als PDF - Universitätsklinikum Leipzig

Das GesunDheitsmaGazin Des universitätsklinikums leipziG
10 / 2016 | 21.07.2016
Piraten in der UKL-Blutbank
Foto: Jens Firme
Sommernachtsblutspende ist mit mehr als 100 Spendern ein voller Erfolg
Gesundheitstest für Handballer
SC-DHfK-Neuzugang Pieczkowski
wird am UKL untersucht
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Messung der Leberfunktion
Innovatives Gerät untersucht die
Atemluft von Patienten
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Nähte mittels Endoskop
Neue Technik ermöglicht Eingriffe
ganz ohne Bauchschnitte
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n
Der Augenblick
Foto: Stefan Straube
Wasser Marsch!
Für alle Mitarbeiter der Universitätsmedizin Leipzig werden regelmäßig praktische
Schulungen angeboten, damit sie im Ernstfall wissen, wie man einen Feuerlöscher richtig einsetzt. Mehrere Tausend dieser Geräte gibt es am Universitätsklinikum und der
Medizinischen Fakultät. Je nach Einsatzbereich sind sie mit verschiedenen Löschmitteln
gefüllt, um im Notfall Entstehungsbrände schnell eindämmen zu können. So kommt
beispielsweise Pulver – unter anderem in Büros – zum Einsatz, Schaum häufig in Kliniken. Kohlenstoffdioxid wird dagegen in Elektro- und Serverräumen sowie Labors verwendet.
Europameister zur Vorabuntersuchung im UKL
Herz- und Lungenfunktionstest für SC-DHfK-Neuzugang Niclas Pieczkowski
n
iMPreSSuM
liebigstraße aktuell
Das gesundheitsmagazin des
universitätsklinikums leipzig
Der 26-Jährige wechselte vom Absteiger
TuS N-Lübbecke in Nordrhein-Westfalen
nach Leipzig. Vor dem Trainingsauftakt
Herausgeber:
Universitätsklinikum Leipzig AöR
Der Vorstand
Liebigstraße 18
04103 Leipzig
Telefon:
Telefax:
n nationalspieler und europameister
2016 – mit niclas Pieczkowski hat sich
der Sc DHfk leipzig prominent für die
nächste
Handball-bundesligasaison
verstärkt. Doch auch ein champion
muss vorher zur untersuchung. Am
universitätsklinikum leipzig, Medizinpartner des Vereins, ist er nun auf
„Herz und lunge“ geprüft worden.
standen am UKL die Tests seiner Herzund Lungenfunktionen an. Bei Christoph
Klein und Schwester Christiane Schwenke
von der Abteilung für Kardiologie und
Angiologie im Haus 4 muss Pieczkowski
auf die Liege. Mittels Ultraschall wurde
ein Herzecho erstellt und geschaut, wie
Herzwände und -klappen aussehen.
Doch der behandelnde Arzt konnte
schnell den Daumen heben: „Alles in Ordnung“, sagt Klein, „man sieht den Leistungssportler.“
Auch der Handballer selbst fand die Un-
Liebe Leserinnen und Leser,
(0341) 97 109
(0341) 97 15 909
E-Mail: [email protected]
Redaktion:
Helena Reinhardt (v.i.S.d.P.),
Ines Christ
(Unternehmenskommunikation UKL).
Frank Schmiedel (Projektleiter LVZ).
Universitätsklinikum, Leipzig AöR.
12. Jahrgang
In Kooperation mit der Redaktion der
LEIPZIGER VoLKSZEITUNG.
Druck:
Leipziger Verlags -und
Druckereigesellschaft mbH& Co. KG,
Peterssteinweg 19,
04107 Leipzig
LIEBIGSTRASSE AKTUELL
tersuchungen richtig: „Ich habe großes Interesse daran zu erfahren, dass mit mir alles in Ordnung ist“, meint Pieczkowski.
Nach Leipzig gelockt hatten ihn nach eigener Aussage der Aufschwung im Verein,
die konstanten Leistungen und die Vorfreude auf die Zusammenarbeit mit SCDHfK-Cheftrainer Christian Prokop.
Nachdem auch der Belastungstest auf dem
Ergometer und der Lungenfunktionstest
zur Zufriedenheit aller abgelaufen sind,
kann die neue Saison kommen.
Markus Bien
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UKL-Mediziner Christoph Klein untersucht mittels Ultraschall das Herz von DHfK-Neuzugang
Niclas Pieczkowski.
Foto: Ines Christ
in diesem Jahr macht das Gesundheitsmagazin „Liebigstraße aktuell“ eine Sommerpause – die nächste
Ausgabe erscheint daher erst in sechs Wochen. Diese
liegt ab 1. September im Uniklinikum und in vielen
Arztpraxen aus. Dann nehmen wir Sie mit auf einen
Ausflug „hinter die Kulissen“: In einem Themenschwerpunkt stellen wir die Welt des OP vor und zeigen Ihnen unter anderem, wer bei einer Operation
dafür sorgt, dass es Ihnen während des Eingriffs gut
geht. Außerdem erfahren Sie, wie eine OP grundsätzlich abläuft, mit welchen Geräten und Instrumenten
ein OP-Saal ausgestattet ist und wer im Hintergrund
noch alles beteiligt ist, damit die Eingriffe am UKL reibungslos ablaufen.
Das Redaktionsteam der „Liebigstraße aktuell“
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Innovatives Gerät ermöglicht Messung
der Leberfunktion in der Atemluft
Sicherere Operationen bei Lebererkrankungen dank neuem Verfahren am UKL
n Den Leberchirurgen am Universitätsklinikum Leipzig steht jetzt ein innovatives Verfahren zur Messung der Leberfunktion
zur
Verfügung.
Der
sogenannte LiMAx-Test misst die potentielle Leistungsfähigkeit der Leber
anhand von Bestandteilen der Atemluft
und liefert so mehr Daten als beispielsweise Blutuntersuchungen. Wichtig ist
diese Form der Vorabuntersuchung vor
allem für die bessere Planung von Leberoperationen – anhand der so erhobenen Funktionsreserve kann der Operateur das Risiko eines Eingriffs sehr
viel genauer beurteilen.
„Damit können wir die notwendigen Operationen sehr viel sicherer machen und die Gefahr von Komplikationen ganz wesentlich
verringern“, erklärt Prof. Daniel Seehofer, Leberoperateur und Leiter des Bereichs Hepatobiliäre Chirurgie und Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Leipzig.
Seehofer bringt von seiner früheren Wirkungsstätte an der Berliner Charité bereits
gute Erfahrungen mit dem innovativen Gerät
mit. „Dieses Verfahren wurde dort entwickelt
und seit vielen Jahren eingesetzt, um die
wichtige Frage, wieviel dem kranken Organ
Leber bei einer Operation zuzumuten ist, im
Vorfeld besser beantworten zu können“, so
Seehofer. Dafür liefert die Leberfunktionsmessung Daten, die bisher mittels Laboruntersuchungen nicht erhoben werden können.
Die Leber ist das einzige Organ, das sich aus
eigener Kraft vollständig regenerieren kann.
Bei Erkrankungen oder Verletzungen können
verbleibende Teile die Funktion des gesunden
Organs übernehmen und nach einiger Zeit
ersetzen. Das gelingt aber nur, wenn das ge-
Prof. Daniel Seehofer, Victoria Kegel, Ärztin in Weiterbildung, und Prof. Thomas Berg (von links) besprechen die Werte eines LiMAx-Patienten.
Fotos: S. Straube
sunde Gewebe noch über ausreichend Reserven verfügt. Anderenfalls droht nach einer
Operation ein lebensgefährliches Organversagen. „Mit dem Leberfunktionstest können
wir sehr gut abschätzen, über wieviel Funktionsreserve und damit Kraft zur Regeneration
die Leber noch verfügt“, beschreibt Seehofer.
„Oftmals stellen wir so fest, dass die Leber
noch bessere Reserven hat als angenommen.“
Dadurch wird ein rettender Eingriff in manchen Fällen überhaupt erst möglich.
Der Test kann aber auch Hinweise dazu liefern, dass vorbereitend vor einer Operation
zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden
müssen, zum Beispiel um die Leber zum
Wachsen anzuregen. „Durch die Funktionsmessung vorab können wir das Risiko für einen Eingriff stark verringern“, so Seehofer.
Studien belegen inzwischen, dass durch den
Einsatz der Leberfunktionsmessung die
Sterblichkeitsrate nach einer Leberoperation
um zwei Drittel zurückgegangen ist. Bei
Krebspatienten beispielsweise zeigt die Leberfunktionsmessung nach einer Chemotherapie oftmals schlechte Werte.
„Diese Einschränkung können wir mit anderen Verfahren oft gar nicht erfassen“, erläutert
dazu Prof. Thomas Berg, Leiter der UKL-
Sektion Hepatologie und internistischer
Partner von Prof. Seehofer bei der Behandlung von Lebererkrankungen. „In solchen
Fällen können wir jetzt einfach ein paar Wochen warten, bis sich die Leber von der
Krebstherapie erholt hat und dann operieren“, so Berg. Ohne diese Hinweise auf die
geschwächte Leber wäre die Operation für
den Patienten hoch gefährlich. „Das neue
Messverfahren ist damit eine sehr sinnvolle
und wertvolle Ergänzung unserer diagnostischen Möglichkeiten und sehr hilfreich, um
Operationen zu ermöglichen oder unsichere
Operationen zu verhindern“, betont Prof.
