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MA-Verlag
Elektronische Zeitung Schattenblick
DIE BRILLE / REPORT
Zukunft, Literatur, Gesellschaft - der Betrieb, der Markt,
die eigenen Interessen ... (2)
Der literarische Untergrund
Tagung im Literaturforum im
Brecht­Haus in Berlin Mitte
(SB)
24.
August
2016 ­ Die
Tagung
"Richtige
Literatur im
Falschen?",
die im Literaturforum
im BrechtAnn Cotten
Haus
vom
Foto: © 2016
19. bis 21.
by Schattenblick
Mai stattfand, stand unter einer klaren
Themen- und Fragestellung.
Nicht die Literatur um ihrer selbst
willen sollte im Mittelpunkt der
sich über drei Tage ... (S. 8)
POLITIK / KOMMENTAR
Schwarze Staatspädagogik
(SB) 24. August 2016 ­ Ganz so
hintergrundslos, wie einige Oppositionspolitiker meinen, ist die
"Panikmache" der Bundesregierung nicht, wenn sie die Bevölkerung zur Einlagerung von Lebensmitteln für Katastrophensituationen und Notstandszenarios
auffordert. Die Einbeziehung der
Bundesbürger in ihre geostrategischen Ambitionen ... (S. 3)
Donnerstag, 25. August 2016
Problem Altersarmut an der Wurzel packen
Sozialverband Deutschland fordert Paradigmenwechsel
Daß die
Renten sicher seien, ist ein Treppenwitz aus der kurzen Blütezeit
des deutschen Wirtschaftswunders, der wie so viele andere
Heilsversprechen der sogenannten freien und sozialen Marktwirtschaft längst auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgt
ist. Gescheitert ist auch die Riester-Rente, und daß Altersarmut
grassiert, wird heutzutage wohl
niemand mehr bestreiten. Wie
man eine jüngere Generation, der
es schlechter als der ihrer Eltern
geht, aber zugleich auch die älteren Menschen, denen ein trostloser Lebensabend in Aussicht
steht, bei der Stange unwidersprochenen Verzichts auf ein Leben in
Würde halten kann, gehört zu den
zentralen Fragen der Sozialpolitik. Während sich jedoch an anderen Kriegsschauplätzen des Sozialkampfs mit Muslimen, Flüchtlingen, Bildungsfernen, sozial
Schwachen und anderen Zielscheiben der Bezichtigung Opfer
der Umlastung aufs Korn nehmen
lassen, ist das bei alten Menschen
nicht so einfach: Das Glaubensbekenntnis der Kriegs- und Nachkriegsgeneration, daß nur der im
Rentenalter nichts zu beißen habe, der nicht ordentlich eingezahlt
hat, ist Schall und Rauch. Das
Problem der Altersarmut steht
wie ein Elefant im Raum, den zu
(SB) 24. August 2016 ­
ignorieren es eines aufwendigen
Budenzaubers vorgeblicher Rentenreformen bedarf.
Wie der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Berlin bei der
Vorstellung seines Positionspapiers "Bekämpfung von Altersarmut" dargelegt hat, sind immer
mehr Menschen auf die Grundsicherung im Alter angewiesen,
weil ihre Rente nicht reicht. [1]
Ende 2005 erhielten demnach
343.000 Menschen Grundsicherungsleistungen, neun Jahre später waren es 512.000, derzeit sind
es bereits rund 540.000. Und nach
Einschätzung des Verbands werden von 2020 an bis zu einem
Viertel der künftigen Rentenbezieher Grundsicherung in Anspruch nehmen müssen - sofern
kein grundlegender Paradigmenwechseln in der Rentenpolitik
vorgenommen wird.
Mit einer Mixtur aus kosmetischen Korrekturen, haltlosen Versprechen und weiteren Bürden
auf den Schultern der Betroffenen
ist kein Staat zu machen oder zumindest keine Regierungspolitik,
die sich mit Blick auf die anstehenden Wahlen in diesem und
dem kommenden Jahr ihrer Sessel halbwegs sicher sein könnte.
So war in den vergangenen Wochen wieder einmal die Frage des
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Renteneintrittsalters hochgekocht
und kontrovers gewälzt worden.
Finanz-Staatssekretär Jens Spahn
(CDU) forderte eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters,
worauf es Kritik auch aus den eigenen Reihen setzte. Der stellvertretende Bundesvorsitzende des
CDU-Sozialflügels CDA, Christian Bäumler, warf Spahn "Realitätsverweigerung" angesichts eines durchschnittlichen Renteneinstiegsalters von 64 Jahren vor.
Zuvor hatte sich die Bundesbank
für eine Rente mit 69 ab dem Jahr
2060 stark gemacht. Sigmar Gabriel nannte dies eine "bekloppte
Idee", und die Bundesregierung
verteidigte ausdrücklich die Rente mit 67. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) will im
Herbst ein neues Rentenkonzept
vorlegen, da der heraufziehenden
Bundestagswahlkampf, den das
Thema Renten in erheblichem
Maße bestimmen dürfte, seinen
Schatten vorauswirft.
Hingegen will der Sozialverband
das Übel nicht ausreichender
Rentenansprüche insofern bei der
Wurzel packen, als er sie zur Erwerbsphase rückkoppelt. Altersarmut beginne nicht erst mit dem
Renteneintritt, sie nehme in jungen Jahren ihren Lauf, sagte
SoVD-Präsident Adolf Bauer.
Deshalb setze der Sozialverband
schon während der Erwerbstätigkeit an. Die Ausweitung des
Niedriglohnsektors mit Leiharbeit, befristeten Verträgen und
Minijobs trage maßgeblich zu den
geringen Rentenansprüchen bei.
[2] Um Armut im Alter vorzubeugen, müsse der Mindestlohn auf
11,60 Euro angehoben werden.
Nur so sei nach 45 Arbeitsjahren
eine angemessene Rente zumindest in Höhe der Grundsicherung
von derzeit 773 Euro monatlich
Seite 2
zu erreichen. Die im nächsten
Jahr geplante Anhebung von derzeit 8,50 auf 8,84 Euro reiche
nicht aus. Zudem empfiehlt der
Verband eine Einschränkung prekärer Beschäftigungen, um so
Beitragszahlungen zur gesetzlichen Rentenversicherung in der
Erwerbsphase auszubauen. Etwa
25 Prozent der Arbeitnehmer seien geringfügig beschäftigt, ähnlich hoch dürfte der Anteil der
von Armut betroffenen älteren
Menschen sein. Es seien nach wie
vor Frauen, die solche Beschäftigungen hätten, weil vor allem sie
sich um Kindererziehung und
pflegebedürftige Angehörige
kümmerten.
punkte angerechnet werden. Zudem müsse die viel zu niedrige
Erwerbsminderungsrente für
Menschen mit gesundheitsbedingter Berufsunfähigkeit deutlich angehoben werden, und nicht
zuletzt sollten durch Arbeit erworbene Rentenansprüche wie
auch Leistungen aus der RiesterRente nicht länger vollständig mit
der Grundsicherung verrechnet,
sondern teilweise zusätzlich ausgezahlt werden. [3]
Wie soll dieses Gesamtpaket mit
einem Volumen von mindestens
35 Milliarden Euro pro Jahr finanziert werden? Den obligatorischen Einwand, diese Wunschliste gehe auf Kosten der jüngeren
Generationen, die all die Wohltaten bezahlten müßten, bezeichnete Bauer als Angstmacherei "interessierter Kreise", namentlich
des Arbeitgeberlagers, der Versicherungswirtschaft und politische
Akteure, die mit der Rente "ihr
Süppchen kochen". Zum einen
glichen steigende Produktivität
und höhere Frauenerwerbstätigkeit die demographischen Verschiebungen aus. Zum anderen
könnten Erhöhungen des Einkommenssteuerspitzensatzes und
der Kapitalertragssteuer sowie die
Wiederbelebung der Vermögenssteuer die erforderlichen Mittel
bereitstellen.
Die Vorschläge des SoVD gehen
über bloße Kurskorrekturen weit
hinaus, beinhalten sie doch die
vollständige Abkehr von den
Rentenreformen der vergangenen
20 Jahre. Das Rentenniveau (Verhältnis von Durchschnittsrente zu
Durchschnittslohn) müsse von
derzeit 47,7 auf 50 Prozent erhöht
werden. Von Erhöhungen des
Renteneintrittsalters müsse Abstand genommen werden. Der
Nachhaltigkeitsfaktor, der den
Anstieg der Renten abbremst, solle abgeschafft werden, und zum
Ausgleich der Rentenniveauverluste aus den vergangenen Jahren
müßten die Renten mehrere Jahre
lang außerplanmäßig stärker steigen.
