NeueGeschä ftsmodelle
fü rdieZukunft
BeispieleundAuswirkungen
Vorweggenommen
Diese Umfeldanalyse ist eine Zusammenstellung von verschiedenen
nationalen und internationalen neuen Geschäftsmodellen, die durch einen gesellschaftlichen und technischen Wandel hervorgerufen bzw. ermöglicht werden. Die Entwicklungen sind teils bereits heute Realität,
teils werden sie in der Zukunft erwartet. Aus der Nennung eines Geschäftsmodells auf den folgenden Seiten ist keine Empfehlung des Herausgebers für oder gegen dieses Modell abzuleiten. Für alle genannten
Geschäftsmodelle gilt, dass diese nur insoweit zu realisieren sind als es
im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben zulässig ist.
Ziel des vorliegenden Reports ist es eine Zusammenschau festzustellender Entwicklungen zu geben und gleichermaßen die möglichen
Chancen aufzuzeigen, aber auch auf offene Fragen hinzuweisen, die
einer Antwort bedürfen. Die Arbeit erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Impressum
Medieninhaber und Herausgeber:
Amt der Oö. Landesregierung,
Direktion Präsidium,
Oö. Zukunftsakademie
Kärntnerstraße 10-12, 4021 Linz,
Tel. 0732/7720-24402,
E-Mail: [email protected]
www.ooe-zukunftsakademie.at
Inhalt, Projektteam
DIin Judit Asztalos (Projektleitung)
DI Dr. Klaus Bernhard
Mag. Michael Gamisch
a
Mag. Gertraud Karl-Hansl
Mag.a Dr.in Reingard Peyrl, MSc
Monika Pleiner
Bild Titelblatt
erstellt mit http://www.tagxedo.com, bearbeitet
Linz, August 2016
Inhalt
Vorweggenommen .............................................................................. 2
Gesellschaft im Wandel mit veränderten Bedürfnissen und
Konsumverhalten ............................................................................... 5
Beispiele für neue Geschäftsmodelle................................................ 9
Daten ........................................................................................... 9
Automatisierung, Robotisierung ............................................... 12
Neue Vertriebswege................................................................. 15
Kauferlebnis ............................................................................... 17
Konsumieren ↔ Produzieren .................................................... 20
Gesellschaftliches Engagement .............................................. 23
Crowd-Modelle ......................................................................... 26
Mögliche Auswirkungen neuer Geschäftsmodelle auf
verschiedene Lebensbereiche ....................................................... 30
Gesellschaft ............................................................................... 30
Arbeit und Bildung .................................................................... 31
Wirtschaft ................................................................................... 32
Forschung .................................................................................. 33
Ressourcen und Infrastruktur .................................................... 34
Recht.......................................................................................... 35
Schlussbemerkung............................................................................. 36
Verwendete Quellen.......................................................................... 37
Gesellschaft im Wandel mit
veränderten Bedürfnissen und
Konsumverhalten
Das gesellschaftliche Zusammenleben, Lebensstile und Einstellungen
verändern sich im Laufe der Zeit. Die demographische Entwicklung, die
fortschreitende Globalisierung, die Ressourcenknappheit und die Klimaveränderung, die Digitalisierung unseres Lebens und der Wirtschaftswelt, viele technologische Entwicklungen prägen den gesellschaftlichen
Wandel. Klassische Rollenverteilungen oder ein sicherer Arbeitsplatz bis
zur Pensionierung gehören zusehends der Vergangenheit an.
Die zukünftige Gesellschaft wird flexibler, individueller und mobiler.
Sie ist es gewohnt, gewünschte Informationen in kürzester Zeit zu erhalten. Das eigene Leben wird durchsichtiger, in sozialen Medien geradezu
inszeniert. Beziehungen und Freundschaften werden zu einem großen
Teil auch online gepflegt, face-to-face ist in vielen Bereichen nicht mehr
notwendig. Die Konsumentinnen und Konsumenten der Zukunft sind
häufig „digital natives“, also Personen, die entweder mit den neuen
Technologien bereits aufgewachsen sind oder damit umgehen, als wären sie damit aufgewachsen. Sie sind neugierig auf technologische Entwicklungen und haben keine Scheu vor digitalen Kaufabschlüssen.
erstellt mit https://Tagul.com
Nach der Bevölkerungsprognose 2015 der Abteilung Statistik des Amtes
der Oö. Landesregierung1 steigt bis 2050 der Anteil der über 65jährigen
in Oberösterreich von 18,1% (2015) auf 28,3%. Das bedeutet, der demographische Wandel verstärkt die Konsumentengruppe der älteren
Personen, was Auswirkungen auf das Umsatzpotential in bestimmten
Segmenten hat.
Der Bildungsgrad besonders von Frauen und der Anteil der Arbeitnehmerinnen nehmen zu. Die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit in einer
ausgeglichenen Work-Life-Balance ist ein Grundbedürfnis unserer Zeit.
Werden die demographischen Entwicklungen in Industrieländern am
Arbeitsmarkt nicht durch Migrationen oder Automatisierungen ausgeglichen, ist es notwendig, den Vollzeitarbeitskräfteanteil bei Frauen zu erhöhen und ältere Personen länger im Arbeitsprozess zu halten. Dadurch
erhöht sich die Kaufkraft und die Kaufzeiten verändern sich.
1
Quelle: Fotolia©, WavebreakMedia
Amt der Oö. Landesregierung, Abt. Statistik (2015)
5
Durch die zunehmende Anzahl an Singlehaushalten steigt die Nachfrage
nach kleineren bzw. mittelgroßen Wohnungen überproportional, was
Auswirkungen auf künftige Wohnformen hat. Sowohl bei Wohnungen als
auch bei deren Einrichtung steigen die Anforderungen an die Flexibilität, sie sollen an die Bedürfnisse unterschiedlicher Lebensphasen anpassbar sein.
In Singlehaushalten lebende Personen haben auch z. B. bezüglich Lebensmittelversorgung eigene Bedürfnisse.
Die vielzitierte Schnelllebigkeit unserer Zeit schlägt sich auch im Ernährungsverhalten nieder. Es prägt sich eine Snackkultur aus, zeitlich
bestimmte Mahlzeiten werden seltener. Zusammen mit den Trends zur
Regionalität und Natürlichkeit wird die Lebensmittelbranche vor neue
Herausforderungen gestellt2.
Quelle: Fotolia©, sljubisa
Quelle: Asztalos
Das rund-um-die-Uhr erhältliche Sortiment an Konsumgütern und
Dienstleistungen ist im Internet nahezu grenzenlos. Die Preise sind jederzeit online vergleichbar und Bewertungen bzw. Empfehlungen anderer Kundinnen und Kunden können kaufentscheidend sein. Die steigende Anzahl an „Onlineshoppern“ erhöht die Anforderungen an Verpackungs- und Zustelldienste. Verstopfte Innenstädte, die Versorgung kehr
fordern neue Geschäftsmodelle für die Logistik.
In der Gesellschaft von morgen streben die Menschen verstärkt nach
Einzigartigkeit, wollen sich von der Masse abheben. Das manifestiert
sich in der Nachfrage nach individualisierten Produkten und Dienstleistungen. Gestalt, Farbe, Größe, Funktionen – die Menschen sind
nicht mehr nur Konsumentinnen und Konsumenten. Sie gestalten den
Produktionsvorgang mit ihren Ideen und Vorstellungen mit. Personalisierung (Einbeziehung personenbezogener Daten) und Individualisierung
(von der Fremd- zur Selbstbestimmung) sind Bedürfnisse, die zukünftig
durch generative Fertigungsverfahren (z. B. 3-D-Druck), Sensoren und
vernetzte Produktionen gestillt werden können. Zudem verhelfen Big
Data-Analysen zu maßgeschneiderten Produktausgestaltungen und bewerbungen.
Eine andere Ausprägung des Individualisierungstrends zeigt sich in der
„Maker-Bewegung“. So ist in der Zukunft verstärkt damit zu rechnen,
dass Selbermachen und Selbsterzeugen einen höheren Stellenwert in
der Gesellschaft bekommen und zum neuen Statussymbol avancieren.
Einerseits werden alte Handwerkskünste wie Nähen, Stricken, Häkeln
oder Anbauen von eigenem Obst und Gemüse wiederentdeckt, auch in
den Städten. Andererseits wächst die Maker-Bewegung im technologi-
Quelle: Fotolia©, jean song
6
2
vgl. Oö. Zukunftsakademie (2016b)
schen Bereich rasant. Es werden beispielsweise Hardware für Roboter
oder 3-D-Drucker nach individuellen Bedürfnissen gebastelt. Die MakerBewegung verbindet Open Innovation mit Crowdsourcing.
Die aktuelle Jugendstudie des deutschen SINUS-Instituts3 zeigt aber
auch, dass sich Jugendliche unterschiedlicher Lebenswelten neben
Selbstentfaltung und Individualisierung zum Mainstream bekennen. Sie
möchten sein „wie alle“ und in einem gemeinsamen Wertekanon Orientierung und Sicherheit finden.
Gesellschaftliche Phänomene wie ein stärkeres Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein sowie die Ressourcenverknappung und möglicherweise auch der Mangel an anderen renditestarken Investitionsmöglichkeiten können die Motivation zu geänderten Geschäftsmodellen unter
dem Titel der Neo-Ökologie oder Social Entrepreneurship (Sozialunternehmen) erhöhen. Diese sollen im Gegensatz zu den früher meist auf
Gewinnmaximierung ausgerichteten Geschäftsmodellen primär der Lösung von gesellschaftlichen Problemen dienen oder neben klassischen
Umweltschutzgedanken auch die sozial-ökologischen Folgen des Handelns mitdenken.
Die Ökologieorientierung ist besonders auch bei jungen Menschen ausgeprägt, die einen Wertewandel zu höherem Umweltbewusstsein und
Nachhaltigkeit erfahren. Zusammen mit der steigenden Urbanisierung
sowie der Möglichkeit, sich leicht und fast ohne Kosten zu vernetzen,
führt dies zu einer erhöhten Akzeptanz der Share-Economy VCÖ
(2015).
Quelle: Fotolia©, juliabatsheva
Aus diesen Geschäftsmodellen, können sich ganze Wirtschaftszweige
entwickeln (durchaus auf Gewinnerzielung ausgerichtet), dies teilweise
sehr schnell, weil im Gegensatz zu althergebrachten Methoden meist
durch technische Unterstützung viele miteingebunden werden; Personen
aber auch Unternehmen können mehrere und neue Rollen einnehmen
(Arbeitnehmer/in, Crowdfunding-Investor, Verleiher/in einer Sache).
Auch der Megatrend Gesundheit prägt die Gesellschaft von morgen.
Menschen streben Fitness und einen gesunden Körper an. Geräte zur
Selbstüberwachung, Wellnessangebote, Anti-Aging-Produkte bis hin zu
operativen Eingriffen – die Geschäftsfelder im Bereich „Healthness“ sind
vielschichtig.
