Medienmitteilung - Klimastiftung Schweiz

Medienmitteilung
Zwei Schweizer Firmen testen ihre Prototypen zur Herstellung von Pflanzenkohle
Klima-Kohle erobert Forschung und Landwirtschaft
Zürich, 19.08.2016 –Bauern sollen Pflanzenresten verkohlen und als Bodenverbesserer nutzen.
Damit wird die Fruchtbarkeit der Erde erhöht und Kohlenstoff dauerhaft im Boden eingelagert. Die
Klimastiftung Schweiz glaubt an das Potenzial der Pflanzenkohle und unterstützt drei Projekte von
kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) finanziell. Nun sind zwei Prototypen von
Verkohlungsanlagen fertig, welche die Bedürfnisse der Schweizer Landwirtschaft decken sollen.
Medienbilder: www.maxcomm-green.com
Ein Fass mit Kamin – so sieht der Prototyp aus, mit dem André Van der Veken die Schweizer Landwirtschaft
revolutionieren will. «Er ist nicht schön, aber er funktioniert», sagt der Gründer der Firma Carboforce stolz.
Das Fass ist in seinem Innenleben einiges komplexer als es aussieht. Es ist ein hoch moderner Ofen, der
gemischte Pflanzenabfälle ohne Sauerstoff verkohlt und kaum Abgase produziert. Das Verfahren nennt
sich Pyrolyse und erlebt im Bereich der Pflanzenkohle derzeit einen grossen Aufschwung. Ziel von André
Van der Veken und seiner Firma Carboforce ist die Entwicklung einer kostengünstigen Pyrolyse-Anlage
für Landwirtschaftsbetriebe. Nun gilt es, die Handhabung des Prototypen zu vereinfach und ein Gehäuse
zu entwerfen, welches das Fass als Hülle des Ofens ersetzt. Finanzielle Unterstützung erhält das KMU im
neuenburgischen Cernier von der Klimastiftung Schweiz.
Altes Wissen neu entdeckt
Pflanzenkohle ist porös wie ein Schwamm. Verbrannt wird sie nicht. Stattdessen findet sie in der
Landwirtschaft mehrfache Verwendung: Erstens mischen Bauern Pflanzenkohle dem Tierfutter bei – das
erleichtert den Tieren die Verdauung. Zweitens wird der Einstreu in den Ställen und der Gülle Kohle
zugefügt, damit weniger Ammoniak und Methangas entweicht. Drittens wird Pflanzenkohle in die Erde
gepflügt, wodurch der Boden mehr Wasser und Nährstoffe aufnehmen kann. Kohlehaltige Erde ist sehr
fruchtbar und war bereits den Ureinwohnern im Amazonasgebiet vor über 1000 Jahren bekannt. Sie
konnten dank der sogenannten «Terra Preta» ihre Erträge wesentlich steigern. In einigen afrikanischen
Ländern wird Kohle bis heute erfolgreich als Bodenverbesserer eingesetzt.
Die westliche Welt entdeckt die Kohle zusammen mit dem modernen Pyrolyse-Verfahren neu.
Universitäten auf der ganzen Welt erforschen das Thema Pflanzenkohle oder englisch «Biochar». Im
Bundesstaat Oregon in den USA startet am 22. August eine viertägige Biochar-Konferenz. Im Oktober ist
in Südkorea bereits die dritte asiatisch-pazifische Pflanzenkohle-Konferenz geplant. Auch in der Schweiz
vernetzen sich Forschung, Entwicklung und Landwirtschaft: Im November 2015 wurde am Ökozentrum in
Langenbruck das «CharNet» gegründet, ein Netzwerk von Akteuren, die im Bereich der Pflanzenkohle
tätig sind. Die Bundesämter für Landwirtschaft und Umwelt planen im September 2016 einen runden Tisch
mit Wissensträgern zum Thema.
Auskunft für Medien
Vincent Eckert, Geschäftsführer Klimastiftung Schweiz
Telefon: +41 43 285 44 80, Mobile: +41 79 572 47 16
[email protected], www.klimastiftung.ch
Bereits 2010 wurde das Biochar Science Netwok vom Delinat-Institut im Wallis und der Universität Zürich
gegründet. Weitere Hochschulen und Forschungsinstitute in Europa haben sich dem Netzwerk
angeschossen. Dieses hat sich massgeblich daran beteiligt, in Europa Richtlinien für die Qualität von
Pflanzenkohle zu etablieren. Die Sicherstellung der Qualität ist denn auch eines der Hauptthemen bei der
Diskussion um die Pflanzenkohle in der Schweiz. Ausserdem im Fokus stehen die Lancierung neuer
Forschungsprojekte und die Bewilligungspraxis für den Einsatz der Pflanzenkohle in der Landwirtschaft.
Chance für Klimaschutz und Wirtschaft
Die Klimastiftung Schweiz unterstützt KMU, die etwas für den Klimaschutz tun. Seit fünf Jahren gehören
dazu auch Projekte im Bereich der Pflanzenkohle. Im Zuger Berggebiet haben sich beispielsweise mehrere
Landwirte zusammengeschlossen, um in einer grösseren Anlage Pflanzenkohle herzustellen. Die Stiftung
beteiligte sich an den Investitionen. «Die Herstellung der Pflanzenkohle auf dem eigenen Hof ist für viele
Bauern noch zu teuer», sagt Vincent Eckert, Geschäftsführer der Stiftung. Die Nachfrage nach guten und
kostengünstigen Anlagen sei gross. Von der Klimastiftung Schweiz unterstützt werden deshalb auch
Schweizer KMU, die Pyrolyse-Anlagen entwickeln. Die Stiftung ist eine freiwillige Initiative von
renommierten Dienstleistungsunternehmen in der Schweiz und in Liechtenstein. Ihr Ziel ist, gleichzeitig
den Klimaschutz zu fördern und die einheimische Wirtschaft zu stärken.
