Anseher

NDR 2 Moment mal
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Diakonin Sabine Simon aus Hamburg
Mittwoch, 17. August 2016
Es war keine einfache Schwangerschaft gewesen. Doch nun war das Kind geboren,
gesund und wach und wunderschön. Meine Freundin Sina kann sich gar nicht
sattsehen an ihrem Kind. Und Baby Dora sieht ebenso aufmerksam und vertieft
zurück in die Augen ihrer Mutter. Weißt du, sagt Sina, ohne die Augen von Dora zu
nehmen, ich glaube, ich habe noch nie einen anderen Menschen so intensiv
angesehen. Und mich hat auch noch nie jemand so angesehen. Irgendwie verändert
das das ganze Leben.
In die Augen sehen ist etwas Intimes. Und angesehen werden erst recht. Wer bin ich
in den Augen der anderen? Was passiert, wenn ich tatsächlich eine Anseherin
werde? Der erste Name, den Gott in der Bibel erhielt, war genau dieser: Anseher.
Hagar, die ägyptische Sklavin von Abraham und Sara, ist hochschwanger in die
Wüste geflüchtet, um zu sterben, nur um nicht länger als Sklavin unterdrückt zu
werden. Sie findet erst einen Brunnen und bekommt dann von Gott die Zusage,
dass ihr Kind eine andere, freiere Zukunft erwarten darf. Du bist der Gott, der mich
sieht, sagt sie.
Ansehen und gesehen werden ist ein göttliches Geschehen. Wenn wir uns das
trauen, öffnet sich eine neue Zukunft. So wie Sina das Leben im Angesicht ihrer
Tochter neu empfindet.
Evangelische Kirche im NDR – www.ndr.de/kirche