Eine Dienstleistung von Eine Dienstleistung von Titelseite News am Abend 3M Deutschland Edition DIENSTAG, 2.8.16 · NR. 147 · STAND 14 UHR HEUTE Mehr als jedes vierte Kind in Europa von Armut bedroht Mehr als jedes vierte Kind in Europa unter 16 Jahren ist von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. 22,9 Millionen (27,4 Prozent) aller Kinder in Europa wuchsen demnach 2014 in benachteiligenden sozialen Verhältnissen auf. Vier Jahre zuvor sind es knapp 200 000 Kinder weniger gewesen (22,6 Millionen), wie das Europäische Statistikamt Eurostat mitteilte. Ehemaliger Chef der Krisenbank Veneto verhaftet Italienische Steuerfahnder haben den früheren Chef der Krisenbank Veneto Banca wegen des Vorwurfs der Marktmanipulation festgenommen. Vincenzo Consoli werde zudem zur Last gelegt, die Aufsichtsbehörden in die Irre geführt zu haben, teilte die Polizei heute mit. Das Geldhaus habe mit Tricks den Schein erweckt, eine stärkere Kapitaldecke zu haben als dies tatsächlich der Fall gewesen sei. Das Kreditinstitut musste erst im Juni vom italienischen Bankenrettungsfonds übernommen werden. Bayern will VW verklagen ► Dieselskandal: Freistaat fordert 700 000 Euro. ► Konzern habe Mitteilungspflicht verletzt. Finanzminister Markus Söder: Klage soll im September eingereicht werden. dpa C haostag in Wolfsburg: Erst entzieht eine südkoreanische Behörde 80 Modellen des VWKonzerns die Zulassung. Und dann gibt es auch in Deutschland neue Probleme. Der Freistaat Bayern nimmt sich ein Beispiel an den Forderungen amerikanischer Pensionsfonds und verklagt VW auf Schadenersatz. Es gehe dabei um die Aktienkurs-Ver- luste, die dem bayerischen Pensionsfonds durch den Dieselskandal entstanden seien, sagte der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) heute. „Bayern muss Volkswagen verklagen“, sagte Söder. „Der Pensionsfonds wird noch im September beim Landgericht Braunschweig Klage auf Schadensersatz einreichen.“ Söder sagte weiter: „Wir sind Heute mit SPEZIAL TECHNIK Datenspeicher: Alle Bücher auf einer Briefmarke Marsrover sucht sich Laser-Ziele nun selbst aus SEITE 4 Top-Klick auf handelsblatt.com Griechenland fürchtet neue Flüchtlingswelle da auch rechtlich in der Verpflichtung für unsere Beschäftigten.“ Hintergrund der angekündigten Klage sei der Wertverlust der VW-Aktien, nachdem der Dieselskandal öffentlich wurde. Zwischenzeitlich hatte die VWVorzugsaktie mehr als 40 Prozent des Wertes verloren. Bayern hielt über einen milliardenschweren Pensionsfonds für Landesbedienstete im September 2015 rund 58 000 Vorzugsaktien. „Durch den Verstoß gegen Mitteilungspflichten seitens VW musste auch der bayerische Pensionsfonds einen Kursdifferenzschaden hinnehmen. Das Geld wollen wir von VW zurückhaben. Konkret geht es um maximal 700 000 Euro.“ Die Klage aus dem CSU-regierten Bayern rückt auch Niedersachsen ins Licht: Das Bundesland ist zweitgrößter Aktionär des Autobauers. Auch für Niedersachsen stand eine Klage auf der Agenda. Ende März beschied jedoch die Staatskanzlei: „Derzeit gibt es keine konkreten Überlegungen des Landes.“ Das Land sehe sich nicht als Finanzinvestor. Das sieht der bayerische Freistaat anders. Und orientiert sich an den Sammelklagen in den USA. Gegen die geht VW jetzt allerdings in die Offensive und beantragte vor einem kalifornischen Gericht, die Klagen abzuweisen. HB DAX Stand 14 Uhr -1,36 % 10190 Gewinne schwinden bei deutschen Topkonzernen Die Abschwächung der Weltkonjunktur und der zuletzt wieder stärkere Euro setzen deutsche Börsenschwergewichte unter Druck. Der operative Gewinn (Ebit) der 17 Dax-Konzerne, die bisher Zahlen für ihre Geschäfte von April bis Juni vorlegten, sank um neun Prozent auf insgesamt 17,7 Milliarden Euro. Das geht aus einer Zwischenbilanz des Beratungsunternehmens EY hervor. Der gesamte Umsatz (ohne Banken) fiel um 0,6 Prozent auf 182,5 Milliarden Euro. Die schwache Konjunktur in wichtigen Schwellenländern mache gerade Industrieunternehmen zu schaffen, sagt Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung bei EY. „Die anhaltende Rezession in Russland und Brasilien und die abgeschwächte Dynamik in China bremsen das Wachstum spürbar.“ Von einer Krise könne aber insgesamt keine Rede sein. „Die Unternehmensgewinne sind auf hohem Niveau.“ dpa ANZEIGE 11. Handelsblatt Jahrestagung Compliance 12. und 13. September 2016, Düsseldorf Weitere Informationen erhalten Sie telefonisch unter: 02 11.96 86 – 35 77 Konzeption und Organisation: Wirtschaft & Politik DIENSTAG, 2.8.16 News am Abend WIRTSCHAFT & POLITIK 2 USA nehmen IS-Hochburg ins Visier ► Amerikaner dürfen Luftschläge auf libysches Sirte fliegen. ► Einheitsregierung in Tripolis bat um die Unterstützung. D as US-Militär hat erstmals Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in der libyschen ISHochburg Sirte angegriffen. Das teilte Pentagon-Sprecher Peter Cook gestern Abend (Ortszeit) in Washington mit. USPräsident Barack Obama habe die Luftschläge genehmigt. Der Ministerpräsident der Einheitsregierung in Tripolis, Fajis alSarradsch, sagte in einer Fernsehansprache, seine Regierung habe in Kooperation mit den Milizen am Boden um direkte Luftunterstützung der USA gebeten. Angaben zu möglichen Opfern gab es zunächst nicht. Regierungstreue Milizen hatten im Mai eine Offensive gegen die Dschihadisten gestartet, nachdem das IS-Einflussgebiet in Zentrallibyen auf mehr als 300 Kilometer Länge angewachsen war. Innerhalb weniger Wochen rückten Truppen von allen Seiten auf das Zentrum Sirtes vor, in dem die restlichen Extremisten nun ein- gekesselt sind. Bei den Kämpfen gab es auf beiden Seite große Verluste. Nach Angaben von Pentagon-Sprecher Cook halten sich in Sirte noch bis zu 1000 Kämpfer der Terrormiliz auf. Ob die Präzisionsschläge mit Drohnen oder mit Kampfjets ausgeführt wurden, wollte er nicht sagen. Ziel waren demnach unter anderem ein Panzer sowie Fahrzeuge des IS. Cook machte deutlich, dass es keine einzelne Aktion war: „Wir sind darauf vorbereitet, in Abstimmung mit der Einheitsregierung weitere Angriffe auszuführen.“ Diplomaten zufolge hatten die USA schon seit Monaten darauf gedrungen, den IS aus der Luft angreifen zu können. Doch eine formelle Bitte von der Einheitsregierung hatte bislang gefehlt. Die Regierung in Tripolis zögerte wohl auch deshalb, weil sie durch eine amerikanische Militärintervention interne Kritik auf sich ziehen und vom Westen abhängig wirken könnte. Dabei hatten die USA schon vorher zweimal Luftangriffe auf den IS in anderen Landesteilen geflogen. So kamen bei einem Angriff auf ein mutmaßliches Terrorcamp der Dschihadisten im Februar Dutzende Menschen ums Leben. dpa Venezuela: Abwahl Maduros kommt voran Das von der Opposition in Venezuela geplante Referendum zur Abwahl von Präsident Nicolás Maduro hat nach wochenlangem Streit eine wichtige Hürde genommen. Die Prüfung von eingereichten Unterschriften hat ergeben, dass in allen 24 Bundesstaaten das notwendige Quorum von einem Prozent der Wahlberechtigten erreicht worden ist. Werden bei einer erneuten Abstimmung landesweit vier Prozent erreicht, kommt es zum Referendum. Seit Jahren bekämpfen sich IS und die libysche Regierung in Sirte. Nun keilt auch Warren Buffett gegen Trump US-Investorenlegende Warren Buffett hat die Fähigkeiten des Präsidentschaftskandidaten Donald Trump als Geschäftsmann infrage gestellt. Selbst ein Affe hätte an der Börse besser abschneiden können als der Milliardär, als dieser 1995 seine Hotels und Kasinos an die Wall Street gebracht habe, sagte Neuer britischer EU-Kommissar Der britische Vertreter in der EU-Kommission, Julian King, soll sich bis zum Austritt der Briten um Sicherheit und Terrorbekämpfung kümmern. Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schickte ihm heute einen Brief. Der Spitzendiplomat war im Juli von der Regierung in London als neuer Kommissar nominiert worden. Großbritanniens bisheriger EU-Kommissar Jonathan Hill, zuständig für die Bankenregulierung, war nach dem Referendum im Juni zurückgetreten. Buffett auf einer Wahlkampfveranstaltung der Demokraten gestern: Wenn ein Affe 1995 „einen Pfeil auf die Aktien-Scheibe geworfen hätte, dann hätte der Affe im Schnitt 150 Prozent erzielt“. Trump argumentiert, sein Erfolg als Geschäftsmann qualifiziere ihn, US-Präsident zu werden. Buffett forderte Trump zudem erneut auf, seine Steuerer- klärung zu veröffentlichen. Trump lehnt dies mit dem Verweis ab, dass die Bundessteuerbehörde IRS die Unterlagen immer noch prüfe. Der Mogul steht aktuell mächtig unter Druck, weil er die Eltern eines im Irak gefallenen US-Soldaten attackierte, die ihn auf dem DemokratenParteitag vergangene Woche scharf angingen. Khizr und rtr Ghazala Khan werden als „Gold-Star-Eltern“ verehrt, und so ließ der Sturm der Empörungen über Trump nicht lange auf sich warten – doch der Mogul legt immer weiter nach. Gestern versuchte er vom Thema abzulenken: „Es geht nicht um Khan, es geht um radikalen islamistischen Terror und die USA. Wacht auf!“ Online fragten ihn anschließend einige, ob er den Toten jetzt in Verbindung zu Terroristen bringen wolle. HB Tourismusboom beflügelt Spaniens Arbeitsmarkt Ein Rekordansturm von Urlaubern hat dem Arbeitsmarkt in Spanien im Juli kräftig Aufwind verliehen. Die Zahl der Erwerbslosen fiel um 2,2 Prozent auf 3,9 Millionen – der stärkste Rückgang in einem Juli seit 1997. Beflügelt wird der Aufschwung durch die wiedererwachte Konsumfreude der Spanier und das boomende Geschäft mit den Urlaubern, die aus Furcht vor Anschlägen Reiseziele wie die Türkei, Ägypten und Tunesien meiden. Impressum Handelsblatt News am Abend Verlag: Handelsblatt GmbH Geschäftsführung: Gabor Steingart (Vorsitzender), Frank Dopheide, Ingo Rieper Corporate Editions: Andrea Bartusch Tel.: 0211–887–1097 E-Mail: [email protected] Redaktion: Sven Afhüppe (verantw.) Peter Pfister (Red.-leitung), Sabine Haupt, Carlo Sporkmann, Heide Braasch (Producing) Anschrift: Kasernenstr. 67 40213 Düsseldorf Tel. +49 (0) 211–887–1550 E-Mail: [email protected] www.newsamabend.com DIESE WOCHE IM FOKUS: 3M ALS SCHLEIFEXPERTE ANZEIGE Neu: „3M Precision Grinding TestCenter“ Dünn. Smart. Stark. Industrie 4.0: Lokales TestCenter für globale Kunden Innovativ und zukunftsweisend, so präsentiert sich das neue globale 3M Kundencenter zum Thema Schleifen am Standort Meerbusch. Das sogenannte „3M Precision Grinding TestCenter“ bietet 3M Kunden nicht nur eine der modernsten Testanlagen der Branche. Es nutzt auch die Chancen der „Industrie 4.0“: Kunden können hier neue Schleifwerkzeuge testen, bevor sie in ihrem eigenen Produktionsprozess zum Einsatz kommen. Die Tests können per Video dokumentiert werden. So sind die Kunden immer hautnah dabei. Ganz einfach und unkompliziert – egal, ob sie zum Beispiel in Asien oder Deutschland ansässig sind. Enger Dialog. Beschleunigter Prozess. Die Vorteile liegen auf der Hand. Das „3M Precision Grinding TestCenter“ erleichtert es, Kunden direkt in die Entwicklung von neuen Sie sind nur 0,15 mm bis 0,3 mm dick – und trotzdem bieten sie exzellente Klebkraft. Die dünnen 3M™ VHB™ Klebebänder der 59er Serie! Diese extra feinen, doppelseitigen Hochleistungs-Klebebänder eignen sich für besonders schmale Anwendungen auf schwierig zu verklebenden Werkstoffen. Sie haben alle Vorteile, welche die 59er Serie so erfolgreich machen. Dazu gehört vor allem die starke Haftung auf einer Vielzahl von Pulverlacken. schleiftechnischen Lösungen und Strategien mit einzubinden. Die 3M Schleifexperten gewinnen hier ganz neue Möglichkeiten für eine enge, dialogbasierte Zusammenarbeit mit Kunden weltweit. Gleichzeitig kann das neue Kundencenter den Innovationsprozess deutlich beschleunigen: Früher konn- ten Kunden neue Schleifwerkzeuge immer nur dann testen, wenn ihre eigenen Anlagen gerade nicht für die normale Produktion im Betrieb waren. Das brachte nicht selten lange Wartezeiten mit sich. Im neuen „3M Precision Grinding TestCenter“ sind sofortige Test von kundenspezifischen Werkzeugen möglich. Messbare Ergebnisse. 3M hat circa 1,3 Millionen US Dollar in sein neues globales Kundencenter investiert. Auf insgesamt drei modernen Schleifmaschinen können jetzt Werkzeuge, wie Wendeschneidplatten, Bohrer und Fräser, aber auch alle Arten von Wellen für den AutomotiveBereich getestet und effizient bear- beitet werden. Mithilfe entsprechender Messgeräte werden die Schleifergebnisse erfasst und bewertet. Die neue Anlage nutzt 3M auch für Kundentrainings. 3M Standort Meerbusch Die 3M Abrasive Systems Division am Standort Meerbusch bietet hochinnovative Schleiflösungen zur Bearbeitung schwer zerspanbarer Werkstoffe. Als Systemanbieter liefert das Unternehmen Präzisionsschleifmaschinen, Laserbearbeitungszentren, Diamantund CBN-Schleifwerkzeuge sowie Abrichtwerkzeuge und Abrichtgeräte aus einer Hand. Hier weitere Informationen Zuverlässig für schlanke Verbindungen Durch ihre geringe Dicke sind die dünnen VHB Klebebänder der 59er Serie für schlanke Verbindungen in vielen Industriebereichen ideal. Zum Beispiel für die Verklebung von Touchscreens an Informationsschaltern oder von Industriesteuerungen mit ihren Rahmen. Die dünnen Klebebänder halten nicht nur absolut zuverlässig, sie bieten auch weitere Vorteile. Zum Beispiel: Bei der Verklebung auf Pulverlacken entfällt ein aufwendiger Arbeitsschritt. Die Klebflächen müssen vor der Lackierung nicht abgedeckt werden. Ein Klebeband. Viele Pluspunkte. Die smarten Hochleistungs-Klebebänder sind unkompliziert in der Verarbeitung. Sie eignen sich zur Verbindung von hochenergeti- schen Werkstoffen wie Metallen, lackiertem Holz, Glas, Keramik und vielen Kunststoffen. Stets garantieren sie dauerhafte Verbindungen mit hoher Soforthaftung und Stoßfestigkeit. Sie sind trägerlos, bestehen durch und durch aus Klebstoff. 