Berg.
Dabei ist das ca. 45 Minuten dauernde Verfahren für den Patienten völlig unbelastend:
Für die Messung wird eine Substanz über
die Vene verabreicht, die nur in der Leber
verstoffwechselt wird. Das dabei entstehende typische Kohlenstoffisotop wird zu den
Lungen transportiert und mit der Atemluft
abgeatmet. Das LiMAx-Gerät misst über
eine spezielle Atemmaske die Konzentration
des Kohlenstoffisotops in der Atemluft und
gibt so direkte Rückmeldung zur Funktionsfähigkeit der Leber.
Ziel der UKL-Mediziner ist es, künftig Referenzwerte auch für weitere Fragestellungen
zu erheben und damit das Anwendungsfeld
zu erweitern. „Wir können uns zum Beispiel
vorstellen, dass die Leberfunktionsmessung
perspektivisch auch zu einer frühzeitigen Beurteilung eines akuten Leberversagens beitragen und damit Informationen darüber liefern
kann, ob eine Transplantation notwendig ist
oder eine Chance besteht, dass sich die Leber
aus eigener Kraft wieder erholt“, gibt Prof.
Berg einen Ausblick.
Helena Reinhardt
Gesundes Essen mit Auszeichnung
Universitätsklinikum Leipzig erneut von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zertifiziert
n Das Universitätsklinikum Leipzig ist erneut für seine gesundheitsfördernde Ernährung für Patienten ausgezeichnet worden.
Das Zertifikat, welches von der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) vergeben wird,
bescheinigt neben einer ausgewogenen Vollverpflegung unter
anderem eine vielseitige Gestaltung des Speiseplans sowie angemessene Essenszeiten und einen guten Service. Das UKL
erfüllt alle diese Kriterien auf einem sehr hohen Niveau. Darauf
weist auch das Logo „Station Ernährung“ am UKL-Haupteingang
in der Liebigstraße 20 hin.
„Wir freuen uns, dass wir bei der Rezertifizierung erneut sehr gut abgeschnitten und damit eine Bestätigung
für unsere gute Arbeit bekommen haben“, sagt Lars Selig, Leitender Ernährungstherapeut am Universitätsklinikum Leipzig. „Die richtige Ernährung
kann einen wesentlichen Beitrag für
die Gesundheit leisten und den Gene-
sungsprozess fördern, dies gilt natürlich besonders auch im Krankenhaus.“
Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet
das Ernährungsteam des UKL eng mit
dem
Dienstleistungsunternehmen
WISAG Schubert Unternehmensgruppe zusammen, welches für die
Verpflegung am UKL verantwortlich
ist.
Um das Zertifikat „Station Ernährung“ zu erhalten, müssen zahlreiche
Vorgaben erfüllt werden – bei allen
Mahlzeiten des Tages. Eine abwechslungsreiche Lebensmittelauswahl mit
Vollkornprodukten, frischem Gemüse
und Obst sowie regelmäßig Fisch,
nicht zu oft Fleisch und die Rücksicht
auf Patienten mit Unverträglichkeiten
gehören ebenso dazu wie ein vielseitiger Speiseplan, auf dem sich im VierWochen-Rhythmus die Gerichte nicht
doppeln dürfen. Die richtige Temperatur der Speisen, eine angenehme
Umgebung beim Essen und besonders
geschulte Service-Mitarbeiter, die auf
besondere Bedürfnisse einzelner Patienten eingehen können, sind weitere
Voraussetzungen, um von der DGE
ausgezeichnet zu werden. „Ziel des
Projektes ‚Station Ernährung‘ ist es,
einer Mangelernährung in Krankenhäusern vorzubeugen und den Ernährungszustand der Patienten zu verbessern oder, wenn er bereits gut ist,
beizubehalten“, erklärt Lars Selig. So
werden am UKL unter anderem täglich ein vegetarisches Gericht zur Auswahl gestellt, saisonale Lebensmittel
bevorzugt oder mageres Fleisch von
unterschiedlichen Tierarten abwechselnd angeboten. Gerichte, welche in
den ausliegenden Speiseplänen des
Uniklinikums mit dem Logo „Station
Ernährung“ gekennzeichnet sind, entsprechen diesen Vorgaben.
Entwickelt wurde das Projekt „Station
Ernährung – Vollwertige Verpflegung
in Krankenhäusern und Rehakliniken“ von der Deutschen Gesellschaft
für Ernährung im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und
Landwirtschaft. Es ist Teil des nationalen Aktionsplans „IN FORM –
Deutschlands Initiative für gesunde
Ernährung und mehr Bewegung“.
Ines Christ
Lars Selig ist Leitender Ernährungstherapeut am UKL. Das Uniklinikum ist erneut
für seine gesundheitsfördernde Ernährung für Patienten ausgezeichnet worden.
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LIEBIGSTRASSE AKTUELL
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Freibeuter, Hitze und
Karibikfeeling am Uniklinikum
Sommernachtsblutspende wieder voller Erfolg / mehr als 100 Spender zu Gast
n Die Blutbank-Piraten bedanken sich
bei allen fleißigen Spendern, die trotz
wahrlich tropischer Temperaturen am 24.
Juni den Weg in die Blutbank-Karibikinsel
des Leipziger Universitätsklinikums gefunden haben.
Fotos: Jens Firme
Bis in den späten Sommerabend hinein feierten zahlreiche Besucher das wohl heißeste
Blutspende-Event Mitteldeutschlands. Das
vielfältige Programm mit Sommernachtspfad, Piratenshow sowie leckeren Speisen
und Getränken trug dazu bei, dass sich die
Anwesenden einen Abend lang fast wie in der
Karibik fühlten. „Über 100 Blutspender, davon ein Viertel Neuspender, haben sich von
unseren Schwestern ‚anzapfen‘ lassen. Darüber hinaus konnte mein Team zehn Besucher
als potentielle Stammzellenspender für unsere Stammzellenspenderdatei gewinnen“, resümiert Prof. Andreas Humpe, seines Zeichens Piratenkapitän und Direktor des
Instituts für Transfusionsmedizin Leipzig.
Mittlerweile ist wieder der Normalbetrieb in
der UKL-Blutbank eingekehrt. Die Piraten
sind weitergezogen und freuen sich bereits
auf das nächste Mal in zwei Jahren, wenn es
wieder heißt: Ahoi und auf geht‘s zum freiwilligen Aderlass.
Und wer bis dahin nicht warten will: Am 24.
September übernehmen die Fürstinnen und
Fürsten der Finsternis wieder das Zepter in
der Johannisallee 32 - zur Vampirnacht 2016.
Karen Kirbach
Fröhliches Theater in der Kinderklinik
Ehrenamtliche Helfer am UKL engagieren sich im Besuchsdienst auf der Kinder-Intensivstation
n Sie wirken vielfach im Verborgenen,
sind aber in der täglichen Arbeit unverzichtbar: Am Universitätsklinikum Leipzig engagieren sich tagtäglich fast 40
ehrenamtliche Mitarbeiter für das Wohlergehen unserer Patienten. Sie schenken jungen und älteren Patienten Zeit
und Aufmerksamkeit am Krankenbett,
verwalten die Patientenbibliothek, engagieren sich beim Gottesdienst und als
Kliniklotsen oder betreuen das Spielzimmer der Kinderambulanz.
zuregen. Dabei ist sie ein absoluter Profi.
„Ich arbeite seit 2008 als Schauspielerin am
Theater der Jungen Welt hier in Leipzig,
auch theaterpädagogisch mit Kindern. Aber
ich wollte noch eine zusätzliche Aufgabe,
Neues kennenlernen, mehr lernen. Dann
habe ich gezielt nach einer ehrenamtlichen
Mitarbeit im Krankenhaus gesucht, weil
mich das Medizinische besonders interessiert hat, bin am UKL fündig geworden und
habe mich beworben. Als die Koordinatorin
Frau Stader von meiner bisherigen Arbeit
„He, ich bin die Anke und besuche Kinder,
denen langweilig ist.“ Mit diesen Worten
stellt sich Anke Stoppa immer dann vor,
wenn sie ein Patientenzimmer betritt und
große fragende Kinderaugen sie anschauen.
Die 33-jährige Leipzigerin geht am Uniklinikum einer Aufgabe nach, die erfüllend ist
und gleichzeitig so herausfordernd, dass sich
manches in ihrem Leben zurechtgerückt hat:
Sie arbeitet ehrenamtlich als Besuchsdienst
auf der Kinder-Intensivstation. Hier ist sie
wichtige Bezugsperson für Kinder von 0 bis
18 Jahren, die mit schweren Erkrankungen
oder nach Unfällen behandelt werden.
Dafür kommt sie je nach Bedarf ein bis
zweimal in der Woche ans Klinikum, um
ihre Schützlinge zu besuchen, liest vor, spielt
beispielsweise „Mensch ärgere dich nicht“
oder singt, um die Wahrnehmung und
Phantasie der Kinder und Jugendlichen an-
Die Schauspielerin Anke Stoppa engagiert sich ehrenamtlich als Besuchsdienst auf der Kinder-Intensivstation.