3
Quelle: Fotolia©, mezzotint_fotolia
vgl. Calmbach et al. (2016)
7
Der deutsche Soziologe Gerhard Schulze konstatiert in seinem Buch
„Die Erlebnisgesellschaft“ einen umfassenden Wandel unserer Gesellschaft. Die Erlebnisorientierung ist die „unmittelbarste Form der Suche
nach Glück“. Der Gebrauchswert der Dinge tritt hinter ihren Erlebniswert
zurück. Produkte, Dienstleistungen und Verkaufsstätten müssen mehr
bieten als die reine Funktionalität.
Das geänderte Konsumverhalten und neue technologische Zugänge
haben Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle der Unternehmen. Es
gilt, den Herausforderungen an die bestehenden Strukturen bestmöglich
zu begegnen und neue Chancen in Oberösterreich zu nutzen.
8
Beispiele für
neue Geschäftsmodelle
Die nachfolgende exemplarische und nicht erschöpfende Auflistung von
neuen Geschäftsmodellen ist in sieben Themenbereiche gegliedert, jeweils mit Beispielen und Auswirkungen.
Zur Charakterisierung eines Geschäftsmodells in den Beispielen werden
die drei Hauptkomponenten des Business Model Framework nach
Stähler (2001) beschrieben:
·
·
·
Value Proposition (Nutzen)
Welchen Nutzen stiftet das Unternehmen ihren Kunden/innen?
Wertschöpfung
Wie erbringt das Unternehmen diesen Nutzen?
Ertragsmodell
Wie verdient das Unternehmen Geld?
Themenbereiche der neuen
Geschäftsmodelle
[erstellt mit https://prezi.com]
Daten
Durch den technischen Fortschritt ist das weltweite Datenvolumen in
den letzten Jahren derart gewachsen, dass bislang nicht gekannte Möglichkeiten zur Analyse eröffnet werden. Insbesondere die Vernetzung
von verschiedenen Datenquellen bietet die Möglichkeit neues Wissen
zu entdecken, wobei bei besonders großen Datenmengen von "BigData-Analytics" gesprochen wird.
Kommerziell aber auch eher wissenschaftlich verwertbare Daten können
etwa aus dem Internet, dem Mobilfunk, dem Verkehr, der Energiewirtschaft oder aus dem Gesundheitswesen stammen. Mögliche neue Geschäftsfelder reichen von personalisierter Werbung bis hin zu neuartigen
Gesundheitsanwendungen. Als begünstigender Faktor für heimische
klein- und mittelständische Unternehmen ist zu sehen, dass für einen
Einstieg im Allgemeinen nicht sehr große finanzielle Investitionen notwendig sind und das notwendige Know-how in Oberösterreich durch
zahlreiche IT-Unternehmen und Forschungsinstitutionen (Fachhochschulen, Universitäten) bereits vorhanden ist.
9
Beispiele für Geschäftsmodelle
Kundenbewertungsportale
In den verschiedensten Geschäftsbereichen wie Reisen, ärztl. Versorgung, Arbeitgeber/innen haben sich in den letzten Jahren elektronische
Kundenbewertungsportale etabliert, die mittlerweile einen großen und
immer noch steigenden Einfluss auf (Kauf-)Entscheidungen haben.
Quelle: Fotolia©, Trueffelpix
Nutzen: Aktuelle, umfangreiche und unabhängige Informationen für
Kundinnen und Kunden
Wertschöpfung: Onlineportal mit 24/7 Zugriff
Ertragsmodell: kostengünstige Werbemöglichkeit; Steigerung der Sogwirkung auf zusätzliche Kundenkreise
Gesundheitsvorsorge / Fitness
Im Gesundheits- und Fitnessbereich entstehen völlig neue Möglichkeiten
zur Vorsorge (Self-Tracking-Apps, Wearables) bzw. zur individuellen
Risikoanalyse (DNA-Analyse).
Quelle: Fotolia©, Maridav
Nutzen: Individuelle Informationen über Fitness und Gesundheitszustand
Wertschöpfung: in Wearables oder Smartphones enthaltene Sensoren
ermitteln Fitness, neue chemisch-physikalische Analysenverfahren in
Verbindung mit Big-Data-Analytics für DNA-Analysen
Ertragsmodell: entgeltliche Durchführung von gesundheitsrelevanten
Analysen für Kundinnen und Kunden; Werbemöglichkeiten bei Apps;
Verkauf anonymisierter Gesundheitsdaten an interessierte Firmen
Personalisierte Werbung und Preisgestaltung
Neue personalisierte Werbeformen und Preisgestaltungen im Zusammenhang mit vorherigen Analysen von Bedürfnissen von Konsument/innen
Quelle: Fotolia©, kebox
10
Nutzen: optimale Werbung sowie Preisgestaltung, die das Kundeninteresse trifft
Wertschöpfung: Den Kundinnen und Kunden werden persönlich optimierte Werbungen/Preise über digitale Kanäle vermittelt.
Ertragsmodell: Kostengünstigere, ressourcenschonende und gezieltere
Werbung inklusive Steigerung der Sogwirkung auf zusätzliche Kundenkreise; Maximierung der Erträge durch individualisierte Preisgestaltung
Internet der Dinge
In den nächsten Jahren sind im Zusammenhang mit den zu erwartenden
enormen Datenmengen aus dem Internet der Dinge (z. B. aus Fahrzeugsensoren) völlig neuartige Geschäftsmodelle zu erwarten.
Nutzen: Optimierung von Energie- und Ressourcenverbrauch, sicherheitsrelevante Informationen für Kundinnen und Kunden, Servicegedanke, Komfortsteigerung
Wertschöpfung: Informationen aus dem Internet der Dinge werden
interessierten Firmen (z. B. Versicherungen, Werbefirmen, Hersteller)
angeboten
Ertragsmodell: Wertschöpfung durch Datenverkauf
Quelle: Fotolia©, juliabatsheva
Datenschutz
Durch die immer größeren und bedeutenderen Datenmengen entsteht
ein erhöhtes Bedürfnis nach Datenschutz:
Datenschutz wird daher zu einem immer wichtigeren Aspekt im Geschäfts- und Privatbereich.
Nutzen: Schutz der persönlichen Daten der Kundinnen und Kunden
Wertschöpfung: Computerprogramme schützen Daten vor unberechtigtem Zugriff und Verteilung
Ertragsmodell: Verkauf/Miete der Datenschutzprogramme; alternativ
oder zusätzlich Einnahmen durch Werbung
Quelle: Fotolia©, lovegtr35
Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft
·
·
·
·
·
·
·
Höhere digitale Kompetenz wird sowohl im Berufs- als auch im
Privatumfeld immer wichtiger
Entstehen von neuen Berufszweigen wie "Data Scientist" inklusive neuer Studiengänge/Lehren
Kostenersparnis durch eigene Adaption lizenzfreier Programme
(Open Source Software)
Einsparung von Arbeitsplätzen unterschiedlicher Qualifikationsstufen durch Optimierung der Datenauswertung
Entstehung von "Big Data" Center auf universitärer und betrieblicher Ebene
weitgehend transparenter internationaler Markt für Endverbraucher entsteht
Ressourcenschonung durch Datenanalysen, allerdings steigender Energieverbrauch durch Datenquellen, -verarbeitung und speicherung
11
·
·
·
Beitrag zur wissenschaftlichen Grundlagenforschung im medizinischen und sozialen Bereich
Durch Datenanalysen können Bedürfnisse (Business-to Business
und Business-to-Consumer) antizipiert werden bevor sie tatsächlich entstehen
Auswirkungen auf Datenschutz, Persönlichkeitsrecht und individuelle Freiheit
Automatisierung, Robotisierung
Quelle: Fotolia©, nicolasprimola
Die Verwendung von intelligenten und selbstlernenden Systemen in
wirtschaftlichen Prozessen stellt kein Zukunftsszenario dar, sondern
findet bereits statt. Sie umfasst alle wirtschaftlichen Prozesse, Branchen, Berufsgruppen und gesellschaftlichen Bereiche. Selbstfahrende Fahrzeuge, selbstoptimierende Fabriken, Gegenstände mit Sensoren,
smarter Wohnraum, medizin-diagnostische Computer, kollaborierende
Roboter z. B. in der Pflege sind jetzt schon Teil unserer Welt.
Digitalisierung, Robotisierung und der Einsatz von künstlicher Intelligenz
können in mancher Hinsicht einzigartige Chancen eröffnen, z. B. im
medizinischen Bereich zu mehr Inklusion und Selbstbestimmung von
Menschen mit einer Querschnittlähmung führen.
Schätzungen kamen zu dem Ergebnis, dass in naher Zukunft Maschinen
knapp die Hälfte aller derzeitigen beruflichen Tätigkeiten erledigen können. Reale und digitale Welt werden verschmelzen – mit dem Menschen
als Schnittstelle.
Beispiele für Geschäftsmodelle
Zubereitung und Verkauf von warmen Speisen durch
Automaten
Die vielzitierte Schnelllebigkeit unserer Zeit schlägt sich auch im Ernährungsverhalten nieder: jederzeit verfügbares Essen und schnelle Snacks
gewinnen immer mehr an Bedeutung. Vorgefertigte Speisen, z. B. Pizza,
werden in einem Automaten fertiggebacken, der/die Kunde/in erhält
warmes Fast-Food rund um die Uhr.
Nutzen: 24/7 Verfügbarkeit
Wertschöpfung: Zubereitung und Vertrieb von vorgefertigten warmen
Speisen durch Automaten statt Personal
Ertragsmodell: Öffnungszeiten auf 24/7 erweiterbar; minimale Personalkosten
Quelle: Fotolia©, julien tromeur
12
Beförderung von Personen und Gütern mit selbstfahrenden Kraftfahrzeugen
Selbstfahrende Kraftfahrzeuge fahren, steuern und parken ohne
menschliches Zutun ein. Sie nehmen mit Hilfe verschiedener Sensoren
ihre Umgebung wahr und bestimmen aus den gewonnenen Informationen ihre Position und die anderer Verkehrsteilnehmer, steuern mit Hilfe
einer Navigationssoftware das Fahrziel an und vermeiden Kollisionen
auf dem Weg. Automobilhersteller und andere Firmen arbeiten an der
Entwicklung von solchen Fahrzeugen.
In Österreich und auch international ist das autonome Fahren derzeit nur
zu Testzwecken mit Sondergenehmigung möglich. Es wird noch einige
Jahre dauern, bis Autos ganz von allein fahren dürfen. Denn nicht nur
die technische Entwicklung stellt hier eine Herausforderung dar, sondern
auch die Schaffung neuer Regelwerke.
Quelle: Fotolia©, monicaodo
Nutzen: sicherere, bequemere und schnellere Beförderung zu jeder
Zeit, Ausschalten der menschlichen Fehlerquelle, Mobilität für Minderfahrtaugliche (z. B. Hochaltrige)
Wertschöpfung: Beförderung von Personen oder Gütern durch selbstfahrende Fahrzeuge
Diese fahren ohne menschliche Steuerung an ein bestimmtes Ziel.
Dabei kommunizieren sie mittels Sensoren untereinander und mit der
Verkehrsinfrastruktur und leiten aus den Informationen ihre Positionen ab.
Ertragsmodell: Gütertransport: schnellere und effizientere Beförderung,
da keine Ruhepausen der Fahrer notwendig, niedrigere Personalkosten
Personentransport: Menschen werden bereit sein mehr für selbstfahrende Autos zu bezahlen, da sie einen Sicherheits- und Komfortgewinn bedeuten.
