Prufziersysteme uber Quasigruppen H. Michael Damm Marz 1998 Diplomarbeit am Fachbereich Mathematik und Informatik der Philipps-Universitat Marburg Betreuer: Prof. Dr. H. Peter Gumm Zweitgutachter: Prof. Dr. A. Dressler 2 3 Prufziersysteme uber Quasigruppen Zusammenfassung Der Begri Prufziersystem wurde von H.P. Gumm 1985 eingefuhrt. Wir untersuchen Prufziersysteme uber Gruppen und Quasigruppen. Zu jeder Ordnung gro er als zwei existiert ein Prufziersystem, das alle Einzelfehler und alle Nachbarvertauschungen erkennt. Fur den wichtigen Spezialfall der Prufziersysteme uber Gruppen der Ordnung 10 zeigen wir allerdings, da diese nicht alle Zwillings-, Sprungzwillingsfehler oder Sprungtranspositionen erkennen. Bei den Prufziersystemen uber Quasigruppen werden wir sehen, da verschiedene Ansatze das Problem ebenfalls nicht losen konnen. Dennoch werden wir ein Prufziersystem zur Basis 10 angeben, das eine Fehlererkennung von 99,89% aller nicht zufalligen Fehler aufweist. 4 Inhaltsverzeichnis Einleitung 1 Prufziersysteme uber Gruppen 7 11 2 Anti-symmetrische Abbildungen 21 1.1 Modulo-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.2 Verallgemeinerung auf beliebige Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . 13 1.3 Prufziersysteme uber abelschen Gruppen . . . . . . . . . . . . . . 15 2.1 Gruppen mit anti-symmetrischen Abbildungen 2.1.1 Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2 Existenztheoreme . . . . . . . . . . . . 2.1.3 Erweiterungstheoreme . . . . . . . . . 2.1.4 Einfache Gruppen . . . . . . . . . . . . 2.1.5 Verallgemeinerte Diedergruppen . . . . 2.2 Invarianten von Ant(G) . . . . . . . . . . . . 2.3 A quivalenzklassen . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Automorphismen und Anti-Automorphismen . 2.5 Eine Abschatzung von jAnt(G)j . . . . . . . . 2.6 Konstruktion anti-symmetrischer Abbildungen 3 Gruppen mit Vorzeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Gruppen mit Vorzeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Anti-symmetrische Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Anti-symmetrische Abbildungen der Diedergruppe . . . . 3.3.1 Fehlererkennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.2 Automorphismen und Anti-Automorphismen der Diedergruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.3 Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Prufziersysteme uber Quasigruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 22 24 25 26 27 30 31 33 37 39 45 45 48 51 53 . . . . . . 55 . . . . . . 58 61 4.1 Allgemeine Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4.2 n-Quasigruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 5 6 INHALTSVERZEICHNIS Reduzible n-Quasigruppen . . . . . . . Existenz von Prufziersystemen . . . . Prufziersysteme uber Quasigruppen . Verallgemeinerte Assoziativitat . . . . Quasigruppen isotop zu einer Gruppe . 4.7.1 Lineare Quasigruppen . . . . . 4.8 Total anti-symmetrische Quasigruppen 4.8.1 Konstruktion . . . . . . . . . . 4.9 Quasigruppen mit Vorzeichen . . . . . 4.9.1 Beispiele . . . . . . . . . . . . . 4.10 Total anti-symmetrische Abbildungen . 4.10.1 Konstruktion . . . . . . . . . . 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 73 74 79 84 86 88 89 94 96 98 99 103 Einleitung Prufziern sind unscheinbar und allgegenwartig. Sie werden von Banken benutzt, um falsch erfa te Kontonummern oder Bankleitzahlen zu erkennen, der Buchhandel spurt mit ihrer Hilfe falsche ISBN-Nummern auf und schlie lich bemerkt der Laserscanner an den Kassen im Supermarkt anhand einer falschen Prufzier, da er den Strichcode der Artikelnummer falsch eingelesen hat. Die grundlegende Idee besteht darin, da man aus der vorgegebenen Zahl eine weitere Zier berechnet, welche in die Zahl eingebaut wird. Diese Prufzier wird so bestimmt, da Eingabe und U bertragungsfehler erkannt werden konnen. Dabei wird die errechnete Zier mit der Prufzier verglichen. Stimmen diese nicht uberein, dann wurde die ursprungliche Zahl verfalscht. Die Prufzier wird in der Praxis fast immer an die zu sichernde Zahl angehangt, grundsatzlich spricht aber nichts dagegen, sie in der Mitte einzufugen oder sie an den Anfang zu stellen. Fehlerstatistik Um die Qualitat eines Prufzierverfahrens beurteilen zu konnen, mu man naturlich zuerst die Art der moglichen Eingabefehler sowie deren Haugkeit feststellen. Verhoeff 27] hat Ende der sechziger Jahre eine entsprechende Untersuchung mit 6-stelligen Zahlen durchgefuhrt. Dabei wurde deutlich, da die sogenannten Einzelfehler, d.h. eine falsch eingegebene Zier, am haugsten vorkommt (siehe Tabelle). Bereits mit gro em Abstand folgt die zweithaugste Fehlerart, namlich die Vertauschung zweier benachbarter Ziern (Zahlendreher), vor den anderen moglichen Fehlern. 7 8 EINLEITUNG Fehlerart Symbol Haugkeit 1. eine falsche Zier (Einzelfehler) x!y 79,0 % 2. Nachbarvertauschung (Vertauschung xy ! yx 10,2 % einer Zier mit der nachsten) 3. Sprungtransposition (Vertauschung ei- xzy ! yzx 0,8 % ner Zier mit der ubernachsten) 4. Zwillingsfehler xx ! yy 0,6 % 5. phonetische Fehler (a = 2 ::: 9) a0 $ 1a 0,5 % 6. Sprung-Zwillingsfehler xzx ! yzy 0,3 % 7. sonstige/zufallige Fehler 8,6 % Phonetische Fehler entstehen durch die Verwechslung ahnlich klingender Zahlen, zum Beispiel von "funfzig" und "funfzehn". Die Anzahl der Fehler dieses Fehlertyps hangt naturlich von der Sprache ab, d.h. Verhoeffs Untersuchung gilt genaugenommen nur fur die hollandische und ahnliche Sprachen wie Deutsch und Englisch. Im Deutschen existiert eigentlich noch eine weitere Klasse phonetischer Fehler, denn die Zahl 35 (funf-und-drei ig) wird hauger mit der 53 verwechselt als z.B. im Englischen (thirty-ve). Diese Fehler werden allerdings schon durch die Nachbarvertauschungen abgedeckt und mussen daher nicht gesondert betrachtet werden. In der Klasse der sonstigen und zufalligen Fehler benden sich alle sehr seltenen Fehlerarten, wie z.B. xyx ! yxy, wxyz ! xwzy oder xxxx ! yyyy, sowie Fehler, bei denen kein oensichtlicher Zusammenhang zwischen der korrekten und der fehlerhaften Zahl besteht. Auch wenn kein oensichtlicher Zusammenhang zwischen den Zahlen besteht, kann es trotzdem eine versteckte Verbindung geben, z.B. konnten beide Zahlen zur selben Person gehoren, eine ist seine Telefonnummer und die andere seine Kontonummer. Eine andere Moglichkeit besteht darin, da die korrekte Kundennummer eines anderen Kunden eingegeben wird. Es ist unmoglich jeden dieser Fehler zu erkennen, man kann allerdings erwarten, da durch die Redundanz des Codes (Zahl + Prufzier) eine gro e Anzahl der zufalligen Fehler erkannt wird. Eine Fehlerklasse, die nicht weiter betrachtet wird, bildet das Einfugen oder Weglassen einzelner Ziern. Die Haugkeit dieser Fehler liegt zwischen zehn und zwanzig Prozent, wobei die letzte Zier und die 0 am haugsten betroen sind. Es ist also nicht sinnvoll, fehlende Nullen nach der Eingabe automatisch zu erganzen. Ansonsten fallen fehlende Ziern anhand der abweichenden Stellenzahl auf. Mit zunehmender Stellenzahl nimmt sowohl die relative als auch die absolute Haugkeit von (Mehrfach-)Fehlern zu. Da Verhoeff die Fehlerstatistik mit sechsstelligen Zahlen ermittelt hat, konnen die ermittelten Zahlen im allgemeinen nur als Anhaltswerte angesehen werden. So kann, gema Verhoeff, die EINLEITUNG 9 Fehlerhaugkeit von Doppelfehlern (d.h. die Summe der Fehler 2-6) durchaus zwischen zehn und zwanzig Prozent schwanken. Die Fehler verteilen sich auch nicht gleichma ig auf die einzelnen Stellen, vielmehr sind die letzten beiden Stellen im Vergleich mit den anderen etwa doppelt so haug betroen. Ein weiterer Faktor, der sowohl die absolute als auch die relative Fehlerhaugkeit beeinu t, ist die Art der Datenubertragung. Bei der U bermittlung per Telefon ist sicherlich eine andere Fehlerverteilung zu erwarten, als beim U bertragen von hand- oder maschinengeschriebenen Texten. 10 EINLEITUNG Kapitel 1 Prufziersysteme uber Gruppen In diesem Kapitel werden Prufziersysteme untersucht, die auf einer vorgegebenen Gruppe basieren. Die einfachsten Verfahren sind dabei solche, die auf den Restklassenringen Z10,Z11 usw. beruhen, die sogenannten Modulo-Verfahren. Wir werden sehen, da diese einige Nachteile besitzen und daher in den meisten Fallen in der Praxis nicht benutzt werden sollten. Aus diesem Grund werden wir Prufziersysteme basierend auf anderen Gruppen untersuchen. Da es nur zwei Gruppen der Ordnung 10 gibt, namlich Z10 und die Diedergruppe D5, sind Prufziersysteme basierend auf einer Diedergruppe von besonderem Interesse. 1.1 Modulo-Verfahren Das einfachste Prufverfahren fur Zahlen mit den Ziern 0 bis 9 besteht darin, alle Ziern zu addieren (also die Quersumme zu bilden) und dann den 10er Rest als Prufzier anzuhangen. Fur die Zahl xm xm;1 : : : x1 mit den Ziern xi 2 Z10 wird also die Prufzier x0 berechnet durch x0 xm + xm;1 + : : : + x1 (mod 10) oder, wenn man + als Gruppenoperation von Z10 ansieht, x0 = xm + xm;1 + : : : + x1 : Dieses Verfahren erkennt alle Einzelfehler, da sich beim A ndern einer Zier auch die Prufzier andert. Fur die Zahl 72201 erhalt man z.B. die Prufzier 2, denn 7+2+2+0+1=12. Mit angehangter Prufzier wurde also 722012 abgespeichert. Wenn nun spater die Zahl 722212 eingegeben wird, kann man diese Zahl als fehlerhaft erkennen, denn 7+2+2+2+1=14 ergibt die Prufzier 4 ungleich 2. Da diese einfache Prufsumme aber nicht von der Reihenfolge der Ziern abhangt (Die Gruppe Z10 ist abelsch), wird leider keine einzige Vertauschung erkannt. Eine Eingabe von 272012 statt 722012 kann daher nicht als falsch erkannt werden. 11 12 KAPITEL 1. PRUFZIFFERSYSTEME UBER GRUPPEN Eine Erweiterung dieses Verfahrens besteht darin, die Prufzier nicht aus einer einfachen, sondern aus einer gewichteten Summe der einzelnen Ziern zu berechnen, d.h. x0 = am xm + am;1 xm;1 + : : : + a1 x1 mit ai 2 Z10. Die Deutsche Post AG benutzt z.B. die Gewichte ai = 6 falls i ungerade und ai = 1 falls i gerade ist, um den Ident- und den Leitcode der Pakete zu sichern. Mit diesen Gewichten konnen zwar fast alle Nachbarvertauschungen erkannt werden, aber jetzt werden nicht mehr alle Einzelfehler erkannt. Da 6 nicht teilerfremd zu 10 ist, gilt 6 5 = 6 0, d.h. es werden an allen ungeraden Positionen Verwechslungen von 5 mit 0, 1 mit 6 und so weiter nicht erkannt. Auch die Wahl anderer Gewichte fuhrt nicht dazu, da sowohl alle Einzelfehler als auch alle Nachbarvertauschungen erkannt werden. Um die Einzelfehler erkennen zu konnen, mussen die Gewichte teilerfremd zu 10 sein. Dies fuhrt aber dazu, da (ai ; ai;1 ) gerade ist, also ist (ai ; ai;1 ) ein Nullteiler im Ring Z10 und alle Vertauschungen der Form xm : : : xi xi;1 : : : x1 ! xm : : : xi;1 xi : : : x1 bleiben unerkannt, wenn (xi ; xi;1) 5 (modulo 10). Auch mit einem noch allgemeineren Ansatz, bei dem statt der Multiplikation mit einem Element ai eine Permutation auf die einzelnen Ziern angewendet wird, kann das Problem nicht gelost werden, denn im Abschnitt "Prufziersysteme uber abelschen Gruppen" werden wir zeigen, da uber der Gruppe Z10 kein Prufzierverfahren existiert. Die Notwendigkeit, da sowohl die Gewichte, als auch die Dierenzen benachbarter Gewichte Einheiten sein mussen, fuhrt auf den Gedanken, eine Primzahl als Modulus zu benutzen. Die zur 10 nachste Primzahl ist die 11, so da beim Rechnen in der Gruppe Z11 die Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Gewichten zur Fehlererkennung nicht auftreten. Es reicht vielmehr aus, da benachbarte Gewichte verschieden sind und im Bereich von 1 bis 10 liegen, um alle Einzelfehler und Nachbarvertauschungen zu erkennen. Ein bekanntes Beispiel einer Modulo-11-Prufung stellen die Internationalen Standard Buchnummern (ISBN) dar. Eine ISBN hat zehn Ziern x10 : : : x1 und setzt sich aus vier Abschnitten zusammen, von denen der erste das Land, der zweite den Verlag und der dritte das Buch kennzeichnet. Zuletzt folgt eine Prufzier, x1 , die durch die Gleichung 10x10 + 9x9 + 8x8 + : : : + 2x2 + x1 = 0 bestimmt wird. Eine gultige ISBN ist z.B. 3-411-04011-4, beim Nachrechnen erhalt man: 3 10 + 4 9 + 1 8 + : : : + 1 1 + 4 = 110 0 (mod 11). Das Modulo-11-Verfahren mit den Gewichten 2i erkennt sogar alle nicht zufalligen Fehler, da die 2 eine primitive zehnte Einheitswurzel ist (vgl. Verhoeff 27]). 1.2. VERALLGEMEINERUNG AUF BELIEBIGE GRUPPEN 13 Ein gravierender Nachteil bei den Modulo-11-Verfahren ist, da beim Rechnen der Rest (die Prufzier) 10 heraus kommen kann. Es gibt verschiedene Moglichkeiten, mit diesem Problem umzugehen. Man kann etwa bei einem Rest von 10 ein nicht-numerisches Zeichen als Ersatz nehmen. So wird z.B. bei den ISBN-Prufziern ein 'X' als elfte Zier benutzt. Eine weitere Moglichkeit besteht darin, alle Zahlen, bei denen als Prufzier die 10 entsteht, nicht zu verwenden. Laut Ecker und Poch 9] verfahrt die Dresdner Bank auf diese Weise. Im Normalfall sollen die Prufziern allerdings aus den gleichen Ziern bestehen, wie die zu sichernde Zahl. Haug mochte man auch nicht auf eine fortlaufende Vergabe der Zahlen verzichten, abgesehen davon, da die Redundanz durch das Weglassen einiger Zahlen deutlich erhoht wird. In den meisten Fallen ist daher das Modulo-11-Verfahren unbrauchbar. Als Alternative bietet sich die zweite Gruppe mit 10 Elementen an, namlich die Diedergruppe. Prufzierverfahren basierend auf Diedergruppen bieten ebenfalls eine sehr gute Fehlererkennung, z.B. werden die Seriennummern deutscher Banknoten mit diesen gesichert. Wir behandeln diese im Kapitel "Gruppen mit Vorzeichen". 1.2 Verallgemeinerung auf beliebige Gruppen Bei den Modulo-Verfahren wird von den Restklassenringen Z10, Z11 usw. im wesentlichen nur die additive Gruppe benotigt. Die Multiplikation dient nur dazu, eine Permutation der Ziern zu erzeugen. Fur beliebige Gruppen ist es daher sinnvoll, folgende Denition zu treen (vergleiche Schulz 21]): Denition 1 Sei (G ) eine endliche Gruppe der Ordnung n und m 2 eine fest gewahlte ganze Zahl. Dann ist ein Prufziersystem uber der Gruppe G deniert durch ein Element c 2 G und m + 1 Permutationen m : : : 0 der Grundmenge G, mit der Eigenschaft i i;;11(x) y = i i;;11(y) x ) x = y, fur i = 1 : : : m und alle x y 2 G. Zu jeder Zahl xm xm;1 : : : x1 wird eine Prufzier x0 hinzugefugt, welche die Kontrollgleichung m (xm ) m;1 (xm;1 ) : : : 1(x1 ) 0 (x0 ) = c erfullt. Lemma 1 1. Fur gegebene xm xm;1 : : : x1 ist die Prufzier x0 eindeutig durch die Kontrollgleichung bestimmt. 2. Jedes Prufziersystem uber einer Gruppe erkennt alle Einzelfehler und alle Nachbarvertauschungen. KAPITEL 1. PRUFZIFFERSYSTEME UBER GRUPPEN 14 Beweis zu 1: Da 0 eine Permutation ist, ist die Kontrollgleichung eindeutig nach x0 auosbar: x0 = 0;1 (1 (x1 );1 : : : m;1 (xm;1 );1 m (xm );1 c): zu 2: Wenn wir annehmen, da sowohl xm : : : xi : : : x0 als auch xm : : : x0i : : : x0 die Kontrollgleichung erfullt, dann folgt m (xm ) : : : i (xi) : : : 0 (x0 ) = c = m (xm ) : : : i (x0i) : : : 0(x0 ). Nun konnen sowohl links als auch rechts gleiche Elemente gekurzt werden und es folgt i (xi) = i(x0i ) und damit xi = x0i . Fur xi 6= x0i konnen also nicht beide Zahlen xm : : : xi : : : x0 und xm : : : x0i : : : x0 die Kontrollgleichung erfullen, es werden somit alle Einzelfehler erkannt. Ebenso zeigen wir, da alle Vertauschungen benachbarter Elemente erkannt werden. Gilt namlich m(xm ) : : : i(xi ) i;1(xi;1 ) : : : 0 (x0 ) = c = m (xm ) : : : i (xi;1 ) i;1 (xi) : : : 0 (x0 ), so folgt, nach kurzen der gleichen Elemente auf beiden Seiten, i (xi) i;1(xi;1 ) = i (xi;1) i;1(xi ). Wir setzen yi;1 := i;1 (xi;1 ) und yi := i;1 (xi), womit i(i;;11 (yi)) yi;1 = i (i;;11(yi;1)) yi folgt. Nach Voraussetzung ist damit yi = yi;1, also i;1(xi;1 ) = i;1 (xi ) und xi;1 = xi. Folglich werden alle Nachbarvertauschungen erkannt. 2 Bemerkung Es ist fur die Erkennung aller Einzelfehler erforderlich, da die i Permutationen sind. Ebenso ist die Forderung i i;;11 (x)y = i i;;11 (y)x ) x = y nicht nur hinreichend, sondern auch notwendig fur die Erkennung aller Nachbarvertauschungen. Gibt es namlich ein i und x 6= y mit i i;;11 (x) y = i i;;11 (y) x, dann gilt fur xi := i;;11(x) und xi;1 := i;;11 (y) die Gleichung i (xi) i;1 (xi;1 ) = i (xi;1 ) i;;11(xi ) und xi 6= xi;1. Damit erfullen aber die Zahlen xm : : : xixi;1 : : : x0 und xm : : : xi;1 xi : : : x0 die Kontrollgleichung, d.h. es werden nicht alle Nachbarvertauschungen erkannt. Fur weitere Fehlertypen ndet man folgende Bedingungen, die fur alle x y z 2 G und alle i erfullt sein mussen: Fehlertyp Sprungtranspositionen Zwillingsfehler Sprungzwillingsfehler phonetische Fehler Bedingungen fur die Fehlererkennung i+1 i;;11 (x) z y = i+1 i;;11(y) z x impliziert x = y i i;;11 (x) x = i i;;11(y) y impliziert x=y i+1 i;;11 (x) z x = i+1 i;;11 (y) z y impliziert x = y Fur a = 2 : : : n ; 1 gilt i+1(a)i (0) 6= i+1(1)i(a) 1.3. PRUFZIFFERSYSTEME UBER ABELSCHEN GRUPPEN 15 Die Bedingungen werden ahnlich wie im obigen Lemma gezeigt. Wir verzichten daher auf einen Beweis. Da diese Fehlertypen nur sehr selten auftauchen, werden wir uns im folgenden vorrangig mit dem Erkennen der Einzelfehler und der Nachbarvertauschungen beschaftigen. Wie wir sehen, spielen die Permutationen ', bei denen aus '(x) y = '(y) x die Gleichheit von x und y folgt, eine wichtige Rolle. Diese werden antisymmetrisch genannt (vgl. Kapitel 2). Sie sind erforderlich fur die Existenz eines Prufziersystems uber einer Gruppe. Andererseits kann man mit ihnen auch ein Prufziersystem denieren. Satz 1 (vgl. H.P. Gumm 12]) Sei ' eine anti-symmetrische Permutation der Gruppe G, dann wird durch i := 'i, ein beliebiges Element c Kontrollgleichung 2 G sowie der 'm(xm ) 'm;1(xm;1 ) : : : '(x1 ) x0 = c ein Prufziersystem deniert. Beweis Es ist i i;;11 = 'i ';i+1 = ' und ' erfullt nach Voraussetzung die geforderte Bedingung. 2 1.3 Prufziersysteme uber abelschen Gruppen In abelschen Gruppen stehen die anti-symmetrischen Abbildungen in direkter Beziehung zu den von Mann 15] 1942 eingefuhrten vollstandigen Abbildungen. Eine Permutation ' hei t vollstandig, wenn x '(x) = y '(y) impliziert, da x = y ist (also wenn x '(x) wieder eine Permutation ist). Mit Hilfe der vollstandigen Abbildungen ist es moglich, orthogonale lateinische Quadrate zu konstruieren. Lemma 2 Eine abelsche Gruppe (G +) besitzt eine vollstandige Abbildung genau dann, wenn sie eine anti-symmetrische Abbildung besitzt. Beweis Es gilt fur alle x y 2 G: '(x) + y = '(y) + x , x ; '(x) = y ; '(y). Damit folgt, wenn inv die Abbildung x 7! ;x bezeichnet, ' anti-symmetrisch , inv ' vollstandig und ' vollstandig , inv (inv ') vollstandig , inv ' anti-symmetrisch: 2 Die Frage, wann eine endliche abelsche Gruppe eine vollstandige Abbildung besitzt, wurde von Paige 1947 gelost. 16 KAPITEL 1. PRUFZIFFERSYSTEME UBER GRUPPEN Theorem 1 ( Paige 18]) Eine endliche abelsche Gruppe der Ordnung n besitzt eine vollstandige und damit eine anti-symmetrische Abbildung genau dann, wenn n ungerade ist oder wenn G mindestens zwei verschiedene Involutionen enthalt (also die 2-Sylowgruppe von G nicht zyklisch ist). Beweis 1) Falls n ungerade ist, dann ist ' = (x 7! 2x) eine anti-symmetrische Permutation, denn aus 2x = 2y oder aus x + x + y = y + y + x folgt direkt x = y. 2) Der Fall n gerade wird konstruktiv bewiesen. Um den Beweis des Theorems zu vereinfachen, zeigen wir allerdings zunachst einige Lemmata. Im folgenden sei n = n(G) die Ordnung der Gruppe G und die Summe aller Elemente der Gruppe werde mit p = p(G) bezeichnet, d.h. p(G) = X x2G x: Weiterhin sei eine Permutation von G und = (x 7! x + (x)) eine abgeleitete Abbildung. Die Ordnung von , bezeichnet mit O(), sei die Anzahl der verschiedenen Elemente (x), fur x 2 G. Lemma 3 Wenn G nicht genau ein Element der Ordnung 2 besitzt, dann ist p(G) = 0, ansonsten ist p(G) das einzige Element der Ordnung 2. Beweis Sei S die eindeutig bestimmte Untergruppe, die aus dem neutralen Ele- ment und allen Elementen der Ordnung 2 der Gruppe G besteht. Wenn die Ordnung von a 2 G gro er als 2 ist, dann ist a 6= ;a und deshalb kommen a und ;a in der Summe p(G) vor, folglich gilt p(G) = p(S ). Hat S die Ordnung 1, dann ist p(S ) = 0. Hat S die Ordnung 2, d.h. S = f0 gg, dann ist p(S ) = 0 + g = g und p(S ) ist das einzige Element von S (und damit auch von G) der Ordnung 2. Es bleibt der Fall, da die Ordnung von S gro er als 2 ist. Dann hat S die Ordnung 2k , k > 1 und die k Erzeugenden g1 : : : gk . Jedes Element von S hat eine eindeutige Darstellung der Form n1 g1 + n2g2 + : : : + nk gk mit ni 2 f0 1g. P Folglich ist p(S ) = (n1 g1 + n2 g2 + : : : + nk gk ), wobei uber die verschiedenen Tupel (n1 : : : nk ) mit ni 2 f0 1g summiert wird. Es gibt 2k solche Tupel, wobei an jeder Position der Wert 0 genau 2k =2 = 2k;1-mal vorkommt. Also ist p(S ) = 2k;1 (g1 + : : : + gk ) und weil k > 1 ist, erhalten wir p(S ) = 0. 2 Lemma 4 Eine notwendige Bedingung fur O() = n(G) ist, da p(G) = 0. Korollar 1 Wenn p(G) 6= 0 ist, dann ist O() < n(G) fur alle Permutationen . 1.3. PRUFZIFFERSYSTEME UBER ABELSCHEN GRUPPEN 17 Beweis Angenommen, es existiert eine Permutation mit O() = n(G), d.h. ist ebenfalls eine Permutation. Die Elemente von G werden mit xi bezeichnet (i = 1 2 : : : n). Es ist n X i=1 (xi ) = n X n X i=1 i=1 (xi + (xi )) = xi + n X i=1 (xi) und es folgt, da und bijektiv sind, p = p + p bzw. p = 0. 