Für die Schweizer Landwirtschaft sind kleinere Geräte gefragt als im Ausland, damit Pflanzenkohle
dezentral auf den Bauernhöfen direkt hergestellt werden kann. Neben Carboforce von André Van der
Veken unterstützt die Klimastiftung Schweiz auch die Firma Kaskad-E in Basel bei der Entwicklung eines
Prototypen für Bauernhöfe. Der Geschäftsleiter Stephan Gutzwiller verkauft bereits seit einigen Jahren
kleine Pyrolysegeräte für den Hobby-Gebrauch. Nun hat er grössere Pläne: «Meine Vision ist, dass jeder
Schweizer Bauernhof selber Pflanzenkohle herstellt», sagt er. Sein Prototyp ist mit einem Wärmetauscher
verbunden, der die Abwärme der Kohleproduktion zum Heizen nutzbar macht. Eine Erweiterung, die beim
Projekt Carboforce ebenfalls geplant ist. Stephan Gutzwiller von Kaskad-E sucht nun einen
Landwirtschaftsbetrieb, der seinen Prototypen unter realen Bedingungen testet.
Boden als Kohlenstoff-Speicher
Die Klimastiftung Schweiz sieht in der Pflanzenkohle ein grosses Potenzial für den Kampf gegen den
Klimawandel. «Der Boden ist der grösste Kohlenstoff-Speicher der Erde und damit ein sehr wichtiger
Faktor beim Klimaschutz», erklärt Vincent Eckert. Mit dem Klimawandel verändert sich aber auch der
Boden. Die Humusschicht nimmt ab, Kohlenstoff entweicht und der Boden kann weniger Wasser
speichern. Pflanzenkohle wirkt diesen Tendenzen entgegen. «Ein Teil des Kohlenstoffs, den die Pflanzen
aus der Luft gefiltert haben, bleibt gebunden und kann dauerhaft im Boden eingelagert werden», sagt
Vincent Eckert und ergänzt: «Gleichzeitig verbessert sich die Fähigkeit des Bodens, Wasser und
Nährstoffe aufzunehmen, was den Bauern einen direkten Nutzen bringt.»
Auskunft für Medien
Vincent Eckert, Geschäftsführer Klimastiftung Schweiz
Telefon: +41 43 285 44 80, Mobile: +41 79 572 47 16
[email protected], www.klimastiftung.ch
Weitere Informationen:
CharNet, Schweizer Netzwerk zur Pflanzenkohle: www.charnet.ch
Biochar-Konferenz in Oregon, USA: www.usbi2016.org
Asiatisch-pazifische Biochar-Konferenz in Südkorea: www.biochar.co.kr
Biochar Science Network: www.biochar-science.net
Klimastiftung Schweiz: www.klimastiftung.ch
Über die Klimastiftung Schweiz
Klima schützen. KMU stärken. Nach diesem Motto unterstützt die Klimastiftung Schweiz Projekte kleiner
und mittlerer Unternehmen (KMU), die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Stiftung hat seit ihrer
Gründung 2008 rund 1200 KMU in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein mit 14 Millionen Franken
unterstützt.
Die Klimastiftung Schweiz wurde als gemeinnützige, unabhängige Stiftung gegründet. Sie ist unter
Bundesaufsicht und steht interessierten Firmen offen, die durch einen effizienten und gezielten Einsatz
der Rückverteilung aus der CO2-Lenkungsabgabe den Klimaschutz verstärken wollen.
Seit Januar 2008 verlangt das CO2-Gesetz eine Abgabe auf Brennstoffe. Ein Teil der Abgaben fliesst
zurück an die Wirtschaft. Vor allem grosse Dienstleistungsunternehmen erhalten mehr zurück, als sie
bezahlt haben. Diese «Netto-Rückvergütung» setzen die Partnerfirmen der Klimastiftung Schweiz für
Klimaschutzmassnahmen von Schweizer und Liechtensteiner KMU ein.
Die Partner der Klimastiftung Schweiz
Die Schweizer und Liechtensteiner Dienstleister Allianz Suisse, Alternative Bank Schweiz, AXA Winterthur,
Bank J. Safra Sarasin, Bank Vontobel, ECA, Gebäudeversicherung Bern, Gebäudeversicherung Kanton
Zürich, Glarner Kantonalbank, Julius Bär, LGT, Liechtensteinische Landesbank, Man Investments AG, New
Re, PartnerRe, Pictet & Cie, PwC, Raiffeisen Schweiz, RobecoSAM, Sanitas Krankenversicherung, SAP
(Schweiz) AG, SCOR Services Switzerland AG, Swisscanto Asset Management AG, Swiss Life, Swiss Re,
Vaudoise Assurances, VP Bank und XL Group sind Partner der Klimastiftung Schweiz.
Weitere Informationen: www.klimastiftung.ch
Auskunft für Medien
Vincent Eckert, Geschäftsführer Klimastiftung Schweiz
Telefon: +41 43 285 44 80, Mobile: +41 79 572 47 16
[email protected], www.klimastiftung.ch