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MA-Verlag
Elektronische Zeitung Schattenblick
Samstag, 13. August 2016
POLITIK / REDAKTION
Gitterrost und Permafrost - Genaues weiß man eben nicht ...
Schreihals Trump bringt den tiefen Staat gegen sich auf
Vom Verschwinden des Permafrosts
Republikanische Kriegstreiber ma­
chen sich für Hillary Clinton stark
(SB) ­ Auf der Titelseite der jüngsten
Ausgabe der international renommierten Wochenzeitschrift Time ist
vor einem schwarzen Hintergrund
eine Karikatur des Gesichts von Donald Trump zu sehen, dessen blondes
Haar und gebräunte Haut nach unten
zerfließen, während der Mund weit
offensteht, quasi im Schrei. Links
neben dem Bild steht die lapidare
Überschrift: "Meltdown". Die TimeMacher vertreten die These, der Republikaner Trump habe durch unvorsichtige Äußerungen in den letzten
Wochen seine Bewerbung um die
US-Präsidentschaft zur Kernschmelze gebracht und seine Chancen auf
einen Sieg gegen die demokratische
Kandidatin Hillary Clinton zunichte
gemacht. Durch das Aufbauschen
dieser These setzen die großen USMedien darauf, daß ... (Seite 7)
SPORT / BOXEN
Marcos Maidana genießt den
sportlichen Ruhestand
Der Argentinier gab selbst Maywea­
ther harte Nüsse zu knacken
(SB) ­ Marcos Maidana,
der seit seiner zweiten Niederlage gegen Floyd
Mayweather im September 2014
nicht mehr im Ring gestanden hat,
beendet offiziell seine Karriere. Da
der ehemalige Weltmeister im Halbwelter- und Weltergewicht nach den
beiden lukrativen Zahltagen .. . (S. 14)
Wenn die Welt, wie wir sie kennen, ihren Halt verliert
Zur 11. Internationalen Permafrostkonferenz (ICOP),
die das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum
für Polar- und Meereswissenschaften (AWI)
vom 20. bis 24. Juni 2016 in Potsdam organisiert hat
eine unheimliche Vorstellung!", sagte Antoni Lewkowicz, Präsident der
IPA (International Permafrost Association), auf der 11. Internationalen
Permafrostkonferenz in Potsdam laut
dem Deutschlandfunk. [1] Der kanadische Geographieprofessor hob damit auf die Erkenntnis ab, daß in den
heutigen Permafrostregionen rund
1.500 Gigatonnen Kohlenstoff gebunden sind, nahezu doppelt soviel
wie in der Atmosphäre. Würde der
Permafrost tauen und der Kohlenstoff
freigesetzt werden, überträfe das alle
(SB) ­ "Bis zum Jahr 2009 haben wir anthropogenen Treibhausgasemissionicht einmal geahnt, dass wir so ein nen bei weitem und trüge zu einer
enormes Problem überhaupt haben - enormen Erwärmung der Erde bei.
"Ich glaube, daß es in den letzten zehn
Jahren einen enormen Wandel gege­
ben hat. Man kann keinen Bericht
über die Veränderungen in den arkti­
schen Regionen und nicht einmal den
Hochgebirgen veröffentlichen, ohne
den Begriff 'tauender Permafrost' zu
verwenden. Und ich hoffe, es wird im­
mer 'tauender' und nicht etwa
'schmelzender' Permafrost heißen!"
(Prof. Antoni Lewkowicz, 23. Juni
2016, Potsdam)
Foto: © 2016 by Schattenblick
Elektronische Zeitung Schattenblick
Dennoch scheint man sich in der
Wissenschaft mit der in den Medien
gern verwendeten Analogie der
"Zeitbombe Permafrost" nicht anzufreunden, obschon es die Wissenschaft selbst war, die dieses drastische Bild verbreitet hat und letztlich
auf seinen medienwirksamen Gebrauch auch gar nicht verzichten
will. [2] Demnach präsentiert sich
die Permafrostforschung in der Öffentlichkeit mit zwei Gesichtern. Einerseits will man nicht den Eindruck
erwecken, sensationsheischend zu
sein, andererseits deutet man gerne
das Katastrophenpotential an, das in
einem Rückzug des Permafrosts
steckt. Schließlich hat man berufsständische Interessen zu verfolgen
und muß mit anderen Wissenschaftsrichtungen um die meist zu knappen
Fördergelder konkurrieren. Also
wird mit der potentiellen Gefahr kokettiert, daß im Zuge der globalen
Erwärmung der Permafrostboden
auftauen und den klimawirksamen
Kohlenstoff an die Atmosphäre freigeben könnte.
Wer bei den Forschern genauer nachfragt, wird allerdings erfahren, daß
aus ihrer Sicht das Bild der Zeitbombe deshalb nicht greift, weil die Prozesse im Permafrost sehr langsam
ablaufen, und sie nicht mit seinem
vollständigen Auftauen rechnen. Es
existiert sogar heute noch Dauerfrostboden, der sich nicht während
der letzten, sondern einer früheren
Eiszeit gebildet hat und folglich mindestens eine Warmzeit überstanden
haben muß.
Darüber hinaus ist unklar, wieviel
Kohlenstoff überhaupt aus dem auftauenden Permafrostboden in die Atmosphäre gelangt, da abgesehen von
jenen Bakterien, die das organische
Material zersetzen und dabei den
Kohlenstoff freisetzen, auch Bakterien existieren, die Kohlenstoff verstoffwechseln und beispielsweise
Methan in Kohlenstoffdioxid (CO2)
umwandeln. CO2 hat jedoch nur
rund ein Zwanzigstel der Klimawirksamkeit von Methan (CH4). Es
Seite 2
könnte also sein, daß im Zuge eines
Rückzugs des Permafrosts in Folge
der globalen Erwärmung der Kohlenstoff zwar freigesetzt, aber zugleich gebunden würde.
Zu bedenken ist weiterhin, daß schon
heute die vormaligen Permafrostregionen der Arktis grüner und grüner
werden. Beim Pflanzenwachstum
wird der Atmosphäre Kohlenstoff
entzogen, weshalb die Arktis heute
noch als Kohlenstoffsenke bezeichnet wird. Hatten vor fünf Jahren Wissenschaftler wie Prof. Kevin Schaefer vom National Snow and Ice Data Center in den Vereinigten Staaten
noch angenommen, daß sich die Arktis etwa Mitte des nächsten Jahrzehnts in eine Kohlenstoffquelle
wandelt, geht seine heutige Einschätzung dahin zu sagen, daß dies
voraussichtlich erst im Zeitraum
2040, 2050 der Fall sein wird. [3]
sem Titel subsumiert wird. Die Erforschung des Dauerfrostbodens hat
in den letzten Jahren einen gewaltigen Schub erfahren, und noch ist
kein Ende des Trends in Sicht. Das
bringt es mit sich, daß immer häufiger neue Fragestellungen aufgeworfen werden, die bislang kaum oder
gar nicht näher beachtet wurden. Dazu zählt die Frage, wieviel Quecksilber eigentlich aus dem Permafrost
entweicht, wenn sich die Arktis weiter erwärmt. Einer seiner Doktoranden arbeite derzeit an dieser Frage,
sagte Prof. Duane Froese von der
Universität von Alberta am Rande
der Potsdamer Permafrostkonferenz
gegenüber dem Schattenblick. [4]
Froeses Doktorand Sasiri Bandara
hat gegenüber dem Deutschlandfunk
berichtet, daß sie herausfinden wollten, welche Mengen dieses Umweltgifts im arktischen Permafrost depo-
Die Auswertung von Aufnahmen aus
dem Zeitraum 1984 ­ 2012 mit den
Landsat­Satelliten der NASA zeigt,
daß Nordamerika grüner geworden
ist. Auf 29,4 % der Landfläche hat
die Vegetation zugenommen (grün),
auf 2,9 % abgenommen (braun). Ab­
bildung: NASA's Goddard Space
Flight Center/Cindy Starr
niert sind. Sobald Quecksilber in
Gewässer gelange, könne daraus
Methylquecksilber entstehen: "In
dieser chemischen Form reichert es
sich in Lebewesen an und schließlich
in der gesamten Nahrungskette bis
hin zu Fischen. Wobei die Konzentrationen immer mehr zunehmen."
[5]
Mit rund 800 Teilnehmenden war die
Potsdamer Konferenz die weltweit
bislang größte wissenschaftliche Tagung über Permafrost. Sie hat anschaulich gemacht, wie breit das
Themenspektrum ist, das unter die-
Quecksilber ist ein hochwirksames
Nervengift, das bei Zimmertemperatur verdunstet. Es besteht die Gefahr,
daß es eingeatmet oder auf anderen
Wegen inkorporiert wird. Es stammt
sowohl aus natürlichen als auch in-
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Sa, 13. August 2016
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dustriellen Quellen. In einer ausgedehnten Moorlandschaft der Arktis
könnten sicherlich "Tonnen" Quecksilber verborgen sein, vermuten die
kanadischen Wissenschaftler. Das
Arctic Monitoring and Assessment
Programme (AMAP), das eine von
sechs Working Groups des Arctic
Council ist, schätzt, daß in der Arktis pro Jahr rund 200 Tonnen Quecksilber abgelagert werden. [6]
Ohne diese Angaben verharmlosen
zu wollen, sei an dieser Stelle angemerkt, daß allein die deutschen Kohlekraftwerke jährlich rund sieben
Tonnen Quecksilber ausstoßen. Davon erreicht vermutlich nur ein
Bruchteil die Arktis, die weitaus größere Menge geht als Fallout in
Deutschland und seinen Nachbarländern nieder. [7]
te, durchaus plötzliche Erwärmungsphasen gegeben. Nach geologischen
Maßstäben bedeute "plötzlich", daß
etwas in Tausenden oder Zehntausenden Jahren abläuft, sagte Schaefer bezogen auf den Permafrost. Klimaforscher hingegen sprechen
manchmal von sehr viel kürzeren
Fristen. Wobei ein grundsätzliches
Problem von Klimaprojektionen darin besteht, daß Aussagen über zukünftige Entwicklungen in erheblichem Umfang aus der Vergangenheit
hergeleitet werden. Deshalb wird
sich die Stärke der Modellbildung
spätestens dann als Schwäche herausstellen, wenn sich das Klima in
einer Weise entwickelt, für die es
kein Vorbild gibt. Das könnte beispielsweise passieren, wenn mehrere Faktoren zusammentreffen, die
sich gegenseitig verstärken. Sollte
der Permafrost
tauen und die
Arktis etwa zur
Mitte dieses Jahrhunderts von einer Kohlenstoffsenke zu einer
-quelle werden,
dann wird das
"positive Rückkopplung" genannt: Ein eingeleiteter Prozeß
verstärkt sich
selbst.