2 Lemma 5 Wenn fur ein O() n ; 2, wobei n = n(G), dann existiert ein 0 mit O(0) > O( ). Korollar 2 Es existiert ein mit O() n(G) ; 1. Beweis Sei eine Permutation fur die O() = r n ; 2 gilt. Die Elemente von G werden mit xi, i = 1 : : : n, bezeichnet, dabei seien (xi ), i = 1 : : : r die r verschiedenen Elemente von (x) mit x 2 G. Existieren h k > r mit xh + (xk ) 6= (xi ) fur alle i r, dann wird das Problem gelost durch 0(xh ) := (xk ), 0 (xk ) := (xh) und 0(x) := (x) sonst. Also nehmen wir an, da dies nicht der Fall sei. Da (xr+1) = (xi) fur ein i r, konnen wir ohne Beschrankung der Allgemeinheit annehmen, da (xr+1) = (x1 ) ist. Ist x1 + (xr+2) 6= (xi), fur alle i r, dann konnen wir 0(x1 ) := (xr+2), 0(xr+2 ) := (x1 ) und 0(x) := (x) sonst setzen, um ein 0 mit O(0) > r zu konstruieren (wenigstens sind dann die Elemente 0(x1 ) : : : 0(xr+1 ) paarweise verschieden). Aber wenn x1 + (xr+2 ) = (xi) fur ein i r gilt, dann konnen wir o.B.d.A. annehmen, da x1 + (xr+2) = (x2 ) (i 6= 1, denn x1 + (xr+2) 6= x1 + (x1 ) = (x1 )). Es gilt x2 + (x1 ) 6= (x1) (x2 ). Wenn x2 + (x1) 6= (xi ), fur alle i r, konnen wir andern durch 0(x1 ) := (xr+2), 0(x2 ) := (x1 ), 0(xr+2 ) := (x2 ) und wir erhalten ein 0 mit O(0) > r (auch hier sind wenigstens die Elemente 0(x1) : : : 0(xr+1 ) paarweise verschieden). Andernfalls konnen wir ohne Einschrankung der Allgemeinheit annehmen, da x2 + (x1) = (x3) ist. In dieser Weise fahren wir fort: Nehmen wir an, wir hatten die Stelle erreicht, wo x1 + (xr+2 ) = (x2) xi+1 + (xi) = (xi+2 ) i = 1 2 ::: k (1.1) gilt. Hieraus erhalten wir die Gleichungen (x1) + (xr+2 ) = (xi+1) + (xi ) i = 1 2 : : : k + 1: (1.2) Dies zeigen wir durch Induktion: Es ist (x1 ) + (xr+2 ) = x1 + (x1 ) + (xr+2 ) = x1 + (xr+2) + (x1) = (x2) + (x1) und fur 1 j k gilt (xj+1) + (xj ) = xj+1 + (xj+1) + (xj ) = xj+1 + (xj ) + (xj+1) = (xj+2) + (xj+1). KAPITEL 1. PRUFZIFFERSYSTEME UBER GRUPPEN 18 Nun gilt xk+2 + (xk+1) 6= (xi) fur alle i k +2, denn andernfalls folgt mit 1.2 (xi ) + (xk+2 ) = xk+2 + (xk+1) + (xk+2) = (xk+2) + (xk+1) = (xi) + (xi;1 ), bzw. (xk+2) = (xi;1 ), was unmoglich ist, da i k + 2. Ist xk+2 + (xk+1 ) 6= (xi ) fur alle i r, dann setzen wir 0 (x1) := (xr+2 ), 0 (xi+1) := (xi), i = 1 2 : : : k + 1, 0(xr+2 ) := (xk+2) und erhalten eine Permutation 0 mit O(0) > r. Gilt dagegen xk+2 + (xk+1 ) = (xi) fur ein i r, dann konnen wir o.B.d.A. annehmen, da i = k+3 gilt und wir konnen die Gleichung xk+2+(xk+1 ) = (xk+3) zu den Gleichungen 1.1 dazunehmen. In jedem Fall erreichen wir, da O() endlich ist, eine Summe xj + (xj;1) 6= (xi) fur alle i r. Damit ist der Beweis des Lemmas abgeschlossen. Das Korollar ist oensichtlich. 2 Wir zeigen nun den verbleibenden Fall des Theorems. Sei die Ordnung von G gerade (d.h. G hat wenigstens ein Element der Ordnung 2). Besitzt G eine vollstandige Abbildung, dann folgt mit Lemma 4, da n(G) = 0 ist und mit Lemma 3, da G mindestens zwei Elemente der Ordnung 2 besitzt. Hat G wenigstens zwei Involutionen, dann ist p = p(G) = 0. Durch das Korollar konnen wir annehmen, da eine Permutation existiert mit O() n ; 1. Mit (xi), i = 1 : : : n;1 bezeichnen wir n;1 Elemente, die paarweise verschieden sind und mit z das verbleibende Element der Gruppe. Dann gilt n;1 X n;1 X i=1 i=1 (xi + (xi )) = (xi ): Wir erhalten p ; xn + p ; (xn) = p ; z und damit xn + (xn) = z, also ist O() = n und G besitzt die vollstandige Abbildung . 2 Im folgenden geben wir einige Ergebnisse von Siemon 23] wieder: Satz 2 ( Siemon) 1. Die identische Abbildung x 7! x einer endlichen Gruppe der Ordnung n ist genau dann vollstandig, wenn n ungerade ist. 2. Ist Zn eine zyklische Gruppe der Ordnung n, dann ist die durch f (x) := xk denierte Abbildung genau dann vollstandig, wenn ggT (k n) = 1 und ggT (k + 1 n) = 1. Beweis zu 1) Sei n ungerade, n = 2k + 1, dann gilt x2k+2 = x = (xk+1)2 also ist x2 surjektiv und, da G endlich ist, damit auch injektiv. Folglich ist x 7! x eine vollstandige Abbildung. Ist dagegen n gerade, dann besitzt G ein Element a der Ordnung 2, somit ist 2 a = e = e2 und x2 ist nicht injektiv, also auch keine Permutation. 1.3. PRUFZIFFERSYSTEME UBER ABELSCHEN GRUPPEN 19 zu 2) Die Eigenschaft ggT (k n) = 1 bzw. ggT (k + 1 n) = 1 ist aquivalent zu xk bzw. xk+1 injektiv. Daraus folgt die Behauptung. 2 Bemerkung 1. Ist ggT (k n) = 1, dann ist die Abbildung f (x) := xk ein Automorphismus von Zn. 2. Fur n gerade gibt es kein k das die Bedingung ggT (k n) = ggT (k +1 n) = 1 erfullt, denn entweder ist k oder k + 1 gerade. Theorem 2 ( Siemon) Eine Gruppe G der Ordnung n = 4k + 2, k 1, besitzt keine vollstandige Abbildung und, falls G abelsch ist, auch keine anti-symmetrische Abbildung. Mit etwas mehr Theorie konnen wir den Beweis von Siemon deutlich verkurzen, wir verschieben ihn daher auf den Abschnitt "Gruppen mit Vorzeichen". Korollar 3 Eine zyklische Gruppe Zn der Ordnung n besitzt eine vollstandige bzw. anti-symmetrische Abbildung genau dann, wenn n ungerade ist. Beweis Der Fall n ungerade wurde bereits gezeigt. Ist n gerade, dann ist n=2 das einzige Element der Ordnung 2 in Zn, also besitzt Zn keine vollstandige Abbildung. Korollar 4 Uber den Gruppen Z2k, k 1, insbesondere uber Z10, existiert kein Prufziersystem. Uber Gruppen der Ordnung n = 4k + 2, k 1 existiert kein Prufziersystem, das alle Zwillings- oder Sprungzwillingsfehler erkennt. Die Gruppe Z10 eignet sich also grundsatzlich nicht dazu, ein Prufziersystem zu denieren. Fur die Erkennung der Zwillings- und Sprungzwillingsfehler benotigen wir eine vollstandige Abbildung (siehe Tabelle Seite 14, i;1 i;1 bzw. z i;1 i;+11 sind vollstandige Abbildungen), daher konnen diese Fehler in Gruppen der Ordnung n = 4k + 2, insbesondere n = 10, nicht erkannt werden. Fur den nicht abelschen Fall ist bislang noch keine vollstandige Losung bekannt. 1950 bewies Batemann 2], da alle unendlichen Gruppen eine vollstandige Abbildung besitzen. Also haben alle unendlichen abelschen Gruppen eine antisymmetrische Abbildung. Hall und Paige 14] haben 1955 gezeigt, da in Sn (n > 3), An (n > 3) und auosbaren Gruppen mit nicht-zyklischer 2-Sylowgruppe eine vollstandige Abbildung existiert. Sie zeigten au erdem, da eine endliche Gruppe mit zyklischer 2-Sylowgruppe keine vollstandige Abbildung besitzt und vermuteten, da in jeder endlichen Gruppe mit nicht-zyklischer 2-Sylowgruppe eine vollstandige Abbildung existiert. 20 KAPITEL 1. PRUFZIFFERSYSTEME UBER GRUPPEN Wir werden spater zeigen, da die Diedergruppe D5 mit 10 Elementen eine anti-symmetrische Abbildung besitzt. Nach Theorem 2 besitzt sie aber keine vollstandige Abbildung, d.h. im nicht abelschen Fall unterscheiden sich die beiden Begrie voneinander. Zum Abschlu dieses Abschnittes sei noch angemerkt, da man auf dem direkten Produkt G1 G2 der Gruppen G1 und G2 (nicht notwendig abelsch) mit den vollstandigen Abbildungen g1 und g2 in naturlicher Weise eine vollstandige Abbildung denieren kann. Lemma 6 Sind g1, g2 vollstandige Abbildungen der Gruppen G1 bzw. G2, dann ist f = (x y ) 7! (g1(x) g2 (y )) eine vollstandige Abbildung von G1 G2. Beweis Da f bijektiv ist, ergibt sich aus der Bijektivitat von g1 und g2. Ebenso folgt aus der Vollstandigkeit von g1 und g2, da (x y) f (x y) = (x g1(x) y g2(y)) eine Permutation und damit vollstandig ist. 2 Kapitel 2 Anti-symmetrische Abbildungen Eine Gruppe la t die Denition eines Prufziersystems genau dann zu, wenn sie eine anti-symmetrische Abbildung besitzt (siehe Kapitel 1). In diesem Kapitel beschaftigen wir uns daher ausfuhrlich mit der Existenz, den Eigenschaften und der Konstruktion von anti-symmetrischen Abbildungen. Denition 2 ( Gallian 10]) Eine Permutation ' einer Gruppe (G ) hei t anti- symmetrisch, wenn fur alle x y 2 G gilt '(x) y = '(y) x ) x = y: Die Menge aller anti-symmetrischen Abbildungen einer Gruppe G werde mit Ant(G) bezeichnet. Bemerkung Ant(G) ist fur eine Gruppe G der Ordnung n > 1 keine Untergruppe von Sn, da die Identitat nicht anti-symmetrisch ist. Es gilt namlich fur beliebige x 6= e Id(x) e = x e = e x = Id(e) x: Aus der Eigenschaft '(x) y = '(y) x ) x = y folgt nicht, da ' injektiv ist, z.B. wird sie von '(x) := e erfullt. Da solche Funktionen nicht alle Einzelfehler erkennen, meinen wir mit dem Begri "anti-symmetrische Abbildung" daher immer eine anti-symmetrische Permutation. In der Literatur (z.B. Verhoeff 27]) wird der Begri "anti-symmetrisch" auch fur Permutationen mit der Eigenschaft y '(x) = x '(y) ) x = y benutzt. Diese konnen aber bijektiv auf die anti-symmetrischen Permutationen gema Denition 2 abgebildet werden: Lemma 7 Ist ' eine Permutation mit y '(x) = x '(y) ) x = y, dann ist ';1 anti-symmetrisch. 21 22 KAPITEL 2. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN Beweis Es gelte ';1 (x) y = ';1(y) x. Wir setzen x~ := ';1(x) y~ := ';1(y) und es folgt x~ '(~y) = y~ '(~x). Nach Voraussetzung ist damit x = y. 2 2.1 Gruppen mit anti-symmetrischen Abbildungen In diesem Abschnitt prasentieren wir eine Arbeit von Gallian und Mullin 10], welche sich mit der Existenz anti-symmetrischer Abbildungen beschaftigt. In Kapitel 1 haben wir den direkten Zusammenhang zwischen vollstandigen und anti-symmetrischen Abbildungen bei abelschen Gruppen gezeigt. Diese Arbeit ubertragt die wesentlichen Ergebnisse von Hall und Paige 14] bzgl. vollstandiger Abbildungen bei nicht-abelschen Gruppen auf anti-symmetrische Abbildungen. 2.1.1 Beispiele Denition 3 Unter der Diedergruppe der Ordnung 2n versteht man die Gruppe Dn = fe a a2 : : : an;1 b ba ba2 : : : ban;1 g, wobei a b zwei erzeugende Elemente sind, die den Relationen an = e (und am 6= e fur 1 m < n), b2 = e 6= b und ab = ba;1 genugen. (Abkurzende Schreibweise: Dn =< a bjan = b2 = e ab = ba;1 >). Theorem 3 Die folgenden Gruppen besitzen anti-symmetrische Abbildungen: 1. Dn =< a bjan = b2 = e ab = ba;1 >, n 3 (die Diedergruppe der Ordnung 2n ) 2. Qn =< a bja2n = b4 = e b2 = an ab = ba;1 >, n 2 (die verallg. Quaternionengruppe der Ordnung 4n) 3. SDn+ =< a bja4n = b2 = e ab = ba2n+1 >, n gerade (Semi-Diedergruppe der Ordnung 8n) 4. SDn; =< a bja4n = b2 = e ab = ba2n;1 >, n gerade (Semi-Diedergruppe der Ordnung 8n) Beweis 1) Die folgende Abbildung ist anti-symmetrisch: Wenn n ungerade ist, sei '(ai) = a2;i und '(bai) = bai . Wenn n gerade ist, d.h. n = 2k, wird ' deniert durch: '(e) = b '(a) = e '(ai) = a1;i fur 2 i k '(ai ) = ba1;i fur k + 1 i n ; 1 '(bai) = ai+1 fur 0 i k ; 1 '(bai ) = bai+1 fur k i n ; 2 '(ban;1) = ba 2.1. GRUPPEN MIT ANTI-SYMMETRISCHEN ABBILDUNGEN 23 2) Wir denieren ' durch '(e) = e '(ai) = ba;i fur 1 i n '(ai) = a;i fur n + 1 i 2n ; 1 '(bai) = bai+1 fur 0 i n ; 2 '(bai) = ai+1 fur n ; 1 i 2n ; 2 '(ba2n;1 ) = b 3) Wir denieren ' durch '(ai) = a4n;1;i fur 0 i 2n ; 1 '(ai) = ba4n;1;i fur 2n i 4n ; 1 '(bai ) = ba4n;i fur 1 i 2n '(b) = e '(bai ) = a4n;i fur 2n + 1 i 4n ; 1 4) Wir denieren ' durch '(ai ) = a4n;1;i fur 0 i 2n ; 1 '(ai ) = ba4n;1;i fur 2n i 4n ; 1 '(bai ) = ai fur 0 i 2n ; 1 '(bai ) = bai fur 2n i 4n ; 1 zu 1) Da die genannte Permutation fur ungerades n anti-symmetrisch ist, zeigen wir im Abschnitt "Beispiele", Seite 58. Im Fall n gerade mussen wir eine Vielzahl verschiedener Falle unterscheiden. Dazu sei 0 i k ; 1 und k j n ; 2. Wir zeigen exemplarisch '(x)y 6= '(y)x fur einige x 6= y. x e e e a. b. c. d. ai+1 e. baj y ai+1 aj+1 bai baj ban;1 '(x)y bai+1 baj+1 ai a;ibaj = baj+i baj+1 ban;1 = an;j;2 6= 6= 6= 6 = 6 = '(y)x a;i ba;j ai+1 baj+1 ai+1 babaj = aj;1 Bei b. folgt aus j + 1 = n ; j die Gleichung 2j + 1 = 2k, Widerspruch (da n gerade). Bei d. konnen die beiden Seiten nur gleich sein, falls n = 2 ist. Dann kommt dieser Fall allerdings nicht vor, da kein j existiert mit 1 j 0. Und schlie lich folgt bei e. aus n ; j ; 2 = j ; 1 die Gleichung 2k ; 1 = 2j , Widerspruch. Die anderen Falle und Behauptungen konnen analog gezeigt werden. 2 24 KAPITEL 2. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN 2.1.2 Existenztheoreme Theorem 4 Sei G eine Gruppe und a ein Element von G. Die Abbildung '(x) = x;1 a ist genau dann anti-symmetrisch, wenn a mit keinem Element der Ordnung 2 kommutiert. Beweis Sei '(x) = x;1 a anti-symmetrisch. Oensichtlich ist ' fur jedes a eine Permutation. Es ist also ausreichend zu untersuchen fur welche a gilt: x 6= y ) '(x)y 6= '(y)x. Angenommen es existieren verschiedene x und y s.d. '(x)y = '(y)x oder aquivalent dazu x;1ay = y;1ax gilt. Multiplikation von links mit y und von rechts mit x;1 ergibt (yx;1)a(yx;1) = a: (2.1) Wir setzen z := yx;1. Es folgt a2 z = zazaz = za2 und mit Induktion a2n z = za2n fur alle n (2.2) Wenn die Ordnung von a gerade ist, z.B. 2m, dann hat am die Ordnung 2 und kommutiert mit a. Wenn andererseits die Ordnung von a ungerade, d.h. 2k + 1 ist, dann folgt mit 2.2: za = za2(k+1) = a2(k+1) z = az Also kommutiert z mit a. Benutzt man diese Eigenschaft zusammen mit 2.1, dann erhalt man zaz = z2 a = a: Folglich hat z = yx;1 die Ordnung 2 und kommutiert mit a. Dies zeigt, da '(x) := x;1a eine anti-symmetrische Abbildung ist, wenn a mit keinem Element der Ordnung 2 kommutiert. Um den Beweis abzuschlie en, nehmen wir an, da a mit einem Element z der Ordnung 2 kommutiert. Es folgt, da '(x) := x;1 a nicht anti-symmetrisch ist, denn es gilt: und z 6= e. 2 '(z)e = z;1 a = za = az = e;1az = '(e)z Korollar 5 Alle Gruppen mit ungerader Ordnung besitzen eine anti-symmetrische Abbildung. Beweis Da eine Gruppe mit ungerader Ordnung kein Element der Ordnung 2 besitzt, ist '(x) := x;1a eine anti-symmetrische Abbildung fur alle a. 2 2.1. GRUPPEN MIT ANTI-SYMMETRISCHEN ABBILDUNGEN 25 Korollar 6 Fur alle n > 2 besitzen die symmetrischen Gruppen Sn und die alter- nierenden Gruppen An anti-symmetrische Abbildungen. Beweis Wenn n ungerade ist, ist jeder n-Zykel in An und kommutiert mit keinem Element der Ordnung 2. Ist n gerade so gilt dies fur jeden (n ; 1)-Zykel. 2 Korollar 7 Wenn eine endliche Gruppe ein Element a besitzt, dessen Zentralisa- tor Z (a) ungerade Ordnung hat, dann besitzt die Gruppe eine anti-symmetrische Abbildung. Beweis Wenn die Ordnung von Z (a) = fx 2 Gjxa = axg ungerade ist, dann kommutiert a mit keinem Element der Ordnung 2. 2 2.1.3 Erweiterungstheoreme Theorem 5 Sei G eine Gruppe mit Normalteiler H und es existieren anti-sym- metrische Abbildungen ' auf H und auf G=H , dann existiert eine anti-symmetrische Abbildung auf G. Kurz gesagt: Die Klasse der Gruppen mit antisymmetrischen Abbildungen ist gegen Erweiterung abgeschlossen. Beweis Seien u1H : : : ur H die Elemente von G=H . Wir denieren die Abbildung : fu1 : : : ur g ! fu1 : : : ur g durch die Bedingung (ui)H = (uiH ): (2.3) Da jedes Element von G eindeutig als Produkt g = hu geschrieben werden kann, wobei h 2 H und u = ui fur ein i, ist die Abbildung : G ! G, (g) = (hu) := (u)'(h) wohldeniert. Wir zeigen nun, da anti-symmetrisch ist. Seien g = hu und g0 = h0u0 Elemente von G, dann folgt aus (g)g0 = (g0)g: (u)'(h)h0u0 = (u0)'(h0)hu: (2.4) Durch Multiplikation mit H erhalt man (u)Hu0H = (u0)HuH . Mit 2.3 folgt (uH )u0H = (u0H )uH und damit, weil anti-symmetrisch ist, uH = u0H bzw. u = u0, da die Reprasentanten fest gewahlt sind. Nun wird aus 2.4 die Gleichung (u)'(h)h0u = (u)'(h0)hu: Nach kurzen von (u) und u bleibt die Gleichung '(h)h0 = '(h0 )h, woraus, wegen der Anti-Symmetrie von ', h = h0 folgt und insgesamt g = g0. Also ist eine antisymmetrische Abbildung. 2 Denition 4 ( 3]) Seien (G ;1 e) und (X + ; 0) Gruppen und : G ! Aut(X ) ein Gruppenhomomorphismus. Das semi-direkte Produkt von X und G relativ zu wird deniert durch: X G = f(x a)jx 2 X a 2 Gg 26 KAPITEL 2. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN mit der Operation (x1 a1 )(x2 a2 ) = (x1 + (a1)x2 ] a1 a2), fur x1 x2 a1 a2 2 G. Proposition 1 2 X und 1. Das semi-direkte Produkt X G ist eine Gruppe. 2. Die Menge f(x a) 2 X Gjx = 0g ist eine Untergruppe von X G, welche isomorph zu G ist. 3. Die Menge N = f(x a) 2 X Gja = eg ist ein Normalteiler von X G, die isomorph zu X ist und (X G)=N ist isomorph zu G. Beweis zu 3.: Es ist klar, da X isomorph zu N ist. Deniere ' : X G ! G durch '(x a) = a, dann ist ' ein Homomorphismus mit '(X G) = G und Kern(') = N . Der Homomorphiesatz zeigt nun (X G)=N = G. 2 Korollar 8 Wenn A und B Gruppen mit anti-symmetrischen Abbildungen sind und : G ! Aut(X ) ein Gruppenhomomorphismus ist, dann besitzt das semidirekte Produkt A B eine anti-symmetrische Abbildung. Beweis A B hat eine Untergruppe isomorph zu A und die Faktorgruppe (A B )=A ist isomorph zu B . Mit dem Erweiterungstheorem folgt nun die Behauptung. Korollar 9 Sind A und B Gruppen mit anti-symmetrischen Abbildungen, dann besitzt das direkte Produkt A B eine anti-symmetrische Abbildung. Beweis Spezialfall vom vorherigen Korollar, wobei alle Elemente auf die Identitat abbildet. 2.1.4 Einfache Gruppen Die einfachen Gruppen spielen angesichts Theorem 5 eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung der endlichen Gruppen mit anti-symmetrischen Abbildungen. Die Klassikation der einfachen Gruppen (Gorenstein 11]) zeigt, da jede endliche einfache Gruppe von einem der folgenden Typen ist: eine zyklische Gruppe mit Primzahlordnung, eine alternierende Gruppe, ein Mitglied einer von sechzehn Familien vom Lie-Typ oder eine von 26 sporadischen Gruppen. Theorem 6 Jede endliche einfache Gruppe, au er Z2, besitzt eine anti-symmet- rische Abbildung. Beweis Die zyklischen und alternierenden Gruppen werden von Korollar 5 und Korollar 6 abgedeckt. Mit dem Atlas der endlichen Gruppen 7] kann man verizieren, da in allen 26 sporadischen einfachen Gruppen der Zentralisator der Elemente mit maximaler Primzahlordnung ungerade Ordnung hat und diese Gruppen daher eine anti-symmetrische Abbildung besitzen (Korollar 7). Korollar 7 kann auch 2.1. GRUPPEN MIT ANTI-SYMMETRISCHEN ABBILDUNGEN 27 auf die Lie-Gruppen angewendet werden, da Lyons, Solomon und Seitz 10, Gallian] gezeigt haben, da jede einfache Lie-Gruppe ein Element besitzt, dessen Zentralisator ungerade Ordnung hat. 2 2.1.5 Verallgemeinerte Diedergruppen Denition 5 Sei G eine abelsche Gruppe. Die verallgemeinerte Diedergruppe dih(G) wird deniert durch das semi-direkte Produkt G Z2, wobei (0) = id und (1) = inv. Beispiel Die Diedergruppe Dn ist das semi-direkte Produkt von Zn und Z2: Dn = Zn Z2 . Lemma 8 Fur zwei abelsche Gruppen A und B gilt: dih(A B ) = A dih(B ), wobei (b 0) = id und (b 1) = inv. Beweis Die Abbildung : dih(A B ) ! A dih(B ), ((a b) z) = (a (b z)), mit a 2 A, b 2 B und z 2 Z2 ist ein Isomorphismus. 2 Theorem 7 Sei G eine nicht-triviale abelsche Gruppe, dann besitzt dih(G) eine anti-symmetrische Abbildung. Beweis Fallunterscheidung: 1. Fall: Ist G eine zyklische Gruppe der Ordnung n, dann gilt dih(G) = Dn und G hat demnach eine anti-symmetrische Abbildung. 2. Fall: Hat G ungerade Ordnung und ist nicht zyklisch, dann kann man G faktorisieren in eine zyklische Gruppe Zm und eine Gruppe H mit ungerader Ordnung. Es folgt mit Hilfe von Lemma 8: dih(G) = dih(H Zm) = H dih(Zm): H besitzt eine anti-symmetrische Abbildung (H hat ungerade Ordnung) und es gilt dih(Zm ) = Dm . Mit Korollar 8 folgt, da dih(G) eine anti-symmetrische Abbildung besitzt. 3. Fall: Ist G eine nicht-zyklische 2-Gruppe, dann gilt G = Z2 1 Z2 2 : : : Z2 mit s 2. Folglich hat das Zentrum Z (dih(G)) die Ordnung 2s und ist isomorph zu H = Z2 Z2 : : : Z2. Da H abelsch ist und wenigstens zwei Involutionen enthalt, besitzt H eine vollstandige und damit eine anti-symmetrische Abbildung. Der Quotient dih(G)=Z (dih(G)) ist isomorph zu dih(Z2( 1 ;1) Z2( 2 ;1) : : :Z2( ;1) ) und besitzt, durch Induktion nach dem Maximum von ij nachweisbar, eine antisymmetrische Abbildung und wir konnen mit Korollar 8 folgern, da G eine antisymmetrische Abbildung besitzt. 4. Fall: Nun habe G gerade Ordnung, sei aber keine 2-Gruppe, dann kann man G in i i i i is is 28 KAPITEL 2. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN zwei nicht-triviale Gruppen faktorisieren: eine Gruppe H mit ungerader Ordnung und eine 2-Gruppe N . Es folgt, da dih(G) = dih(H N ) = H dih(N ): H und dih(N ) haben anti-symmetrische Abbildungen also auch dih(G). 2 Wir adaptieren nun die Argumente von Hall und Paige 14] zur Charakterisierung der endlichen p-Gruppen, die eine vollstandige Abbildung besitzen, um zu zeigen, da die selbe Charakterisierung auch fur anti-symmetrische Abbildungen gilt. Theorem 8 Eine nicht-triviale endliche p-Gruppe hat eine anti-symmetrische Ab- bildung genau dann, wenn sie keine zyklische 2-Gruppe ist. Beweis Sei G eine nicht-triviale endliche p-Gruppe. Wenn p ungerade ist, dann hat G eine anti-symmetrische Abbildung. Wenn G eine zyklische 2-Gruppe ist, dann wissen wir durch das Resultat von Paige, Theorem 1 (Seite 16), da G keine vollstandige und damit auch keine anti-symmetrische Abbildung besitzt. Der Fall, da G eine nicht-zyklische abelsche 2-Gruppe ist wurde ebenfalls von Paige gezeigt. Deshalb konnen wir uns auf den Fall beschranken, da G eine nichtabelsche 2-Gruppe ist mit der Ordnung 2n. Besitzt G eine zyklische Untergruppe der Ordnung 2n;1 dann ist bekanntlich G entweder eine Diedergruppe, eine verallgemeinerte Quaternionen-Gruppe oder eine Semi-Diedergruppe (Paige 14]). Nach Theorem 3 haben diese Gruppen eine anti-symmetrische Abbildung. Also nehmen wir an, da G keine zyklische Untergruppe der Ordnung 2n;1 hat. Wenn G genau ein Element der Ordnung 2 enthalt, dann ware sie eine verallgemeinerte Quaternionen-Gruppe und hatte eine zyklische Untergruppe der Ordnung 2n;1 (siehe Paige 14]), im Widerspruch zu unserer Annahme. Also hat G wenigstens zwei Elemente der Ordnung 2 und wenigstens eins davon im Zentrum. Diese beiden Elemente erzeugen eine 4-Gruppe V . Wenn V in zwei verschiedenen maximalen Untergruppen M1 und M2 enthalten ist, dann ist M1 \ M2 = K V ein Normalteiler von G und sowohl K als auch G=K sind nicht zyklisch. Also haben, mit Induktion, K und G=K anti-symmetrische Abbildungen und, mit dem Erweiterungstheorem, damit auch G. Wir nehmen daher an, da V in genau einer maximalen Untergruppe M1 enthalten ist. Weil G nicht zyklisch ist, enthalt sie eine weitere maximale Untergruppe M2 (Paige 14]). Wenn M1 \ M2 nicht zyklisch ist, dann stellt sie eine normale nicht-zyklische Untergruppe K mit nicht-zyklischer Quotientengruppe dar und wir konnen mit Induktion schlie en, da G eine anti-symmetrische Abbildung besitzt. Nun sei M1 \ M2 zyklisch. Es mu M1 eine Gruppe der Ordnung 2n;1 sein, die eine zyklische Untergruppe der Ordnung 2n;2 und die 4-Gruppe V enthalt. 