“, die eine Verbindung zwischen der Langlebigkeit der
Eltern und einem geringeren Risiko für
Herzversagen, für Vorhofflimmern ihrer
Das Altwerden kann vererbt werden.
Foto: Flickr/ Let‘s Go Swimming! by peasap CC BY 2.0
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Kinder zeigt. Aber auch ein geringeres
Risiko, eine Erkrankung der Blutgefäße
in den Armen und Beinen zu erleiden“,
schreiben die Wissenschaftler im Journal
of the American College Cardiology.
Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler 186.000 Teilnehmer aus England, Wales und Schottland. Diese waren
zwischen 55 und 73 Jahre alt und hatten
mindestens einen verstorbenen Elternteil.
Über insgesamt acht Jahre wurden die Teilnehmer begleitet. Es zeigte sich, je älter die
Eltern des Teilnehmers geworden waren,
desto länger lebten auch die Teilnehmer.
Auch unter Berücksichtigung von Alter,
Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit,
körperlicher Aktivität sowie Tabak- und
Alkoholkonsum traf dies zu.
Die Untersuchung konnte aber noch
genauere Angaben machen. Nicht nur,
dass die Erwachsenen Kinder ebenfalls
länger lebten. Sie erlitten auch deutlich
weniger Erkrankungen wie Bluthochdruck,
Anämien, einen hohen Cholesterinspiegel, Herzinfarkte, Vorhofflimmern und
Durchblutungsstörungen. „Diese Ergebnisse sind wichtig, denn sie zeigen, dass
das Lebensalter der Eltern Informationen
über die eigenen Risiken bezüglich einer
Erkrankung und dem Tod bieten“, sagt der
Co-Autor der Studie, Luke C. Pilling der
Nachrichtenagentur Reuters.
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Natürlich bedeutet das nicht, dass
Kinder, deren Eltern früh verstorben sind,
auch früh sterben werden. Aber zumindest zeigt dieser Umstand, dass sie hinsichtlich der Todesumstände ihrer Eltern
etwas über ihre eigene gesundheitliche
Verfassung lernen können. Je nachdem
könnten sie dann mit Sport, einer anderen Ernährung etc. ihre Gesundheit
noch selbst in die Hand nehmen und in
andere Bahnen lenken, so Pilling. „Wenn
Sie einen Elternteil haben, der früh gestorben ist, könnte das ein Grund sein, einen
Arzt aufzusuchen, um nach Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen zu
sehen.“
Forschung
Neue Diagnosehilfe für Mittelohrentzündungen
Mindestens einmal im Leben erkrankt man an einer Mittelohrentzündung
Das Infrarotlicht ermöglicht die Sicht hinter das Trommelfell.
E
ine Kindheit ohne Mittelohrentzündung kommt selten vor. Die wirklich
schmerzhafte Entzündung ist aber nicht
immer leicht für den behandelnden Arzt
zu diagnostizieren. Wissenschaftler am
MIT haben dafür ein neues Hilfsmittel
entwickelt. Mit der neuen Methode könnte zahlreiche Fälle, in denen unnötigerweise Antibiotika verschrieben wurde,
verhindert werden. Das wär auch ange-
sichts der zunehmenden Antibiotikaresistenz ein wichtiger Schritt.