Beim Permafrost läuft so etwas sehr
langsam ab, andere positive Rückkopplungen sind dagegen nicht so
träge. Man spricht in der Klimaforschung beispielsweise von global
wirksamen "tipping points", "Kippunkten" oder auch "Kippelementen", wenn nach Überschreiten einer
Schwelle ein Natursystem eine nicht
mehr aufzuhaltende Dynamik entfaltet, die erst dann zum Stillstand
kommt, wenn es sich zu einem gänzlich neuen Zustand eingefunden hat.
Wenn zum Beispiel im Rahmen des
Klimawandels das arktische Meereis
Es hat im Laufe der Erdgeschichte, schmilzt, verringert sich die Albedo
soweit man sie mit Hilfe sogenann- (Rückstrahlung) des Nordpolarter Proxydaten rekonstruieren konn- meers. Das heizt sich daraufhin auf
"Journalisten wollen immer wissen,
wie viele Kilometer der Permafrost
eigentlich zurückgeht. Vor einigen
Wochen habe ich in einem Feature in
der Helmholtz­Hauspostille auf die­
se Frage geantwortet, daß es Regio­
nen gibt, in denen er in den letzten
dreißig, vierzig Jahren schon um bis
zu hundert Kilometer zurückgegan­
gen ist. In dieser Größenordnung be­
wegt man sich also."
(Prof. Hans­Wolfgang Hubberten,
20. Juni 2016, Potsdam)
Foto: © 2016 by Schattenblick
Sa, 13. August 2016
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und bringt noch mehr Eis zum
Schmelzen, was wiederum die Albedo verringern würde, und so weiter.
Positive Rückkopplung und Kippelemente sind durchaus Gegenstand
intensiver Erforschung. Allein in der
Arktis werden mehrere solcher Kippelemente vermutet. Abgesehen vom
Meereis beispielsweise auch der
grönländische Eisschild: Wenn der
rund 3000 Meter hohe Eispanzer
schmilzt, wird er flacher und seine
Oberfläche wandert dadurch immer
mehr von einer höheren und daher
kälteren zu einer tieferen, wärmeren
Luftschicht, so daß das Abschmelzen
verstärkt wird. Auch die im sibirischen Kontinentalschelf liegenden
Methanhydrate könnten bei zunehmender Erwärmung verstärkt freigesetzt werden, dadurch die Erwärmung fördern und sich somit noch
schneller als zuvor auflösen.
Die Wissenschaft begibt sich allerdings auf sehr dünnes Eis, wollte sie
versuchen, den Einfluß aller Kippelemente, deren Dynamik gleichzeitig angeworfen werden könnte, zu
simulieren und darauf ihre Modelle
anzuwenden. Da sind so viele Unbekannte im Spiel, daß solche Simulationen naturgemäß spekulativ bleiben müssen. Woraus jedoch umgekehrt nicht der Schluß zu ziehen ist,
daß nicht mit eben genau solch einer
Entwicklung zu rechnen wäre: Durch
das Überschreiten eines Kippelements, das zur globalen Erwärmung
beiträgt, wird das nächste Kippelement um so schneller über die entscheidende Schwelle gebracht, so
daß beide zusammen alle anderen
beschleunigen.
Ein vergleichbarer physikalischer
Effekt des Aufschaukelns, nur zugespitzt auf den Bruchteil einer Sekunde, wird im Zusammenhang mit einer Kernwaffenexplosion beschrieben: Die bei der Kernspaltung freigesetzten Neutronen treffen aufAtome, die sich daraufhin spalten und
weitere Spaltvorgänge auslösen: Es
setzt eine positive Rückkopplung
Seite 3
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ein, bzw., wie die Physik es nennt, Der "Permafrostplanet" Mars als
eine exponentiell anwachsende Vorbild für die Zukunft der Erde?
Kernspaltungs-Kettenreaktion.
Forscher wie Dr. Andreas Johnsson
von der Universität Göteborg schlieNur weil die Klimawissenschaft ßen das nicht aus. [9] Ebensowenig
einen vergleichbarer Vorgang bis- kann allerdings ausgeschlossen werlang nicht beschrieben hat, ist das den, daß ein anderer Nachbarplanet,
kein Beweis dafür, daß er nicht ein- die Venus, ein treffendes Vorbild für
treten könnte. Es bedarf nicht zwin- die Erde ist. Dort herrschen Oberflägend der Hinterlassenschaften erd- chentemperaturen zwischen 400 und
geschichtlicher Vorzeit als Vorbild, 500 Grad Celsius, was nicht nur mit
es kann auch ein anderer Planet sein. der größeren Nähe zur Sonne, sonBeispielsweise muß mit dem Mars, dern auch mit der hauptsächlich aus
der vormals Wasser geführt hat, et- Kohlendioxid bestehenden Treibhwas extrem Katastrophales passiert ausgasatmosphäre erklärt wird.
sein. Seine Oberflächenformen lassen auf die einstige Existenz von Die an der Permafrostforschung BeFlüssen, Seen und womöglich sogar teiligten beobachten Entwicklungen,
eines Ozeans schließen. Sie sind ver- die auf lokaler, regionaler wie auch
schwunden.
globaler Ebene problematisch sind
oder werden könnten. So wurde vor
Ein Teil des Wassers ist möglicher- kurzem aus Nordsibirien berichtet,
weise in den Weltraum entwichen, daß ein Zwölfjähriger an Milzbrand
ein anderer Teil liegt in Form von Eis (Anthrax) gestorben ist und Dutzenam Südpol des Planeten vor. Es de von Einwohnerinnen und Einnimmt dort eine Fläche von fast der wohnern untersucht oder mediziGröße Europas ein und hat vermut- nisch behandelt werden mußten.
lich eine Tiefe von 1,6 Kilometern. Mehr als 2300 Rentiere hat der ErreDas am Marssüdpol in gefrorenen ger getötet. Ungewöhnlich dauerhaft
Schichten eingelagerte Wasser ent- hohe Temperaturen selbst für den
spräche einer Menge, die im aufge- Monat Juli - 30 bis 35 Grad Celsius
tauten Zustand den gesamten Plane- - hatten Schnee und Eis schmelzen
ten mit einer elf Meter tiefen, flüssi- lassen und den Boden aufgetaut. Es
gen Schicht überziehen würde, be- wird vermutet, daß das den Milzrichtet die Europäische Weltraum- brandausbruch ausgelöst hat. Die
agentur ESA. [8]
russische Regierung hat Soldaten
entsandt, die darin ausgebildet sind,
mit biologischen Waffen umzugehen, um das betroffene Gebiet unter
Quarantäne zu stellen. Der letzte
derartige Ausbruch in dieser Region
fand 1941 statt.
Möglicherweise ausgehend von einem Tierkadaver seien die Bakterien
(Bacillus anthracis) im Oberflächenwasser davongeschwemmt worden,
so daß die Einwohner mit ihnen in
Kontakt gerieten. Die Freisetzung
gefährlicher Krankheitserreger aus
der Dauerfrostregion im Verlauf des
Klimawandels war bisher nur eine
Möglichkeit, auf die in der Wissenschaft hingewiesen wurde. Jetzt ist
dieses Szenario Realität. "Wir haben
schon vor einigen Jahren davor gewarnt, daß so etwas passieren könne", sagte Vladimir Romanovsky,
Klimaforscher an der University of
Alaska-Fairbanks, gegenüber Eric
Holthaus vom "Pacific Standard".
Bevor man aber nichts Genaueres
über den Ausbruch wisse, sei es bloße Spekulation, von einer zukünftigen Gefahr des Permafrosts zu sprechen. [10]
Romanovsky spekulierte indes selber, daß die Kombination aus Erosion und tauendem Permafrost dazu
Diese Rinnen an der Wand eines
kleineren Einschlagskraters inner­
halb des riesigen Newton­Kraters
auf dem Mars werden als Indiz für
die Existenz von Wasser (und/oder
Geröll) gedeutet. Berechnungen der
Länge und Breite der Rinnen lassen
die Vermutung zu, daß bei jedem Er­
eignis, das zu einer Rinne geführt
hat, um die 2,5 Millionen Liter Was­
ser beteiligt gewesen sein könnten.
(Zusammenstellung von drei Bildern
mit der Mars Orbiter Camera, die
zwischen Januar und Mai 2000 auf­
genommen wurden.
Foto: NASA on The Commons,
freigegeben via Flickr
Seite 4
www.schattenblick.de
Sa, 13. August 2016
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beigetragen haben könnte, abgesonderte Milzbranderreger zu mobilisieren, so daß sie in die örtlichen Gewässer gelangt sind. Obwohl dieser
Ausbruch in einer außergewöhnlich
warmen Periode stattgefunden habe,
könne das Auftauen des Permafrosts,
wenn es in Zukunft wärmer werde und es habe den Anschein, daß das
geschehe - "massiv" sein, erklärte
Romanovsky. Ein fortgesetztes Verschwinden des Permafrosts schüfe
mehr Gelegenheiten der Ausbreitung
solcher Mikroben. Das sei "Neuland" für menschliche Erfahrungen.