3M bietet sie in den vier Dicken 0,15 mm, 0,2 mm, 0,25 mm und 0,3 mm an. Weitere Pluspunkte: • Sehr guter Ausgleich von Spaltund Ausdehnungsunterschieden • Sehr hohe Anpassungsfähigkeit • Temperaturbeständig bis 90°C Hier weitere Informationen 3M Deutschland GmbH Carl-Schurz-Str. 1 41453 Neuss Telefon: 02131/14-30 30 E-Mail: [email protected] Internet: www.3M.de 3M Newsroom: Jetzt lesen. Twitter: Hier folgen Sie uns. Facebook: Hier klicken. Verantwortlich für den Inhalt ist 3M. 1. – 5. August 2016 SPEZIAL Technik DIENSTAG, 2.8.16 News am Abend SPEZIAL TECHNIK 4 Die Bibliothek auf einer Briefmarke D as Lesen dauert lange, das Schreiben noch länger. Und die Technik ist auf frostige minus 196 Grad Celsius angewiesen. Doch solche Probleme verblassen angesichts der unglaublichen Speicherfähigkeit eines neuen Datenträgers. Eine 500-fach bessere Speicherdichte als bei den besten derzeit erhältlichen Datenspeichern haben Wissenschaftler mit Chloratomen erreicht. „Theoretisch würde es diese Speicherdichte erlauben, alle Bücher, die Menschen je geschaffen haben, auf eine einzelne Briefmarke zu schreiben“, erklärte Studienleiter Sander Otte von der Technischen Universität in Delft (Niederlande). Lücken in einem Chloratomgitter auf einer Kupferoberfläche dienen demnach der Speicherung von Bits und Bytes. „Man kann es mit einem Schiebepuzzle vergleichen.“ Als Würdigung für einen entscheidenden Visionär des Gebiets, den US-Physiker Richard Feynman (1918–1988), schrieben die Forscher einen Teil seines berühmten Vortrags von 1959 auf ein nur 100 Nanometer (Millionstel Millimeter) breites Feld. Feynmans Rede „There’s Plenty of Room at the Bottom“ (dt. etwa: Viel Spielraum nach unten) vom 29. Dezember 1959 ist legendär: Viele der vorgestellten Ideen wurden zur Grundlage nanotechnologischer Entwicklungen – darunter die Datenspeicherung auf atomarer Ebene. In der Fachzeitschrift „Nature Nanotechnology“ beschreiben die Forscher um Otte ihr Vorgehen: Sie nutzten die Eigenschaft von Chloratomen, sich auf einer flachen Kupferoberfläche selbstständig zu einem zweidimensionalen Gitter anzuordnen. Indem sie weniger Chloratome Alle je geschriebenen Bücher kommen auf einem einzigen neuen Datenspeicher unter – und der ist im Mini-Format. Eine 500-fach höhere Speicherdichte als bei den besten derzeit erhältlichen Datenspeichern haben Wissenschaftler mit Chloratomen erreicht. dpa bereitstellten als für die komplette Bedeckung notwendig wären, schufen sie Lücken im Gitter, sogenannte Vakanzen. Aus einer Lücke und einem Chloratom setzten sie ein Bit zusammen, die kleinste Speicherein- heit: In der Draufsicht bedeutet „Vakanz oben, Atom unten“ eine Null; „Atom oben, Vakanz unten“ heißt Eins. Um Daten speichern zu können, müssen die Wissenschaftler die Atome bewegen. Das machen sie mit einem Rastertunnelmikroskop. Mit diesem Gerät wird normalerweise über eine sehr feine Messspitze – ein einzelnes Atom – und die elektrische Wechselwirkung mit Atomen des Materials die atomare Struktur von Oberflächen aufgeklärt. Fließt durch die Messspitze ein Strom von etwa einem Mikro-Ampere, lässt sich damit ein Chloratom hin zu einer Lücke bewegen. Mittlerweile haben die Forscher den Prozess weitgehend automatisiert: Computergesteuert schiebt das Rastertunnelmikroskop die Atome so lange von Lücke zu Lücke, bis die Bit-Felder entstehen. Um das Chloratomgitter stabil zu halten, ist jedes Bit von Chloratomen begrenzt – die Bits liegen also nicht direkt nebeneinander. Derzeit dauert das Auslesen eines 64-Bit-Blocks noch etwa eine Minute, das Schreiben zwei Minuten. Zudem funktioniert das ganze Verfahren nur bei einer Temperatur von minus 196 Grad Celsius. „Die alltägliche Speicherung von Daten auf atomarer Skala ist noch weit entfernt“, so Otte. „Aber durch diesen Erfolg sind wir ihr auf jeden Fall einen großen Schritt nähergekommen.“ Das sieht Steven Erwin vom Naval Research Laboratory in Washington ähnlich. In einem Kommentar in „Nature Nanotechnology“ schreibt er, dass unabhängig von den Komplikationen, die die Beschleunigung der Schreib- und Lesezeiten mit sich bringen werde, die Bedeutung der Errungenschaft beachtet werden solle: „Ein funktionierendes atomares Speichergerät hoher Dichte, das zumindest unsere Vorstellungen in Richtung des nächsten solchen Meilensteins stimulieren wird“. HB Autonomie für „Curiosity“ Der Marsrover „Curiosity“ sucht sich die Ziele für seinen Lasersensor jetzt erstmals selbst aus. Es sei laut Nasa das erste Mal, dass diese Technik auf einer Planetenmission angewandt werde. Mit dem Lasersensor kann der unbemannte Rover auf dem roten Planeten aus bis zu sieben Metern Entfernung feststellen, woraus beispielsweise ein Stein zusammengesetzt ist. Dabei messen bestimmte Instrumente Signale, die entstehen, wenn der Laserstrahl auf Gestein trifft. Wissenschaftler können anhand dieser Signale auf die chemische Zusammensetzung schließen. Rund 350 000-Mal hat der Marsrover den Laser in den vier Jahren seiner Mission schon benutzt, an rund 1400 Untersuchungszielen. Mithilfe einer speziellen Software kann „Curiosity“ nun Bilder Das Bild der Nasa zeigt „Curiosity“ auf dem Mars. dpa von einer Art Weitwinkel-Kamera analysieren und sich seine Untersuchungsziele automatisch aussuchen. Der Rover orientiert sich dabei an bestimmten Vorgaben, wie beispielsweise Größe oder Farbe von Steinen. Die meisten Ziele legen allerdings immer noch die NasaWissenschaftler fest. „Die Selbstständigkeit ist aber besonders hilfreich, wenn es schwierig ist, das Wissenschaftler-Team einzubinden – während einer langen Fahrt zum Beispiel“, sagte Nasa-Forscherin Tara Estlin. „Curiosity“ war vor rund vier Jahren auf dem Mars gelandet und sucht dort nach Spuren von früherem Leben. Er ist mit fast 900 Kilogramm und 3 mal 2,8 Metern der größte mobile Forschungsroboter, der bislang auf den Roten Planeten geschickt wurde. HB Wirtschaft & Politik DIENSTAG, 2.8.16 News am Abend Wehrbeauftragter begrüßt Pläne zu Bundeswehr-Übungen mit Polizei Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, Hans-Peter Bartels, hat die Pläne von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) für gemeinsame Übungen von Bundeswehr und Polizei für mögliche Antiterroreinsätze gelobt und gleichzeitig die jetzige verfassungsrechtliche Lage betont: „Die Forderungen nach einer Grundgesetzänderung für den Einsatz der Bundeswehr im Inneren sind Quatsch“, sagte Bartels. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, fordert indes eine deutlich bessere Ausstattung der Polizei. „Anschläge sind das Werk krankhafter Mörder und perverser Schlächter. Wer sie zu Soldaten erklärt, denen man die eigene Armee entgegenstellt, adelt sie, genau das will der IS.“ „Terror- und Amoklagen sind polizeiliche Einsatzlagen, keine militärischen.