2.1. GRUPPEN MIT ANTI-SYMMETRISCHEN ABBILDUNGEN 29 Demnach mu M1 entweder eine Diedergruppe, eine Semi-Diedergruppe oder eine abelsche Gruppe sein. In jedem Fall konnen wir M1 =< a bja2 ;2 = b2 = e ba = ak b > n schreiben, wobei k gleich ;1,2n;3 1 oder 1 ist, abhangig davon, ob M1 einer Dieder-, Semi-Dieder- oder einer abelschen Gruppe entspricht, und es ist M1 \ M2 =< a >. Sei c ein Element von M2 aber nicht von M1 . Da < a > normal in M2 ist, mu c2 = ar gelten, wobei r gerade ist, da sonst c die Ordnung 2n;1 hat, was wir ausgeschlossen haben. Weil < a > normal in G ist, erhalten wir cb = bcas fur ein s. Sei H die Untergruppe < a2 b >. Eine einfache Rechnung zeigt, da H mit den Elementen a, c und ac kommutiert, wenn s gerade ist. Also ist H ein Normalteiler in G. H ist nicht zyklisch, also wissen wir durch Induktion, da H eine antisymmetrische Abbildung hat und der Quotient G=H = Z2 Z2 hat ebenfalls eine anti-symmetrische Abbildung. Mit dem Erweiterungstheorem folgt nun, da G eine anti-symmetrische Abbildung besitzt. Es bleibt der Fall, da s ungerade ist. Wir untersuchen die Untergruppe, die durch cb erzeugt wird. Wir haben (cb)2 = cbcb = cb2 cas = c2 as = as+r wobei s + r ungerade ist. Also hat (cb)2 die Ordnung 2n;2, was ord(cb) = 2n;1 impliziert. Aber dies widerspricht unserer Annahme, da G keine zyklische Untergruppe der Ordnung 2n;1 besitzt. Damit haben wir die Behauptung bewiesen. 2 Korollar 10 Eine endliche nilpotente Gruppe mit trivialer oder nicht-zyklischer 2-Sylow-Untergruppe hat eine anti-symmetrische Abbildung. Beweis Eine endliche nilpotente Gruppe ist das direkte Produkt ihrer Sylow- Untergruppen. Die p-Sylow-Untergruppen mit ungeradem p haben gema Theorem 8 eine anti-symmetrische Abbildung. Da die 2-Sylow-Untergruppe trivial oder nicht-zyklisch ist, hat sie ebenfalls eine anti-symmetrische Abbildung. Demnach hat auch das direkte Produkt, also G, eine anti-symmetrische Abbildung. 2 Die obengenannten Theoreme reichen aus, um zu zeigen, da alle nicht-abelschen Gruppen der Ordnung kleiner als 36 eine anti-symmetrische Abbildung besitzen, mit Ausnahme der Gruppe < a bja3 = b8 = e ab = ba2 > der Ordnung 24, wobei bei dieser Gruppe ebenfalls gezeigt werden kann, da sie eine besitzt. Da es keinen Anhaltspunkt gibt, da eine nicht-abelsche Gruppe keine antisymmetrische Abbildung besitzt, vermuten Gallian und Mullin, da alle nichtabelschen Gruppen eine anti-symmetrische Abbildung besitzen. 30 KAPITEL 2. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN 2.2 Invarianten von Ant(G) Wir untersuchen nun welche Transformationen die Menge der anti-symmetrischen Abbildungen einer Gruppe invariant lassen. Satz 3 Sei '(x) eine anti-symmetrische Abbildung einer Gruppe (G ), dann ist auch die Abbildung a '(x b), a b 2 G, anti-symmetrisch. Beweis Aus (a '(x b)) y = (a '(y b)) x folgt mit dem Assoziativgesetz und der Kurzungsregel '(x b) y = '(y b) x. Die Gleichung wird nun von rechts mit b durchmultipliziert, also gilt '(x b) y b = '(y b) x b und es folgt, da ' antisymmetrisch ist, x b = y b und damit x = y. Also ist a '(x b) anti-symmetrisch. 2 Satz 4 Wenn '(x) eine anti-symmetrische Abbildung der Gruppe (G ) ist, dann ist fur jedes c 2 G auch '(c x) c anti-symmetrisch. Beweis Es gilt, da ' anti-symmetrisch ist: '(c x) c y = '(c y) c x ) c x = c y ) x = y. 2 Mit la = (x 7! a x) werde die Linksmultiplikation und mit rb = (x 7! x b) die Rechtsmultiplikation bezeichnet. Die Transformationen La = (' 7! la '), Rb = (' 7! ' rb) und Mc = (' 7! rc ' lc) bilden jeweils eine Gruppe mit der Verknupfung , die isomorph zu G ist. Satz 5 ( Verhoeff 27]) Sei ' eine anti-symmetrische Abbildung und ein Automorphismus, dann ist auch ' ;1 anti-symmetrisch. Beweis Aus ' ;1(x) y = ' ;1(y) x folgt mit y = (;1(y)) und x = (;1(x)), da ('(;1(x)) ;1(y)) = ('(;1(y)) ;1(x)) gilt. Nachdem wir auf beiden Seiten gekurzt haben, folgt aus der Anti-Symmetrie von ', da ;1 (x) = ;1 (y) ist und damit x = y. 2 Auch hier bilden die Transformationen T = (' 7! ' ;1 ) eine Gruppe. Diese ist isomorph zur Automorphismen-Gruppe Aut(G). Bemerkung Satz 4 la t sich auch mit Satz 5 und 3 beweisen. Dazu setzt man (x) := c;1xc und a = b = c. Andere Moglichkeiten, wie aus einer vorgegebenen anti-symmetrischen Abbildung weitere konstruiert werden konnen, ndet man im Abschnitt "Automorphismen und Anti-Automorphismen" sowie im Kapitel "Gruppen mit Vorzeichen". 2.3. AQUIVALENZKLASSEN 31 2.3 A quivalenzklassen Auf der Menge der anti-symmetrischen Abbildungen einer Gruppe denieren wir in diesem Abschnitt eine A quivalenzrelation. Diese ermoglicht es uns, eine U bersicht uber alle anti-symmetrischen Abbildungen einer Gruppe zu gewinnen. Mit 0 bezeichnen wir im folgenden das neutrale Element der Gruppe. Weiterhin sei ' ein Automorphismus der Gruppe G und la bzw. ra die Links- bzw. Rechtsmultiplikation mit dem Element a 2 G. Die genannten Abbildungen haben folgende Eigenschaften: 1. la lb = lab, ra rb = rba, la;1 = la;1 , ra;1 = ra;1 : 2. la rb = rb la . 3. ' lb = l'(b) ', ' ra = r'(a) '. Die ersten beiden Eigenschaften folgen aus dem Assoziativgesetz, fur die letzte gilt: ' lb(x) = '(b x) = '(b) '(x) = l'(b) '(x) und ' ra(x) = '(x a) = '(x) '(a) = r'(a) '(x). Die A quivalenzklassen werden nun wie folgt deniert: Denition 6 Seien f g Permutationen. f und g hei en aquivalent, f g, wenn Elemente a b 2 G und ein Automorphismus ' existieren, so da gilt: f = lb ';1 g ' ra : Die Relation bildet eine A quivalenzrelation auf der Menge der Permutationen: 1. ist reexiv: f = l0 Id f Id r0 2. ist symmetrisch: f = lb ';1 g ' ra genau dann, wenn g = ' lb;1 f ra;1 ';1 = ' lb;1 f ra;1 ';1 1:2: =3: l'(b;1 ) ' f ';1 r'(a;1 ) Also: f g impliziert g f . 3. ist transitiv: Sei f = lb1 ';1 1 g '1 ra1 und g = lb2 ';2 1 h '2 ra2 , dann folgt f = lb1 ';1 1 lb2 ';2 1 h '2 ra2 '1 ra1 =3: lb1 l';1 1 (b2 ) ('2 '1);1 h ('2 '1 ) r'1(a2 ) ra1 =1: lb1 ';1 1(b2 ) ('2 '1);1 h ('2 '1) ra1 '1 (a2 ) 32 KAPITEL 2. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN Damit ist f g g h ) f h gezeigt. Aus dem vorherigen Abschnitt konnen wir das folgende Korollar ableiten. Korollar 11 Seien f g 2 Sn mit f g, dann gilt f anti-symmetrisch , g anti-symmetrisch. Beispiel Die Diedergruppe D5 besitzt 34040 anti-symmetrische Abbildungen. Es konnen 3040 von x;1 a abgeleitet werden (siehe Satz 21, Seite 53). Fur die restlichen 31000 anti-symmetrischen Abbildungen erhalten wir folgende Reprasentanten der A quivalenzklassen: 1. Diese 15 Permutationen erzeugen 30000 anti-symmetrische Abbildungen (rechts: Zyklenschreibweise): 0215637894] 0215638974] 0215647938] 0215694378] 0215748396] 0215748936] 0215794638] 0215867394] 0215874936] 0215897436] 0245678931] 0245718936] 0256714893] 0256743918] 0257918436] = = = = = = = = = = = = = = = (21)(53)(67894) (21)(53)(68794) (21)(5467983) (21)(59873)(64) (21)(5473)(896) (21)(5479683) (21)(5983)(764) (21)(5673)(894) (21)(5796483) (21)(5967483) (246835791) (247968351) (251)(647893) (2547981)(63) (251)(749683) 2. Die Permutation 0215643978] = (21)(5463)(987) erzeugt die restlichen 1000 anti-symmetrischen Abbildungen. Bemerkung Mit a0 a1 : : : a9 ] meinen wir die Permutation x 7! ax, d.h. a0 a1 : : : a9 ] = a0 a1 a2 a3 a4 a5 a6 a7 a8 a9 : 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Dieses Beispiel zeigt auch, da die Klassen nicht unbedingt gleich gro sein mussen. 2.4. AUTOMORPHISMEN UND ANTI-AUTOMORPHISMEN 33 2.4 Automorphismen und Anti-Automorphismen In diesem Abschnitt untersuchen wir einen Spezialfall, namlich anti-symmetrische Automorphismen bzw. Anti-Automorphismen. Automorphismen sind bekanntlich bijektive Permutationen einer Gruppe ' : G ! G mit '(xy) = '(x)'(y). Der Begri "Anti-Automorphismus" wird dagegen nicht so haug benutzt, er wird aber ganz ahnlich deniert: Denition 7 Eine bijektive Abbildung : G ! G einer Gruppe G hei t AntiAutomorphismus, wenn fur alle x y 2 G gilt: (xy) = (y)(x). Ein AntiAutomorphismus oder ein Automorphismus hei t xpunktfrei, wenn fur alle x 6= 0 gilt: (x) 6= x. Die folgenden Eigenschaften eines Anti-Automorphismus werden genauso gezeigt wie bei einem Automorphismus: 1. (0) = 0 2. (x);1 = g(x;1) 3. ord((x)) = ord(x) Bemerkung Da fur einen (Anti-)Automorphismus immer (0) = 0 gilt, ist es sinnvoll, bei der Denition von "xpunktfrei" die Stelle x = 0 auszuschlie en. Die Menge der Automorphismen einer Gruppe konnen wir bijektiv auf die Menge der Anti-Automorphismen abbilden. Es gilt namlich ' ist ein Automorphismus , ' inv ist ein Anti-Automorphismus Ist ' ein Automorphismus, dann gilt ' inv(xy) = '((xy);1) = '(y;1x;1 ) = '(y;1)'(x;1 ) = ' inv(y)' inv(x;1 ) und ' inv ist ein Anti-Automorphismus. Ist andererseits ' inv ein AntiAutomorphismus, dann haben wir '(xy) = '((y;1x;1 );1) = ' inv(x;1 )' inv(y;1) = '(x)'(y) und ' ist ein Automorphismus. Wenn wir also die Automorphismen einer Gruppe kennen, dann konnen wir auch ohne weiteres alle Anti-Automorphismen dieser Gruppe bestimmen. Ist ein Anti-Automorphismus, so ist fur zwei beliebige Automorphismen '1 '2 auch '1 '2 ein Anti-Automorphismus: '1 '2(xy) = '1 ('2 (x)'2(y)) = '1 (('2(y))g('2(x))) = '1(('2(y)))'1(('2(x))) = '1 '2 (y)'1 '2 (x) 34 KAPITEL 2. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN Das Gleiche gilt auch, wenn '1 und '2 zwei Anti-Automorphismen sind. Wie man leicht sieht, gilt au erdem: Sind 1 2 Anti-Automorphismen, dann ist 1 2 ein Automorphismus. Ist ein (xpunktfreier) Anti-Automorphismus, dann ist auch ;1 ein (xpunktfreier) Anti-Automorphismus: ;1(xy) = ;1((;1(x))(;1 (y))) = ;1((;1 (y);1(x))) = ;1 (y);1(x) und (x) = x , x = ;1(x): Damit haben wir gezeigt, da die Menge der Anti-Automorphismen zusammen mit den Automorphismen eine Gruppe bildet. Gibt es einen Anti-Automorphismus der auch ein Automorphismus ist, so folgt xy = (;1(x))(;1(y)) = (;1(y);1(x)) = yx und die Gruppe ist abelsch. In einer abelschen Gruppe sind Anti-Automorphismen auch Automorphismen, wahrend in einer nicht-abelschen Gruppe kein Anti-Automorphismus ein Automorphismus ist. Mit Hilfe der Anti-Automorphismen nden wir eine zusatzliche Moglichkeit, aus einer vorgegebenen anti-symmetrischen Abbildung eine weitere zu konstruieren. Satz 6 Sei ' eine anti-symmetrische Abbildung und ein Anti-Automorphismus, dann ist auch ';1 ;1 anti-symmetrisch. Beweis Es gelte ';1 ;1(x)y = ';1 ;1(y)x. Wir setzen x~ := ';1 ;1(x) und y~ := ';1 ;1(y), womit (~x)('(~y)) = (~y)('(~x)) folgt. Wir nutzen die Eigenschaft aus, da ein Anti-Automorphismus ist, um ('(~y)~x) = ('(~x)~y) zu erhalten. In dieser Gleichung kurzen wir . Aus der resultierenden Gleichung folgt x~ = y~, denn ' 2 Ant(G). Da ';1 ;1 bijektiv ist, haben wir damit x = y, und der Satz ist bewiesen. 2 Wir untersuchen nun, wann ein (Anti-)Automorphismus anti-symmetrisch ist. Satz 7 Ein Anti-Automorphismus ist genau dann anti-symmetrisch, wenn er x- punktfrei ist. Beweis Sei ein xpunktfreier Anti-Automorphismus und es gelte (x)y = (y)x. Die Gleichung wird von links mit (y);1 und von rechts mit y;1 durchmultipliziert, es folgt (y;1)(x) = (xy;1) = xy;1. Da xpunktfrei ist, mu 2.4. AUTOMORPHISMEN UND ANTI-AUTOMORPHISMEN 35 xy;1 = 0, bzw. x = y gelten. Also ist anti-symmetrisch. Wenn andererseits einen Fixpunkt x 6= 0 besitzt, dann gilt (0)x = x = (x) = (x)0 und ist nicht anti-symmetrisch. 2 Satz 8 Sei ' ein Automorphismus. ' ist genau dann anti-symmetrisch, wenn fur alle y 2 G gilt: y ;1 '(z)y ist xpunktfrei. Beweis Die Gleichung '(x)y = '(y)x ist aquivalent zu '(y;1)'(x) = xy;1 bzw. '(y;1x) = x(y;1x)x;1 . Mit z := y;1x ist dies aquivalent zu '(z) = yzy;1 bzw. y;1'(z)y = z. 2 Lemma 9 Sei ein Anti-Automorphismus und ' ein (Anti-)Automorphismus, dann gilt: xpunktfrei , ';1 ' xpunktfrei Beweis Es ist (x) = x aquivalent zu ';1(('(';1(x)))) = ';1(x). 2 Wir konnen nun Satz 4 von Gallian und Mullin etwas anders formulieren: Satz 9 Der Anti-Automorphismus (x) := a;1x;1 a ist genau dann xpunktfrei, wenn x;1 und a;1 xa keinen gemeinsamen Fixpunkt x 6= 0 besitzen. Beweis (x) xpunktfrei , (x) anti-symmetrisch , a(x) = x;1 a anti-symmetrisch , a kommutiert mit keinem Element der Ordnung 2 , fur alle x 6= 0 gilt: x;1 = x ) a;1xa 6= x. 2 Satz 10 Sei h g ein Anti-Automorphismus der Gruppe G der Ordnung n, h g 2 Sn mit den Eigenschaften: ord(g) = 2, ord(h) ungerade und g h = h g. Genau dann ist h g xpunktfrei, wenn g und h keinen gemeinsamen Fixpunkt x 6= 0 besitzen. Beweis Sei h g nicht xpunktfrei, d.h. es existiert ein x 6= 0 mit h(g(x)) = x. Es folgt h(g(h(g(x)))) = h(h(g(g(x)))) = h(h(x)) = x. Da die Ordnung von h ungerade, sprich 2k + 1 ist, haben wir x = h2k+1(x) = h(h2k (x)) = h(x). Damit gilt h(g(x)) = g(h(x)) = g(x) = x und x 6= 0 ist ein gemeinsamer Fixpunkt von g und h. Haben andererseits g und h den gemeinsamen Fixpunkt x 6= 0, dann ist h(g(x)) = h(x) = x und h g ist nicht xpunktfrei. 2 Bemerkung Jede Permutation p kann in zwei Permutationen h und g zerlegt werden, so da die Bedingungen des Satzes erfullt sind. Dazu schreibt man p als 36 KAPITEL 2. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN Produkt disjunkter Zykel. Die Transpositionen werden dann zu g zusammengefa t, der Rest zu h. Wir geben nun notwendige und hinreichende Konditionen fur die Erkennung der anderen Fehlertypen an, wenn wir ein Prufziersystem n(xn ) : : : (x1 ) x0 = c mit einem (Anti-)Automorphismus benutzen. Dazu sei ' ein Automorphismus und ein Anti-Automorphismus. Nachbarvertauschungen a.) Fur alle x 6= 0: (x) 6= x (d.h. ist xpunktfrei) b.) Fur alle x 6= 0 und alle y 2 G gilt: xpunktfreier Automorphismus) Sprungtranspositionen a.) Fur alle x 6= 0 und alle z 2 G gilt: symmetrischer Automorphismus) y;1'(x)y = 6 x (d.h. y;1'(x)y ist ein z;1 2 (x)z = 6 x (d.h. 2 ist ein anti- b.) wie a. fur ' Zwillingsfehler a.) Fur alle x 6= 0: (x;1 ) 6= x (d.h. inv ist ein xpunktfreier Automorphismus) b.) Fur alle x 6= 0 und alle z 2 G gilt: z;1 '(x;1)z 6= x (d.h. z;1 '(x;1 )z ist ein xpunktfreier Anti-Automorphismus) Sprungzwillingsfehler a.) Fur alle x 6= 0 und alle z 2 G gilt: z;1 2(x;1 )z 6= x (d.h. z;1 2(x;1 )z ist ein xpunktfreier Anti-Automorphismus) b.) wie a. fur ' phonetische Fehler a.) Fur a = 2 : : : n ; 1 gilt: (a)a;1 6= (1) 6= a;1(a) b.) Fur a = 2 : : : n ; 1 gilt: '(a)a;1 6= '(1) Beweis Die Aussagen werden analog zu Satz 7 und 8 gezeigt. Die phonetischen Fehler werden erkannt, falls fur a = 2 : : : n ; 1 gilt i+1(a)i (0) 6= i+1 (1)i(a). Da (0) = 0 ist haben wir i+1(a)i (a;1) 6= i+1(1). Je nachdem ob i gerade oder ungerade ist, ist dies aquivalent zu i ((a)a;1) 6= i+1(1) oder i(a;1 (a)) 6= i+1 (1). Wir konnen i kurzen und erhalten damit die angegebene Bedingung. 2.5. EINE ABSCHATZUNG VON jANT (G)j 37 2.5 Eine Abschatzung von Ant(G) j j Die folgenden Satze zeigen, da eine gro e Anzahl Permutationen nicht antisymmetrisch sein kann. Lemma 10 Sei (G ) eine Gruppe, G 6= feg. Die Permutationen g(x) = a x b mit a b 2 G sind nicht anti-symmetrisch. Beweis Es gilt fur beliebige y 2 G g(b;1) y = a b;1 b y = a y = a y b b;1 = g(y) b;1. Da in G ein Element y 6= b;1 existiert, ist g nicht anti-symmetrisch. 2 Lemma 11 Wenn g(x) = g(0) x fur ein x =6 0 ist, dann ist g nicht antisymmetrisch. Beweis g(x) 0 = g(x) = g(0) x. 2 Mit diesem Lemma ndet man eine untere Grenze fur die Anzahl der Permutationen, die nicht anti-symmetrisch sein konnen. Man kann namlich die Anzahl der Permutationen mit g(x) = g(0) x, fur ein x 6= 0, berechnen. Wir bestimmen die Anzahl a(n) der Permutationen die an der ersten (y = 0) und einer weiteren Stelle y 2 f1 : : : ng mit einer vorgegebenen Permutation g 2 Sn+1 ubereinstimmen. a(n) ist nicht von g abhangig, daher wahlen wir o.B.d.A. g(x) = x. Da die erste Stelle einer weiteren Permutation p gleich 0 sein mu , reicht es, die letzten n Stellen zu betrachten. Die letzten n Stellen sind aber Permutationen aus Sn, d.h. a(n) = = jfp 2 Sn : p(0) = 0 und jf1 y n : p(y) = ygj 1gj jfp 2 Sn : jf0 y n ; 1 : p(y) = ygj 1gj: +1 (Mit jM j bezeichnen wir die Anzahl der Elemente in der Menge M .) Dieses Problem ist in der Literatur bekannt als "Mausefallenspiel mit n Karten": Gegeben seien n Ziern und n numerierte Umschlage. Wieviele Moglichkeiten gibt es, die Ziern in die Umschlage einzulegen, so da mindestens eine Zahl in den richtigen Umschlag kommt. Die gesuchte Losung a(n) kann wie folgt berechnet werden (siehe 25], Zahlenreihe: A002467): 1. a(0) = 0, a(1) = 1 und a(n) = (n ; 1)(a(n ; 1) + a(n ; 2)), oder 2. a(0) = 0, a(1) = 1, a(n) = n a(n ; 1) ; (;1)n , oder 38 KAPITEL 2. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN 3. a(0) = 0, a(n) = n! e;e 1 ], wobei e = 2 71828::: die Eulersche Zahl ist und ] die (verschobene) Gau klammer (auf die nachste ganze Zahl runden). Nun betrachten wir alle Permutationen aus Sn, die mit a x an der Stelle 0 und einer weiteren Stelle ubereinstimmen. Die Anzahl dieser Permutationen ist gleich a(n ; 1). Da fur a 6= b auch a 0 6= b 0 ist, sind die Permutationen, die mit a x an der ersten Stelle ubereinstimmen und die, die mit b x an der ersten Stelle ubereinstimmen, alle verschieden. Es gibt daher mindestens n a(n ; 1) Permutationen in Sn, die nicht anti-symmetrisch sind. Satz 11 Die Anzahl der nicht anti-symmetrischen Permutationen ist gro er oder gleich n a(n ; 1) = n (n ; 1)! e;e 1 ], also n! ; jAnt(G)j n (n ; 1)! e ;e 1 ]: Durch einfaches Umformen erhalten wir nun ein Abschatzung fur jAnt(G)j. Theorem 9 Sei G eine Gruppe der Ordnung n, dann gilt jAnt(G)j n! ; n (n ; 1)! e ;e 1 ] ne! + n2 : Beweis Wir konnen die verschobene Gau klammer wie folgt abschatzen: (n ; 1)! e ; 1 ] (n ; 1)! e ; 1 ; 1 : e e 2 Damit folgt jAnt(G)j n! ; n (n ; 1)! e ;e 1 ] n! ; n! e ;e 1 + n2 ne! + n2 : 2 Fur Gruppen der Ordnungen 2 bis 12 geben wir eine Abschatzung von jAnt(G)j an: n a(n ; 1) n! n! ; n a(n ; 1) 2 1 2 0 1 6 3 3 4 4 24 8 5 15 120 45 6 76 720 264 455 5.040 1.855 7 8 3.186 40.320 14.832 9 25.487 362.880 133.497 10 229.384 3.628.800 1.334.960 11 2.293.839 39.916.800 14.684.571 176.214.840 12 25.232.230 479.001.600 2.6. KONSTRUKTION ANTI-SYMMETRISCHER ABBILDUNGEN 39 Fur n = 2 3 4 sind die Abschatzungen sogar bestmoglich. Die Gruppe Z2 besitzt keine, die Gruppe Z3 genau 3 und die Kleinsche-Vierergruppe genau 8 anti-symmetrische Abbildungen. Fur gro ere n gilt jAntn(!G)j 1e . Demnach konnen hochstens 36,8% der Permutationen einer beliebigen Gruppe anti-symmetrisch sein. 2.6 Konstruktion anti-symmetrischer Abbildungen Die anti-symmetrischen Abbildungen einer Gruppe (G ;1 0) konnen, ahnlich wie die Primzahlen, durch eine Siebmethode bestimmt werden. Man beginnt dabei mit einer Matrix M = (mij ) mit n n Elementen (n = jGj), wobei in jeder Zeile die Zahlen 0 1 : : : n ; 1 stehen, d.h. mij = j fur i j = 0 : : : n ; 1. Der folgende Algorithmus erzeugt anti-symmetrische Abbildungen oder er zeigt, da bestimmte Abbildungen nicht anti-symmetrisch sein konnen. 1) F ur i von 0 bis n;1 tue 2-6 2) Sind alle Elemente der dann Abbruch m i-ten Zeile von i aus, '(i) := j 3) W ahle ein Element ij der Zeile gestrichen ist, und setze i = n ; 1, dann Ende F ur k von i + 1 bis n ; 1 tue 6) Streiche die Elemente mkj k-ten Zeile M gestrichen, das noch nicht 4) Falls 5) und mkjki;1 aus der Beispiel Im folgenden wird mit diesem Algorithmus Ab2 eine anti-symmetrische 3 0 1 2 3 4 660 1 2 3 477 bildung der Gruppe Z5 bestimmt. Dazu sei M := 660 1 2 3 477. 40 1 2 3 45 0 1 2 3 4 40 KAPITEL 2. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN 20 Das Element m00 ist nicht gestrichen, wir konnen 66 0 also '(0) := 0 setzen. Die Elemente m10 , 666 0 m10+1;0 , m20 , m20+2;0 , m30, m30+3;0 , m40 , 646 0 m40+4;0 werden gestrichen. 26 00 Nun konnen wir '(1) := 2 wahlen die Elemente 666 0 m22 , m22+2;1 , m32 , m32+3;1 , m42, m42+4;1 wer- 666 0 4 60 den gestrichen. 1 61 1 1 1 1 61 1 1 1 1 61 1 1 61 1 61 1 60 2 Als nachstes mu '(2) := 4 gewahlt werden, da 0 sonst in der vorletzten Zeile alle Elemente ge- 666 0 strichen waren und der Algorithmus im nachsten 666 0 Durchlauf abbrechen wurde. m34 , m34+3;2 , m44 , 46 0 m44+4;2 werden gestrichen. 26 00 Es bleibt '(3) := 1, wodurch die Elemente m41 666 0 und m41+4;3 gestrichen werden. Im letzten Durch- 666 0 46 0 1 lauf ist damit die Wahl '(4) := 3 moglich. 2 2 62 2 2 2 2 62 62 62 2 2 62 62 62 2 2 62 62 60 61 62 3 3 3 63 3 3 3 63 63 3 3 3 63 63 3 3 3 63 63 43 4 77 4 77 45 6 43 4 4 77 4 77 6 45 6 43 4 4 77 4 77 6 45 6 43 4 4 77 4 77 6 45 3 6 4 Der Algorithmus endet mit dem Ergebnis, da ' = 00 12 24 31 43 eine antisymmetrische Abbildung von Z5 ist. Der folgende Satz zeigt, da der Algorithmus wie gewunscht arbeitet: Satz 12 Es gilt: 1. Jede vorgegebene anti-symmetrische Abbildung kann mit dem obengenannten Algorithmus konstruiert werden. 2. Endet der Algorithmus im Schritt 4), dann ist die konstruierte Abbildung ' anti-symmetrisch. 3. Bricht der Algorithmus im Schritt 2) ab, dann existiert keine anti-symmetrische Abbildung, welche mit dem bis dahin denierten ' ubereinstimmt. Es ist zu zeigen, da fur k = 0 : : : n ; 1 das Element mk(k) nicht gestrichen ist und damit die Wahl '(k) = (k) moglich ist. Dies wird durch Induktion nach k gezeigt. 1) In der Zeile k = 0 ist kein Element gestrichen, man kann also '(0) := (0) setzen. 