Prof. Vladimir Romanovsky gedenkt
gemeinsam mit den Konferenzteil­
nehmenden der seit der letzten ICOP
verstorbenen Kolleginnen und
Kollegen.
Foto: © 2016 by Schattenblick
Der Eispanzer Grönlands zählt zwar
nicht zur Permafrostregion, aber
auch dort könnten die höheren Temperaturen etwas freilegen, von dem
eine potentielle Gefahr ausgeht: Der
ehemalige Militärstützpunkt "Camp
Century", den die USA 1959 auf
Grönland errichteten und der derzeit
von 35 Meter mächtigem Eis bedeckt
ist. In dem Stützpunkt, der mit Erlaubnis Dänemarks rund zehn Jahre
lang auf dem Eis betrieben wurde,
befinden sich jede Menge Schadstoffe: 200.000 Liter Dieseltreibstoff,
240.000 Liter Abwasser - inklusive
schwach radioaktivem Kühlwasser
eines Atomreaktors -, PCBs und anSa, 13. August 2016
dere Umweltgifte. [11] Wenn die
Arktis wärmer wird, und das wird sie
gegenwärtig mit rund doppelt so hoher Geschwindigkeit wie der Rest
der Welt, könnte noch so manche unliebsame Überraschung an die Oberfläche gelangen.
Methan ist etwa 20mal klimawirksamer als CO2. Doch Methan ist harmlos verglichen mit Lachgas (Distickstoffoxid; N2O), das ebenfalls aus
dem auftauenden Permafrost entweicht. Das gilt besonders dann, wenn
der aufgetaute Permafrostboden von
Schmelzwasser durchtränkt wird. Das
meldeten vor sechs Jahren Bo Elberling und seine Kollegen von der Universität Kopenhagen nach ihren Experimenten auf einer grönländischen
Forschungsstation. Lachgas ist
300mal klimawirksamer als CO2. [12]
Der Wechsel des Aggregatzustands
des Wassers von fest zu flüssig und
umgekehrt löst dramatische Veränderungen in der Landschaft aus, wie
die Ökologin Merritt Turetsky von
der kanadischen Universität von
Guelph und der Universität von
Alaska-Fairbanks, USA, berichtete.
[13] Wird die Verringerung des Permafrosts auch global dramatische
Veränderungen auslösen? Für sich
betrachtet anscheinend nicht, dafür
taut er zu langsam auf, auch wenn
sich sein Rückzug in die Hohen Breiten und Gipfelregionen der Hochgebirge in den letzten Jahren beschleuwww.schattenblick.de
nigt hat. Das Problem ist allerdings,
daß der auftauende Permafrost
selbstverständlich kein isoliertes
Phänomen ist.
Gegenwärtig sind weltweit Entwicklungen angelaufen, von denen einige
in Wechselwirkung miteinander stehen und sich gegenseitig verstärken
oder auch scheinbar unbeeinflußt
nebeneinander herlaufen, sei es der
Rückzug des arktischen Meereises
(Rekord im Monat Juni), die globale
Erwärmung (Rekord in der ersten
Jahreshälfte 2016) mit ihren vielfältigen Klimafolgen, die ungebrochene Zunahme der anthropogenen
CO2-Emissionen (Rekord in diesem
Jahr), der Schnee- und Gletscherschwund in den Hochgebirgen, der
wohl nicht mehr zu stoppende Kollaps der Westantarktischen Gletscher, die Zerrüttung des grönländischen Eisschilds (2016 wurden auf
Grönland Rekordtemperaturen gemessen), die Geschwindigkeit der
Ozeanversauerung (gegenwärtig
schneller als in den letzten drei Millionen Jahren), der Verlust an Artenvielfalt (übertrifft erdgeschichtliche
Massensterben an Tempo), das Sinken der Grundwasserhorizonte, das
Wachstum der toten Zonen der
Ozeane (denen nicht nur der Sauerstoff, sondern auch der Stickstoff abhanden kommt), die zwar verlangsamten, aber noch immer nicht gestoppten weltweiten Waldverluste,
der allgemeine Verlust an organischem Material von landwirtschaftlichen Flächen, die Abschwächung
des Erdmagnetfelds (was die CO2Absorbtionseigenschaft der Ozeane
verringert), die sich anbahnenden,
diversen Veränderungen im Erdmagnetismus, die offenbar auf eine Polumkehr hinauslaufen, die signifikante Zunahme an extrem starken
Erdbeben in den letzten 15 Jahren von den 17 stärksten Erdbeben, die
zwischen 1900 und 2014 auftraten,
entfallen allein sechs auf die Zeit ab
dem Jahr 2000. Vor allem die Indische Platte drückt aufs Tempo, stößt
gegen das Himalaya-Massiv und
wird aufgerissen.
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Den Erdbeben kommt eine unmittelbare Bedeutung im Zusammenhang
mit Permafrost zu. Wo sich dieser in
Richtung Hochgebirgsgipfel zurückzieht und seinen eisigen Klammergriff auf das Felsgestein löst, wird
ein Rütteln und Schütteln der Berge
die Häufigkeit und Intensität von
Geröll- und Schneelawinen deutlich
verstärken. Auch das war ein Thema,
über das in Potsdam referiert wurde.
Was wie eine endzeitvisionäre Zusammenstellung anmutet, ist im Detail wissenschaftlich nachgewiesen
und jeweils als Einzelfaktor Gegenstand der Forschung. An einer Gesamtschau dieser Entwicklungen
dürfte indes jede Simulation scheitern. Die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler bemühen sich zwar
erkennbar, über den Tellerrand der
eigenen Forschungsrichtung hinauszublicken und sich mit anderen Kolleginnen und Kollegen auszutauschen - die mehrtägige Konferenz ist
dafür das beste Beispiel -, aber man
könnte die Frage aufwerfen, ob nicht
derjenige, der über den eigenen Tellerrand hinausschaut, notwendigerweise dafür dessen Horizont braucht
und sich daran orientiert.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist dieser Standpunkt vernünftig, ja geradezu alternativlos. Man gibt den Tellerrandblick nicht auf, das heißt, man
verläßt nicht den vertrauten Boden
dessen, was man als gesichert zu haben glaubt. Es sieht so aus, als bliebe der Menschheit nichts anderes als
die Wissenschaft, da sie sich plausibler als beispielsweise die Religion
oder Ökonomie mit den Zukunftsfragen der Menschheit auseinandersetzt und dabei Unsicherheiten zuläßt. So gibt die Wissenschaft
strenggenommen keine Prognosen
ab, sondern sie entwirft Projektionen. Eine typische Aussage aus einer Permafroststudie wäre demnach,
daß laut der Simulation eine 60prozentige Wahrscheinlichkeit dafür
spricht, daß das Hochland von Tibet
gegen Mitte des Jahrhunderts permafrostfrei sein wird.
Seite 6
Unbenommen ihrer Themenvielfalt
vermochte die Potsdamer Permafrostkonferenz jedoch nicht den
Eindruck zu entkräften, daß die Mittel und Methoden der Wissenschaft
ungenügend bleiben, um die Geschwindigkeiten, mit denen die oben
erwähnten globalen Entwicklungen
in die Wege geleitet werden oder bereits angelaufen sind, schnell genug
und adäquat im Sinne ihrer letztendlichen Bewältigung zu erfassen.
Wenn sich die Erde erwärmt, taut der
Permafrost und der Meeresspiegel
steigt. Beide Folgen des Klimawan­
dels zusammen verstärken die Erosi­
on an den Küsten in der Arktis.
Beaufortsee, 7. August 2012
Foto: Mandy Lindeberg und Shore­
Zone, freigegeben als CC BY 2.0
[https://creativecommons.org/licen­
ses/by/2.0/] via Flickr
Anmerkungen:
[1] http://www.deutschlandfunk.de
/permafrost-auf-duennemeis.740.de.html?dram:article_id=361564
[2] Näheres dazu im Interview mit
Prof. Hans-Wolfgang Hubberten,
Permafrostexperte beim AWI (Alfred-Wegener-Institut HelmholtzZentrum für Polar- und Meereswissenschaften), das die Konferenz organisiert hat.
www.schattenblick.de
http://schattenblick.de/infopool/umwelt/report/umri0227.html
[3] http://schattenblick.de/infopool/umwelt/report/umri0246.html
[4] http://schattenblick.de/infopool/umwelt/report/umri0238.html
[5] http://www.deutschlandfunk.de/permafrostboeden-giftiges-quecksilber-wird-in-der-arktis.676.de.
html?dram:article_id=359470
[6] http://www.amap.no/documents/download/174
[7] Würden hierzulande dieselben
Grenzwerte für Quecksilberemissionen wie in den USA gelten, müßten
52 von insgesamt 53 deutschen Kohlekraftwerken vom Netz gehen. Somit tragen Kohlekraftwerke aufgrund
ihrer Emissionen nicht nur zur globalen Erwärmung bei, sondern auch zur
Umweltbelastung mit dem Nervengift. Wie gesagt, das relativiert nicht
das Vorkommen von Quecksilber in
der Arktis, das beim Auftauen des
Permafrosts freigesetzt werden könnte und vielleicht irgendwann im Speisefisch zu uns zurückkommt.
http://www.oekopol.de/archiv/material/622-19_%C3%96KOPOL_Quecksilber-aus-Kohlekraftwerken_V5.pdf
[8] http://www.esa.int/ger/ESA_
in_your_country/Germany/Mars_Express-Radar_misst_Wassermenge_am_Marssuedpol
[9] http://schattenblick.de/infopool/umwelt/report/umri0242.html
Sa, 13. August 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
[10] https://psmag.com/for-climatescientists-the-siberian-anthrax-outbreak-is-a-sign-of-whats-to-come5b73e88cdf12#.pvw94btpy
[11] http://www.spektrum.de/news/eisschmelze-koennteschadstoffe-aus-dem-kalten-kriegauftauen/1418981
[12] http://www.spektrum.de/news/mehr-lachgas-aus-permafrostgebieten/1028281
[13] http://schattenblick.de/infopool/umwelt/report/umri0241.html
INTERVIEW/228: Gitterrost und
Permafrost - Schrittmacher Menschenhand ... Prof. Guido Grosse im
Gespräch (SB)
INTERVIEW/229: Gitterrost und
Permafrost - bedingt prognosesicher
... Prof. Antoni Lewkowicz im Gespräch (SB)
INTERVIEW/230: Gitterrost und
Permafrost - zivile Katastrophen ...