Um der Altersarmut zu begegnen,
schlägt der Sozialverband
Des weiteren solle der Staat für Deutschland also ein MilliardenHartz-IV-Empfänger 50 Prozent programm vor. Höhere Einkünfte
des Durchschnittsbeitrags an die der Erwerbstätigen sollen zu steiRentenkasse abführen, die Müt- genden Rentenbeiträgen führen,
terrente sei abermals um sieben die durch einen erheblich umMilliarden Euro aufzustocken, für fangreicheren Bundeszuschuß erbereits zurückliegende Zeiten der gänzt werden müssen. Die dafür
Langzeitarbeitslosigkeit und erforderlichen Steuergelder soll
Niedriglohnbeschäftigung müß- der Staat bei den Reichen eintreiten nachträglich Mindestentgelt- ben. Im Unterschied zu den Bauwww.schattenblick.de
Do, 25. August 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
stellen der zurückliegenden Rentenreformen, die die Lage der Betroffenen nur noch verschärft haben, legt der Verband ein Konzept
vor, das Hand und Fuß hat. Diese
Vorschläge seien "ein Signal an
die Bundesregierung, daß es
möglich ist, Altersarmut zu verhindern und die gesetzliche Rentenversicherung zukunftsfest zu
gestalten". Um diesen Entwurf
durchzusetzen, müßte allerdings
die unablässige Umverteilung
von unten nach oben ausnahmsweise einmal umgekehrt werden.
Oder wie es Bauer formuliert: "Es
geht um eine Frage der sozialen
Gerechtigkeit!"
Anmerkungen:
[1] http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/Sozialverband-fordertSteuergeld-zur-Sicherung-der-Rente-5046927
[2] https://www.jungewelt.de/2016/08-24/020.php
[3] http://www.mz-web.de/wirtschaft/25-prozent-betroffen-rasantezunahme-der-altersarmut-ab-2020erwartet-24634716
http://www.schattenblick.de/
infopool/politik/redakt/
szls2097.html
POLITIK / KOMMENTAR
Schwarze Staatspädagogik
(SB) 24. August 2016 ­ Ganz
so
hintergrundslos, wie einige Oppositionspolitiker meinen, ist die
"Panikmache" der Bundesregierung nicht, wenn sie die Bevölkerung zur Einlagerung von Lebensmitteln für Katastrophensituationen und Notstandszenarios
auffordert. Die Einbeziehung der
Do, 25. August 2016
Bundesbürger in ihre geostrategischen Ambitionen, die im aktuellen Weißbuch zur Sicherheitspolitik Deutschlands in hinlänglicher Deutlichkeit ausgeführt sind,
gelingt am besten, wenn der
Mensch ganz persönlich mit den
möglichen Problemen des Ernstfalls in Berührung kommt. Auch
nur mit der theoretischen Möglichkeit einer Unterbrechung der
permanenten Verfügbarkeit fast
aller Konsumgüter konfrontiert
zu sein führt automatisch zu einer
höheren Wertschätzung der
Rundumversorgung mit allen essentiellen Lebensmitteln.
Die Angreifbarkeit der zivilen Infrastruktur bekannt zu machen ist
nicht nur für den Ausnahmezustand von Belang, sondern stärkt
die mehrheitliche Zustimmung zu
den herrschenden gesellschaftlichen und politische Verhältnissen.
Was der Blick in die Elends- und
Armutsregionen der Welt seit jeher für die Befriedung sozialer
Widersprüche hierzulande leistet,
wird durch die Erinnerung daran,
daß die Sicherung der Versorgung
mit Energie und Nahrungsmitteln
nicht umsonst zu haben ist, in
neue Dimensionen staatsbürgerlicher Affirmation getrieben. Dabei
geht es nicht nur, wie propagiert,
darum, durch präventive Maßnahmen quasi schicksalhaft über
das Land hereinbrechenden zivilen und militärischen Katastrophen vorzubeugen, um folgenschwere Kontrollverluste zu vermeiden. Souveränes Regierungshandeln beweist sich dem
Schmittschen Diktum gemäß darin, über den Ausnahmezustand zu
verfügen. Das betrifft weniger die
prognostische Sicherheit, mit der
sich Stör- und Schadensfälle vorhersagen lassen, als vielmehr das
Kalkül, mit dem die absehbaren
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Folgen eigener geostrategischer
Aktivitäten antizipiert und in Gebrauch genommen werden.
So ist die Unübersichtlichkeit einer angeblich "hybriden" Kriegführung, wie im aktuellen "Weißbuch zur Sicherheitspolitik und
Zukunft der Bundeswehr" [1] erklärt, kein ausschließlich passiv
erlittenes Kriterium der Bedrohung Deutschlands durch staatliche und nichtstaatliche Akteure.
Auch staatliche und privatwirtschaftliche Agenturen in der Bundesrepublik wissen "Informationsoperationen (zum Beispiel
Propaganda), wirtschaftlichen
und finanziellen Druck sowie
Versuche zur politischen Destabilisierung" einzusetzen, wie der
Konflikt um die Ukraine oder die
Inszenierung "bunter" Revolutionen in den Transformationsstaaten Osteuropas zeigt. Auch eine
Bundesregierung "verwischt die
Grenze zwischen Krieg und Frieden und kann gegen das völkerrechtliche Gewaltverbot verstoßen", wie etwa die Beteiligung
der Bundeswehr am Überfall der
NATO auf Jugoslawien belegt.
Zudem haben diverse NATOStaaten und außenpolitische Partner Deutschlands bei militärischen Interventionen und Aggressionen - exemplarisch die Eroberung des Iraks 2003 - "die Rolle
als Angreifer und Konfliktpartei
gezielt verschleiert" mit der Absicht, "die sofortige und entschlossene Reaktion des angegriffenen Staates" zu unterminieren.
Die Militarisierung des Zivil- und
Katastrophenschutzes findet denn
auch nicht erst mit dem aktuell im
Kabinett verabschiedeten Zivilschutzkonzept statt. So steht ein
weithin auslegbarer Begriff von
Seite 3
Elektronische Zeitung Schattenblick
"Katastrophe" im Mittelpunkt der
Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes 2012, den bewaffneten Einsatz der Bundeswehr im
Innern auch unterhalb des Inkrafttretens der Notstandsverfassung
als verfassungskonform zu erachten. Das Konzept der Zivil-Militärischen
Zusammenarbeit
(ZMZ), der Aufbau Regionaler
Sicherungs- und Unterstützungskräfte (RSUKr) durch Reservisten der Bundeswehr und andere
Formen des sogenannten Heimatschutzes sind ebenso integraler
Bestandteil des Aufbaus "staatlicher und gesamtgesellschaftlicher
Resilienz" [1] wie das aktuell diskutierte Zivilschutzkonzept. Resilienz wiederum hält sich nicht
mit demokratischen und emanzipatorischen Möglichkeiten auf,
der Entstehung von Konflikten
durch die Schaffung sozialer Gerechtigkeit vorzugreifen, sondern
setzt den Ausnahmezustand als
konstitutives Element der Scha-
densbegrenzung und des Krisen- Not- und Schicksalsgemeinschaft
managements voraus [2].
und eine für Vorkriegszeiten signifikante Freund-Feind-DiffeDie Aufkündigung des Rundum- renzierung sind Beispiele für
Sorglos-Paketes zivilgesellschaft- ideologische Rezepturen, die allichen Friedens durch Bedro- lemal Anlaß geben, sie als Signahungsszenarios, die den Komfort le einer Bedrohung eigener Art
umfassender Versorgung, Mobili- ernst zu nehmen.
tät und Kommunikation mit dem
Preisschild versehen, dieses Privileg nicht nur militärisch durch- Anmerkungen:
setzen, sondern auch einen individuellen Beitrag zu seiner Vertei- [1] https://www.bmvg.de/
digung leisten zu müssen, könnte resource/resource/MzEzNTM4Mm
denn auch als Lehrbeispiel für UzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM
schwarze Staatspädagogik ver- 2MzIzMDMwMzAzMDMwMzAz
standen werden. Um Widerstand MDY5NzE3MzM0Nzc2YzYyMzcy
gegen die Kontrollgewalt kapita- MDIwMjAyMDIw/Weissbuch2016_
barrierefrei.pdf
listischer Vergesellschaftung zu
unterbinden, scheint die virulente [2] Resilienz Angst vor sozialem Absturz und Chiffre sozialer Kapitulation
privatem Scheitern nicht mehr zu http://www.schattenblick.de/infogenügen. Die krisenhafte Ent- pool/sozial/report/sorb0031.html
wicklung verlangt nach stärkeren
http://www.schattenblick.de/
Mitteln der Einbindung und Ausinfopool/politik/kommen/
grenzung. Die Rückkehr zum
volk1655.html
Selbstverständnis der Nation als
BÜRGER UND GESELLSCHAFT / AMNESTY INTERNATIONAL / MELDUNG
Internationale Presseagentur Pressenza ­ Büro Berlin
Nachricht vom 23. August 2016
Keine Toleranz für Staaten, die das Waffenhandelsabkommen missachten
Medienmitteilung von Amnesty International, Sektion Schweiz
London/Bern ­ 23.08.2016. Da­
mit der Arms Trade Treaty (ATT)
umgesetzt werden kann, müssen
sich die Unterzeichnerstaaten an
ihre Versprechen halten: Eine
strikte Umsetzung des Abkom­
mens sowie Transparenz über
die Waffentransfers sind Voraus­
setzung für den Erfolg des ATT.
