Compliance News am Abend

Eine Dienstleistung von
Eine Dienstleistung von
Titelseite
News am Abend
3M Deutschland Edition
DIENSTAG, 2.8.16 · NR. 147 · STAND 14 UHR
HEUTE
Mehr als jedes vierte Kind in
Europa von Armut bedroht
Mehr als jedes vierte Kind in Europa unter 16 Jahren ist von Armut
oder sozialer Ausgrenzung bedroht. 22,9 Millionen (27,4 Prozent) aller Kinder in Europa
wuchsen demnach 2014 in benachteiligenden sozialen Verhältnissen auf. Vier Jahre zuvor sind
es knapp 200 000 Kinder weniger gewesen (22,6 Millionen), wie
das Europäische Statistikamt Eurostat mitteilte.
Ehemaliger Chef der
Krisenbank Veneto verhaftet
Italienische Steuerfahnder haben
den früheren Chef der Krisenbank
Veneto Banca wegen des Vorwurfs der Marktmanipulation festgenommen. Vincenzo Consoli
werde zudem zur Last gelegt, die
Aufsichtsbehörden in die Irre geführt zu haben, teilte die Polizei
heute mit. Das Geldhaus habe mit
Tricks den Schein erweckt, eine
stärkere Kapitaldecke zu haben
als dies tatsächlich der Fall gewesen sei. Das Kreditinstitut musste
erst im Juni vom italienischen
Bankenrettungsfonds übernommen werden.
Bayern will VW verklagen
►
Dieselskandal: Freistaat
fordert 700 000 Euro.
►
Konzern habe Mitteilungspflicht verletzt.
Finanzminister Markus Söder: Klage soll im September eingereicht werden. dpa
C
haostag in Wolfsburg: Erst entzieht eine südkoreanische Behörde 80 Modellen des VWKonzerns die Zulassung. Und dann gibt
es auch in Deutschland neue Probleme.
Der Freistaat Bayern nimmt sich ein
Beispiel an den Forderungen amerikanischer Pensionsfonds und verklagt
VW auf Schadenersatz.
Es gehe dabei um die Aktienkurs-Ver-
luste, die dem bayerischen Pensionsfonds durch den Dieselskandal entstanden seien, sagte der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) heute.
„Bayern muss Volkswagen verklagen“,
sagte Söder.
„Der Pensionsfonds wird noch im
September beim Landgericht Braunschweig Klage auf Schadensersatz einreichen.“ Söder sagte weiter: „Wir sind
Heute mit
SPEZIAL TECHNIK
Datenspeicher: Alle Bücher auf
einer Briefmarke
Marsrover sucht sich Laser-Ziele
nun selbst aus
SEITE 4
Top-Klick auf handelsblatt.com
Griechenland fürchtet neue Flüchtlingswelle
da auch rechtlich in der Verpflichtung
für unsere Beschäftigten.“
Hintergrund der angekündigten Klage sei der Wertverlust der VW-Aktien,
nachdem der Dieselskandal öffentlich
wurde. Zwischenzeitlich hatte die VWVorzugsaktie mehr als 40 Prozent des
Wertes verloren. Bayern hielt über einen
milliardenschweren Pensionsfonds für
Landesbedienstete im September 2015
rund 58 000 Vorzugsaktien. „Durch den
Verstoß gegen Mitteilungspflichten seitens VW musste auch der bayerische
Pensionsfonds einen Kursdifferenzschaden hinnehmen. Das Geld wollen wir
von VW zurückhaben. Konkret geht es
um maximal 700 000 Euro.“
Die Klage aus dem CSU-regierten Bayern rückt auch Niedersachsen ins Licht:
Das Bundesland ist zweitgrößter Aktionär des Autobauers. Auch für Niedersachsen stand eine Klage auf der Agenda. Ende März beschied jedoch die
Staatskanzlei: „Derzeit gibt es keine konkreten Überlegungen des Landes.“ Das
Land sehe sich nicht als Finanzinvestor.
Das sieht der bayerische Freistaat anders. Und orientiert sich an den Sammelklagen in den USA. Gegen die geht
VW jetzt allerdings in die Offensive und
beantragte vor einem kalifornischen Gericht, die Klagen abzuweisen.
HB
DAX
Stand 14 Uhr
-1,36 %
10190
Gewinne schwinden bei
deutschen Topkonzernen
Die Abschwächung der Weltkonjunktur und der zuletzt
wieder stärkere Euro setzen
deutsche Börsenschwergewichte unter Druck. Der operative Gewinn (Ebit) der 17
Dax-Konzerne, die bisher
Zahlen für ihre Geschäfte
von April bis Juni vorlegten,
sank um neun Prozent auf
insgesamt 17,7 Milliarden Euro. Das geht aus einer Zwischenbilanz des Beratungsunternehmens EY hervor.
Der gesamte Umsatz (ohne
Banken) fiel um 0,6 Prozent
auf 182,5 Milliarden Euro. Die
schwache Konjunktur in
wichtigen Schwellenländern
mache gerade Industrieunternehmen zu schaffen, sagt
Mathieu Meyer, Mitglied der
Geschäftsführung bei EY.
„Die anhaltende Rezession in
Russland und Brasilien und
die abgeschwächte Dynamik
in China bremsen das Wachstum spürbar.“ Von einer Krise könne aber insgesamt keine Rede sein. „Die Unternehmensgewinne sind auf hohem Niveau.“
dpa
ANZEIGE
11. Handelsblatt Jahrestagung
Compliance
12. und 13. September 2016, Düsseldorf
Weitere Informationen erhalten Sie
telefonisch unter: 02 11.96 86 – 35 77
Konzeption und Organisation:
Wirtschaft & Politik
DIENSTAG, 2.8.16
News am Abend
WIRTSCHAFT & POLITIK 2
USA nehmen IS-Hochburg ins Visier
►
Amerikaner dürfen Luftschläge auf libysches Sirte fliegen.
►
Einheitsregierung in Tripolis
bat um die Unterstützung.
D
as US-Militär hat erstmals Stellungen der Terrormiliz Islamischer
Staat (IS) in der libyschen ISHochburg Sirte angegriffen. Das teilte
Pentagon-Sprecher Peter Cook gestern
Abend (Ortszeit) in Washington mit. USPräsident Barack Obama habe die Luftschläge genehmigt. Der Ministerpräsident
der Einheitsregierung in Tripolis, Fajis alSarradsch, sagte in einer Fernsehansprache, seine Regierung habe in Kooperation
mit den Milizen am Boden um direkte
Luftunterstützung der USA gebeten. Angaben zu möglichen Opfern gab es zunächst nicht.
Regierungstreue Milizen hatten im Mai
eine Offensive gegen die Dschihadisten
gestartet, nachdem das IS-Einflussgebiet
in Zentrallibyen auf mehr als 300 Kilometer Länge angewachsen war. Innerhalb
weniger Wochen rückten Truppen von allen Seiten auf das Zentrum Sirtes vor, in
dem die restlichen Extremisten nun ein-
gekesselt sind. Bei den Kämpfen gab es
auf beiden Seite große Verluste.
Nach Angaben von Pentagon-Sprecher
Cook halten sich in Sirte noch bis zu 1000
Kämpfer der Terrormiliz auf. Ob die Präzisionsschläge mit Drohnen oder mit
Kampfjets ausgeführt wurden, wollte er
nicht sagen. Ziel waren demnach unter
anderem ein Panzer sowie Fahrzeuge des
IS. Cook machte deutlich, dass es keine
einzelne Aktion war: „Wir sind darauf vorbereitet, in Abstimmung mit der Einheitsregierung weitere Angriffe auszuführen.“
Diplomaten zufolge hatten die USA
schon seit Monaten darauf gedrungen,
den IS aus der Luft angreifen zu können.
Doch eine formelle Bitte von der Einheitsregierung hatte bislang gefehlt. Die Regierung in Tripolis zögerte wohl auch deshalb, weil sie durch eine amerikanische
Militärintervention interne Kritik auf sich
ziehen und vom Westen abhängig wirken
könnte.
Dabei hatten die USA schon vorher
zweimal Luftangriffe auf den IS in anderen Landesteilen geflogen. So kamen bei
einem Angriff auf ein mutmaßliches Terrorcamp der Dschihadisten im Februar
Dutzende Menschen ums Leben.
dpa
Venezuela: Abwahl Maduros kommt voran
Das von der Opposition in Venezuela geplante
Referendum zur Abwahl von Präsident Nicolás
Maduro hat nach wochenlangem Streit eine
wichtige Hürde genommen. Die Prüfung von
eingereichten Unterschriften hat ergeben, dass
in allen 24 Bundesstaaten das notwendige Quorum von einem Prozent der Wahlberechtigten
erreicht worden ist. Werden bei einer erneuten
Abstimmung landesweit vier Prozent erreicht,
kommt es zum Referendum.