Dr. Tingjun Zhang im Gespräch (SB)
INTERVIEW/234: Gitterrost und
Permafrost - Flirt mit Ideen, Karriere
mit konservativen Methoden ... Dr.
Anne Morgenstern im Gespräch (SB)
Bisher im Schattenblick unter INFO­ INTERVIEW/235: Gitterrost und PerPOOL → UMWELT → REPORT zur mafrost - nicht hören, nicht sehen ...
Permafrostkonferenz in Potsdam
Dr. Torre Jorgenson im Gespräch (SB)
erschienen:
INTERVIEW/238: Gitterrost und
Permafrost - maßstabslos ... Prof.
INTERVIEW/227: Gitterrost und Duane Froese im Gespräch (SB)
Permafrost - Zahlenspiele, Umwelt- INTERVIEW/239: Gitterrost und
ziele ... Prof. Hans-Wolfgang Hub- Permafrost - Pragmatik trifft Unbeberten im Gespräch (SB)
rechenbarkeit ... Prof. emer. Wilfried
Haeberli im Gespräch (SB)
INTERVIEW/241: Gitterrost und
Permafrost - terrestrische Wandlungen ... Dr. Merritt Turetsky im Gespräch (SB)
INTERVIEW/242: Gitterrost und
Permafrost - Am Beispiel Mars ... Dr.
Andreas Johnsson im Gespräch (SB)
INTERVIEW/244: Gitterrost und
Permafrost - den Elementen Zivilisation abgewinnen ... Dr. Nikolay
Shiklomanov im Gespräch (SB)
INTERVIEW/245: Gitterrost und
Permafrost - CO2 und Wiederkehr ...
Dr. Peter Köhler im Gespräch (SB)
INTERVIEW/246: Gitterrost und
Permafrost - Emissionsanstieg CO2
absehbar ... Prof. Kevin Schaefer im
Gespräch (SB)
http://www.schattenblick.de/
infopool/umwelt/report/
umrb0120.html
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Schreihals Trump bringt den tiefen Staat gegen sich auf
Republikanische Kriegstreiber machen sich für Hillary Clinton stark
(SB) ­ Aufder Titelseite der jüngsten
Ausgabe der international renommierten Wochenzeitschrift Time ist
vor einem schwarzen Hintergrund
eine Karikatur des Gesichts von Donald Trump zu sehen, dessen blondes Haar und gebräunte Haut nach
unten zerfließen, während der Mund
weit offensteht, quasi im Schrei.
Links neben dem Bild steht die lapidare Überschrift: "Meltdown". Die
Time-Macher vertreten die These,
der Republikaner Trump habe durch
unvorsichtige Äußerungen in den
letzten Wochen seine Bewerbung
um die US-Präsidentschaft zur
Kernschmelze gebracht und seine
Chancen auf einen Sieg gegen die
demokratische Kandidatin Hillary
Clinton zunichte gemacht. Durch
Sa, 13. August 2016
das Aufbauschen dieser These setzen die großen US-Medien darauf,
daß sie zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird. Schließlich sind
sich Politik und Presse einig, daß
Trump im November die Wahl nicht
gewinnen darf, aber nicht, weil er
ein selbstverliebter Hasardeur ist,
sondern weil er für eine Abkehr von
der imperialistischen US-Außenpolitik eintritt, von der Rüstungsindustrie, Banken und Politelite in Washington profitieren. Der Anti-Politiker Trump hat, ohne den geopolitischen Spezialbegriff zu benutzen,
die Tabufrage der "imperialen Überdehnung" aufgeworfen und die
Kriegstreiber beider großen Parteien
in Washington gegen sich aufgebracht.
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Bereits bei den Vorwahlen hatte
Trump durch ungewöhnlich scharfe
Kritik an der mißratenen Reaktion
der Regierung George W. Bush auf
die Anschläge vom 11. September
2001 und dem von ihr verursachten
Chaos im Nahen Osten das republikanische Fußvolk begeistern können,
das möglicherweise nicht so dumm
ist, wie die liberalen Medien einen
glauben machen wollen. Ende Juli,
Anfang August lieferte er sich einen
tagelangen Streit mit den Eltern eines jungen muslimischen US-Soldaten, der 2004 bei einem Autobombenanschlag im Irak ums Leben gekommen war. Auf Bitte des ClintonTeams waren Khizr und Ghazala
Khan auf dem Parteitag der Demokraten in Philadelphia aufgetreten
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und hatten Trumps Haltung gegenüber Muslimen als unpatriotisch kritisiert. Der Baumagnat wollte den
Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen,
polterte seinerseits zurück und bekam dafür von allen Seiten Buhrufe
zu hören, weil man offenbar die Angehörigen eines gefallenen amerikanischen Helden aus Rücksicht auf
deren Verlust schonen sollte - selbst
wenn man das Ziel, für das der Soldat oder die Soldatin gestorben ist,
für sinnlos hält.
Der Parteitag der Demokraten war zu
Beginn von einem schweren Skandal
überschattet worden, denn aus parteiinternen Emails, die Wikileaks damals gerade veröffentlichte, ging
hervor, daß das Democratic National
Committee (DNC) die Vorwahlen
der zurückliegenden Monate laufend
manipuliert hatte, um Clinton den
Sieg zu sichern und die Konkurrenz
des linken Senators Bernie Sanders
aus Vermont zu torpedieren. Als
Trump auf die angebotene Angriffsfläche einschlug, den DNC-Skandal
mit demjenigen um Hillary Clintons
illegale Nutzung eines privaten Internetkontos während ihrer Zeit als
Außenministerin Barack Obamas in
einen Topf warf und sich den Scherz
erlaubte, die Russen sollten die
30.000 abhanden gekommenen
Emails der First Lady, sofern Moskau sie per Hackerangriff in seinen
Besitz gebracht habe, veröffentlichen, brach ein mediales Inferno von
Verurteilungen über ihn herein.
Der schwerreiche Kasinobesitzer
wurde zum Landesverräter abgestempelt, der sich um Wahlkampfhilfe an den Kreml gewendet habe. Öffentlichkeitswirksam hat das FBI Ermittlungen wegen einer möglichen
ausländischen Verwicklung in den
DNC-Hackerangriff - nicht jedoch
wegen der Manipulation der Vorwahlen bei den Demokraten - eröffnet, während Hillary Clinton Wikileaks-Gründer Julian Assange, der
seit vier Jahren aus Angst vor einer
Auslieferung an die USA in der
ecuadorianischen Botschaft in LonSeite 8
don sitzt, zur Marionette Moskaus
hochstilisierte. In eine ähnliche Kerbe schlug der ehemalige CIA-Chef
Michael Morrell, als er am 7. August
in einem Gastkommentar für die
New York Times die Wahl Clintons
in November empfahl und Trump zu
einem "ahnungslosen Agenten" Wladimir Putins und damit einer "Gefahr
für die nationale Sicherheit" Amerikas erklärte. Nur drei Tage später
warb in derselben Zeitung eine prätorianische Garde namhafter, altgedienter republikanischer Sicherheitspolitiker, die sich mit demselben Argument wie Morrell vom Kandidaten der eigenen Partei abwandten, für
eine Präsidentschaft Clintons unter
Hinweis auf deren große politische
Erfahrung.
Am 9. August kam es zu einer weitere Kontroverse, als Trump bei einem Wahlkampfauftritt in North Carolina davor warnte, daß Clinton als
Präsidentin drastische Schritte zur
Einschränkung des verfassungsmäßigen Rechts aufWaffenbesitz unternehmen könnte und sich diejenigen,
die an diesem Recht hingen - etwa
die mächtige Lobbygruppe National
Rifle Association (NRA) - etwas einfallen lassen müßten. Die etwas
schwammige Formulierung wurde
von Clinton und deren zahlreichen
Anhängern in den Medien - allen
voran der NYT-Starkolumnist Thomas Friedman - dahingehend ausgelegt, Trump habe einem politischen
Attentat auf seine Wahkampfgegnerin das Wort geredet. Das Dementi
Trumps, er habe ausschließlich die
politische Massenmobilisierung gemeint, wurde allgemein nicht für bare Münze genommen.
