Johannes Kepler Universität Linz Institut für Regelungstechnik und Prozessautomatisierung Prozessautomatisierung 2 Praktikum v ẋ = Ax + Bu y = Cx + Du u y ẇ = Âw + B̂u u + B̂y y x̂ = Ĉw + D̂u u + D̂y y x̂ K Stand: SS 2016 Sven-Olaf Lindert Organisation Ansprechpersonen Bei Fragen zu den Aufgaben stehen Ihnen am Institut • Sven-Olaf Lindert zur Verfügung. Vor jedem Praktikum werden zwei Tutorien angeboten. Die Termine werden zeitgerecht auf der Institutshomepage http://www.regpro.jku.at/ veröffentlicht. Nach Möglichkeit bitte Fragen im Tutorium abklären. Praktikumsdurchführung Das Praktikum wird grundsätzlich in Zweiergruppen absolviert. Die Gruppeneinteilung erfolgt in der Vorbesprechung. Die Aufgabenstellungen werden zeitgerecht auf der Institutshomepage im Downloadbereich zur Verfügung gestellt. Alle PraktikumsteilnehmerInnen müssen mit der Lösung der Aufgabenstellungen vertraut sein. Um dies zu überprüfen werden in unregelmäßigen Abständen Einzelaufgaben gestellt. Rechnerraum Der Rechnerraum (MT 0404 - Science Park 4. Stock) steht allen PraktikumsteilnehmerInnen zur Verfügung. Sie können Ihre Keplerkarten für die Dauer des Praktikums freischalten lassen. Folgende Punkte sind zu beachten: • Der Rechnerraum muss nach dem Benützen wieder ordnungsgemäß verlassen und versperrt werden. • Zu zwischenspeichern Ihrer Daten nutzen Sie bitte das Laufwerk E:\>. Bitte legen Sie keine Dateien dauerhaft auf den Rechnern ab. Die Laufwerke werden gelegentlich von den Studentendaten gesäubert, d.h. bringen Sie ins Praktikum ihre Daten auf einem Datenträger (USB-Stick, externe Festplatte, CD,...) mit. 1 • Stecken Sie keine dSpace-Verbindungskabel bei laufenden Rechnern um! Bei unsachgemäßer Behandlung kann es zur Beschädigung der dSpace-Karten kommen. Sollten die Arbeitsplätze nicht für den Betrieb der Streckensimulatoren vorbereitet sein, so wenden Sie sich bitte an einen Institutsangestellten. • Sollten bei den Rechnern technische Gebrechen auftreten, so ist dies ebenfalls am Institut zu melden! • Es ist nicht möglich mit den Laborrechnern ins Internet zu gelangen. • Nutzen Sie die Software Maple 2015, Matlab R2015A und dSPACE Control Desk 5.4. Es sind auch andere installiert. Kontrollieren Sie, ob ihre Dateien kompatibel sind. Im Praktikum kann keine Rücksicht auf nicht funktionierende Ausarbeitungen genommen werden, und es ist nicht möglich das Praktikum mit einem privaten Rechner zu absolvieren! 2 Kapitel 1 Identifikation mit parametrischen Modellen und Regelungsnormalform Der erste Teil des ersten PAT 2 Praktikums steht im Zeichen der Identifikation dynamischer Systeme. Im Gegensatz zu den nicht parametrischen Methoden, welche in PAT 1 behandelt werden, sollen hier so genannte parametrische Methoden zur Anwendung kommen. Dabei geht es darum die Koeffizienten einer Übertragungsfunktion zu bestimmen. Die Algorithmen beruhen darauf, dass ein zuvor definierter Fehler minimiert wird. Dieser Fehler ist im Speziellen als die quadratische Abweichung zwischen einem Modellsignal und dem tatsächlich gemessenen Signal gegeben. Ziel ist vor allem die Behandlung und praktische Anwendung von industriell bereits weitverbreiteten Identifikationsverfahren, aber auch die Vermittlung des tieferen Verständnisses dieser Verfahren. Die Identifikation soll in 3 Schritten erfolgen: 1. in der Simulation, 2. am Streckensimulator, 3. am realen Modell. Dazu ist es notwendig die Verfahren geeignet zu implementieren, sodass sie sowohl in der Simulation als auch am Signalprozessor getestet werden können. Neben der Identifikation werden systemtheoretische Untersuchungen und die Berechnung von Normalformen behandelt. 