Seit Jahren bekämpfen sich IS und die libysche Regierung in Sirte.
Nun keilt auch Warren Buffett gegen Trump
US-Investorenlegende
Warren Buffett hat die Fähigkeiten des Präsidentschaftskandidaten Donald
Trump als Geschäftsmann infrage gestellt. Selbst ein Affe
hätte an der Börse besser abschneiden können als der Milliardär, als dieser 1995 seine
Hotels und Kasinos an
die Wall Street gebracht habe, sagte
Neuer britischer EU-Kommissar
Der britische Vertreter in der EU-Kommission,
Julian King, soll sich bis zum Austritt der Briten
um Sicherheit und Terrorbekämpfung kümmern.
Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker
schickte ihm heute einen Brief. Der Spitzendiplomat war im Juli von der Regierung in London
als neuer Kommissar nominiert worden. Großbritanniens bisheriger EU-Kommissar Jonathan
Hill, zuständig für die Bankenregulierung, war
nach dem Referendum im Juni zurückgetreten.
Buffett auf einer Wahlkampfveranstaltung der Demokraten
gestern: Wenn ein Affe 1995 „einen Pfeil auf die Aktien-Scheibe
geworfen hätte, dann hätte der
Affe im Schnitt 150 Prozent erzielt“. Trump argumentiert,
sein Erfolg als Geschäftsmann
qualifiziere ihn, US-Präsident
zu werden.
Buffett forderte Trump zudem erneut auf, seine Steuerer-
klärung zu veröffentlichen.
Trump lehnt dies mit dem Verweis ab, dass die Bundessteuerbehörde IRS die Unterlagen immer noch prüfe.
Der Mogul steht aktuell
mächtig unter Druck, weil er
die Eltern eines im Irak gefallenen US-Soldaten attackierte,
die ihn auf dem DemokratenParteitag vergangene Woche
scharf angingen. Khizr und
rtr
Ghazala Khan werden als
„Gold-Star-Eltern“ verehrt, und
so ließ der Sturm der Empörungen über Trump nicht lange auf
sich warten – doch der Mogul
legt immer weiter nach. Gestern versuchte er vom Thema
abzulenken: „Es geht nicht um
Khan, es geht um radikalen islamistischen Terror und die USA.
Wacht auf!“ Online fragten ihn
anschließend einige, ob er den
Toten jetzt in Verbindung zu
Terroristen bringen wolle. HB
Tourismusboom beflügelt Spaniens Arbeitsmarkt
Ein Rekordansturm von Urlaubern hat dem Arbeitsmarkt in Spanien im Juli kräftig Aufwind
verliehen. Die Zahl der Erwerbslosen fiel um 2,2
Prozent auf 3,9 Millionen – der stärkste Rückgang in einem Juli seit 1997. Beflügelt wird der
Aufschwung durch die wiedererwachte Konsumfreude der Spanier und das boomende Geschäft mit den Urlaubern, die aus Furcht vor Anschlägen Reiseziele wie die Türkei, Ägypten und
Tunesien meiden.
Impressum Handelsblatt News am Abend
Verlag: Handelsblatt GmbH
Geschäftsführung:
Gabor Steingart (Vorsitzender), Frank Dopheide,
Ingo Rieper
Corporate Editions:
Andrea Bartusch
Tel.: 0211–887–1097
E-Mail: [email protected]
Redaktion:
Sven Afhüppe (verantw.)
Peter Pfister (Red.-leitung),
Sabine Haupt,
Carlo Sporkmann,
Heide Braasch (Producing)
Anschrift:
Kasernenstr. 67
40213 Düsseldorf
Tel. +49 (0) 211–887–1550
E-Mail: [email protected]
www.newsamabend.com
DIESE WOCHE IM FOKUS: 3M ALS SCHLEIFEXPERTE
ANZEIGE
Neu: „3M Precision Grinding TestCenter“
Dünn. Smart. Stark.
Industrie 4.0: Lokales TestCenter für globale Kunden
Innovativ und zukunftsweisend, so
präsentiert sich das neue globale
3M Kundencenter zum Thema
Schleifen am Standort Meerbusch.
Das sogenannte „3M Precision
Grinding TestCenter“ bietet 3M
Kunden nicht nur eine der modernsten Testanlagen der Branche.
Es nutzt auch die Chancen der „Industrie 4.0“: Kunden können hier
neue Schleifwerkzeuge testen, bevor sie in ihrem eigenen Produktionsprozess zum Einsatz kommen.
Die Tests können per Video dokumentiert werden. So sind die Kunden immer hautnah dabei. Ganz
einfach und unkompliziert – egal,
ob sie zum Beispiel in Asien oder
Deutschland ansässig sind.
Enger Dialog.
Beschleunigter Prozess.
Die Vorteile liegen auf der Hand.
Das „3M Precision Grinding TestCenter“ erleichtert es, Kunden direkt in die Entwicklung von neuen
Sie sind nur 0,15 mm bis 0,3 mm
dick – und trotzdem bieten sie exzellente Klebkraft. Die dünnen 3M™
VHB™ Klebebänder der 59er Serie!
Diese extra feinen, doppelseitigen
Hochleistungs-Klebebänder eignen
sich für besonders schmale Anwendungen auf schwierig zu verklebenden Werkstoffen. Sie haben alle Vorteile, welche die 59er Serie so erfolgreich machen. Dazu gehört vor
allem die starke Haftung auf einer
Vielzahl von Pulverlacken.
schleiftechnischen Lösungen und
Strategien mit einzubinden. Die
3M Schleifexperten gewinnen hier
ganz neue Möglichkeiten für eine
enge, dialogbasierte Zusammenarbeit mit Kunden weltweit. Gleichzeitig kann das neue Kundencenter den Innovationsprozess deutlich beschleunigen: Früher konn-
ten Kunden neue Schleifwerkzeuge immer nur dann testen, wenn
ihre eigenen Anlagen gerade nicht
für die normale Produktion im Betrieb waren. Das brachte nicht selten lange Wartezeiten mit sich. Im
neuen „3M Precision Grinding
TestCenter“ sind sofortige Test
von kundenspezifischen Werkzeugen möglich.
Messbare Ergebnisse.
3M hat circa 1,3 Millionen US
Dollar in sein neues globales Kundencenter investiert. Auf insgesamt drei modernen Schleifmaschinen können jetzt Werkzeuge,
wie Wendeschneidplatten, Bohrer
und Fräser, aber auch alle Arten
von Wellen für den AutomotiveBereich getestet und effizient bear-
beitet werden. Mithilfe entsprechender Messgeräte werden die
Schleifergebnisse erfasst und bewertet. Die neue Anlage nutzt 3M
auch für Kundentrainings.
3M Standort Meerbusch
Die 3M Abrasive Systems Division am Standort Meerbusch bietet
hochinnovative Schleiflösungen
zur Bearbeitung schwer zerspanbarer Werkstoffe. Als Systemanbieter liefert das Unternehmen
Präzisionsschleifmaschinen, Laserbearbeitungszentren, Diamantund CBN-Schleifwerkzeuge sowie Abrichtwerkzeuge und Abrichtgeräte aus einer Hand.
Hier weitere Informationen
Zuverlässig für
schlanke Verbindungen
Durch ihre geringe Dicke sind die
dünnen VHB Klebebänder der 59er
Serie für schlanke Verbindungen in
vielen Industriebereichen ideal. Zum
Beispiel für die Verklebung von
Touchscreens an Informationsschaltern oder von Industriesteuerungen
mit ihren Rahmen. Die dünnen Klebebänder halten nicht nur absolut
zuverlässig, sie bieten auch weitere
Vorteile. Zum Beispiel: Bei der Verklebung auf Pulverlacken entfällt ein
aufwendiger Arbeitsschritt. Die Klebflächen müssen vor der Lackierung
nicht abgedeckt werden.
Ein Klebeband. Viele Pluspunkte.
Die smarten Hochleistungs-Klebebänder sind unkompliziert in der
Verarbeitung. Sie eignen sich zur
Verbindung von hochenergeti-
schen Werkstoffen wie Metallen,
lackiertem Holz, Glas, Keramik und
vielen Kunststoffen. Stets garantieren sie dauerhafte Verbindungen
mit hoher Soforthaftung und Stoßfestigkeit. Sie sind trägerlos, bestehen durch und durch aus Klebstoff.
3M bietet sie in den vier Dicken
0,15 mm, 0,2 mm, 0,25 mm und
0,3 mm an.
Weitere Pluspunkte:
• Sehr guter Ausgleich von Spaltund Ausdehnungsunterschieden
• Sehr hohe Anpassungsfähigkeit
• Temperaturbeständig bis 90°C
Hier weitere Informationen
3M Deutschland GmbH
Carl-Schurz-Str. 1
41453 Neuss
Telefon: 02131/14-30 30
E-Mail: [email protected]
Internet: www.3M.de
3M Newsroom: Jetzt lesen.