Dem Nachrichtenmagazin Time zufolge wird inzwischen seitens der
Führung der republikanischen Partei
Druck auf Trump ausgeübt, damit
dieser endlich seine Rhetorik mäßige. Offenbar befürchten Reince Priebus und die anderen Verantwortlichen bei der Grand Ol' Party (GOP),
daß Trump auf eine Niederlage in
November zusteuert und sich dies
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negativ auf die Chancen der republikanischen Bewerber bei den Zwischenwahlen für das Repräsentantenhaus und den Senat auswirken
könnte. Doch Trump zeigt sich für
den Rat der Politprofis unempfänglich und will an seinen Wahlkampfmethoden nichts ändern. Dies machte er deutlich, als er am 10. August
bei einer Wahlkampfveranstaltung in
Florida Präsident Obama als "Gründer" und Hillary Clinton als "Mitbegründerin" der "Terrormiliz" Islamischer Staat (IS) bezeichnete. Obwohl
die Kommentatoren der großen Medien nur noch den Kopf schüttelten
und Theorien über Trumps geistige
Gesundheit austauschten, ist seine
Behauptung, die er inzwischen
mehrmals wiederholt hat, nicht ganz
aus der Luft gegriffen. Aus einem
geheimen Bericht der Defense Intelligence Agency (DIA), der letztes
Jahr publik wurde, geht hervor, daß
Obama und Clinton 2012 Warnungen der eigenen Geheimdienste vor
der Entstehung eines sunnitisch-salafistischen Kalifats in Ostsyrien/Westirak ignorierten, weil sie
hofften, die neue Formation brächte
die Verwirklichung des Kriegsziels
in Syrien, nämlich den Sturz Baschar
Al Assads, näher.
Auch wenn die Demoskopen derzeit
von sinkenden Popularitätswerten
Trumps berichten, sind ihre Angaben, weil ungenau, stets mit Vorsicht
zu genießen. Nach wie vor liegt
Trump mit Clinton in den drei
Schlüsselstaaten Florida, Pennsylvania und Ohio gleichauf. Hillary Clintons Schwenk nach rechts seit dem
demokratischen Parteitag führt dazu,
daß immer mehr Anhänger von Bernie Sanders mit dem Gedanken spielen, in November für Jill Stein, die
Präsidentschaftskandidatin der USGrünen, zu stimmen. Nach wie vor
liegen Clintons Werte in Sachen
Glaubwürdigkeit im Keller. In den
kommenden Wochen kann für sie aus
den Ermittlungen zur Email-Affäre
noch Unheil - etwa Hinweise auf
korrupte Praktiken bei der ClintonStiftung - erwachsen. Trump dürfte
Sa, 13. August 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
die Basis bei der weißen Arbeiterschicht sicher sein. Deshalb betreibt
Clinton eine Angstkampagne, um die
Wechselwähler für sich zu gewinnen. Durchschaut das amerikanische
Wahlvolk das "Project Fear", wie es
im Juni eine Mehrheit der Briten
hinsichtlich der Warnungen vor den
Folgen eines EU-Austritts tat, denn
könnte The Donald allen Unkenrufen zum Trotz tatsächlich im Januar
2017 ins Weiße Haus einziehen.
http://www.schattenblick.de/
infopool/politik/redakt/
usa1387.html
SCHACH - SPHINX
Falschheit des Gewöhnlichen
(SB) ­ Gerd Meyer war kein Freund
der aufbrausenden Menge. Er liebte
die Zurückgezogenheit seiner Lesestube, verabscheute die grelle
Schminke der sich in Festivitäten und
Gelärm austobenden Falschheit des
Gewöhnlichen. Sein Eifer ging dahin,
auch die Geheimnisse und Verborgenheiten der edlen Schachkunst aufzudecken, weswegen er in über
40jähriger Sammlerleidenschaft eine
der größten privaten Schachbibliotheken der Welt zusammentrug. Sein
viel zu früher Tod am 10. Januar 1994
entriß der deutschen Schachgemeinde nicht nur einen Förderer und passionierten Problemkomponisten, sondern auch die Seele der Zeitschrift
"Schach in Schleswig-Holstein". Solcher Verlust ist nie wieder gutzumachen. Ein Wort von Georg Christoph
Lichtenberg ist an dieser Stelle angebracht: "Mit tut es allemal weh, wenn
ein Mann von Talent stirbt; denn die
Welt hat dergleichen nötiger als der
Himmel." Im heutigen Rätsel der
Sphinx soll an den verstorbenen Lübecker Schachfreund gedacht werden, dem nichts auf der Welt höher
galt als die Redlichkeit sich selbst und
seiner Kunst gegenüber.
Fortsetzung Seite 10
Sa, 13. August 2016
POLITIK / AUSLAND / LATEINAMERIKA
poonal ­ Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Nicaragua
Cardenal: Daniel Ortega hat eine Familiendiktatur errichtet
(Montevideo, 3. August 2016, com­
cosur/poonal) - Ernesto Cardenals
politische Gedichte, wie "La hora
Cero" ("Die Stunde Null"), das er
dem Kampf des sandinistischen und
antiimperialistischen Helden Augusto César Sandino widmete, dienten
als Inspiration für die Komposition
von Liedern, die den damaligen revolutionären Kampf in Nicaragua
befeuerten. Heute bedauert Cardenal, der von 1979 bis 1987 Kultusminister Nicaraguas war, mit Wehmut, dass die sandinistische Revolution von Präsident Daniel Ortega
verraten worden sei. Dieser habe sich
an der Macht unvorstellbar bereichert.
Schon 1994 Bruch mit dem FSLN
Der 91-jährige, zwischenzeitlich für
30 Jahre vom Vatikan suspendierte
katholische Priester und Befreiungstheologe, erklärt in einem Interview
mit der Nachrichtenagentur AFP im
nicaraguanischen Schriftstellerzentrum in Managua: "Es war eine sehr
schöne Revolution. Sie wurde aber
verraten. Heute herrscht in Nicaragua
eine Familiendiktatur von Daniel Ortega. Das ist nicht das, was wir seinerzeit unterstützt hatten.". Er bedauere es jedoch nicht, den revolutionären Prozess seinerzeit mit getragen
zu haben. Seit langem gilt Ernsto
Cardenal als scharfer Kritiker des
sandinistischen Anführers, der von
1979 bis 1990 an der Spitze der Revolution stand und 2007 an die Macht
zurückkehrte. Cardenal verließ den
FSLN (Frente Sandinista de Liberación Nacional - Sandinistische Nationale Befreiungsfront) bereits 1994.
www.schattenblick.de
Ernesto Cardenal, 2009
Foto: by Roman Bonnefoy
(Own Work)
[CC BY­SA 4.0­3.0­2.5­2.0­1.0
(http://creativecommons.org/licen­
ses/by­sa/4.0­3.0­2.5­2.0­1.0)],
via Wikimedia Commons
Sanktionierung von Papst
Franziskus rückgängig gemacht
Der Befreiungstheologe wurde 1983
weltberühmt, als Papst Johannes Paul
II ihn während eines Besuchs in Nicaragua ermahnte und Anfang 1984
schließlich von seinem Priesteramt
enthob, weil er die Revolution unterstütze. Papst Franziskus sollte dies 30
Jahre später rückgängig machen. Cardenal hat zwar nicht mehr die Energie
von früher, erfreut sich aber einer guten Gesundheit, so seine MitarbeiterInnen. 1965 war er in Managua zum
Priester geweiht worden. Um sich
dem Kampf des FSLN gegen die DikSeite 9
Elektronische Zeitung Schattenblick
tatur der Familiendynastie Somoza anzuschließen, die Nicaragua seit fast einem halben Jahrhundert beherrschte,
verließ Cardenal seinerzeit die kontemplative Gemeinschaft des Trappistenordens, die er auf dem Archipel Solentiname im Nicaraguasee gebildet hatte.
Glaube Auftrag zur politischen
Einmischung
Ein religiöser Mensch könne sich
nicht aus den politischen Kämpfen
heraushalten, so Cardenals Überzeugung. So feierte er Messen in den Lagern der Guerilleros und half dabei,
ein internationales Netzwerk der Solidarität mit der Guerilla aufzubauen.
Außerdem trat Ernesto Cardenal als
Sprecher des FSLN auf, als dessen
Anführer*innen im Untergrund waren.
Den triumphalen Einzug der Sandinist*innen in Managua im Juli 1979
erlebte er an der Seite von Daniel Ortega. In seinem 2004 erschienen Buch
"La Revolución perdida" ("Die verlorene Revolution") erinnert Cardenal
sich: "Es war das Fest eines Volkes,
das in den 500 Jahren seiner Geschichte niemals etwas Ähnliches erlebt hatte." Der uruguayische Schriftsteller
Mario Benedetti sagte einmal über die
politischen Gedichte von Ernesto Cardenal: "Es sind die kraftvollsten und
wirksamsten der gesamten politischen
Dichtung Lateinamerikas.".
Kampf gegen das Kanal-Projekt
Nach wie vor mischt der Dichter sich
in die Politik ein. So bekämpft er den
Kanal, der den Pazifik mit dem Atlantik verbinden und durch den Nicaraguasee führen soll, die größte
Süßwasserquelle Mittelamerikas.
Für Cardenal auch wegen der Erinnerungen an die glücklichen Jahre
auf dem Solentiname-Archipel ein
Unding. Den Auftrag für den umstrittenen Kanalbau hat die Regierung Ortega dem chinesischen Konsortium HKND erteilt. Cardenal
warnt: Der Kanal werde das Ende
sowohl für den Archipel als auch für
den Nicaraguasee bedeuten. Und zuletzt werde auch Nicaragua als Ganzes vor die Hunde gehen.
SCHACH - SPHINX
Fortsetzung von Seite 9:
Mit Sicherheit hätte Gerd Meyer Gefallen daran gefunden, daß ihm zur
Ehre die Partie zwischen Kmoch und
Aljechin den Abschluß des Erinnerungsfadens bildet. Aljechin, mit den
schwarzen Steinen spielend, hatte
brettumfassend die Initiative übernommen. Mit seinem letzten Zug
1.e3-e4 hoffte Kmoch, sich ein wenig befreien zu können. Doch Aljechin fand eine schlagende Antwort
darauf, Wanderer.
Hinweis: Der Artikel erschien bereits
im Januar 2015 anlässlich des 90.