Foto: Stefan Straube
LIEBIGSTRASSE AKTUELL
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erfuhr, hat sie mir die Kinder-ITS vorgeschlagen, für die zu diesem Zeitpunkt jemand gesucht wurde.“
Seitdem sind drei Jahre vergangen, in denen
Anke Stoppas Wunsch zu lernen, mehr als
erfüllt wurde: „Eine ziemliche Herausforderung war das. Man weiß ja gar nichts über
den Alltag auf einer Intensivstation und gewöhnt sich erst langsam – sowohl an die
emotionale Belastung als auch an die Abläufe. Den Umgang mit Kittel, Mundschutz,
Desinfektion und die Alarmzeichen bei Not-
fällen kenne ich nun in- und auswendig.
Und vom Schwesternteam erhalte ich immer
Unterstützung, wenn ich welche brauche.
Im Umgang mit den Problemen und Geschichten der Kinder hat sich die Gewichtung meiner eigenen Probleme sehr verschoben.
Ich
versuche
den
Kindern
Aufmerksamkeit und immer etwas Leichtigkeit zu geben – und Selbstbewusstsein natürlich, damit sie auch fühlen, dass sie die
Situation bewältigen können. Gleichzeitig
ist damit auch mein Selbstbewusstsein mitgewachsen.“
Mit einem Kind habe sich sogar eine besondere Freundschaft entwickelt, die auch außerhalb der Klinik weiter besteht. Denn
nicht alle Kinder haben überhaupt ein Elternhaus. Gerade Kinder aus einem Kinderdorf, einem Heim oder aus schwachen sozialen Verhältnissen profitieren von der
Extraportion fröhlicher Zuwendung, die der
Besuchsdienst auf der Kinderintensivstation
geben kann.
Anke Stoppa will auf jeden Fall noch lange
so weitermachen. Mit weiteren Ehrenamtlern aus anderen Bereichen am UKL genießt
sie alle paar Monate eine Weiterbildung,
kann sich austauschen und die Eindrücke
aus dem Klinikalltag besprechen und verarbeiten. „Es ist immer wieder faszinierend zu
sehen, wie sich Kinder ins Leben zurückkämpfen. Das begleiten und fördern zu dürfen, dafür bin ich dankbar.“ Sandra Hasse
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In Lösungen denken – nicht in Problemen
UKL-Vorstand Marya Verdel über Eindrücke, Herausforderungen und eine positive Fehlerkultur
aber zum anderen auch die Haltung zur
Wirtschaftlichkeit. Dafür brauchen wir
generell eine Herangehensweise, die die
Ökonomie als Instrument begreift, um
aus den vorhandenen Mitteln das Beste zu
machen. Eine wichtige Herausforderung
ist auch unsere weitere strategische Ausrichtung. Aufbauend auf der medizinischen Strategie liegt hier für mich der
Schwerpunkt in der Personal- und Führungsstrategie. Hier müssen wir dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung tragen,
und auch mehr dafür tun, unsere Attraktivität als Arbeitgeber weiter auszubauen.
Eine große Aufgabe wird auch darin bestehen, unsere Rolle und unseren Platz als
Partner im regionalen Gesundheitsnetzwerk noch besser zu fokussieren.
Marya Verdel ist seit 1. Januar 2016
neuer Kaufmännischer Vorstand am
Universitätsklinikum Leipzig. UKLSprecherin Helena Reinhardt traf sie
zum Interview.
Marya Verdel: Sehr positiv. Ich habe mich
offen aufgenommen gefühlt, erlebe in allen Bereichen eine große Bereitschaft zum
Miteinander und das Uniklinikum als eine
offene Organisation. Selbstverständlich ist
das nicht flächendeckend so, aber im Großen und Ganzen mein erster Eindruck. Ich
habe eine ganze Reihe von Personen und
Bereichen persönlich kennengelernt, wenn
natürlich auch noch lange nicht alle. Bei
einer so komplexen Institution wie dem
UKL wird dies auch noch dauern. Auch
von der Bausubstanz bin ich beeindruckt.
Es gibt zwar hier und da Entwicklungsbedarf, doch im Vergleich ist das UKL sehr
gut ausgestattet. Das ist zweifellos ein großer Standortvorteil. Insgesamt habe ich
den Eindruck, dass das UKL in den letzten
Jahren viel geschafft hat und damit ein gutes Fundament für weitere notwendige
Entwicklungen vorhanden ist.
Foto: Stefan Straube
n Die ersten Monate am UKL liegen hinter Ihnen. Wie sind Ihre Eindrücke?
UKL-Vorstand Marya Verdel (links) im Gespräch mit Helena Reinhardt, Leiterin der Unternehmenskommunikation.
scheidungen getroffen werden, sodass sich
die Frage nicht so richtig stellt. Ich denke,
das bedeutet auch, dass ich „angekommen“ bin. Und damit, wie generell mit
meiner Entscheidung für diese Aufgabe,
fühle ich mich sehr wohl.
n Sind Sie denn schon „angekommen“?
n Haben sich die ersten Monate so abgespielt, wie Sie sich das vorgestellt haben?
Ich bin generell jemand, der mit Haut und
Haaren in eine Aufgabe hineingeht. Wenn
ich etwas mache, dann bin ich auch komplett da. Zu Beginn habe ich die Beobachterrolle übernommen, sehr viel aufgenommen und versucht, mir zunächst
einen Überblick zu verschaffen. Gleichzeitig mussten natürlich von Beginn an Ent-
Sie waren besser als gedacht. Ich hatte
mich darauf eingestellt, dass es länger
dauern würde, um in Kontakt zu kommen. Das ging erstaunlich schnell. Ich bin
auch positiv überrascht vom Umgang miteinander, von der Zusammenarbeit sowohl im Kleinen wie auch im Großen. Offenbar ist das gelungen, was ich mir an
meinem ersten Tag bei meiner Vorstellung
im Leitungsteam gewünscht habe - dass
wir etwaige Spannungen verhindern und
wenn sie da sind, wir diese gemeinsam
schnell abbauen können. Insgesamt erlebe
ich das Miteinander der Führungsmannschaft als sehr angenehm und von Respekt
getragen. Auch der Kontakt zum Personalrat ist sehr konstruktiv.
n Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Da gibt es ziemlich viele … Für mich als
kaufmännischer Vorstand ist die Wirtschaftlichkeit eine der großen Herausforderungen. Zum einen natürlich das wirtschaftliche Ergebnis, welches wir erzielen,
n Gibt es etwas, was Sie auf jeden Fall
noch dieses Jahr erreichen möchten?
Ich denke, die wichtigsten Punkte haben
wir bereits bei den vorherigen Fragen herausgearbeitet. Ein Aspekt ist mir dabei
grundsätzlich wichtig. Mir ist eine positive
und konstruktive Grundstimmung und
Haltung sehr wichtig. Dazu gehört beispielsweise, einen Moment, in dem nichts
schlecht ist, zu einem wirklich guten Moment zu machen. Denn wir brauchen diese Momente, um Kraft zu schöpfen für
mögliche schwierige Situationen. Zu diesem Ziel gehört es auch, an einer positiven
Fehlerkultur zu arbeiten. Fehler passieren,
aber wie gehen wir damit um? Da können
wir definitiv noch besser werden. Insgesamt ist mein Credo, in Lösungen zu denken, nicht in Problemen. Wenn wir das
immer wieder tun, ist schon viel erreicht.
Interview: Helena Reinhardt
UKL-Experten setzen Nähte mittels Endoskop
n Mithilfe eines neuen Geräts können
am Universitätsklinikum Leipzig Eingriffe am Verdauungstrakt jetzt ganz
ohne Schnitte erfolgen: Die Fachexperten in der Endoskopie verbinden mithilfe eines speziellen Instruments eine
Magen- oder Darmspiegelung mit dem
Setzen einer chirurgischen Naht von innen. Dieses extrem schonende Verfahren ermöglicht operative Eingriffe auch
in schwierigen Fällen. Derzeit eingesetzt wird es am UKL vom Team um Prof.
Albrecht Hoffmeister in einem interdisziplinären Therapiekonzept nach früheren adipositaschirurgischen Eingriffen.
Das Universitätsklinikum Leipzig ist damit eine von nur sehr wenigen Kliniken
in ganz Deutschland, die dieses Verfahren in der Adipositas-Behandlung anwendet.
Das neue Verfahren kommt insbesondere bei
einer endoskopischen Verkleinerung eines
Magenbypasses zum Einsatz. Der Eingriff
kann angewendet werden, wenn sich einige
Jahre nach der erfolgreichen Anlage eines
operativen Magenbypasses der auf wenige
Zentimeter verkleinerte Durchgang zwischen Restmagen und Darm wieder dehnt.
Diese Weitung führt dazu, dass die Patienten
Foto: Stefan Straube
Neue Technik ermöglicht Eingriffe am Verdauungstrakt ganz ohne Bauchschnitte
Prof. Albrecht Hoffmeister zeigt das neue Gerät,
welches Eingriffe am Verdauungstrakt ganz
ohne Schnitte ermöglicht.
wieder an Gewicht gewinnen. Um dies zu
unterbinden, kann die Verbindung zwischen
Restmagen und Dünndarm wieder auf maximal einen Zentimeter verkleinert werden.