2) Es gelte '(j ) = (j ) fur j = 0 : : : k ; 1 < n ; 1. Nimmt man an, da das Element mk(k) in Schritt 6 gestrichen wurde, dann gibt es ein i < k mit '(i) = (k) Beweis zu 1: Sei 2 Ant(G). 2.6. KONSTRUKTION ANTI-SYMMETRISCHER ABBILDUNGEN 41 oder mit '(i) k i;1 = (k). Im ersten Fall folgt (i) = (k) und ware keine Permutation. Im zweiten Fall ware (i) k = (k) i. Beides steht im Widerspruch zur Voraussetzung 2 Ant(G). Also ist das Element mk(k) nicht gestrichen und die Wahl '(k) := (k) in Schritt 3 ist moglich. Der Algorithmus bricht auch nicht ab, da das Elemente mk(k) nicht gestrichen ist. Dies zeigt, da jede anti-symmetrische Abbildung mit dem Algorithmus konstruiert werden kann. zu 2: Es gelte '(k) i = '(i) k fur i k (o.B.d.A.) und damit '(k) = '(i) k i;1 . Da fur k > i das Element '(i) k i;1 gestrichen wird und die Wahl '(k) = '(i) k i;1 nicht moglich ist, mu k i gelten, also ist k = i und ' ist eine anti-symmetrische Abbildung. zu 3: Dies ist eine direkte Folgerung aus 1. 2 Um alle anti-symmetrischen Abbildungen einer Gruppe zu bestimmen, mu man oensichtlich in Schritt 3 nacheinander alle nicht gestrichenen Elemente auswahlen. Der folgende rekursive Algorithmus verwirklicht dieses Vorgehen. Erzeuge alle anti-symmetrischen Abbildungen, die mit der Permutation ' bis zur Stelle i ; 1 ubereinstimmen und benutze dabei die Matrix M = (mij ): i Prozedur AntiSymm( ) i = n, 1) Ist sonst: dann gib die anti-symmetrische Abbildung m ' aus, i 2) F ur alle Elemente ij der Zeile , die nicht gestrichen sind, tue 3-7 '(i) := j k von i + 1 3) Setze 4) F ur bis n;1 tue (falls 5) Streiche die Elemente -ten Zeile von k i+1 M mkj und i < n ; 1) mkjki;1 aus der 6) AntiSymm( ), d.h. erzeuge alle anti-symmetrischen Abbildungen, die mit der Permutation bis zur Stelle uberein stimmen. ' i 7) Widerrufe die Anderungen der Schritte 4+5 (Elemente die bereits vorher gestrichen waren, bleiben gestrichen!) Der Algorithmus wird mit dem Aufruf AntiSymm(0) gestartet. Wobei mij := j fur i j = 0 : : : n ; 1. 42 KAPITEL 2. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN Das folgende Pascal-Programm implementiert diesen Algorithmus. In der Matrix M wird dabei aber nicht das Element mij = j gespeichert, sondern vielmehr wie oft dieses Element gestrichen wurde. Das Streichen eines Elements entspricht dann dem Erhohen dieses Elements um 1. Die Schritte 4+5 werden dann durch Erniedrigen der veranderten Elemente um 1 ruckgangig gemacht. program antsymm const Basis = 10 type TDigit = 0..Basis-1 TAbb = arrayTDigit] of TDigit TMatrix = arrayTDigit,TDigit] of TDigit var phi : TAbb M : TMatrix procedure AntiSymm(i : TDigit) var j,k : Integer begin if i=Basis then phi ausgeben else begin for j:=0 to Basis-1 do F ur jedes Element der i-ten Zeile if Mi,j]=0 then begin Wenn Mi,j] nicht gestrichen ist, phii]:=j dann setze phi(i):=j for k:=i+1 to Basis-1 do begin Inc(Mk,j]) Streiche die Elemente Mk,j] Inc(Mk,j*k*i^(-1)]) und Mk,j*k*i^(-1)] end AntiSymm(i+1) Rekursiver Aufruf for k:=i+1 to Basis-1 do begin Dec(Mk,j]) Streichungen r uckg angig machen Dec(Mk,j*k*i^(-1)]) end end end end f g f f f f f f f var j,k : TDigit begin for j:=0 to Basis-1 do for k:=0 to Basis-1 do Mk,j]:=0 AntiSymm(0) end. g g g g g g g 2.6. KONSTRUKTION ANTI-SYMMETRISCHER ABBILDUNGEN 43 Damit das Programm lauahig ist, mu noch die Verknupfung und das Inverse i;1 eines Elements deniert werden. Fur die Diedergruppe lautet eine entsprechende Implementierung (vgl. H.P. Gumm 13]): const Basis_2 = Basis div 2 fBasis mu gerade sein!g function inv(x : TDigit) : TDigit begin if x<Basis_2 then inv:=(Basis_2-x) mod Basis_2 else inv:=x end function add(x,y : TDigit) : TDigit begin if x<Basis_2 then begin if y<Basis_2 then add:= (x+y) mod Basis_2 else add:=((x+y) mod Basis_2)+Basis_2 end else begin if y<Basis_2 then add:=((x-y) mod Basis_2)+Basis_2 else add:=(x-y+Basis_2) mod Basis_2 end end Damit ist j*k*i^(-1)=add(add(j,k),inv(i)). Fur die Gruppe Zn kann man die Operationen +,; und mod benutzen, d.h. j*k*i^(-1)=(Basis+j+k-i) mod Basis . Bei der Konstruktion aller anti-symmetrischen Abbildungen einer Gruppe konnen wir noch folgende Eigenschaft ausnutzen: Lemma 12 Sei g 2 Ant(G), dann existiert eine eindeutig bestimmte anti-sym- metrische Abbildung g0 2 Ant(G), mit g0 (0) = 0, und ein eindeutig bestimmtes b 2 G mit g = lb g0. Beweis Sei g0 = lg(0);1 g, dann ist g0 2 Ant(G) und es gilt g0(0) = g(0);1 g(0) = 0. Wenn lb1 g0 = lb2 h0 gilt, mit g0(0) = 0 = h0 (0), dann folgt b1 = b1 g0 (0) = b2 h0 (0) = b2 und damit g0 = h0 . 2 Wir mussen also lediglich die anti-symmetrischen Abbildungen g0 konstruieren, fur die g0(0) = 0 ist. Alle anderen erhalten wir dann durch die Links-Multiplikation 44 KAPITEL 2. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN mit einem Element aus der Gruppe. Fur den Algorithmus bedeutet dies, da '(0) = 0 gesetzt wird und in der Matrix M die Elemente mk0 und mkk , k = 1 : : : n ; 1, gestrichen werden. Der Aufruf erfolgt dann mit AntiSymm(1). Aus diesem Lemma folgt auch, da die Anzahl der anti-symmetrischen Abbildungen durch die Anzahl der Elemente der Gruppe teilbar ist. Mit diesem Programm haben wir die Anzahl der anti-symmetrischen Abbildungen der Diedergruppen D3 bis D8 und der zyklischen Gruppen Z3 bis Z15 bestimmt: jAnt(Ds)j Rechenzeit jAnt(Ds)j=(2s)! Ordnung 2 s 23 120 nicht me bar 16,667% 24 1.472 nicht me bar 3,651% 25 34.040 ca. 50ms 0,938% 26 1.412.928 2,5s 0,295% 2 7 100.229.976 1m 36s 0,114% 2 8 6.744.202.240 1h 48m 40s 0,032% Ordnung n 3 5 7 9 11 13 15 jAnt(Zn)j 3 15 133 2.025 37.851 1.030.367 36.362.925 Rechenzeit nicht me bar nicht me bar nicht me bar nicht me bar ca. 110ms 4s 2m 3s jAnt(Zn)j=n! 50,000% 12,500% 2,639% 0,558% 0,095% 0,017% 0,003% Bemerkung Fur n gerade haben wir bereits gezeigt, da jAnt(Zn)j = 0 gilt. Kapitel 3 Gruppen mit Vorzeichen und ihre anti-symmetrischen Abbildungen an, M. Bei der Untersuchung der Diedergruppen stie en wir unabhangig von J. Sir Skoviera 24] auf den Begri des Vorzeichens eines Gruppenelements. Im ersten an, M. Skoviera Abschnitt beweisen wir zunachst einige, von J. Sir erwahnte, grundlegende Eigenschaften. Danach zeigen wir, da Gruppen der Ordnung 4k +2 eine nicht-triviale Vorzeichenfunktion besitzen. Damit konnen wir einen sehr kurzen Beweis von Theorem 2 (Siemon, Seite 19) ableiten. Einen wichtigen Spezialfall untersuchen wir im Abschnitt "Anti-symmetrische Abbildungen der Diedergruppe". Wie bereits gezeigt, ist die Diedergruppe D5 die einzige Gruppe der Ordnung 10, uber der ein Prufziersystem existiert. 3.1 Gruppen mit Vorzeichen Denition 8 Eine Gruppe (G ) besitzt das Vorzeichen sgnG, falls sgnG : G ! f;1 +1g ein Homomorhpismus ist, d.h. sgnG(x y) = sgnG(x) sgnG(y). Ein Vorzeichen sgnG hei t nicht-trivial, wenn sgnG surjektiv ist. Das Vorzeichen eines Gruppenelements x 2 G ist sgnG(x). Die Elemente mit Vorzeichen +1 hei en positiv und die mit Vorzeichen ;1 negativ. Die Menge aller positiven Elemente ; von G werde mit G+ , die der negativen Elemente mit G bezeichnet. Jede Gruppe G der Ordnung n besitzt das triviale Vorzeichen x 7! 1. Eine weitere Moglichkeit ein Vorzeichen auf G zu denieren erhalten wir, wenn wir G in die symmetrische Gruppe einbetten: Mit la = (x 7! a x), der Linksmultiplikation mit a, ist = (a 7! la ) ein Isomorphismus von G auf G = flaja 2 Gg Sn. Auf Sn konnen wir die Signatur eines Elements als Vorzeichen benutzen (vgl. Meyberg 17]): sgnG(a) := sgnG (la) 45 (3.1) 46 KAPITEL 3. GRUPPEN MIT VORZEICHEN wobei sgnG (la ) = 1, falls la als Produkt von einer geraden Anzahl Transpositionen dargestellt werden kann und sgnG (la) = ;1 sonst. Ist G keine Untergruppe von An, so ist dieses Vorzeichen nicht-trivial. Fur das Vorzeichen gilt: 1. sgnG(e) = 1: 2. sgnG(x;1 ) = sgnG(x);1 = sgnG(x). 3. G = G+ G;. Lemma 13 G+ ist ein Normalteiler mit Index 2. Beweis Als Kern des Homomorphismus sgnG ist G+ ein Normalteiler in G und alle Nebenklassen eines Normalteilers sind gleichmachtig. 2 Korollar 12 Gruppen mit ungerader Ordnung und einfache Gruppen (au er Z2) besitzen nur die triviale Vorzeichenfunktion sgnG : x 7! 1. Elemente mit ungerader Ordnung haben das Vorzeichen 1, denn aus ord(x) = 2k + 1 folgt sgn(x) = sgn(x2k+2) = sgn(x)2k+2 = sgn(x)k+1sgn(x)k+1 = 1: Einfache Gruppen (au er Z2) haben keine Normalteiler mit Index 2. Lemma 14 Ist U eine Untergruppe mit Index 2 in G, dann wird durch sgn(x) = ( falls x 2 U ;1 sonst 1 ein Vorzeichen auf G deniert. Beweis U ist ein Normalteiler in G und es gilt xy 2U und , x y 2 U oder x y 2= U x y 2= U , x 2 U y 2= U oder x 2= U y 2 U: Folglich ist sgn : G ! f;1 1g ein Homomorphismus. 2 Die letzten beiden Lemmata fassen wir wie folgt zusammen 3.1. GRUPPEN MIT VORZEICHEN 47 Satz 13 Eine Gruppe besitzt eine nicht-triviale Vorzeichenfunktion genau dann, wenn sie eine Untergruppe mit Index 2 besitzt. Bemerkung Falls G ein nicht-triviales Vorzeichen besitzt, so gilt G=G+ = Z2, d.h. man kann die Gruppe G als Erweiterung von G+ durch Z2 ansehen. Beispiel Die zyklische Gruppe Zn besitzt ein nicht-triviales Vorzeichen genau dann, wenn n gerade ist. Ist n ungerade, dann hat Zn kein Vorzeichen. Ist n gerade dann wird durch sgn(x) = ( falls x gerade ;1 falls x ungerade 1 ein Vorzeichen auf Zn deniert. Beispiel Auf der Gruppe der Anti-Automorphismen vereinigt mit den Automor- phismen einer Gruppe G wird durch sgn(') = 1, falls ' ein Automorphismus ist und sgn(') = ;1, falls ' ein Anti-Automorphismus ist, ein Vorzeichen deniert. Dieses Vorzeichen ist genau dann nicht trivial, wenn G nicht abelsch ist (vgl. Abschnitt "Automorphismen und Anti-Automorphismen"). Satz 14 Eine Gruppe G der Ordnung n = 2(2k + 1), k 1, besitzt ein nichttriviales Vorzeichen. Beweis Wir zeigen, da das in 3.1 denierte Vorzeichen nicht-trivial ist, d.h. es existiert ein a 2 G mit sgnG(a) = sgnG (la ) = ;1. Da die Ordnung von G gerade ist, existiert ein a 2 G der Ordnung 2. Daher ist la la = Id und la besteht aus 2k + 1 Transpositionen (xi 2 G geeignet) la = (e la(e))(x2 la (x2)) : : : (x2k+1 la (x2k+1)): Da 2k + 1 ungerade ist, folgt sgnG(a) = sgnG (la ) = ;1. 2 Korollar 13 Jede Gruppe der Ordnung n = 2(2k + 1), k 1, besitzt einen Nor- malteiler der Ordnung 2k + 1. Beweis Da eine solche Gruppe ein nicht-triviales Vorzeichen besitzt, hat die zugehorige Menge der positiven Elemente G+ die Ordnung 2k + 1 und ist daher ein Normalteiler mit der gesuchten Eigenschaft. 2 Wir geben nun den noch fehlenden Beweis von Theorem 2 an. Wir mussen zeigen, da eine Gruppe G der Ordnung 2(2k + 1), k 1, keine vollstandige Abbildung besitzt. G besitzt ein nicht-triviales Vorzeichen sgn (Satz 14) und G+ 48 KAPITEL 3. GRUPPEN MIT VORZEICHEN ist ein Normalteiler der Ordnung 2k + 1 (Korollar 13). Wenn G eine vollstandige Abbildung f besitzt, dann folgt: Y x2G und Y x2G sgn(x) = Y x2G + sgn(x) Y x2G; sgn(x) = 1 (;1)jG;j = (;1)jG+j = (;1)2k+1 = ;1 Y Y sgn(xf (x)) = sgn(x) sgn(f (x)) x2G x2G Y Y x2G = sgn(x) sgn(x) = (;1) (;1) = 1 sgn(x) = Y x2G x2G also ein Widerspruch. Demnach kann G keine vollstandige Abbildung besitzen. 2 3.2 Anti-symmetrische Abbildungen In diesem Abschnitt zeigen wir weitere Moglichkeiten, wie wir aus einer antisymmetrischen Abbildung neue konstruieren konnen. Wir nennen zwei Permutationen p q elementfremd, wenn fur alle x gilt: p(x) = x oder q(x) = x: Satz 15 Sei (G ) eine Gruppe mit Vorzeichen sgn, g g r 2 Ant(G), und es gelte fur alle x 2 G: sgn(g(x)) = c sgn(x) und sgn(r(x)) 6= sgn(x) mit c 2 f;1 1g, dann ist fur jede Zerlegung von r in elementfremde Faktoren, r = p q, auch g p 2 Ant(G). Beweis Annahme: g p ist nicht anti-symmetrisch, d.h. es existieren a b 2 G, a 6= b mit g p(a) b = g p(b) a: Oensichtlich gilt dann p(a) 6= a oder p(b) 6= b, sonst ware g nicht anti-symmetrisch: g p(a) b = g(a) b = g(b) a = g p(b) a: Wenn dagegen p(a) 6= a und p(b) 6= b gilt, dann kommen a und b nicht in q vor 3.2. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN und es folgt q(a) = a, q(b) = b und damit g r(a) b = = = = = 49 g p q(a) b g p(a) b g p(b) a g p q(b) a g r(b) a im Widerspruch zur Voraussetzung q r 2 Ant(G). Es bleibt daher nur die Moglichkeit p(a) 6= a p(b) = b. (Die Annahme ist in a und b symmetrisch, es ist also auch p(a) = a p(b) 6= b abgedeckt.) Auch in diesem Fall kommt a in p vor und damit nicht in q, d.h. q(a) = a. Aus der Annahme folgt somit die Gleichung g r(a) b = g p q(a) b = g p(a) b = g p(b) a = g(b) a: Ein Vergleich der Vorzeichen zeigt aber sgn(g r(a) b) = c sgn(r(a))sgn(b) 6= c sgn(a)sgn(b) = sgn(g(b) a): Damit ist die Annahme widerlegt, d.h. es gilt fur alle a b 2 G, a 6= b, g p(a) b 6= g p(b) a, folglich ist g p eine anti-symmetrische Abbildung. 2 Ein ahnlicher Satz gilt fur eine nachgeschaltete Permutation. Satz 16 Sei (G ) eine Gruppe mit Vorzeichen sgn, g r g 2 Ant(G) und es gelte fur alle x 2 G: sgn(g(x)) = c sgn(x) und sgn(r(x)) 6= sgn(x), mit c 2 f;1 1g, dann ist fur jede Zerlegung von r in elementfremde Faktoren, r = p q, auch p g 2 Ant(G). Beweis Seien r~ := g;1 r g, p~ := g;1 p g und q~ := g;1 q g, dann ist g r~ = r g anti-symmetrisch und r~ = p~ q~. Die Permutationen p~ und q~ sind elementfremd, denn wenn p~(a) 6= a gilt, dann folgt p(g(a)) 6= g(a) und, da p und q elementfremd sind, q(g(a)) = g(a). Also gilt q~(a) = g;1(q(g(a))) = g;1(g(a)) = a und a kommt in q nicht vor. Au erdem gilt sgn(~r(x)) = sgn(g;1 r g(x)) = c sgn(g g;1 r g(x)) = c sgn(r g(x)) 6 c sgn(g(x)) = sgn(x): = Nun sind die Voraussetzungen des vorherigen Satzes fur r~,~p und q~ erfullt und es folgt g p~ = g g;1 p g = p g 2 Ant(G). 2 50 KAPITEL 3. GRUPPEN MIT VORZEICHEN Wie der Beweis zeigt, besitzt jede anti-symmetrische Abbildung p~ g (~p g gema Satz 16) ein weitere Darstellung g p (p gema Satz 15). Am Beweis von Satz 15 sehen wir au erdem, da wir das nicht-trivale Vorzeichen der Gruppe nur an einer Stelle benutzen. Fur beliebige Gruppen gilt daher: Satz 17 Sei (G ) eine Gruppe, g g r 2 Ant(G) und es gelte fur alle x y 2 G g r(x) y = g(y) x ) x = y dann ist fur jede Zerlegung von r in elementfremde Faktoren, r = p q , auch g p 2 Ant(G). Bemerkung Aus g g r 2 Ant(G) folgt nicht g r(x) y = g(y) x ) x = y wie folgendes Gegenbeispiel der Diedergruppe D5 (Gruppentafel auf Seite 52) zeigt: Sei g(x) = x;1 2 und r(x) = x 1, dann gilt g g r 2 Ant(D5 ) (Satz 20, Seite 52), aber g r(0) 3 = g(1) 3 = 1 3 = 4 = 2 2 = g(3) 0: Fur die speziellen anti-symmetrischen Abbildungen g(x) = b x;1 a konnen wir konkret angeben, fur welche p die Voraussetzungen von Satz 15 erfullt sind. Satz 18 Sei (G ) eine Gruppe mit Vorzeichen sgn, und g(x) = b x;1 a sei eine anti-symmetrische Abbildung. Zudem erfulle die Permutation p = (k1 l1 )(k2 l2 ) : : : (kn ln) wobei (ki li) eine Transposition ist (ki li 2 G), die Bedingungen: 1. l1;1 k1 = lj;1 kj , fur j = 2 : : : n 2. ord(l1;1 k1 ) = 2, sgn(l1;1 k1) = ;1 dann ist auch g p(x) anti-symmetrisch. Beweis Es sei p = (k1 l1)(k2 l2 ) : : : (kn ln) eine Permutation mit den genannten Eigenschaften. Aus den Voraussetzungen folgt, da die Transpositionen (ki li) und (kj lj ) entweder gleich oder elementfremd sind. Wir nehmen daher o.B.d.A. an, da sie paarweise elementfremd sind. Sei c := l1;1 k1 und r(x) := x c, dann ist g r 2 Ant(G) und man sieht leicht, da fur die Zerlegung von r in elementfremde Faktoren r = (k1 l1 )(k2 l2 ) : : : (kn ln) q = p q 3.3. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN DER DIEDERGRUPPE 51 gilt, denn r(li) = li l1;1 k1 = li li;1 ki = ki und r r = id. Au erdem ist sgn(g(x)) = sgn(b x;1 a) = sgn(a b)sgn(x) und sgn(r(x)) = sgn(x l1;1 k1) = sgn(x)sgn(l1;1 k1 ) = ;sgn(x) 6= sgn(x). Damit sind die Voraussetzungen von Satz 15 fur g und r = p q erfullt und es folgt g p 2 Ant(G). 2 Ganz analog zeigt man den folgenden Satz, der ein Spezialfall von Satz 16 ist. Satz 19 Sei (G ) eine Gruppe mit Vorzeichen sgn, und g(x) = b x;1 a Ant(G). Zudem erfulle die Permutation 2 p = (k1 l1)(k2 l2 ) : : : (kn ln) die folgenden Bedingungen: 1. l1 k1;1 = lj kj;1 , fur j = 2 : : : n 2. ord(l1 k1;1 ) = 2, sgn(l1 k1;1 ) = ;1 dann ist auch p g(x) anti-symmetrisch. 3.3 Anti-symmetrische Abbildungen der Diedergruppe Die Diedergruppe D5 spielt eine wichtige Rolle bei der Suche nach einem Prufziffersystem, denn sie ist die einzige Gruppe der Ordnung 10 die eine anti-symmetrische Abbildung besitzt. In diesem Abschnitt zeigen wir daher einige Eigenschaften der anti-symmetrischen Abbildungen der Diedergruppe. Dazu benutzen wir die Matrixschreibweise der Diedergruppe (H.P. Gumm 12]) (s > 2) Ds = f(e x)je 2 f;1 1g und x 2 Zsg mit der Verknupfung (e x) (f y) := (e f e y + x): In der ersten Komponente wird in der multiplikativ geschriebenen Gruppe Z2 gerechnet, in der zweiten im Ring Zs. Den Paaren (e x) ordnen wir die Ziern f0 : : : 2s ; 1g auf folgende Weise zu: (1 x) 7! x (;1 x) 7! s + x Fur D5 haben wir damit die Gruppentafel: 52 KAPITEL 3. GRUPPEN MIT VORZEICHEN 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 1 2 3 4 0 6 7 8 9 5 2 2 3 4 0 1 7 8 9 5 6 3 3 4 0 1 2 8 9 5 6 7 4 4 0 1 2 3 9 5 6 7 8 5 5 9 8 7 6 0 4 3 2 1 6 6 5 9 8 7 1 0 4 3 2 7 7 6 5 9 8 2 1 0 4 3 8 8 7 6 5 9 3 2 1 0 4 9 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Durch die Matrixschreibweise konnen wir eine anti-symmetrische Abbildung g 2 Ant(Ds ) in der Form g(e x) = (g1(e x) g2(e x)) schreiben, wobei g1 : Ds ! f;1 1g und g2 : Ds ! f0 : : : s ; 1g surjektive Abbildungen sind. Als Folgerung von Theorem 4 (Seite 24) und Satz 3 (Seite 30) erhalten wir 2 Ds, (s > 2 ungerade) und a 2 f1 ::: s ; 1g sind anti-symmetrisch. Beweis Die Abbildung x; a, a 2 f1 ::: s ; 1g ist anti-symmetrisch, da a mit keinem Element der Ordnung 2 kommutiert: Weil s ungerade ist, haben nur die Elemente (;1 c) die Ordnung 2, denn aus (1 x) (1 x) = (1 2x) = (1 0) folgt x = 0. Angenommen a = (1 a) kommutiert mit dem Element (;1 c), d.h. (1 a) (;1 c) = (;1 c + a) = (;1 c ; a) = (;1 c) (1 a): Es folgt c + a = c ; a bzw. 2a = 0 und damit a = 0, im Widerspruch zu a 2 f1 ::: s ; 1g. Also ist x; a und somit auch bx; a anti-symmetrisch. 2 Satz 20 Die Abbildungen b x;1 a mit b 1 1 1 Bei einem Vergleich dieses Satzes mit dem vorherigen Abschnitt, stellt sich die Frage, ob Satz 18 anwendbar ist. Dies ist moglich, wie der folgende Satz zeigt. Zunachst fuhren wir allerdings das Vorzeichen eines Elements der Diedergruppe ein. Auf der Diedergruppe wird durch die Funktion sgn : Ds ! f;1 1g sgn(e x) := e ein nicht-triviales Vorzeichen deniert, denn es gilt sgn((e x) (f y)) = sgn(ef ey + x) = ef = sgn(e x)sgn(f y): 3.3. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN DER DIEDERGRUPPE 53 Wenn wir die Darstellung der Diedergruppe mit den Ziern f0 : : : 2s ; 1g benutzen, dann ist sgn(x) = sgn(1 x) = 1, 0 x s ; 1 und sgn(s + x) = sgn(;1 x) = ;1, s s + x 2s ; 1. Satz 21 Sei g(x) := b x;1 a 2 Ant(Ds) und p := (k1 l1 )(k2 l2) : : : (kn ln) mit den Eigenschaften s ki 2s ; 1, 0 li s ; 1, ki 6= kj und l1;1 k1 = lj;1 kj , bzw. l1 k1;1 = lj kj;1 , j = 2 : : : n, dann ist auch g p bzw. p g 2 Ant(Ds ). Beweis Es ist sgn(k1) = ;1 6= 1 = sgn(l1) und (l1;1 k1) (l1;1 k1) = (1 y) (;1 x) (1 y) (;1 x) = (;1 x + y) (;1 x + y) = (1 ;x ; y + x + y) = (1 0) also ord(l1;1 k1) = ord(l1 k1;1) = 2. Mit Satz 18 bzw. Satz 19 folgt die Behauptung. 2 Mit diesem Satz konnen wir 3040 anti-symmetrische Abbildungen der Diedergruppe D5 aus den Permutationen b x;1 a konstruieren (bislang waren nur 40 bekannt). Beispiel Wir wahlen b = 0 a = 1, dann ist g(x) = x;1 1 = (10)(42)(98765) 2 Ant(D5 ). Aus Satz 21 folgt, da z.B. auch g (50) (61) g (61) (83) (94) = (50) (73) (82) g 2 Ant(D5 ). 3.3.1 Fehlererkennung 2 Ant(D5 ) oder Fur die Komponentenfunktionen g1 g2 der Diedergruppe konnen wir weitere Eigenschaften zeigen. Au erdem beweisen wir am Ende dieses Abschnitts, da uber den Diedergruppen Ds, s > 2 ungerade, kein Prufziersystem existiert, welches alle Sprungtranspositionen erkennt. Satz 22 Sei g 2 Ant(Ds) (s > 2), g(e x) = (g1(e x) g2(e x)), dann hangt g2 von e und von x ab. Beweis Fall 1: g2 hange nur von e ab, d.h. g2(e x) = g2(e). In diesem Fall besitzt g2 (Ds) hochstens zwei Elemente (namlich g2(1 0) und g2(;1 0)) und g(Ds) besitzt hochstens vier Elemente (1 g2(1 0)). Damit kann g keine Permutation sein, da Ds fur s > 2 mindestens sechs Elemente hat. Also ist g 62 Ant(Ds). Fall 2: g2 hange nur von x ab, d.h. g2 (e x) = g2(x). Auch hier folgt, da g nicht anti-symmetrisch ist, denn es gilt entweder g1(1 0) = g1(;1 0) und g ware nicht injektiv, g(1 0) = (g1(1 0) g2(0)) = (g1(;1 0) g2(0)) = g(;1 0), oder g1(1 0) = ;g1(;1 0) und damit g(1 0) (;1 0) = (g1(1 0) g2(0)) (;1 0) = (;g1(1 0) g2(0)) = (g1(;1 0) g2(0)) = g(;1 0) (1 0): 54 KAPITEL 3. GRUPPEN MIT VORZEICHEN Folglich ist g nur anti-symmetrisch wenn g2 von e und von x abhangt. 2 Satz 23 Sei g 2 Ant(Ds ) (s > 2 ungerade), g(e x) = (g1(e x) g2(e x)), dann hangt g1 entweder nur von e oder von e und x ab. Beweis Wenn g1 nur von x abhangt, dann gilt fur alle x 2 f0 : : : s ; 1g g1(1 x) = g1 (;1 x). Die Anzahl a1 := jf(e x) 2 Dsjg1(e x) = 1gj und a;1 := jf(e x) 2 Dsjg1(e x) = ;1gj der Elemente, fur die g1 (e x) gleich 1 bzw. ;1 ist, mu daher gerade sein, ai = 2ki. Weiterhin gilt a1 + a;1 = 2k1 + 2k;1 = jDsj = 2s, woraus k1 + k;1 = s folgt. Da s ungerade ist, mu k1 6= k;1 und deshalb a1 6= a;1 gelten. Damit kann g nicht injektiv sein, denn es gilt jf(e x) 2 Dsje = 1gj = s = jf(e x) 2 Dsje = ;1gj. Also ist g im Fall, da g1 nur von x abhangt, nicht anti-symmetrisch. 2 Satz 24 Sei g 2 Ant(Ds), s > 2, g(e x) = (e g2(e x)), dann sind g2(1 x) und g2 (;1 ;x) anti-symmetrische Abbildungen von Zs. Beweis Sei c 2 f;1 1g, wir zeigen g2(c cx) 2 Ant(Zs). Dazu sei g2(c cx) + y = g2 (c cy) + x. Es folgt g(c cx) (c cy) = (1 y + g2 (c cx)) = (1 x + g2(c cy)) = g(c cy) (c cx) und damit (c cx) = (c cy) bzw. x = y. 2 Satz 25 Sei g 2 Ant(Ds) (s > 2 gerade), g(e x) = (g1(e x) g2(e x)), dann hangt g1 entweder nur von x oder von e und x ab. Beweis Wenn g1 nur von e abhangt, dann ware g2(1 x) eine anti-symmetrische Abbildung von Zs. Wir haben aber bereits gezeigt, da Zs fur gerades s keine anti-symmetrische Abbildung besitzt. 