Twitter: Hier folgen Sie uns.
Facebook: Hier klicken.
Verantwortlich für den Inhalt ist 3M.
1. – 5. August 2016
SPEZIAL Technik
DIENSTAG, 2.8.16
News am Abend
SPEZIAL TECHNIK 4
Die Bibliothek auf einer Briefmarke
D
as Lesen dauert lange, das
Schreiben noch länger. Und
die Technik ist auf frostige
minus 196 Grad Celsius angewiesen.
Doch solche Probleme verblassen
angesichts der unglaublichen Speicherfähigkeit eines neuen Datenträgers. Eine 500-fach bessere Speicherdichte als bei den besten derzeit erhältlichen Datenspeichern haben
Wissenschaftler mit Chloratomen erreicht. „Theoretisch würde es diese
Speicherdichte erlauben, alle Bücher, die Menschen je geschaffen haben, auf eine einzelne Briefmarke zu
schreiben“, erklärte Studienleiter
Sander Otte von der Technischen
Universität in Delft (Niederlande).
Lücken in einem Chloratomgitter auf
einer Kupferoberfläche dienen demnach der Speicherung von Bits und
Bytes. „Man kann es mit einem Schiebepuzzle vergleichen.“
Als Würdigung für einen entscheidenden Visionär des Gebiets, den
US-Physiker Richard Feynman
(1918–1988), schrieben die Forscher
einen Teil seines berühmten Vortrags
von 1959 auf ein nur 100 Nanometer
(Millionstel Millimeter) breites Feld.
Feynmans Rede „There’s Plenty of
Room at the Bottom“ (dt. etwa: Viel
Spielraum nach unten) vom 29. Dezember 1959 ist legendär: Viele der
vorgestellten Ideen wurden zur
Grundlage nanotechnologischer Entwicklungen – darunter die Datenspeicherung auf atomarer Ebene.
In der Fachzeitschrift „Nature Nanotechnology“ beschreiben die Forscher um Otte ihr Vorgehen: Sie nutzten die Eigenschaft von Chloratomen, sich auf einer flachen Kupferoberfläche selbstständig zu einem
zweidimensionalen Gitter anzuordnen. Indem sie weniger Chloratome
Alle je geschriebenen Bücher kommen auf
einem einzigen neuen Datenspeicher unter –
und der ist im Mini-Format.
Eine 500-fach höhere Speicherdichte als bei den besten derzeit erhältlichen Datenspeichern haben Wissenschaftler mit Chloratomen erreicht. dpa
bereitstellten als für die komplette
Bedeckung notwendig wären, schufen sie Lücken im Gitter, sogenannte
Vakanzen. Aus einer Lücke und einem Chloratom setzten sie ein Bit zusammen, die kleinste Speicherein-
heit: In der Draufsicht bedeutet „Vakanz oben, Atom unten“ eine Null;
„Atom oben, Vakanz unten“ heißt
Eins. Um Daten speichern zu können, müssen die Wissenschaftler die
Atome bewegen. Das machen sie mit
einem Rastertunnelmikroskop. Mit
diesem Gerät wird normalerweise
über eine sehr feine Messspitze – ein
einzelnes Atom – und die elektrische
Wechselwirkung mit Atomen des Materials die atomare Struktur von
Oberflächen aufgeklärt. Fließt durch
die Messspitze ein Strom von etwa einem Mikro-Ampere, lässt sich damit
ein Chloratom hin zu einer Lücke bewegen.
Mittlerweile haben die Forscher
den Prozess weitgehend automatisiert: Computergesteuert schiebt das
Rastertunnelmikroskop die Atome
so lange von Lücke zu Lücke, bis die
Bit-Felder entstehen. Um das Chloratomgitter stabil zu halten, ist jedes
Bit von Chloratomen begrenzt – die
Bits liegen also nicht direkt nebeneinander.
Derzeit dauert das Auslesen eines
64-Bit-Blocks noch etwa eine Minute,
das Schreiben zwei Minuten. Zudem
funktioniert das ganze Verfahren nur
bei einer Temperatur von minus 196
Grad Celsius. „Die alltägliche Speicherung von Daten auf atomarer Skala ist noch weit entfernt“, so Otte.
„Aber durch diesen Erfolg sind wir
ihr auf jeden Fall einen großen
Schritt nähergekommen.“
Das sieht Steven Erwin vom Naval
Research Laboratory in Washington
ähnlich. In einem Kommentar in „Nature Nanotechnology“ schreibt er,
dass unabhängig von den Komplikationen, die die Beschleunigung der
Schreib- und Lesezeiten mit sich
bringen werde, die Bedeutung der
Errungenschaft beachtet werden solle: „Ein funktionierendes atomares
Speichergerät hoher Dichte, das zumindest unsere Vorstellungen in
Richtung des nächsten solchen Meilensteins stimulieren wird“.
HB
Autonomie für „Curiosity“
Der Marsrover „Curiosity“ sucht sich die Ziele für seinen Lasersensor jetzt erstmals
selbst aus. Es sei laut Nasa das
erste Mal, dass diese Technik
auf einer Planetenmission angewandt werde. Mit dem Lasersensor kann der unbemannte Rover auf dem roten
Planeten aus bis zu sieben Metern Entfernung feststellen,
woraus beispielsweise ein
Stein zusammengesetzt ist.
Dabei messen bestimmte Instrumente Signale, die entstehen, wenn der Laserstrahl auf
Gestein trifft. Wissenschaftler
können anhand dieser Signale
auf die chemische Zusammensetzung schließen.
Rund 350 000-Mal hat der
Marsrover den Laser in den
vier Jahren seiner Mission
schon benutzt, an rund 1400
Untersuchungszielen. Mithilfe
einer speziellen Software
kann „Curiosity“ nun Bilder
Das Bild der Nasa
zeigt „Curiosity“
auf dem Mars. dpa
von einer Art Weitwinkel-Kamera analysieren und sich seine Untersuchungsziele automatisch aussuchen. Der Rover
orientiert sich dabei an bestimmten Vorgaben, wie beispielsweise Größe oder Farbe
von Steinen.
Die meisten Ziele legen allerdings immer noch die NasaWissenschaftler fest. „Die
Selbstständigkeit ist aber besonders hilfreich, wenn es
schwierig ist, das Wissenschaftler-Team einzubinden –
während einer langen Fahrt
zum Beispiel“, sagte Nasa-Forscherin Tara Estlin.
„Curiosity“ war vor rund
vier Jahren auf dem Mars gelandet und sucht dort nach
Spuren von früherem Leben.
Er ist mit fast 900 Kilogramm
und 3 mal 2,8 Metern der größte mobile Forschungsroboter,
der bislang auf den Roten Planeten geschickt wurde.
HB
Wirtschaft & Politik
DIENSTAG, 2.8.16
News am Abend
Wehrbeauftragter begrüßt Pläne zu
Bundeswehr-Übungen mit Polizei
Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, Hans-Peter Bartels, hat die Pläne
von Bundesverteidigungsministerin Ursula
von der Leyen (CDU) für gemeinsame
Übungen von Bundeswehr und Polizei für
mögliche Antiterroreinsätze gelobt und
gleichzeitig die jetzige verfassungsrechtliche Lage betont: „Die Forderungen nach
einer Grundgesetzänderung für den Einsatz der Bundeswehr im Inneren sind
Quatsch“, sagte Bartels. Der Vorsitzende
der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer
Wendt, fordert indes eine deutlich bessere
Ausstattung der Polizei. „Anschläge sind
das Werk krankhafter Mörder und perverser Schlächter. Wer sie zu Soldaten erklärt,
denen man die eigene Armee entgegenstellt, adelt sie, genau das will der IS.“
„Terror- und Amoklagen sind polizeiliche
Einsatzlagen, keine militärischen.“
Alle Flüchtlinge hierzulande registriert
Alle seit 2015 nach Deutschland eingereisten Flüchtlinge sind nach Angaben des
Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) inzwischen registriert. Sie seien
mit Fingerabdrücken, Foto und Personendaten erfasst und polizeilich überprüft
worden, sagte die Leiterin des operativen
Bereichs im Bamf. Innerhalb der nächsten
acht Wochen will das Bamf dann auch die
letzten Asylanträge entgegengenommen
haben. Mitte Juli waren nach Angaben der
Nürnberger Behörde etwa 150 000 Menschen in Deutschland, die noch keinen
Asylantrag stellen konnten.
Asylheime weiter im Visier rechter Täter
Asylunterkünfte sind auch weiterhin oft
Ziel rechter Angriffe in Deutschland. Im
laufenden Jahr seien bisher bundesweit
665 Straftaten gezählt worden, die sich
gegen Asylunterkünfte richteten, so das
BKA. In 613 Fällen seien rechtsmotivierte
Täter für die Übergriffe verantwortlich gewesen.