Seite 4
- Die Unterzeichnerstaaten des
Arms Trade Treaty (ATT) [1] sind
weiterhin für unverantwortliche
Waffentransfers verantwortlich,
die zahlreiche Leben kosten und
Menschenrechte verletzen
- Viele Unterzeichnerstaaten sind
den Verpflichtungen des Abkommens noch nicht nachgekommen;
www.schattenblick.de
einige versuchen Informationen
über ihre Waffentransfers geheim
zu halten.
- Amnesty International begleitet
die erste ATT-Konferenz in Genf
und fordert von den Unterzeichnerstaaten eine strikte Umsetzung
des Abkommens sowie Transparenz über ihre Waffentransfers.
Do, 25. August 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
Die Staaten müssen ihre Versprechen einlösen und den Arms Trade Treaty (ATT) strikt und transparent umsetzen, damit das Abkommen seine Wirkung entfalten
kann: Menschenleben schützen
sowie Kriegsverbrechen und
schwere Menschenrechtsverletzungen verhindern, indem unverantwortliche Waffentransfers verhindert werden.
sich zurzeit besonders schmerzlich: Vom Jemen über Syrien bis
zum Südsudan werden täglich
Kinder getötet und durch Bomben
verstümmelt, Zivilpersonen werden mit vorgehaltener Waffe bedroht und gefangen genommen,
bewaffnete Gruppen begehen
Verbrechen mit Waffen, die von
Staaten produziert wurden, die
den ATT respektieren müssten."
nationalen Waffenhandels eingesetzt hatten, wurde der Arms Trade Treaty (ATT) im April 2013
von der Uno-Generalversammlung verabschiedet. Das Abkommen ist im Dezember 2014 in
Kraft getreten.
Bis heute haben 130 Staaten den
ATT unterzeichnet, darunter die
USA; 85 haben ihn ratifiziert,
darunter alle EU-Staaten und die
Diese Forderung richtet Amnesty
Schweiz. Grosse WaffenexporInternational an die Delegierten Die Schweiz als Gastgeberin teure wie Russland und China
von über hundert Staaten, die an und Vorbild?
sind nicht dabei.
der ersten Konferenz der ATT-Vertragsstaaten in Genf vom 22. bis Seit 2016 sind das ATT-Sekretari- Der ATT setzt erstmals verbindlizum 26. August teilnehmen. Die at und die jährliche Konferenz der che Standards für die Kontrolle des
Unterzeichnerstaaten müssen sich Unterzeichnerstaaten in Genf be- internationalen Handels mit konauf der Konferenz gegenseitig heimatet. Die Schweiz hatte sich ventionellen Waffen und Munition.
über die Umsetzung des Abkom- auf internationaler Ebene aktiv Er verbietet Waffenlieferungen in
mens berichten und Diskussionen für Genf als Standort des Abkom- ein Land, wenn ein grosses Risiko
über dessen Stärkung führen.
mens bemüht und sich gegen die besteht, dass mit diesen Waffen
Konkurrenz durchgesetzt.
schwere Menschenrechtsverletzungen oder Kriegsverbrechen beKeine Waffen für Kriegsverbrechen Die Schweiz hatte bei der Ent- gangen werden.
wicklung des ATT eine positive
"Der ATT hat das Potential, Mil- Rolle gespielt und sich in den
lionen von Menschenleben zu schwierigen internationalen Ver- Anmerkungen:
schützen. Umso alarmierender ist handlungen für einen "möglichst
es, wenn Staaten, die das Abkom- starken und effektiven" Text ein- [1] https://www.amnesmen unterzeichnet oder sogar ra- gesetzt. Seit Unterzeichnung des ty.ch/de/themen/waffen-waffentifiziert haben, weiterhin meinen, ATT hat die Schweiz jedoch ihre handel/waffenhandelsabkomsie könnten Waffen an Armeen Rüstungsexportkontrolle bereits men-att/waffenkontrollvertragund Milizen liefern, die für die zwei Mal gelockert. Mit dieser att-in-kraft-getreten
Begehung von Kriegsverbrechen Politik torpediert die Schweiz ih- [2] https://www.amnesbekannt sind. Oder wenn Export- re Rolle als Vorbild, die sie als ty.ch/de/ueber-amnesty/veranbewilligungen erteilt werden, ob- Gastgeberin des ATT in Genf un- staltungen/aktivitaeten-zumwohl ein grosses Risiko besteht, bedingt einnehmen sollte.
arms-trade-treaty-att
dass die Waffen bei schweren
Menschenrechtsverletzungen ein- Amnesty International und weitere
gesetzt werden", erklärt Brian nationale und internationale NGOs Der Text steht unter der Lizenz
Wood, der Leiter des Bereichs begleiten die ATT-Konferenz in Creative Commons 4.0
Waffenkontrolle und Menschen- Genfmit diversen Aktivitäten [2]. http://creativecommons.org/lirechte bei Amnesty International.
censes/by/4.0/
Hintergrund
"Es darf keine Toleranz geben für
*
Staaten, die den ATT missachten Nachdem sich Organisationen Quelle:
oder zum Papiertiger verkommen wie Amnesty International über Internationale Presseagentur
lassen wollen. Die Notwendigkeit zwanzig Jahre lang für ein Ab- Pressenza - Büro Berlin
einer strikten Umsetzung zeigt kommen zur Kontrolle des inter- Internet: www.pressenza.com/de
Do, 25. August 2016
www.schattenblick.de
Seite 5
Elektronische Zeitung Schattenblick
REPRESSION / FAKTEN / INTERNATIONAL
poonal ­ Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Mexiko: Besuch des UNO-Berichterstatters zu intern Vertriebenen mehr Schutz für Binnenflüchtlinge angemahnt
(Mexiko­Stadt, 21. August 2016,
poonal) ­ Nach Angaben des
Monitoring-Zentrums zu interner
Vertreibung, das zu der NichtRegierungsorganisation Norwegischer Flüchtlingsrat gehört, hat
sich die Zahl der Vertriebenen innerhalb Mexikos in den letzten
Jahren auf fast 290.000 Personen
summiert. Regierungsangaben
nennen deutlich niedrigere Zahlen. Tatsächlich haben sich Berichte über die Vertreibung von
Bewohner*innen ganzer Ortschaften durch das organisierte
Verbrechen und vor allem durch
die Drogenkartelle, quer durch
das Land in den vergangenen
zwei bis drei Jahren gehäuft.
die Menschenrechte Intern Vertriebener in Mexiko auf und bot
die Hilfe der UNO an. Im Gespräch mit mexikanischen Senator*innen gaben letztere zu, dass
es sich bei den Binnenflüchtlingen um eine wachsende Zahl von
Bürger*innen handelt, die "unsichtbar gelassen werden" und
die das mexikanische Recht hilflos lässt.
Beyani betonte die Verantwortung des Staates dabei, für den
Schutz dieser Menschen zu sorgen. Nach der offiziellen Definition handelt es sich bei ihnen um
Personen, die gewaltsam aus ihrer angestammten und rechtmäßigen Heimat vertrieben wurden
Mitte August hielt sich Chaloka und bei ihrer Flucht keine StaatsBeyani, UNO-Berichterstatter für grenze überschritten haben.
URL des Artikels:
https://www.npla.de/poonal/besuchdes-uno-berichterstatters-zu-internvertriebenen-mehr-schutz-fuer-binnenfluechtlinge-angemahnt/
Der Text ist lizenziert unter Creative
Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
international.
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/
Quelle:
*
poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Herausgeber: Nachrichtenpool
Lateinamerika e.V.
Köpenicker Straße 187/188,
10997 Berlin
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.npla.de
poonal ­ Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Mexiko: Geheime Gräber in Veracruz und kein Ende
(Mexiko­Stadt­Berlin, 22. August
2016, npl) ­ Im Zusammenhang
mit der Suche nach den 43 gewaltsam entführten Lehramtsstudenten von Ayotzinapa vor knapp
zwei Jahren wurde im Bundesstaat Guerrero von Bürgerinitiativen ein geheimes Grab nach dem
anderen offen gelegt. Eine ähnliche Situation bietet sich in den
vergangenen Monaten im BunSeite 6
desstaat Veracruz. Im April und
Juli hatte die Nationale Suchbrigade Verschwundener Personen
bereits mehr als 15 geheime Gräber mutmaßlicher Opfer des organisierten Verbrechens in zwei verschiedenen Regionen von Veracruz entdeckt. Nicht einmal einen
Monat später hat eine ähnliche Initiative - das Kollektiv Kleine Veracruzanische Sonne - innerhalb
www.schattenblick.de
von 14 Tagen bereits 52 solcher
Gräber auf einem Areal gefunden,
das sich im nördlichen Teil der
Hafenstadt Veracruz befindet.