Geburtstags Cardenals in mehreren
Medien, unter anderem in La Jorna­
da. Comcosur hat den Artikel neu
aufgelegt, ohne das zu kennzeichnen.
URL des Artikels:
https://www.npla.de/poonal/cardenal-daniel-ortega-hat-eine-familiendiktatur-errichtet/
Kmoch - Aljechin
Semmering 1926
Der Text ist lizenziert unter Creative
Commons Namensnennung-WeiterAuflösung des letzten
gabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Sphinx­Rätsels:
international.
https://creativecommons.org/licenDie weißfeldrige Schwäche nutzend,
Scharfe Kritik an der Entwicklung ses/by-sa/4.0/
spielte Meister Mieses 1.Dd1-f1!
des FSLN
Vordergründig drohte zwar der Ein*
schlag auf f7, doch gefährlicher war
Nachdem Cardenal aufgrund seiner Quelle:
Ablehnung der politischen Führung poonal - Pressedienst lateinamerika- der Einbruch auf a6, so daß Meister
Snosko-Borowski 1...Kb8-a7 zog.
durch Daniel Ortega in den 1990er nischer Nachrichtenagenturen
Mieses hatte jedoch weiter kalkuliert
Jahren mit dem FSLN brach, schloss Herausgeber: Nachrichtenpool
und erstürmte mit 2.Tb1xb6!
er sich den sandinistischen Dissi- Lateinamerika e.V.
Ka7xb6 3.Df1-b5+ Kb6-a7
dent*innen an. Er übte heftige Kritik Köpenicker Straße 187/188,
4.Db5xa5+ Ka7-b7 5.Tf4-f1 Td8-b8
an der einstigen Bewegung, die zu 10997 Berlin
6.Sg3-f5 De7- e6 7.Sf5-d6+ c7xd6
einer aufWahlen fixierten Partei ge- Telefon: 030/789 913 61
8.Tf1-b1+ die schwarze Stellung.
worden sei, die Ortega erneut an die E-Mail: [email protected]
Macht gebracht habe und ihn mit al- Internet: http://www.npla.de
http://www.schattenblick.de/
ler in Nicaragua zur Verfügung steinfopool/schach/schach/
http://www.schattenblick.de/
henden Macht ausgestattet habe. Der
sph05926.html
infopool/politik/ausland/
einstige Kampfgefährte war zum
pala1602.html
Gegner geworden.
Seite 10
www.schattenblick.de
Sa, 13. August 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
RECHT / FAKTEN / INTERNATIONAL
poonal ­ Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Chile
Mapuche-Aktivisten: frei nach 300 Tagen U-Haft
von Vanessa Vargas Rojas, El Ciudadano
(Santiago, 5. August 2016, agencia­
denoticias) ­ Vier Tage lang hatte das
Gericht von Temuco in der südchilenischen Provinz Araucanía verhandelt, ob sich der Fotojournalist Felipe Durán und der Mapuche-Aktivist
Cristián Levinao des Mitführens von
Waffen und Sprengstoff schuldig gemacht hatten. Am Morgen des 5. August erging schließlich das Urteil:
Freispuch aus Mangel an Beweisen.
Obwohl beide über 300 Tage in Untersuchungshaft auf ihre Verhandlung warten mussten, sprach sie das
Gericht einstimmig von allen Vorwürfen frei.
Der Prozess hatte eine Woche zuvor
begonnen. Levinao und Durán war
das Mitführen von Waffen und
Sprengstoff, der Handel mit geringen
Mengen von Cannabis und Verschleierung der Identität vorgeworfen worden. Die Staatsanwaltschaft
hatte für jeden der Angeklagten bis
zu elf Jahren Haft gefordert.
Im ersten Teil der Verhandlung hatte die Staatsanwaltschaft die vermeintlichen Beweise präsentiert,
die im Haus des Journalisten gefunden worden sein sollen: elektronische und mechanische Zeitzünder, Teile einer Zündschnur sowie
eine selbstgebaute Schnellfeuerwaffe. Die Verteidigung von Levinao und Durán zog hingegen die
polizeilichen Ermittlungen in
Zweifel, die zur Entdeckung der
beiden führten und bestritt, dass
Waffen und Sprengstoff den Angeklagten gehörten. Die Verteidigung
bewertete die Polizeiaktion als
Montage.
Bereits vor dem Urteilsspruch hatten
sich die Anwälte Rodrigo Román
und Nelson Miranda in einem Interview mit der Zeitung El Ciudadano
zuversichtlich gezeigt, einen Freispruch für die Angeklagten zu erzielen.
URL des Artikels:
https://www.npla.de/poonal/mapucheaktivisten-frei-nach-300-tagen-u-haft/
Der Text ist lizenziert unter Creative
Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
international.
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/
*
Quelle:
poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Herausgeber: Nachrichtenpool
Lateinamerika e.V.
Köpenicker Straße 187/188,
10997 Berlin
Telefon: 030/789 913 61
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.npla.de
http://www.schattenblick.de/
infopool/recht/fakten/
rfi00169.html
UMWELT / INTERNATIONALES / LATEINAMERIKA
poonal ­ Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Guatemala: Umweltverschmutzung und Klimawandel bedrohen Ökosysteme
(Lima, 22. Juni 2016, servindi) - Die
guatemaltekische Tageszeitung Prensa Libre hat einen alarmierenden Bericht über den fortschreitenden Niedergang der Ökosysteme Guatemalas
veröffentlicht. Im Fall des bei Sololá
Sa, 13. August 2016
gelegenen Sees Atitlán beispielsweise sei noch Zeit bis 2019. Sollten bis
dahin keine Maßnahmen zur Eindämmung der Verschmutzung und
Wiederaufbereitung der Ökosysteme
ergriffen werden, sei die verschmutwww.schattenblick.de
zungsbedingte Schädigung des Gewässers nicht mehr zu beheben.
Derzeit weist der See 288 Verschmutzungsstellen auf: 137 illegale
Müllabladeplätze, 77 AbwasserzuSeite 11
Elektronische Zeitung Schattenblick
läufe. Die übrigen seien Verschmut- Gruppe von Student*innen herauszungsstellen verschiedener Art, so fand, erstreckte sich der Regenwald
der Bericht.
im Jahr 2011 noch über 13.500
Hektar; heute sind es schon 15 ProZur Situation im Urwald von Petén zent weniger.
erklärt Oscar Conde von der Initiative Madreselva: "Vor 19 Jahren waren etwa 60 Prozent des Urwalds in- Reportage von Pablo Juárez (auf
takt, heute sind es nur noch ungefähr Spanisch), erschienen bei Prensa Li25 Prozent. Wenn wir so weiter ma- bre, Guatemala:
chen, haben wir in 20 Jahren statt Ur- http://www.prensalibre.com/guatewald nur noch Anbaufläche und mala/solola/ecosistemas-correnFreizeitparks."
peligro
Der Manchón Guamuchal, eines der
größten Feuchtgebiete Mittelameri- URL des Artikels:
kas ist durch die illegale Rodung der https://www.npla.de/poonal/umweltMangrovenwälder und den niedrigen verschmutzung-und-klimawandelWasserstand gefährdet. Wie eine bedrohen-oekosysteme/
Quelle:
*
poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Herausgeber: Nachrichtenpool
Lateinamerika e.V.
Internet: http://www.npla.de
http://www.schattenblick.de/
infopool/umwelt/internat/
uilt0140.html
BUCH / ROMANE / REZENSION
Markus Heitz
Exkarnation - Seelensterben
Exkarnation
Seelensterben
Knaur Verlag, München 2015
656 Seiten
€ 14,99
ISBN 978­3­426­50593­9
von Markus Heitz
den parallel verlaufenden Geschichten anderer Heitz-Figuren unterbrochen wird, auch nicht gerade gewinnt. Im Gegenteil, der Leser wird
ständig mit weiteren Wirrnissen konfrontiert, die er nicht einordnen kann.
Wo kommt denn nun eigentlich diese Sia her? Und wer ist Minamoto?
Was hat es mit diesem Bernsteinzimmer auf sich? Konstantin Korff und
Ares Löwenstein - muß man die kennen? Warum benimmt sich Marlenes
Das, was den Leser bei der Lektüre Ehemann so seltsam?
des ersten Bandes noch bei der Stange gehalten hat - Claires ungewöhn- Am Ende des ersten Bandes hat der
liche Seelenreise in Marlene von böse, böse Dubois Marlenes EheBechsteins Körper -, fällt im zweiten mann Eugen bei einem Geschäftsvöllig weg. Von Claire fehlt hier je- treffen dazu verleitet, einen von ihm
de Spur. Es gibt nur noch Marlene, mitgebrachten Energydrink zu trindie ihren Mann sucht - eine öde ken, von dem der Leser ausgehen
Schnitzeljagd von Leipzig über Wi- sollte, daß in ihm das von Dubois
en nach Kanada, deren Handlungs- entwickelte Serum enthalten ist, das
bogen dadurch, daß er ständig von einen Menschen innerhalb kürzester
Markus Heitz hat den zweiten Band
seines Exkarnation-Zweiteilers nach
Herausgabe des ersten unverzögert
weitergeschrieben. Seine vier verschiedenen, willkürlich an beliebigen Stellen kreuzenden Handlungsstränge, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, gehen im zweiten Band genauso unzusammenhängend weiter, wie sie im ersten abbrechen.
Seite 12
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https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/
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Zeit so sehr an seinem Leben zweifeln läßt, daß er gleichermaßen an
gebrochenem Herzen und Willen
stirbt. Der Körper des Verstorbenen
ist dann bereit, von einer WandlerSeele übernommen zu werden. Als
Claires Seele im ersten Band aus
Versehen in Marlenes Körper fuhr,
war ein ganzes Team von Spezialisten damit beschäftigt, den Leichnam der von Dubois auserwählten
Person vorzubereiten, die als Gefäß
für die Wandler-Seele seiner Geliebten Anastasia dienen sollte. Nun
braucht Dubois selbst einen neuen
Körper und hat dafür Marlenes
Ehemann Eugen auserkoren. Doch
wie soll das ganze Prozedere in einem voll besetzten Restaurant unbemerkt vonstatten gehen können?