1.1 Matlab-Programme für die Identifikation Im ersten Teil dieses Praktikums sollen die in der Vorlesung vorgestellten Algorithmen zur Identifikation linearer zeitinvarianter Systeme in Matlab/Simulink implementiert werden. 3 1.1. Matlab-Programme für die Identifikation Kapitel 1. Identifikation Aufgabe 1.1 Offline- und Online-Identifikation. Ein lineares, zeitinvariantes System ist durch seine z-Übertragungsfunktion m P G(z) = i=0 n P bi z i mit an = 1 ai zi i=0 eindeutig beschrieben. Die Identifikation wird nach der Methode der gewichteten kleinsten Quadrate durchgeführt. Für den Fehler e wird die Norm p kekQ = eT Qe mit Q = diag q N , q N −1 , . . . , 1 ∈ RN ×N , 0 < q ≤ 1 verwendet. 1. Implementieren Sie in Matlab zwei Programme zur Offline-Identifikation, wobei dem ersten die Berechnung mit den Matrizen und dem zweiten die Berechnung mit den rekursiven Formeln zugrunde liegt. Die Programme sollen in der Form G = identOff (u, y, m, n, q, Ta) bzw. G = identOffRek (u, y, m, n, q, Ta) mit den Übergabeparametern u y n m q Ta Eingangsfolgenwerte Ausgangsfolgenwerte Nennergrad Zählergrad Gewichtungsfaktor Abtastzeit in s und dem Rückgabeparameter G identifizierte Strecke ( tf-Objekt) aufgerufen werden können. Der Test der Algorithmen gelingt durch Vorgabe einer z-Übertragungsfunktion und Simulation. 2. Implementieren Sie in Matlab/Simulink den Algorithmus zur Online–Identifikation mit Hilfe der gewichteten kleinsten Quadrate als Blockdiagramm. Kapseln Sie das Diagramm in ein Subsystem, das die Ein- und Ausgänge nach Bild 1.1 aufweist. u y O n lin e Id e n tific a tio n a b P Abbildung 1.1: Simulink-Block zur Online-Identifikation. Als Blockparameter sollen der Zählergrad m, der Nennergrad n, das Gewicht q und die Abtastzeit Ta verwendet werden. Testen Sie Ihre Implementierung anhand verschiedener einfacher Strecken in Simulink. 4 Kapitel 1. Identifikation 1.2 1.2. Der Wassertank Der Wassertank Das Labormodell Wassertank ist im Bild 1.2 dargestellt. Dabei handelt es sich um zwei gekoppelte Behälter, deren Füllstandshöhen h1 und h2 mittels Pumpen beeinflusst werden können. Als Aktuatoren dienen die Pumpenmotore M1 und M2 mit den Ankerspannungen uM P,1 und uM P,2. q x d 1 h u M P ,1 M 1 q q M P ,2 M a b ,1 z u ,2 x u 1 d 1(x 1) 2 h 2 d 2(x 2) 2 q a b ,2 Abbildung 1.2: Das Labormodell Wassertank. 1.2.1 Mathematische Beschreibung Für die mathematische Beschreibung dieses Aufbaus können folgende Vereinfachungen getroffen werden. • Die Dichte ̺ des Fluids kann als konstant angenommen werden. • Die Volumenströme qzu,1 , qzu,2 der Aktuatoren können über die Motorspannungen uM P,1, uM P,2 nach der Beziehung qzu,1 = kM P,1 uM P,1 qzu,2 = kM P,2 uM P,2 eingestellt werden. Hier wurden die Maschinenkonstanten kM P,1, kM P,2 eingeführt. • Die Behälter weisen die Form eines vierseitigen Pyramidenstumpfes mit quadratischer Grundfläche auf. Die Kantenlängen eines Querschnittes sind durch d(xi ) = d0,i + ki xi , i = 1, 2 gegeben. • Die Strömungsgeschwindigkeiten des Fluids vab,1 , vab,2 am Abfluss der Behälter können durch die Torricelli’sche Ausflussformel p p vab,1 = 2g h1 , vab,2 = 2g h2 beschrieben werden. Die Abflussquerschnitte seien mit Aab,1 , Aab,2 bezeichnet. 