Überforderte Behörden und mangelnde Sicherheit für die Suchenden
Erste Schätzungen gehen davon
aus, dass die Gruben die ÜberreDo, 25. August 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
ste von mehr als 50 Personen enthalten. Die Initiative äußerte sich
überzeugt, auf weitere Körper zu
stoßen. Die jüngst gefundenen 14
geheimen Gräber wurden am
Samstag aufgedeckt.
Das Kollektiv hat nach jedem
Fund die Staatsanwaltschaft informiert und bemüht sich, weder
Indizien noch die Körper zu bewegen oder zu berühren. Aufgrund des Umfangs der Funde
sind die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen der bundesstaatsanwaltschaftlichen Polizeibehörde jedoch überfordert und kommen mit der genauen Registrierung der menschlichen Überreste
nicht nach. Nun soll das mexikanische Innenministerium mehr
Personal schicken. Ein weiteres
Problem sind die Sicherheitsbedingungen für die Suchbrigade.
Während ihrer Suche machten die
Mitglieder die Präsenz von sogenannten "Halcones" (Falken) aus.
Diese Personen sind oft motorisiert unterwegs und dienen dem
organisierten Verbrechen als Informant*innen. Das Kollektiv, in
deren Familien es vielfach Verschwundene gibt, betont wie ähnliche Initiativen, dass ihr Ziel nicht
im Auffinden der Schuldigen der
Verbrechen besteht, sondern in der
Wahrheitssuche für die Familienangehörigen. "Diese sollen wissen, wo sie um ihre Toten weinen
und für sie beten können, einen
Zyklus schließen", drückte es eine
Mutter des Kollektivs gegenüber
der Zeitung La Jornada aus.
Neue Funde im Bundesstaat mittlungsbehörden verschwiegen.
Mexiko - Guerrero und Vera- Drei Stunden bevor Nicht-Regiecruz sind überall
rungsorganisationen mit den ihnen zugegangenen Informationen
Eine Konstante in Veracruz bleibt an die Öffentlichkeit gehen wolldie Passivität der örtlichen Behör- ten, gab die Staatsanwaltschaft
den. Sie wollen von Verbrechen des Bundesstaates eine Mitteilung
in der Umgebung der jeweiligen zu dem Fall heraus. Unterdessen
Fundorte meistens nichts gewusst wurde bekannt, dass die Bundeshaben. Für Empörung sorgte die generalstaatsanwaltschaft nach
Staatsanwaltschaft von Veracruz einem anonymen Hinweis Persovor Monaten, als sie ohne Anhö- nal ins Tal von Juárez im Bundesrung der Expert*innen vor Ort, staat Chihuahua schickte. Sie solKnochenüberreste in einer Pres- len nach verschwundenen Frauen
semitteilung zu "Holzstücken" er- suchen, die dort möglicherweise
klärte. Unter diesen Umständen geheim verscharrt wurden. Guerist es nicht verwunderlich, dass rero und Veracruz sind überall in
Hinweise aus der Bevölkerung Mexiko.
auf die geheimen Gräber in der
Regel an Bürgerinitiativen und
begrenzt auch an die Bundes- URL des Artikels:
staatsanwaltschaft, aber nicht an https://www.npla.de/poonal/gedie offiziellen lokalen Stellen ge- heime-graeber-in-veracruz-undhen. Vielfach wird davon ausge- kein-ende/
gangen, dass diese zumindest teilweise mit dem organisierten Verbrechen kooperieren.
Der Text ist lizenziert unter Creative Commons NamensnennungEs ist gut möglich, dass nach Weitergabe unter gleichen BedinGuerrero und Veracruz beim The- gungen 4.0 international.
ma geheime Gräber bald ein an- https://creativecommons.org/liderer Bundesstaat im Vorder- censes/by-sa/4.0/
grund steht. Erst am vergangenen
Mittwoch (17. August) wurde in
*
der Ortschaft Huehuetoca im Quelle:
Bundesstaat Mexiko der Fund poonal - Pressedienst lateinamevon zwölf unter Müll verschütte- rikanischer Nachrichtenagenturen
ten Plastiksäcken mit Knochen- Herausgeber: Nachrichtenpool
überresten bekannt. Das entspre- Lateinamerika e.V.
chende Grundstück befindet sich Köpenicker Straße 187/188,
300 Meter vom Bürgermeisteramt 10997 Berlin
entfernt. Die Säcke wurden offen- Telefon: 030/789 913 61
bar bereits Mitte Juli entdeckt, der E-Mail: [email protected]
Vorfall aber von den lokalen Er- Internet: http://www.npla.de
Vorschau auf ausgewählte Profikämpfe der kommenden Wochen
10. September: Gennadi Golowkin gegen Kell Brook bis
19. November: Sergej Kowaljow gegen Andre Ward
http://www.schattenblick.de/infopool/sport/boxen/sbxm2017.html
Do, 25. August 2016
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Seite 7
Elektronische Zeitung Schattenblick
DIE BRILLE / REPORT / BERICHT
Zukunft, Literatur, Gesellschaft der Betrieb, der Markt, die eigenen Interessen ... (2)
Der literarische Untergrund
Tagung im Literaturforum im Brecht­Haus in Berlin Mitte
was den Abbau von Demokratie
und Freiheitsrechten einschließt".
Die Tagungsfragen lauteten, ob
daraus eine Gesellschaft mit noch
spitzeren Ellenbogen und einem
zum Grundprinzip erklärten Sozialdarwinismus entstehe, ob es Alternativen zu dieser Wirtschaftsordnung gäbe und welche Rolle
Literatur in diesem Zusammenhang einnehmen könne. [1]
Ann Cotten
Foto: © 2016 by Schattenblick
Die Tagung "Richtige Literatur im
Falschen?", die im Literaturforum
im Brecht-Haus vom 19. bis 21.
Mai stattfand, stand unter einer
klaren Themen- und Fragestellung. Nicht die Literatur um ihrer
selbst willen sollte im Mittelpunkt der sich über drei Tage erstreckenden Diskussionsveranstaltungen stehen. Das Organisationsteam, bestehend aus Enno
Stahl und Ingar Solty, hatte zum
inhaltlichen Einstieg hervorgehoben, daß "die Wirtschaftsordnung
des globalen Kapitalismus nur einer sehr kleinen Gruppe von
Menschen auf diesem Planeten
nützt, während sie die Chancen
und Perspektiven der überwiegenden Mehrzahl einschränkt,
(SB) 24. August 2016 ­
Seite 8
In der ersten Sektion ging es unter dem Titel "Die Zukunft des
Betriebs versus die Zukunft des
Untergrunds" um den seit geraumer Zeit in die Kritik geratenen
Literaturbetrieb. Zunächst hatte
der Lektor und Literaturkritiker
Florian Kessler seinen Standpunkt zu dem seiner Auffassung
nach vollkommen den Gesetzen
kapitalistischer Vermarktung unterworfenen Betrieb verdeutlicht.
Dieser bringe immer langweiligere Produkte hervor, weil die soziale Herkunft und keineswegs
die literarischen Qualitäten über
die Karrieren der Angehörigen
der schreibenden Zunft entschieden. [2] Ihm wurde die in Wien
und Berlin lebende US-Amerikanerin Ann Cotten gegenübergestellt, der in der als Disput geplanten Diskussion die Darstellung
des literarischen Untergrunds oblag. Die heute 34jährige Lyrikerin, Schriftstellerin, Übersetzerin,
Literaturkritikerin und -theoretikerin, geboren in Iowa, war als
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Fünfjährige mit ihrer Familie
nach Wien gekommen. 2006 hatte sie ihr Germanistik-Studium
mit einer Arbeit zur Konkreten
Poesie abgeschlossen. Auf Poetry-Slams trat sie als Dichterin in
Erscheinung, 2007 erschien ihr
erster Gedichtband (Fremdwörterbuchsonette). In diesem Jahr
wurde ihr Versepos "Verbannt!"
veröffentlicht. [3]
Der (literarische) Untergrund
lebt
Mit Bezug auf die von Florian
Kessler vorgetragene Kritik am
Literaturbetrieb erklärte Ann Cotten, daß Macht nicht immer
gleich Macht sei. Es gäbe auch
ohne die Pathologie des autoritären Charakters einfach den Ehrgeiz, gute Literatur zu schreiben.