“ Alle Flüchtlinge hierzulande registriert Alle seit 2015 nach Deutschland eingereisten Flüchtlinge sind nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) inzwischen registriert. Sie seien mit Fingerabdrücken, Foto und Personendaten erfasst und polizeilich überprüft worden, sagte die Leiterin des operativen Bereichs im Bamf. Innerhalb der nächsten acht Wochen will das Bamf dann auch die letzten Asylanträge entgegengenommen haben. Mitte Juli waren nach Angaben der Nürnberger Behörde etwa 150 000 Menschen in Deutschland, die noch keinen Asylantrag stellen konnten. Asylheime weiter im Visier rechter Täter Asylunterkünfte sind auch weiterhin oft Ziel rechter Angriffe in Deutschland. Im laufenden Jahr seien bisher bundesweit 665 Straftaten gezählt worden, die sich gegen Asylunterkünfte richteten, so das BKA. In 613 Fällen seien rechtsmotivierte Täter für die Übergriffe verantwortlich gewesen. WIRTSCHAFT & POLITIK 5 Die Grünen setzen Gabriel weiter zu Berlin wehrt sich ► Türkei bekommt viel Gegenwind aus Deutschland. ► Europapolitiker Brok: Erdogan fehlt Verständnis für Rechtsstaatlichkeit. Die Wirtschaftsexperten der Bundestagsfraktionen werden wegen des Streits über die Ministererlaubnis für die Fusion von Edeka und Kaiser’s Tengelmann ihren Sommerurlaub unterbrechen müssen. Die Grünen beantragten für Mittwoch kommender Woche eine Sondersitzung des Wirtschaftsausschusses. Thema : „Hintergründe und weiteres Verfahren im Fall der Ministererlaubnis für die Fusion der Supermarktketten Edeka und Kaiser’s Tengelmann“. Ob Bundestagspräsident Norbert Lammert dem Antrag mit dem Terminvorschlag folgt, ist noch offen. Gabriel selbst wies heute erneut die Angriffe der Opposition zurück, die ihm widersprüchliche Äußerungen D ie Haltung der Türkei im Streit um Flüchtlingsabkommen und Visumfreiheit stößt auf deutliche Kritik in Deutschland. Außenminister FrankWalter Steinmeier sieht erst Ankara am Zug: „Es gibt Bedingungen für die Visafreiheit, und diese sind allen Seiten bekannt.“ Die Türkei habe da „noch Arbeit vor sich“. „Es bringt jetzt nichts, sich gegenseitig Ultimaten zu stellen und zu drohen.“ CDUVize Thomas Strobl sagte zu dem Ultimatum des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu: „So haben Staaten nicht miteinander umzugehen.“ Cavusoglu hatte gestern den Flüchtlingspakt mit der EU infrage gestellt und bis Oktober die versprochene Visumfreiheit für Türken gefordert. Die EU-Kommission hat die Aufhebung der Visumpflicht bisher nicht zugesagt, weil Ankara nicht alle 72 Bedingungen dafür erfüllt hat, darunter die Reform der türkischen Antiterrorgesetze. Gleichzeitig verschärften sich die Spannungen mit Deutschland. Gestern wurde der stellvertretende deutsche Botschafter in Ankara, der Gesandte Robert Dölger, ins Außenministerium einbestellt – aus Protest dagegen, dass Präsident Recep Tayyip Erdogan am Sonntag nicht per Videoschalte zu seinen Anhängern bei einer Demonstration in Schal mit dem Konterfei des türkischen Präsidenten Erdogan. Wirtschaft sorgt sich Angesichts des scharfen Tons zwischen Ankara und Berlin warnt die deutsche Wirtschaft vor einer Debatte über ökonomische Strafen gegen das Land am Bosporus. „Wer jetzt über Sanktionen redet, der läuft Gefahr, die Türen gegenüber der Türkei ganz zuzuschlagen“, sagte DIHKChef Volker Treier. HB dpa Köln sprechen durfte. Dölger sei dargelegt worden, ein solches Verhalten eines „Verbündeten“ sei „inakzeptabel“. Die „Enttäuschung und Verärgerung“ der Türkei sei „eindringlich“ zum Ausdruck gebracht worden, meldete die Nachrichtenagentur Anadolu. Der CDU-Europapolitiker Elmar Brok warf dem türkischen Präsidenten deshalb fehlendes Verständnis für Rechtsstaatlichkeit vor. Auch Erdogan müsse akzeptieren, dass es in Deutschland Gerichte gebe, die über der Politik stünden, so Brok. dpa über Gespräche vorgeworfen hatten, die er im Zuge des Ministererlaubnis-Verfahrens geführt hatte. „Der Theaterdonner der Grünen kommt etwas spät“, so der SPD-Chef. Der Wirtschaftsminister hatte sich Mitte März über Bedenken des Bundeskartellamtes hinweggesetzt und eine Sondererlaubnis für die Übernahme von Tengelmann durch Edeka gegeben. Das Oberlandesgericht Düsseldorf widersetzte sich dem jedoch und stoppte im Juli den Zusammenschluss. Die Richter verdächtigten Gabriel der Befangenheit und mangelnden Neutralität. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus. Gabriel wird gegen den Spruch der Düsseldorfer Richter wohl juristisch vorgehen. rtr Hinz ist erst einmal krank Nach dem Skandal um einen gefälschten Lebenslauf könnte sich der freiwillige Rückzug der SPD-Bundestagsabgeordneten Petra Hinz aus Essen bis Mitte September hinauszögern. Die umstrittene Politikerin habe sich vorerst krank gemeldet, sagte ein Sprecher des Bundestags. Trotz Rücktrittsankündigung sei noch keine Verzichtserklärung eingegangen. Auch habe Hinz mehr- fach ihren Termin bei Bundestagspräsident Norbert Lammert verschoben, hieß es weiter. „An uns liegt es nicht. Wir haben zeitnah Termine angeboten“, sagte Bundestagssprecher Ernst Hebeker. „Der Bundestagspräsident war bereit, dafür nach Berlin zu kommen. Der Ball ist jetzt im Feld von Frau Hinz.“ Die Essener SPD forderte Hinz gestern auf, ihr Mandat innerhalb von 48 Stunden niederzulegen. HB DIENSTAG, 2.8.16 News am Abend WIRTSCHAFT & POLITIK 6 Der Staat als Bremse dpa Vom ausgerufenen Ziel, 400 000 neue Wohnungen im Jahr zu bauen, ist Deutschland noch weit entfernt. Woran es beim Wohnungsbau hakt. sondere bezahlbare Wohnungen. Denn Mietwohnungsbau ist ein mühsames Geschäft. „Die großen Hemmschuhe sind fehlendes oder zu teures Bauland, extrem hohe Baustandards, Steuern und Auflagen sowie das negative Neubauklima“, klagte kürzlich Axel Gedaschko, der Chef des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. lle sind sich einig: durchaus in Sicht: Allein von Die eigentlich geplanten Deutschland braucht Januar bis Mai wurden laut Steueranreize für den Wohneue Wohnungen – Statistischem Bundesamt nungsbau scheiterten in Ber350 000 bis 400 000 im Jahr, 148 000 neue Wohnungen ge- lin Anfang Juli am Koalitionsmöglichst schnell, möglichst nehmigt. Der Haken: Es gab zwist. Andererseits haben günstig. Zu hören ist das von nur 63 000 Baugenehmigun- Bund und Länder in den verder Bundesregierung ebenso gen für neue Wohnungen in gangenen Jahrzehnten kontiwie vom Deutschen Städtetag traditionellen Mietshäusern nuierlich Regulierung und oder dem BundesAuflagen verschärft verband deutscher – ob Brandschutz, „Die großen Hemmschuhe sind Wohnungs- und ImEnergieeinsparvermobilienunternehordnung oder Umfehlendes Bauland, hohe Baumen (GdW). Doch standards und Steuern sowie das weltrecht. Ein Fakder Staat hat in den tor: Große Wohnegative Neubauklima.“ vergangenen Jahrnungsbauprojekte Axel Gedaschko zehnten viele Hürwerden häufig auf Chef des Bundesverbands deutscher den errichtet, die Industriebrachen Wohnungs- und Immobilienunternehmen dem gewünschten oder ehemaligem Boom entgegensteBahn- oder Bunhen. Beteiligt sind deswehrgelände alle staatlichen Ebenen: mit mehr als drei Wohnun- errichtet. Auf solchen GrundBund, Länder und Kommu- gen. Fast die Hälfte entfiel auf stücken seien aufwendige Altnen. Einfamilienhäuser und Eigen- lastenprüfungen vorgeschrieWas die Baugenehmigun- tumswohnungen. Aber in den ben, sagt Xaver Kroner, Chef gen betrifft, ist die Schwelle großen Städten fehlen insbe- des Verbands bayerischer A Wohnungsunternehmen (VdW), dem Dachverband von gut 450 Firmen aus der Branche. Viele Oberbürgermeister rufen nach günstigen Wohnungen – doch wer Architekten und Bauunternehmer fragt, hört häufig, dass die Kommunen an den Problemen maßgeblich beteiligt sind. So warnte Ulrich Maly (SPD), Nürnberger Oberbürgermeister und früherer Städtetagspräsident, kürzlich vor sozialem Sprengstoff, wenn nicht schnell neue Wohnungen gebaut würden. Doch die Bearbeitung von Bauanträgen in Nürnberg dauere sehr lang, klagt ein Architekt aus der Region. Ähnliche Kritik ist deutschlandweit zu hören. In München wartet mittlerweile ein Stapel von rund 1500 Bauanträgen auf Erledigung. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit eines Bauantrags sei bei größeren Vorhaben 186 Tage, sagt ein Sprecher des Referats für Stadtplanung und Bauordnung in der bayerischen Landeshauptstadt. Nach Angaben von VdWChef Kroner kann die Planung und Genehmigung großer Wohnungsbauprojekte auch mal Jahre dauern. dpa Die WirtschaftsWoche Dossiers Machen das Leben einfach einfacher. DOSSIER MITTELSTAND GRATIS LESEN Exklusiv mit dem WirtschaftsWoche Digitalpass Erleben Sie umfangreiche, serviceorientierte Dossiers zu Ihren Themen und die gesamte digitale Welt der WirtschaftsWoche: den BörsenWoche Newsletter, die interaktive App, das eMagazin und das komplette Online-Archiv – nur mit Ihrem WirtschaftsWoche Digitalpass. angebot.wiwo.de/mittelstand Digitalpass Unternehmen & Märkte DIENSTAG, 2.8.16 News am Abend UNTERNEHMEN & MÄRKTE 7 Strenesse ist gerettet Kranich fliegt nur auf Sicht Mehr als zwei Jahre nachdem das Luxusmodeunternehmen Strenesse die Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet hatte, steigt ein Investor ein. „Wir sind sehr froh, dass wir mit dem Family Office MAEG Holding in Amsterdam einen finanziell sehr soliden Investor und mit Reiner Unkel einen sehr erfahrenen Modefachmann gewinnen konnten“, sagte der bisherige Vorstand Gerhard Geuder dem Handelsblatt. Alle 240 verbliebenen Mitarbeiter des Unternehmens aus Nördlingen in Nordbayern werden vom neuen Investor übernommen. Hinter der MAEG Holding stehe eine Familie aus Europa, ist zu hören. Das Unternehmen will in den Luxus- und Premiummarkt investieren und bereitet zwei weitere Akquisitionen vor. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Der neue CEO Reiner Unkel, 58, lobte den Investor als „einen Eigentümer, der strategisch denkt und langfristig orientiert ist“. Unkel beschreibt Strenesse als „eine Marke, die Trends setzt und den Nerv der Zeit trifft, die ebenso klassisch wie sexy ist.“ Die von der Familie Strehle gegründete Modemarke hatte sich mit einer zu breiten Kollektion übernommen und war im Geschäftsjahr 2013/14 in die roten Zahlen gerutscht. Im April 2014 musste Strenesse ein sogenanntes Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung anmelden. Mit dem neuen Investor beginnt die letzte Phase der Sanierung. Georg Weishaupt ► Lufthansa will kein konkretes Gewinnziel für 2016 ausgeben. ► Dividende nach schlechtem zweiten Quartal in Gefahr. Jens Koenen Frankfurt L ufthansa-Chef Carsten Spohr scheut angesichts von Terrorangst und Buchungseinbruch ein neues konkretes Gewinnziel für 2016. Der Vorstand habe derzeit keine gute Sicht darauf, wie viele Menschen kurzfristig noch Flüge buchen werden, sagte Finanzchefin Simone Menne heute bei der Vorlage der Halbjahreszahlen in Frankfurt. Ende Juli hatte die Lufthansa ihre Prognose für den bereinigten operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) gekappt und geht demnach nur noch von einem Ergebnis unter dem Vorjahreswert von 1,8 Milliarden Euro aus. „Wir werden uns im dritten Quartal sicher klarer zur Jahresprognose äußern“, sagte Menne. Analysten erwarten im Schnitt etwa 1,45 Milliarden Euro. Menne, die in Kürze zum Pharmakonzern Boehringer Ingelheim wechselt, versuchte unterdessen, Ängste vor einem möglichen Ausfall der Dividende zu zerstreuen. „Alles, was derzeit an Kennzahlen vorliegt, Kursturbulenzen möglich: Auf der Langstrecke verdient die Airline weniger. dpa macht uns dividendenfähig und lässt eine Auszahlung zu“, sagte sie. Das letzte Wort habe aber der Aufsichtsrat. Doch die Vorzeichen stehen schlecht. So ist der Nettogewinn der Lufthansa im zweiten Quartal deutlich gefallen. Die Fluggesellschaft vermeldete heute einen Rückgang um 17 Prozent auf 437 Millionen Euro. Der Umsatz sank demnach um drei Prozent auf gut 8,1 Milliarden Euro. Finanzvorstand Simone Menne verwies allerdings darauf, dass im zweiten Quartal 2015 Sondereffekte das Ergebnis kräftig angeschoben hatten. Mit Blick auf das gesamte erste Halbjahr 2016 erklärte der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende Carsten Spohr, es sei „ein solides Ergebnis“ erwirtschaftet worden. Dazu trug nach Konzernangaben vor allem das Passagiergeschäft bei. Spohr verwies zudem auf Fortschritte bei den „Kostenstrukturen“ und beim Ausbau der Billigtochter Eurowings. Die größte Ergebnisverschlechterung dagegen verzeichnete den Angaben zufolge die Frachtsparte Lufthansa Cargo. Im Frachtverkehr gebe es derart „massive Überkapazitäten“, dass die durchschnittlichen Erlöse inzwischen auf das Niveau der Finanzkrise von 2009 gefallen seien, erklärte der Konzern. Zu schaffen macht Europas größter Fluggesellschaft auch die Verunsicherung vieler Kunden. Es fehle an Gruppenbuchungen aus Asien und den USA. Auf den Langstreckenflügen verdient die Gesellschaft sonst gutes Geld. Doch die Terroranschläge in Europa scheinen Reisewillige aus der Ferne vom Buchen abzuhalten. Zusammen mit dem niedrigen Ölpreis und dem Wettbewerb in der Branche sorgt dies für deutlich sinkende Ticketpreise. Mehr Gewinn: BMW auf der Überholspur BMW hat im zweiten Quartal den Gewinn überraschend stark gesteigert. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) stieg um 8,4 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro, wie der Münchener Autobauer heute mitteilte. Unter dem Strich kletterte der Gewinn um 11,4 Prozent auf 1,95 Milliarden Euro. Der Umsatz wuchs im Jahres- vergleich um 4,5 Prozent auf mehr als 25 Milliarden Euro. Auch in der zentralen Sparte Automobile übertraf BMW die Erwartungen der Analysten: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs um 19,7 Prozent auf 2,18 Milliarden Euro, der Umsatz legte um 5,6 Prozent zu auf 22,87 Milliar- den. Vor allem in Europa kletterten die Verkaufszahlen deutlich nach oben. Die Rendite im Kerngeschäft verbesserte sich auf 9,5 Prozent – deutlich mehr als ein Jahr zuvor. Dennoch liegt BMW damit hinter Mercedes und vor Audi. Trotz der guten Zahlen: Schmerzlich ist für BMW nach wie vor der große Abstand zum Rivalen Mercedes in der Oberklasse. Die Stuttgarter verkauften im vergangenen Jahr gut dreimal so viele S-Klassen wie BMW seinen Siebener. Der ist zwar seit Ende 2015 neu auf dem Markt, kann die Lücke zum Rivalen aber nicht so recht schließen. HB Uber wird zum Lieferservice Der umstrittene US-Mitfahrdienst Uber will in Deutschland laut Medienbericht einen Lieferservice für Essen ins Leben rufen. „Einen genauen Starttermin für den Dienst Uber Eats in Berlin und München gibt es aber noch nicht“, sagte Uber-Deutschland-Chef Christoph Weigler der „Welt“ heute. Das Unternehmen liefert bereits in mehreren Städten wie San Francisco und London Essen von lokalen Restaurants aus und bietet für die Bestellungen eine App an. Fresenius auf Wachstumskurs Der Medizinkonzern Fresenius traut sich nach einem starken zweiten Quartal für das Gesamtjahr 2016 mehr Gewinn zu. Wachstumstreiber bleibt vor allem die Flüssigmedizinsparte Kabi. Wie das Unternehmen aus Bad Homburg gestern Abend mitteilte, soll der um Sondereinflüsse bereinigte Überschuss währungsbereinigt um 11 bis 14 Prozent zulegen. Bisher hatte sich Fresenius ein Plus von 8 bis 12 Prozent vorgenommen. Die Umsatzprognose – ein Plus von 6 bis 8 Prozent – bleibt bestehen. Flughafen Hahn: Erste Frist endet heute Die erste Frist beim Neustart des Bieterverfahrens für den Hunsrück-Flughafen Hahn endet heute um Mitternacht. „Es gibt mehrere Interessenten“, bekräftigte der Sprecher des rheinlandpfälzischen Innenministeriums, Joachim Winkler, in Mainz. „Zu ihrer Belastbarkeit lässt sich aber noch nichts sagen.