WIRTSCHAFT & POLITIK 5
Die Grünen setzen
Gabriel weiter zu
Berlin wehrt sich
►
Türkei bekommt viel
Gegenwind aus
Deutschland.
►
Europapolitiker Brok: Erdogan fehlt Verständnis
für Rechtsstaatlichkeit.
Die Wirtschaftsexperten der
Bundestagsfraktionen werden wegen des Streits über
die Ministererlaubnis für die
Fusion von Edeka und Kaiser’s Tengelmann ihren Sommerurlaub unterbrechen
müssen. Die Grünen beantragten für Mittwoch kommender Woche eine Sondersitzung des Wirtschaftsausschusses. Thema : „Hintergründe und weiteres Verfahren im Fall der Ministererlaubnis für die Fusion der Supermarktketten Edeka und
Kaiser’s Tengelmann“. Ob
Bundestagspräsident Norbert Lammert dem Antrag
mit dem Terminvorschlag
folgt, ist noch offen.
Gabriel selbst wies heute
erneut die Angriffe der Opposition zurück, die ihm widersprüchliche Äußerungen
D
ie Haltung der Türkei im
Streit um Flüchtlingsabkommen und Visumfreiheit
stößt auf deutliche Kritik in
Deutschland. Außenminister FrankWalter Steinmeier sieht erst Ankara
am Zug: „Es gibt Bedingungen für
die Visafreiheit, und diese sind allen
Seiten bekannt.“ Die Türkei habe da
„noch Arbeit vor sich“. „Es bringt
jetzt nichts, sich gegenseitig Ultimaten zu stellen und zu drohen.“ CDUVize Thomas Strobl sagte zu dem Ultimatum des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu: „So haben
Staaten nicht miteinander umzugehen.“
Cavusoglu hatte gestern den
Flüchtlingspakt mit der EU infrage
gestellt und bis Oktober die versprochene Visumfreiheit für Türken
gefordert. Die EU-Kommission hat
die Aufhebung der Visumpflicht bisher nicht zugesagt, weil Ankara
nicht alle 72 Bedingungen dafür erfüllt hat, darunter die Reform der
türkischen Antiterrorgesetze.
Gleichzeitig verschärften sich die
Spannungen mit Deutschland. Gestern wurde der stellvertretende
deutsche Botschafter in Ankara, der
Gesandte Robert Dölger, ins Außenministerium einbestellt – aus Protest dagegen, dass Präsident Recep
Tayyip Erdogan am Sonntag nicht
per Videoschalte zu seinen Anhängern bei einer Demonstration in
Schal mit dem Konterfei des türkischen Präsidenten Erdogan.
Wirtschaft sorgt sich
Angesichts des scharfen Tons
zwischen Ankara und Berlin
warnt die deutsche Wirtschaft vor einer Debatte über
ökonomische Strafen gegen
das Land am Bosporus. „Wer
jetzt über Sanktionen redet,
der läuft Gefahr, die Türen
gegenüber der Türkei ganz
zuzuschlagen“, sagte DIHKChef Volker Treier.
HB
dpa
Köln sprechen durfte. Dölger sei
dargelegt worden, ein solches Verhalten eines „Verbündeten“ sei
„inakzeptabel“. Die „Enttäuschung
und Verärgerung“ der Türkei sei
„eindringlich“ zum Ausdruck gebracht worden, meldete die Nachrichtenagentur Anadolu.
Der CDU-Europapolitiker Elmar
Brok warf dem türkischen Präsidenten deshalb fehlendes Verständnis
für Rechtsstaatlichkeit vor. Auch Erdogan müsse akzeptieren, dass es in
Deutschland Gerichte gebe, die über
der Politik stünden, so Brok. dpa
über Gespräche vorgeworfen
hatten, die er im Zuge des Ministererlaubnis-Verfahrens
geführt hatte. „Der Theaterdonner der Grünen kommt
etwas spät“, so der SPD-Chef.
Der Wirtschaftsminister
hatte sich Mitte März über
Bedenken des Bundeskartellamtes hinweggesetzt und
eine Sondererlaubnis für die
Übernahme von Tengelmann durch Edeka gegeben.
Das Oberlandesgericht Düsseldorf widersetzte sich dem
jedoch und stoppte im Juli
den Zusammenschluss. Die
Richter verdächtigten Gabriel der Befangenheit und
mangelnden Neutralität. Eine endgültige Entscheidung
steht noch aus. Gabriel wird
gegen den Spruch der Düsseldorfer Richter wohl juristisch vorgehen.
rtr
Hinz ist erst einmal krank
Nach dem Skandal um einen
gefälschten
Lebenslauf
könnte sich der freiwillige
Rückzug der SPD-Bundestagsabgeordneten Petra Hinz
aus Essen bis Mitte September hinauszögern. Die umstrittene Politikerin habe
sich vorerst krank gemeldet,
sagte ein Sprecher des Bundestags.
Trotz Rücktrittsankündigung sei noch keine Verzichtserklärung eingegangen. Auch habe Hinz mehr-
fach ihren Termin bei Bundestagspräsident Norbert
Lammert verschoben, hieß
es weiter. „An uns liegt es
nicht. Wir haben zeitnah Termine angeboten“, sagte Bundestagssprecher Ernst Hebeker. „Der Bundestagspräsident war bereit, dafür nach
Berlin zu kommen. Der Ball
ist jetzt im Feld von Frau
Hinz.“ Die Essener SPD forderte Hinz gestern auf, ihr
Mandat innerhalb von 48
Stunden niederzulegen. HB
DIENSTAG, 2.8.16
News am Abend
WIRTSCHAFT & POLITIK 6
Der Staat als Bremse
dpa
Vom ausgerufenen Ziel, 400 000 neue
Wohnungen im Jahr zu bauen, ist
Deutschland noch weit entfernt.
Woran es beim Wohnungsbau hakt.
sondere bezahlbare Wohnungen.
Denn Mietwohnungsbau
ist ein mühsames Geschäft.
„Die großen Hemmschuhe
sind fehlendes oder zu teures
Bauland, extrem hohe Baustandards, Steuern und Auflagen sowie das negative Neubauklima“, klagte kürzlich
Axel Gedaschko, der Chef des
Bundesverbands deutscher
Wohnungs- und Immobilienunternehmen.
lle sind sich einig: durchaus in Sicht: Allein von
Die eigentlich geplanten
Deutschland braucht Januar bis Mai wurden laut Steueranreize für den Wohneue Wohnungen – Statistischem Bundesamt nungsbau scheiterten in Ber350 000 bis 400 000 im Jahr, 148 000 neue Wohnungen ge- lin Anfang Juli am Koalitionsmöglichst schnell, möglichst nehmigt. Der Haken: Es gab zwist. Andererseits haben
günstig. Zu hören ist das von nur 63 000 Baugenehmigun- Bund und Länder in den verder Bundesregierung ebenso gen für neue Wohnungen in gangenen Jahrzehnten kontiwie vom Deutschen Städtetag traditionellen Mietshäusern nuierlich Regulierung und
oder dem BundesAuflagen verschärft
verband deutscher
– ob Brandschutz,
„Die großen Hemmschuhe sind
Wohnungs- und ImEnergieeinsparvermobilienunternehordnung oder Umfehlendes Bauland, hohe Baumen (GdW). Doch
standards und Steuern sowie das weltrecht. Ein Fakder Staat hat in den
tor: Große Wohnegative Neubauklima.“
vergangenen Jahrnungsbauprojekte
Axel Gedaschko
zehnten viele Hürwerden häufig auf
Chef des Bundesverbands deutscher
den errichtet, die
Industriebrachen
Wohnungs- und Immobilienunternehmen
dem gewünschten
oder ehemaligem
Boom entgegensteBahn- oder Bunhen. Beteiligt sind
deswehrgelände
alle staatlichen Ebenen: mit mehr als drei Wohnun- errichtet. Auf solchen GrundBund, Länder und Kommu- gen. Fast die Hälfte entfiel auf stücken seien aufwendige Altnen.
Einfamilienhäuser und Eigen- lastenprüfungen vorgeschrieWas die Baugenehmigun- tumswohnungen. Aber in den ben, sagt Xaver Kroner, Chef
gen betrifft, ist die Schwelle großen Städten fehlen insbe- des Verbands bayerischer
A
Wohnungsunternehmen
(VdW), dem Dachverband
von gut 450 Firmen aus der
Branche.
Viele Oberbürgermeister
rufen nach günstigen Wohnungen – doch wer Architekten und Bauunternehmer
fragt, hört häufig, dass die
Kommunen an den Problemen maßgeblich beteiligt
sind. So warnte Ulrich Maly
(SPD), Nürnberger Oberbürgermeister und früherer
Städtetagspräsident, kürzlich
vor sozialem Sprengstoff,
wenn nicht schnell neue
Wohnungen gebaut würden.