Da seien andere und griffigere
Narrationen denkbar als die, daß
im Literaturbetrieb alles vom
Markt durchdrungen sei. Der Boden, auf dem Literatur entstünde,
würde auch bei noch so viel
Markt nicht verschwinden. Eine
solche Standfläche ermögliche
erst die Selbstkritik, von der Kessler gesprochen habe. Aus der
Dysfunktionalität des Marktes
würden geschickte Leute mit ausgefeilten Techniken ihren Profit
ziehen. Mit Häppchen- und Weißweinempfängen wüßten Arztsöhne gut umzugehen, während anDo, 25. August 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
dere, die dies nicht könnten, da- setzten, was ihrer Meinung nach
bei schlecht aussähen.
der Kern des Problems sei. Es gäbe einfach viel zu viele Leute, die
Die Frage sei doch, so wandte scharf seien auf diesen ganzen
sich Ann Cotten an die Runde, Quatsch und die Möglichkeiten,
was wir, die wir schreibend tätig die sie in diesem Markt vermutesind, da ausrichten könnten. Auch ten, so Cotten. Demgegenüber
in einer Subkultur gehe es um At- seien die Alternativen wohl noch
traktivität des Schreibens, da trä- viel zu unattraktiv bzw. der
ten junge Leute gegen alte Män- Druck, erfolgreich sein zu müsner mit viel Geld an. Schon auf sen, viel zu hoch. Für sie sei es
dieser Ebene sei es möglich, das selbstverständlich, daß es eine
Ringen um einen anderen Betrieb Realität jenseits des Literaturauszutragen, ohne die Frage be- marktes gäbe; denn wäre dem
antworten zu müssen, ob das ein nicht so, könnte man gar nicht
komplett anderer Betrieb werden darüber sprechen.
würde, sozusagen ein betriebsloser Betrieb. Sehr verführerisch sei
für sie die Idee, daß der Kampf
gegen rechts im Grunde ein
Kampf gegen Quatsch sei.
Es sei schon wichtig, die Vernunft
anschaulich und attraktiv rüberzubringen und den Egoismus in
seiner ganzen Blödheit bloßzustellen. Wenn sie versuche, links
zu sein, was für sie eine offene
Frage sei - wie geht das und was
genau bedeutet links? -, stehe sie
immer wieder vor dem Problem,
wie sie für Leute schreiben könne, die ihr nicht sympathisch seien und die sie überhaupt nicht
verstehen könne. Oder, grundsätzlicher gefragt: Inwieweit kann Projektleitung und Moderation ­
Literatur überhaupt als Verständi- Enno Stahl (l.) und Ingar Solty (r.)
gungsmittel dienen über die eige- Foto: © 2016 by Schattenblick
nen Werte hinaus, was dann schon
ins Trickige gehe, in die Bereiche Der literarische Untergrund
von Psychologie und Soziologie? damals und heute
Bezugnehmend auf Florian Kessler und seine Kritik an Literaturbetrieb, also am weitverbreiteten
Chef-sein-Wollen und der sozialen Undurchlässigkeit der
Schreibschulen, fügte sie hinzu,
daß die in dem Betrieb marginalisierten Akteure immer noch Hoffnungen auf die Aufstiegsleiter
Do, 25. August 2016
Das von Ann Cotten angesprochene Verständnis von Kunst respektive Literatur im Untergrund
könnte als typisch für Post-68Generationen aufgefaßt werden.
Den schreibenden Menschen in
einem Untergrund zu verorten,
dessen schriftstellerische Produkte später vom Literaturmarkt einwww.schattenblick.de
gekauft und vereinnahmt werden,
zeugt von einer allgemeinen
Sprach- und Diskussionsentwicklung, die - zumindest im Verständnis der damaligen Studentenbewegung - häufig mit einer
gewissen Entpolitisierung einherging, was sich nicht selten auch
daran ablesen ließ, daß bestimmte Begriffe in verschiedenen historischen Zusammenhängen
ganz unterschiedlich aufgefaßt
wurden.
Ein anschauliches Beispiel für
einen solchen Bedeutungswandel
wäre mit Blick auf die auf der Tagung thematisierte Frage nach der
Zukunft des literarischen Untergrunds das 1985 erschienene
Buch des englischen Historikers
Robert Darnton "Lesen, Schreiben
und Publizieren im vorrevolutionären Frankreich". Dem nachfolgenden Zitat des Herausgeberverlags ist das vor 30 Jahren noch allgemein vorherrschende Begriffsverständnis eines literarischen
Untergrunds zu entnehmen: [4]
Robert Darnton führt den Leser
in die dunkle, auch von der Wis­
Seite 9
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senschaft bislang nicht ausge­
leuchtete Welt der Raubdrucker,
Hinterstubenverleger, Schmugg­
ler und Polizeispitzel, die sich als
literarischer Untergrund hinter
der Fassade der Aufklärung ge­
bildet hatte. So machen wir Be­
kanntschaft mit abenteuerlichen
Autoren, die in Paris rechtswidri­
ge Literatur produzierten, und mit
den Druckern und Buchhändlern,
die diese Literatur heimlich her­
stellten und vertrieben. Diese Li­
teratur versorgte die Leser über­
all in Frankreich mit aufrühreri­
schen Ideen und Ideologien.
Die Verhältnisse in Frankreich
vor der Revolution von 1789 liegen so weit zurück, daß die Bezugnahme auf die damaligen
"aufrührerischen Ideen und Ideologien" die jüngere Geschichte
und Gegenwart indirekt bestätigen, zumal das Leitmotiv der
französischen Revolution (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit)
bis heute als identitätsstiftend für
das westliche Modell von Demokratie und Sozialstaat gilt. Eine
angeblich im Untergrund agierende Literatur wird im gesellschaftlich dominierenden Kultur- und
Medienbetrieb offenbar immer
dann akzeptiert, wenn sie dem
staatstragenden Legitimitätskonzept förderlich ist, was, historisch
gesehen, auf den Übergang von
absolutistischen Herrschaftsformen zur bürgerlichen Demokratie
ebenso zutrifft wie auf den sogenannten Kalten Krieg. Dazu hieß
es im Spiegel vom 7. Juli 1980:
[5]
Literatur im Untergrund gehört
seit Jahren zum Alltag aller sozia­
listischen Staaten; ob in der So­
wjet­Union oder China, in Polen
oder Rumänien ­ überall kursie­
ren inzwischen Tausende von pri­
Seite 10
mitiv hergestellten Schriften au­ mit den vorherrschenden gesellßerhalb des vom Staat monopoli­ schaftlichen Bedingungen nicht
sierten Literaturbetriebes illegal einverstanden sind, eine Protestunter der Bevölkerung. In der perspektive bzw. politisch-widerMehrzahl sind es politische Ma­ ständige Zugehörigkeit bieten
nuskripte, die von der Staats­ und sollte. Untergrund bzw. UnderParteilinie abweichende Meinun­ ground wird im Kulturbereich
gen und Ideen der Dissidenten heute folgendermaßen definiert:
und Oppositionellen unters Volk [6]
bringen sollen ­ Herstellung, Ver­
trieb, sogar das Lesen solcher Der Underground (englisch,
"Samisdat"­Schriften wird mit ho­ wörtlich Untergrund) ist ein Be­
hen Gefängnisstrafen bedroht.
griff, der in vielen Sparten der
Kunst den Teil einer Szene be­
zeichnet, der nicht auf die Masse
ausgerichtet ist, unabhängig pro­
duziert und oft auch eine Gegen­
kultur darstellt. Der Underground
ist nicht von vornherein an einen
besonderen Stil gebunden, aber er
stellt in der Regel eine Minder­
heiten­Kultur in der Gesellschaft
dar. Gegenpol ist der sogenannte
Mainstream, mit dem die allge­
mein etablierte oder auch für die
"Masse" produzierte Kunst be­
zeichnet wird. Der Underground
Jenseitsdenken heute ­ eine Rea­ spielt häufig die Rolle einer
Avantgarde, seine Formen wer­
lität neben dem Literaturmarkt?
den später im Mainstream aufge­
Foto: © 2016 by Schattenblick
griffen, dabei aber auch ihres
Der inzwischen vollzogene Be- subversiven Gehalts beraubt und
deutungswandel zu einem litera- auf rein formal­ästhetische Ele­
rischen Untergrund, wie ihn Ann mente reduziert.
Cotten und viele andere heute
verwenden, könnte kaum fundamentaler sein. In der zweiten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts
konnte unter starkem Einfluß eines spätestens mit dem KPD-Verbot fest in der bundesrepublikanischen Gesellschaft verankerten
Antikommunismus auch im Kulturbereich ein Begriffsverständnis
durchgesetzt werden, das die
Möglichkeit
fundamentaler
Kämpfe zwischen Staat bzw. Kapital und ihnen unversöhnlich gegenüberstehenden Bevölkerungsteilen vergessen machen und zugleich kritischen Menschen, die
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Literatur subversiv?