5 Kapitel 1. Identifikation 1.2.2. Aufgaben Im Weiteren werden als Ausgangsgrößen die Volumenströme qab,1 , qab,2 und die Füllstandshöhen h1 , h2 verwendet. 1.2.2 Aufgaben Aufgabe 1.2 Modellbildung des Wassertankmodells. 1. Bestimmen Sie mit obigen Angaben ein mathematisches Modell des Eintankmodells (Bild 1.3). q zu q e x t x h u M P d (x ) M q a b Abbildung 1.3: Das Eintankmodell. 2. Bestimmen Sie weiters ein mathematisches Modell des Zweitankmodells (Bild 1.2) unter Verwendung der Ergebnisse aus Punkt 1. Aufgabe 1.3 Linearisierung (mit Maple) 1. Berechnen Sie den stationären Zustand xs als Funktion der stationären Ankerspannungen uP M,1s > 0, uP M,2s > 0 für qd = 0. 2. Ermitteln Sie das linearisierte Modell um einen allgemeinen stationären Arbeitspunkt. Für die folgenden Simulationen und Untersuchungen sollen die Parameter ̺ = 1000 kg/m3 g = 9.81 m/s2 Aab,1 = 0.01 m2 uM P,1 ≤ 24 V Aab,2 = 0.01 m2 uM P,2 ≤ 24 V kM P,1 = 1 · 10−3 m3 /Vs kM P,2 = 1 · 10−3 m3 /Vs k1 = 0.5 d0,1 = 0.1 m k2 = 0.4 d0,2 = 0.2 m verwendet werden. 6 (1.1) Kapitel 1. Identifikation 1.3. Der Torsionsschwinger Aufgabe 1.4 Implementierung des Simulationsmodells. 1. Implementieren Sie das ermittelte Zweitankmodell aus Aufgabe (1.2) als M-Code-SFunction (siehe Automatisierungstechnik Praktikum) in Simulink. 2. Um eine S-Function auf die dSpace Hardware laden zu können, ist es notwendig, diese in der Sprache C zu schreiben. Eine Einführung in diese genannten C-Code-SFunctions befinden sich in der Matlab Hilfe → Simulink → Block Creation → HostSpecific Code. Dort finden Sie auch Beispiele. Der S-Function-Builder ist dabei ein empfehlenswertes Tool. Implementieren Sie das Eintankmodell aus Aufgabe (1.2) als C-Code-S-Function. 3. Testen Sie beide S-Functions ausführlich. Vergleichen Sie die Simulationsergebnisse der M-Code-S-Function mit den Ergebnissen von zwei kaskadierten C-Code-SFunctions. Prüfen Sie die Ergebnisse auf Plausibilität. (Während des Praktikums ist keine Zeit C-Programme zu debuggen!) Aufgabe 1.5 Offline- und Online-Identifikation. 1. Bestimmen Sie für das linearisierte Modell und die stationären Eingangsgrößen uM P,1s = 20 V, uM P,2s = 10 V die Übertragungsmatrix G11 (s) G12 (s) G(s) = , G21 (s) G22 (s) wobei die Übertragungsfunktionen durch G11 = ĥ1 , ûM P,1 G12 = ĥ1 , ûM P,2 G21 = ĥ2 , ûM P,1 G22 = ûMĥ2P,2 definiert sind. Zeichnen Sie das Bodediagramm der Übertragungsfunktion G21 (s). 2. Berechnen Sie die z- und q-Übertragungsmatrix des linearisierten Modells für die Abtastzeit Ta = 100 ms sowie den unter Punkt 1 angeführten Arbeitspunkt, der auch für die weiteren Aufgabenstellungen herangezogen werden soll. 3. Schalten Sie in Simulink auf das nichtlineare Zweitankmodell eine geeignete Impulsfolge auf und ermitteln Sie mit Hilfe der Offline-Identifikationsprogramme die zugehörigen z-Übertragungsfunktionen. Vergleichen Sie diese mit den nominellen Übertragungsfunktionen. Hinweis: Beachten Sie die Arbeitspunktaufschaltung! 4. Schalten Sie in Simulink auf das nichtlineare Zweitankmodell eine geeignete Impulsfolge auf und ermitteln Sie mit Hilfe des Online-Identifikationsprogrammes aus Aufgabe 1.1 Punkt 2 die jeweils zugehörigen z-Übertragungsfunktionen. Vergleichen Sie diese mit den nominellen Übertragungsfunktionen. 