Darum müssen Arbeitnehmer mehr in die GKV

Kommentar
Darum müssen Arbeitnehmer mehr in die GKV einzahlen
Den Zusatzbeitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) müssen Arbeitnehmer ganz alleine
zahlen. Weil dieser immer weiter ansteigt, fordert etwa die SPD, dass sich auch die Arbeitgeber hieran
beteiligen sollen – paritätische Finanzierung nennt sich das. Sie könnte aber weder die Ausgaben in der
GKV bremsen, noch die Finanzierungslasten umverteilen, schreibt Ökonom Jochen Pimpertz in einem
Kommentar.
Seit der Einführung des Sonderbeitrags im Jahre 2005 durch die Regierung ist der Beitragssatz, den
Arbeitgeber und -nehmer in die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) einzahlen, nicht mehr gleichmäßig
aufgeteilt. Seit 2009 besteht sogar die Möglichkeit für Krankenkassen, einen weiteren Beitrag
einkommensunabhängig zu erheben.
Die Folge: Während der Arbeitgeberanteil bei 7,3 Prozent gedeckelt ist, mussten Arbeitnehmer im
vergangenen Jahr im Schnitt 8,4 Prozent zahlen. Fürsprecher einer „paritätischen Finanzierung“ sagen
daher, diese Aufteilung sei ein Verstoß gegen die Solidarität.
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Welche Leistungen würde eine solche paritätische Finanzierung also beinhalten? Dürften bei einer
Durchsetzung Ansprüche auf Parität für alle Ausgaben in der GKV erhoben werden? Das hätte dann
wohl vor allem Auswirkungen auf die Lohnentwicklung, schreibt Jochen Pimpertz, Leiter des
Kompetenzfelds Öffentliche Haushalte und soziale Sicherung beim Institut der deutschen Wirtschaft
Köln, in einem Kommentar für den Focus.
Leistungskatalog weiter einschränken
Denn: Für eine dauerhaft rentable Beschäftigung müsste ein Arbeitgeber mehr Arbeitskosten
erwirtschaften. „Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund musste der Leistungskatalog in der Vergangenheit
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wiederholt eingeschränkt werden, um den Anstieg des Beitragssatzes zu dämpfen – zum Beispiel zu
Lasten des Zahnersatzes oder der Sehhilfen“, so Pimpertz.
Pimpertz stellt alsdann die Frage, ob das Problem der GKV wirklich auf der Einnahmenseite liegt, oder
nicht viel eher auf der Ausgabenseite. Seit 1991 seien die Ausgaben je Versicherten pro Jahr stärker
gewachsen als die beitragspflichtigen Einkommen. Immerhin ermögliche es der Zusatzbeitrag einen
Wettbewerb zwischen den Kassen. Das wiederum halte die Kosten in Schach. Pimpertz: „Bei einer
vollständigen Teilung des Beitrags fällt der Anreiz für den Versicherten zum Kassenwechsel dagegen
schwächer aus als bei alleiniger Anpassung des Arbeitnehmerbeitrags.“
Deutschland wird älter und die Kosten höher
Zudem sei zu bedenken, dass Deutschland immer älter werde. Das bedeute auch, dass in Zukunft mehr
junge Versicherte für immer mehr ältere, krankheitsanfällige Menschen Beiträge zahlen müssen.
Eine Folge für die GKV wären weitere Kürzungen in den Leistungskatalogen. In einem solchen Fall
hätten junge Versicherte das Problem, privat für die entfallenen Leistungen vorsorgen zu müssen.
„Würde dagegen der Zusatzbeitrag künftig einkommensunabhängig erhoben und im Rahmen einer
obligatorischen kapitalgedeckten Säule organisiert, dann würde die Verschiebung der Lasten auf junge
Versicherte begrenzt. Zwar schränkt dieser Reformschritt den sozialen Ausgleich im Status quo ein.
Das ist aber der Preis, den insbesondere Ältere zahlen müssen, wenn die Interessen nachfolgender
Generationen im Sinne des Solidaritätsprinzips gewahrt bleiben sollen“, schreibt Pimpertz weiter.
Dieser Artikel erschien am 01.09.2016 unter folgendem Link:
http://www.pfefferminzia.de/kommentar-darum-muessen-arbeitnehmer-mehr-in-die-gkv-einzahlen-1472739261/
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