Der Erörterung der Frage, wie es
bei dem - von Ann Cotten auf der
Veranstaltung postulierten - literarischen Untergrund um dessen
subversiven Charakter bestellt
sein mag, wäre die Klärung des
Begriffs Subversion voranzustellen, da er in vielfältiger und zum
Teil auch gegenläufiger Weise
verwendet wird. Der Literaturwissenschaftler und Autor Thomas Ernst, der seine Dissertation
zum Thema "Pop, Minoritäten,
Do, 25. August 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
Untergrund - Subversive Konzepte in der deutschsprachigen Gegenwartsprosa" schrieb, geht bei
der "höchst umstrittenen Frage,
ob und wie literarische Texte als
eine Form politischen Schreibens
betrachtet werden können", von
einem "differenzierten Begriff der
Subversion" aus. [7]
übersichtlichkeit und Uneinheitlichkeit, die bei Begriffen wie
"Untergrund" und "Subversion"
heute anzutreffen sind, kann eigentlich auch über die "Zukunft
des Untergrunds" kaum eine Aussage getroffen oder eine kontroverse Debatte geführt werden, solange nicht klargestellt wird, von
welchem Begriffsverständnis die
In seinem Text "Subversion - ei- beteiligten Akteure überhaupt
ne kleine Diskursanalyse eines ausgehen.
vielfältigen Begriffs" spricht
Ernst von vier Diskursen. In einem politisch-institutionellen Der große Disput ist ausgeblieben
Diskurs werde Subversion als revolutionärer Staatsumsturz ver- Die Diskussion auf der Berliner
standen, was im 18. und 19. Jahr- Literaturtagung zum Thema
hundert vorherrschend gewesen, "Die Zukunft des Betriebs verim 20. Jahrhundert jedoch durch sus die Zukunft des Unterandere Diskurse relativiert und grunds" war als kontroverses
zurückgedrängt worden sei. Da- Streitgespräch zwischen Florian
daismus, Surrealismus und Futu- Kessler und Ann Cotten konzirismus hätten früh einen künstle- piert. Daß die beiden Referenten
risch-avantgardistischen Diskurs in diesem Punkt den Vorstellunder Subversion geformt. In einem gen der Moderatoren und Orgasubkulturellen Diskurs gehe es nisatoren Ingar Solty und Enno
um den institutionellen Kampf Stahl nicht ganz entsprochen hadiskriminierter oder minoritärer ben, da in der anschließenden
Subkulturen innerhalb staatlicher Debatte eher der zwischen ihnen
Strukturen, während Subversion bestehende Konsens deutlich
in einem poststrukturalistischen wurde, könnte seine Gründe
Diskurs als Dekonstruktion verstanden werde.
auch in dem Bedeutungswandel
der hier maßgeblichen Begriffe
gehabt haben.
Die der Tagung vorangestellte
Feststellung, daß die Wirtschaftsordnung eines globalen Kapitalismus nur sehr wenigen Menschen
nütze, für die überwiegende
Mehrheit jedoch Chancen und demokratische Freiheiten einschränke, berührt zentrale Problemstellungen, auf die die linke
bzw. kommunistische Bewegung
einst konkrete und zukunftsweisende Antworten geben wollte.
Diese mögen aus heutiger Sicht
kritisch hinterfragt und als unzureichend bewertet werden, ohne
daß dies den ursprünglichen und
ungebrochen aktuellen Fragestellungen den geringsten Abbruch
täte. Insofern ist die von Ann Cotten aufgeworfene Frage "Was
heißt eigentlich links, wie funkAuf zu neuen Ufern ­
wie funktioniert links?
Ann Cotten mit dem
Kultursoziologen
Thomas Wagner
Foto: © 2016 by Schattenblick
Dabei geht es um eine Methode
der Zersetzung, die vor nichts halt
mache, auch nicht vor dem Mythos der jeweiligen Identität revolutionärer Individuen oder Gruppen. Repräsentanten dieses Diskurses würden sich Ernst zufolge
gegen die marxistische Geschichtsmetaphysik, die als theoretischer Hintergrund der Studentenbewegung eine totalitäre Form
der Revolution anvisiere, wie
auch gegen die Kollektividentitäten emanzipatorischer Gegenkulturen positionieren. [8] Angesichts der Uneindeutigkeit, UnDo, 25. August 2016
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Seite 11
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tioniert das?" nur zu begrüßen.
Und im übrigen ließe sich ein solcher Prozeß inhaltlicher Klärungen und politischer Positionierung mit der Selbstkritik, von der
Florian Kessler mit Blick auf die
im Literaturmarkt tätigen und
aufgrund ihrer eigenen Beteiligung tief in ihn verstrickten Akteure gesprochen hat, sicherlich
aufs Konstruktivste verbinden.
(Fortsetzung folgt)
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Underground_(Kultur)
[7] http://www.thomasernst.net/literatur-und-subversion
[8] Ernst, Thomas: Subversion - eine kleine Diskursanalyse eines vielfältigen Begriffs. In: Psychologie
und Gesellschaftskritik 32 (2008), 4,
pp. 9-34.
URN: http://nbn-resolvingde/urn:nbn.de:0168-ssoar-325773
Berichte und Interviews zur Tagung "Richtige Literatur im
Falschen?" im Schattenblick un[1] Flyer zur Tagung "Richtige Lite- ter www.schattenblick.de →
ratur im Falschen? Zukunft - Litera- INFOPOOL → DIE BRILLE →
tur - Gesellschaft", herausgegeben REPORT:
vom Literaturforum im Brecht-Haus,
Anmerkungen:
2016
[2] Siehe den 1. Teil des Berichts im
Schattenblick unter www.schattenblick.de → INFOPOOL →
DIE BRILLE → REPORT:
BERICHT/056: Zukunft, Literatur,
Gesellschaft - der Betrieb, der Markt,
die eigenen Interessen ... (1) (SB)
[3] Ann Cottens Versepos "Verbannt!" wurde in 399 Spenser-Strophen, einem in der deutschen Lyrik
weitgehend ungebräuchlichen Versmaß, verfaßt. Die Spenser-Strophe
geht auf den englischen Dichter Edmund Spenser (um 1552 bis 1599)
zurück und wurde von John Keats
(1795-1821), Lord George Gordon
Byron (1788-1824) und Percy Bysshe Shelley (1792-1822), die als bedeutende Dichter der englischen Romantik gelten, später wieder aufgegriffen.
https://www.perlentaucher.de/buch/ann-cotten/verbannt.html
[4] https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/literaten-im-untergrund/978-3-446-13828-5/
[5] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14330370.html
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BERICHT/044: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Lesen, schreiben, stören ... (SB)
BERICHT/045: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - vom Mut nicht
nur zu träumen ... (SB)
BERICHT/047: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Fortschritt
schalten, mitgestalten ... (SB)
BERICHT/049: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Diskurs der
Selbstverständlichkeiten ... (SB)
BERICHT/051: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Kunst befreit
die Wirklichkeit ... (1) (SB)
BERICHT/051: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Kunst befreit
die Wirklichkeit ... (2) (SB)
BERICHT/052: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Alter Feind in
neuem Gewand ... (1) (SB)
BERICHT/053: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Alter Feind in
neuem Gewand ... (2) (SB)
BERICHT/054: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - verlorener Anschluß ... (SB)
BERICHT/055: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Alter Feind in
neuem Gewand ... (3) (SB)
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BERICHT/056: Zukunft, Literatur,
Gesellschaft - der Betrieb, der Markt,
die eigenen Interessen ... (1) (SB)
INTERVIEW/063: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Mangel an
Sozialkritik ... Enno Stahl im Gespräch (SB)
INTERVIEW/064: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Die Krise als
Chance ... Erasmus Schöfer im
Gespräch (SB)
INTERVIEW/065: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Rückbesinnung nach vorn ... Ingar Solty im
Gespräch (1) (SB)
INTERVIEW/066: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Rückbesinnung nach vorn ... Ingar Solty im
Gespräch (2) (SB)
INTERVIEW/068: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - gedruckte
und gelebte Utopie ... Raul Zelik
im Gespräch (SB)
INTERVIEW/069: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - neue Elite,
Sachverstand ... Jörg Sundermeier im Gespräch (SB)
INTERVIEW/070: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Brüche in
Kritik und Fortschritt ... Bernd
Stegemann im Gespräch (SB)
INTERVIEW/071: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - im Spiegel
ihrer Folgen ... Michael Wildenhain im Gespräch (SB)
INTERVIEW/072: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - falsch und
richtig abgehängt ... David Salomon im Gespräch (SB)
INTERVIEW/073: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - nicht nur läßliche Details ... Rainer Rilling im
Gespräch (SB)
INTERVIEW/074: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Kraft der Straße am Reformismus erstickt ...
Christina Kaindl im Gespräch (SB)
INTERVIEW/075: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Dienste, Netze, Algorithmen ... Timo Daum
im Gespräch (SB)
Do, 25. August 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
SPORT / BRENNPUNKT / SPIELE
Internationale Presseagentur Pressenza ­ Büro Berlin
Olympia zum Letzten: Das Licht ist aus, wir gehen nach Haus'
von Andreas Nöthen ­ Rio de Janeiro, Brasilien ­ 24. August 2016
Eröffnungszeremonie Rio 2016
Foto: Fernando Frazão/Agência
Brasil (CC BY 3.0 BR)
[https://creativecommons.org/
licenses/by/3.0/br/deed.de]
Jetzt sind sie rum. Das war's.
Ende. Aus. Applaus? Auf jeden
Fall. Die Olympischen Spiele
2016 in Rio de Janeiro sind
nicht zu jener Katastrophe ausgeartet, die viele vom Vorfeld
prophezeit hatten. Kein Terroranschlag, kein Totalzusammenbruch. Nix.