Dieser Eingriff erfolgte bislang durch eine
weitere Operation. „Mit dem endoskopischen Nahtverfahren können wir ohne
Schnitte und damit ohne neue Narben den
Durchgang vernähen“, erklärt Prof. Albrecht
Hoffmeister, Leiter der interdisziplinären
Endoskopie am Universitätsklinikum Leipzig. Der Eingriff dauert maximal eine Stunde, nach drei Tagen verlassen die Patienten
das Krankenhaus mit unverletzter Bauchdecke und ohne Schmerzen. Denn das Instrument wird über eine Magenspiegelung eingeführt. „Für uns in der Endoskopie kommt
diese Technik einer kleinen Revolution
gleich“, erklärt Prof. Hoffmeister. „Dadurch
können wir eine Spiegelung direkt mit einer
chirurgischen Therapie verbinden.“ Dass
dabei die Grenzen zwischen Chirurgie und
Innerer Medizin verschwimmen, sei ganz im
Interesse der Patienten. „Unser Ziel ist es, fächerübergreifend so schonend wie nur möglich bei maximaler Wirksamkeit zu behandeln – das gelingt mit dieser Technik auf
sehr elegante Art“, so Hoffmeister.
Bereits 15 Patienten wurden auf diese Weise
in den letzten Monaten erfolgreich behan-
delt, in enger interdisziplinärer Kooperation
mit den bariatrischen Chirurgen und den
Adipositas-Experten in der Endokrinologie.
„Als Adipositas-Zentrum möchten wir unseren Patienten die bestmögliche Therapie anbieten, auch und gerade im Bereich der Chirurgie“, erklärt Prof. Arne Dietrich, Leiter
des Bereichs Bariatrische Chirurgie. „Diese
neue endoskopische Technik ergänzt sehr
gut unsere bisherigen Operationsmöglichkeiten.“ Prof. Matthias Blüher, der in der
Adipositas-Ambulanz die Behandlung koordiniert, ist ebenfalls angetan von den erweiterten Behandlungsoptionen. „Ein chirurgischer Eingriff zur Behandlung des
Übergewichts oder metabolischer Erkrankungen ist eine häufig zu empfehlende Therapieoption, wenn konservative Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft oder aussichtslos
sind“, erklärt Blüher. „Es ist erfreulich, dass
wir jetzt auch diese nichtoperative Therapieoption haben.“
Prof. Albrecht Hoffmeister sieht neben der
Adipositas-Therapie noch weitere Einsatzgebiete für das neue Verfahren – gerade im
sehr empfindlichen Magen- und Darmbereich könnten so beispielweise nach großen
Operationen auftretende undichte Darmnähte schnell und schonend verschlossen
werden.
Helena Reinhardt
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LIEBIGSTRASSE AKTUELL
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n Blumenstrauss des monats
Foto: Stefan Straube
Dankeschön für Katrin Krüger
Mit einem sommerlichen Dankeschön überraschte Prof. Christoph Josten, Geschäftsführender Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische
Chirurgie, vor kurzem seine Sekretärin Katrin Krüger (Mitte). Er hatte sie für den Blumenstrauß des Monats vorgeschlagen, um sich für ihre jahrelange sehr gute Arbeit zu bedanken
und überreichte die Blumen gemeinsam mit Assistenzärztin Carolin Kormann.
Mit dem „Blumenstrauß des Monats“ möchten wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Universitätsmedizin für ihre Arbeit und ihr Engagement Danke sagen. Wenn Sie jemanden
kennen, der schon lange einen Blumenstrauß verdient hat – sagen Sie es uns. Wir freuen uns
auf Ihre Vorschläge, bitte per Mail an [email protected] oder per Telefon unter
0341 - 97 15905.
Das Team der „Liebigstraße aktuell“
Langzeitstudie LIFE Child feiert 5. Geburtstag
Familienfest am 20. august mit Lama Horst, Maskottchen bulli und vielen sportarten zum ausprobieren
n Vor fünf Jahren wurde die
Langzeitstudie LIFE Child ins
Leben gerufen, um Zivilisationserkrankungen im Kindesund Jugendalter zu erforschen.
Der Startschuss hierfür fiel am
31. Mai 2011: 22 Schülerinnen
und Schüler einer Klasse aus
Werdau durchliefen als erste
ProbandendenUntersuchungsparcours in der LIFE-Child-Studienambulanz.
Aus dem Wunsch, mehrere Tausend Kinder, Jugendliche und
Schwangere zu rekrutieren und für
jährliche Folgetermine an unserer
Gesundheitsstudie zu begeistern,
ist Wirklichkeit geworden: In unserer kinderfreundlichen Studienambulanz konnten wir bislang
3575 Kinder und Jugendliche sowie 587 Schwangere begrüßen.
Über zwei Drittel haben bereits
mehrmals teilgenommen und es
uns somit ermöglicht, wichtige
Meilensteine zu erreichen. Aus diesem Grund möchten wir uns bei
allen herzlich bedanken und am
20. August von 15 bis 19 Uhr ein
großes Familienfest feiern.
Liebigstrasse aktueLL
|
Ob jung oder alt, groß oder klein,
Studienteilnehmer oder Interessierte: Alle sind herzlich zum großen Familienfest eingeladen. Wir
haben ein spannendes Programm
für Euch zusammengestellt. So
bekommen wir tierische Unterstützung von Lama Horst, unserem Star aus dem Leipziger Zoo.
Auch Maskottchen Bulli vom RB
Leipzig hat sich angekündigt und
kickt mit Euch auf die Torwand.
Neben Fußball gibt es viele weitere Sportarten zum Ausprobieren
wie Judo, Lacrosse, Hockey und
Stand-Up-Paddling. Außerdem
könnt Ihr entdecken, wie ein Polizeiauto und ein Rettungswagen
von innen aussehen und dürft
auch mal das Blaulicht anschalten.
Wer nach Kinderschminken, Jonglierkünsten und Murmelbahn
hungrig ist, kann sich mit deftigen
und süßen Snacks stärken. Als
großes Finale lassen wir mit allen
Gästen LIFE-Child-Luftballons in
den Himmel steigen. Damit die
Luftballonwolke über dem Festgelände riesig wird, brauchen wir
Eure Unterstützung.Also schnappt
Euch Geschwister, Eltern, Freunde, Großeltern und feiert mit uns
5 Jahre LIFE Child. Wir freuen
uns auf Euch!
Ihr seid dabei? Um eine Anmeldung wird gebeten unter www.
life.uni-leipzig.de/familienfest.
html.
Franziska Gogolek
LIFE-Child-Familienfest
Samstag, 20. August, 15 – 19 Uhr
Festgelände mit Zelt zwischen
Rotem Haus und Kinderklinik
Zugang über Rotes Haus,
Philipp-Rosenthal-Str. 27 oder
Poliklinik für Kinder- und
Jugendmedizin,
Liebigstr. 20a
LIFE Child – Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen
Studienambulanz für Kinder und
Jugendliche
Philipp-Rosenthal-Str. 27
04103 Leipzig
Telefon: 0341 - 97 26 538
www.life.uni-leipzig.de
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5 Jahre LIFE Child
20. August 2016 15-19 Uhr
DEFTIGES
&
SÜSSES
LAMA HORST
VOM
ZOO LEIPZIG
HÜPFBURG
KINDER
SCHMINKEN
HOCKEY
LACROSSE
JUDO
JONGLAGE
& vieles
mehr
STAND UP
PADDLING &
GEOCACHING
BULLI
&
TORWAND
EINTRITT
FREI
Seite 7
Was macht eigentlich ...
eine Viszeralchirurgin?
Prof. Dr. ines Gockel, Geschäftsführende Direktorin der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, transplantations-,
thorax- und Gefäßchirurgie, erklärt Arbeitsinhalt und tagesablauf
Diese morgendliche Visite ist der erste Punkt
auf einer Tagesordnung, die sich bis mindestens
17 Uhr erstreckt. Prof. Gockel, die diesen Zeitplan Tag für Tag absolviert, ist sowohl Chefin,
als auch Operateurin. Das heißt: Einerseits
braucht sie Überblick und Kontrolle über die
Vorgänge in ihrer Klinik und andererseits Geschick und Flexibilität am OP-Tisch. Wobei
Wissen und Können in beiden Positionen natürlich hochgradig von Bedeutung sind.
An der Viszeralchirurgie reizt sie, dass das Fach
ein sehr weites und interessantes Spektrum an
Herausforderungen bietet: „Es bedarf einerseits
schneller Entscheidungen und sofortigen Handelns bei vital bedrohlichen Notfällen, andererseits im Detail durchdachter und präzise geplanter Behandlungsstrategien bei komplexen
onkologischen Erkrankungen“, so Prof. Gockel.
„Dabei macht das hohe Maß an Interdisziplinarität, die Erwägung der bestmöglichen Therapie
für den Patienten gemeinsam mit den benachbarten Fachdisziplinen, mir persönlich sehr viel
Freude.“
Wie die Klinikdirektorin weiter sagt, ist die operative Tätigkeit sehr abwechslungsreich. „Denn
jeder intraabdominelle Situs, also das jeweilige
Operationsgebiet, ist individuell verschieden.