Kollaborierender Assistenzroboter
Ein Assistenzroboter sorgt in etwa einem Pflegeheim für Information
(Wetter, Menü, Uhrzeit) und schlägt Alarm, wenn z. B. jemand mit einem
Rollstuhl die Stufen hinunterfahren möchte, und auch für Unterhaltung
(Spiele). Er ist rund-um-die-Uhr verfügbar.
Nutzen: Unterstützung des menschlichen Pflegepersonals bei Sicherheit, Information und Unterhaltung der Pflegeheimbewohner/innen
Wertschöpfung: Roboter übernimmt Teile der Aufgaben des Pflegepersonals
Ertragsmodell: 24 Stunden am Tag verfügbar, geringere Personalkosten
Quelle: Fraunhofer IPA, Foto: J. Kilian
13
Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft
·
·
·
·
·
·
·
·
·
14
Neue Arbeitsplätze entstehen, ein Teil der bestehenden Arbeitsplätze fällt durch die Automatisierung und Robotisierung weg.
Kostenreduktion für Unternehmen durch weniger menschliche
Arbeitskräfte und günstigere robotisierte Arbeitskräfte
Können bisherige arbeits- und gewerberechtliche Systeme funktionieren oder müssen sie angepasst werden? Wie definiert man
klassische Rollenbilder und Begrifflichkeiten der Arbeitswelt
durch Digitalisierung, Robotisierung und durch den Einsatz von
künstlicher Intelligenz neu?
Wenn die Robotisierung und Automatisierung in Summe zu weniger bezahlter Arbeit führt, können Einkommensverluste, Mindereinnahmen an arbeitsbezogenen Abgaben sowie ein Verlust
an Sinnstiftung aus der beruflichen Arbeit die Folge sein.
Die technologiebasierte Unterstützung entlastet den Menschen
und schafft neue Freiräume für andere Aufgaben.
Die ethische Auseinandersetzung mit und die Bestimmung von
Verantwortlichkeiten fällt schwerer.
Es entstehen neue Branchen, die neue Qualifikationen erfordern.
Kreativität und Intuition sind nach wie vor alleinige Merkmale des
Menschen, die für die Lösung von komplexen Aufgabenstellungen erforderlich sind. Kreativität, Empathie und ganzheitliches
Denken werden zunehmend die maßgeblichen Kriterien der arbeitenden Menschen von morgen, sie werden zum Manager der
Maschinen.
Bei einem Ausfall der Infrastruktur – v.a. Strom – sind erhöhte
Sicherheitsmaßnahmen erforderlich.
Neue Vertriebswege
Der Convenience Trend (engl.: Bequemlichkeit, Komfort) des Konsumverhaltens bewirkt erhebliche Verschiebungen bei der Nutzung von
Vertriebswegen. Neben dem Entstehen sogenannter „Convenience
Stores“ ist vor allem ein Trend zum Multikanal- und Direktvertrieb zu
beobachten.
Beispiele für Geschäftsmodelle
Convenience Stores
Hierzu zählen kleinflächige Geschäfte, deren Sortiment eher hochpreisig, schmal (wenige Warengruppen) und flach (geringe Auswahl innerhalb abgedeckter Warengruppen) ist und deren Schwerpunkt meist im
Lebensmittelbereich liegt. Kennzeichnend ist das Angebot sehr unterschiedlicher Warengruppen. Beispiele sind Tankstellenshops, Postpartner, Bahnhofshops u.a.
Nutzen: One-Stop-Shop für Alltagserledigungen
Wertschöpfung: Verlängerte Öffnungszeiten und einzelne ausgewählte, entscheidende Warengruppen
Ertragsmodell: höherer Preis, bessere Nutzung der vorhandenen Kundinnen- und Kundenfrequenz
Quelle: Fotolia©,vlights
Quelle: Fotolia©,dny3d
Multikanalvertrieb
Als Ergänzung zum traditionellen Vertriebsweg ist die gleichzeitige Nutzung des Onlinehandels sowohl beim indirekten als auch beim direkten
Vertrieb zu beobachten. Je nach Warensortiment wird dabei auf einen
eigenen Onlineshop, Onlinemarktplätze oder Onlineportale sowie Apps
zurückgegriffen. Dabei wird es der Kundin oder dem Kunden auch ermöglicht während eines Kaufs zwischen den Vertriebskanälen zu wechseln – z. B. Kauf im Internet und Abholung im Geschäft oder Information
im Internet, Kauf im Geschäft.
Quelle: Fotolia©,StanisicVladimir
Nutzen: Kombination der Vorteile aus Onlinehandel und des Handels
vor Ort
Wertschöpfung: Rund-um-die-Uhr Onlinehandel und Service, sowie
Sicherheit eines niedergelassenen Händlers.
Ertragsmodell: Ausweitung des Kundenkreises bei annähernd unveränderten Fixkosten.
15
Direktvertrieb
Quelle: Fotolia©, kebox
Der traditionelle (indirekte) Vertrieb über den Handel wird verstärkt durch
einen direkten Vertrieb ersetzt, was u.a. durch die unzähligen eCommerce Angebote deutlich erleichtert wurde, z. B. Onlineshops, Onlinemarktplätze, Onlineportale, Apps. Jedoch ist das vermehrte Auftreten
eines direkten Vertriebs auch abseits der Onlineangebote zu beobachten. Als Beispiele sind hierbei vor allem der Verkauf von (selbst produzierten) Gütern über Pop-Up-Stores und Flagshipstores zu nennen.
Nutzen: Zugang zum vollen Warensortiment eines Produzenten
Wertschöpfung: Stärkung der Marke und optimale Warenplatzierung
ohne Abhängigkeit vom Handel
Ertragsmodell: Nutzung der Handelsspanne durch den Produzenten
Vertriebsunterstützende Serviceleistungen
Die Inbetriebnahme von immer komplexer werdenden Produkten erfordert einen hohen Zeit- und Wissensaufwand für die Anpassung an die
individuellen Bedürfnisse und Verwendungszwecke (z. B. Anpassung
von Handyoberflächen an Bedürfnisse des Benutzers, Programmierung
von Lichtmanagementsystemen, Inbetriebnahme von Fernsehgeräten).
Quelle: Fotolia©, Robert Kneschke
Dienstleistungsangebote sind oft unübersichtlich, komplex und enthalten
nicht benötigte Leistungen. Der Kunde will nur persönlich nachgefragte
Leistungen erhalten und bezahlen (z. B. abgestimmte Bankdienstleistungen, angepasste Versicherungspakete, individualisierte Reisen).
Viele Konsumenten verfügen nicht über das nötige Know-how oder können und wollen nicht die nötige Zeit aufbringen.
Nutzen: Der Kunde erhält an seine individuellen Bedürfnisse angepasste Produkte und Dienstleistungen.
Wertschöpfung: Der Dienstleister stellt dem Kunden sein Know-how
und seinen Zeiteinsatz zur Verfügung und stellt individuell optimierte
Produkte und Dienstleistungen bereit.
Ertragsmodell: Der Kunde bezahlt für die Individualisierung seiner Produkte und Dienstleistungen; teilweise Rückfinanzierung über den
Nicht-Kauf von nicht benötigten Leistungen; Energieeinsparung, keine nicht benötigten Dienstleistungen
16
Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft
·
·
·
·
·
·
·
Direktvertrieb gewinnt Marktanteile auf Kosten des indirekten
Vertriebs über den Handel.
Im indirekten Vertrieb werden auf Seiten der Handelsbeschäftigten die Anforderungen hinsichtlich Multiprofessionalität wachsen.
Anforderungen an Verkaufsflächen hinsichtlich Erreichbarkeit,
Zugänglichkeit, Präsentations- und Gestaltungsmöglichkeiten
steigen.
Personalbedarf des traditionellen Handels wird sinken.
Bargeldloses Bezahlen und virtuelle Währungen gewinnen an
Bedeutung.
Trend der Individualisierung wird weiter vorangetrieben.
Das Angebot von begleitenden Servicedienstleistungen erfordert
zusätzliche Kompetenzen.
Kauferlebnis
Der Kauf von Alltagsprodukten und vor allem von Konsum- und Unterhaltungsartikeln ist in der mitunter spärlichen Freizeit zu erledigen, weshalb auch Anforderungen im Sinne einer Freizeitunterhaltung bzw.
eines Freizeiterlebnisses an den Einkaufvorgang geknüpft werden.
Der Onlinehandel tut sich nach wie vor schwer mit der Emotionalisierung des Kunden durch ein besonderes Kauferlebnis. Hier setzten Modelle an, bei denen oft nicht mehr allein der Verkauf der Produkte im
Vordergrund steht, sondern der Wunsch, dem Kunden auch ein einmaliges physisches und emotionales Erlebnis zu bieten.
Beispiele für Geschäftsmodelle
Einkaufs- und Unterhaltungszentren
Einkaufszentren benötigen neben den vielzähligen Einzelhandelsgeschäften vor allem Dienstleistungsangebote, die den Freizeitcharakter
des Shoppings in den Vordergrund rücken und so auch Freizeitpausen,
die den Einkauf unterbrechen ermöglichen. Besonders zu erwähnen
sind hierbei unterschiedlichste Gastronomieangebote, Kinderbetreuung
bis hin zu einem voll ausgestatteten Kinoangebot. Hürden, die den Zugang zum Angebot erschweren würden, werden von Anfang an abgebaut. So ist beispielsweise Parken gratis, meist ohne längere Parkplatzsuche möglich, für Familien und Ältere gibt es größere Parkplätze, die
das Aus- und Einsteigen erleichtern.
Quelle: Fotolia©,StanisicVladimir
17
Nutzen: Einkaufen wird in die Freizeitgestaltung integriert, das Einkaufszentrum wird zum Ort, wo die Freizeit verbracht wird.
Wertschöpfung: „One Stop“ für eine Vielzahl von Freizeitbedürfnissen
Ertragsmodell: Steigerung der Sogwirkung auf zusätzliche Kundenkreise und Generierung zusätzlicher Mitnahmeeffekte
Eventshopping
Quelle: Fotolia©, muchmania
Einkaufszentren, aber vor allem auch innerstädtischen Einkaufsstraßen,
gelingt es mittels besonderer Veranstaltungen und Events eine Freizeitund Unterhaltungsatmosphäre zu schaffen, die mehr Konsumenten anlockt und so Kauflaune erzeugt. Als Beispiele anzuführen wären Modeschauen, Starauftritte, aber vor allem Einkaufssonntage oder Einkaufsnächte mit musikalischer Umrahmung, welche den Charakter eines Festes aufweisen.
Nutzen: Einkaufen und Freizeitgestaltung verschwimmen zu einem gemeinsamen Event.