Parabéns, Rio! Du hast es mal
wieder geschafft, Deine Kritiker
Lügen zu strafen. Brasilianer sind
keine Weltmeister im Organisieren, dafür aber im Improvisieren.
Und im Feiern. Großveranstaltungen kann man am Zuckerhut, auch
unter schwierigen Bedingungen.
Do, 25. August 2016
Wir blicken mal zurück. Vor sieben Jahren. Brasilien auf dem
Weg in die Weltspitze. Die Wirtschaft brummt, große Bevölkerungsteile schafften den Sprung
aus der Armut in die Mittelschicht. Und das beste: Es gab
keine Anzeichen darauf, dass dieser Zustand so schnell nachlassen
könnte. Brasilien war selbstbewusst, stark und erfolgreich. Es
war also eine folgerichtige Entscheidung, dem Land und seiner
Perle, Rio de Janeiro, die Ausrichtung des größten Events der Erde
zuzutrauen. Die Spiele verhießen
die Eintrittskarte in den Club der
Großen der Welt, in eine goldene
Zukunft.
Vor drei Wochen. Die dickste
Wirtschaftskrise aller Zeiten, eine gewaltige politische Krise.
Brasilien, wirtschaftlich im freiwww.schattenblick.de
en Fall, politisch im Schwebezustand. Hinzu kommt ein milliardenschwerer Korruptionsskandal. Rio eine bankrotte Stadt,
schleppt sich, teilweise ohne
Benzin für Polizeiautos und ohne Klopapier, ohne gezahlte
Löhne im öffentlichen Dienst,
ohne flächendeckendes funktionierendes Gesundheits- und Bildungswesen und mit Unterstützung von 85.000 Soldaten und
Polizisten über die Zielgerade.
Dazu wird es von allen Seiten
abgewatscht, von der Weltöffentlichkeit, von australischen
Sportlern.
Rio konnte nur verlieren. Hat es
aber nicht.
Stattdessen war in der Stadt eine
Stimmung spürbar, wie seit Karneval nicht mehr. Ausgelassen,
heiter, fröhlich. Die Spiele begannen und die Cariocas legten den
Schalter um, ließen Sack und
Asche daheim und streiften das
knappe Sambahemdchen über.
Die Stadt lebte auf. Und das waren keinesfalls nur Touristen. Am
Olympia Boulevard am frisch
hergerichteten alten Hafen sah
man überwiegend Brasilianer. Die
Sportstätten, die Metro, die Straßenbahn - sie wurde fertig und
hey, sie funktionierten. Rio lieferte unter schlechtesten Voraussetzungen ein reibungsloses Sportfest.
Seite 13
Elektronische Zeitung Schattenblick
Und was bleibt von den Spielen? Und sonst?
Die Erinnerung an teilweise halbleere Stadien und buhende Zuschauer. Warum Stadien leer blieben - ob es am anfangs komplizierten Ticketing lag, an allzu
großzügigen Sponsorenkontingenten oder an Preisen, die für
Europäer moderat erscheinen, für
Menschen in einer Wirtschaftskrise aber immer noch viel zu hoch
sind? Wen interessiert das schon?
Oder dass sich Brasilianer einfach
nicht für jeden Sport erwärmen
können? Vielleicht blieben die
Brasilianer auch einfach nur daheim, weil sie keinen Bock hatten, von der Weltöffentlichkeit bei
möglicherweise ausbleibendem
sportlichem Erfolg einmal mehr
ausgelacht zu werden?
Einen Tag nach den Spielen. Die
dickste Wirtschaftskrise aller Zeiten, eine gewaltige politische Krise. Brasilien, wirtschaftlich im
freien Fall, politisch im Schwebezustand. Hinzu kommt ein milliardenschwerer Korruptionsskandal. Der Rahmen bleibt der selbe.
Hinter den bunten Sichtschutzwänden und außerhalb der Boulevards und Parks war ohnehin alles seinen gewohnten Gang gegangen.
Die Spiele haben Rios Probleme
nicht lösen können. In punkto
Verkehr noch am Ehesten - in anderer Hinsicht wäre das, da sollten wir ehrlich sein, auch ein wenig zu viel verlangt gewesen.
Olympia war seit jeher ein ZuDas Ausbuhen bei einigen Veran- schussgeschäft für den Gastgeber.
staltungen mag kein feiner Zug
gewesen sein und ging auch hier Das IOC hätte aber durchaus daund da zu weit. Gehört aber zu- zu beitragen können, dass die Bigleich zur Fankultur, wie übrigens lanz für Rio im allgemeinen posiin anderen südamerikanischen tiver hätte ausfallen können. Dass
Ländern auch. Neutral beobach- die Guanabarabucht nicht so sauten geht nicht. Entweder dafür ber würde, wie in der Bewerbung
oder dagegen. Aber manchmal angekündigt, stand schon vor drei
schien es so, als wollte man sich Jahren fest. Nur hat das in Laueinfach nur den Frust von der sanne keine Sau wirklich interesSeele buhen. Deswegen sind die siert. Auch nicht die Kommission,
Brasilianer noch lange nicht un- die einen Blick auf die Nachhalfair. Unfair finde ich, Rinderköp- tigkeit - fest in der olympischen
fe in ein Fußballstadion zu Charta verankert - der Spiele richschmeißen oder den gegnerischen ten soll.
Block mit Raketen zu beschießen.
Rio hat langfristig die Sache nicht
Brasilien ist keine Olympianati- wirklich ernst genommen, kurzon. Doch diesmal überraschten fristig im Rahmen seiner Mögdie Sportler, holten 7 Goldme- lichkeiten mit einem gewaltigen
daillen - in 120 Jahren Olympia- Kraftakt und auf Pump das vielgeschichte zuvor waren es nur 16 leicht Beste rausgeholt. Wie hoch
gewesen. Dazu die für Brasilianer der Preis letztlich sein wird, das
prestigereichsten im Fußball, Vol- werden die kommenden Wochen
leyball, Beachvolleyball. Für sie und Monate, ja vielleicht Jahre
ist die sportliche Bilanz mehr als zeigen. Rio, Brasilien, sind noch
lange nicht über den Berg.
okay.
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In wenigen Tagen wird der Senat
zum Showdown im Impeachmant-Prozess gegen Präsidentin
Dilma Rousseff zusammenkommen. Um das Verfahren war es ruhig geworden. Das war auch so
gewollt. Nur keine Wellen schlagen während der Spiele, nicht
noch mehr Unruhe. Die Senatsentscheidung und die Reaktionen
darauf werden wichtiger sein als
zwei Wochen Sport. Beim Sport
ging es um den Moment, bei der
Politik geht es um die Zukunft.
Cariocas, die Einwohner Rios, leben den Moment.
Über den Autor
Andreas Nöthen. Der aus Bonn
stammende Journalist lebt in
Frankfurt und zurzeit in Rio de
Janeiro. Er ist dort als freiberuflicher Journalist, Korrespondent
und Blogger tätig und schreibt
über Schwerpunktthemen wie
Nachhaltigkeit, Verbraucherschutz, Gesellschaft, Reisen, Lebensmittel, Immobilien, Architektur.
Der Text steht unter der Lizenz
Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
Quelle:
*
Internationale Presseagentur
Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail: [email protected]
Internet: www.pressenza.com/de
http://www.schattenblick.de/
infopool/sport/brenn/
spsp0028.html
Do, 25. August 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
SPORT / BOXEN / MELDUNG
Gold in London und in Rio
Claressa Shields wiederholt ihren Olympiasieg
(SB) 24. August 2016 ­ Als
das
Frauenboxen bei den Sommerspielen 2012 in London erstmals
ins olympische Programm aufgenommen wurde, gewann die erst
17jährige US-Amerikanerin
Claressa Shields aus Flint im
Bundesstaat Michigan die Goldmedaille im Mittelgewicht. Vier
Jahre später hat sie nun mit ihrem
Finalsieg in Rio de Janeiro endgültig den Beweis angetreten, daß
der damalige Erfolg keine Eintagsfliege war und sie gegenwärtig die beste Amateurboxerin der
Welt ist.
Während ihre männlichen Kollegen im Amateurbereich drei Runden zu je drei Minuten absolvieren müssen, bestreiten die Boxerinnen vier zweiminütige Durchgänge. Shields traf im Finale wie
schon bei den Weltmeisterschaften auf die Niederländerin Nouchka Fontijn. Diese ist größer als die
US-Amerikanerin, weshalb ihre
Taktik darauf abgestellt war, die
Reichweitenvorteile zu nutzen,
ständig in Bewegung zu bleiben
und aus der Distanz zu schlagen.
Shields war jedoch ständig auf
dem Vormarsch und überbrückte
geschickt den Abstand zur Gegnerin. Sie arbeitete fleißig mit dem
Jab, schlug mit der Rechten über
die Deckung Fontijns und brachte
linke Haken ins Ziel, so daß sie
die erste Runde klar für sich entscheiden konnte.