Doch die Bearbeitung von
Bauanträgen in Nürnberg
dauere sehr lang, klagt ein Architekt aus der Region.
Ähnliche Kritik ist deutschlandweit zu hören. In München wartet mittlerweile ein
Stapel von rund 1500 Bauanträgen auf Erledigung. Die
durchschnittliche Bearbeitungszeit eines Bauantrags
sei bei größeren Vorhaben
186 Tage, sagt ein Sprecher
des Referats für Stadtplanung
und Bauordnung in der bayerischen Landeshauptstadt.
Nach Angaben von VdWChef Kroner kann die Planung und Genehmigung großer Wohnungsbauprojekte
auch mal Jahre dauern. dpa
Die WirtschaftsWoche Dossiers
Machen das Leben einfach
einfacher.
DOSSIER
MITTELSTAND
GRATIS
LESEN
Exklusiv mit dem WirtschaftsWoche Digitalpass
Erleben Sie umfangreiche, serviceorientierte Dossiers
zu Ihren Themen und die gesamte digitale Welt der
WirtschaftsWoche: den BörsenWoche Newsletter, die
interaktive App, das eMagazin und das komplette
Online-Archiv – nur mit Ihrem WirtschaftsWoche Digitalpass.
angebot.wiwo.de/mittelstand
Digitalpass
Unternehmen & Märkte
DIENSTAG, 2.8.16
News am Abend
UNTERNEHMEN & MÄRKTE 7
Strenesse
ist gerettet
Kranich fliegt nur auf Sicht
Mehr als zwei Jahre nachdem das
Luxusmodeunternehmen Strenesse die Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet hatte, steigt
ein Investor ein. „Wir sind sehr
froh, dass wir mit dem Family Office MAEG Holding in Amsterdam einen finanziell sehr soliden
Investor und mit Reiner Unkel einen sehr erfahrenen Modefachmann gewinnen konnten“, sagte
der bisherige Vorstand Gerhard
Geuder dem Handelsblatt.
Alle 240 verbliebenen Mitarbeiter des Unternehmens aus Nördlingen in Nordbayern werden
vom neuen Investor übernommen. Hinter der MAEG Holding
stehe eine Familie aus Europa, ist
zu hören. Das Unternehmen will
in den Luxus- und Premiummarkt investieren und bereitet
zwei weitere Akquisitionen vor.
Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Der neue CEO Reiner Unkel,
58, lobte den Investor als „einen
Eigentümer, der strategisch
denkt und langfristig orientiert
ist“. Unkel beschreibt Strenesse
als „eine Marke, die Trends setzt
und den Nerv der Zeit trifft, die
ebenso klassisch wie sexy ist.“
Die von der Familie Strehle gegründete Modemarke hatte sich
mit einer zu breiten Kollektion
übernommen und war im Geschäftsjahr 2013/14 in die roten
Zahlen gerutscht. Im April 2014
musste Strenesse ein sogenanntes Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung anmelden. Mit dem
neuen Investor beginnt die letzte
Phase der Sanierung.
Georg Weishaupt
►
Lufthansa will kein konkretes
Gewinnziel für 2016 ausgeben.
►
Dividende nach schlechtem
zweiten Quartal in Gefahr.
Jens Koenen Frankfurt
L
ufthansa-Chef Carsten Spohr scheut
angesichts von Terrorangst und Buchungseinbruch ein neues konkretes Gewinnziel für 2016. Der Vorstand habe
derzeit keine gute Sicht darauf, wie viele
Menschen kurzfristig noch Flüge buchen
werden, sagte Finanzchefin Simone Menne
heute bei der Vorlage der Halbjahreszahlen
in Frankfurt.
Ende Juli hatte die Lufthansa ihre Prognose für den bereinigten operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) gekappt und geht
demnach nur noch von einem Ergebnis unter dem Vorjahreswert von 1,8 Milliarden
Euro aus. „Wir werden uns im dritten Quartal sicher klarer zur Jahresprognose äußern“, sagte Menne. Analysten erwarten im
Schnitt etwa 1,45 Milliarden Euro.
Menne, die in Kürze zum Pharmakonzern Boehringer Ingelheim wechselt, versuchte unterdessen, Ängste vor einem möglichen Ausfall der Dividende zu zerstreuen.
„Alles, was derzeit an Kennzahlen vorliegt,
Kursturbulenzen möglich: Auf der Langstrecke verdient die Airline weniger. dpa
macht uns dividendenfähig und lässt eine
Auszahlung zu“, sagte sie. Das letzte Wort
habe aber der Aufsichtsrat.
Doch die Vorzeichen stehen schlecht. So
ist der Nettogewinn der Lufthansa im zweiten Quartal deutlich gefallen. Die Fluggesellschaft vermeldete heute einen Rückgang um 17 Prozent auf 437 Millionen Euro.
Der Umsatz sank demnach um drei Prozent
auf gut 8,1 Milliarden Euro. Finanzvorstand
Simone Menne verwies allerdings darauf,
dass im zweiten Quartal 2015 Sondereffekte
das Ergebnis kräftig angeschoben hatten.
Mit Blick auf das gesamte erste Halbjahr
2016 erklärte der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende Carsten Spohr, es sei „ein solides
Ergebnis“ erwirtschaftet worden. Dazu trug
nach Konzernangaben vor allem das Passagiergeschäft bei. Spohr verwies zudem auf
Fortschritte bei den „Kostenstrukturen“
und beim Ausbau der Billigtochter Eurowings.
Die größte Ergebnisverschlechterung dagegen verzeichnete den Angaben zufolge
die Frachtsparte Lufthansa Cargo. Im
Frachtverkehr gebe es derart „massive
Überkapazitäten“, dass die durchschnittlichen Erlöse inzwischen auf das Niveau der
Finanzkrise von 2009 gefallen seien, erklärte der Konzern.
Zu schaffen macht Europas größter Fluggesellschaft auch die Verunsicherung vieler
Kunden. Es fehle an Gruppenbuchungen
aus Asien und den USA. Auf den Langstreckenflügen verdient die Gesellschaft sonst
gutes Geld. Doch die Terroranschläge in Europa scheinen Reisewillige aus der Ferne
vom Buchen abzuhalten. Zusammen mit
dem niedrigen Ölpreis und dem Wettbewerb in der Branche sorgt dies für deutlich
sinkende Ticketpreise.
Mehr Gewinn: BMW auf der Überholspur
BMW hat im zweiten Quartal
den Gewinn überraschend stark
gesteigert. Das Ergebnis vor
Steuern (EBT) stieg um 8,4 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro, wie
der Münchener Autobauer heute mitteilte. Unter dem Strich
kletterte der Gewinn um 11,4
Prozent auf 1,95 Milliarden Euro. Der Umsatz wuchs im Jahres-
vergleich um 4,5 Prozent auf
mehr als 25 Milliarden Euro.
Auch in der zentralen Sparte
Automobile übertraf BMW die
Erwartungen der Analysten:
Das Ergebnis vor Zinsen und
Steuern (Ebit) wuchs um
19,7 Prozent auf 2,18 Milliarden
Euro, der Umsatz legte um
5,6 Prozent zu auf 22,87 Milliar-
den. Vor allem in Europa kletterten die Verkaufszahlen deutlich nach oben. Die Rendite im
Kerngeschäft verbesserte sich
auf 9,5 Prozent – deutlich mehr
als ein Jahr zuvor. Dennoch liegt
BMW damit hinter Mercedes
und vor Audi.
Trotz der guten Zahlen:
Schmerzlich ist für BMW nach
wie vor der große Abstand zum
Rivalen Mercedes in der Oberklasse. Die Stuttgarter verkauften im vergangenen Jahr gut
dreimal so viele S-Klassen wie
BMW seinen Siebener. Der ist
zwar seit Ende 2015 neu auf
dem Markt, kann die Lücke zum
Rivalen aber nicht so recht
schließen.
HB
Uber wird zum Lieferservice
Der umstrittene US-Mitfahrdienst Uber will in
Deutschland laut Medienbericht einen Lieferservice für Essen ins Leben rufen. „Einen genauen
Starttermin für den Dienst Uber Eats in Berlin
und München gibt es aber noch nicht“, sagte
Uber-Deutschland-Chef Christoph Weigler der
„Welt“ heute. Das Unternehmen liefert bereits in
mehreren Städten wie San Francisco und London Essen von lokalen Restaurants aus und bietet für die Bestellungen eine App an.