Trotz bester Bildgebung weiß man nie hundertprozentig, was einen nach Eröffnen des Bauches
erwartet. Das bedeutet konkret, dass man sich
auf jeden Patienten, insbesondere dessen operativen Situs, immer wieder neu einstellen und
entsprechend seine chirurgische Strategie modifizieren muss, trotz aller Standardisierungen
unserer chirurgischen Techniken. Daraus resultieren bei jeder OP neue Herausforderungen,
um am Ende des Tages ein optimales Resultat
zu erzielen. Insgesamt ist die Viszeralchirurgie
eine gute Mischung aus handwerklichem Geschick und strategischer Therapieplanung.“
Foto: Stefan Straube
n Früh pünktlich um 7 Uhr setzt sich der
weiße Schwarm in Bewegung. An der Spitze: Prof. Dr. Ines Gockel, Geschäftsführende Direktorin der Klinik und Poliklinik für
Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und
Gefäßchirurgie. Das Ziel: A-Turm im Operativen Zentrum. Die Aufgabe: Visite auf den
Stationen 3.1, 3.2 und 4.1. Hier liegen Patienten, die von Viszeralchirurgen an Bauchhöhlenorganen operiert wurden.
Prof. Ines Gockel ist Viszeralchirurgin. Am UKL ist sie Geschäftsführende Direktorin der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie und steht regelmäßig am OP-Tisch.
Dabei hat sich Prof. Gockel sehr spät in ihrem
Studium für dieses Fachgebiet entschieden. „Ich
wollte zunächst Innere Medizin machen, also
Gastroenterologie oder Endokrinologie. Dort
hatte ich zuvor die meisten Famulaturen, also
vorgeschriebene Praktika, absolviert und meine
Doktorarbeit geschrieben. Erst im Praktischen
Jahr, dem letzten Abschnitt des Medizinstudiums, bei dem man nun Patienten behandelt,
habe ich mich für die Chirurgie entschieden,
denn die Tätigkeit im OP hat mir sehr viel Spaß
gemacht.“ Hier hat sie sich vom ersten Augenblick an wie „zu Hause“ gefühlt.
Natürlich hat die Chirurgie den großen Vorzug,
dass der Arzt – und damit natürlich auch sein
Patient – sehr schnell Erfolgserlebnisse hat.
Prof. Gockel: „Der Heilungsprozess beispielsweise bei Nahtverbindungen im Magen-DarmTrakt dauert in aller Regel fünf bis sieben Tage.
Und es ist immer ein sehr schönes Erlebnis, den
Patienten bereits ab dem 1. Tag nach der OP bis
zur Entlassung und noch darüber hinaus in die-
Stichwort: Viszeralchirurg
Der Viszeralchirurg (vom lateinischen
viscera für eingeweide) operiert die Bauchorgane, deshalb könnte man ihn auch
Bauchchirurg nennen. Die Organe, an denen er operiert, reichen von der Speiseröhre über den Magen bis zum enddarm,
dazu gehören aber auch Leber, Bauchspeicheldrüse und Milz. ein Viszeralchirurg
wird gebraucht für die transplantation von
Leber, Niere, Pankreas und Dünndarm, zudem können von ihm Schilddrüse und Nebenschilddrüse operativ behandelt werden. Während früher vorwiegend offen
operiert wurde, wobei, einfach gesagt, der
Bauch aufgeschnitten wurde, sind heute
minimalinvasive eingriffe, bei denen nur
winzige Schnitte vorgenommen werden,
der Standard.
UN
sem Prozess zu begleiten und die Fortschritte
der Genesung binnen kurzer Zeit mitzuerleben.
Die chirurgisch-handwerkliche Tätigkeit als
solche ist sehr erfüllend, da – trotz eines relevanten „Einschnittes“ in den menschlichen Organismus – am Ende der OP ein vollendetes
Resultat mit wiederhergestellter Rekonstruktion vorliegt. Das macht sehr viel Freude und ich
denke, dass ich nicht übertreibe, wenn ich von
mir selbst behaupte, jeden Abend nach der Arbeit sehr glücklich nach Hause zu gehen.“
Das ist, wie gesagt, meist ziemlich spät. Am Tag
des Fußball-EM-Halbfinales Deutschland gegen
Frankreich beendete sie gerade zum Anpfiff des
Spieles eine mehrstündige Operation. Mit Genuss Fußball schauen – so richtig kann das da
nicht gelingen.
Trotz oder wegen der langen und intensiven Arbeitszeiten als Viszeralchirurgin geht sie zweimal wöchentlich ins Fitness-Studio – um die
Rückenmuskulatur für lange Operationen in
nicht immer ergonomisch günstigen Positionen
fit zu halten. Die wöchentliche Laufgruppe und
Yoga-Stunde sind ihr genauso heilig, wie mehrmals im Monat kulturelle Veranstaltungen zu
besuchen, die von Klassik bis Pop reichen. „Daneben mag ich besonders das Improvisationstheater; es ist einfach unglaublich, wie gedankenschnell und dabei witzig die Künstler
agieren.“ Zudem spielt sie selbst Geige und Klavier. Um da nicht aus der Übung zu kommen,
heißt es spielen, spielen, spielen.
Beruflich will Prof. Gockel die Chirurgie am
Universitätsklinikum im Kreis der führenden
chirurgischen Kliniken in Deutschland etablieren. „Zudem möchte ich in meiner Funktion
als Leiterin des Barrett-Konsortiums mit mittlerweile über 3500 teilnehmenden Patienten
und vielen nationalen wie internationalen Kooperationspartnern die Ursachen des BarrettSyndroms und des damit oft einhergehenden
Speiseröhrenkrebses aufklären und LifestylePräventionsprogramme initiieren“, sagt sie.
„Und die Resultate sowie die Lebensqualität
von Patienten nach chirurgischen Eingriffen
bei komplexen onkologischen Erkrankungen
durch perioperative Sport-Programme verbessern.“
Es scheint, als ob der Tag von Prof. Gockel 36
Stunden hat, damit die Frau alles schafft, was sie
will und kann.
Uwe Niemann
n Wussten sie ...?
… dass ein MRT-Gerät eine schwere Eisenkette zum Schweben bringen kann?
Prof. Dr. Thomas Kahn, Direktor
der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am UKL, erklärt den
Grund:
Manche Patienten wundern sich,
dass sie vor dem Betreten des MRTRaums so viele Gegenstände ablegen
sollen, zum Beispiel Schlüssel, Münzen, Schmuck, Brille, Zahnspange,
Haarspange, Geldkarte oder Uhr.
Viele wissen nicht, dass das Magnetfeld im MRT-Raum rund um die
Uhr vorhanden ist und zum Gerät
hin immer stärker wird. Das Prob-
lem ist, dass der menschliche Körper
keinen Magnetsensor besitzt und wir
dieses Magnetfeld also überhaupt
nicht wahrnehmen.
Unseren Medizinstudenten demonstrieren wir mit einer Eisenkette, welche Tücken damit verbunden sein
können. Bei Annäherung an das Gerät wird die Kette zunehmend angezogen und richtet sich entlang der
Feldlinien fast waagerecht aus,
schwebt förmlich. Ließe man sie allerdings los, so würde sie mit großer
Wucht ins MRT-Gerät gezogen werden und könnte dort Patienten oder
Personal treffen und entsprechend
verletzen. Zumindest aus gesundheitlicher Sicht weniger dramatisch
ist es hingegen, wenn die magnetische Geldkarte nicht mehr funktionieren sollte.
Kleinere, nicht ferromagnetische Teile wie beispielsweise Goldschmuck
sind in der Regel unbedenklich. Auch
die winzigen Clips und Stents, die
Patienten
beispielsweise
nach
Hirnaneurysmen oder Herzinfarkten
in sich tragen, sind heutzutage kein
Problem, da sie aus Titan bestehen. Oberarzt Dr. Patrick Stumpp zeigt, wie das Magnetfeld des MRT eine Eisennotiert von Uwe Niemann kette schweben lässt.
Foto: Stefan Straube
|
LieBiGStRASSe AKtUeLL
SEITE 8
n
AUSBILDUnGS-TAGEBUcH
Auf den Spuren Rudolf Virchows
Angehende Gesundheits- und Krankenpfleger der MBFS besuchen das Medizinhistorische Museum der Charité
n An der Medizinischen Berufsfachschule des Universitätsklinikums Leipzig lernen rund 750 junge Menschen
einen Gesundheitsberuf. Sie haben
sich für einen Beruf mit guten Zukunftsaussichten entschieden, der
hohe Ansprüche an die fachliche und
soziale Kompetenz jedes Einzelnen
stellt. In der Reihe „Ausbildungstagebuch“ geben die Azubis und Lehrer
verschiedener Fachrichtungen Einblicke in die Berufsausbildung. Heute:
Angehende Gesundheits- und Krankenpfleger berichten von ihrem Ausflug nach Berlin.
Anfang Juni tauschte die Gesundheitsund Krankenpflegeklasse K14d der Medizinischen Berufsfachschule des Universitätsklinikums
Leipzig
mit
ihrer
Klassenleiterin Frau Petery Anatomiehefter und Pflegebuch gegen Rucksack und
Wanderschuhe, denn Ziel war unsere
Hauptstadt Berlin. Dort besuchten wir
das Medizinhistorische Museum der
Charité mit seiner anatomischen und
pathologischen Präparatesammlung, welche auf Rudolf Virchow zurückzuführen ist und
über viele Jahre erweitert
wurde. Auch wenn zu Beginn das Wetter durch Wolken und Regen nicht den
Vorstellungen entsprach,
waren die Motivation, Lust
und Laune sehr groß.