“ Überzeugende Interessenten können in der zweiten Phase bis zum 1. September detaillierte Unterlagen einreichen. Der vorherige Verkauf an die chinesische Firma SYT war wegen mutmaßlichen Betrugs geplatzt. Handelsriese Metro ist schlecht im Geschäft Der Handelskonzern Metro hat in seinem dritten Geschäftsquartal rote Zahlen geschrieben. Nach einem Gewinn von 115 Millionen Euro im Vorjahr stand nun von April bis Juni ein Verlust von 24 Millionen Euro in den Büchern, wie Metro heute mitteilte. Grund waren Kosten für einen Konzernumbau. Auch operativ verdiente der Konzern weniger. Dennoch bestätigt der Konzern die Prognose für das Gesamtjahr. DIENSTAG, 2.8.16 News am Abend Südkorea stoppt VW-Verkäufe Südkorea stoppt den Verkauf von fast allen Fahrzeugen von Volkswagen. Insgesamt zog das Land die Zulassung für 80 Modellvarianten der Marken VW, Audi und Bentley zurück, wie eine Behörde heute mitteilte. Zusätzlich brummte die Regierung dem Konzern eine Strafe von umgerechnet 14,3 Millionen Euro auf. Als Begründung wurden gefälschte Unterlagen zu Emissionen und Lärmbelastung genannt. Der Konzern kündigte an, rechtliche Schritte zu prüfen. VW hatte im Juli den Ver- kauf der meisten Fahrzeuge gestoppt. Damals drohte die Rücknahme der Zulassung für 32 Modelle. Südkorea ist der zweitgrößte Markt für Dieselautos in Asien. Derweil geht der Konzern in den USA in die Offensive. VW hat vor einem kalifornischen Bezirksgericht beantragt, die Sammelklage von Pensionsfonds abzuweisen, teilten die Wolfsburger heute mit. „Volkswagen ist der Überzeugung, dass die konsolidierte Wertpapier-Sammelklage jeder Grundlage entbehrt“, erklärte ein Sprecher. Die Klage der Pensionsfonds erfüllten grundlegende Anforderungen an eine Wertpapier-Sammelklage in den USA nicht. HB Salesforce kauft für 582 Millionen Dollar zu Der Cloud-Softwareanbieter Salesforce.com baut mit einer Übernahme sein Produktportfolio weiter aus. Für stolze 582 Millionen Dollar (520 Millionen Euro) in Aktien übernimmt der CloudSoftwareanbieter das Startup Quip aus San Francisco, das auf Online-Produktivitätssoftware spezialisiert ist. Das teilte der SAP-Konkurrent gestern Abend in einem Schreiben an die US-Börsenaufsicht SEC mit. Mit den Tools von Quip können Anwender unter anderem Textdokumente und Tabellen erstellen und in Teams teilen. Außerdem gehört ein Messenger zu den Cloud-basierten Tools von Quip. Im Rahmen der Übernahme wird Salesforce Aktien im Wert von 73,80 bis 90,20 Dollar für jede ausstehende Quip-Aktie anbieten. Quip war von Salesforce.com zuvor bereits finanziell unterstützt worden. dpa UNTERNEHMEN & MÄRKTE 8 Vonovia steckt die Ziele höher ► Wohnungskonzern profitiert vom geringen Leerstand. ► Vorstandschef rechnet mit bis zu 760 Millionen Euro. D eutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia schraubt erneut sein Jahresziel hoch. 2016 werde nun ein operatives Ergebnis von 740 bis 760 (2015: 608) Millionen Euro angepeilt, teilte das Bochumer Unternehmen heute mit. Vorstandschef Rolf Buch setzte die Latte damit um 20 Millionen höher als noch im Mai. Denn die 340 000 Wohnungen, die Vonovia bundesweit besitzt, sind fast voll vermietet. Außerdem lief die Integration der in den vergangenen Jahren zusammengekauften Bestände reibungsloser als gedacht. Einzig mit der feindlichen Übernahme der kleineren Rivalin Deutsche Wohnen war Buch Anfang des Jahres klar gescheitert. Nun soll Vonovia erst einmal aus eigener Kraft wachsen, bestenfalls werden noch einzelne Portfolios dazugekauft. „Wir kommen auch gut ohne Akquisitionen aus“, sagte Buch. Diese Rechnung geht offenbar auf. Zum Halbjahr konnte der Konzern einen deutli- Vonovia-Boss Buch: Der Konzern ist etwa so wertvoll wie die Deutsche Bank. rtr chen Ergebnissprung um 44 Prozent auf 388 Millionen Euro präsentieren. Buch steckte zuletzt mehr Geld in die Sanierung und Modernisierung von Wohnungen, um die Mieten anheben zu können. Der Leerstand lag per Ende Juni bei 2,8 Prozent und soll zum Jahresende weiter sinken auf 2,5 Prozent. „Die durchschnittliche Qualität der Wohnungen ist heute um Dimensionen besser“, sagte Buch. Zugleich baut Vonovia das Geschäft mit Dienstleistungen rund um die Im- mobilie aus. Dazu zählen etwa Handwerkerarbeiten, das Kabel-TV-Geschäft und die Bewirtschaftung von Wohnungen für Dritte. In dieser Sparte zog das Ergebnis ebenfalls deutlich an. Obwohl Buch die Prognose anhob, bleibt die Dividenden-Planung vorerst die gleiche. Die Aktionäre sollen für 2016 mindestens 1,05 Euro (Vorjahr: 94 Cent) je Aktie bekommen, bekräftigte er. Im Herbst könnten die Planungen nach seinen Worten aber nach oben angepasst werden. rtr Infineon geht langsam die Puste aus Das Wachstumstempo beim Halbleiterkonzern Infineon lässt nach. Im dritten Quartal legte der Umsatz binnen Jahresfrist zwar noch um zwei Prozent zu, wie das Unternehmen aus Neubiberg bei München heute mitteilte. Die Prognose für das laufende vierte Quartal des Geschäftsjahres 2015/16 fiel allerdings zurückhaltend aus. Der Umsatz könne verglichen mit dem Vorquartal womöglich sogar zurückgehen, hieß es. Die Renditen soll indes weiter steigen. Nach einer operativen Marge von gut 15 Prozent im abgelaufenen Quartal, sollen es im laufenden Vierteljahr 17 Prozent werden. Die Jahresprognose, wonach der Umsatz um bis zu zwölf Prozent bei einer Rendite von 15 bis 16 Prozent zulegen soll, bekräftigte Vorstandschef Reinhard Ploss. Im dritten Quartal legte der Umsatz binnen Jahresfrist um drei Prozent auf 1,63 Milliarden Euro zu. Das Ergebnis der Segmente kletterte um vier Prozent auf 254 Millionen Euro, der Überschuss um fast drei Viertel auf 186 Millionen Euro. rtr Honda verdient prächtig Der japanische Auto-Hersteller Honda hat im abgelaufenen Quartal überraschend viel verdient. Der Betriebsgewinn legte um 11,5 Prozent auf umgerechnet 2,33 Milliarden Euro zu, wie die Nummer drei des Landes heute mitteilte. Höhere Verkäufe und Einsparungen trotzten der Belastung durch den starken Yen. Apple legt Patentstreit bei Der Patentstreit zwischen dem Schweizer Tech-Unternehmen Kudelski und dem US-Giganten Apple ist vom Tisch. Kudelski hat mit Apple ein Lizenzabkommen abgeschlossen, gaben die Schweizer heute bekannt. Kudelski hatte Apple in Deutschland verklagt, weil der Konzern beim Betriebssystem iOS und dem iPhone gegen Urheberrechte der Schweizer verstoßen haben soll. Pfizer steigert seinen Umsatz Pfizer profitiert von neuen Medikamenten und der Übernahme des Herstellers von Krankenhausprodukten Hospira. Der Umsatz des größten US-Pharmakonzerns stieg im zweiten Quartal um elf Prozent auf 13,15 Milliarden Dollar. Teurer Streik bei Air France Der einwöchige Flugbegleiterstreik bei Air France hat die Fluggesellschaft nach eigener Einschätzung um die 90 Millionen Euro gekostet. 