7 Kapitel 1. Identifikation i u A A R L u A 1.3. Der Torsionsschwinger A u M A , w 1, j M 1 L , w 2, j w 3, j 2 3 i F c q G le ic h s tro m a n trie b c 1 q 1 2 2 q 3 D re h fe d e r-M a s s e -S c h w in g e r M e ssu n g Abbildung 1.4: Schematischer Aufbau des Torsionsschwingers. 1.3 Der Torsionsschwinger Bild 1.4 zeigt den schematischen Aufbau des Labormodells Torsionsschwinger. Dabei wird an eine permanenterregte Gleichstrommaschine ein mechanisches System, bestehend aus drei Schwungmassen, die über zwei Torsionsfedern verbunden sind, angekoppelt. Unter der Voraussetzung, dass keine Sättigungseffekte auftreten, lautet das mathematische Modell der Gleichstrommaschine 1 (uA − RA iA − km ω1 ) LA 1 (km iA − MLast ) = Θ1 i̇A = ω̇1 mit der Ankerspannung uA , dem Ankerstrom iA , der Drehwinkelgeschwindigkeit ω1 , der Ankerinduktivität LA , dem Ankerwiderstand RA , der Motorkonstanten km , dem Trägheitsmoment Θ1 und dem Lastmoment MLast . Das vom Motor erzeugte Moment beträgt demnach MA = km iA . Mit Θ1 , Θ2 und Θ3 werden die Trägheitsmomente der drei Stränge und mit c1 und c2 die Torsionssteifigkeiten der beiden Kopplungsfedern bezeichnet. Weiters wirken in den Lagern geschwindigkeitsproportionale Reibmomente mit den Reibkoeffizienten d1 , d2 und d3 sowie auf die Schwungmasse 2 ein Lastmoment ML . 1.3.1 Das Labormodell Beim Labormodell wurden nachfolgende Daten experimentell festgestellt. LA = 895.7 µH Θ1 = 25.652 · 10−6 kgm2 RA = 6.382 Ω Θ2 = 6.442 · 10−6 kgm2 km = 41 · 10−3 Nm/A Θ3 = 5.097 · 10−6 kgm2 uA ≤ 24 V d1 = 3.984 · 10−6 Nms c1 = 1.719 · 10−3 Nm/rad d2 = 0.918 · 10−6 Nms c2 = 1.719 · 10−3 Nm/rad d3 = 2.397 · 10−6 Nms 8 Kapitel 1. Identifikation 1.3.2 1.3.2. Aufgaben Aufgaben Aufgabe 1.6 Modellbildung des Torsionsschwingers. Die Motorspannung uA dient als Stellgröße, als Ausgangsgröße wird die Winkelgeschwindigkeit ω3 herangezogen. Für die Untersuchungen der ersten beiden Punkte gilt ML = 0. 1. Ist das System mit den Zustandsgrößen xT = [iA , ϕ1 , ϕ2 , ϕ3 , ω1 , ω2 , ω3 ] vollständig erreichbar / vollständig beobachtbar? Führen Sie diese Untersuchungen (mit symbolischen Parametern) in Maple durch. 2. Ist das System mit den Zustandsgrößen xT = [iA , ϕ2 − ϕ1 , ϕ3 − ϕ2 , ω1 , ω2 , ω3 ] vollständig erreichbar / vollständig beobachtbar? 3. Den Ausgangspunkt für die folgenden Betrachtungen bildet das Zustandsmodell (des vollständig erreichbaren und beobachtbaren Systems) uA ẋ = Ax + B ML y = cT x . Implementieren Sie dieses Modell in Simulink unter Verwendung obiger Daten. 4. Berechnen Sie die Übertragungsfunktion G(s) mit ûA als Eingangsgröße und ω̂3 als Ausgangsgröße. 5. Berechnen Sie die Übertragungsfunktionen G(z) und G# (q) mit Ta = 10 ms. Aufgabe 1.7 Offline- und Online-Identifikation. 1. Schalten Sie in Simulink auf das Modell des Torsionsschwingers eine geeignete Impulsfolge auf und ermitteln Sie mit Hilfe der Offline-Identifikationsprogramme die zugehörige z-Übertragungsfunktion. Vergleichen Sie diese mit der nominellen Übertragungsfunktion. 2. Schalten Sie in Simulink auf das Modell des Torsionsschwingers eine geeignete Impulsfolge auf und ermitteln Sie mit Hilfe des Online-Identifikationsprogrammes aus Aufgabe 1.1 Punkt 2 die zugehörige z-Übertragungsfunktion. Vergleichen Sie diese mit der nominellen Übertragungsfunktion. 