Nach drei Stunden Fahrzeit erreichten wir die Berliner Charité
und erhielten im Museum vorerst einen
kleinen Einblick in die Geschichte der
n Medizin A – z
XChromosom
Chromosomen sind die Strukturen in
den Zellkernen, die die Erbinformationen enthalten. Das X-und das Y-Chromosom sind jeweils eines der beiden
Geschlechtschromosomen. Frauen haben zwei X-Chromosomen, Männer haben ein X- und ein Y-Chromosom. Das
X-Chromosom ist dabei viel größer als
das Y-Chromosom: Während das XChromosom rund 2000 Gene trägt, liegen auf dem Y-Chromosom nur wenige
Dutzend. Da Frauen zwei X-Chromosomen haben, kann bei ihnen zudem ein
Fehler auf einem X-Chromosom durch
das zweite X-Chromosom ausgeglichen
werden. Dadurch sind sie vor bestimmten Krankheiten, wie Farbenblindheit
und Bluterkrankheit, besser geschützt.
Übrigens hängt die Komplexität eines
Organismus nicht von der Anzahl der
Chromosomen ab. So besitzt der Mensch
46 Chromosomen, der Weizen immerhin 42, ein Karpfen sogar 104 und die
winzige Alge Euglena erstaunliche 200
Chromosomen.
UN
LIEBIGSTRASSE AKTUELL
|
Die Leipziger MBFS-Azubis auf dem Berliner Alexanderplatz.
Medizin und des Krankenhauses. Neben
der Arbeitsweise von Virchow, welcher schon damals eine enge Zusammenarbeit von Ärzten und
Pflegekräften forderte, konnten wir die Anfänge der
modernen Medizin mit
den ersten technischen medizinischen Geräten bis hin
zur Trennung der chirurgischen und internistischen
Medizin bestaunen. Weiterhin durchlebten wir faszinierende Krankengeschichten der Historie, z.B. die der Amerikanerin Martha
Mason, welche aufgrund der Kinderläh-
Foto: privat
mungserkrankung 60 Jahre lang in einer
eisernen Lunge gelebt hatte. Doch das
absolute Highlight war der anatomische
Saal der Feucht- und Trockenpräparate.
In diesem Saal wurden jedwede Organsysteme mit ihren jeweiligen Bestandteilen sowie die möglichen Veränderungen
der Organe bei Erkrankungen ausgestellt.
Hier konnten wir als zukünftige Pflegekräfte nicht nur unser anatomisches und
pathologisches Wissen der letzten zwei
Jahre vertiefen, sondern uns auch einen
Einblick in das „Innere“ des Menschen
ohne anatomische Zeichnungen verschaffen. Viel Freude bereitete es uns, unser
bereits erlerntes Wissen von Zeichnun-
gen und Büchern auf echte Präparate zu
übertragen, sodass teilweise medizinische
Debatten in Fachsprache im Saal zu vernehmen waren. Große Begeisterung löste
das Präparat des Megacolon, einer massiven krankhaften Erweiterung des Dickdarms, aus. Jedoch wurden auch Ausstellungsstücke des Herzens nach einem
Herzinfarkt oder einer Gallenblase mit
Gallensteinen fasziniert begutachtet und
natürlich fachlich diskutiert.
Nachdem wir drei Stunden unser Wissen
überprüfen und erweitern konnten, war
es Zeit, Berlin ein wenig kennenzulernen
und auch das Wetter meinte es auf einmal gut mit uns. In kleinen Gruppen
wurde unsere Hauptstadt bei herrlichem,
sonnigem Wetter erkundet. Natürlich
wurde dabei der Geldbeutel richtig auf
den Kopf gestellt und das kulturelle
Großstadtflair genossen. Auch auf kulinarischer Seite wurde nicht gespart, sodass sich einige mit einer typischen Berliner Currywurst auf dem Alexanderplatz,
andere in einer gemütlichen Kneipe niederließen.
Gegen 16.30 Uhr war es für uns dann
wieder Zeit den Heimweg in das schöne
Leipzig anzutreten. Mit im Gepäck – Zufriedenheit, viele Eindrücke, neues Wissen und die Gewissheit: Prüfungsbereit
sind wir zwar noch nicht, aber schon
ziemlich nah dran.
Valeska-Shalane Hüttig und Tobias
Volland, Gesundheits- und Krankenpflegeschüler K14d, 2. Ausbildungsjahr
Informationen zu den Ausbildungen an
der MBFS gibt es unter
mbfs.uniklinikum-leipzig.de .
Medi-Fußballer
treffen sich in Thüringen
Leipziger Medizinstudierende spielen bei Turnier mit 54 Fakultäten
n Anfang Juni war es wieder soweit: 140
Medizinstudenten der Universität Leipzig
reisten nach Obermehler in Thüringen, um
dort das jährliche Fußballturnier der Medizinischen Fakultäten auszutragen. Beim
diesjährigen Turnier gab es eine Rekordanmeldezahl von über 15.000 Studierenden
aus insgesamt 54 Fakultäten aus Deutschland, Österreich, Ungarn und Polen.
Die Leipziger, die unter dem Motto „Sonne,
Mond und Sterni – im Osten geht die Sonne
auf“ mit T-Shirts und Fanpaketen von einem
Sponsor ausgestattet worden waren, freuten
sich zudem über die vom Universitätsklinikum
finanzierte An- und Abreise mit dem Bus.
In Obermehler gab es an diesem Wochenende
neben dem Fußballturnier noch die Möglichkeit, sich beim Volleyball oder Crossgolf zu beweisen. Zudem standen das Knüpfen neuer
Kontakte und das gemeinsame Feiern nach den
Wettkämpfen im Vordergrund.
Samstagmorgen um 8 Uhr starteten die Leipziger Spieler und Spielerinnen in das Fußballturnier. Unterstützt von den Leipziger Fans konn-
ten sich die Damen schon früh über einen Sieg
gegen die Studentinnen aus Wien freuen. Leider
kamen sie im weiteren Verlauf nicht über die
Gruppenphase hinaus. Bei der Herrenmannschaft sah es ähnlich aus. Nach anfänglichen Siegen erreichten auch sie nicht das Viertelfinale.
Die Leipziger ließen sich dadurch ihre Stimmung nicht verderben und konzentrierten sich
auf das Anfeuern ihrer Kollegen aus Dresden.
Nach einem anstrengenden Wochenende ging
es Sonntagmittag wieder mit dem Bus zurück
nach Leipzig.
Paula Klersy
Die Leipziger Abordnung beim jährlichen Fußballturnier der Medizinstudenten. In diesem Jahr wurde die Meisterschaft im thüringischen Obermehler ausgetragen.
Foto: privat
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n Kalender
Veranstaltungen und Ausstellungen am UKL
Foto:Stefan Straube
Sommerfest des Cochlea-ImplantatZentrums
Beim Sommerfest, das als Begegnungsort für
CI-Familien dient, können Patienten und
ihre Angehörigen in einen unkomplizierten
Austausch treten und sich gegenseitig Hilfe
anbieten. Außerdem werden auf dem Sommerfest Vorträge für Betroffene und Familienmitglieder (auch für zukünftige CI-Patienten) zu hören sein und Herstellerfirmen von
Cochlea-Implantaten – elektronische Hörprothesen, die die Funktion des Innenohrs
übernehmen – mit aktuellen Infos zur Verfügung stehen. Für das Sommerfest ist eine Anmeldung per Mail erforderlich.
Bei Interesse wenden Sie sich bitte bis zum
22. Juli per E-Mail an
[email protected].
Kleine Menschen, große Kunst.
Verschiedene Techniken
Foto: ukl
Hörsaal der Kopfkliniken,
Liebigstraße 12, Haus 1.
10 bis 14 Uhr.
In der integrativen, betriebsnahen Kindertagesstätte „miniUNIversum“ fand
vor einiger Zeit die Kunstprojektwoche
„Kleine Menschen, große Kunst“ statt.
Eine Woche lang hatten die Kinder die
Möglichkeit, verschiedene künstlerische
Techniken und Materialien – zum Beispiel Zeichnen, Mischen, Kleistern, Drucken, Bauen – kennenzulernen und diese
nach Herzenslust und mit viel Phantasie
auszuprobieren.
Atrium der Frauen- und Kindermedizin,
Liebigstraße 20a, Haus 6.
Zu sehen bis 26. August.
Bild: Stefanie Schleusing
Laufende
Ausstellungen
Landschaften.
Malerei und Grafik
Die Leipziger Künstlerin Stefanie Schleusing will sich ihren Bildern durch eine
Verbindung von Wirklichkeitserfahrung
und der Bereicherung durch die eigene
Phantasie nähern. Ihre Naturerlebnisse
finden dabei ihren unmittelbaren Ausdruck, wobei Stimmungen und Befindlichkeit wie ein innerer Motor wirken,
die zur Gestaltung drängen. Schleusings
Bilder sind derzeit in der Galerie der Palliativstation zu sehen. Die Aquarelle, Acrylbilder und Grafiken, die in dieser Ausstellung gezeigt werden, entstanden in
den Jahren 2010 bis 2016.
Fraktale und andere Landschaften.
Siebdrucke und Acrylglasbilder
Thematische und schöpferische Kontinuität zeichnen die Bilder des Leipziger
Künstlers Hans Bagehorn aus. In unterschiedlichen Medien – in den letzten
Jahren vor allem Acrylmalereien und
Siebdrucke – sucht Bagehorn Formeln
für Emotionen und generiert eigenständige Weltausschnitte. Diszipliniert
und kontrolliert schichtet er Formationen auf, verbindet sie mit aus der Natur
entlehnten, geografischen oder geometrischen Gestalten, die er eigenwillig
gliedert. Alle Nuancen sind aufeinander
abgestimmt und ergeben eine Komposition mit Ausgewogenheit.