180 000 Kunden seien von Flugausfällen betroffen gewesen, sagte Air-France-Chef Frédéric Gagey gestern. Die Flugbegleiter hatten mitten in der Ferienzeit für sieben Tage ihre Arbeit niedergelegt, es geht um die Verlängerung eines Tarifvertrags. Finanzzeitung DIENSTAG, 2.8.16 News am Abend Ölpreis im freien Fall Sicher ist beim Ölpreis derzeit nur Eines, nämlich dass nichts sicher ist: Erst kam das Zwölfjahrestief im Februar, dann der Anstieg auf den Jahreshöchststand über 52 Dollar und nun wieder der Fall auf Dreimonatstiefs. Der Preis schwankt. Derzeit kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent weniger als 43 Dollar – gestern Abend ist die nordamerikanischen Sorte WTI sogar unter die wichtige Grenze von 40 Dollar gefallen. Innerhalb von nicht einmal zwei Monaten haben die beiden richtungsweisenden Sorten erneut ein Fünftel ihres Wertes verloren. Der Ausblick: Unsicher. Für den starken Preisanstieg über 50 Dollar im Juni sorgten nicht zuletzt Produktionsausfälle – Waldbrände in Kanada, Anschläge auf Ölinfrastruktur in Nigeria und eine insgesamt politisch instabile Lage in Ländern wie Libyen waren die Gründe. Diese Preistreiber entfallen nun zum Teil. Umgekehrt die Opec im Juli ihre Förderung um 100 000 Barrel auf 33,4 Millionen Barrel täglich. So viel hat das sogenannte Ölkartell laut Daten von Bloomberg noch nie gefördert. Kurzfristig wird der Abwärtstrend wohl noch anhalten. „Die Preise werden unter Druck bleiben“, sagt Commerzbank-Rohstoffanalyst Eugen Weinberg. Der Preis könnte erst bei 35 Dollar einen Boden erreichen, sagt auch Morgan Stanley. Mittelfristig sieht es besser aus: Im Mittel rechnen die Analysten der Banken, dass Öl Ende 2016 auf 50 Dollar anziehen wird. Matthias Streit FINANZZEITUNG 9 BÖRSE AKTUELL Mach’s gut, Milliarde! ► Die Commerzbank kippt ihre Gewinnprognose. ► Der Aktienkurs schmiert ab. Michael Brächer Frankfurt D ie Einsicht kam spät: Eigentlich wollte die Commerzbank in diesem Jahr rund eine Milliarde Euro verdienen, jetzt hat sie sich von ihrem Gewinnziel verabschiedet. Viele Aktionäre suchten das Weite, die Papiere fielen auf ein Rekordtief. Damit dürfte auch dem letzten Commerzbanker klar sein, dass sich etwas ändern muss. Der neue Bankchef Martin Zielke wird an empfindlichen Einschnitten nicht vorbei kommen. Bei genauer Betrachtung kommt die Gewinnwarnung wenig überraschend. Schon vor Monaten ließ die Bank durchblicken, dass es deutlich ambitionierter werde, das Ziel zu erreichen. Und bereits in der vergangenen Woche teilte sie mit, dass der Überschuss in den ersten sechs Monaten um mehr als 40 Prozent auf 372 Millionen Euro einbrach. Nun hat Finanzchef Stephan Engels das Gewinnziel ad acta gelegt – und aufgeschlüsselt, in welchen Sparten es besonders hakt. Vor allem das Firmenkundengeschäft und das Investmentbanking gerieten unter die Räder. Das Geschäft mit Firmenkunden galt in den vergangenen Jahren als solides Standbein des Konzerns. Doch der operative Gewinn des Segments sank um fast 40 Prozent auf 412 Millionen Euro. Vor allem die niedrigen Zinsen setzen der Sparte zu, zudem hielten sich viele Kunden wegen des Brexits und der schwelenden Bankenkrise in Italien zurück. Damit wächst der Druck, die Kosten des Segments zu reduzieren. Für die Mitarbeiter sind das keine guten Nachrichten – sie blieben bei den jüngsten Sparrunden weitgehend verschont, nun fürchten sie harte Einschnitte. Die könnten auch das Investmentbanking treffen. Denn auch dort sieht dpa es wenig rosig aus: Der operative Gewinn ging um fast 60 Prozent auf 201 Millionen Euro zurück. Schuld ist das schwierige Marktumfeld, aber auch eine Kehrtwende: Die Bank fährt ihre Aktivitäten in London und New York zurück und hat sich von den umstrittenen Cum-Cum-Geschäften verabschiedet. Zwar sorgte das Privatkundengeschäft für einen Lichtblick – dort verdiente die Bank im ersten Halbjahr rund 371 Millionen Euro, das waren 13 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum. Allerdings trug dazu auch ein Sondergewinn bei. Die Bank verkaufte ihre Anteile am europäischen Arm des Kreditkartenriesen Visa. Das Privatgeschäft alleine wird die Bank nicht zu neuer Stärke führen können. Martin Zielke muss sich also etwas einfallen lassen – und zwar schnell. Doch der nicht mehr ganz so neue Commerzbank-Chef hält sich seit seinem Amtsantritt bedeckt. Er arbeitet noch an einer neuen Strategie, deren Vorstellung Insider gegen Ende September erwarten. Vielen Anlegern dauert die Hängepartie offenbar zu lange, sie fliehen aus der Aktie. Deutsche Bank verabschiedet sich aus der Oberklasse Im Stoxx 50 sind die Aktien der wichtigsten börsennotierten Unternehmen Europas vereint. Mit Wirkung zum 8. August wird die Zusammensetzung eine etwas andere sein. Die Deutsche Bank und Credit Suisse müssen den Aktienindex verlassen. Die beiden einst mächtigen Geldhäuser sind durch die hohen Kursverluste in ihrer Börsenkapitalisierung so geschrumpft, dass sie nicht mehr in die Oberklasse gehö- ren. Sie werden durch Vinci und ASML ersetzt, einen französischen Baukonzern und einen niederländischen Zulieferer für die HalbleiterIndustrie. Für die Deutsche Bank bleibt der Trost, dass sie bis auf weiteres Mitglied im wichtigeren Euro Stoxx 50 bleibt, der die 50 wichtigsten Aktien des Euro-Raums listet. Credit Suisse hat als Schweizer Unternehmen nie dazu gehört. Die Börsenkapitalisierung der Deutschen Bank liegt laut der Nachrichtenagentur Reuters bei nur noch 18 Milliarden Euro. Die Aktie ist binnen Jahresfrist von über 30 auf knapp zwölf Euro gesunken. Credit Suisse hat einen Kursverlust in ähnlicher Größenordnung erlitten und kommt auf umgerechnet 21,5 Milliarden Euro Börsenwert. Die Stoxx-Indizes werden innerhalb des Konzerns der Deutschen Börse verwaltet. Bei der Auswahl und der Gewichtung der Titel spielt der Börsenwert der frei gehandelten Aktien eine wesentliche Rolle. Die Indizes bilden die Grundlage für eine ganze Reihe von Finanzprodukten, etwa börsengehandelte Fonds (ETFs). Wenn eine Aktie aus einem Index herausfällt, bedeutet das, dass bestimmte Fonds nach ihren Richtlinien die jeweiligen Papiere verkaufen müssen. Frank Wiebe New York Schwache Quartalszahlen zahlreicher Firmen und weiter fallende Ölpreise haben dem Aktienmarkt heute zugesetzt. Der Dax fiel um 1,4 Prozent auf 10 190 Punkte. Besonders hervor stach die Commerzbank, die nach einer Senkung der Gewinnprognose um mehr als acht Prozent auf ein Rekordtief von 5,27 Euro abstürzte. Die schlechte