2 Abschlie end zeigen wir eine wichtige Eigenschaft der anti-symmetrischen Abbildungen der Diedergruppe. Satz 26 Sei g 2 Ant(Ds), s > 2 ungerade, dann existiert ein c 2 Ds, so da g(x) c 62 Ant(Ds) ist. Korollar 14 Uber der Diedergruppe Ds, s > 2 ungerade, existiert kein Prufzier- system das alle Sprungtranspositionen erkennt. Beweis Es existiert ein Element (;1 x) 2 Ds, so da ;g1(1 0) = g1 (;1 x) gilt, denn sonst hatten wir mindestens s +1 Elemente mit dem gleichen Vorzeichen und g ware keine Permutation. In Zs existiert ein multiplikativ Inverses von 2, namlich 1=2 = k + 1, wenn s = 2k + 1 ist. Wir setzen ; ; c := 1 1=2 g1(;1 x) g1(1 0)x + g2(1 0) ; g2(;1 x) 3.3. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN DER DIEDERGRUPPE 55 und es folgt ; ; g(1 0) c (;1 x) = ;g1(1 0) g2(1 0) 1 1=2 g1 (; 1 x;) ;g1(1 0)x + g2(1 0) ; g2(;1 x) ; 1 x = g1(1 0) g1(1 0) 1=2 g1(;1 x) ; ; g 1 (1 0)x + g2 (1 0) ; g2 (;1 x) + g2 (1 0) ; 1 x ; = ; g1(1 0) g1(1 0)x + g1(1 0) 1=2 g1(;1 x) ; g1(1 0)x + g2(1 0) ; g2(;1 x) + g2(1 0) ; ; = ; g1(1 0) 1=2 g1(1 0)x + g2(1 0) + g2(;1 x) g(;1 x) c (1 0) = g; (;1 x) c ; = g1(;1 x) g2(;1 x) 1 1=2 g1(;1 x) ; g1(1 0)x + g2(1 0) ; g2(;1 x) ; = g1(;1 x) g1(;1 x) 1=2 g1(;1 x) ; g1(1 0)x + g2(1 0) ; g2(;1 x) + g2(;1 x) ; ; = ; g1(1 0) 1=2 g1(1 0)x + g2(1 0) + g2(;1 x) also g(1 0) c (;1 x) = g(;1 x) c (1 0) und g(x) c ist nicht anti-symmetrisch. Au erdem erkennt g nicht alle Sprungtranspositionen (vgl. Seite 14). 2 Zusammen mit Korollar 4 (Seite 19) haben wir damit gezeigt: Theorem 10 Sei s > 2 ungerade. Uber der Gruppe Ds existiert kein Prufziffersystem, das alle Sprungtranspositionen oder alle Zwillings- oder alle Sprungzwillingsfehler erkennt. 3.3.2 Automorphismen und Anti-Automorphismen der Diedergruppe Die Automorphismen und die Anti-Automorphismen sind bei der Bestimmung der A quivalenzklassen bzw. bei der Suche nach anti-symmetrischen Abbildungen sehr wichtig. Fur die Diedergruppe Ds, s > 2, kann man diese recht einfach bestimmen. Dazu nutzt man aus, da die Diedergruppe von den Elementen (1 1) und (;1 0) erzeugt wird. Das Element (1 1) hat in Ds die Ordnung s und (;1 x) hat fur alle x die Ordnung 2. Da fur jeden Automorphismus oder Anti-Automorphismus ' die Elemente '(x) und x die gleiche Ordnung haben, mu '(1 1) = (1 d) fur ein d 2 Zs gelten. d mu dabei eine Einheit des Ringes Zs sein, d.h. ggT (d s) = 1, sonst hatte (1 d) nicht die Ordnung s. Ebenso folgt, da '(;1 0) = (;1 c) ist mit c 2 Zs, denn andernfalls wurde ' alle Elemente auf die Untergruppe 56 KAPITEL 3. GRUPPEN MIT VORZEICHEN f(1 x)jx 2 Zsg abbilden und ' ware demnach nicht surjektiv. Wie wir bereits gezeigt haben, reicht es, die Automorphismen einer Gruppe zu bestimmen, denn die Anti-Automorphismen lassen sich durch inv ' darstellen, wobei ' ein Automorphismus ist. Mit der Verknupfung (e x) (f y) = (ef ey + x) der Diedergruppe erhalten wir die folgenden Eigenschaften des Automorphismus ': 1. '(1 x) = '(1 1)x = (1 d)x = (1 dx), fur alle x 2 Zs. 2. '(;1 x) = '((1 x) (;1 0)) = '(1 x) '(;1 0) = (1 dx) (;1 c) = (;1 c + dx), fur alle x 2 Zs. Die Eigenschaften 1 und 2 sind also notwendig dafur, da ' ein Automorphismus ist. Sie sind aber auch hinreichend. Dazu seien d eine Einheit von Zs, c ein Element von Zs und ' : Ds ! Ds eine Abbildung mit '(1 x) = (1 dx), '(;1 x) = (;1 c + dx). Mit dieser Denition ist ' bijektiv, denn aus '(e x) = '(f y) folgt e = f und dx = dy bzw. c + dx = c + dy und damit, weil d eine Einheit ist, x = y. Also ist ' injektiv und damit auch surjektiv (Ds ist endlich). ' ist au erdem ein Homomorphismus, denn es gilt fur alle x y 2 Zs: - '((1 x) (1 y)) = '(1 x + y) = (1 dx + dy) = (1 dx) (1 dy) = '(1 x) '(1 y) - '((1 x) (;1 y)) = '(;1 y + x) = (;1 c + dy + dx) = (1 dx) (;1 c + dy) = '(1 x) '(;1 y) - '((;1 x) (1 y)) = '(;1 ;y + x) = (;1 c ; dy + dx) = (;1 c + dx) (1 dy) = '(;1 x) '(1 y) - '((;1 x) (;1 y)) = '(1 ;y + x) = (1 ;dy + dx) = (;1 c + dx) (;1 c + dy) = '(;1 x) '(;1 y) Also ist ' ein Automorphismus. Damit haben wir fur die Anti-Automorphismen der Diedergruppe die Darstellung inv '(1 x) = (1 dx);1 = (1 ;dx) inv '(;1 x) = (;1 c + dx);1 = (;1 c + dx): Der folgende Satz fa t dieses Ergebnis zusammen: Satz 27 Seien ' : Ds ! Ds Abbildungen der Diedergruppe Ds,s > 2, dann gilt: 1. Genau dann ist ' ein Automorphismus, wenn eine Einheit d und ein Element c von Zs existieren mit '(1 x) = (1 dx) und '(;1 x) = (;1 c + dx). 3.3. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN DER DIEDERGRUPPE 57 2. Genau dann ist ein Anti-Automorphismus, wenn eine Einheit d und ein Element c von Zs existieren mit (1 x) = (1 ;dx) und (;1 x) = (;1 c + dx). Wenn s ungerade ist, d.h. s = 2k + 1, dann besitzt 2 ein multiplikativ Inverses, namlich 1=2 = k + 1. Die Funktion (1 ; e)=2 ist dann gleich 0, wenn e = 1 ist und gleich 1, wenn e = ;1 ist. Die Automorphismen der Diedergruppe Ds haben daher fur s > 2 ungerade alle die Form '(e x) = (e (1 ; e)=2 c + dx) = (e (1 ; e)~c + dx) = (e c~ ; ec~ + dx) und die Anti-Automorphismen haben die Form (e x) = (e c~ ; ec~ ; edx) mit d 2 Zs und c~ 2 Zs. Damit konnen wir die folgenden Satze zeigen: Satz 28 Die Diedergruppe Ds s > 2 besitzt keinen anti-symmetrischen Automor- phismus und sie besitzt einen xpunktfreien, d.h. anti-symmetrischen, Anti-Automorphismus genau dann, wenn s ungerade ist. Beweis Ist s gerade, dann ist s=2 das einzige Element der Ordnung 2 in Zs. Da jeder (Anti-)Automorphismus die Ordnung und das Vorzeichen e = sgn(e x) erhalt, gilt (1 s=2) = (1 s=2) und ist nicht anti-symmetrisch. Ist s ungerade, dann kommutiert (1 1) mit keinem Element der Ordnung 2, (1 1) (;1 x) = (;1 x + 1) 6= (;1 x ; 1) = (;1 x) (1 1), und damit ist (x) = (1 ;1) x;1 (1 1) ein xpunktfreier Anti-Automorphismus. Ist ' ein Automorphismus mit '(;1 0) = (;1 c), dann denieren wir z := (;1 1=2 c) und es folgt '(;1 0) = (;1 c) = (;1 1=2 c + 1=2 c) = (;1 1=2 c)(;1 0)(;1 1=2 c) = z;1 (;1 0)z: Also ist ' nicht anti-symmetrisch (Satz 8, Seite 35). 2 Satz 29 Sei ein Anti-Automorphismus der Diedergruppe Ds, d.h. (1 x) = (1 dx) und (;1 x) = (;1 c ; dx) mit c 2 Zs, d 2 Zs, dann ist genau dann xpunktfrei, wenn d ; 1 eine Einheit und d + 1 kein Teiler von c (in Zs) ist. Beweis Wenn einen Fixpunkt (1 x) 6= (1 0) oder (;1 x) besitzt, dann gilt (1 x) = (1 dx) = (1 x) oder (;1 x) = (;1 c ; dx) = (;1 x). Im ersten Fall folgt dx = x bzw. (d ; 1)x = 0 und d ; 1 ist keine Einheit. Im zweiten Fall ist c ; dx = x also c = (d + 1)x und d + 1 teilt c. Da nur A quivalenzumformungen benutzt wurden, folgt damit auch die Ruckrichtung. 2 Beispiel Fur die Diedergruppe D5 konnen wir c = 1 2 3 4 und d = 4 wahlen. 58 KAPITEL 3. GRUPPEN MIT VORZEICHEN 3.3.3 Beispiele In diesem Abschnitt geben wir verschiedene Literatur-Beispiele von anti-symmetrischen Abbildungen der Diedergruppe an und zeigen, da diese Spezialfalle der bisher erarbeiteten Satze darstellen. Mit diesen Satzen gelingt uns jeweils ein deutlich kurzerer Beweis der Behauptungen. Beispiel (Verhoeff 27]) Deniere ' durch '(ak ) = a;k und '(aj b) = aj;db, d 6= 0, dann ist ' 2 Ant(Ds ), s ungerade. Beweis Wir schreiben ' zunachst in der Matrixschreibweise: '(1 k) = (1 ;k) und '(;1 j ) = (;1 j ; d). Es folgt, da '(e x) = (1 ;1=2 d) (e x);1 (1 1=2 d) ist, denn (1 ;1=2 d) (e x);1 (1 1=2 d) = (1 ;1=2 d) (e ;ex) (1 1=2 d) = ((e ;ex ; 1=2 d + 1=2 ed) (1 ;x) falls e = 1 = (;1 x ; d) falls e = ;1: Nach Satz 20 (Seite 52) ist damit ' eine anti-symmetrische Abbildung von D5 . 2 Zs, s ungerade, a 6= 0 ist '(e x) := (e e(a ; x) + b) 2 Ant(Ds). Beweis Es ist '(e x) = (1 b)(e x); (1 a) = (1 b)(e ;ex)(1 a) = (e ;ex + b + ea) = (e e(a ; x) + b) und wir konnen wieder Satz 20 anwenden. Beispiel (H.P. Gumm 12]) Fur a b 1 Beispiel (Gallian/Mullin 10]) Die im Beweis von Theorem 3 (Seite 22) de- nierte Abbildung der Diedergruppe Dn, n ungerade, in Matrixschreibweise lautet '(1 x) = (1 2 ; x), '(;1 x) = (;1 x). Mit a = b = 1 ist dies ein Spezialfall des vorherigen Beispiels. Beispiel (Steven J. Winters 28]) Fur jede ungerade Zahl s > 2 deniere die Permutation (Zyklenschreibweise) ' = (0)(1 s ; 1)(2 s ; 2) : : : ( s ;2 1 s +2 1 )(s s + 1 : : : 2s ; 1): Dann ist ' eine anti-symmetrische Abbildung von Ds. Beweis Die Matrixschreibweise dieser Permutation lautet '(e x) = ( (1 ;x) falls e = 1 (;1 x + 1) falls e = ;1: 3.3. ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN DER DIEDERGRUPPE 59 Fur d = ;1 stimmt diese Permutation mit der von Verhoeff gefundenen uberein. Beispiel Die elfstelligen Seriennummern der deutschen Banknoten werden mit der Permutation ' = 1576283094] = 7046913258];1 (vgl. Seite 100) gesichert 21]. Die Nummern enthalten an den Positionen 1,2 und 10 statt Ziern Buchstaben. Diese werden vor der Prufung gema folgender Tabelle umgesetzt: A D G K L N S U Y Z 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Die Prufgleichung lautet '(x10 ) '2(x9 ) : : : '10 (x1 ) x0 = 0: Ware die vorletzte Stelle der Seriennummer kein Buchstabe, sondern eine Zier, dann wurde das Verfahren nicht alle Vertauschungen von x0 mit x1 erkennen. Aber durch den Buchstaben besteht keine Verwechslungsgefahr. Bei der benutzten Prufgleichung ist nicht ', sondern ';1 eine anti-symmetrische Abbildung, da die Potenzen von ' aufsteigend gewahlt wurden. Fur die Seriennummer DG2661778N1 eines 10-DM Scheines ergibt sich beispielsweise Seriennummer DG2661778N1 codierte Zahl 12266177851 10 '(x10 ) : : : ' (x1 ) x0 50163727991 Die Diedermultiplikation liefert 5 0 1 6 3 7 2 7 9 9 1 = 0, d.h. die Seriennummer ist gultig. 60 KAPITEL 3. GRUPPEN MIT VORZEICHEN Kapitel 4 Prufziersysteme uber Quasigruppen In diesem Kapitel verallgemeinern wir den Begri des Prufziersystems auf Quasigruppen. Wir untersuchen verschiedene Ansatze und geben am Ende Prufziersysteme zu den Basen 6, 8 und 10 an, die eine bessere oder zumindest gleich gute Fehlererkennung bieten, wie Prufziersysteme basierend auf Gruppen. Au erdem zeigen wir, da eine Reihe von Quasigruppen keine bessere Fehlererkennung bieten konnen als Prufziersysteme uber Gruppen. 4.1 Allgemeine Ergebnisse Wir stellen zuerst zwei Moglichkeiten vor, wie der Begri "Prufziersystem" verallgemeinert werden kann. Denition 9 Sei D = f0 : : : m ; 1g eine Menge von Ziern, c 2 D und g : Dn+1 ! D eine Abbildung. Die Menge Pgc := f(dn : : : d0) 2 Dn+1jg(dn : : : d0) = cg hei t implizites Prufziersystem zur Basis m, wenn gilt: 1. g (dn : : : di : : : d0) = g (dn : : : d0i : : : d0 ) = c impliziert di = d0i 2. g (dn : : : di di;1 : : : d0 ) = g (dn : : : di;1 di : : : d0) = c impliziert di = di;1 3. fur alle dn : : : d1 2 D existiert ein d0 2 D s.d. g(dn : : : d1 d0 ) = c oder, vgl. H.P. Gumm 12] Denition 10 Sei D = f0 : : : m ; 1g eine Menge von Ziern und f : Dn ! D eine Abbildung. Die Menge Pf0 := f(dn : : : d0 ) 2 Dn+1jf (dn : : : d1 ) = d0 g hei t explizites Prufziersystem zur Basis m, wenn gilt: 1. f (dn : : : di : : : d1 ) = f (dn : : : d0i : : : d1 ) impliziert di = d0i 61 62 KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN 2. f (dn : : : di di;1 : : : d1) = f (dn : : : di;1 di : : : d1 ) impliziert di = di;1 3. f (dn : : : d2 d0 ) = d1 , wobei f (dn : : : d1 ) = d0 , impliziert d0 = d1 Bei den impliziten Prufziersystemen ist die Prufzier d0 einer vorgegebenen Zahl dndn;1 : : : d1 die eindeutig bestimmte Losung der Gleichung g(dn : : : d1 d0) = c. Dabei garantiert uns die dritte Eigenschaft, da uberhaupt eine Losung existiert, mit der ersten Eigenschaft folgt deren Eindeutigkeit. Die zweite Eigenschaft sorgt fur die Erkennung aller Nachbarvertauschungen. Die expliziten Prufziersysteme haben den Vorteil, da sich die Prufzier nicht als Losung einer Gleichung ergibt, sondern da diese direkt durch f (dn : : : d1) ausgerechnet werden kann. Die dritte Eigenschaft dient hier dazu, die Vertauschung der letzten Zier mit der Prufzier zu erkennen. Beide Denitionen lassen es auch zu, eine Prufzier zu bestimmen, die in die ursprungliche Zahl an einer Position i eingebaut wird. Dazu bestimmt man die eindeutige Losung p der Gleichung g(dn : : : di+1 p di : : : d1) = c bzw. f (dn : : : di+1 p di : : : d2) = d1: Die gesicherte Zahl lautet in beiden Fallen dndn;1 : : : di+1pdi : : : d2d1 . Die Denitionen sind im folgenden Sinne aquivalent: Zu jedem expliziten Prufziffersystem Pf0 erhalt man ein implizites Prufziersystem Pgc mit der Eigenschaft f (dn : : : d1) = d0 , g(dn : : : d0) = c (und damit Pf0 = Pgc) durch die Denitionen c := 0 und ( g(dn : : : d0) := 0 falls f (dn : : : d1) = d0 1 sonst Und umgekehrt erhalt man zu jedem impliziten Prufziersystem Pgc ein explizites Prufziersystem Pf0 indem man f (dn : : : d1) durch die eindeutig bestimmte Losung x der Gleichung g(dn : : : d1 x) = c deniert, also f (dn : : : d1) := x , g(dn : : : d1 x) = c: Schwieriger ist die Losung des folgenden Problems: Wenn f eine bestimmte Darstellung (z.B. mit Quasigruppen) besitzt, gibt es dann auch ein g, das eine analoge Darstellung mit der Eigenschaft f (dn : : : d1) = d0 , g(dn : : : d0) = c (4.1) besitzt? Fur das genannte Beispiel kann man die Fragestellung positiv beantworten, wie der folgende Satz zeigt: 4.2. N-QUASIGRUPPEN 63 Satz 30 1. Zu jedem expliziten Prufziersystem Pf0 , wobei f eine Darstellung mit n ; 1 Quasigruppen i besitzt, f (dn : : : d1) = (: : : ((dn n dn;1 ) n;1 dn;2) n;1 : : : ) 2 d1 , existiert eine Quasigruppe 1 und ein c 2 D, so da 4.1 fur g(dn : : : d0) := f (dn : : : d1) 1 d0 = (: : : ((dn n dn;1) n;1 dn;2) n;1 : : : ) 1 d0 gilt. 2. Zu jedem impliziten Prufziersystem Pgc, wobei g eine Darstellung mit n Quasigruppen i besitzt, g(dn : : : d0 ) = (: : : ((dn n dn;1) n;1 dn;2) n;1 : : : ) 1 d0, existiert eine Quasigruppe 02, so da 4.1 fur f (dn : : : d1) := ((: : : ((dn n dn;1) n;1 dn;2) n;1 : : : ) 3 d2) 02 d1 gilt. Beweis Mit x 1 y := x ; y (Rechnung in der Gruppe Zm) und c := 0 folgt Behauptung 1. 02 wird durch die Bedingung x 02 y = z , (x 2 y) 1 z = c deniert. Damit folgt Behauptung 2. (Das 02 eine Quasigruppe ist, folgt aus den Kurzungsregeln der Quasigruppen 2 und 1, siehe unten) Sollen allerdings alle benutzten Quasigruppen gleich sein, so fuhren die unterschiedlichen Denitionen i.allg. auch zu unterschiedlichen Codewortern: Beispiel Seien D := f0 : : : 6g, f (x y) := x ; 2y, g(x y z) := (x ; 2y) ; 2z und c := 0. Es gilt f (5 2) = 1, aber g(5 2 1) = ;1 6= 0 = g(5 2 4), d.h. im ersten Fall ist 52-1, im zweiten Fall 52-4 die gesicherte Zahl. 4.2 n-Quasigruppen Zunachst denieren wir einige Grundbegrie. Denition 11 Eine Quasigruppe ist eine Algebra (Q ) mit der Eigenschaft, da die Gleichungen a x = b und y a = b fur jedes Paar a b eine eindeutige Losung x, bzw. y besitzen. Eine n-Quasigruppe ist eine Algebra (Q f ), f : Qn ! Q, so da fur i = 1 : : : n und alle xn : : : xi+1 xi;1 : : : x1 x0 2 Q die Gleichung f (xn : : : xi+1 x xi;1 : : : x1) = x0 eine eindeutig bestimmte Losung x 2 Q besitzt. Bemerkung Die Quasigruppen sind ein Spezialfall der n-Quasigruppen. Sie werden daher im Zusammenhang mit n-Quasigruppen als binare Quasigruppen bezeichnet. Bekanntlich ist ein endlicher Gruppoid genau dann eine Quasigruppe, wenn in ihm die Kurzungsregeln a x = a y ) x = y und x a = y a ) x = y gelten. 64 KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN Denition 12 Zwei n-Quasigruppen f g sind isotop, falls Permutationen , n : : : 1 existieren mit (f (xn : : : x1 )) = g(n(xn) : : : 1(x1 )) sie hei en isomorph, falls = n = : : : = 1 gilt. Bemerkung Isotopie und Isomorphie denieren eine A quivalenzrelation auf der Menge der n-Quasigruppen. Denition 13 Die Parastrophie f einer n-Quasigruppe f und der Permutation 2 Sn+1 wird deniert durch f (xn : : : x1) = x0 , f(x(n) : : : x(n) ) = x(0) : Sie hei t hauptsachlich wenn (0) = 0 ist. Oensichtlich sind die Parastrophien einer n-Quasigruppe wieder eine n-Quasigruppe. Fur eine Quasigruppe (Q ) denieren wir speziell: x t y = z x=y = z xny = z x=t y = z x nt y = z , , , , , yx=z y =xz x=zy x=yz y =zx Es gilt x=(x y) = y, x (x=y) = y und (x y)ny = x, (xny) y = x. Denition 14 Die Quasigruppen (Q ) und (Q ) hei en orthogonal, wenn die Paare (x y x y ) fur alle x y 2 Q paarweise verschieden sind. Eine Quasigruppe (Q ) hei t selbstorthogonal, wenn sie orthogonal zu (Q t) ist. Lemma 15 Zwei endliche Quasigruppen (Q ) und (Q ) der Ordnung m sind genau dann orthogonal, wenn fur alle a b 2 Q die Gleichungen x y = a, x y = b eine eindeutig bestimmte Losung x y 2 Q besitzen. Beweis Seien (Q ) und (Q ) orthogonal, und es gelten die Gleichungen x0 y0 = x y = a, x0 y0 = x y = b. Dies ist aquivalent zur Gleichheit der Paare (x0 y0 x0 y0) und (x y x y). Die Paare sind aber nach Voraussetzung genau dann gleich, wenn x = x0 und y = y0 gilt. Also ist die Losung der Gleichungen eindeutig. Wir mussen noch zeigen, da die Gleichungen uberhaupt eine Losung besitzen. Da die Paare (x y x y) alle verschieden sind, haben wir m2 verschiedene Paare. Folglich mu es fur jedes Paar (a b) Elemente x y 2 Q mit (x y x y) = (a b) geben. Die Ruckrichtung folgt analog. 2 4.2. N-QUASIGRUPPEN 65 Fur die Verknupfungstafel einer Quasigruppe ist der Begri lateinisches Quadrat ublich. Lateinische Quadrate hei en orthogonal, wenn ihre zugehorigen Quasigruppen orthogonal sind. Die orthogonalen lateinischen Quadrate spielen im Zusammenhang mit den endlichen a!nen Ebenen eine wichtige Rolle. Beispiel 1. Die folgenden beiden Quasigruppen sind orthogonal. 0 0 0 1 2 2 1 1 1 0 2 2 2 1 0 0 0 0 1 1 2 2 1 1 2 0 2 2 0 1 ;! 1 2 ( ) 0 0 (0,0) (1,1) (2,2) 1 (2,1) (0,2) (1,0) 2 (1,2) (2,0) (0,1) 2. Die folgende Quasigruppe ist selbstorthogonal. t 0 1 2 3 0 1 2 3 0 0 1 2 3 0 0 2 3 1 1 2 3 0 1 1 1 3 2 0 2 3 2 1 0 2 2 0 1 3 3 1 0 3 2 3 3 1 0 2 Orthogonale lateinische Quadrate wurden zuerst von Euler Ende des 18. Jahrhunderts untersucht. Fur das Kreuzprodukt zweier orthogonaler lateinischer Quadrate benutzte er den Begri "Griechisch-Lateinisches-Quadrat", da er fur das eine Quadrat griechische und fur das andere lateinische Buchstaben verwendete. Griechisch-Lateinische-Quadrate werden aus diesem Grund auch Euler-Quadrate genannt. Denition 15 Eine Quasigruppe (Q ) ist anti-symmetrisch, wenn xy = y x ) x = y gilt. Analog hei t eine n-Quasigruppe anti-symmetrisch, wenn f (xn : : : xi xi;1 : : : x1 ) = f (xn : : : xi;1 xi : : : x1 ) ) xi = xi;1: Denition 16 Eine Permutation ' einer Quasigruppe (Q ) hei t anti-symmetrische bzw. vollstandige Abbildung, falls gilt: '(x) y = '(y) x bzw. ';1(x) x = ';1 (y) y ) ) x=y x = y: Die Menge aller anti-symmetrischen bzw. vollstandigen Abbildungen einer Quasigruppe werde mit Ant(Q ) bzw. Com(Q ) bezeichnet. KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN 66 Bemerkung Die zweite Eigenschaft ist aquivalent zu x '(x) = y '(y) ) x = y: Die Denition der vollstandigen Abbildungen stimmt also mit der fur Gruppen getroenen Denition uberein. Denition 17 Sei f eine n-Quasigruppe dann wird die n-Quasigruppe f^ deniert durch f^(xn : : : x1 ) = x0 , f (x0 x1 : : : xn;1) = xn Wir zeigen nun den Zusammenhang zwischen n-Quasigruppen und Prufziersystemen. Satz 31 1. Jede n-Quasigruppe erkennt alle Einzelfehler. Wenn g eine antisymmetrische n-Quasigruppe ist, so deniert Pgc ein implizites Prufziffersystem fur alle c 2 D. 2. Pf0 ist ein explizites Prufziersystem genau dann, wenn Pf0^ ein explizites Prufziersystem ist. 3. Pf0 ist genau dann ein explizites Prufziersystem, wenn f und f^ anti-symmetrische n-Quasigruppen sind. Beweis 1) Folgt direkt aus den Denitionen. 2) Da (f^^) = f gilt, reicht es, eine Richtung zu zeigen. Sei Pf0 ein Prufziersystem. f^ ist eine n-Quasigruppe und erkennt daher alle Einzelfehler. Es gelte nun f^(dn : : : di di;1 : : : d1) = d0 = f^(dn : : : di;1 di : : : d1) oder f^(dn : : : d1) = d0 f^(dn : : : d2 d0) = d1: Es folgt f (d0 : : : di;1 di : : : dn;1) = dn = f (d0 : : : di di;1 : : : dn;1), falls i < n und f (d0 : : : dn;1) = dn, f (d0 : : : dn;2 dn) = dn;1, falls i = n: Mit den Eigenschaften von f folgt nun, da di = di;1 ist. Also ist Pf0^ ein Prufziffersystem. 3) Sei Pf0 ein Prufziersystem. Aus 2) folgt, da auch Pf0^ ein Prufziersystem ist 4.2. N-QUASIGRUPPEN 67 und damit f und f^ anti-symmetrische n-Quasigruppen sind. Sind umgekehrt f und f^ anti-symmetrische n-Quasigruppen so sind die Bedingungen 1 und 2 der Denition 10 (Seite 61) fur f erfullt. Bedingung 3 folgt aus der Anti-Symmetrie von f^: , , f (dn : : : d2 d1) = d0 f (dn : : : d2 d0) = d1 f^(d0 d1 : : : dn;1) = f^(d1 d0 d2 : : : dn;1) d0 = d1: 2 Lemma 16 Sei (Q f ) eine anti-symmetrische n-Quasigruppe und ' Permuta- tionen von Q, dann ist auch (Q f) mit f(xn : : : x1) := ;1 (f ('(xn) : : : '(x1 ))) anti-symmetrisch. Beweis Aus f(xn : : : xi;1 xi : : : x1 ) = f(xn : : : xi xi;1 : : : x1) folgt f ('(xn) : : : '(xi) '(xi;1) : : : '(x1 )) = f ('(xn) : : : '(xi;1 ) '(xi) : : : '(x1 )): Da (Q f ) anti-symmetrisch ist, folgt '(xi) = '(xi;1 ) und damit xi = xi;1 : 2 Der folgende Satz stellt einen Zusammenhang zwischen anti-symmetrischen Abbildungen und anti-symmetrischen Quasigruppen her: Satz 32 Eine Quasigruppe, und insbesondere eine Gruppe, besitzt eine anti-sym- metrische Abbildung genau dann, wenn sie isotop zu einer anti-symmetrischen Quasigruppe ist. Beweis Die Quasigruppe (Q ) besitze die anti-symmetrische Abbildung ', dann ist (Q ) mit x y := '(x) y eine anti-symmetrische Quasigruppe. Sei umgekehrt die anti-symmetrische Quasigruppe (Q ) isotop zur Quasigruppe (Q ), also (x y) = (x) (y) mit den Permutationen . Die Quasigruppe xy := ( ;1(x) ;1(y)) ist wieder anti-symmetrisch (Lemma 16 fur n = 2). Es folgt, da ;1 eine anti-symmetrische Abbildung von (Q ) ist, denn xy = = = = = ( ;1(x) ;1(y)) ( ;1 (( ;1(x)) ( ;1(y)))) ;1(x) y ;1(y) x yx 68 KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN ist nur erfullt wenn x = y ist. 2 Satz 33 In einer Isotopieklasse besitzt entweder jede oder keine Quasigruppe eine anti-symmetrische bzw. vollstandige Abbildung. Beweis Aus dem vorherigen Satz folgt, da jede Quasigruppe, die isotop ist zu einer Quasigruppe mit anti-symmetrischer Abbildung, ebenfalls eine anti-symmetrische Abbildung besitzt. Sei (Q ) eine Quasigruppe mit vollstandiger Abbildung ';1 und (Q ) mit x y = ;1((x) (y)) sei isotop zu (Q ), dann ist '~;1 := ;1 ';1 eine vollstandige Abbildung von (Q ): Aus '~(x) x = ;1(('~(x)) (x)) = ;1(('~(y)) (y)) = '~(y) y folgt ';1( (x)) (x) = ';1( (y)) (y): ';1 ist eine vollstandige Abbildung von (Q ), also folgt (x) = (y) und damit x = y. 2 Denition 18 Eine Quasigruppe besitzt die Transversale ('1 '2), wenn '1 '2 und '1(x) '2(x) Permutationen sind. Lemma 17 Eine Quasigruppe besitzt eine vollstandige Abbildung genau dann, wenn sie eine Transversale besitzt. Beweis Ist ('1 '2) eine Transversale, so ist '2 ';1 1 eine vollstandige Abbildung. Andererseits erhalten wir durch die vollstandige Abbildung ' die Transversale (Id '). 