Das neue Gerät unterscheidet sich auf
den ersten Blick nicht von herkömmlichen
Ontoskopen, mit denen Ärzte in die Ohren
schauen. Während aber die normalen Ontoskope die ein normales Licht verwenden
nicht tief ins Ohr hineinschauen können,
nutzt das neue Hilfsmittel Infrarot. „Das einzige eindeutige Anzeichen für eine Infektion
des Ohres ist die Ansammlung
von Flüssigkeit hinter dem Trommelfell“, erklärt Jessica Carr vom
MIT. Die bisherigen Ontoskope
könnten jedoch nicht tief genug
in das Ohr eindringen, um diese
Flüssigkeit zu sehen. „Oft steht
die Chance 50 zu 50, dass sich
Flüssigkeit gebildet hat.“
Der Vorteil bei dem neuen
Gerät ist, dass das Infrarotlicht das
Trommelfell quasi transparent
macht. „Die Flüssigkeit im Ohr
hingegen wird durch das Gerät
sehr dunkel.“ Zwar gebe es ein
paar Instrumente, mit denen man
ebenfalls nach einer Mittelohrentzündung suchen kann, doch
diese sind oft nur bei Fachärzten
vorhanden und für einige dieser
Foto: MIT
Geräte müsse man ein ausgebildeter Akustiker sein. „Wir haben
unser Ontoskop deshalb so entworfen, dass es einfach zu bedienen ist und
kein langes Training voraussetzt“, sagt Carr.
Nach ersten Tests an Erwachsenen stehen nun Tests an pädiatrischen Patienten
an. Die Kosten für die Geräte, die ursprünglich für militärische Zwecke entwickelt
wurden, seien bereits gefallen und eine
noch größere Produktion würde zu weiteren Kostensenkungen in der Anschaffung
führen.
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Ernährung
Pistazien wirken sich positiv auf das Herz aus
Für ein gesundes Herz kann die Ernährung eine entscheidende Rolle spielen
Eine leckere Nuss mit einer ganz besonderen Wirkung.
P
istazien enthalten eine Reihe von
Nährstoffen, welche sich nach aktuellem Forschungsstand positiv auf die Herzgesundheit auswirken können. Zu diesem
Ergebnis kam das im British Journal of Nutrition“ veröffentlichte Review „Nutrition
attributes and health effects of pistachio
nuts“ (übersetzt: „Nährwert und gesunde
Eigenschaften von Pistazien“).
In dem Review haben Forscher acht
Studien ausgewertet, die den Effekt von
Pistazien auf Herzkrankheiten untersucht
haben. Fünf dieser Studien kamen zu dem
Ergebnis, dass eine ausgewogene Ernährung,
welche Pistazien mit einschließt, zu einem
deutlich gesenkten Cholesterinspiegel führen kann. Vier Studien zeigen eine günstige
Veränderung des Blutdrucks. Dies galt auch
bei denjenigen, die das Risiko haben, an
Diabetes zu erkranken. Ein erhöhter Cholesterinspiegel sowie ein erhöhter Blutdruck
werden als Risikofaktoren für Herzerkrankung gesehen.
Für den Körper ist Cholesterin lebenswichtig und wird von ihm zum Beispiel für
den Aufbau von Zellmembranen benötigt.
Zu viel Cholesterin birgt jedoch das Risiko,
dem Körper zu schaden. Wissenschaftler
vermuten, dass ein Zusammenhang zwischen einem hohen Cholesterinspiegel
und Arteriosklerose, einer Ablagerung in
den Arterien, besteht, welche die häufigste
Ursache für einen Herzinfarkt ist.
Das Risiko, an einer Arteriosklerose zu
erkranken, wird unter anderem mit der Art
des im Körper vorkommenden Cholesterins
zusammengebracht. Experten unterscheiden zwischen High- und Low-DensityLipoprotein, HDL- und LDL-Cholesterin.
HDL-Cholesterin wandert vom Gewebe zur
Leber und kann dort abgebaut werden. LDLCholesterin hingegen wird zum Gewebe hin
transportiert und trägt dort vermutlich zu
Ablagerungen in den Arterien bei. Deswegen
wird HDL-Cholesterin häufig als „Gutes Cholesterin“ und LDL-Cholesterin als „Schlechtes
Cholesterin“ beschrieben.
Pflanzliche Lebensmittel, wie zum Beispiel Pistazien, sind frei von Cholesterin.