Stimmung der Commerzbank-Aktionäre machte sich in der ganzen Branche breit: Deutsche Bank fielen in der Spitze um 4,1 Prozent auf 11,32 Euro. Die Schweizer Häuser UBS und Credit Suisse verloren jeweils rund sechs Prozent, Unicredit in Italien rutschte fünf Prozent nach unten. Auch Geldhäuser in Frankreich, Spanien und den Niederlanden gaben kräftig nach. Dienstag, 2.8.2016 HDax: Tops & Flops Veränd. z. Vortagesschluss Fresenius +1,83 % Fuchs Petrolub +0,73 % Carl Zeiss +0,55 % Commerzbank -8,15 % Metro -6,95 % Salzgitter -4,15 % Indizes & Kennzahlen Aktuell FTSE 100 Nikkei E-Stoxx 50 Vortag 6668,18 Pkt. 6693,95 16391,45 Pkt. 16635,77 2925,01 Pkt. 2967,31 Umlaufrendite -0,21 % -0,25 Brentöl 41,35 US$ 40,81 Gold 1357,58 US$ 1353,15 HANDELSBLATT QUELLE: Bloomberg Auszeit DIENSTAG, 2.8.16 News am Abend SMALL TALK Sommerhit 2016 ist „Don’t Be So Shy“ Die französische Sängerin Imany hat mit dem Dance-Song „Don’t Be So Shy“ nach Angaben von GfK Entertainment den Sommerhit 2016 geliefert. Der Remix werde in den Klubs rauf und runter gespielt und verbreite mit seiner eingängigen Melodie Urlaubsstimmung, teilten die Marktforscher mit. Schöne Bescherung Was sind die Trends für Weihnachten 2016? Beim britischen Kaufhaus Selfridges kann man das in diesem Jahr schon Anfang August herausfinden. Gestern öffnete der Einzelhändler in seiner Filiale in der Londoner Oxford-Street eine Abteilung mit rund 50 000 Weihnachtsartikeln. „Wir haben so viele Kunden, die uns aus der ganzen Welt besuchen und Weihnachtssouvenirs in ihrem Sommerurlaub kaufen möchten, die sie zu Hause nicht bekommen“, hieß es. Heavy Metal mit Zipfelmütze Auch Gartenzwerge können harte Jungs sein: Der Freiburger Marco Sorrentino kreiert und sammelt Heavy-Metal-Gartenzwerge. Die kleinen Figuren im unkonventionellen Look erfreuen sich bei Anhängern der harten Musik großer Beliebtheit. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Gartenzwergen tragen die aus wetterfestem Kunstharz gefertigten Heavy-MetalFiguren keine roten, sondern schwarze Zipfelmützen – zudem Lederkluft, meist haben sie eine Bierflasche in der Hand und manche zeigen Bauch. AUSZEIT 10 Der Millionenpoker ► Bundesliga erreicht neue Dimension auf dem Transfermarkt. ► Kritiker warnen vor explodierenden Preisen. F rückt, die Preise sind außer Kontrolle“, klagte Thomas Tuchel. Obwohl sein Klub Borussia Dortmund die Rekordsumme von fast 120 Millionen Euro für Stars wie Weltmeister Mario Götze und André Schürrle oder Europameister Raphael Guerreiro bezahlte und dabei sogar Brachenprimus FC Bayern München (70 Millionen Euro) übertraf, kann der Fußball- ür die einen ist es Ausdruck gewachsener Stärke, andere warnen vor einer gefährlichen Entwicklung, entziehen kann sich dem bislang nicht gekannten Transfer-Feuerwerk aber keiner. Fußball-Deutschland diskutiert kontrovers über die explodierenden Preise und staunt über den neuen Spitzenwert für den gerade einmal 20 Jahre alten Leroy Sané mit einem Marktwert über 50 Millionen Euro. Bereits einen Monat vor dem Ende der Wechselperiode haben die 18 Vereine über 400 Millionen Euro in neue Spieler investiert und damit die alte Bestmarke deutlich übertrofDortmunds Trainer Thomas Tuchel beklagt den fen. „Der Markt ist verTransferwahnsinn in der Bundesliga. rtr SPORT TICKER lehrer dem Trend nur wenig abgewinnen: „Bei den Summen ist kein Bezug mehr zu den Leuten da, die ins Stadion kommen. Wir müssen aufpassen, dass wir diese Menschen nicht verlieren.“ Die Aufregung um Sané passte ins Bild. Schließlich kassierte der FC Schalke für den zwar hochtalentierten, aber erst 20 Jahre alten Profi eine üppige Ablöse von 48 Millionen Euro von Manchester City. Weniger finanzstarke Klubs sehen die Entwicklung kritischer. Sie befürchten eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. „Es sieht so aus, dass sich die Schere immer mehr spreizt. Und in der Systematik, die wir momentan haben, sehe ich kaum eine Chance, dem entgegenzuwirken“, sagte Jörg Schmadtke, Geschäftsführer des 1. FC Köln. „Ich halte die Entwicklung für gefährlich. Dass der eine oder andere Klub glaubt, er müsse da mithalten, könnte zum Problem werden. Ich bin gespannt, wenn einige in ein oder zwei Jahren Kassensturz machen.“ dpa Werder Bremen umwirbt Max Kruse Fußball-Bundesligist Werder Bremen möchte Max Kruse von Liga-Konkurrent VfL Wolfsburg verpflichten. „Max würde uns sportlich extrem helfen“, sagte Bremens Sportchef Frank Baumann. Für den wechselwilligen Offensivspieler wären die Hanseaten laut dem Bericht bereit, rund neun Millionen Euro an Ablöse zu bezahlen. Erst im vergangenen Sommer kam der 28-Jährige für zwölf Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach zum VfL. Allerdings müsste der zuletzt von Bundestrainer Joachim Löw aussortierte Nationalspieler auf Gehalt verzichten. Dennoch scheint ein Wechsel wahrscheinlich. Durch die Einnahmen für Jannik Vestergaard (rund 13 Millionen Euro/Mönchengladbach) und Anthony Ujah (11/Liaoning Hongyun) sind die eigentlich klammen Norddeutschen in der Lage, diesen Rekordtransfer zu stemmen. Bislang war Marko Marin 2009 mit rund acht Millionen Euro der teuerste Einkauf. Damals waren die Bremer allerdings Dauergast in der Champions League. Kruse spielte bereits von 2006 bis 2009 an der Weser. Nach den Stationen FC St. Pauli und SC Freiburg wurde er in Gladbach zum Nationalspieler. Nach seinem Wechsel nach Wolfsburg gab es allerdings wiederholt negative Schlagzeilen um Kruses Privatleben, was ihm auch die EM-Teilnahme kostete. Zuletzt platzte ein Türkei-Wechsel, in Bremen könnte er jetzt einen Neuanfang wagen. dpa Gnade für Rad-Weltmeisterin Straßen-Radweltmeisterin Elizabeth Armitstead hat vom Internationalen Sportgerichtshof CAS trotz drei verpasster Dopingtests die Startfreigabe für Olympia erhalten. Die Mitfavoritin für das Straßenrennen in Rio de Janeiro am Sonntag war zuvor von der britischen Anti-Doping-Agentur UKAD provisorisch gesperrt worden, nachdem sie in den vergangenen zwölf Monaten drei Prüftermine versäumt hatte. Ihrem Einspruch gab nun der CAS statt. Armitstead war in London 2012 Olympia-Zweite geworden und hatte im Vorjahr den WM-Titel geholt. Argentinien mit neuem Trainer zur WM Der ehemalige Vize-Weltmeister Edgardo Bauza soll die argentinische FußballNationalmannschaft zurück in die Erfolgsspur führen. Der 58 Jahre alte Trainer ist der Nachfolger des zurückgetretenen Gerardo Martino, wie der argentinische Verband AFA bekanntgab. Zuletzt hatte Bauza den brasilianischen Klub FC São Paulo trainiert. Bauzas wichtigste Aufgabe besteht nun darin, mit den „Gauchos“ die Qualifikation für die WM 2018 in Russland zu schaffen. Boateng bewirbt sich um Schweinsteiger-Nachfolge Weltmeister Jérôme Boateng würde nach dem Rücktritt von Bastian Schweinsteiger gerne dessen Nachfolge als Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft antreten. „Ich wäre jedenfalls bereit“, sagte der aktuell verletzte Nationalspieler des FC Bayern München in New York. Favorit auf das vakante Amt ist Nationaltorhüter Manuel Neuer.
© Copyright 2025 ExpyDoc