2 Wenn die Quasigruppe (Q ) die anti-symmetrische bzw. vollstandige Abbildung ' besitzt, dann ist ';1 eine anti-symmetrische bzw. vollstandige Abbildung der Parastrophie (Q t). Fur vollstandige Abbildungen gilt au erdem: Lemma 18 (vgl. Belousov 4]) Besitzt die Quasigruppe (Q ) eine vollstandige Abbildung, dann gilt dies auch fur jede Parastrophie von (Q ). Beweis Wir zeigen die Behauptung mit Lemma 17. (Q ) besitze die Transversale ('1 '2). Wir denieren die Permutation '3 durch '3(x) := '1 (x) '2(x). Damit ist ('1 '3) eine Transversale der Parastrophie (Q =), denn '1 (x)='3(x) = '1 (x)=('1(x) '2(x)) = '2(x) ist eine Permutation. Die Behauptung fur die anderen Parastrophien folgt analog. 2 4.3. REDUZIBLE N -QUASIGRUPPEN 69 4.3 Reduzible n-Quasigruppen In diesem Abschnitt geben wir ein Kriterium an, mit dem wir entscheiden konnen, ob eine n-Quasigruppe eine Darstellung mit binaren Quasigruppen hat. Denition 19 (vgl. 6]) Eine n-Quasigruppe (Q f ), n > 2 hei t reduzibel wenn eine Permutation 2 Sn und Quasigruppen g : Qn;k+1 (1 k < n ; 1) existieren mit ! Q, h : Qk ! Q x0 = f (xn : : : x1 ) = g(x : : : x +1 h(x : : : x1 )): n k k Sie hei t total reduzibel wenn n ; 1 binare Quasigruppen (Q gi), i = 1 : : : n ; 1 existieren, so da f als Komposition der gi dargestellt werden kann. Eine nQuasigruppe hei t irreduzibel wenn sie nicht reduzibel ist. Theorem 11 ( Verhoeff 27]) Es existieren irreduzible n-Quasigruppen. Man konnte vermuten, da die Anti-Symmetrie-Eigenschaft verhindert, da eine n-Quasigruppe irreduzibel ist. Dies ist allerdings nicht der Fall, wie folgendes Theorem zeigt: Theorem 12 Es existieren irreduzible anti-symmetrische n-Quasigruppen. Beweis Die folgende 3-Quasigruppe f ist irreduzibel und anti-symmetrisch: = j=0 1 2 3 4 5 k 012345 012345 201453 120534 453012 534201 345120 i=0 012345 120534 012345 201453 345120 453012 534201 1 012345 201453 120534 012345 534201 345120 453012 2 012345 345120 534201 453012 012453 120345 201534 3 012345 453012 345120 534201 201534 012453 120345 4 012345 534201 453012 345120 120345 201534 012453 5 Wenn f (i j k) zerlegbar ware in g(i j ) und h(i j ), dann wurde gelten 1. f (i j k) = g(i h(j k)) oder 2. f (i j k) = g(j h(i k)) oder 3. f (i j k) = g(k h(i j )). Im ersten Fall folgt aus f (i j k) = f (i j 0 k0), da h(j k) = h(j 0 k0) und folglich, da f (i0 j k) = f (i0 j 0 k0). Es gilt aber f (0 0 0) = f (0 3 3) = 0 und f (3 0 0) = 3 6= 4 = f (3 3 3). Analog folgt im zweiten bzw. dritten Fall, da f (i j k) = KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN 70 f (i0 j k0) ) f (i j 0 k) = f (i0 j 0 k0) bzw. f (i j k) = f (i0 j 0 k) ) f (i j k0 ) = f (i0 j 0 k0). Es gilt aber f (0 0 0) = f (1 0 2) = 0, f (0 3 0) = 4 6= 5 = f (1 3 2) und f (0 0 0) = f (3 3 0) = 0, f (0 0 3) = 3 6= 4 = f (3 3 3). Da diese 3-Quasigruppe die Vertauschungen j $ k erkennt, la t sich leicht an den anti-symmetrischen Quasigruppen f (0 j k) : : : f (5 j k) ablesen. Wenn wir eine andere Projektionsebene wahlen, dann sieht man ebenso, da auch die Quasigruppen f (i j 0) : : : f (i j 5) anti-symmetrisch sind. i= j=0 1 2 3 4 5 012345 012345 201534 120453 435021 543102 354210 k=0 012345 120453 012345 201534 543102 354210 435021 1 012345 201534 120453 012345 354210 435021 543102 2 012345 354102 435210 543021 012453 201345 120534 3 012345 435210 543021 354102 120534 012453 201345 4 012345 543021 354102 435210 201345 120534 012453 5 Damit ist f eine irreduzible anti-symmetrische 3-Quasigruppe. 2 Verhoeff 27] gab ein Beispiel fur eine irreduzible 3-Quasigruppen bereits fur m = 4 an. Diese deniert aber kein Prufziersystem, da sie nicht anti-symmetrisch ist. Eine interessante Anwendungsmoglichkeit der irreduziblen n-Quasigruppen ergibt sich aus der Tatsache, da man mit einer kleinen Anzahl gesicherter Zahlen nicht auf das verwendete Prufziersystem schlie en kann. Damit kann man verhindern, da absichtlich falsche Zahlen (z.B. Kreditkartennummern) mit gultiger Prufzier eingegeben werden. Im folgenden beschaftigen wir uns mit reduziblen n-Quasigruppen. Satz 34 Wenn das explizite Prufziersystem Pf0 auf der (total) reduziblen n-Quasi- gruppe f beruht, dann existiert ein aquivalentes implizites Prufziersystem Pgc, bei dem g eine (total) reduzible n + 1-Quasigruppe ist. Die Umkehrung gilt im allgemeinen nicht. Beweis Wir denieren g(dn : : : d1 d0) := f (dn : : : d1) ; d0 und c = 0. Damit folgt der erste Teil der Behauptung. Sei nun Pf0 ein explizites Prufziersystem und f eine irreduzible n-Quasigruppe. Dann ist g eine, oensichtlich reduzible, n + 1-Quasigruppe. Wenn eine n-Quasigruppe f~ mit f~(dn : : : d1) = d0 , g(dn : : : d0) = 0 4.3. REDUZIBLE N -QUASIGRUPPEN 71 existiert, dann folgt, da f~(dn : : : d1) = d0 = f (dn : : : d1) und damit f = f~ gilt. Also ist f~ irreduzibel und es existiert kein reduzibles explizites Prufziersystem, das aquivalent zu Pgc ist. 2 Theorem 13 Sei f eine n-Quasigruppe uber der Menge Q und cn;2 : : : c1 2 Q beliebige, aber fest gewahlte Konstanten. Es gibt Quasigruppen i, i = 2 : : : n mit f (xn : : : x1 ) = (: : : ((xn n xn;1) n;1 xn;2 ) n;1 : : : ) 2 x1 genau dann, wenn fur i = 1 : : : n ; 2 gilt f (xn : : : xi+1 ci ci;1 : : : c1) = f (x0n : : : x0i+1 ci ci;1 : : : c1) ) f (xn : : : xi+1 x ci;1 : : : c1) = f (xn0 : : : x0i+1 x ci;1 : : : c1) Beweis Es gelte f (xn : : : x1) = (: : : ((xn n xn;1 ) n;1 xn;2) n;1 : : : ) 2 x1 fur die Quasigruppen i. Aus f (xn : : : xi+1 ci ci;1 : : : c1) = f (x0n : : : x0i+1 ci ci;1 : : : c1) folgt mit Hilfe der Kurzungsregel fur die Quasigruppen j , j = 2 : : : i + 1 (: : : (xn n xn;1 ) n;1 : : : ) i+2 xi+1 = (: : : (x0n n x0n;1) n;1 : : : ) i+2 x0i+1 und damit f (xn :: xi+1 x ci;1 :: c1) = (::((::(xn n xn;1 ) n;1 ::) i+1 x) i ci;1::) 2 c1 = (::((::(x0n n x0n;1 ) n;1 ::) i+1 x) i ci;1::) 2 c1 = f (x0n :: x0i+1 x ci;1 :: c1): Fur die Ruckrichtung denieren wir die Quasigruppen i, i = 2 : : : n ; 1 folgenderma en: x i y := f (xn : : : xi y ci;2 : : : c1), falls f (xn : : : xi ci;1 ci;2 : : : c1 ) = x und x n y := f (x y cn;2 : : : c1): Die i sind wohldeniert, weil die Gleichung f (0 : : : 0 y ci;1 ci;2 : : : c1) = x eine Losung y besitzt und weil aus f (xn : : : xi ci;1 ci;2 : : : c1) = x = f (x0n : : : x0i ci;1 ci;2 : : : c1) KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN 72 folgt, da f (xn : : : xi y ci;2 : : : c1) = f (x0n : : : x0i y ci;2 : : : c1) ist. Au erdem gilt: f (xn : : : x1) = = ... = = f (xn : : : x2 c1 ) 2 x1 (f (xn : : : x3 c2 c1) 3 x2 ) 2 x1 (: : : (f (xn xn;1 cn;2 : : : c1) n;1 xn;2 ) n;1 : : : ) 2 x1 (: : : ((xn n xn;1 ) n;1 xn;2 ) n;1 : : : ) 2 x1 2 Ist f auf diese Weise zerlegbar, dann gilt sogar fur beliebige xj x0j f (xn : : : xi+1 xi xi;1 : : : x1) = f (x0n : : : x0i+1 xi xi;1 : : : x1 ) ) f (xn : : : xi+1 x0i xi;1 : : : x1) = f (x0n : : : x0i+1 x0i xi;1 : : : x1) und die Voraussetzungen des Theorems sind fur verschiedene Konstanten cj erfullt. Fur verschiedene c1 6= c01 sind aber die Quasigruppen x n y := f (x y cn;2 : : : c1) und x 0n y := f (x y cn;2 : : : c01) verschieden, denn aus x n y = x 0n y folgt, da f eine n-Quasigruppe ist, c1 = c01. Wir sehen also, da fur f unterschiedliche Darstellungen existieren. Theorem 14 ( Belousov 6]) Eine n-Quasigruppe f ist reduzibel genau dann, wenn folgende Abschlu bedingung fur eine hauptsachliche Parastrophie f erfullt ist (1 < k < n): f (x : : : x +1 x : : : x1 ) = f (x : : : x +1 y : : : y1 ) ) f(x0 : : : x0 +1 x : : : x1 ) = f(x0 : : : x0 +1 y : : : y1 ) n k k n k k n k k n k k Den folgenden Beweis dieser Aussage haben wir unabhangig von Belousov gefunden. Beweis Sei f reduzibel, also f (xn : : : x1) = g(x : : : x +1 h(x : : : x1 )): n k k Aus f (xn : : : x1) = = = = f (x g(x g(x f (x n n n n : : : x +1 x : : : x1 ) : : : x +1 h(x : : : x1 )) : : : x +1 h(y : : : y1 )) : : : x +1 y : : : y1 ) k k k k k k k k 4.4. EXISTENZ VON PRUFZIFFERSYSTEMEN 73 folgt h(x : : : x1 ) = h(y : : : y1 ) und damit f (x0 : : : x0 +1 x : : : x1 ) = g(x0 : : : x0 +1 h(x : : : x1 )) = g(x0 : : : x0 +1 h(y : : : y1 )) = f (x0 : : : x0 +1 y : : : y1 ) Es gelte nun die Abschlu bedingung fur die n-Quasigruppe f und die Permutation , 1 k < n. Wir denieren die beiden Abbildungen g und h durch: h(x : : : x1 ) := f (0 : : : 0 x : : : x1 ) und g(x : : : x +1 y) := f (x : : : x +1 x : : : x1 ) falls h(x : : : x1 ) = y: Die (n;k +1)-Quasigruppe g ist wohldeniert, weil die Gleichung h(0 : : : 0 x) = y fur jedes y eine eindeutig bestimmte Losung x besitzt (h ist eine k-Quasigruppe), und au erdem folgt, falls h(x : : : x1 ) = h(x0 : : : x01 ) = y, d.h. f (0 : : : 0 x : : : x1 ) = f(0 : : : 0 x0 : : : x01 ) da f(x : : : x +1 x : : : x1 ) = g(x : : : x +1 y) = f(x : : : x +1 x0 : : : x01 ) gilt. Aus der Denition von g und h folgt nun f (xn : : : x1 ) = f(x : : : x +1 x : : : x1 ) = g(x : : : x +1 h(x : : : x1 )): k k n k k n k k n k k n k k k k n n k k k k k k k n k k n k k n n n k k k k k k Also ist f reduzibel. 2 Bemerkung Anstatt der 0 2 Q konnen wir, wie im vorhergehenden Theorem, verschiedene Konstanten cn : : : ck+1 2 Q benutzen, um die Abbildungen g und h zu denieren. 4.4 Existenz von Prufziersystemen Die Existenz von Prufziersystemen fur beliebige Basen gro er 2 wurde von H.P. Gumm 12] 1985 bewiesen. Theorem 15 ( H.P. Gumm) Fur jede Basis m > 2 und alle n eine Abbildung f : ! D bzw. g : Prufziersystem deniert. Dn Dn+1 ! D, so da P0 f 2 existiert bzw. Pg0 ein 74 KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN Beweis Wir konnen den Beweis durch die in Kapitel 2 aufgebaute Theorie etwas verkurzen. Ist m ungerade, dann besitzt Zm die anti-symmetrische Abbildung (x) := ;x. Ist m = 2k gerade, dann wissen wir, da die Diedergruppe Dk (neutrales Element '0') mit m Elementen eine anti-symmetrische Abbildung besitzt. In beiden Fallen deniert daher die Gleichung f (xn xn;1 : : : x2 x1) := n(xn ) n;1(xn;1 ) : : : 2 (x2 ) (x1 )];1 = x0 bzw. g(xn xn;1 : : : x1 x0 ) := n (xn) n;1 (xn;1) : : : 2 (x2 ) (x1 )x0 = 0 ein Prufziersystem zur Basis m. 2 Korollar 15 Fur alle n 2 und fur alle m > 2 existiert eine anti-symmetrische n-Quasigruppe zur Basis m. Zur Basis 2 existiert kein Prufziersystem (und damit auch keine anti-symmetrische n-Quasigruppe), denn den Zahlen 00, 01 und 10 mu ten verschiedene Prufziern aus der Menge f0 1g zugeordnet werden, was unmoglich ist. Eine weitere Moglichkeit ein Prufziersystem zur Basis pm , wobei p eine Primm zahl ist, zu denieren, Pn bietet der Galois-Korper mit p Elementen. Mit der gewichteten Summe i=0 aixi = 0 erhalten wir ein Prufziersystem, falls ai 6= 0 und benachbarte Gewichte verschieden sind. Auch hier sehen wir, da der Fall p = 2 ausgeschlossen ist, da wir nur ai = 1 wahlen konnen und damit benachbarte Gewichte gleich sind. Des weiteren ist erwahnenswert, da wir aus zwei Prufziersystemen zu den Basen m1 und m2 auf naturliche Weise ein Prufziersystem zur Basis m1 m2 erhalten, indem wir jede Zahl der Basis m1 m2 als eindeutiges Paar (d1 d2) darstellen, wobei d1 eine Zier der Basis m1 und d2 eine Zier der Basis m2 ist. Danach berechnen wir die Prufziern p1 und p2 getrennt fur jede Komponente und wandeln das Paar (p1 p2) zuruck in die zugehorige Zahl der Basis m1 m2 . Es ist leicht einzusehen, da die Eigenschaften 1{3 der Denitionen 9 und 10 (Seite 61) sowohl bei den impliziten als auch bei expliziten Prufziersystemen erhalten bleiben. 4.5 Prufziersysteme uber Quasigruppen In diesem Abschnitt untersuchen wir die total reduziblen Prufziersysteme der Form g(xn xn;1 : : : x0 ) = (: : : (xn n xn;1 ) n;1 : : : ) 1 x0 = d 4.5. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN 75 mit den (endlichen) Quasigruppen (Q i), i = 1 : : : n, und d 2 Q. Wir benutzen die implizite Form, weil dadurch die Bedingungen fur die Fehlererkennung einfacher formuliert werden konnen. Fur die einzelnen Fehlerarten stellen wir die Anforderungen an die benutzten Quasigruppen zusammen. Zunachst zeigen wir, da durch eine solche Prufgleichung alle Einzelfehler erkannt werden konnen. Es gelte (: : : ((: : : (xn n xn;1) n;1 : : : ) i+1 xi ) : : : ) 1 x0 = d und (: : : ((: : : (xn n xn;1 ) n;1 : : : ) i+1 x0i) : : : ) 1 x0 = d: Wir setzen c := (: : : (xn n xn;1 ) n;1 : : : ) i+2 xi+1 und kurzen die Elemente xi;1 : : : x0 auf der rechten Seite. Es folgt c i xi = c i x0i und durch Kurzen von c erhalten wir xi = x0i . Da d 2 Q beliebig gewahlt werden kann, haben wir damit auch die Injektivitat, und weil Q endlich ist, auch die Surjektiviat der Translationen x 7! g(xn : : : xi+1 x xi;1 : : : x0) fur alle i gezeigt. Folglich deniert g eine (n + 1)Quasigruppe uber der Menge Q. Die Transposition benachbarter Elemente wird genau dann erkannt, wenn die folgenden Implikationen fur alle i und alle c x y 2 Q gelten: x n y = y n x ) x = y (4.2) (c i+1 x) i y = (c i+1 y) i x ) x = y: Diese Aussage wird genauso gezeigt, wie die Aussage zur Erkennung der Einzelfehler. Zunachst werden die gleichen Elemente auf der rechten Seite gekurzt, dann werden die gleichen Elemente auf der linken Seite zu c zusammengefa t. Wir haben damit den folgenden Satz bewiesen: Satz 35 Mit den Quasigruppen (Q i) wird durch g(xn xn;1 : : : x0) := (: : : (xn n xn;1) n;1 : : : ) 1 x0 genau dann eine anti-symmetrische (n + 1)-Quasigruppe deniert, wenn n antisymmetrisch ist und jede Zeile der Quasigruppe i+1 eine anti-symmetrisch Abbildung der Quasigruppe i ist. Die anderen Fehlerarten benotigen weitere Voraussetzungen, die fur alle i und fur alle x y z c 2 Q erfullt sein mussen. 76 KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN Sprungtranspositionen: (x n z) n;1 y = (y n z) n;1 x ) x = y ((c i+1 x) i z) i;1 y = ((c i+1 y) i z) i;1 x ) x = y: Zwillingsfehler: x n x = y n y ) x = y (c i+1 x) i x = (c i+1 y) i y ) x = y: Sprungzwillingsfehler: (x n z) n;1 x = (y n z) n;1 y ) x = y ((c i+1 x) i z) i;1 x = ((c i+1 y) i z) i;1 y ) x = y: Im Vergleich zu den Prufziersystemen uber Gruppen mussen wir also eine Vielzahl verschiedener Bedingungen uberprufen. Eine Verbesserung dieser Situation ware erreichbar, wenn wir jeweils bei der zweiten Voraussetzung umklammern konnten. Dann ware es moglich, das Element c ebenfalls zu kurzen. Diesen Gedanken werden wir im Abschnitt "Verallgemeinerte Assoziativitat" ausfuhren. Zunachst zeigen wir jedoch einige wichtige Eigenschaften einer Quasigruppe in einem Prufziersystem. Satz 36 Jede Quasigruppe in einem Prufziersystem besitzt eine anti-symmetrische Abbildung. Erkennt das Prufziersystem alle Zwillingsfehler, dann besitzt jede Quasigruppe eine vollstandige Abbildung, erkennt es alle Sprungzwillingsfehler, dann besitzt jede Quasigruppe au er ggf. n eine vollstandige Abbildung. Beweis Sei i eine Quasigruppe eines Prufziersystems uber Quasigruppen, d.h. sie erfullt die Bedingung 4.2. Ist i = n, dann ist n anti-symmetrisch und die Identitat ist eine anti-symmetrische Abbildung. Fur i, i < n, denieren wir '(x) := c i+1 x fur eine beliebige Konstante c. Damit ist '(x) i y = '(y) i x aquivalent zur zweiten Bedingung von 4.2 und ' ist eine anti-symmetrische Abbildung von i. Erkennt das Prufziersystem alle Zwillingsfehler, dann ist die Identitat eine vollstandige Abbildung von n und ' mit ';1(x) := c i+1 x eine vollstandige Abbildung von i, i < n. Falls das Prufziersystem alle Sprungzwillingsfehler erkennt, dann ist fur fest gewahlte c z 2 Q die Permutation ' mit ';1(x) := x n z Element von Com(Q n;1) und die Permutation ' mit ';1 (x) := (c i+1 x) i z ist Element von Com(Q i;1), i < n. 2 Zusammen mit Satz 33 (Seite 68) sehen wir, da viele Quasigruppen ungeeignet sind, ein Prufziersystem zu denieren, das alle (Sprung-)Zwillingsfehler erkennt. 4.5. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN 77 Insbesondere eignen sich die Isotopien einer Gruppe ohne anti-symmetrische oder vollstandige Abbildung nicht. Speziell fur den Fall m = 10 bedeutet dies, da wir kein Prufziersystem nden werden, das alle (Sprung-)Zwillingsfehler erkennt und in dem Quasigruppen vorkommen, die zu einer Gruppe isotop sind. Da wir bereits gezeigt haben, da Z2k keine anti-symmetrische und jede Gruppe der Ordnung 2k fur ungerades k keine vollstandige Abbildung besitzt, erhalten wir das Korollar: Korollar 16 In einem Prufziersystem uber Quasigruppen der Ordnung 2k ist keine Quasigruppe zur Gruppe Z2k isotop. Erkennt das Prufziersystem alle Zwillings- oder alle Sprungzwillingsfehler und ist k ungerade, dann ist keine Quasigruppe isotop zu einer Gruppe der Ordnung 2k. Der im Abschnitt "Quasigruppen isotop zu einer Gruppe" beschriebene Ansatz ist daher hauptsachlich fur andere Ordnungen von Interesse. Wir zeigen nun einen interessanten Zusammenhang zwischen Prufziersystemen uber Quasigruppen und orthogonalen lateinischen Quadraten. Satz 37 Seien (Q i) die Quasigruppen eines Prufziersystems, das alle Zwillingsfehler erkennt, dann ist die Quasigruppe (Q i ), i = 1 : : : n ; 1, orthogonal zu der durch x 0i y = z :, z i+1 y = x denierten. Beweis Wir mussen zeigen, da die Gleichungen x i y = a und x 0i y = b fur alle a b 2 Q eine Losung besitzen. Die zweite Gleichung ist aquivalent zu b i+1 y = x. Wir setzen diese in die erste Gleichung ein und erhalten die Bedingung, da (b i+1 y) i y = a fur alle a b 2 Q eine Losung besitzt. Weil das Prufziersystem alle Zwillingsfehler erkennt, ist 'b(y) = (b i+1 y) i y eine Permutation und die Gleichung besitzt eine Losung y = ';b 1(a). 2 Ganz analog zeigt man den folgenden Satz: Satz 38 Seien (Q i) die Quasigruppen eines Prufziersystems, das alle Sprung- zwillingsfehler erkennt, dann ist die Quasigruppe (Q i ), i = 1 : : : n ; 2, orthogonal zu den durch x 0ci y = z :, (c i+2 y) i+1 z = x denierten Quasigruppen mit c 2 Q, und n;1 ist orthogonal zu x 00n;1 y = z :, y n z = x: 78 KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN Wenn ein Prufziersystem uber Quasigruppen der Ordnung m alle Zwillingsoder alle Sprungzwillingsfehler erkennt, dann konnen wir also eine ganze Reihe verschiedener orthogonaler lateinischer Quadrate konstruieren. Hat au erdem die Gleichung a n x = x n b oder fur feste c1 c2 2 Q die Gleichung (c1 i+2 y) i+1 a = (c2 i+2 y) i+1 b fur alle a b 2 Q eine Losung, dann ist, wie man leicht durch die Denition der Quasigruppen sieht, 0n;1 orthogonal zu 00n;1 bzw. 0c1i orthogonal zu 0c2i. In diesem Fall hatten wir drei paarweise orthogonale lateinische Quadrate der Ordnung m. Die Frage, fur welche Ordnungen ein Paar orthogonaler lateinischer Quadrate, bzw. ein griechisch-lateinisches Quadrat existiert, blieb lange ungeklart. Euler wu te (1780), da es kein griechisch-lateinisches Quadrat der Ordnung 2 gibt und er kannte Konstruktionen fur ungerade oder durch 4 teilbare Ordnungen. Basierend auf vielfaltigen Untersuchungen vermutete er, da griechisch-lateinische Quadrate der Ordnung 4k +2 nicht existieren. G. Tarry bewies 1900 durch Ausschlu aller Moglichkeiten, da es kein griechisch-lateinisches Quadrat der Ordnung 6 gibt 8], womit er die Vermutung von Euler stutzte. Trotzdem gelang es Parker, Bose und Shrikhande 1960, also 180 Jahre nach Eulers Vermutung, ein griechisch-lateinisches Quadrat der Ordnung 10 zu konstruieren 8]. Au erdem lieferten sie eine Konstruktion fur die fehlenden geraden Ordnungen, die nicht durch vier teilbar sind (au er fur 2 und 6). 0A 6I 5J 9F 3H 8G 7D 4B 1C 2E 7E 1B 0I 6J 9G 4H 8A 5C 2D 3F 8B 7F 2C 1I 0J 9A 5H 6D 3E 4G 6H 8C 7G 3D 2I 1J 9B 0E 4F 5A 9C 0H 8D 7A 4E 3I 2J 1F 5G 6B 3J 9D 1H 8E 7B 5F 4I 2G 6A 0C 5I 4J 9E 2H 8F 7C 6G 3A 0B 1D 4D 5E 6F 0G 1A 2B 3C 7H 9I 8J 1G 2A 3B 4C 5D 6E 0F 8I 7J 9H 2F 3G 4A 5B 6C 0D 1E 9J 8H 7I Grichisch-lateinisches Quadrat der Ordnung 10. Ob dagegen drei paarweise orthogonale lateinische Quadrate der Ordnung 10 existieren, ist bis heute unbekannt. Wir konnen allerdings zeigen: Satz 39 ( 8]) Die Anzahl der paarweise orthogonalen lateinischen Quadrate der Ordnung n ist nicht gro er als n ; 1. Beweis Die Elemente der lateinischen Quadrate konnen umbenannt werden, oh- ne die Eigenschaft der Orthogonalitat zu zerstoren. Daher permutieren wir die 4.6. VERALLGEMEINERTE ASSOZIATIVITAT 79 Elemente so, da die erste Zeile jedes lateinischen Quadrates gleich 0 1 2 : : : ist. Nun folgt, da die 1 bei jedem Paar lateinischer Quadrate mit sich selbst in der ersten Zeile zusammenfallt, da die 1 in der ersten Spalte nicht zweimal an der gleichen Position steht. Weil sie auch nicht an der Position (0 0) steht, gibt es folglich nur n ; 1 mogliche Positionen fur 1. 