9 Kapitel 1. Identifikation 1.4 1.4. Ein elektrisches Netzwerk Ein elektrisches Netzwerk Bild 1.5 zeigt ein aktives elektrisches Netzwerk mit der Eingangsspannung uE und der Ausgangsspannug uA . Der Operationsverstärker wird für die nachfolgenden Betrachtungen als ideal angenommen. u C 1 C R R 3 1 1 + _ u R E R 2 u C 4 u C 2 A 2 R 5 Abbildung 1.5: Elektrisches Netzwerk. 1.4.1 Das Labormodell Die Realisierung dieses Modells beruht auf folgenden Bauteilwerten R1 = 330 kΩ R5 = 100 kΩ R3 = 110 kΩ C1 = 100 nF R4 = 100 kΩ C2 = 33 nF , wobei der Widerstand R2 als Potentiometer ausgeführt ist und im Bereich von 322 kΩ bis 332 kΩ variiert werden kann. 1.4.2 Aufgaben Aufgabe 1.8 Modellbildung des elektrischen Netzwerks. 1. Bestimmen Sie das mathematische Modell des elektrischen Netzwerks und implementieren Sie dieses in Simulink. Achten Sie darauf, dass die Parameter einfach zu verändern sind. 2. Berechnen Sie den Wert von R2 so, dass für die Eigenwerte λi des Systems gilt Re(λi ) = 0. 3. Berechnen Sie die Übertragungsfunktion des Systems im s-, z- und q-Bereich für Ta = 1 ms. 10 Kapitel 1. Identifikation 1.5. Realisierung am DSP 4. Berechnen und zeichnen Sie in Abhängigkeit von R2 die Pol- und Nullstellen der Übertragungsfunktionen. 5. Ist das elektrische Netzwerk vollständig erreichbar / vollständig beobachtbar? Aufgabe 1.9 Offline- und Online-Identifikation. Wählen Sie dazu einen Wert für R2 , für den das System BIBO-stabil ist. 1. Schalten Sie in Simulink auf das Modell des elektrischen Netzwerks eine geeignete Impulsfolge auf und ermitteln Sie mit Hilfe der Offline-Identifikationsprogramme die zugehörige z-Übertragungsfunktion. Vergleichen Sie diese mit der nominellen Übertragungsfunktion. 2. Schalten Sie in Simulink auf das Modell des elektrischen Netzwerks eine geeignete Impulsfolge auf und ermitteln Sie mit Hilfe des Online-Identifikationsprogrammes aus Aufgabe 1.1 Punkt 2 die zugehörige z-Übertragungsfunktion. Vergleichen Sie diese mit der nominellen Übertragungsfunktion. 1.5 Realisierung am DSP Sowohl bei der Identifikation als auch bei der Implementierung von Regelungsaufgaben hat man das Problem, Echtzeitanforderungen erfüllen zu müssen. Im Praktikum werden wir ein inzwischen sehr weit verbreitetes System der Firma dSpace verwenden, welches es erlaubt, die Algorithmen für den digitalen Signalprozessor (DSP), graphisch unter Matlab/Simulink zu entwickeln. Durch den in der Umgebung integrierten C-Codegenerator, C-Compiler und Linker kann aus dem Simulink-Blockschaltbild der Echtzeit-Assemblercode für den digitalen Signalprozessor erstellt werden. Um unter Matlab/Simulink auch die am Signalprozessorboard vorhandenen Analog/Digital Converter (ADC) und Digital/Analog Converter (DAC) ansprechen zu können, stellt dSpace eine zusätzliche Bibliothek für Simulink zur Verfügung, welche ADC- und DACBlöcke enthält, die somit einfach in das Blockschaltbild integriert werden können. Auf der Institutshomepage im Downloadbereich finden Sie ein Datenblatt dieses Signalprozessorsystems (dSpace DS1104), welches Ihnen einen Einblick in dessen Leistungsfähigkeit und Architektur geben soll. 1.5.1 Streckensimulator Der Streckensimulator wird dazu verwendet, die mathematischen Modelle der Strecke getrennt von der Stellgrößenaufschaltung (bzw. später vom Regler) ablaufen zu lassen. Hierzu sollen jeweils 2 Signalprozessorsysteme zusammengeschaltet werden, wobei einer das Eingangssignal bzw. das digitale Regelgesetz realisiert und der zweite DSP die Strecke darstellt. Der Vorteil gegenüber der reinen Simulation liegt darin, dass dabei die Strecke asynchron zum Regler ablaufen kann und alle realen Störungen wie Mess- und Quantisierungsrauschen, sowie die Wandlungszeit der A/D- und D/A-Wandler bereits auf das Gesamtsystem wirken. 