Wertschöpfung: Unterhaltungsprogramm und verlängerte Öffnungszeiten
Ertragsmodell: Steigerung der Sogwirkung auf zusätzliche Kundenkreise
Shoppingguide
Quelle: Fotolia©, fotomek
18
Die zunehmende Unübersichtlichkeit und Fülle der Angebote führt zu
einem Mehraufwand bei der Suche nach dem für sich persönlich optimal
geeigneten Produkt. Während früher das Angebot begrenzt war und
Beratung nur durch das Verkaufspersonal im Geschäft möglich war, sind
durch den Onlinehandel die Anzahl der Produkte, Produktinformationen
und Produktbewertungen mittlerweile nur mit erheblichem Aufwand zu
durchblicken. Shoppingguides ermöglichen das Erlebnis des Einkaufs
ergänzt um ein Überraschungserlebnis ohne den Aufwand der Suche
und Auswahl. Durch die Abfrage der Vorlieben zur jeweiligen Produktgruppe erhält der Shoppingguide die erforderlichen Informationen um
die geeignete Auswahl für den Kunden treffen zu können. Ein Gespräch
– entweder telefonisch oder durch ein persönliches Treffen – ermöglicht
eine empathische Verbindung zum Kunden und gewährleistet so das
Vertrauen in die Entscheidung des Shoppingguides. Besonders im
grundsätzlich unpersönlichen Onlinehandel fasst diese Verkaufsform
mehr und mehr Fuß.
Nutzen: Die Mühe der Suche und Auswahl wird dem Kunden abgenommen, neben dem Einkaufserlebnis erfährt er auch ein Überraschungserlebnis.
Wertschöpfung: Dem Kunden wird ein fertiges Produktpaket zusammengestellt und nach Hause geliefert. Optimale Kundenbindung.
Ertragsmodell: Günstiges Einkauf-/Verkaufsverhältnis und weniger
Restbestand.
Nostalgieerlebnis
Die bewusste Darstellung einer langjährigen Geschäftstradition oder
einer traditionellen Produktionsweise soll beim Käufer die Emotion eines
Kindheitserlebnisses erzeugen und die gute Qualität beziehungsweise
die Natürlichkeit eines Produkts mittransportieren.
Nutzen: Kunde erhält „Qualität wie früher“
Wertschöpfung: Produkte, die sonst kaum bzw. schwer im Handel zu
bekommen sind.
Ertragsmodell: Bessere Wertschöpfung durch höheren Preis.
Quelle: Fotolia©, JackF
Point of View
Stores und Geschäfte – besonders in hervorragenden Lagen – entwickeln sich vom Point of Sale zum Point of View. Sie werden zu einer
wichtigen Schnittstelle im Omni-Channeling, zum Knotenpunkt der Kundenbindung, zur Bühne der Marken- und Produktinszenierung. Nicht
mehr der Verkauf des Produkts steht im Vordergrund, sondern der
Wunsch, dem Kunden ein einmaliges physisches und emotionales Erlebnis zu bieten. Gut inszenierte Stores werden besser wahrgenommen
als Irrgärten aus Regalen und tragen zu einem positiven und avantgardistischen Markenimage bei. Dabei ist besonders das Anfassen und
Ausprobieren des Produkts von hoher Relevanz in Abgrenzung oder
auch in Ergänzung zum Onlinehandel.
Nutzen: Marken- und Produktinszenierung mit Emotionalisierungspotenzial.
Wertschöpfung: Entwicklung eines positiven, avantgardistischen Markenimages.
Ertragsmodell: Erhöhte Aufmerksamkeit für Prime-Produkte im höher
angesiedelten Preissegment.
19
Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft
·
·
·
·
·
Automatisierung und Onlinehandel werden die Anzahl der Jobs
im Einzelhandel deutlich reduzieren.
Kreative und serviceorientierte Geschäfte, die ihren Kunden
mehr bieten können als nur die Befriedigung ihres Bedarfs an
Konsumartikeln, werden einen Wettbewerbsvorteil haben und so
auch die Arbeitsplätze besser absichern können.
Die Jobprofile der Einzelhandelsangestellten werden sich ändern.
Besonders 1A-Lagen werden geprägt sein von großflächigen
Vorzeige-Flagship-Stores, absatzstarken Brand-Shops und von
Showrooms.
Die Nachnutzung leerstehender Verkaufsflächen wird eine große
Herausforderung darstellen.
Konsumieren ↔ Produzieren
Sie entwerfen in Ihrer Freizeit ein Kleidungsstück, lassen es für sich
produzieren und bieten das Design auf der Homepage des Produzenten
an, Sie selbst bestimmen den Preis und damit Ihr Entgelt für die Designleistung. Sie machen im Urlaub Fotos, für eine bestimmte Verwendung
bekommen Sie etwas bezahlt. Sie konsumieren Strom nicht nur, sondern speisen ihren in der Hausphotovoltaikanlage selbst produzierten
Überschuss ins Netz ein. Sie überlassen Ihren untertags nicht benötigten Parkplatz gegen Entgelt jemandem, der in der Nähe arbeitet.
Quelle: Fotolia©, guukaa
20
Diese neuen Geschäftsmodelle haben gemeinsam, dass die Marktteilnehmenden, die früher üblicherweise ausschließlich konsumiert haben,
im Geschäftsverkehr als eigenständige Produzenten/innen oder Dienstleistende auftreten. Der einfache und zeitnahe Rollentausch zwischen
diesen Funktionen - für kleine Geschäftsvolumina oft parallel zu anderer
Erwerbsarbeit - scheiterte früher oft an faktischen Problemen wie fehlender Produktionsstätte für Kleinstmengen, einem zu großen finanziellen Risiko, um etwa Firmenstrukturen oder Vertriebswege aufzubauen,
oder den knappen Zeitressourcen.
Durch technische Möglichkeiten im Bereich der Produktion (z. B. Design, automatisierte Fertigung von Kleinstmengen) als auch der Vertriebswege (z. B. App-Plattformen) sind diese Schranken, die diesen
Funktionswechsel früher lediglich auf privater oder lokaler Ebene zuließen, weggefallen. Der Rollenwechsel zwischen Konsument/in und Produzent/in ist schnell und unkompliziert möglich.
Beispiele für Geschäftsmodelle
Rollenwechsel allgemein
Der Wechsel zwischen Konsumieren und Produzieren bzw. Bereitstellen
kann mehrfach verwertet werden; einerseits verdient derjenige, der die
Vermarktung organisiert und die Anbieter/innen und Abnehmer/innen
miteinander vernetzt für die Vernetzung und je nach Umfang für darüber
hinausgehende eigene Leistungen. Auch die produzierende oder bereitstellende Person erzielt Einnahmen.
Teilweise erzielen nur die vermittelnden Unternehmen Einnahmen, dies
etwa durch Gebühren, Sponsoren- oder Werbeeinnahmen. Die Anbietenden erbringen ohne Bezahlung aus unterschiedlichen Gründen Leistungen, etwa um zur Lösung eines gesellschaftlichen Problems beizutragen (siehe auch Kapitel Gesellschaftliches Engagement) oder um
sich öffentlich zu präsentieren. Bei einem Teil der Geschäftsmodelle
erzielt die produzierende Person dann Einkünfte (Geld oder Sachleistungen z. B. Testprodukte, Fortbildungen), wenn ein gewisser Grad an
Bekanntheit erreicht wird.
Beispiele: Verfassen von wissenschaftlichen Beiträgen; Wissensvermittlung zwischen Privatpersonen wie etwa das Anbieten von Sprachkursen, Nachhilfeleistungen; Produktion von Medienbeiträgen.
Quelle: Fotolia©, contrastwerkstatt
Bei einer weiteren Gruppe von Geschäftsmodellen verwenden Personen
Produkte oder konsumieren Leistungen. Sie verwerten diese Erfahrungen und stellen darauf eigene Produkte etwa in Form von Textbeiträgen
(Kommentare, Bewertungen, Bedienungsanleitungen) oder Medienbeiträgen (Fotos von Arrangements, Videos) her und veröffentlichen sie
auch selbst (üblicherweise online). Erreichen die Seiten dieser Personen
einen gewissen Bekanntheitsgrad, verdienen sie etwa an Werbeinnahmen, dem Verkauf ihrer Beiträge oder Workshops/Vorträgen, die sich
aus dem Inhalt derselben ergeben.
Beispiele: Blogs in sämtlichen Lebensbereichen
Nutzen: Ausweitung des Angebotes und Abdeckung von Versorgungslücken.
Wertschöpfung: Vernetzung von Anbietenden und Konsumierenden
und Vermarktung von teils schwierig oder bisher nicht gewinnbringenden verwertbaren Leistungen durch das Unternehmen, teils ergänzende Angebote
Ertragsmodell: Einnahmen, ev. auch nichtmonetäre Benefits, für die
Produktion oder Leistung und für die Vernetzung.
21
Sharing Economy/Collaborative Consumption
Quelle: Fotolia©, juliabatsheva
Den Geschäftsmodellen dieser Kategorie liegt ursprünglich eine gemeinsame zeitlich begrenzte Nutzung von Ressourcen durch Einzelne
zugrunde, die nicht dauerhaft benötigt werden. Das traditionelle Marktmodell der Eigentumsübertragung verschwindet, das Teilen ökonomischer Ressourcen steht im Mittelpunkt. Verknüpft mit den nun verfügbaren technischen Möglichkeiten entstehen daraus Modelle, die normalerweise mit einem schnellen Wechsel der Rollen des/der Anbietende/n
und des/der Konsumierende/n einhergehen. Viele Geschäftsmodelle
basieren darauf, dass die Ressourcen auf einer Internet-Plattform direkt
von einer Vielzahl von Besitzenden angeboten werden, die sie sonst
üblicherweise selbst verwenden, aber „teilen“ können. Bei einzelnen
Geschäftsmodellen (etwa Kurzzeitvermietung von Wohnungen) rückt die
Eigennutzung zum Teil völlig in den Hintergrund.
Beispiele: Car Sharing, Privatunterkunftsvermittlung, Fahrdienstleistungen, Transportleistungen, Werkzeugleihe, Bootsverleih, Kleidungsverleih, Parkplätze in privaten Hauseinfahrten jeweils durch Private,
...
Nutzen: Einsparung von Anschaffungskosten, Flexibilität beim Konsum
hinsichtlich Standort, Modell, Produkteigenschaften usw..
Wertschöpfung: Die vermittelnden Unternehmen vernetzen (meist viele) Anbietende und (viele) Nachfragende.
Ertragsmodell: Die Besitzenden erhalten Entgelt für die Fremdbenutzung oder Dienstleistung, die vermittelnden Unternehmen verdienen
an Provisionen, allenfalls noch Werbeeinnahmen.
Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft
·
·
·
·
·
·
22
Herausforderungen für staatliche Kontrollmechanismen und gesetzliche Rahmenbedingungen (Steuern, Gewerbeberechtigungen, Haftung, Einhaltung von Hygienevorschriften, Finanzmarktaufsicht, Konsumentenschutzbestimmungen, Arbeitnehmerschutzbestimmungen usw.)