2 4.6 Verallgemeinerte Assoziativitat Denition 20 ( R. Schauffler 20]) Die vier Quasigruppen (Q ), (Q ), (Q 3 ) und (Q 4 ), deniert auf der gleichen Grundmenge Q, erfullen das verallgemeinerte Assoziativgesetz, wenn fur alle x y z 2 Q die folgende Gleichung gilt: 1 2 (x 1 y) 2 z = x 3 (y 4 z): Eine Menge $ von Quasigruppen hei t im Ganzen assoziativ (oder Assoziativsystem) wenn zu je zwei Quasigruppen 1 2 2 $ zwei weitere Quasigruppen 3 4 2 $ existieren, so da diese das verallgemeinerte Assoziativgesetz erfullen. 3 4 hei en dann rechts assoziiert zu 1 2 und 1 2 links assoziiert zu 3 4. Die Menge der Quasigruppen mit den Elementen 0 1 : : : n werde mit $n bezeichnet. Es ware sehr nutzlich, wenn $n im Ganzen assoziativ ware, dann konnten wir immer umklammern und die notwendigen Bedingungen zur Fehlererkennung waren deutlich einfacher nachzuprufen. Leider ist dies i.allg. nicht der Fall, wie das folgende Theorem zeigt. Theorem 16 ( R. wenn n 3 ist. Schauffler 20]) $n ist nur dann im Ganzen assoziativ, Beweis Fur n = 1 ist die Aussage trivial. Fur n = 2 haben wir die beiden Quasigruppen 0 1 + 0 1 und 0 0 1 0 1 0 1 1 0 1 0 1 Die erste Quasigruppe ist die zyklische Gruppe (Z2 +), die zweite la t sich darstellen durch x y = x + y + 1 und ist isotop zu (Z2 +). Wie man nun leicht sieht, gilt damit das verallgemeinerte Assoziativgesetz fur die vier moglichen Paare ++, +, + und . KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN 80 Auch fur n = 3 sind alle Quasigruppen isotop zu (Z3 +), denn es existieren fur alle Quasigruppen (Q ) vier Permutationen p1 p2, p3 p4, so da x y = p1(x) + p2 (y) = p3 (x + p4(y)) gilt. Fur die 12 Quasigruppen der Ordnung 3 geben wir in der folgenden Tabelle jeweils die zugehorigen Permutationen mit der genannten Eigenschaft an: Q p1 p2 p3 p4 Q p1 p2 p3 p4 0 1 2 1 2 0 012] 012] 012] 0 2 1 1 0 2 012] 2 0 1 0 1 2 2 0 1 012] 021] 021] 2 1 0 012] 102] 012] 1 2 0 2 0 1 102] 021] 102] 021] 1 2 0 0 1 2 201] 021] 021] 021] 012] 012] 120] 012] 120] 021] 120] 021] 210] 012] 210] 012] 210] 021] 210] 021] 120] 2 0 1 2 0 1 2 0 1 1 2 0 0 1 2 021] 0 1 2 2 1 0 0 1 2 1 2 0 012] 1 0 2 0 2 1 1 0 2 0 2 1 021] 0 2 1 021] 1 2 0 1 0 2 2 1 0 012] 2 1 0 2 1 0 012] 201] 012] 201] 021] 201] 021] 102] Fur zwei beliebige Quasigruppen 1, x 2 y = p3(x + p4(y)). Es folgt 0 2 1 1 0 2 2 1 0 1 0 2 0 2 1 2 gilt also x 1 y = p1 (x) + p2(y) und (x 1 y) 2 z = p3 ((p1(x) + p2 (y)) + p4(z)) = p3 (p1(x) + (p2(y) + p4(z))) = x 3 (y 4 z) wobei wir die Quasigruppen p2 (y) + p4(z) denieren. 3 4 durch x 3 y = p3 (p1(x) + y) und y 4 z = Wir zeigen nun, da es fur n 4 stets Quasigruppen gibt, die keine rechtsassozierten Quasigruppen besitzen. Wenn die Quasigruppen 1 2 3 4 das verallgemeinerte Assoziativgesetz erfullen, d.h. es gilt fur alle x y z 2 Q (x 1 y) 2 z = x 3 (y 4 z) dann gibt es nur n verschiedene Permutationen 'yz (x) := (x 1 y) 2 z = x 3 (y 4 z) 4.6. VERALLGEMEINERTE ASSOZIATIVITAT 81 denn y 4 z nimmt nur n unterschiedliche Werte an. Im folgenden Beispiel erhalten wir aber mehr als n verschiedene Permutationen. Diese Quasigruppen benden sich daher nicht in einem Assoziativsystem. Sei p = (0 1) die Transposition, welche die Elemente 0 und 1 vertauscht. Wir denieren die Quasigruppen durch x 1 y := x + p(y) (mod n) x 2 y := p(x) + y (mod n): Beide Quasigruppen entstehen aus der Gruppe (Zn +), indem die ersten beiden Spalten bzw. Zeilen vertauscht werden. Die Permutationen '0i, i = 0 : : : n ; 1, sind paarweise verschieden, denn es gilt '0i(0) = (0 1 0) 2 i = p(0 + 1) + i = 0 + i = i: Fur die Permutation '10 erhalten wir '10 (0) = p(0 + p(1)) + 0 = 1 und '10 (1) = p(1 + p(1)) + 0 = 0. Weil '01(1) = p(1 + p(0)) + 1 = p(2) + 1 = 3 gilt, unterscheidet sich '10 von den Permutationen '0i in wenigstens einer Stelle. Damit haben wir aber n + 1 paarweise verschiedene Permutationen und die Quasigruppen 1 2 genugen nicht dem verallgemeinerten Assoziativgesetz. 2 Theorem 17 ( Aczel, Belousov, Hosszu 1]) Erfullen die vier Quasigruppen (Q 1 ), (Q 2), (Q 3) und (Q 4) das verallgemeinerte Assoziativgesetz, (x 1 y) 2 z = x 3 (y 4 z) (4.3) dann existiert eine Verknupfung , so da (Q ) eine Gruppe bildet, zu der die i isotop sind. Im Detail: Es existieren 5 Permutation von Q, so da x 1 y = ;1((x) (y)) x 2 y = (x) (y) x 3 y = (x) (y) x 4 y = ;1 ( (x) (y)): (4.4) Die Gruppe, zu der die i isotop sind, ist bis auf Isomorphie eindeutig bestimmt. Andererseits erfullen alle Isotopien einer beliebigen Gruppe mit den genannten Eigenschaften das verallgemeinerte Assoziativgesetz. Beweis Die letzte Behauptung wird einfach durch Einsetzen von 4.4 in 4.3 gezeigt, wobei wir die Assoziativitat der Gruppe (Q ) benutzen. Um die erste Aussage beweisen zu konnen, denieren wir zunachst die Permutationen i(x) := x i a i (x) := a i x (i = 1 2 3 4) 82 KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN wobei a ein beliebiges, fest gewahltes Element aus Q ist. Wir setzen x = z = a in 4.3 und erhalten 2 (1(y)) = 3(4 (y)): (4.5) Wir erhalten nun durch Substitution von x = a y = ;1 1(;2 1 (u)) z = ;4 1(;3 1(v)) und x = ;1 1 (;2 1(u)) y = a z = ;4 1(;3 1(v)) und x = ;1 1 (;2 1(u)) y = ;4 1 (;3 1(v)), z = a in 4.3 die Gleichungen ;2 1(u) 2 ;4 1 (;3 1(v)) = 3(;1 1(;2 1 (u)) 4 ;4 1 (;3 1(v))) und ;2 1(u) 2 ;4 1 (;3 1(v)) = ;1 1 (;2 1 (u)) 3 ;3 1(v) und 2 (;1 1 (;2 1(u)) 1 ;4 1 (;3 1(v))) = ;1 1(;2 1 (u)) 3 ;3 1(v): Die letzten drei Gleichungen zeigen, da alle 4 Ausdrucke in ihnen gleich sind. Wir benennen diesen gemeinsamen Wert mit u v: Damit erhalten wir 4.4 wenn wir := 2 1 := 2 := 34 := 3 und (vergleiche 4.5) := 3 4 = 21 setzen. Setzen wir 4.4 in 4.3 ein, dann sehen wir, da die Operation x y assoziativ ist und, als Isotopie einer Quasigruppe, ebenfalls eine Quasigruppe ist. Bekanntlich sind die Gruppen genau die assoziativen Quasigruppen und so bildet Q eine Gruppe mit der Operation . Die Eindeutigkeit, bis auf Isomorphie, der Gruppe (G ) folgt aus dem folgenden Theorem. Theorem 18 ( 1]) Isotope Gruppen sind isomorph, d.h. wenn die Gruppen (Q ) und (R ) isotop sind dann sind sie isomorph '(x y) = (x) (y) (4.6) (x y) = (x) (y): (4.7) 4.6. VERALLGEMEINERTE ASSOZIATIVITAT 83 Beweis Sei e das neutrale Element von (Q ). Wir setzen y = e bzw. x = e in 4.6 und erhalten (x) = '(x) b;1 und (y) = a;1 '(y) wobei a = (e), b = (e) und a;1 b;1 die Inversen in (R ) sind. Setzen wir diese Gleichungen wieder in 4.6 ein, dann erhalten wir '(x y) = '(x) b;1 a;1 '(y) und wenn wir diese Gleichung von links mit a;1 und von rechts mit b;1 durchmultiplizieren und (x) := a;1 '(x) b;1 denieren, so erhalten wir 4.7. 2 Korollar 17 In einem Assoziativsystem sind alle Quasigruppen zur selben Gruppe isotop. Wie bereits erwahnt, konnen wir bei Quasigruppen, die das verallgemeinerte Assoziativgesetz erfullen, die Voraussetzungen vereinfachen, die fur das Erkennen der einzelnen Fehlerarten notwendig sind. Seien 0i+1 0i rechstsassozierte Quasigruppen von i+1 und i. Wir erhalten fur die einzelnen Fehlertypen folgende Bedingungen: Satz 40 Sei $ ein Assoziativsystem. Durch die Quasigruppen i Gleichung 2 $ und die g(xn xn;1 : : : x0 ) = (: : : (xn n xn;1 ) n;1 : : : ) 1 x0 = d wird genau dann ein Prufziersystem deniert, wenn n anti-symmetrisch ist und fur jedes Paar i+1 i rechtsassoziierte Quasigruppen 0i+1 0i 2 $ existieren, so da 0i anti-symmetrisch ist. Sind die Quasigruppen n 0i selbstorthogonal, dann erkennt dieses Prufziffersystem zusatzlich noch alle Zwillingsfehler. Beweis Die genannte Gleichung erkennt alle Einzehlfehler und sie erkennt alle Nachbarvertauschungen, falls x n y = y n x ) x = y (c i+1 x) i y = (c i+1 y) i x ) x = y: 84 KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN gilt. Die erste Bedingung ist nach Voraussetzung erfullt. Um die zweite Bedingung nachzuweisen, nehmen wir an, da (ci+1 x)i y = (ci+1 y)i x gilt. Nach Voraussetzung existieren rechtsassozierte Quasigruppen 0i+1 0i, wobei 0i anti-symmetrisch ist, so da (s i+1 t) i u = s 0i+1 (t 0i u) fur alle s t u 2 Q gilt. Damit folgt c 0i+1 (x 0i y) = c 0i+1 (y 0i x). Wir kurzen c auf beiden Seiten der Gleichung und erhalten x 0i y = y 0i x. Da 0i anti-symmetrisch ist, folgt x = y und die zweite Bedingung ist erfullt. Bei der Ruckrichtung sieht man leicht, da falls entweder 0i oder n nicht anti-symmetrisch ist, die Gleichung nicht alle Nachbarvertauschungen erkennen kann. Fur den zweiten Teil der Behauptung mussen wir zeigen, da aus x n x = y n y bzw. x0i x = y 0i y die Gleichheit von x und y folgt. Dazu benutzen wir das folgende Lemma: Lemma 19 Eine selbstorthogonale Quasigruppe (Q ) ist anti-symmetrisch und es gilt: xx=yy ) x = y: Beweis Weil Q selbstorthogonal ist, sind die Paare (x y y x) fur alle x y 2 Q paarweise verschieden. Gabe es x y 2 Q mit x 6= y und x y = y x, dann waren die Paare (x y y x) und (y x x y) gleich und Q ware nicht selbstorthogonal. Ebenso folgt aus x x = y y, da die Paare (x x x x) und (y y y y) gleich sind, also folgt entweder x = y oder Q ist nicht selbstorthogonal. 2 Fur m = 10 existiert allerdings keine selbstorthogonale Quasigruppe in einem Assoziativsystem. Denn solch eine Quasigruppe ware isotop zu der Diedergruppe, die dann eine vollstandige Abbildung hatte. Aber D5 besitzt keine vollstandige Abbildung, Theorem 2 (Seite 19). Bemerkung Selbstorthogonale Quasigruppen werden auch anti-abelsch genannt (vgl. Denes, Keedwell 8]). Eine anti-symmetrische Quasigruppe mu aber 0 1 2 nicht anti-abelsch sein, wie das folgende Gegenbeispiel zeigt: 01 02 10 21 2 1 2 0 Diese Quasigruppe ist oensichtlich anti-symmetrisch, aber es gilt 0 0 = 1 1, also ist sie nicht anti-abelsch. 4.7 Quasigruppen isotop zu einer Gruppe In diesem Abschnitt untersuchen wir die speziellen Eigenschaften von Prufziffersystemen uber Quasigruppen, die isotop zu einer Gruppe sind. Im vorherigen 4.7. QUASIGRUPPEN ISOTOP ZU EINER GRUPPE 85 Abschnitt haben wir gesehen, da der dortige Ansatz mit Quasigruppen in einem Assoziativsystem ebenfalls zu diesen Quasigruppen fuhrt. Im folgenden seien die Quasigruppen (Q i) isotop zu der Gruppe (Q ), d.h. es existieren Permutationen 'i1 'i2 'i3, so da x i y = 'i3('i1(x) 'i2(y)) gilt. Die entsprechenden Voraussetzungen an die 'ij fur das Erkennen der einzelnen Fehlertypen erhalt man nun einfach durch Einsetzen dieser Gleichungen in die Bedingungen 4.2, Seite 75f, fur Quasigruppen. Wir zeigen allerdings eine etwas einfacher zu erfullende Voraussetzung: Satz 41 Die Quasigruppen (G i) seien isotop zu (G ). Sie denieren ein Prufziffersystem, falls folgende Bedingungen erfullt sind, i = 1 : : : n ; 1, 'n1 ';n12 2 Ant(G) (4.8) 'i1 'i+13 'i+12 ';i21 2 Ant(G) (4.9) 'i1 'i+13 2 Aut(G): (4.10) Beweis Es ist x n y = y n x aquivalent zu 'n3('n1(x) 'n2(y)) = 'n3('n1(y) 'n2(x)): Wir kurzen 'n3, setzen x~ := 'n2(x) und y~ := 'n2(y) womit 'n1(';n12(~x)) y~ = 'n1(';n12(~y)) x~ folgt. Nach Voraussetzung ist 'n1 ';n12 anti-symmetrisch und daher impliziert diese Gleichung x = y. Nun nehmen wir an, da (c i+1 x) i y = (c i+1 y) i x bzw. ; 'i3 'i1 'i+13('i+11(c) 'i+12(x)) 'i2(y) ; = 'i3 'i1 'i+13('i+11(c) 'i+12(y)) 'i2(x) gilt. Wir denieren x~ := 'i2(x), y~ := 'i2(y), c~ := 'i+11(c) und := 'i1 'i+13, := 'i+12 ';i21 . Es folgt (~c (~x)) y~ = (~c (~y)) x~ und, weil ist ein Automorphismus ist, (~c) (~x)) y~ = (~c) (~y)) x~: Wir konnen (~c) auf beiden Seiten der Gleichung kurzen. Da wir vorausgesetzt haben, da = 'i1 'i+13 'i+12 ';i21 eine anti-symmetrische Abbildung KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN 86 ist, folgt aus der resultierenden Gleichung x~ = y~ bzw. x = y. Damit haben wir gezeigt, da die Quasigruppen (G i) ein Prufziersystem denieren. 2 Bemerkung Die ersten beiden Eigenschaften sind auch notwendig fur das Erkennen aller Nachbarvertauschungen. Beispiel Sei ' eine anti-symmetrische Abbildung der Gruppe (G ). Wir wahlen 'i2 := 'i;1 , 'n1 := 'n, 'i1 'i+13 = Id und '13 beliebig. ; Damit sind die Voraussetzungen des Satzes fur die Quasigruppen x i y := 'i3 'i1(x) 'i2(y) erfullt. Es folgt, da (: : : (xn n xn;1) n;1 : : : ) 1 x0 = c ein Prufziersystem deniert. Konkret wahlen wir die anti-symmetrische Abbildung ' := 02413] der Gruppe (Z5 +) (vgl. Seite 40) und 'i1 := 'i3 := 10324]. Damit erhalten wir fur n = 3 die folgenden Quasigruppen: 3 0 1 2 3 4 0 1 2 0 4 3 1 4 3 1 2 0 2 2 0 4 3 1 3 3 1 2 0 4 4 0 4 3 1 2 2 0 1 2 3 4 0 0 1 2 3 4 1 2 3 1 4 0 2 1 4 3 0 2 3 3 0 4 2 1 4 4 2 0 1 3 1 0 1 2 3 4 0 0 1 2 3 4 1 3 0 4 2 1 2 2 3 1 4 0 3 4 2 0 1 3 4 1 4 3 0 2 4.7.1 Lineare Quasigruppen Um die Anforderungen an die Quasigruppen zu verringern, ist es sinnvoll, sogenannte lineare Quasigruppen zu betrachten, da diese eine sehr einfache Darstellung besitzen. Denition 21 ( 5]) Sei (Q ) eine Gruppe mit den Automorphismen 1 , 2 und einem fest gewahlten c 2 Q. Die Quasigruppe (Q ) hei t lineare Quasigruppe (der Gruppe (Q )), falls die Gleichung x y = 1 (x) c 2 (y) fur alle x y 2 Q erfullt ist. Satz 42 Die Menge der linearen Quasigruppen einer Gruppe (Q ) bildet ein Assoziativsystem. Beweis Seien (Q 1) und (Q 2) lineare Quasigruppen der Gruppe (Q ), d.h. x 1 y = 1 (x) c 2 (y) und x 2 y = '1(x) d '2(y) mit 1 2 '1 '2 2 Aut(Q ), 4.7. QUASIGRUPPEN ISOTOP ZU EINER GRUPPE 87 c d 2 Q. Es gilt: (x 1 y) 2 z = '1(1 (x) c 2 (y)) d '2 (z) ; = '1 1 (x) '1 (c) '1 2(y) d '2(z) = x 3 (y 4 z) mit x 3 y := '1 1 (x) '1(c) y und y 4 z := '1 2 (y) d '2(z) und 3, 4 sind lineare Quasigruppen der Gruppe (Q ). 2 Der folgende Spezialfall der linearen Quasigruppen wurde von Ecker und Poch untersucht. Dabei setzen wir i := fur alle i: Satz 43 ( Ecker, Poch 9]) Sei Zn = f0 : : : n ; 1g, n 2 und h k l 2 Zn mit h und k teilerfremd zu n. Dann ist Qn = (Zn ) mit x y = (h x + k y + l) mod n eine lineare Quasigruppe. Nachbarvertauschungen werden erkannt, falls h ; 1 und h ; k teilerfremd zu n sind, und Sprungtranspositionen werden erkannt, falls h ; 1, h + 1 und h2 ; k teilerfremd zu n sind. Beweis Die Abbildungen x 7! h x und y 7! k y sind Automorphismen der Gruppe Zn, da h und k teilerfremd zu n sind. Wir zeigen die erste Eigenschaft von 4.2 (Seite 75). Dazu sei x y = y x, also hx + ky + l = hy + kx + l. Es folgt (h ; k)(x ; y) = 0 und mit der Eigenschaft, da h ; k eine Einheit in Zn ist, x ; y = 0 bzw. x = y. Nun nehmen wir an, da (c x) y = (c y) x gilt, d.h. h(hc + kx + l) + ky + l = h(hc + ky + l) + kx + l. Wir kurzen auf beiden Seiten die gleichen Terme und erhalten hkx + ky = hky + kx. k ist eine Einheit, daher konnen wir auch k kurzen. Es folgt (h ; 1)(x ; y) = 0 und damit, weil wir h ; 1 als Einheit vorausgesetzt haben, x = y. Die entsprechenden Bedingungen fur Sprungtranspositionen werden ganz analog gezeigt. 2 Korollar 18 ( Ecker, Poch 9]) Sei q teilerfremd zu n, 1 q n ; 2 (n 3). Wenn wir h = ;q, k = 1 und l = 0 setzen, dann werden alle Nachbarvertauschungen erkannt, vorausgesetzt, da q + 1 teilerfremd zu n ist. Zusatzlich werden alle Sprungtranspositionen erkannt, falls q ; 1 teilerfremd zu n ist. Ist n gerade, dann ist entweder h oder h ; 1 gerade und daher nicht teilerfremd zu n. Also gibt es fur gerades n keine lineare Quasigruppe, die alle Nachbarvertauschungen erkennt. Dies liegt u.a. auch am folgenden Zusammenhang: Satz 44 Ein Prufziersystem uber linearen Quasigruppen der Gruppe (G ) ist ein Prufziersystem uber dieser Gruppe. Beweis Seien (G i), i = 1 : : : n, lineare Quasigruppen der Gruppe (G ) mit x i y = i (x) ci 'i(y). Wir zeigen die Behauptung durch vollstandige Induktion 88 KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN nach der Anzahl der beteiligten Quasigruppen. Fur eine Quasigruppe n haben wir xn n xn;1 = n (xn) cn 'n(xn;1): Wir setzen n (x) := n (x) und n;1 (x) := cn 'n(x) und erhalten den Induktionsanfang xn n xn;1 = n(xn ) n;1 (xn;1): Nun gelte (: : : (xn n xn;1) n;1 : : : ) i xi;1 = n(xn ) : : : i;1 (xi;1). Es folgt (n (xn) : : : i;1 (xi;1 )) i;1 xi;2 = i;1 (n(xn) : : : i;1(xi;1 )) ci;1 'i;1 (xi;2): Mit ~j (x) := i;1 j (x), j = n : : : i ; 1, ~i;2 (x) := ci;1 'i;1(x) und der Eigenschaft, da i;1 ein Automorphismus ist, haben wir (: : : (xn n xn;1 ) n;1 : : : ) i xi;2 = ~n (xn) : : : ~i;2 (xi;2 ) gezeigt. Damit folgt die Behauptung. 2 Bemerkung Wir haben die Eigenschaft, da n und die 'i Automorphismen sind nicht benutzt. Die gleiche Aussage gilt daher auch fur Quasigruppen, bei denen n und die 'i nur Permutationen sind, aber keine Automorphismen. Der Ansatz mit linearen Quasigruppen fuhrt also auf die bereits in Kapitel 1 behandelten Prufziersysteme uber Gruppen. Da wir schon gezeigt haben, da uber der Gruppe Z2n, kein Prufziersystem existiert, kann es auch kein Prufziersystem uber linearen Quasigruppen der Gruppe Z2n geben. 4.8 Total anti-symmetrische Quasigruppen Ein naheliegender Ansatz zur Reduktion der Anzahl der Paare orthogonaler lateinischer Quadrate, ist es, anstatt verschiedener Quasigruppen, nur eine einzelne Quasigruppe zu betrachten. Dies hat auch praktische Vorteile, da wir in diesem Fall die Stellenzahl der zu sichernden Zahlen einfach erhohen konnen, wahrend bei verschiedenen Quasigruppen nicht klar ist, wie wir eine weitere Quasigruppe hinzu nehmen konnen, ohne dabei die Fehlererkennung zu zerstoren. Wir betrachten daher die Prufziersysteme der Form (4.11) (: : : ((xn xn;1) xn;2 ) : : : ) x0 = c: Eine Quasigruppe hei t total anti-symmetrisch, falls sie anti-symmetrisch ist und au erdem gilt: (c x) y = (c y) x ) x = y: (4.12) Damit deniert die Gleichung 4.11 genau dann ein Prufziersystem, wenn eine total anti-symmetrische Quasigruppe ist. 4.8. TOTAL ANTI-SYMMETRISCHE QUASIGRUPPEN 89 4.8.1 Konstruktion In diesem Abschnitt geben wir einen Algorithmus an, mit dessen Hilfe total antisymmetrische Quasigruppen konstruiert werden konnen. Die Eigenschaft 4.12 konnen wir durch die Parastrophie (Q =) etwas anders formulieren. Wir setzen x~ := c x, also c=x~ = x und erhalten die neue Bedingung x~ y = (c y) (c=x~) ) c=x~ = y (fur alle c x~ y 2 Q) Nun sei M = m(i j k) ein Wurfel mit m(i j k) := k, (i j k = 0 1 : : : n ; 1). Wir konstruieren die Quasigruppe durch: 1) F ur 2) n ; 1 tue 2-10 F ur j von 0 bis n ; 1 tue 3-7 3) Sind alle Elemente m(i j 0) : : : m(i j n ; 1) i von 0 bis gestrichen, dann Abbruch m(i j k) aus, das noch nicht i j := k 5) Streiche die Elemente m(i + 1 j k ) : : : m(n ; 1 j k ) 6) Streiche die Elemente m(i j + 1 k ) : : : m(i n ; 1 k ) 7) Streiche das Element m(j i k ), falls j > i Streiche die Elemente m(c y c=x x y ), c = 0 : : : i ; 1, x = i, y = 0 : : : n ; 1 Streiche die Elemente m(c y c=x x y ), c = i, x = 0 : : : i, y = 0 : : : n ; 1 Gibt es in den Schritten 8 oder 9 x 6= c y mit x y = (c y ) (c=x), c y i, dann Abbruch 4) W ahle ein Element gestrichen ist und setze 8) 9) 10) Erlauterungen: Die Schritte 5+6 sorgen dafur, da eine Quasigruppe konstruiert wird. Durch Schritt 7 werden nur anti-symmetrische Quasigruppen erzeugt. Die Schritte 8-10 beschleunigen den Algorithmus erheblich, denn es werden schon wahrend der Konstruktion diejenigen Quasigruppen ausgeschlossen, die nicht total anti-symmetrisch sind. Wir zeigen dies in dem folgenden Satz: Satz 45 Eine Quasigruppe (Q ) kann genau dann mit dem Algorithmus konstru- iert werden, wenn sie total anti-symmetrisch ist. Beweis Wir zeigen zunachst mit vollstandiger Induktion, da eine total antisymmetrische Quasigruppe (Q ) mit dem Algorithmus konstruiert werden kann. Es sei (i0 j 0) < (i j ) falls i0 < i oder falls i0 = i und j 0 < j ist. Wir beginnen die 90 KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN Induktion mit (i j ) = (0 0). Da fur i = j = 0 noch kein Element gestrichen ist, konnen wir 0 0 := 0 0 setzen. Nun gelte i0 j 0 = i0 j 0 fur alle (i0 j 0) < (i j ). Annahme: In Durchlauf (i j ) ist das Element m(i j i j ) gestrichen, d.h. es existiert ein (i0 j 0) < (i j ), so da in Durchlauf (i0 j 0) m(i j i j ) gestrichen wurde. Wir unterscheiden die folgenden Falle: Fall 1: m(i j i j ) wurde in Schritt 5 oder 6 gestrichen. Entweder gilt dann j = j 0 und i0 j = i0 j = i j oder i = i0 und i j 0 = i j 0 = i j . In beiden Fallen folgt (i0 j 0) = (i j ) im Widerspruch zu (i0 j 0) < (i j ). Fall 2: m(i j i j ) wurde in Schritt 7 gestrichen, also i0 = j und j 0 = i. Es folgt j i = j i = i j . Nach Voraussetzung an (Q ) impliziert dies i = j und damit (i0 j 0) = (i j ), Widerspruch. Fall 3: m(i j i j ) wurde in Schritt 8 gestrichen, d.h. i0 < i und es existiert ein c < i0 , y 2 f0 : : : n ; 1g mit c y = c y = i, c=i0 = j , i0 y = i0 y = i j . Die zweite Gleichung ist aquivalent zu i0 = c j = c j . Wir setzen diese und die erste Gleichung in die dritte ein und erhalten (c j ) y = (c y) j . Dies impliziert nach Voraussetzung j = y und wir erhalten aus der dritten Gleichung i0 = i im Widerspruch zu i0 < i. Fall 4: m(i j i j ) wurde in Schritt 9 gestrichen, d.h. i0 < i und es existiert ein x i0 < i, y 2 f0 : : : n ; 1g mit i0 y = i0 y = i, i0=x = j und x y = x y = i j . Auch hier folgt durch Einsetzen in die letzte Gleichung (i0 j ) y = (i0 y) j . Demnach ist j = y und i = x im Widerspruch zu x < i. Damit ist die Annahme widerlegt, d.h. das Element m(i j i j ) ist nicht gestrichen. Wir setzen daher i j := i j . Der Algorithmus bricht nicht in Schritt 3 ab, da wir gezeigt haben, da mindestens ein Element, namlich m(i j i j ) nicht gestrichen ist. Wenn der Algorithmus in Schritt 10 abbrechen wurde, dann gabe es c x 2 f0 : : : ig, y 2 f0 : : : n ; 1g, c y i, x 6= c y = c y mit x y = (c y) (c=x). Wir setzen z := c=x bzw. x = c z = c z und es folgt x y = (c y) z = (c z) y. Wir erhalten z = y, woraus x = c y folgt im Widerspruch zu x 6= c y. Damit haben wir gezeigt, da die Quasigruppe (Q ) mit dem Algorithmus konstruiert werden kann. Sei nun andererseits (Q ) eine Quasigruppe, die mit dem Algorithmus konstruiert wurde. Wir nehmen an, es gabe c x y 2 f0 : : : n ; 1g, x 6= c y mit x y = (c y) (c=x). Sei i := max(c x), also c x i. Wir betrachten nun den Algorithmus in Durchlauf i bei den Schritten 8-10. Fall 1: c = i, x i, c y i. In Schritt 9 gibt es demnach x 6= c y mit x y = (c y) (c=x), c y i und der Algorithmus bricht ab. Fall 2: c < i, x = i, c y i. In Schritt 8 sind damit die Bedingungen von Schritt 4.8. TOTAL ANTI-SYMMETRISCHE QUASIGRUPPEN 91 10 erfullt und der Algorithmus bricht ab. Fall 3: c = i, x i, c y > i. Es ist (x y) < (c y c=x). In Schritt 9 wurde das Element m(c y c=x x y) gestrichen, daher ist die Wahl (c y) (c=x) = x y im Durchlauf (i0 j 0) = (c y c=x) nicht moglich, im Widerspruch dazu, da wir (Q ) mit dem Algorithmus konstruiert haben. Fall 4: c < i, x = i, c y > i. Auch hier ist (x y) < (c y c=x) und es folgt analog zu Fall 3, da in Schritt 8 m(c y c=x x y) gestrichen wurde und deshalb ist (c y) (c=x) 6= x y, Widerspruch. Nun nehmen wir an, es gabe x 6= y mit x y = y x, o.B.d.A. x < y. Im Durchlauf (x y) wird das Element m(y x x y) gestrichen und kann daher im Durchlauf (y x) nicht ausgewahlt werden, also x y 6= y x, Widerspruch. Damit ist der Beweis des Satzes abgeschlossen. 