Räume der Kinderradiologie,
Liebigstraße 20a, Haus 6.
Zu sehen bis 30. September.
Bild: Hans Bagehorn
13. August
Palliativstation der Klinik und Poliklinik
für Anästhesiologie und Intensivtherapie,
Semmelweisstr. 14, Haus 14.
Zu sehen bis 1. September.
Vereinslogos, Spielernamen oder Meisterschalen:
Fußballfans und ihre Tätowierungen
Forscher Dirk Hofmeister von der Universität Leipzig untersucht Tätowierungen von Fußballfans
n Bei der Fußball-Europameisterschaft waren sowohl bei den Fußballern wie auch in den Zuschauerreihen
mehr oder weniger auffällige Tätowierungen zu sehen. Der Psychologe
Dirk Hofmeister von der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig hat untersucht, ob es zwischen
Trägern von Fußballtätowierungen
und Trägern anderer Tätowierungen
Unterschiede gibt. Er trägt dafür
weltweit einzigartiges Datenmaterial
zusammen, welches 2017 als Promotion erscheinen wird.
Wie in der Gesamtgesellschaft sind Tätowierungen auch bei Fußballfans mit einigen Besonderheiten und Unterschieden
sehr verbreitet. Das zeigt eine aktuelle
Untersuchung der Universität Leipzig.
Sie ist die erste Studie dieser Art weltweit.
Dirk Hofmeister, Diplom-Psychologe in
der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der
Universitätsmedizin Leipzig, geht in seiner wissenschaftlichen Arbeit der Frage
nach, ob es zwischen Trägern von Fußballtätowierungen und solchen mit anderen Tätowierungen Unterschiede gibt
und worin diese liegen könnten. Er konzentriert sich in seiner Forschung auf
Unterschiede und Gemeinsamkeiten in
den Motiven und Motivationen, in den
Körperregionen von Tätowierungen und
möglicherweise erlebten Stigmatisierungen.
In der aktuellen Studie der Universität
Leipzig zeigt sich, dass nicht-fußballspezifische Tätowierungen vor allem wegen
der Erhöhung der eigenen Attraktivität
und wegen der Selbstoptimierung getragen werden. Im Gegensatz dazu betonen
die Träger von Fußball-Motiven vor allem die „Identifikation mit dem Verein“
und die „Begeisterung für Fußball“. Die
Fußballfans zeigen sich damit einer bestimmten (Vereins-)Gruppe zugehörig.
Beliebteste Stellen für eine Tätowierung
sind der Oberarm und der Rücken.
„Wir konnten mit unserer Untersuchung
erstmals ein differenziertes Bild von Tätowierungen unter Fußballfans zeichnen“, resümiert Hofmeister. „Einerseits
stehen unsere Ergebnisse im Einklang
mit der internationalen Forschung zu
Body Modifications, wonach Tätowierungen als Ausdruck des Body Enhancements, also der Erhöhung der eigenen
Attraktivität stehen. Für fußballspezifische Tätowierungen, also dem Vereinsemblem oder einem fußballbezogenen
Schriftzug, stehen allerdings andere Motivationen. Hier geht es darum, das
Gruppengefühl zu stärken, sich gegen
äußere Einflüsse zu schützen und das
„Ich“ durch Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft zu erhöhen“, erklärt der Psychologe.
„Zudem erscheint ein weiteres Ergebnis
interessant“, führt Hofmeister aus. „Täto-
Tätowierter Publikumsliebling bei der Euro
2016: Islands Aron Gunnarsson.
Foto: dpa
wierungen sind längst in der Mitte der
Gesellschaft angekommen, das ist hinlänglich bekannt und wird durch unsere
Untersuchung noch einmal bestätigt.
Dennoch sind Tätowierte weiterhin Ausgrenzungen ausgesetzt. So haben etwa
ein Fünftel aller Tätowierten und mehr
als ein Drittel der Tätowierten mit Fußball-Tattoos bereits Stigmatisierungen
erfahren, die von abwertenden Blicken
bis zu körperlicher Gewalt reichen. NichtTätowierte schätzen Tätowierte zudem als
weniger attraktiv, weniger sympathisch,
humorlos, nicht vertrauenswürdig und
unzugänglich ein.“
Die Daten für die Untersuchung gewann
Hofmeister in einer Online-Umfrage in
44 Fußballfanforen und anschließenden
qualitativen Interviews. Die Fußballfans,
ob mit oder ohne Tätowierung, wurden
entsprechend eines Alters-, Geschlechts-,
Tattoo-, Fußball-Tattoo- und Gruppenzugehörigkeits-Matchings befragt. Insgesamt nahmen 1204 Personen an der Untersuchung teil, in die Auswertung
wurden die Daten von 867 Personen eingeschlossen. Der Altersdurchschnitt lag
bei rund 37 Jahren. Mit 86,5 Prozent haben deutlich mehr Männer als Frauen
teilgenommen, was an dem geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Interesse an
Fußball zu erklären ist.
Peggy Darius
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LIEBIGSTRASSE AKTUELL
SEITE 10
Kommunizierende Nervenzellen
auf dem Biochip
Wie kommuniziert ein Gehirn – Leipziger Wissenschaftlerin forscht dazu auf höchstem Niveau
Foto: Universität Leipzig/Swen Reichhold
Die Forschergruppe unter der Leitung
von Prof. Dr. Andrea Robitzki, Direktorin
des Biotechnologisch-Biomedizinischen
Zentrums (BBZ) der Universität Leipzig,
hat dafür genetisch reprogrammierte
Körperzellen, die sich zu Stammzellen
entwickelten, eingesetzt. Diese wurden
dann auf einem Biochip platziert und
über mehrere Wochen so beeinflusst, dass
sie zu einem Netzwerk von Nervenzellen
reiften, die miteinander korrespondieren.
Ihre Forschungsergebnisse haben die
Wissenschaftler kürzlich in dem Fachjournal „Biosensors & Bioelectronics“
veröffentlicht.
„Die Entwicklung von Nervenzellen ist
ein sehr komplexer Prozess“, sagt Robitzki. Dieser sei nun erstmals auf einem Biochip gelungen. Bisher konnten Nervenzellen nur in einer Zellkulturschale
entwickelt werden. Um sie zu analysieren,
mussten die Zellen abgetötet werden, was
beim Biochip-Verfahren nicht der Fall ist.
„Wir können dadurch im Echtzeitmodus
den kompletten Entwicklungsverlauf auf
dem Chip abbilden und die Zellen direkt
beobachten“, erklärt die Forscherin. Die
Elektroden auf dem Chip fungieren dabei
als „Reporter“. Sie liefern den Wissenschaftlern die Informationen über den
Reifungsprozess der lebenden Zellen so-
Foto: Universität Leipzig/Franziska Frenzel
n Biowissenschaftler der Universität
Leipzig haben menschliche Stammzellen auf einem Biochip zu einem
Netzwerk von Nervenzellen heranreifen lassen und dadurch die komplizierten Kommunikationsprozesse im
Gehirn erstmals außerhalb des
menschlichen Körpers analysiert.
Am BBZ entwickelter 3D-Chip. Auf diesem biokompatiblen Chip kann eine Nährlösung aufgebracht
werden, in der dann dreidimensionale Zellaggregate/Gewebefragmente positioniert werden können.
Prof. Dr. Andrea Robitzki von der Uni Leipzig mit einem Biochip.
wie über den Informationsaustausch zwischen den einzelnen Synapsen. Diese Vorgänge verlaufen auf dem Biochip ebenso
wie bei der Gehirnentwicklung während
der Embryonalentwicklung.
Dieses neue Verfahren bietet die Chance,
mehr über die Entwicklung von Stammzu Nervenzellen zu erfahren. Von großer
Bedeutung ist die Technologie unter anderem für die Pharma- und Kosmetikindustrie, da die heilende oder auch toxische Wirkung bestimmter Wirkstoffe auf
die humanen Zellen in Echtzeit getestet
werden kann. „Dadurch können Tierex-
sucht werden nun Industriepartner, die
bereit sind, in dieses Verfahren zu investieren.
Robitzkis Arbeitsgruppe und ihre Kooperationspartner waren bei dem Forschungsprojekt, das von der EU und dem
europäischen Kosmetikindustrieverband
gefördert wurde, beteiligt. So waren unter anderem auch Stammzellbiologe
Prof. Dr. Oliver Brüstle vom Universitätsklinikum Bonn sowie Dr. Marc Peschanski vom Institut für Stammzelltherapie in Paris involviert.
Susann Huster
perimente reduziert oder zumindest fokussiert werden. Man erfährt, wie viel von
einer bestimmten Substanz zu einem kritischen Verlauf oder auch zu einer Heilung führen könnte“, berichtet Robitzki.
Das liefere beispielsweise neue Ansätze
zur Therapie weit verbreiteter Gehirnerkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer.