Fresenius auf Wachstumskurs
Der Medizinkonzern Fresenius traut sich nach einem starken zweiten Quartal für das Gesamtjahr
2016 mehr Gewinn zu. Wachstumstreiber bleibt
vor allem die Flüssigmedizinsparte Kabi. Wie
das Unternehmen aus Bad Homburg gestern
Abend mitteilte, soll der um Sondereinflüsse bereinigte Überschuss währungsbereinigt um 11 bis
14 Prozent zulegen. Bisher hatte sich Fresenius
ein Plus von 8 bis 12 Prozent vorgenommen. Die
Umsatzprognose – ein Plus von 6 bis 8 Prozent
– bleibt bestehen.
Flughafen Hahn: Erste Frist endet heute
Die erste Frist beim Neustart des Bieterverfahrens für den Hunsrück-Flughafen Hahn endet
heute um Mitternacht. „Es gibt mehrere Interessenten“, bekräftigte der Sprecher des rheinlandpfälzischen Innenministeriums, Joachim Winkler,
in Mainz. „Zu ihrer Belastbarkeit lässt sich aber
noch nichts sagen.“ Überzeugende Interessenten können in der zweiten Phase bis zum 1. September detaillierte Unterlagen einreichen. Der
vorherige Verkauf an die chinesische Firma SYT
war wegen mutmaßlichen Betrugs geplatzt.
Handelsriese Metro ist schlecht im Geschäft
Der Handelskonzern Metro hat in seinem dritten
Geschäftsquartal rote Zahlen geschrieben. Nach
einem Gewinn von 115 Millionen Euro im Vorjahr
stand nun von April bis Juni ein Verlust von 24
Millionen Euro in den Büchern, wie Metro heute
mitteilte. Grund waren Kosten für einen Konzernumbau. Auch operativ verdiente der Konzern weniger. Dennoch bestätigt der Konzern
die Prognose für das Gesamtjahr.
DIENSTAG, 2.8.16
News am Abend
Südkorea stoppt
VW-Verkäufe
Südkorea stoppt den Verkauf
von fast allen Fahrzeugen
von Volkswagen. Insgesamt
zog das Land
die Zulassung für
80 Modellvarianten
der Marken VW, Audi und Bentley zurück, wie eine Behörde heute mitteilte.
Zusätzlich brummte die
Regierung dem Konzern eine
Strafe von umgerechnet 14,3
Millionen Euro auf. Als Begründung wurden gefälschte
Unterlagen zu Emissionen
und Lärmbelastung genannt.
Der Konzern kündigte an,
rechtliche Schritte zu prüfen.
VW hatte im Juli den Ver-
kauf der meisten Fahrzeuge
gestoppt. Damals drohte die
Rücknahme der Zulassung
für 32 Modelle. Südkorea ist
der zweitgrößte Markt für
Dieselautos in Asien.
Derweil geht der Konzern
in den USA in die Offensive.
VW hat vor einem kalifornischen Bezirksgericht beantragt, die Sammelklage von
Pensionsfonds abzuweisen,
teilten die Wolfsburger heute
mit. „Volkswagen ist der
Überzeugung, dass die konsolidierte Wertpapier-Sammelklage jeder Grundlage
entbehrt“, erklärte ein Sprecher. Die Klage der Pensionsfonds erfüllten grundlegende Anforderungen an eine
Wertpapier-Sammelklage in
den USA nicht.
HB
Salesforce kauft für
582 Millionen Dollar zu
Der Cloud-Softwareanbieter
Salesforce.com baut mit einer Übernahme sein Produktportfolio weiter aus. Für
stolze 582 Millionen Dollar
(520 Millionen Euro) in Aktien übernimmt der CloudSoftwareanbieter das Startup Quip aus San Francisco,
das auf Online-Produktivitätssoftware spezialisiert ist.
Das teilte der SAP-Konkurrent gestern Abend in einem
Schreiben an die US-Börsenaufsicht SEC mit. Mit den
Tools von Quip können Anwender unter anderem Textdokumente und Tabellen erstellen und in Teams teilen.
Außerdem gehört ein Messenger zu den Cloud-basierten Tools von Quip.
Im Rahmen der Übernahme wird Salesforce Aktien im
Wert von
73,80
bis
90,20 Dollar für jede ausstehende Quip-Aktie anbieten.
Quip war von Salesforce.com
zuvor bereits finanziell unterstützt worden.
dpa
UNTERNEHMEN & MÄRKTE 8
Vonovia steckt die Ziele höher
►
Wohnungskonzern profitiert
vom geringen Leerstand.
►
Vorstandschef rechnet mit
bis zu 760 Millionen Euro.
D
eutschlands größter Wohnungskonzern
Vonovia
schraubt erneut sein Jahresziel hoch. 2016 werde nun ein operatives Ergebnis von 740 bis 760 (2015:
608) Millionen Euro angepeilt, teilte
das Bochumer Unternehmen heute
mit. Vorstandschef Rolf Buch setzte die
Latte damit um 20 Millionen höher als
noch im Mai. Denn die 340 000 Wohnungen, die Vonovia bundesweit besitzt, sind fast voll vermietet. Außerdem
lief die Integration der in den vergangenen Jahren zusammengekauften Bestände reibungsloser als gedacht. Einzig mit der feindlichen Übernahme der
kleineren Rivalin Deutsche Wohnen
war Buch Anfang des Jahres klar gescheitert.
Nun soll Vonovia erst einmal aus eigener Kraft wachsen, bestenfalls werden noch einzelne Portfolios dazugekauft. „Wir kommen auch gut ohne Akquisitionen aus“, sagte Buch. Diese
Rechnung geht offenbar auf. Zum Halbjahr konnte der Konzern einen deutli-
Vonovia-Boss Buch: Der Konzern ist etwa so wertvoll wie die Deutsche Bank. rtr
chen Ergebnissprung um 44 Prozent
auf 388 Millionen Euro präsentieren.
Buch steckte zuletzt mehr Geld in
die Sanierung und Modernisierung von
Wohnungen, um die Mieten anheben
zu können. Der Leerstand lag per Ende
Juni bei 2,8 Prozent und soll zum
Jahresende weiter sinken auf 2,5 Prozent. „Die durchschnittliche Qualität
der Wohnungen ist heute um Dimensionen besser“, sagte Buch.
Zugleich baut Vonovia das Geschäft
mit Dienstleistungen rund um die Im-
mobilie aus. Dazu zählen etwa Handwerkerarbeiten, das Kabel-TV-Geschäft
und die Bewirtschaftung von Wohnungen für Dritte. In dieser Sparte zog das
Ergebnis ebenfalls deutlich an.
Obwohl Buch die Prognose anhob,
bleibt die Dividenden-Planung vorerst
die gleiche. Die Aktionäre sollen für
2016 mindestens 1,05 Euro (Vorjahr:
94 Cent) je Aktie bekommen, bekräftigte er. Im Herbst könnten die Planungen
nach seinen Worten aber nach oben
angepasst werden.
rtr
Infineon geht langsam die Puste aus
Das Wachstumstempo beim Halbleiterkonzern Infineon lässt nach. Im dritten
Quartal legte der Umsatz binnen Jahresfrist zwar noch um zwei Prozent zu,
wie das Unternehmen aus Neubiberg
bei München heute mitteilte. Die Prognose für das laufende vierte Quartal
des Geschäftsjahres 2015/16 fiel allerdings zurückhaltend aus. Der Umsatz
könne verglichen mit dem Vorquartal
womöglich sogar zurückgehen, hieß es.
Die Renditen soll indes weiter steigen. Nach einer operativen Marge von
gut 15 Prozent im abgelaufenen Quartal, sollen es im laufenden Vierteljahr 17
Prozent werden. Die Jahresprognose,
wonach der Umsatz um bis zu zwölf
Prozent bei einer Rendite von 15 bis 16
Prozent zulegen soll, bekräftigte Vorstandschef Reinhard Ploss.
Im dritten Quartal legte der Umsatz
binnen Jahresfrist um drei Prozent auf
1,63 Milliarden Euro zu. Das Ergebnis
der Segmente kletterte um vier Prozent
auf 254 Millionen Euro, der Überschuss
um fast drei Viertel auf 186 Millionen
Euro.
rtr
Honda verdient prächtig
Der japanische Auto-Hersteller
Honda hat im abgelaufenen
Quartal überraschend viel verdient. Der Betriebsgewinn legte
um 11,5 Prozent auf umgerechnet
2,33 Milliarden Euro zu, wie die
Nummer drei des Landes heute
mitteilte. Höhere Verkäufe und
Einsparungen trotzten der Belastung durch den starken Yen.
Apple legt Patentstreit bei
Der Patentstreit zwischen dem
Schweizer Tech-Unternehmen
Kudelski und dem US-Giganten
Apple ist vom Tisch. Kudelski hat
mit Apple ein Lizenzabkommen
abgeschlossen, gaben die
Schweizer heute bekannt. Kudelski hatte Apple in Deutschland
verklagt, weil der Konzern beim
Betriebssystem iOS und dem
iPhone gegen Urheberrechte der
Schweizer verstoßen haben soll.