Dieses Bild setzte sich in den folgenden Durchgängen fort, in deDo, 25. August 2016
nen die Favoritin mit einer Palette von Kombinationen immer
wieder zu Kopf und Körper ihrer
Gegnerin durchkam. Gegen Ende
der vierten und letzten Runde ließ
eine wuchtig geschlagene Rechte
den Kopf der Niederländerin zurückschnellen, die ihr Ziel klar
verfehlte, erstmals seit 1928 wieder bei Olympischen Spielen eine
Goldmedaille im Boxen für ihr
Land zu erstreiten. Wie schon bei
den diesjährigen Weltmeisterschaften mußte die 28jährige mit
Silber vorliebnehmen.
wonnen und damit allen gezeigt,
daß sie nicht nur eine großartige
Boxerin sei, sondern zu den bedeutendsten Repräsentanten dieses Sports gehöre, die je gelebt
hätten.
Wenngleich man ihr die letzte
Aussage sicher nachsehen wird,
die sie im Überschwang ihrer Siegesfreude in die Mikrophone rief,
trifft doch zu, daß sie Außergewöhnliches vollbracht hat. Mit einer Bilanz von 77 Siegen bei nur
einer Niederlage hat sie seit 2012
keinen Kampf mehr verloren und
bei den beiden letzten Weltmeisterschaften das Finale gewonnen. Mit jeweils drei erfolgreichen Auftritten sicherte sie sich
2012 in London und nun in Rio de
Janeiro die Goldmedaille bei
Olympischen Spielen. Zweimal
Gold für eine US-amerikanische
Boxstaffel hatte vor ihr nur Oliver
Kirk 1904 in St. Louis gewonnen,
der dabei allerdings im Bantamund Federgewicht antrat.
Claressa Shields, die auf den Zetteln der Punktrichter alle vier
Runden für sich entschieden hatte, sank nach Verkündung des Urteils auf ein Knie, während der
Ringrichter ihren Arm zum Zeichen des Sieges emporhob. Dann
sprang sie auf und schlug ein Rad,
bevor sie sich den Fotografen
stellte. In eine US-amerikanische
Flagge gehüllt, drehte sie anschließend Runde um Runde im
Ring, um ihren Triumph ausgelassen zu feiern.
In jungen Jahren wußte Claressa
Shields noch nicht einmal, daß es
Wie die 21jährige anschließend in Frauenboxen gab, bis ihr jemand
einem ersten Interview erklärte, von Laila Ali erzählte, die zuminhabe sie die taktische Marschrou- dest in den USA vielen als beste
te umgesetzt, klug zu boxen, den Profiboxerin aller Zeiten gilt. Die
Jab zu benutzen und ihre Rechte Tochter des verstorbenen Muins Ziel zu bringen, wann immer hammad Ali beendete 2007 in 24
es möglich war. Und nicht zuletzt Kämpfen ungeschlagen ihre Karsei es ihr gelungen, sich von den riere aus familiären Gründen.
langen Armen ihrer Gegnerin Aufgrund ihrer Prominenz hinternicht treffen zu lassen. Sie habe ließ sie einen Eindruck im Profials erste US-Amerikanerin zwei lager, den seither kaum eine Boolympische Goldmedaillen ge- xerin mehr erreicht hat. Laila Ali
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Seite 15
Elektronische Zeitung Schattenblick
war insofern ein Sonderfall, als sie
vor Beginn ihrer Profikarriere im
Jahr 1999 nie geboxt hatte und geraume Zeit nur gegen schwache
Kontrahentinnen antrat, sich aber
dank ihres Namens ausgezeichnet
vermarkten konnte wie etwa beim
lukrativen Duell gegen die Tochter
Joe Fraziers im Jahr 2001. Sie
lernte jedoch im Laufe der Zeit viel
dazu und sammelte erfolgreich
Gürtel im Supermittel- und Halbschwergewicht. In boxerischer
Hinsicht waren die Französin Anne Sophie Mathis, die Norwegerin
Cecilia Braekhus und die heute bei
UFC auftretende US-Amerikanerin Holly Holm, um nur einige zu
nennen, sicher höher als Laila Ali
einzuschätzen, was deren Ruf in
der Erinnerung ihrer Landsleute
aber keinen Abbruch tut.
Ob Claressa Shields eines Tages
die Nachfolge Laila Alis antritt,
wird sich zeigen. Was sie dieser
zweifellos voraus hat, ist eine solide boxerische Ausbildung und
technische Reife. Sollte sie einem
Wechsel ins Profilager den Zuschlag geben, wird es nicht an interessierten Promotern und Sendern fehlen. Unmittelbar nach der
Wiederholung ihres Olympiasiegs
war es natürlich noch zu früh, Zukunftspläne zu schmieden. Auf
die obligatorische Frage, was sie
als nächstes machen werde, erwiderte sie, daß sie im Augenblick
keine Ahnung habe und erst einmal ausgiebig feiern wolle. [1]
Anmerkung:
[1] http://www.espn.com/olympics/summer/boxing/story/_/id/17360051/american-boxer-claressa-shields-repeatsolympic-middleweight-gold-medalist
Seite 16
SCHACH UND SPIELE / SCHACH / SCHACH-SPHINX
Gefeit gegen jedes Risiko
Krankenhaussterilität geht von
Anatoli Karpows Partien aus.
Ein Freund großen Wagemuts ist
er mit Sicherheit nicht. Eher wie
ein pflichtschuldiger Beamter
eröffnet er sein Spiel, immer linientreu, keine Schnörkel, kein
Feuer, keine Leidenschaft. Jemand hat ihn einmal mit einem
kalten Fisch verglichen. Trotzdem machte das Entnervende
seines unattraktiven Stils ihn bereits mit 23 Jahren zum Weltmeister. Ungerührt von der niederschmetternden Kritik der
Kiebitze bekennt sich Karpow
zu seinem Stil: "Ein Risikospiel
im Stil der Schachmusketiere ist
nur etwas für Leute, die den
Nervenkitzel lieben; für mich ist
das nichts." Ehe Karpow auftaut
und mit ungemein präzisem
Spiel auch noch geringste Stellungsvorteile verwertet, muß der
Zuschauer durch viele Nadelöhre und Geduldsproben gehen.
Oft steht man vor einem Rätsel
und begreift einfach nicht,
warum er diese oder jene Partie
gewinnen konnte. Seine Gegner
hatten sich kaum eine Nachlässigkeit zuschulden kommen lassen, und doch versteht es Karpow wie kein Zweiter, auch aus
den besten Zügen seiner Kontrahenten Kapital zu schlagen.
Darin ähnelt er seinem großen
Vorgänger in dieser Kunst Emanuel Lasker, der wie Karpow bescheiden in der Eröffnung spielte, vorsichtig im frühen Mittelspiel auftrat und erst ab dann lavierend-taktierend und unmerklich das Räderwerk einer Partie
zu seinen Gunsten manipulierte.
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Im heutigen Rätsel der Sphinx
zeigt Karpow einmal mehr, daß
er ein Virtuose des Mikroskopischen ist. Hättest du auf den ersten Blick auch nur geahnt,
Wanderer, daß die weiße Stellung trotz ihres Mehrbauern zum
Untergang verdammt ist?
Spassky - Karpow
Montreal 1979
Auflösung des letzten
Sphinx­Rätsels:
Najdorf hatte bei seiner hastigen
Überlegung nicht bedacht, daß er
nach 1...De5xa1 2.Te1xa1 Lf6xa1
durch 3.Sf5xg7! La1xg7 4.Ld2h6 im schönsten Mattnetz zappelt,
denn nach 4...Te8-e1+ 5.Ld3-f1
gibt es keine Rettung mehr.
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Elektronische Zeitung Schattenblick
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______I n h a l t________________________________Ausgabe 1927 / Donnerstag, den 25. August 2016____
1 POLITIK - REDAKTION: Problem Altersarmut an der Wurzel packen
3 POLITIK - KOMMENTAR: Schwarze Staatspädagogik
4 BÜRGER: Keine Toleranz für Staaten, die das Waffenhandelsabkommen missachten (Pressenza)
6 REPRESSION - FAKTEN: Mexiko - Besuch des UNO-Berichterstatters zu intern Vertriebenen (poonal)
6 REPRESSION - FAKTEN: Mexiko - Geheime Gräber in Veracruz und kein Ende (poonal)
8 DIE BRILLE - REPORT: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - der Betrieb, der Markt, die eigenen Interessen ... (2)
13 SPORT - BRENNPUNKT: Olympias gebrochene Ringe - dickes Ende einer dünnen Chance ... (Pressenza)
15 SPORT - BOXEN: Gold in London und in Rio
16 SCHACH-SPHINX: Gefeit gegen jedes Risiko
18 DIENSTE - WETTER: Und morgen, den 25. August 2016
DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN
Und morgen, den 25. August 2016
+++ Vorhersage für den 25.08.2016 bis zum 26.08.2016 +++
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IMPRESSUM
's wird sonnig und wärmer,
kaum Wind und kaum Frische
und sauerstoffärmer.
Jean liebt Teich und Fische.
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