Kundenbewertungssysteme als primäre Information über den/die
Anbieter/in
Höherer Wettbewerbsdruck durch zusätzliche Anbieter/innen mit
flexiblerer Preisgestaltung
Angebote für bisher vom Konsum ausgeschlossene Gesellschaftsgruppen
Ökonomisierung von Hobbies, Kapitalisierung privater Lebensbereiche
Ressourcenschonung durch eine Kultur des Teilens, solange
nicht zusätzlich Leistungen konsumiert werden
·
Idealbild der Sharing Economy: eine nachhaltigere, partizipativere Wirtschaft, in der der Gemeinschaftsgedanke auflebt und das
Teilen von Dingen neue Beziehungen zu Fremden entstehen
lässt
Gesellschaftliches Engagement
Gesellschaftliche Phänomene wie ein besonderes Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein von Konsumierenden aber auch Unternehmen sowie vielfältige geänderte Herausforderungen wie etwa Ressourcenknappheit, Klimawandel oder Globalisierung aber auch möglicherweise der Mangel an anderen renditestarken Investitionsmöglichkeiten
können das Motiv für geänderte Geschäftsmodelle sein (Neoökologie,
Sozialunternehmen). Diese sollen im Gegensatz zu den rein gewinnorientierten Geschäftsmodellen primär oder zumindest auch der Lösung
von gesellschaftlichen Problemen dienen oder neben klassischen
Umweltschutzgedanken auch die sozialen Folgen des Handelns mitdenken (etwa 3P-Geschäftsmodelle: People, Planet, Profit4).
Daneben können solche Modelle auch auf Image- und Werbewirkung
abzielen, und somit letztlich ebenso auf Marktanteile, Umsatz- und Gewinnsteigerung. Ebenso kann die Bewerbung der eigenen Institution
oder Person zur Erhöhung deren Stellenwerts bei einigen Modellen eines der dahinterliegenden Ziele sein.
Quelle: Fotolia©, Al-Ma-Ga-Mi
Manchmal „entfalten innerhalb weniger Jahre solche sozialen Initiativen
kommerzielle Wirkung“5 weil im Gegensatz zu althergebrachten Methoden meist durch technische Unterstützung viele in unterschiedlichen
Rollen (auch der des/der Mitbewerbers/in) miteingebunden werden6. Die
erfolgreichen ursprünglich sozial motivierten Geschäftsmodelle werden
manchmal auch von rein kommerziellen Anbieter/innen an ihre Anforderungen angepasst umgesetzt. Ganze Wirtschaftszweige können entstehen oder sich verändern.
4
vgl. etwa Leitner (2012): S.414
vgl. Oldenburg (2015): S.87
6
vgl. Oldenburg (2015): S.87, 88
5
23
Beispiele für Geschäftsmodelle
Geschäftsmodelle „zum Wohle aller“ durch Einzelne
Ein Unternehmen wird zur Lösung eines gesellschaftlichen oder ökologischen Problems neu geschaffen, nicht vorrangig um Gewinne zu lukrieren; das Unternehmen erbringt diese Leistungen selbst.
Beispiele: Beratungsunternehmen, das einen Arbeitsmarkt für Menschen
mit Autismus geschaffen hat, in Ländern, in denen aufgrund der Bevölkerungsdichte in Teilen keine Bankfilialen betrieben werden; Schulung von finanziellen und unternehmerischen Fähigkeiten von Minderjährigen und Projekte, um Zugang zu Finanzdienstleistungen für diese zu erreichen.
Nutzen: Abdeckung von Versorgungslücken oder Erschließen von
Märkten.
Wertschöpfung: Linderung sozialer oder ökologischer Probleme
Ertragsmodell: Je nach Unternehmenszweck, ev. auch mit Unterstützung von Partnern, die aus Erfahrungswerten Nutzen ziehen oder
Imagegewinne erzielen.
Quelle: Fotolia©, erichon
Hybridmodelle
Unter einem Dach oder durch Schwesterfirmen werden Produkte oder
Dienstleistungen angeboten, ein Teil klar gewinnorientiert, ein Teil wird
im Rahmen von sozialen Aktivitäten abgegeben. Üblicherweise wird aus
dem kommerziellen Bereich querfinanziert. Durch den Konsum werden
Bedürfnisse der Konsumierenden nach sozial und/oder ökologisch wünschenswert bereitgestellten Produkten oder Dienstleistungen abgedeckt.
Beispiele: medizinische Leistungen, Betreuungsleistungen, Produkte wie
Brillen, Fahrzeuge, ...
Nutzen: Ausweitung des Angebotes und Abdeckung von Versorgungslücken, moralisch aufgewerteter Konsum von Leistungen
Wertschöpfung: je nach Geschäftsmodell
Ertragsmodell: Imagegewinne bei Kunden/innen und Mitarbeitern/innen; Sammlung von zusätzlichen Erfahrungswerten; Spendengelder.
24
Geschäftsmodelle „zum Wohle aller“ mit
Partizipation vieler oder durch Konsumverhalten
Auch hier wird ein Unternehmen zur Lösung eines Problems neu geschaffen, nicht vorrangig um Gewinne zu lukrieren; die Leistungen werden aber von vielen erbracht, die manchmal kein Geld dafür bekommen,
eventuell aber andere (geldwerte) Vorteile wie Fortbildungen. Bei manchen Modellen beteiligen sich viele finanziell und nehmen zur Erreichung eines sozial oder ökologisch erwünschten Ziels auch geringe
Renditen in Kauf. Im Bereich der Einkaufskooperativen - etwa mit der
Zielsetzung der Erhaltung von landwirtschaftlichen Betrieben mit einer
bestimmten Bewirtschaftungsform – nehmen die Abnehmer/innen eventuell auch höhere Preise oder ein eingeschränktes Angebot in Kauf.
Beispiele:
· Zugang zu Wissen für alle und gratis (Enzyklopädieleistungen)
· Bildungsinstitutionen, in denen durch engagierte Personen Wissen vermittelt wird, das gratis oder gegen ein geringes Entgelt
konsumiert werden kann (Sprachkurse, Nachhilfe, OnlineUniversitätsstudien, die von einer großen Zahl von Studierenden
absolviert werden können)
· Bürger/innenpartizipationsmodelle zur Finanzierung von sozialen
Wohnprojekten, Ökostromanlagen, landwirtschaftlichen Betrieben nach ökologischen Grundsätzen, zur Verwirklichung von
Hilfsprojekten usw.
Quelle: Fotolia©, Gstudio Group
Nutzen: Ausweitung des Angebotes und Abdeckung von Versorgungslücken mit dem Hintergrund, positive Veränderungen etwa für Umwelt
oder Gesellschaft herbeizuführen
Wertschöpfung: unentgeltliche oder günstige Bereitstellung von Leistungen für sonst vom Konsum möglicherweise ausgeschlossene Bevölkerungsgruppen. Herstellung auf sozial und/oder ökologisch nachhaltige Weise.
Ertragsmodell: Spendengelder (Sponsoren, Förderungen, private Konsumierende der Leistung, die auf den Gratiskonsum nicht angewiesen sind), Partner können aus den Erfahrungswerten Nutzen ziehen.
Bei Partizipationsmodellen eventuell geringere Einnahmen.
25
Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft
·
·
·
·
·
·
Einfaches persönliches und/oder finanzielles Engagement für
Einzelpersonen
Bisher vom Konsum ausgeschlossene Bevölkerungsgruppen erhalten Zugang
Verwirklichung von sozial oder ökologisch erwünschten Vorhaben/Zielsetzungen durch Bürger/innenpartizipation oder Konsumverhalten
Schnelles Wachstum durch die Beteiligung vieler
Zunehmende Transparenz durch Offenlegung der Produktionsweise hinsichtlich ökologischer und/oder sozialer Unbedenklichkeit erwünscht
Möglicherweise Herausforderungen im Zusammenhang mit der
Umsetzung im Rahmen bestehender gesetzlicher Bestimmungen
Crowd-Modelle
Quelle: Fotolia©, iQoncept
Die Wortkreation „Crowdsourcing“ trat erstmals 2006 in einem Artikel
des amerikanischen Journalisten Jeff Howe im Wired Magazine auf, in
dem er Beispiele aufzeigt, wie Unternehmen und Organisationen auf die
Talente und (billige) Arbeitskraft vieler Menschen über das Internet zugreifen.
Mit zunehmendem Grad der Digitalisierung und globalen Vernetzung
hat Crowdsourcing an Bedeutung gewonnen. Forscher/innen tüfteln gemeinsam mit Laien, Unternehmen lassen sich neue Ideen für marktoptimierte Produkte präsentieren und die politischen Akteure suchen neue
Entwicklungsansätze für Regionen und Städte. Mittlerweile gibt es eine
Vielzahl von Bereichen, in denen das Wissen der Vielen auf unterschiedlicher Weise genutzt wird. Bis hin zum Crowdworking, einer neuen
Arbeitsform bei denen User ihre Arbeitskraft gegen Bezahlung zur Verfügung stellen.
Ausführlichere Informationen finden Sie in unserer Publikation Crowdsourcing – Potentiale der „Zusammenarbeit 2.0“ 7.
7
http://www.ooezukunftsakademie.at/crowdsourcing_zukunftsthema_final_2015.pdf
26
Beispiele für Geschäftsmodelle
Open Innovation
Von Open Innovation spricht man, wenn Innovationsprozesse nach außen geöffnet werden, um Ideen aus der Crowd in die Entwicklung einzubeziehen. In der interaktiven Zusammenarbeit zwischen „Denkern/innen“
und Unternehmen, Politik, Forschungseinrichtungen usw. entsteht Neues.
Nutzen: durch interaktive Zusammenarbeit entsteht Neues nach den
Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden
Wertschöpfung: innovative Ideen von außen für interne Unternehmensund Produktionsprozesse
Ertragsmodell: Vorreiterrolle durch neue Innovationen
Quelle: Fotolia©, thingamajiggs
Citizen Science
Wissenschaft und Forschung profitieren von der Beteiligung der Bürger
und Bürgerinnen, die einerseits ihr Know-how bei bestimmten Fragestellungen einbringen, andererseits aber auch Datenerhebungen für eine
weitere Interpretation und Auswertung durchführen. Citizen-ScienceProjekte dienen oftmals der nichtkommerziellen Grundlagenforschung.
Sie bilden die Basis für qualitativ hochwertige Forschung und neue Geschäftsmodelle.
Nutzen: erleichterte/beschleunigte Datenerhebungen und Unterstützung
bei der Ergebnisinterpretation
Wertschöpfung: Bürger/innen werden zur Wissensgenerierung beigezogen
Ertragsmodell: umfangreiches Datenmaterial für qualitativ hochwertige
Forschung
Kollektive Intelligenz
Die Gesellschaft, Unternehmen, Wissenschaft und Verwaltung nützen
aggregiertes Wissen und die Erfahrungen vieler, um Herausforderungen
interaktiv zu meistern. Besonders über webbasierte Kanäle kann eine
Vielzahl von Menschen erreicht werden, die gemeinsam sukzessive zum
besten Ergebnis kommen („Schwarmintelligenz“). Beispiele sind offene
Softwarepakete, bei denen der Quelltext von einer großen Gemeinschaft
interessierter Programmierer/innen weiterentwickelt wird.