Mit dieser Frage war man als Leser
am Ende des ersten Bandes zurückgeblieben.
Sa, 13. August 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
Im zweiten Band verhält sich der bislang freundliche Eugen ungewöhnlich, was darauf schließen läßt, daß
sein Körper tatsächlich nicht mehr
von seiner Seele bewohnt wird. Er ist
unbeherrscht, gehässig. Dann ist er
plötzlich verschwunden und Marlene geht davon aus, daß er entführt
worden ist. Ein von einem eingeschüchtert wirkenden Kurier überbrachter Brief von Dubois bestätigt
ihren Verdacht. Dubois droht, ihren
Mann umzubringen, wenn sie sich
einmischt. Aber in was soll sie sich
denn nicht einmischen?
Die Handlung ist so zerrissen, daß
man gut daran tut, sich die einzelnen
Abschnitte jedes Handlungsstrangs
herauszufischen und geschlossen zu
lesen.
Da wäre zunächst einmal Lene von
Bechstein, deren Körper eigentlich
von Claires Seele bewohnt wird. Sie
zieht mit zwei Protagonisten aus anderen Romanen von Markus Heitz
(Konstantin Korff aus "Oneiros" und
Ares Löwenstein aus "Totenblick")
los, um ihren Mann zu suchen, wobei sich die beiden als ihre Leibwächter verstehen.
Ein zweiter Handlungsstrang beschreibt die Suche der Vampirin Sia,
die man aus "Judastochter" kennen
sollte, nach ihrer Tochter Elena, die
von der Organisation Libra, die für
den Ausgleich von Gut und Böse in
der Welt kämpft, entführt worden ist.
Ein weiteres Opfer dieser Organisation ist Sias Geliebter Eric von Kastell - auch eine Figur aus einem früheren Heitz-Roman. Die Suche nach
den beiden verödet nach einem spannenden Auftakt leider in der ständigen Wiederholung blutrünstiger
Ausschweifungen, die die im Grunde gutherzige Frau leider nicht verhindern kann, weil ihre Wildheit
nach außen drängt und Blut fordert.
Von ihrer Vergangenheit, die ihrer
Person etwas Tiefe verliehen hätte,
erfährt man auch im zweiten Band
von "Exkarnation" nichts. Hat man
die "Judas"-Trilogie nicht gelesen,
Sa, 13. August 2016
kann man schon allein mit dem Be- einen kugelschreiberartigen Kristall
griff 'Judastochter' nichts anfangen. in den Kopf, in dem schon etliche
Funken herumschwirren - die gefanDie Organisation Libra hat es sich genen Seelen seiner Opfer. Er sucht
zur Aufgabe gemacht, die Bösen ein- seit Jahrhunderten denjenigen, der
zufangen und wegzusperren. Da das seine Seele geraubt und seinen KörBöse auf dem Vormarsch ist, muß per seelenlos zurückgelassen hat. Im
man verhindern, daß böse Seelen in Gegensatz zu seinen Opfern ist er
den Pool der kosmischen Seelenmas- nämlich nach dem Raub seiner Seese zurückgelangen, in dem sich die le nicht gestorben, sondern dazu verSeelen aller Menschen nach ihrem dammt, auf ewig seelenlos durch die
Tod sammeln und aus dem sie wie- Welt zu gehen. Er ist "leer, ohne
dergeboren werden. Man darf das Freude an allem, verzweifelt und beBöse also nicht umbringen, sondern sessen davon, eine Seele zu finden.
muß es davon abhalten, den Körper Eine Vergangenheit zu finden. Ein
zu verlassen und den Pool zu verun- Leben zu finden." (Seite 314). Er jagt
reinigen. (Das erfährt man übrigens und tötet wahllos Seelenwanderer
nur im ersten Band "Exkarnation - aus kalter Rache, die ihm ein kleines
Krieg der Alten Seelen".[1]) Nun Gefühl von Genugtuung verschafft.
kommt das Bernsteinzimmer ins Auch Dubois ist eines seiner Opfer.
Spiel. Bernstein ist offenbar in der Ihn zu überwältigen, bringt jedoch
Lage, die Seelen bösartiger Kreatu- eine Wende in sein Leben. Im Todesren zu reinigen.
kampf rammt ihm Dubois den "Seelen-Kugelschreiber" ins Hirn, worEiner der Mitglieder Libras ist Mina- aufhin sämtliche bereits darin gefanmoto, der nun seinerseits - ja, was ei- genen Seelen in Invernos Körper
gentlich? - verfolgt. Zumindest tut er einfließen. Das heilt ihn von seiner
etwas, das Libra besser nicht mit- Besessenheit und er erkennt, daß er
kriegen sollte. Irgendwann stellt sich doch eine Seele hatte - die verwirrte
heraus, daß er in Wirklichkeit ein Seele eines Seelenwanderers, die den
Außerirdischer ist, der schon seit Verstand verlor, als sie in Invernos
Jahrhunderten auf der Erde weilt und Körper fuhr, nachdem der im Jahre
nach einem Weg sucht, in seine Hei- 1929 Selbstmord beging. (Diesen
mat zurückzukehren. Ausgerechnet mehr oder weniger erhellenden Umdas Bernsteinzimmer soll dazu in der stand erfährt der Leser allerdings erst
Lage sein. Sein Leidensgenosse ist auf den letzten drei Seiten des Roder namenlose Professor - auch er ein mans.)
Gestrandeter, "angespült auf der Erde, aus anderen Welten, welche die Die einzelnen Handlungsstränge
Menschen meistens Dimensionen werden nach drei Viertel des Romans
nannten." (Seite 186). Vor mehr als auf eine nicht unbedingt nachvollsieben Jahrhunderten ist er durch ein ziehbare Weise zusammengefügt. In
Portal in diese Welt geraten.
einem alten Nazibunker in der Nähe
des Saarbrücker Hauptbahnhofs, den
Schlußendlich Inverno, der Feind al- sich Libra als Forschungslabor einler Seelenwanderer: Ihm wurde in gerichtet hat, treffen nun alle zusamgrauer Vorzeit die Seele geraubt. men, und ein Showdown beginnt, bei
Denn er weiß nicht, wer er ist. Und dem Minamoto und der Professor
so spürt er nach und nach einen See- versuchen, in das Bernsteinzimmer
lenwanderer nach dem nächsten auf, zu gelangen, um den Planeten zu
um ihm zwei Fragen zu stellen: "Wer verlassen. Als Druckmittel lassen sie
bin ich, Seelenwanderer?" und "Bist die Bestien frei, die in Zellen ihrer
du mir in einem früheren Leben be- Reinigung harren, woraufhin ein ungegnet?" Wenn der Angesprochene sägliches Gemetzel stattfindet, dem
diese Fragen nicht beantworten alle bislang Beteiligten versuchen zu
kann, rammt ihm der Einäugige entrinnen. Das Bernsteinzimmer
www.schattenblick.de
Seite 13
Elektronische Zeitung Schattenblick
vergeht in einer gewaltigen Explosion, die Minamoto zerreißt. Ob ihn
dieser Abgang in seine Dimension
zurückkatapultiert hat oder ob er dabei einfach nur krepiert ist, wird man
wohl nicht erfahren. Die Guten können dem Inverno jedenfalls wundersamerweise wohlbehalten entrinnen.
Apropos Inverno - den gibt's ja auch
noch. Der taucht zu guter Letzt mit
Eugen im Schlepptau bei Marlene
auf und gibt sich als Geläuterter zu
erkennen, der von nun an nur noch
die bösen Seelenwanderer jagen will.
Markus Heitz schlägt nun erst einmal
andere Wege ein. Sein neuer Roman
heißt "Wédōra - Staub und Blut" und
spielt in einer Wüstenstadt. Blutrünstige Monster und Seelenwanderer
haben darin keinen Platz, wie er dem
Schattenblick in einem Interview anvertraute. [2] Vielleicht sollte man
dem Autor zugute halten, daß er vor
seinem neuen Projekt einige Figuren
zu einem Abschluß führen wollte
und deshalb mehrere Stränge zusammenfügte. Doch da werden ihm seine Figuren wohl einen Strich durch
die Rechnung machen, denn nicht
nur Inverno, sondern auch Konstantin Korff sind bereits schon auf neue
Abenteuer aus.
Anmerkungen:
[1] Rezension zu "Exkarnation Krieg der Alten Seelen", siehe im
Schattenblick unter:
www.schattenblick.de → BUCH →
ROMANE
REZENSION/149: Markus Heitz Exkarnation. Krieg der Alten Seelen
(Thriller) (SB)
[2] Im Schattenblick unter:
www.schattenblick.de → DIE
BRILLE → REPORT
INTERVIEW/057: Leipzig, das
Buch und die Messe - Erfolg, Irrtum
und Selbsteinschätzung ... Markus
Heitz im Gespräch (SB)
http://www.schattenblick.de/
infopool/buch/romane/
buror154.html
Seite 14
SPORT / BOXEN / PORTRAIT
Marcos Maidana genießt den sportlichen Ruhestand
Der Argentinier gab selbst Mayweather harte Nüsse zu knacken
(SB) ­ Marcos Maidana,
der seit seiner zweiten Niederlage gegen Floyd
Mayweather im September 2014
nicht mehr im Ring gestanden hat,
beendet offiziell seine Karriere. Da
der ehemalige Weltmeister im Halbwelter- und Weltergewicht nach den
beiden lukrativen Zahltagen das Leben in vollen Zügen zu genießen
schien, rechnete man geraume Zeit
nicht mehr damit, daß er die Boxhandschuhe noch einmal anziehen
würde. Auf Fotos des Argentiniers,
die im Internet zirkulierten, wirkte er
eher wie ein Cruisergewichtler als
ein Akteur seines früheren Limits.