Pfizer steigert seinen Umsatz
Pfizer profitiert von neuen Medikamenten und der Übernahme
des Herstellers von Krankenhausprodukten Hospira. Der Umsatz
des größten US-Pharmakonzerns
stieg im zweiten Quartal um elf
Prozent auf 13,15 Milliarden Dollar.
Teurer Streik bei Air France
Der einwöchige Flugbegleiterstreik bei Air France hat die Fluggesellschaft nach eigener Einschätzung um die 90 Millionen
Euro gekostet. 180 000 Kunden
seien von Flugausfällen betroffen
gewesen, sagte Air-France-Chef
Frédéric Gagey gestern. Die Flugbegleiter hatten mitten in der Ferienzeit für sieben Tage ihre Arbeit niedergelegt, es geht um die
Verlängerung eines Tarifvertrags.
Finanzzeitung
DIENSTAG, 2.8.16
News am Abend
Ölpreis im
freien Fall
Sicher ist beim Ölpreis derzeit nur
Eines, nämlich dass nichts sicher
ist: Erst kam das Zwölfjahrestief
im Februar, dann der Anstieg auf
den Jahreshöchststand über 52
Dollar und nun wieder der Fall auf
Dreimonatstiefs. Der Preis
schwankt. Derzeit kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte
Brent weniger als 43 Dollar – gestern Abend ist die nordamerikanischen Sorte WTI sogar unter die
wichtige Grenze von 40 Dollar gefallen. Innerhalb von nicht einmal
zwei Monaten haben die beiden
richtungsweisenden Sorten erneut ein Fünftel ihres Wertes verloren. Der Ausblick: Unsicher.
Für den starken Preisanstieg
über 50 Dollar im Juni sorgten
nicht zuletzt Produktionsausfälle
– Waldbrände in Kanada, Anschläge auf Ölinfrastruktur in Nigeria
und eine insgesamt politisch instabile Lage in Ländern wie Libyen
waren die Gründe. Diese Preistreiber entfallen nun zum Teil. Umgekehrt die Opec im Juli ihre Förderung um 100 000 Barrel auf 33,4
Millionen Barrel täglich. So viel hat
das sogenannte Ölkartell laut Daten von Bloomberg noch nie gefördert.
Kurzfristig wird der Abwärtstrend wohl noch anhalten. „Die
Preise werden unter Druck bleiben“, sagt Commerzbank-Rohstoffanalyst Eugen Weinberg. Der
Preis könnte erst bei 35 Dollar einen Boden erreichen, sagt auch
Morgan Stanley. Mittelfristig sieht
es besser aus: Im Mittel rechnen
die Analysten der Banken, dass Öl
Ende 2016 auf 50 Dollar anziehen
wird.
Matthias Streit
FINANZZEITUNG 9
BÖRSE AKTUELL
Mach’s gut, Milliarde!
►
Die Commerzbank kippt
ihre Gewinnprognose.
►
Der Aktienkurs
schmiert ab.
Michael Brächer Frankfurt
D
ie Einsicht kam spät: Eigentlich wollte die Commerzbank in diesem Jahr rund eine Milliarde Euro verdienen, jetzt hat
sie sich von ihrem Gewinnziel verabschiedet. Viele Aktionäre suchten das
Weite, die Papiere fielen auf ein Rekordtief. Damit dürfte auch dem letzten Commerzbanker klar sein, dass
sich etwas ändern muss. Der neue
Bankchef Martin Zielke wird an empfindlichen Einschnitten nicht vorbei
kommen.
Bei genauer Betrachtung kommt
die Gewinnwarnung wenig überraschend. Schon vor Monaten ließ die
Bank durchblicken, dass es deutlich
ambitionierter werde, das Ziel zu erreichen. Und bereits in der vergangenen Woche teilte sie mit, dass der
Überschuss in den ersten sechs Monaten um mehr als 40 Prozent auf
372 Millionen Euro einbrach. Nun hat
Finanzchef Stephan Engels das Gewinnziel ad acta gelegt – und aufgeschlüsselt, in welchen Sparten es besonders hakt. Vor allem das Firmenkundengeschäft und das Investmentbanking gerieten unter die Räder.
Das Geschäft mit Firmenkunden
galt in den vergangenen Jahren als
solides Standbein des Konzerns.
Doch der operative Gewinn des Segments sank um fast 40 Prozent auf
412 Millionen Euro. Vor allem die
niedrigen Zinsen setzen der Sparte
zu, zudem hielten sich viele Kunden
wegen des Brexits und der schwelenden Bankenkrise in Italien zurück.
Damit wächst der Druck, die Kosten
des Segments zu reduzieren. Für die
Mitarbeiter sind das keine guten
Nachrichten – sie blieben bei den
jüngsten Sparrunden weitgehend
verschont, nun fürchten sie harte
Einschnitte.
Die könnten auch das Investmentbanking treffen. Denn auch dort sieht
dpa
es wenig rosig aus: Der operative Gewinn ging um fast 60 Prozent auf
201 Millionen Euro zurück. Schuld ist
das schwierige Marktumfeld, aber
auch eine Kehrtwende: Die Bank
fährt ihre Aktivitäten in London und
New York zurück und hat sich von
den umstrittenen Cum-Cum-Geschäften verabschiedet.
Zwar sorgte das Privatkundengeschäft für einen Lichtblick – dort verdiente die Bank im ersten Halbjahr
rund 371 Millionen Euro, das waren
13 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum. Allerdings trug dazu auch ein
Sondergewinn bei. Die Bank verkaufte ihre Anteile am europäischen Arm
des Kreditkartenriesen Visa. Das Privatgeschäft alleine wird die Bank
nicht zu neuer Stärke führen können.
Martin Zielke muss sich also etwas
einfallen lassen – und zwar schnell.
Doch der nicht mehr ganz so neue
Commerzbank-Chef hält sich seit seinem Amtsantritt bedeckt. Er arbeitet
noch an einer neuen Strategie, deren
Vorstellung Insider gegen Ende September erwarten. Vielen Anlegern
dauert die Hängepartie offenbar zu
lange, sie fliehen aus der Aktie.
Deutsche Bank verabschiedet sich aus der Oberklasse
Im Stoxx 50 sind die Aktien der
wichtigsten börsennotierten Unternehmen Europas vereint. Mit Wirkung zum 8. August wird die Zusammensetzung eine etwas andere sein.
Die Deutsche Bank und Credit Suisse müssen den Aktienindex verlassen. Die beiden einst mächtigen
Geldhäuser sind durch die hohen
Kursverluste in ihrer Börsenkapitalisierung so geschrumpft, dass sie
nicht mehr in die Oberklasse gehö-
ren. Sie werden durch Vinci und
ASML ersetzt, einen französischen
Baukonzern und einen niederländischen Zulieferer für die HalbleiterIndustrie. Für die Deutsche Bank
bleibt der Trost, dass sie bis auf weiteres Mitglied im wichtigeren Euro
Stoxx 50 bleibt, der die 50 wichtigsten Aktien des Euro-Raums listet.
Credit Suisse hat als Schweizer Unternehmen nie dazu gehört.
Die Börsenkapitalisierung der
Deutschen Bank liegt laut der Nachrichtenagentur Reuters bei nur
noch 18 Milliarden Euro. Die Aktie
ist binnen Jahresfrist von über 30
auf knapp zwölf Euro gesunken. Credit Suisse hat einen Kursverlust in
ähnlicher Größenordnung erlitten
und kommt auf umgerechnet 21,5
Milliarden Euro Börsenwert.
Die Stoxx-Indizes werden innerhalb des Konzerns der Deutschen
Börse verwaltet. Bei der Auswahl
und der Gewichtung der Titel spielt
der Börsenwert der frei gehandelten
Aktien eine wesentliche Rolle. Die
Indizes bilden die Grundlage für eine ganze Reihe von Finanzprodukten, etwa börsengehandelte Fonds
(ETFs). Wenn eine Aktie aus einem
Index herausfällt, bedeutet das, dass
bestimmte Fonds nach ihren Richtlinien die jeweiligen Papiere verkaufen müssen.
Frank Wiebe New York
Schwache Quartalszahlen zahlreicher Firmen und weiter fallende Ölpreise haben dem Aktienmarkt heute zugesetzt. Der
Dax fiel um 1,4 Prozent auf
10 190 Punkte. Besonders hervor stach die Commerzbank,
die nach einer Senkung der
Gewinnprognose um mehr als
acht Prozent auf ein Rekordtief
von 5,27 Euro abstürzte. Die
schlechte Stimmung der Commerzbank-Aktionäre machte
sich in der ganzen Branche
breit: Deutsche Bank fielen in
der Spitze um 4,1 Prozent auf
11,32 Euro. Die Schweizer Häuser UBS und Credit Suisse verloren jeweils rund sechs Prozent, Unicredit in Italien rutschte fünf Prozent nach unten.