Quelle: Fotolia©, thingamajiggs
27
Nutzen: Wissen und Erfahrungen gemeinsam weiterentwickeln
Wertschöpfung: (Grund-)Idee wird veröffentlicht und zu einem ertragsfähigen Produkt / zu einer ertragsfähigen Dienstleistung weiterentwickelt
Ertragsmodell: maßgeschneiderte Produkte, da von den Kundinnen
und Kunden selbst weiterentwickelt oder Wartungsentgelt für die Bereitstellung der Grundidee (vgl. open source software)
Gamification
Die steigende Beliebtheit von (Online-)Spielen kann für wertschöpfende
Tätigkeiten genutzt werden. Der Spieltrieb der Menschen wird durch
HighScores und Pluspunkte geweckt, die dadurch bereit sind, komplexe
Herausforderungen zu lösen, monotone Tätigkeiten durchzuführen oder
Aufgaben rasch zu erledigen.
Nutzen: Spaß beim Spielen
Wertschöpfung: Der Spieltrieb des Menschen wird genutzt, um Tätigkeiten durchzuführen.
Ertragsmodell: Zeitersparnis, Motivation der Mitarbeiter/innen
Quelle: Fotolia©, venimo
Crowd-Working
Unternehmen greifen immer öfter auf Fachkräfte zurück, die ihre Fähigkeiten im Internet anbieten, da der Wettbewerb im Netz auf Kosten der
Anbieter die besten Ergebnisse liefert. Wenn ein neues Produktdesign
benötigt wird, wird der Wettbewerb im Internet ausgeschrieben, die beste Einreichung erhält die Prämie, die anderen gehen leer aus. Auch
Schichtarbeit ist über das globale Internet leicht zu bewältigen, gehen
die Onlinearbeitskräfte in einem Teil der Welt schlafen, nehmen sie woanders ihre Arbeit auf – ohne Nachtarbeitszuschlag. Aber auch ungelernte Arbeitskräfte können über einfache Tätigkeiten im Internet Geld
verdienen – etwa durch das Heraussuchen von E-Mail-Adressen.
Quelle: Fotolia©, vege
Nutzen: Designs, Produkte, Dienstleistungen zu geringen Preisen
Wertschöpfung: Erreichen einer Vielzahl von potentiellen Arbeitnehmern/innen
Ertragsmodell: bestmögliche Leistungen rund-um-die-Uhr zu geringstmöglichen Kosten
28
Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft
·
·
·
·
·
·
·
·
Gratwanderung zwischen Einbinden der potentiellen Kundinnen
und Kunden und Ausnutzen als billige Arbeitskräfte
Gesellschaftliche Bedürfnisse können schneller in Produkte und
Dienstleistungen umgesetzt werden
Durch die Digitalisierung ist Arbeitnehmern/innen ein globaler
Arbeitsmarkt offen.
Laienwissenschaftler/innen können an herausragenden Forschungsleistungen teilnehmen.
Bei der Weiterentwicklung von Ideen helfen andere, um zu einem
vermarktungsfähigen Produkt zu gelangen.
Datenschutz- und Patentherausforderungen
Kostenersparnis für Unternehmen durch Onlinearbeitskräfte
Grundsätzlich Zugang zu den „klügsten Köpfen“ weltweit
29
Mögliche Auswirkungen neuer
Geschäftsmodelle auf verschiedene Lebensbereiche
Gesellschaft
Einerseits führen gesellschaftliche Veränderungen und neue technologische Entwicklungen zu geänderten Geschäftsmodellen und Produktionen, andererseits haben diese im Gegenzug auch Auswirkungen auf die
Gesellschaft.
Durch die zunehmende Automatisierung von Tätigkeiten mit wiederkehrenden Mustern werden menschliche Freiräume für andere Aufgaben
geschaffen. Besonders relevant für ältere Arbeitnehmer/innen ist die
Entlastung durch technologiebasierte Unterstützungsmöglichkeiten bei
schweren körperlichen Aufwendungen (z. B. Roboterarme, die schwere
Produktionsteile bewegen oder Exoskelette, die die menschlichen Funktionen unterstützen). Bei zukünftiger Weiterentwicklung von künstlichen
Intelligenzen und selbstlernenden Maschinen ist die definierte Abgrenzung von Verantwortlichkeiten wichtig. Was soll die Maschine oder
der Roboter entscheiden und was der Mensch? Dies ist auch eine Frage
der Ethik, die besonders augenscheinlich wird, wenn Software entscheidet, wessen Leben sie aufs Spiel setzt, was sie zum Beispiel bei
vollautonomen Fahrzeugen tun muss. Die dahinterliegenden Algorithmen müssen nachvollziehbaren ethischen und moralischen Grundsätzen entsprechen. Damit einhergehend stellt sich auch die Frage der
Haftung.
erstellt mit https://Tagul.com
Durch die neuen Geschäftsmodelle und technologischen Möglichkeiten
erhält die Bevölkerung teils Zugang zu Leistungen, die sie bisher wegen zu hoher Preise oder anderer Hindernisse (z. B. physische Entfernung) nicht konsumieren konnte. Besonders die vielfältigen und einfachen Kaufabschlüsse im 1-Click-System bergen aber auch die Gefahr
der Überschuldung in sich.
In Zukunft ist zu erwarten, dass persönliches und/oder finanzielles
Engagement für Einzelpersonen einfacher wird. Zugleich erlangen
partizipative Beteiligungsprozesse zur Verwirklichung sozial oder
ökologisch erwünschter Vorhaben neue Perspektiven und Dimensionen.
Ein Beispiel dafür ist das Idealbild der Sharing Economy: eine nachhaltige, partizipativere Wirtschaft, in der der Gemeinschaftsgedanke auflebt
30
und das Teilen von Dingen neue Beziehungen zu Fremden entstehen
lässt.
Auf die Gesellschaft von morgen kommt eine noch nie dagewesene Rollenvielfalt zu. Der leichtere Zugang zur Mitgestaltung von Produkten
und der direkte Draht zu potentiellen Endabnehmern/innen ermöglichen
die Kapitalisierung von privaten Lebensbereichen und die Ökonomisierung von Hobbys. Neue Geschäftsmodelle sind häufig mit einem Kundenbewertungssystem verbunden über das Käuferinnen und Käufer das
anbietende Unternehmen oder das angebotene Produkt bewerten. Potentielle Neukundinnen und -kunden erhalten vorrangige Informationen,
die aber auch gegenseitiges Vertrauen erfordern.
Quelle: Fotolia©, Rawpixel.com
Arbeit und Bildung
Besonders am Arbeitsmarkt wird es zu erheblichen Verschiebungen
kommen. Robotisierte Arbeit wird laufend günstiger werden, die damit
einhergehende Kostenreduktion wird die Anzahl von Arbeitsplätzen in
vielen Bereichen senken. Automatisierung wird jedoch nicht wie bislang nur ein Phänomen der Fertigung und industriellen Erzeugung sein,
sie begünstigt nicht nur den Onlinehandel sondern zieht auch im traditionellen Einzelhandel und im Dienstleistungssektor (z. B. Banken, Versicherungen) ein. Die Anzahl von Jobs und Arbeitsplätzen im Einzelhandel wird deutlich reduziert. Lediglich kreative und serviceorientierte
Geschäfte, die ihren Kunden mehr bieten können als nur die Befriedigung ihres Bedarfs an Konsumartikeln, werden einen Wettbewerbsvorteil haben und so auch die Arbeitsplätze besser absichern können. Das
Einbinden der potentiellen Kundinnen und Kunden in die Wertschöpfungskette birgt die Gefahr eines zusätzlichen Drucks auf den Arbeitsmarkt durch Preisdumping.
Bildung wird als Schlüsselfaktor angesehen. Es wär aber falsch davon
auszugehen, dass die Verwerfungen am Arbeitsmarkt nur den Bereich
niedrigqualifizierter Arbeitskräfte beträfen. Die Optimierung von Datenauswertungen wirkt sich auf Arbeitsplätze unterschiedlichster Qualifikationsstufen aus. Wenn die Robotisierung und Automatisierung in Summe
zu weniger bezahlter Arbeit führt, können Einkommensverluste sowie
ein Verlust an Sinnstiftung aus der beruflichen Arbeit die Folge sein.
Bisherige arbeits-, sozial- und gewerberechtliche Systeme werden in
Frage gestellt. Digitalisierung, Robotisierung und der Einsatz künstlicher
Intelligenz werfen neue Fragen und Herausforderungen auch im Bereich
der klassischen Rollenbilder und Begrifflichkeiten der Arbeitswelt, wie
etwa Arbeitsregelungen oder Angestelltenverhältnisse, auf.
Quelle: eigene Darstellung
Quelle: Fotolia©,fotogestoeber
31
Quelle: Fotolia©, MonkeyBusiness
Quelle: Fotolia©, fotohansel
Wie schon in der Vergangenheit wird der Umgang mit dem Wissen über
die Veränderungen am Arbeitsmarkt entscheidend sein. Denn es werden nicht nur Arbeitsplätze und Jobs wegfallen; es werden zusätzliche,
andere, neue Jobs entstehen und so neue Chancen eröffnet. Neue
Berufszweige im Bereich Data Science samt Studiengängen und Lehren werden entstehen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wird ein
globaler Arbeitsmarkt offen stehen, vor allem in für die zukünftigen
Änderungen erforderlichen Berufsfeldern Automatisierung, Mechatronik,
IT, Logistik und Kreativwirtschaft.
Neu entstehende Branchen und Betätigungsfelder benötigen auch Mitarbeiter/innen mit neuen Qualifikationen. Das Angebot von begleitenden Serviceleistungen erfordert zusätzliche Kompetenzen. Im Handel
und Vertrieb werden die Anforderungen hinsichtlich Multiprofessionalität wachsen. Kreativität, Empathie, Intuition und ganzheitliches
Denken sind nach wie vor alleinige Fähigkeiten des Menschen, die für
die Lösung komplexer Aufgabenstellungen unverzichtbar bleiben. Diese
Eigenschaften zeichnen die arbeitenden Menschen von morgen aus, die
Manager der Maschinen sein werden.
Wirtschaft
Der erhöhte Wettbewerbsdruck durch zusätzliche Anbieterinnen und
Anbieter mit flexiblerer Preisgestaltung wird Unternehmen dazu bringen,
vermehrt die eigenen Kostenfaktoren zu beachten und Kosten zu senken. Kosteneinsparung durch Onlinearbeitskräfte, Einsparung von Arbeitsplätzen unterschiedlicher Qualifikationsstufen durch Optimierung
der Datenauswertung oder der vermehrte Zugriff auf Open-SourceSoftware sind nur einige einer Vielzahl möglicher Auswirkungen.
Quelle: Fotolia©, Cybrain
32
Neben dem erhöhten Wettbewerbsdruck gibt es jedoch noch andere
geänderte Anforderungen an Unternehmen, die erhebliche Auswirkungen auf deren Aktivitäten bedeuten. Kundenbedürfnisse können durch
Datenanalysen antizipiert werden bevor sie tatsächlich entstehen. Durch
Onlinehandel und Vertriebsplattformen wird ein weitgehend transparenter und internationaler Markt für Endverbraucher entstehen, Preistransparenz und Zugang zu anderen Vertriebspunkten werden leichter
möglich. Damit wird auch der Kauf direkt beim Erzeuger erleichtert. Die
steigende Bedeutung des Direktvertriebs wird sich mehr und mehr im
Verkaufsvolumen niederschlagen. Bargeldloses Bezahlen und die Möglichkeit auch virtuelle Währungen zum Einkauf zu verwenden gewinnen
dadurch ebenfalls an Bedeutung. Geänderte Anforderungen der Zustellung (Last-Mile-Problematik) werden die Logistikbranche verändern.