Als er jedoch am 23. Juli seinen jüngeren Bruder Fabian bei einem
Kampf in San Antonio begleitete,
schien er in wesentlich besserer körperlicher Verfassung zu sein. Dies
gab zu Spekulationen Anlaß, er bereite sich auf eine Rückkehr vor.
den allerbesten Gegnern gemessen
habe, sei es ihm wohl gelungen, Ehre für Argentinien einzulegen.
Er habe hart dafür gekämpft, sich
seine Träume zu erfüllen, und sei
heute ein sehr glücklicher Mann im
Kreise seiner Familie und Freunde.
Er sei sich bewußt, daß viele seiner
Fans dort draußen der Auffassung
seien, daß er noch einige Dinge zu
erledigen und manche Schlacht zu
schlagen habe, was er voll und ganz
respektiere. Solche Gedanken seien
ihm ja selber seit langem durch den
Kopf gegangen. Wer jedoch ähnliche
Herausforderungen wie er selbst bestanden habe, werde sicher verstehen, daß man dafür absolut motiviert
sein müsse. Wer gegen die gefährlichsten Kontrahenten antrete und sie
besiegen wolle, bedürfe größter körperlicher und mentaler Bemühungen. Er habe im Ring stets gewinnen
Nun hat der 35jährige jedoch in ei- wollen, doch fehle ihm heute das
ner Stellungnahme seinen definiti- Feuer, diese Berge erneut zu besteiven Rückzug aus dem aktiven Box- gen.
geschehen bekanntgegeben. Angesichts seiner langen Abwesenheit, Deshalb blicke er nun zurück auf
während der er des öfteren über sei- seine Karriere und danke allen Menne Zukunft nachgedacht habe, sei die schen, die zu seinen Erfolgen beigeEntscheidung gereift, einen endgül- tragen hätten. Dann nennt er die Natigen Schlußstrich zu ziehen, men seiner Trainer, Berater und Beschreibt er in den sozialen Medien. treuer wie auch der Promoter UniÜberraschend komme dieser Schritt versum und Golden Boy, nicht zu
vermutlich nicht, da er ihn in den vergessen seine Familie. Einen beletzten Monaten mehrfach angedeu- sonderen Dank richtet er an seine
tet habe. Er verlasse den Boxsport, treue Fangemeinde, die ihn stets unin dem er so viel erreicht habe, vol- terstützt und euphorisch angefeuert
ler Stolz und Dankbarkeit. Als er da- habe, sei es in Argentinien oder bei
mals im Alter von 15 Jahren in sei- seinen zahlreichen Auftritten in aller
ner Heimatstadt Margarita zum er- Welt.
sten Mal Boxhandschuhe getragen
habe, hätte er sich nicht träumen las- Maidana, der mit einer Bilanz von 35
sen, wie weit er es eines Tages auf Siegen und fünf Niederlagen seinen
diesem Weg bringen werde. Indem Abschied nimmt, kämpfte die ersten
er Weltmeister in zwei Gewichts- beiden Jahre seiner Karriere ausklassen geworden sei und sich mit schließlich in Argentinien. Dann unwww.schattenblick.de
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terschrieb er bei der Hamburger Universum Box-Promotion und trat in
Deutschland an, wo er seine erste Titelchance bekam. Im Februar 2009
mußte er sich Andreas Kotelnik im
Kampf um den WBA-Titel im Halbweltergewicht hauchdünn nach
Punkten geschlagen geben. Bei seinem nächsten Auftritt gab er im Juni
2009 unter der Regie seines Co-Promoters Golden Boy sein Debüt in
den USA. Im Staples Center in Los
Angeles stieg er als Außenseiter gegen Victor Ortiz in den Ring, dem er
einen wilden Kampf lieferte, der zu
den besten des Jahres gehörte. Maidana lag in den ersten beiden Runden dreimal am Boden, revanchierte
sich aber mit Niederschlägen im ersten und sechsten Durchgang, worauf sich der Favorit vorzeitig geschlagen geben mußte. In diesem
denkwürdigen Duell sicherte sich der
Argentinier den vakanten Interimstitel des Verbands WBA im Halbweltergewicht. [1]
re auch beim größten Erfolg seiner
Karriere gegen Adrien Broner. Der
aufstrebende US-Star mußte sich im
Dezember 2013 auf sensationell anmutende Weise nach zwei Niederschlägen in der Punktwertung geschlagen geben und Maidana den
WBA-Titel im Weltergewicht überlassen.
Dieser überragende Auftritt erregte
das Interesse Floyd Mayweathers,
der im Mai 2014 zu einem Kampf
zweier Weltmeister gegen den Argentinier antrat. Maidana gab dem
Superstar einige der härtesten Nüsse
seiner Karriere zu knacken, verlor
aber am Ende knapp nach Punkten.
Der enge Verlauf dieses Kampfs und
dessen umstrittenes Ergebnis legten
eine Revanche nahe, die nur vier Monate später im September 2014 wiederum in Las Vegas über die Bühne
ging. Der Argentinier hatte auch bei
der Neuauflage seine starken Szenen,
mußte sich diesmal jedoch einstimmig nach Punkten geschlagen geben.
Maidanas furiose Auftritte machten Zu diesem Zeitpunkt wußte natürlich
ihn zu einem Quotenbringer bei der noch niemand, daß dies sein letzter
Übertragung im US-Fernsehen. Nach Auftritt gewesen war.
drei weiteren Siegen eröffnete sich
ihm erneut eine Titelchance, als er im Maidana geht aber auch künftig dem
Dezember 2010 aufAmir Khan traf. professionellen Boxsport nicht ganz
Wieder kam es zu einem spektakulä- verloren, da er seinem gleichnamiren Duell, in dem allerdings der Bri- gen Team mit Rat und Tat zur Seite
te knapp die Oberhand behielt. Der stehen will, um einer jüngeren GeneArentinier brachte seinen Gegner in ration den Pfad ganz nach oben zu
der zehnten Runde an den Rand eines ebnen. Neben seinem Bruder Fabien
Niederschlags, wurde aber vom und Alan Castaño, die bereits interRingrichter beständig daran gehin- national einige Akzente setzen konndert, in der Nahdistanz sein Werk zu ten, sind dies insbesondere Jesus
vollenden. [2] In der Folge setzte er Cuellar im Federgewicht sowie Brisich gegen Erik Morales durch, ge- an Castaño und Javier Maciel, zudem
wann dabei erneut den vakanten In- junge Talente wie Neri Romero und
terimstitel der WBA und wurde eini- Luis Veron. Er werde sie und viele
ge Zeit später zum offiziellen Welt- weitere Boxer, die künftig dazustomeister dieses Verbands ernannt.
ßen, auf dem Weg zu großen Herausforderungen begleiten, um den Stab
Nach einer erfolgreichen Titelvertei- eines Tages an sie weiterzureichen.
digung in Argentinien gegen Petr Petrov stieg Maidana ins Weltergewicht Nachdem Maidana durch die Kämpauf, wo er umstritten gegen Devon fe mit Mayweather gleich zweimal
Alexander verlor. Darauf folgten vier in Folge in den Genuß einer außerSiege in wahren Ringschlachten, gewöhnlich hohen Börse gekommen
darunter gegen Jesus Soto Karass war, lag auf der Hand, daß er wohl
und Josesito Lopez wie insbesonde- nie wieder so viel verdienen würde.
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Eine mögliche Option wäre natürlich
noch Saul "Canelo" Alvarez gewesen, der dank seiner riesigen mexikanischen Anhängerschaft nach
Floyd Mayweathers Karriereende für
die größten Umsätze sorgt. Es ist jedoch unwahrscheinlich, daß "Canelo" und sein Promoter Golden Boy
einen Kampf gegen den angriffsfreudigen und schlagstarken Argentinier
riskiert hätten, der selbst Mayweather in Schwierigkeiten gebracht
hatte. Zudem pflegt Alvarez nach
dem offiziellen Wiegen derart viel
Gewicht zu machen, daß Maidana
ihm körperlich weit unterlegen wäre.
Wenngleich der endgültige Rücktritt
des Argentiniers zu erwarten war,
wird doch angesichts seines offiziellen Abschieds noch einmal deutlich,
welche Lücke er in dieser Gewichtsregion hinterläßt. Als unermüdlicher
Kämpfer und gefährlicher Angreifer
war er stets für dramatische und
höchst unterhaltsame Auftritte gut.
Zudem ging er den namhaftesten
Konkurrenten nie aus dem Weg und
nahm eher einen Untergang mit fliegenden Fahnen in Kauf, als daß er
seine Bilanz mit einer Auswahl leicht
handhabbarer Gegner gepflegt hätte.
Sieht man sich um, wer heute im
Weltergewicht auf ähnlich spektakuläre Weise kämpft, fallen einem allenfalls Errol Spence und vielleicht
noch Frankie Gomez ein. Die beiden
machen ständig Druck und suchen
den Schlagabtausch, was ihre Kämpfe immer wieder zu attraktiven Darbietungen macht, die an die Schlachten Marcos Maidanas erinnern.
Anmerkungen:
[1] http://www.espn.com/boxing/story/_/id/17258239/marcosmaidana-retires-age-33
[2] http://www.boxingnews24.com/2016/08/marcos-maidana-retires-boxing/#more-214689
http://www.schattenblick.de/
infopool/sport/boxen/
port­109.html
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Freundlich frischt das Wetter auf
und schafft Himmelslücken.
Dafür nimmt Jean-Luc in Kauf,
sich zum Naß zu bücken.
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