2 Wie bei den anti-symmetrischen Abbildungen kann man alle total anti-symmetrischen Quasigruppen konstruieren, indem man in Schritt 4) nacheinander alle nicht gestrichenen Elemente auswahlt und den Algorithmus rekursiv aufruft. Mit diesem rekursiven Algorithmus haben wir die Anzahl der total anti-symmetrischen Quasigruppen mit einer Linkseins und derer, die zusatzlich noch alle Sprungtranspositionen erkennen, bestimmt. Ordnung Anzahl (Gesamt) 3 4 5 6 7 8 total antisymmetrisch 2 1 24 2 1.344 18 1.128.960 0 12.198.297.600 2.400 2.697.818.265.354.240 31.680 Sprungtranspositionen 0 2 12 0 480 1.440 Die Werte fur n = 3 4 5 6 bestatigen die von Ecker und Poch 9] bestimmte Anzahl. Die Rechenzeit fur n = 7 betrug ca. 6 Minuten, die fur n = 8 ca. 12,5 Stunden. Fur die Konstruktion der total anti-symmetrischen Quasigruppen haben wir die folgenden Satze ausgenutzt. Satz 46 Ist (Q ) eine total anti-symmetrische Quasigruppe, ' und Permu- tationen, dann wird durch x y := ;1 ( (x) '(y )) ebenfalls eine total antisymmetrische Quasigruppe deniert, falls ';1 2 Ant(Q ) oder (Q ) eine Linkseins besitzt. Beweis Wir nehmen zunachst an, da (c x) y = (c y) x gilt, dann folgt mit der Denition von (Q ), da ((c) '(x)) '(y) = ((c) '(y)) '(x) ist. Da (Q ) total anti-symmetrisch ist, folgt '(x) = '(y) und demnach x = y. 92 KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN Falls (Q ) eine Linkseins 0 besitzt, dann folgt aus x y = (0 x) y = (0 y) x = y x die Gleichung x = y. Also ist (Q ) total anti-symmetrisch. Gilt ';1 2 Ant(Q ), dann impliziert x y = ;1 ((x) '(y)) = ;1((y) '(x)) = y x die Gleichung (x) '(y) = (y) '(x) und damit (';1 ('(x))) '(y) = (';1 ('(y)))'(x). Nach Voraussetzung ist ';1 eine anti-symmetrische Abbildung der Quasigruppe (Q ), deshalb folgt '(x) = '(y) und x = y. Folglich ist (Q ) total anti-symmetrisch. 2 Korollar 19 Ist (Q ) eine total anti-symmetrische Quasigruppe, so ist auch (Q ) mit x y := ';1 ('(x) '(y)) total anti-symmetrisch. Beweis Setze := ', dann ist ';1 = Id 2 Ant(Q ), weil (Q ) antisymmetrisch ist. Satz 47 Sei (Q ) eine total anti-symmetrische Quasigruppe, dann existiert eine total anti-symmetrische Quasigruppe mit Linkseins, (Q ) und eine anti-symmetrische Abbildung ';1 2 Ant(Q ) mit x y = x '(y ). Beweis Sei '(x) := 0 x und x y := x ';1 (y), dann gilt y = 0 ';1(y) und demnach 0 y = 0 ';1(y) = y fur alle y 2 Q, also besitzt (Q ) eine Linkseins und ist nach Satz 46 total anti-symmetrisch. Au erdem gilt ';1 2 Ant(Q ), denn aus ';1(x) y = ';1(y) x folgt ';1(x) ';1 (y) = ';1(y) ';1 (x). (Q ) ist anti-symmetrisch daher erhalten wir ';1(x) = ';1 (y) bzw. x = y. Damit haben wir x '(y) = x ';1 ('(y)) = x y und die Behauptung ist bewiesen. 2 Wir konnen also alle total anti-symmetrischen Quasigruppen bestimmen, indem wir die total anti-symmetrischen Quasigruppen mit Linkseins und deren antisymmetrische Abbildungen konstruieren. Satz 48 Eine total anti-symmetrische Quasigruppe mit Linkseins ist isomorph zu einer total anti-symmetrischen Quasigruppe mit Linkseins (Q ), Q = f0 : : : n ; 1g, fur die 1x x+2 x = 0 ::: n; 1 gilt. Beweis Sei (Q ) eine total anti-symmetrische Quasigruppe mit Linkseins 0. Wir beweisen den Satz mit vollstandiger Induktion. Falls 1 0 2 ist (Bem.: in diesem Fall gilt 1 0 = 2) , dann ist nichts zu zeigen. Gilt 1 0 > 0 + 2 = 2, dann denieren wir '(1 0) := 2, '(2) := 1 0 und 4.8. TOTAL ANTI-SYMMETRISCHE QUASIGRUPPEN 93 '(x) := x sonst. Die Quasigruppe (Q ) mit x y := '('(x) '(y)) ist isomorph zu (Q ), da ';1 = ' gilt und es ist 1 0 = '('(1) '(0)) = '(1 0) = 2 0 + 2. Nun sei (Q ) isomorph zu (Q 0), und es gelte 1 0 x x + 2 fur 0 x k < n ; 3. Ist 1 0 (k + 1) > k + 3, dann setzen wir '(1 0 (k + 1)) := k + 3, '(k + 3) := 1 0 (k + 1) und '(x) := x sonst. Damit erfullt die Quasigruppe (Q ) mit x y := '('(x) '(y)) die gesuchte Bedingung, denn es gilt 1 x = '('(1) 0 '(x)) = '(1 0 x) = 1 0 x x + 2 fur 0 x k und 1 (k + 1) = '('(1) 0 '(k + 1)) = '(1 0 (k + 1)) = k + 3 = (k + 1) + 2 und (Q ) ist isomorph zu (Q ). Da fur x n ; 3 die Aussage 1 x x + 2 trivial ist (denn schlie lich ist 1 x n ; 1 fur alle x 2 Q), haben wir damit den Satz bewiesen. 2 Wir brauchen also nur solche Quasigruppen zu konstruieren, welche eine Linkseins besitzen, und fur die 1 x x + 2 gilt. Die Gesamtanzahl erhalten wir durch das Auszahlen der verschiedenen isomorphen Quasigruppen. Damit verkurzt sich die Rechenzeit erheblich, z.B. fur n = 8 von schatzungsweise einer Woche auf etwa einen halben Tag. Au erdem haben wir den Algorithmus noch dadurch beschleunigt, da wir beim Streichen eines Elements gleich uberprufen, ob bereits alle Elemente m(i j k), k = 0 : : : n ; 1 gestrichen wurden. Dies erreichen wir, indem wir mitzahlen, wieviele Elemente noch nicht gestrichen sind. Sind alle Elemente gestrichen, so konnen wir den aktuellen Durchlauf abbrechen und in der Rekursion eine Ebene hoher gehen. Fur n = 10 haben wir auch nach langerer Suche keine total anti-symmetrische Quasigruppe gefunden. Da die Zahl der Quasigruppen mit n stark anwachst (siehe McKay, Rogoyski 16]), konnten wir allerdings nur einen sehr geringen Prozentsatz uberprufen. Ecker und Poch haben sogar die Vermutung ausgesprochen, da Quasigruppen der Ordnung 4k + 2 nicht total anti-symmetrisch sein konnen. Wir stutzen diese Vermutung durch den folgenden Satz: Satz 49 Es existiert keine zu Ds, s > 2 ungerade, isotope Quasigruppe, die total anti-symmetrisch ist. Die Quasigruppen, die zu Z2k isotop sind, konnen nicht anti-symmetrisch sein. Beweis Nehmen wir an, wir hatten eine total anti-symmetrische Quasigruppe (Q ), die isotop zu Ds ist, d.h. x y = '3('1(x)'2 (y)). Damit ist (c x) y = '3 ('1(c x)'2 (y)) = '3('1('3 ('1(c)'2(x)))'2 (y)). Mit '~ = '1 '3 , c~ = KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN 94 '1 (c), x~ = '2 (x) und y~ = '2(y) folgt (c x) y = '3('~(~cx~)~y). Da (Q ) total anti-symmetrisch ist, folgt, da fur alle c~ 2 Ds die Permutation '~(~cx~) eine anti-symmtrische Abbildung von Ds ist. Nach Satz 4 (Seite 30) ist damit auch '~(~c;1c~x~)~c;1 = '~(~x)~c;1 2 Ant(Ds) im Widerspruch zu Satz 26 (Seite 54). Da Zn keine anti-symmetrische Abbildung besitzt, gilt dies auch fur alle Isotopien. 2 Wenn die Vermutung stimmt, dann existiert kein Prufziersystem basierend auf einer einzelnen Quasigruppe der Ordnung 10. Falls es allerdings eine total anti-symmetrische Quasigruppe der Ordnung 10 geben sollte, dann bedeutet dies allerdings noch nicht, da diese eine bessere Fehlererkennung der anderen Fehler (Zwillingsfehler, Sprungzwillingsfehler) bietet als ein Prufziersystem basierend auf der Diedergruppe D5. Im nachsten Abschnitt werden wir zeigen, da bestimmte Quasigruppen nicht alle Fehler erkennen konnen. Fur ungerade n gilt allerdings: Satz 50 Es existieren total anti-symmetrische Quasigruppen fur alle ungeraden n. Beweis In (Zn +) sind die Abbildungen '(x) = c ; x anti-symmetrisch fur al- le c 2 Zn. Wir denieren nun x y := ;x + y und haben damit (c x) y = ;(;c + x) + y = c ; x + y und ist total anti-symmetrisch. 2 4.9 Quasigruppen mit Vorzeichen Dieser Abschnitt verallgemeinert den Begri des Vorzeichens auf Quasigruppen. Denition 22 Eine (endliche) Quasigruppe (Q ) mit einem Homomorphismus sgn : Q ! f;1 +1g hei t Quasigruppe mit Vorzeichen sgn. Ist sgn surjektiv, dann hei t das Vorzeichen nicht-trivial. Die Menge der positiven bzw. negativen Elemente wird mit Q+ bzw. Q; bezeichnet. Eigenschaften: 1. Besitzt (Q ) eine Links- oder Rechtseins e, dann ist sgn(e) = 1. 2. Q = Q+ Q; und Q+ \ Q; = . 3. Es gilt jQ+j = jQ;j, falls das Vorzeichen auf Q nicht trivial ist, sonst Q+ = Q und Q; = . 4.9. QUASIGRUPPEN MIT VORZEICHEN 95 zu 1: sgn(e) = sgn(e e) = sgn(e)sgn(e) = 1. zu 2: klar. zu 3: Sei x 2 Q; 6= , dann ist x x 2 Q+, denn sgn(x x) = sgn(x)sgn(x) = 1, also ist das Vorzeichen sgn nicht trivial. Es ist x Q+ Q; , und da x y1 6= x y2 fur y1 6= y2 gilt, haben wir jQ+j jQ;j. Ebenso gilt x Q; Q+ und damit jQ;;j jQ+j. Folglich+ haben wir jQ+j = jQ;j. Ist das Vorzeichen trivial, dann gilt Q = und Q = Q . Satz 51 Quasigruppen mit ungerader Ordnung besitzen nur die triviale Vorzeichenfunktion sgn(x) = 1. Eine Quasigruppe der Ordnung 2k besitzt ein nicht-triviales Vorzeichen genau dann, wenn sie eine Unterquasigruppe der Ordnung k besitzt. Beweis Falls eine Quasigruppe ein nicht-triviales Vorzeichen besitzt, dann gilt jQ j = jQ;;j und die Anzahl der Elemente der Quasigruppe ist gerade, denn jQj = jQ j + jQ j = k + k = 2k. Q ist in diesem Fall eine Unterquasigruppe der Ordnung k, denn wenn x y 2 Q sind, dann gilt sgn(x y) = sgn(x)sgn(y) = 1 1 = 1 und es folgt x y 2 Q . + + + + + Andererseits konnen wir mit einer Unterquasigruppe U der Ordnung k ein Vorzeichen denieren durch sgn(x) = ( falls x 2 U ;1 sonst. 1 Wir mussen zeigen, da sgn(x y) = sgn(x)sgn(y) gilt. Dazu sei x 2 U . Fur y 2 U sind auch die Elemente x y 2 U . Da x y1 6= x y2 fur y1 6= y2 gilt, ist x U = U . Aus diesem Grund ist fur z 62 U auch x z 62 U , denn wenn x z 2 U ware, dann gabe es ein y 2 U mit x z = x y und damit ist y = z, Widerspruch. Genauso folgt, da fur z 62 U auch z x 62 U ist. Nun sei z 2 U := Q n U . Wir haben gezeigt, da fur x 2 U , z x und x z Elemente von U sind, d.h. z U = U z = U , denn die Elemente z x bzw. x z sind fur verschiedene x ebenfalls verschieden und jU j = jU j. Ist y 2 U , dann mu z y y z 2 U gelten, denn sonst gabe es ein x 2 U mit z y = z x bzw. y z = x z und es wurde x = y und daher ein Widerspruch folgen. Damit haben wir gezeigt, da sgn ein Homomorphismus ist. 2 Theorem 19 Sei Q eine Quasigruppe der Ordnung 4k + 2 mit nicht trivialem Vorzeichen, dann besitzt Q keine vollstandige Abbildung. Beweis Siehe Beweis auf der Seite 48. 96 KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN Wir haben bereits gezeigt, da in einer Isotopieklasse entweder alle oder keine Quasigruppe eine vollstandige Abbildung besitzt. Daher wissen wir, da jede Quasigruppe der Ordnung 4k + 2, die zu einer Quasigruppe mit Vorzeichen isotop ist, keine vollstandige Abbildung besitzt. Also gilt: Korollar 20 Prufziersysteme zur Basis 4k + 2 uber Quasigruppen, von denen wenigstens eine isotop zu einer Quasigruppe mit Vorzeichen ist, erkennen nicht alle Zwillings- und auch nicht alle Sprungzwillingsfehler. Das Gleiche gilt auch fur alle Parastrophien dieser Quasigruppen. 4.9.1 Beispiele Die Quasigruppe (Zn ), n gerade, mit ( falls x gerade x y = (x + y) mod n (x ; y ; k) mod n falls x ungerade, k 2 Zn gerade, besitzt das nicht-triviale Vorzeichen ( sgn(x) = 1 falls x gerade ;1 falls x ungerade, denn die Menge der geraden Zahlen bildet eine Unterquasigruppe von (Zn ). Dies wird besonders deutlich, wenn wir die Zeilen und Spalten so permutieren, da zuerst die geraden und dann die ungeraden Zahlen kommen. Fur n = 10 k = 0 haben wir z.B. die Quasigruppe * 0 2 4 6 8 1 3 5 7 9 0 0 2 4 6 8 1 3 5 7 9 2 2 4 6 8 0 9 1 3 5 7 4 4 6 8 0 2 7 9 1 3 5 6 6 8 0 2 4 5 7 9 1 3 8 8 0 2 4 6 3 5 7 9 1 1 1 3 5 7 9 0 2 4 6 8 3 3 5 7 9 1 8 0 2 4 6 5 5 7 9 1 3 6 8 0 2 4 7 7 9 1 3 5 4 6 8 0 2 9 9 1 3 5 7 2 4 6 8 0 Wir zeigen, da (Zn ) fur alle geraden n k eine Quasigruppe deniert. Wir setzen y := a ; x, falls x gerade und y := x ; a ; k, falls x ungerade ist, und haben 4.9. QUASIGRUPPEN MIT VORZEICHEN 97 so eine eindeutige Losung der Gleichung x y = a mit vorgegebenen x a 2 Zn. Sind y b 2 Zn vorgegeben und y und b entweder beide gerade oder beide ungerade, dann ist x := b ; y gerade und Losung der Gleichung x y = b. Falls y und b unterschiedliche Vorzeichen haben, dann ist x := b + y + k ungerade und lost die Gleichung x y = b. Um zu zeigen, da diese Losung eindeutig ist, nehmen wir an, da x1 y = x2 y = b gilt. Haben x1 und x2 das gleiche Vorzeichen, dann konnen wir y und ggf. k auf beiden Seiten der Gleichung kurzen und erhalten x1 = x2 . Gilt dagegen x1 ungerade und x2 gerade, so haben wir die Gleichung x1 ; y ; k = x2 + y bzw. x1 = x2 + 2y + k. Auf der rechten Seite der Gleichung steht eine gerade, auf der linken eine ungerade Zahl, da n gerade ist haben wir daher einen Widerspruch. Damit folgt, da (Zn ) eine Quasigruppe ist. 2 Weitere Beispiele konnen wir aus der Arbeit von Ecker und Poch entnehmen. Sie denieren uber den folgenden Quasigruppen der Ordnung 2n = 4k + 2 ein Prufziersystem (siehe letzten Abschnitt). Fur x y 2 Zn sei x 1 y bzw. x 2 y deniert durch: 0x y n;1 0 x n ; 1 n y 2n ; 1 n x 2n ; 1 0 y n ; 1 n x y 2n ; 1 bzw. 0x y n;1 0 x n ; 1 n y 2n ; 1 n x 2n ; 1 0 y n ; 1 n x y 2n ; 1 : x 1 y = (y ; x) mod n : x 1 y = n + ((y ; x) mod n) : x 1 y = n + ((;x ; y) mod n) : x 1 y = (y ; x + 1) mod n : x 2 y = (y ; x) mod n : x 2 y = n + ((y + x) mod n) : x 2 y = n + ((y ; x + 1) mod n) : x 2 y = (;y + x + 1) mod n Auch diese Quasigruppen besitzen ein nicht triviales Vorzeichen, denn fur 0 x y n ; 1 gilt 0 x 12 y n ; 1 und damit habe wir eine Unterquasigruppe der Ordnung 2k +1. Also konnen wir Korollar 20 (Seite 96) anwenden und es folgt, da uber dieser Quasigruppe kein Prufziersystem existiert, welches alle (Sprung-)Zwillingsfehler erkennt. Im Gegensatz zu den Gruppen, mu eine Quasigruppe der Ordnung 4k + 2 nicht unbedingt ein nicht-triviales Vorzeichen besitzen, wie das folgende Beispiel zeigt. 98 KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 6 2 9 4 3 7 5 1 0 8 2 5 6 4 8 7 3 1 9 2 0 3 9 5 6 7 0 1 3 8 4 2 4 3 8 5 6 1 2 9 0 7 4 5 8 3 0 5 6 9 4 2 1 7 6 7 0 3 2 5 6 8 4 9 1 7 2 4 7 1 9 8 0 3 6 5 8 4 7 1 9 8 0 2 6 5 3 9 1 9 8 0 2 4 7 5 3 6 Die Identitat ist eine vollstandige Abbildung dieser Quasigruppe, denn die Elemente x x auf der Diagonalen sind paarweise verschieden. Nach Theorem 19 kann sie daher nicht isotop zu einer Quasigruppe mit nicht-trivialem Vorzeichen sein, insbesondere besitzt sie selbst nur das triviale Vorzeichen. 4.10 Total anti-symmetrische Abbildungen Wenn wir den Ansatz im Abschnitt "Total anti-symmetrische Quasigruppen" mit Kapitel 1 vergleichen (insbesondere Satz 1, Seite 15), dann ist der deutlichste Unterschied, da wir die Prufzier nur mit einer Quasigruppe berechnet haben, ohne eine Permutation auf die einzelnen Elemente anzuwenden. Wir untersuchen nun diese Moglichkeit mit dem Ansatz ((: : : (('n(xn) 'n;1(xn;1)) 'n;2(xn;2 )) : : : ) '(x1)) x0 = c (4.13) wobei (Q ) eine Quasigruppe und ' eine Permutation ist. Zunachst zeigen wir, da dies im wesentlichen dem vom Ecker und Poch vorgeschlagenen Ansatz entspricht. Sie denieren die Prufzier durch x0 := (: : : ((xn '(xn;1 )) '2(xn;2 )) : : : ) 'n;1(x1) (4.14) und verzichten auf das Erkennen der Vertauschung x0 $ x1. Dies erscheint aufgrund der Tatsache, da die Haugkeit der Fehler mit wachsender Stellenzahl zunimmt, als wenig sinnvoll. Au erdem konnen wir auf die einzelnen Stellen xi die Permutation ';n anwenden, ohne da die Anti-Symmetrie-Eigenschaft der durch die Gleichung denierten n-Quasigruppe verlorengeht (Satz 16, Seite 67). Wir erhalten somit die Form 4.13, wobei es besser ist, die Prufzier implizit durch die genannte Gleichung zu bestimmen. Fur eine Quasigruppe reicht es nicht aus, da ' eine anti-symmetrische Abbildung ist. Wir benotigen zusatzlich noch die Bedingung (c '(x)) y = (c '(y)) x ) x = y 4.10. TOTAL ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN 99 damit alle Nachbarvertauschungen erkannt werden. Wir nennen eine Permutation die anti-symmetrisch ist und zusatzlich diese Bedingung erfullt total antisymmetrisch. In einer Gruppe sind anti-symmetrische Abbildungen auch total anti-symmetrisch, fur Quasigruppen gilt dies aber i.allg. nicht. 4.10.1 Konstruktion Total anti-symmetrische Abbildungen einer Quasigruppen (Q ) konnen ganz ahnlich wie die anti-symmetrischen Abbildungen einer Gruppe konstruiert werden. In einer Quasigruppe haben wir allerdings im allgemeinen kein inverses Element. Dieses Problem konnen wir aber leicht losen, indem wir die Parastrophien (Q =) und (Q n) betrachten. Dann sind die Implikationen aquivalent zu '(x) y = '(y) x (c '(x)) y = (c '(y)) x ) ) x=y x=y '(x) = ('(y) x)ny '(x) = c=(((c '(y)) x)ny) ) ) x=y x = y: Damit erhalten wir einen Algorithmus, der die total anti-symmetrischen Abbildungen einer Quasigruppe konstruiert, indem wir statt des Elements mkjki;1 bei Gruppen, das Element mk(jk)ni und fur alle c 2 Q die Elemente mkc=(((cj)k)ni) streichen (vgl. Seite 39). Mit diesem Algorithmus konnen wir sehr eektiv die total anti-symmetrischen Abbildungen einer vorgegebenen Quasigruppe konstruieren. Wir haben nun fur verschiedene Quasigruppen die total anti-symmetrischen Abbildungen bestimmt und deren Erkennungsquote der anderen Fehlerarten untersucht. Dabei fanden wir eine Quasigruppe, die eine bessere Fehlererkennung bietet als die Diedergruppe. Zum Vergleich geben wir zunachst die Erkennungsquote des von Ecker und Poch denierten "Shift-Code" an. Sie benutzen die im Abschnitt 4.9.1 (Seite 97) denierten Quasigruppen mit der Prufgleichung 4.14 und der Permutation '(x) := x + 1. Damit erzielten sie die folgenden Fehlererkennungsraten fur die Quasigruppe 1 der Ordnung 10: Sprungtranspositionen (Spr.): 84,89%, Zwillingsfehler (Zw.): 71,11%, Sprungzwillingsfehler (SprZw.): 87,67% und phonetische Fehler (Ph.): 76,19%. 100 KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN Bei der zweiten angegebenen Quasigruppe stellten wir fest, da diese zusammen mit ' nicht alle Nachbarvertauschungen erkennt. Es gilt fur 2n = 4k + 2, k > 1: 0 2 '(3k + 2) = 0 2 (3k + 3) = 2k + 1 + ((3k + 3) mod 2k + 1) = 3k + 3 und (3k + 2) 2 '(0) = (3k + 2) 2 1 = 2k + 1 + ((1 ; 3k ; 2 + 1) mod 2k + 1) = 3k + 3: Folglich ist (3k + 2) 2 '(0) = 0 2 '(3k + 2). Das Ergebnis von Ecker und Poch 9, Seite 299] ist fur diese Quasigruppe daher falsch. Bei der Diedergruppe fanden wir total anti-symmetrische Permutationen, die eine deutlich hohere Fehlererkennung bieten als der Shift-Code von Ecker und Poch. Ordnung Permutation Spr. Zw. SprZw. Ph. 6 034152] 82,22% 86,67% 82,22% 80,00% 305214] 82,22% 86,67% 82,22% 100,00% 8 07526431] 89,29% 100,00% 89,29% 91,43% 43571602] 92,86% 92,86% 92,86% 97,14% 10 0458613297] 92,00% 95,56% 92,00% 90,48% 0542978136] 92,00% 91,11% 92,00% 100,00% 7046913258] 94,22% 95,56% 94,22% 96,83% Bei der Suche nach anderen Quasigruppen, die eine bessere Fehlererkennung haben als die Diedergruppe, fanden wir die Quasigruppe (Zn ), n gerade, deniert durch ( falls x gerade x y = (x + y) mod n (x ; y ; 2) mod n falls x ungerade (vgl. Abschnitt 4.9.1) und die folgenden total anti-symmetrischen Abbildungen: Ordnung Permutation Spr. 6 013425] 82,22% 014352] 82,22% 8 12053467] 92,86% 01526374] 92,86% 10 0137268459] 92,00% 0147389625] 92,00% 2096813574] 94,22% Zw. 86,67% 86,67% 100,00% 100,00% 95,56% 95,56% 95,56% SprZw. 82,22% 82,22% 92,86% 92,86% 92,00% 92,00% 94,22% Ph. 100,00% 100,00% 94,29% 100,00% 100,00% 100,00% 96,83% 4.10. TOTAL ANTI-SYMMETRISCHE ABBILDUNGEN 101 Mit der Permutation 2096813574] erreichen wir eine Fehlererkennung von 99,89% aller nicht zufalligen Fehler (einschlie lich der Einzelfehler und der Nachbarvertauschungen, die zu 100% erkannt werden). Die Permutation 0147389625] bietet eine Fehlererkennung von 99,87%. Sie hat den Vorteil, da die 0 xiert wird, womit fuhrende Nullen die Prufzier nicht verandern und Formatfehler erkannt werden konnen. Im Vergleich zur Permutation 0542978136] der Diedergruppe erkennt dieses Prufziersystem mehr Fehler und ist diesem daher vorzuziehen. Schlubemerkung Wir haben gesehen, da das Problem, ein Prufziersystem zur Basis 10 zu bestimmen, welches alle Sprung-/Zwillingsfehler, alle Sprungtranspositionen und alle phonetischen Fehler erkennt, keine naheliegende Losung besitzt. Die Frage, ob es uberhaupt ein solches Prufziersystem gibt, bleibt oen. Die Existenz zu widerlegen, erscheint allerdings sehr schwer, da ein entsprechender Beweis auf den speziellen Eigenschaften der Zahl 10 beruhen mu , denn zur Basis 11 existiert ein entsprechendes Prufziersystem. Trotzdem konnen wir mit dem im letzten Abschnitt angegebenen Prufziersystem 99,89% aller nicht zufalligen Fehler erkennen und somit eine sehr hohe Fehlererkennung gewahrleisten. 102 KAPITEL 4. PRUFZIFFERSYSTEME UBER QUASIGRUPPEN Literaturverzeichnis 1] J. Aczel, V.D. Belousov, M. Hosszu. Generalized associativity and bisymmetry on quasigroups. Acta Math. Acad. Sci. Hungar 11 (1960), 127-136. 2] P. Batemann. Complete mappings of innite groups. Amer. Math. 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