Das Konsumentenvertrauen wird stark von Kundenbewertungssystemen
und dem Interesse an einer ökologisch und sozial unbedenklichen Produktion beeinflusst werden, was sich auch in der Form der Werbung,
des Marketings und auf die gesamte Unternehmenskommunikation in
Richtung Transparenz und Offenheit auswirken wird.
Persönliches und finanzielles Engagement für Einzelpersonen ist einfach möglich, neue Geschäftsmodelle können sehr schnell wachsen.
Auch der Trend der Individualisierung im Konsumverhalten wird dadurch
weiterentwickelt. Neue Möglichkeiten des Wirtschaftens werden sich
durch den grundsätzlichen Zugang zu den weltweit „klügsten Köpfen“
auftun. Gesellschaftliche Bedürfnisse können durch die Beteiligung und
das Engagement vieler rasch von Ideen zu marktfähigen Produkten und
Dienstleistungen entwickelt werden. Einen entscheidenden Faktor für
erfolgreiche Unternehmen werden Kooperationen mit Forschungseinrichtungen zur Nutzung von „Big Data“ darstellen.
Forschung
Mit der zunehmenden Digitalisierung gehen steigende Datenmengen
einher. Damit lassen sich sowohl für betriebliche als auch für die universitäre Forschung wesentliche neue Impulse gewinnen. Mittels Big-DataAnalyse wird neues Wissen in großen Datenmengen entdeckt, wozu
auch die zunehmende Vernetzung von Datenquellen beiträgt. Bei größeren Firmen und Universitäten entstehen Big-Data-Center, die sich
speziell mit der Analyse von Daten z. B. aus dem Versicherungs-, Energie- und Gesundheitsbereich beschäftigen8.
Quelle: Fotolia©, iconimage
Die wirtschaftlichen Veränderungen bieten gute Zukunftsperspektiven
für Berufe im Bereich Automatisierung, Mechatronik, IT, Logistik und
Kreativwirtschaft. Dies wird zu einer erhöhten Nachfrage nach derartigen
Studien an den heimischen Universitäten und Fachhochschulen führen,
was die Schwerpunkte von Forschung und Lehre beeinflussen wird.
Die Vernetzung verschiedener Fachbereiche wird auf Grund der immer komplexeren Produktionsprozesse in Verbindung mit der Personalisierung weiter zunehmen.
Durch die neuen technischen Kommunikationsmöglichkeiten können
Laienwissenschaftler/innen verstärkt an herausragenden Forschungsleistungen sowohl im kommerziellen Bereich als auch bei den Grundla8
vgl. auch Oö. Zukunftsakademie (2016a)
33
genforschungen teilnehmen. Umgekehrt erhalten Firmen und Universitäten Zugang zu den "klügsten Köpfen" weltweit.
Ressourcen und Infrastruktur
Quelle: Fotolia©, ChiccoDodiFC
Quelle: Fotolia©, faithie
Die digitale Infrastruktur, das Netz, spielt eine Hauptrolle bei der Ermöglichung von neuen Geschäftsmodellen. Ihre Verfügbarkeit und Kapazität müssen an den geänderten Bedarf angepasst werden. Neben
der flächendeckenden Breitbandanbindung muss man auch den geänderten Anforderungen an die Strom- und Verkehrsinfrastruktur hinsichtlich Kapazität und Ausfallsicherheit nachkommen. Beispielsweise
zu nennen ist die zunehmende Anzahl von Kleinststromerzeugern, die
auch konsumieren oder der rasant steigende (innerstädtische) Lieferverkehr, der durch die Lieferungen der Onlinegeschäfte entsteht.
Mit Strategien, die auf Big-Data-Analysen aufbauen, lassen sich Ressourcen in allen Bereichen einsparen. Es können Bedürfnisse antizipiert
werden bevor sie entstehen; beispielsweise können Waren just-in-time
für einen zu erwartenden erhöhten Bedarf geliefert werden. Im Gegenzug steigt der Ressourcenverbrauch – insbesondere der Energieverbrauch – durch Datenquellen (v.a. Sensoren) und Speicherung und Verarbeitung der Daten.
Die Kultur des Teilens kann ebenfalls zu einer Schonung der Ressourcen beitragen, jedoch nur, wenn nicht zusätzlich Produkte oder Leistungen konsumiert werden oder zusätzlich Ressourcen zum Teilen angeschafft werden.
Ausgehend von einem sehr hohen Niveau9 ist auch in Zukunft mit einem
weiteren Verkaufsflächenrückgang aufgrund der Zunahme des Onlinehandels zu rechnen. Die Anforderungen an die abnehmenden Verkaufsflächen hinsichtlich Erreichbarkeit, Zugänglichkeit, Präsentationsund Gestaltungsmöglichkeit steigen durch Verschiebungen bei der Nutzung von Vertriebswegen zum Multikanal- und Direktvertrieb und durch
das Entstehen von Convenience-Stores. Die Nachnutzung der steigenden leerstehenden Geschäftsflächen wird eine große Herausforderung
darstellen.
9
Mit 1,7m² pro Einwohner hat Österreich die zweithöchste Verkaufsflächendichte in Europa. (Handelszeitung, 2016)
34
Recht
Viele der neuen Geschäftsmodelle haben Berührungspunkte mit gesetzlichen Regelungen und staatlichen Kontrollmechanismen, die die Einhaltung der Rechtssätze gewährleisten sollen. Die Auswirkungen der Modelle auf Lebensbereiche können dazu führen, dass bereits vorhandene
gesetzliche Grundlagen erwünschte Effekte nicht mehr umfassend erzielen10 (etwa die Ordnungsfunktion, die Wertfunktion oder die Steuerungsoder Gestaltungsfunktion). Aus diesem Grund können Regelungen oder
ihre Interpretation hinterfragt werden oder sich vielleicht Änderungsbedarf ergeben.
Quelle: Fotolia©, vege
Ganz aktuell führte etwa im Bereich der Geschäftsmodelle, in welchen
personenbezogene Daten elektronisch verarbeiten werden, u.a. der
deutliche Anstieg an der Erhebung und grenzüberschreitenden Übermittlung am 27. April 2016 zu einer neuen Datenschutz-Grundverordnung
der EU, welche 2018 in Kraft tritt.
Ebenfalls auf europäischer Ebene wird aktuell im Bereich der Immaterialgüterrechte insbesondere Urheberrecht, Marke, Patent und Geschmacksmuster, des Markenrechtes oder Patentrechtes ein möglicherweise vorhandener Anpassungsbedarf der Richtlinie zur Durchsetzung
der Rechte des geistigen Eigentums (2004/48/EG) erhoben.
Die Geschäftsmodelle, die auf der Mitarbeit von vielen aufbauen
(„Crowd“), führen zu Fragestellungen der Anwendbarkeit des bestehenden Regelungsgerüstes: im Bereich von Crowdwork etwa stellt sich die
Herausforderung, die Vielzahl der zum Teil sehr kleinen Arbeitsvolumina
(„Microtasks“) und der Vermittlung auf internationalen Plattformen mit
Allgemeinen Geschäftsbedingungen mit Vorschriften und den Intentionen des Gesetzgebers im Bereich etwa des Vertragsrechtes und des
Arbeits- und des Sozialrechts in Einklang zu bringen11. Im Bereich der
Wissensgenerierung oder Verwendung mit Beteiligung vieler bzw. der
Beteiligung von Bürgern/innen an Projekten von Wissenschaft und Forschung ergeben sich ebenfalls Herausforderungen in der Anwendung
und Administrierbarkeit von Datenschutz- oder etwa Urheberrechten.
Durch Veränderungen am Arbeitsmarkt durch Digitalisierung bzw. Robotisierung und künstlicher Intelligenz werden ebenfalls neben arbeitsrechtlichen Regelungen auch bestehende Steuern bzw. Abgaben hinterfragt. Im Hinblick darauf, die Teilhabe aller am Wohlstand auch im
Falle eines Anwachsens strukturell bedingter Arbeitslosigkeit zu gewährleisten, können sich zunehmend gesellschaftspolitische Fragen und Dis10
11
vgl. etwa Bartik, Lutter, und Antalovsky (2015): S.8,9,12
vgl. etwa Risak (2015): S.12,17
35
kussionen rund um die Thematik erwerbsunabhängiger Einkommensformen stellen (z. B. Grundeinkommen, siehe Beispiele aus der Schweiz
oder Finnland).
Manche Geschäftsmodelle, etwa aus dem Bereich der Sharing Economy, führen auch zu Herausforderungen der staatlichen Behörden hinsichtlich der Kontrolle der existenten Regelungen, wie etwa der Einhaltung der Steuer- und Abgabenpflichten sowie von Regelungen, die
dem Schutz anderer Beteiligter etwa der Konsumierenden oder Mitbewerber/innen dienen12.
Schlussbemerkung
Eine tiefergehende Analyse der Auswirkungen auf einzelne Lebensbereiche mit dem Fokus auf Oberösterreich soll einen weiteren Schnitt
darstellen, um optimal auf die zukünftigen Entwicklungen vorbereitet zu
sein.
Wir freuen uns über Ihre Kommentare, Ergänzungen, Berichtigungen
und Hinweise per E-Mail an [email protected], Betreff: Umfeldanalyse
Neue Geschäftsmodelle.
12
36
vgl. Bartik, Lutter, und Antalovsky (2015): S.9
Verwendete Quellen
Amt der Oö. Landesregierung, Abt. Statistik. (2015): Bevölkerungsprognose 2015 Teil 1 –
Bundesland Oberösterreich. Linz. http://www.landoberoesterreich.gv.at/Mediendateien/Formulare/DokumenteAbt_Stat/
Bartik, Herbert, Johannes Lutter, und Eugen Antalovsky. (2015): The Big Transformers Sharing- und On-Demand-Economy auf dem Vormarsch. Konsequenzen und
Handlungsoptionen für die öffentliche Hand im Personentransport- und
Beherbergungswesen. europaforum wien, im Auftrag der Stadt Wien, MA 23 – Wirtschaft,
Arbeit und Statistik. https://www.wien.gv.at/statistik/pdf/bigtransformers.pdf
Bawden, Tom (2016): Global warming: Data centres to consume three times as much energy
in next decade, experts warn. Indipendent. Abgerufen am 18.07.2016
http://www.independent.co.uk/environment/global-warming-data-centres-toconsume-three-times-as-much-energy-in-next-decade-experts-warna6830086.html
Boeing, Niels (2015): Auf dem weg in die Maker-Ökonomie. Abgerufen am 18.07.2016
http://www.zukunftsinstitut.de/artikel/tup-digital/04-next-economy/02shortcuts/auf-dem-weg-in-die-maker-oekonomie/
Bonin, Holger, Terry Gregory, und Ulrich Zierahn. (2015): Übertragung der Studie von
Frey/Osborne (2013) auf Deutschland. Bundesministerium für Arbeit und Soziales,
Mannheim. www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDFPublikationen/Forschungsberichte/fb-455.pdf
Calmbach, Marc, Silke Borgstedt, Inga Borchard, Peter M. Thomas, und Berthold B. Flaig
(2016): Wie ticken Jugendliche 2016? Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14
und 17 Jahren in Deutschland. open access ed. Springer Fachmedien, Wiesbaden.
http://www.wie-ticken-jugendliche.de/home.html
Danhofer, Petra (2016): Lieferkette der Zukunft. Chefinfo 2016(Juni): 86-89.
http://www.zzv.at/archiv/chefinfo/ci52016/index.html#86-89
Deng, Boer (2015): Roboter-Ethik. Funktioniert die Ethik an Bord? Spektrum der
Wissenschaft. Abgerufen am 18.07.2016 http://www.spektrum.de/news/koennenwir-roboter-mit-ethik-erschaffen/1356774
Dörr, Julian und Nils Goldschmidt (2016): Share Economy: Vom Wert des Teilens. FAZ
Online. Abgerufen am 19.07.2016 http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/shareeconomy-vom-wert-des-teilens-13990987.html
Eichhorst, Werner und Alexander Spermann. (2015): Sharing Economy – Chancen, Risiken
und Gestaltungsoptionen für den Arbeitsmarkt. IZA Research Report No. 69.
Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit, Bonn.
http://www.iza.org/en/webcontent/publications/reports/report_pdfs/iza_rep
ort_69.pdf
37
Eichhorst, Werner und Alexander Spermann. (2015): Sharing Economy – Chancen, Risiken
und Gestaltungsoptionen für den Arbeitsmarkt. IZA Research Report No. 69.
European Commission. (2013): Final Report from the Expert Group on Retail Sector
Innovation. Abgerufen am 19.07.2016 http://ec.europa.eu/research/innovationunion/pdf/Report_from_EG_on_Retail_Sector_Innovation_A4_FINAL_2.pdf
Frey, Carl B. und Michael A. Osborne. (2013): The Future of Employment: How Susceptible
are Jobs to Computerization? Oxford.
http://www.oxfordmartin.ox.ac.uk/downloads/academic/future-ofemployment.pdf
Frey, Carl B. und Michael A. Osborne (2013): The Future of Empolyment: How susceptible
are Jobs to Computisation?
http://www.oxfordmartin.ox.ac.uk/downloads/academic/future-ofemployment.pdf
Hagen, Lara (2016): Wenn Maschinen das Kommando übernehmen. Der Standard.
Abgerufen am 19.07.2016 http://derstandard.at/2000036395355/Wenn-Maschinendas-Kommando-uebernehmen
Handelszeitung (2016): Verkaufsflächen im Handel nehmen weiter ab. Handelszeitung.
Abgerufen am 18.07.2016
http://www.handelszeitung.at/handelszeitung/verkaufsflaechen-im-handelnehmen-weiter-ab-124097
Heß, Werner (2008): Ein Blick in die Zukunft - acht Megatrends, die Wirtschaft und
Gesellschaft verändern.
https://www.allianz.com/v_1339508238000/media/current/de/images/ein_blick
_in_die_zukunft_acht_megatrends.pdf
Hilgendorf, Eric (2015): Automatisiertes Fahren und das Recht. Zeitschrift für Verkehrsrecht
Sonderheft Verkehrsrechtstag 2015(240): 469-472.
Hutsteiner, Ruth (2016): Shenzhen - das Mekka für Maker. science.orf.at. Abgerufen am
18.07.2016 http://science.orf.at/stories/2782676/
Kirchschläger, Peter G. (2016): Digitalisierung und Robotisierung der Gesellschaft aus
theologisch-ethischer Perspektive. Abgerufen am 18.07.2016
http://www.feinschwarz.net/digitalisierung-und-robotisierung-dergesellschaft-aus-theologisch-ethischer-perspektive/
KMU Forschung Austria. (2009): Konsum- & Freizeittrends. Studie im Auftrag der WK NÖ.
Wien.
http://www.forschungsnetzwerk.at/downloadpub/2009_dorr_etal_konsum_freize
ittrends_endbericht.pdf
KMU Forschung Austria. (2015): Strukturanalyse im stationären Einzelhandel 2015.
Executive Summary.
https://www.wko.at/Content.Node/branchen/oe/Statistik/Executive-SummaryStrukturanalyse-im-Einzelhandel-2015.pdf
38
Leitner, Karl-Heinz (2012): Wie wir in Zukunft innovieren - Entwicklungstrends und
Herausforderungen für die Innovationspolitik. Wirtschaftspolitische Blätter 2012(3): 405423.
Oldenburg, Felix (2015): Wegbereiter von Milliardenmärkten. Harvard Business Manager
2015(Juni): 84-91.
Oö. Zukunftsakademie. (2016a): Big Data - Public Health - Entwicklungen und Impulse.
http://www.ooezukunftsakademie.at/BigData_PublicHealth_Zukunftsthema_final_2016.pdf
Oö. Zukunftsakademie. (2016b): Innovative Entwicklungen für eine veränderte Esskultur.
Standpunkt. Linz. http://www.ooezukunftsakademie.at/InnovEntwicklungenEsskultur_Standpunkt_final.pdf
Österreichische Raumordnungskonferenz (Hg.). (2005): ÖROK-Prognosen 2001-2031 Teil 2:
Haushalte und Wohnungsbedarf. Kurzfassung. Wien.
http://www.oerok.gv.at/fileadmin/Bilder/5.ReiterPublikationen/Schriftenreihe_Kurzfassung/OEROK_schriftenreihe166II_kurzfa
ssung_d.pdf
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (Hg.) (2014): Mittelfristige
Beschäftigungsprognose für Österreich und die Bundesländer. Berufliche und sektorale
Veränderungen 2013 bis 2020. Endbericht. Wien.
http://www.wifo.ac.at/jart/prj3/wifo/resources/person_dokument/person_dok
ument.jart?publikationsid=57914&mime_type=application/pdf
Pawelka, Gerold (2015): Datenschutzrechtliche Aspekte im Zusammenhang mit Citizen
Science. OeAD'news Jahrgang 24(4/97).
https://www.oead.at/fileadmin/oead_zentrale/ueber_den_oead/publikationen/
pdf/oead.news/2015/oead-news-97_WEB.pdf
Pfluger, Bettina (2014): Ein Kredit von mir zu dir. Der Standard. Abgerufen am 19.07.2016
http://derstandard.at/1392688178228/Crowdlending---Ein-Kredit-von-mir-zudir
Risak, Martin (2015): Crowdwork – Erste rechtliche Annäherungen an eine „neue“
Arbeitsform. Zeitschrift für Arbeits- und Sozialrecht 01/2015: 11-19.
Salzer, Elisabeth (2015): Sharing Economy: HOTREC fordert Fair Play für bloße
Raumvermietung in Europa. WKO. Abgerufen am 19.07.2016
https://www.wko.at/Content.Node/iv/presse/wkoe_presse/presseaussendungen/
pwk_852_15_Sharing-Economy:-HOTREC-fordert-Fair-Play-fuer.html
Schneider, Christian, Georg Wittmann, Ernst Stahl, Stefan Weinfurtner, und Sabine Pur.
(2012): Multikanalvertrieb: ganz klar! Aber wie? - Fakten aus dem deutschen (Online-)
Handel. ibi research an der Universität Regensburg GmbH. http://www.ecommerceleitfaden.de/download/studien/Studie_Multikanalvertrieb.pdf
Schulze, Gerhard (2000): Die Erlebnisgesellschaft: Kultursoziologie der Gegenwart. Campus
Verlag, Frankfurt am Main.
39
Sommer, Sarah (2011): Die Erfindung des McSupermarkts. Manager Magazin. Abgerufen
am 18.07.2016 http://www.manager-magazin.de/unternehmen/handel/a805345.html
Spath, Dieter, Oliver Ganschar, Stefan Gerlach, Moritz Hämmerle, Tobias Krause, und
Sebastian Schlund (2013): Produktionsarbeit der Zukunft – Industrie 4.0. Fraunhofer
Verlag, Stuttgart. http://www.iao.fraunhofer.de/lang-de/images/iaonews/produktionsarbeit-der-zukunft.pdf
Stähler, Patrick (2001): Geschäftsmodelle in der digitalen Ökonomie: Merkmale, Strategien
und Auswirkungen. Josef Eul Verlag, Köln-Lohmar.
Stehr, Nico und Adolf Marian (2009): Kapitalismus: Die Macht der Konsumenten. Zeit Online.
Abgerufen am 19.07.2016 http://www.zeit.de/online/2009/23/irritierterwohlstand/
Templ, Heinz (216): Über "die Haftungsfrage" von selbsttätig am Straßenverkehr
teilnehmenden Kfz. Zeitschrift für Verkehrsrecht 2016(7): 10-13.
VCÖ (2015): Gesellschaft im Wandel verändert die Mobilität. Abgerufen am 18.07.2016
https://www.vcoe.at/files/vcoe/uploads/News/VCOe-Factsheets/201512%20Gesellschaft%20im%20Wandel/VC%C3%96-Factsheet%20%20Gesellschaft%20im%20Wandel%20ver%C3%A4ndert%20die%20Mobilit%C3%A4t.pdf
VO (EU) (2016/679): Des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. April 2016 zum
Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten, zum freien
Datenverkehr und zur Aufhebung der Richtlinie 95/46/EG (DatenschutzGrundverordnung).
Walsh, Bryan (2013): The Surprisingly Large Energy Footprint of the Digital Economy
[UPDATE]. Time Inc. Abgerufen am 18.07.2016
http://science.time.com/2013/08/14/power-drain-the-digital-cloud-isusing-more-energy-than-you-think/
Wirtschaftskammer Österreich (Hg.). (2011): Zukunftsmarkt Gesundheit. Trends &
Handlungsempfehlungen für Ihr Unternehmen. Wien.
https://www.wko.at/Content.Node/Service/Unternehmensfuehrung--Finanzierung-undFoerderungen/Unternehmensfuehrung/Strategie--Organisation-undMarketing/Zukunftsmarkt_Gesundheit.pdf.
Zukunftsinstitut GmbH (2013): Fair Trade: Von der Nische zum Trend. Abgerufen am
19.07.2016 https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/fair-trade-von-dernische-zum-trend/
Zukunftsinstitut GmbH (2013): Von Fair Trade zu Fair Business. Abgerufen am 19.07.2016
https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/von-fair-trade-zu-fair-business/
Zukunftsinstitut GmbH (2015): Healthness – Gesundheit wird ganzheitlich. Abgerufen am
18.07.2016 https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/healthness-gesundheitwird-ganzheitlich/
40
Zukunftsinstitut GmbH (2016): Dossier Handel. Abgerufen am 18.07.2016
http://www.zukunftsinstitut.de/dossier/dossier-handel/
Zukunftsinstitut GmbH (2016): Megatrend Neo-Ökologie. Abgerufen am 19.07.2016
https://www.zukunftsinstitut.de/dossier/megatrend-neo-oekologie/
Zukunftsinstitut GmbH (2016): Vom Point of Sale zum Point of View. Abgerufen am
18.07.2016 https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/handel/vom-point-ofsale-zum-point-of-view/
41