Auch Geldhäuser in Frankreich,
Spanien und den Niederlanden
gaben kräftig nach.
Dienstag, 2.8.2016
HDax: Tops & Flops
Veränd. z. Vortagesschluss
Fresenius
+1,83 %
Fuchs Petrolub
+0,73 %
Carl Zeiss
+0,55 %
Commerzbank
-8,15 %
Metro
-6,95 %
Salzgitter
-4,15 %
Indizes & Kennzahlen
Aktuell
FTSE 100
Nikkei
E-Stoxx 50
Vortag
6668,18 Pkt. 6693,95
16391,45 Pkt. 16635,77
2925,01 Pkt. 2967,31
Umlaufrendite
-0,21 %
-0,25
Brentöl
41,35 US$
40,81
Gold
1357,58 US$ 1353,15
HANDELSBLATT
QUELLE: Bloomberg
Auszeit
DIENSTAG, 2.8.16
News am Abend
SMALL TALK
Sommerhit 2016 ist „Don’t Be So Shy“
Die französische Sängerin Imany hat mit
dem Dance-Song „Don’t Be So Shy“
nach Angaben von GfK Entertainment
den Sommerhit 2016 geliefert. Der Remix
werde in den Klubs rauf und runter gespielt und verbreite
mit seiner eingängigen
Melodie Urlaubsstimmung, teilten die
Marktforscher mit.
Schöne Bescherung
Was sind die Trends für Weihnachten
2016? Beim britischen Kaufhaus Selfridges kann man das in diesem Jahr schon
Anfang August herausfinden. Gestern
öffnete der Einzelhändler in seiner Filiale
in der Londoner Oxford-Street eine Abteilung mit rund 50 000 Weihnachtsartikeln. „Wir haben so viele Kunden, die uns
aus der ganzen Welt besuchen und
Weihnachtssouvenirs in ihrem Sommerurlaub kaufen möchten, die sie zu Hause
nicht bekommen“, hieß es.
Heavy Metal mit Zipfelmütze
Auch Gartenzwerge können harte Jungs
sein: Der Freiburger Marco Sorrentino
kreiert und sammelt Heavy-Metal-Gartenzwerge. Die kleinen Figuren im unkonventionellen Look erfreuen sich bei
Anhängern der harten Musik großer Beliebtheit. Im Gegensatz zu gewöhnlichen
Gartenzwergen tragen die aus wetterfestem Kunstharz gefertigten Heavy-MetalFiguren keine roten, sondern schwarze
Zipfelmützen – zudem Lederkluft, meist
haben sie eine Bierflasche in der Hand
und manche zeigen Bauch.
AUSZEIT 10
Der Millionenpoker
►
Bundesliga erreicht neue Dimension auf dem Transfermarkt.
►
Kritiker warnen vor
explodierenden Preisen.
F
rückt, die Preise sind außer Kontrolle“,
klagte Thomas Tuchel.
Obwohl sein Klub Borussia Dortmund
die Rekordsumme von fast 120 Millionen
Euro für Stars wie Weltmeister Mario Götze
und André Schürrle oder Europameister
Raphael Guerreiro bezahlte und dabei sogar Brachenprimus FC Bayern München (70
Millionen Euro) übertraf, kann der Fußball-
ür die einen ist es Ausdruck gewachsener Stärke, andere warnen
vor einer gefährlichen Entwicklung,
entziehen kann sich dem
bislang nicht gekannten
Transfer-Feuerwerk aber
keiner. Fußball-Deutschland diskutiert kontrovers
über die explodierenden
Preise und staunt über
den neuen Spitzenwert
für den gerade einmal 20
Jahre alten Leroy Sané mit
einem Marktwert über 50
Millionen Euro. Bereits einen Monat vor dem Ende
der Wechselperiode haben die 18 Vereine über
400 Millionen Euro in
neue Spieler investiert
und damit die alte Bestmarke deutlich übertrofDortmunds Trainer Thomas Tuchel beklagt den
fen. „Der Markt ist verTransferwahnsinn in der Bundesliga. rtr
SPORT TICKER
lehrer dem Trend nur wenig abgewinnen:
„Bei den Summen ist kein Bezug mehr zu
den Leuten da, die ins Stadion kommen. Wir
müssen aufpassen, dass wir diese Menschen
nicht verlieren.“ Die Aufregung um Sané
passte ins Bild. Schließlich kassierte der FC
Schalke für den zwar hochtalentierten, aber
erst 20 Jahre alten Profi eine üppige Ablöse
von 48 Millionen Euro von Manchester City.
Weniger finanzstarke Klubs
sehen die Entwicklung kritischer. Sie befürchten eine
wachsende Kluft zwischen
Arm und Reich. „Es sieht so
aus, dass sich die Schere immer mehr spreizt. Und in der
Systematik, die wir momentan haben, sehe ich kaum eine
Chance, dem entgegenzuwirken“, sagte Jörg Schmadtke,
Geschäftsführer des 1. FC
Köln. „Ich halte die Entwicklung für gefährlich. Dass der
eine oder andere Klub glaubt,
er müsse da mithalten, könnte zum Problem werden. Ich
bin gespannt, wenn einige in
ein oder zwei Jahren Kassensturz machen.“
dpa
Werder Bremen umwirbt Max Kruse
Fußball-Bundesligist Werder
Bremen möchte Max Kruse von
Liga-Konkurrent VfL Wolfsburg
verpflichten. „Max würde uns
sportlich extrem helfen“, sagte
Bremens Sportchef Frank Baumann. Für den wechselwilligen
Offensivspieler wären die Hanseaten laut dem Bericht bereit,
rund neun Millionen Euro an
Ablöse zu bezahlen. Erst im vergangenen Sommer kam der
28-Jährige für zwölf Millionen
Euro von Borussia Mönchengladbach zum VfL.
Allerdings müsste der zuletzt
von Bundestrainer Joachim
Löw aussortierte Nationalspieler auf Gehalt verzichten. Dennoch scheint ein Wechsel wahrscheinlich. Durch die Einnahmen für Jannik Vestergaard
(rund 13 Millionen Euro/Mönchengladbach) und Anthony
Ujah (11/Liaoning Hongyun)
sind die eigentlich klammen
Norddeutschen in der Lage,
diesen Rekordtransfer zu stemmen. Bislang war Marko Marin
2009 mit rund acht Millionen
Euro der teuerste Einkauf. Damals waren die Bremer allerdings Dauergast in der Champions League.
Kruse spielte bereits von
2006 bis 2009 an der Weser.
Nach den Stationen FC St. Pauli
und SC Freiburg wurde er in
Gladbach zum Nationalspieler.
Nach seinem Wechsel nach
Wolfsburg gab es allerdings
wiederholt negative Schlagzeilen um Kruses Privatleben, was
ihm auch die EM-Teilnahme
kostete. Zuletzt platzte ein Türkei-Wechsel, in Bremen könnte
er jetzt einen Neuanfang wagen.
dpa
Gnade für Rad-Weltmeisterin
Straßen-Radweltmeisterin Elizabeth Armitstead hat vom Internationalen Sportgerichtshof CAS trotz drei verpasster
Dopingtests die Startfreigabe für Olympia erhalten. Die Mitfavoritin für das Straßenrennen in Rio de Janeiro am Sonntag
war zuvor von der britischen Anti-Doping-Agentur UKAD provisorisch gesperrt worden, nachdem sie in den vergangenen zwölf Monaten drei Prüftermine versäumt hatte. Ihrem Einspruch gab
nun der CAS statt. Armitstead war in
London 2012 Olympia-Zweite geworden
und hatte im Vorjahr den WM-Titel geholt.
Argentinien mit neuem Trainer zur WM
Der ehemalige Vize-Weltmeister Edgardo Bauza soll die argentinische FußballNationalmannschaft zurück in die Erfolgsspur führen. Der 58 Jahre alte Trainer ist der Nachfolger des zurückgetretenen Gerardo Martino, wie der argentinische Verband AFA bekanntgab. Zuletzt
hatte Bauza den brasilianischen Klub FC
São Paulo trainiert. Bauzas wichtigste
Aufgabe besteht nun darin, mit den
„Gauchos“ die Qualifikation für die WM
2018 in Russland zu schaffen.
Boateng bewirbt sich um
Schweinsteiger-Nachfolge
Weltmeister Jérôme
Boateng würde nach
dem Rücktritt von
Bastian Schweinsteiger gerne dessen
Nachfolge als Kapitän der deutschen
Fußball-Nationalmannschaft antreten. „Ich wäre jedenfalls bereit“, sagte der aktuell verletzte
Nationalspieler des FC Bayern München
in New York. Favorit auf das vakante Amt
ist Nationaltorhüter Manuel Neuer.