Zusätzlich geben verschiedene Studien Hinweise darauf, dass Pistazien dazu beitragen,
den Anteil des Gesamtcholesterins zu senken. „In Studien konnte gezeigt werden, dass
der Genuss von Nüssen mit einem besseren
Foto: Flickr/jacqueline/CC by nc 2.0
Lipidprofil, zu dem auch geringere LDL- und
Gesamt-Cholesterinspiegel zählen, einhergeht.“, sagt Ursula Hildebrandt, Ärztin am
Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule
Köln und Leiterin der Sportkardiologischen
Ambulanz Bonn. Die günstige Wirkung von
Pistazien auf das Lipidprofil ist wahrscheinlich eine Folge ihres Nährstoffgehalts. Der positive Effekt von Pistazien auf Herz-KreislaufErkrankungen kann vermutlich nicht allein
über die Reduktion von Gesamtcholesterin
und LDL-Cholesterin erklärt werden. Für die
Ursachenbestimmung ist deshalb weitere
Forschung notwendig.
Ein weiteres Gesundheitsrisiko stellt der
Bluthochdruck dar. Er wird ebenfalls unter
anderem durch ein erhöhtes Lipidprofil,
erhöhte Blutzuckerwerte und Arteriosklerose begünstigt. Eine aktuelle Studie von
Mohammadifard et al. (2015) legt nahe, dass
Pistazien dazu beitragen, den Blutdruck
zu senken. Pistazien enthalten Thiamin
(Vitamin B1), Kalium, Chrom und Kupfer.
Diese Nährstoffe unterstützen eine normale Herzfunktion und einen normalen
Blutdruck.
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Politik
Homöopathie in der Kritik
Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie will, dass Homöopathie erstattungsfähig bleibt
D
er Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) fordert, dass
homöopathische Arzneimittel auch in
Zukunft als Satzungsleistungen von der
GKV erstattet werden können. Der G-BAVorsitzende Prof. Josef Hecken hatte sich
in der FAZ dafür ausgesprochen, homöopathische Therapien künftig als freiwillige
Kassenleistungen zu verbieten, da es für
sie keine Evidenz gäbe. Auch Selbstzahlern
will der G-BA-Chef solche Behandlungen
bei schwerwiegenden Erkrankungen untersagen. „Natürlich können schwerwiegende Krankheiten wie Krebs nicht allein
durch alternative Medizin geheilt werden“,
sagt BPI-Hauptgeschäftsführer Henning
Fahrenkamp.
„Wer aber die Homöopathie als ergänzende und in der Regel nebenwirkungsarme
Behandlung verbieten will, beschneidet die
Therapievielfalt und bevormundet zahlreiche Patienten in Deutschland, die davon
profitieren können. Es gibt eine Vielzahl von
Erkrankungen, bei denen homöopathische
Arzneimittel erfolgreich einsetzbar sind.“
Studien aus der Versorgungsforschung
zeigen übereinstimmend, dass von einem
Nutzen der Homöopathie für Patienten und
Gesundheitssystem ausgegangen werden
kann. Klinische Studien belegen zudem
relevante Verbesserungen bei verschiedenen
Indikationen.
„Man sollte Homöopathie als Therapierichtung nicht abwerten“, so Fahrenkamp.
Die Homöopathie wird hinsichtlich ihrer Wirkung stets in Frage gestellt.
„Homöopathie ist kein wirkungsloser Hokuspokus, sondern eine anerkannte und
bewährte Therapieform. Wenn Behandler
und Patienten sie richtig und verantwortungsvoll einsetzen, kann sie den Therapieerfolg unterstützen. Das rechtfertigt
auch eine Erstattung als Satzungsleistung
der Kassen.“
„Es sollte den Kassen untersagt werden,
Dinge zu bezahlen, für die es keine Evidenz
gibt“, sagt Hecken. Bei schwerwiegenden
Erkrankungen wie Krebs müsse eine homöopathische Therapie auch Selbstzahlern
verboten werden können, solange die Wirksamkeit nicht mit Studien belegt worden
sei. „Da brauchen wir ganz klare Verbote“,
sagt Hecken.
Foto: Flickr/Olaf Pokorny/CC by nc nd 2.0
Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV).
Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright:
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