11 Kapitel 1. Identifikation 1.6. Die Regelungsnormalform In Tutorial dSpace Matlab2013b.pdf finden Sie eine Einführung und ein erstes Beispiel Aufgabe 1.10 Reduzieren Sie das vollständig erreichbare und vollständig beobachtbare mathematische Modell des Torsionsschwingers um das elektrische Teilsystem, indem Sie d iA → 0 bilden. Die so erhaltene algebraische Gleichung kann nach iA den Grenzübergang dt gelöst und eingesetzt werden. Implementieren Sie das reduzierte Modell am Streckensimulator. Verwenden Sie für die einzelnen Modelle Subsystem-Blöcke, damit Sie diese einfach austauschen können. Führen Sie weiters die Offline-Identifikation am Streckensimulator durch. Aufgabe 1.11 Führen Sie die Online-Identifikation für das mathematische Modell des Torsionsschwingers aus Aufgabe 1.10 am Streckensimulator durch. 1.6 Die Regelungsnormalform Die Eigenwertvorgabe für lineare, zeitinvariante Systeme wird besonders anschaulich und kann auch automatisiert werden, wenn das zu regelnde System in der Regelungsnormalform vorliegt. Aus diesem Grund wird ein wichtiger Punkt dieses Praktikums die Transformation auf die Regelungsnormalform sein. Dazu betrachten wir in einem ersten Schritt das Eingrößensystem ẋ = Ax + bu mit 1 −1 0 0 1 , A= 0 −2 1 1 −1 b= 1 . 0 Aufgabe 1.12 Zeigen Sie, dass dieses System vollständig erreichbar ist. Aufgabe 1.13 Überlegen Sie sich die Vorgehensweise um die Normalformen im Eingrößenfall zu erhalten, welche im PAT2 Skriptum beschrieben ist. Aufgabe 1.14 Normalformen 1. Transformieren Sie das System sukzessive auf die Normalform (2.7) a 1 0 ··· ··· 0 11 ẋ1 x1 a21 a22 1 0 ··· 0 ẋ2 . x.2 . . . . . . .. .. .. .. .. . . .. . . . = .. + . . .. .. .. . ... 0 ẋn−1 xn−1 an−1,1 · · · · · · · · · . . . 1 ẋn xn an,1 · · · · · · · · · · · · an,n 0 0 .. . .. . 0 1 u des PAT2 Skriptums unter Verwendung des beschriebenen Eliminationsalgorithmus. Testen Sie ihr Ergebnis auf Plausibilität (Beispielsweise durch Vergleich der charakteristischen Polynome). Konstruieren Sie in jedem Schritt die Matrizen Ni , N̄i , bi , b̄i und führen Sie ihre Berechnungen in Maple durch. 12 Kapitel 1. Identifikation 1.6. Die Regelungsnormalform 2. Transformieren Sie das System auf die Normalform (2.8) ẋ1 ẋ2 .. . .. . ẋn−1 ẋn = −an−1 −an−2 .. . .. . −a1 −a0 1 0 0 .. . 0 0 0 1 ··· ··· 0 x1 0 · · · 0 x2 . . . . .. .. . . . . 0 . .. .. . . . 0 . · · · · · · 0 1 xn−1 ··· ··· 0 0 xn + 0 0 .. . .. . 0 1 u des PAT2 Skriptums unter Verwendung der Transformation, welche die einzelnen Eliminationsschritte zusammenfasst. Testen Sie ihr Ergebnis auf Plausibilität (Beispielsweise durch Vergleich der charakteristischen Polynome). Der Mehrgrößenfall gestaltet sich im Vergleich zum Eingrößenfall etwas aufwändiger und soll im Praktikum programmiert werden. Überlegen Sie sich vorbereitend die Vorgehensweise um die Normalformen im Mehrgrößenfall zu erhalten, welche im PAT2 Skriptum beschrieben ist. 13
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