Bereits jetzt bekommt das Leipziger Forscherteam Anfragen aus der Pharma- und
Kosmetikindustrie, die an dem BiochipVerfahren und der eigens dafür entwickelten Apparatur Interesse haben. Ge-
iDiv erhält zusätzliche Millionen
Für die neue Förderperiode erhält das Zentrum 36,5 Millionen für vier Jahre
n Das Deutsche Zentrum für integrative
Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig hat sich mit Erfolg um eine
weitere Förderung durch die Deutsche
Forschungsgemeinschaft (DFG) beworben. Nach einer internationalen Begutachtung im April beschloss die DFG auf
ihrer Hauptausschuss-Sitzung am Dienstag in Bonn, dass das DFG-Forschungszentrum iDiv über weitere vier Jahre finanziert werden soll. Das Fördervolumen
steigt laut Sächsischem Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst im Vergleich zur ersten Förderperiode um 32
Prozent und liegt nun bei 36,5 Millionen
Euro über einen Zeitraum von vier Jahren.
Das Deutsche Zentrum für integrative
Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-JenaLeipzig wurde 2012 gegründet. Mittlerweile arbeiten über 250 Mitarbeiter und Mitglieder an den Standorten Halle, Jena und
Leipzig. „Wir haben uns in der ersten Phase rasant entwickelt, zahlreiche Feld- und
Labor-Forschungsplattformen aufgebaut
und untereinander vernetzt. Wir sind international sichtbar geworden. Das hat
LIEBIGSTRASSE AKTUELL
|
auch unsere Geldgeber überzeugt“, sagt
Christian Wirth, Professor der Universität
Leipzig und geschäftsführender Direktor
von iDiv. „Jetzt müssen wir die Frage beantworten: Können wir die dramatischen
Veränderungen der biologischen Vielfalt
schnell genug verstehen, um die Folgen für
die Gesellschaft abzuschätzen?“
Dafür erforschen iDiv-Wissenschaftler das
komplexe Feld der Biodiversität mit einer
Vielzahl Methoden, von Versuchen im Reagenzglas über die weltweite Vernetzung
von Feldexperimenten bis hin zur Analyse
großer Datenmengen, zum Beispiel aus
Satellitenbeobachtungen. Mit den zusätzlichen Forschungsgeldern werden diese Aktivitäten in der kommenden Förderperiode verstärkt.
„iDiv ist eine Erfolgsgeschichte, die noch
viele weitere Kapitel bekommen wird“,
sagt Prof. Dr. Beate Schücking, Rektorin
der Universität Leipzig. „Dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft das offenbar ebenso sieht, freut mich außerordentlich. Wir haben gemeinsam mit unseren
Partnern im Unibund und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung bereits viel erreicht – und allen Beteiligten
gebührt großer Dank dafür. Wir werden
in unseren gemeinsamen Anstrengungen
nicht nachlassen, soviel kann ich versprechen.“
iDiv wird von den drei im mitteldeutschen Universitätsbund kooperierenden
Universitäten – der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der FriedrichSchiller-Universität Jena und der Universität Leipzig – sowie in Kooperation mit
dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) betrieben. Daneben sind
vier außeruniversitäre Forschungseinrichtungen beteiligt. In den knapp vier
Jahren seit seiner Gründung ist iDiv zu
einem weltweit führenden Forschungszentrum gewachsen. iDiv-Wissenschaftler
haben bereits 700 wissenschaftliche Arbeiten publiziert – davon über 50 in renommierten Zeitschriften wie Science,
Nature oder PNAS. Viele dieser Publikationen sind aus dem iDiv-eigenen „think
tank“ sDiv hervorgegangen. Für sDiv-Arbeitstreffen sind bislang 944 Wissenschaftler aus 36 Ländern zum Standort
Leipzig gereist. Die internationale Sichtbarkeit von iDiv wurde von den Gutachtern der DFG besonders positiv bewertet.
Ebenso die Graduiertenschule yDiv. Hier
werden Doktoranden von iDiv-Mitgliedern in dem noch jungen Feld der integrativen Biodiversitätsforschung ausgebildet.
DFG-Forschungszentren werden von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft über
maximal drei Förderperioden von je vier
Jahren finanziert. Spätestens bis zum Ablauf dieses Zeitraums, im Fall iDiv bis
zum Jahr 2024, müssen die iDiv betreibenden Partner ein Finanzierungsmodell
zur Fortsetzung der etablierten Strukturen entwickeln.
Schon jetzt beteiligen sich die Partner an
der Finanzierung von iDiv. So gibt das
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) die Mittel für zwei iDivProfessuren inklusive Mitarbeitern und
finanziert zur Hälfte eine Humboldt-Professur. Auch das Land Sachsen unterstützt
iDiv intensiv mit Infrastruktur und Personal. Die Universität Leipzig betreibt
iDiv als zentrale Einrichtung. Dies erlaubt
den iDiv-Forschern, sich ganz auf ihre
Arbeit zu konzentrieren: die Erforschung
von Biodiversität und ihre Bedeutung für
Volker Hahn
uns Menschen.
SEITE 11
Jenseits der LIEBIGSTRASSE
Hafen für Kunststudenten auf der Flucht
Einmaliges Projekt: An der Leipziger HGB wurde eine „Akademie für transkulturellen Austausch“ gegründet
n Rayan Abdullah ist einer von den
Menschen, denen man zutraut, an
mehreren Orten gleichzeitig zu sein.
Der Professor für Typografie an der
Leipziger Hochschule für Grafik und
Buchkunst (HGB) ist ein Kosmopolit,
ein leidenschaftlicher Brückenbauer
zwischen der europäischen und der
arabischen Kultur. Jetzt sitzt der 1957
im Irak geborene Gründungsdekan der
Design-Fakultät an der Deutschen Universität in Kairo im Innenhof der Hochschule – und lächelt unter seinem weißen Hut, während um ihn herum leise
Arabisch, Deutsch und Englisch gesprochen wird: „Eigentlich bin ich
Preuße“, sagt er. Schon beim Studium
an der Universität der Künste in Berlin
habe man sich gewundert, warum er
viel mehr als nötig machte. „Du bist
deutscher als manche Deutschen“, hörte er dann. Deutschland ist heute seine
Heimat, die er liebt. „Das Land hat mir
so viel gegeben, ich möchte etwas zurückgeben.“ Gerade gibt er wieder etwas zurück.
Irgendwas mit Flüchtlingen – zahlreiche
Institutionen haben in den vergangenen
Monaten Projekte aus dem Boden gestampft, in denen viel guter Wille, aber
manchmal auch viel heiße Luft zusammengekommen sind. In der HGB gehen
Professoren und Studierende jetzt einen
entscheidenden Schritt weiter. Im Juni
wurde dort eine „Akademie für transkulturellen Austausch“ gegründet. Rayan Abdullah leitet die dafür gegründete Arbeitsgruppe.
„Es ist ein bundesweit einmaliges Projekt,
bei dem geflüchtete Design- und KunstStudenten ein akademisches Angebot erhalten“, sagt er. Leute, die ihr Studium aufgrund von Krieg und Flucht abbrechen
mussten, sollen damit ihre Ausbildung
fortsetzen. „Wir wollen ihnen einen Schub
geben, die Chance, ihre Fähigkeiten auszubauen.“
Die Akademie besteht aus einem viersemestrigen Programmstudium mit der
Möglichkeit, jederzeit in das reguläre Diplomstudium wechseln zu können. Studiengebühren fallen nicht an. In Zusammenarbeit mit dem Leipziger Herder-Institut
sollen Deutschkurse angeboten werden.
Die Finanzierung steht, auch dank Unterstützung der Sparkasse Leipzig, der Messe,
des Klett-Verlags sowie des Freundeskreises der HGB.
Integration – für Abdullah, der dem vielleicht deutschesten aller Symbole, dem
Bundesadler, 1997 ein Lifting verpasste, ist
das nicht nur ein Wort oder ein Trumpf im
Poker um Fördermittel, sondern Leben, eigenes Leben. Darum weiß er, dass dies nur
mit nachhaltigen Angeboten gelingen
kann. Und dass Integration auf beiden Seiten stattfinden muss. Sichtbarstes Zeichen
dafür: Die HGB änderte für das Pilotprojekt ihre Immatrikulationsordnung. Das,
so Abdullah, sei die eine Seite, die Verwaltung mit räumlichen, rechtlichen und logistischen Aspekten.
Die andere: „Wir selbst können etwas lernen. Es ist doch fantastisch, aus mehreren
Perspektiven auf eine Sache zu blicken.“
Es gehe aber nicht nur um den Dialog,
den Austausch, sondern auch um die eigene Haltung. Während woanders längst
Abgesänge auf die Willkommenskultur
Die Irakerin Dlbrin Khalaf sieht sich im Anatomiesaal der HGB um. Die Professoren Oliver Kossack und Markus Dreßen führten die Bewerber durch die
Hochschule, ihre Werkstätten, Klassenräume und Einrichtungen.
Fotos (2): Johanna Terhechte
Engagiert im kulturellen Austausch: Rayan Abdullah (l.), Johanna Terhechte und Raisan Hameed im
Innenhof der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst.
Foto: jkl
Rania Akl in der Lithografie-Werkstatt mit
Azad Ibrahim und Ahmad Al Ali aus Syrien.
angestimmt werden, findet sie hier statt.
Seit dem Herbst 2015 arbeiten Studenten
und Professoren an der Akademie, eine Facebookseite entstand, die auf große Resonanz stieß. Eine Ausschreibung erschien in
deutscher, arabischer, englischer und französischer Sprache. In dieser Woche kamen
27 Geflüchtete im Alter von 20 bis Anfang
40, unter anderem aus Syrien, dem Irak
oder dem Iran zum Kennenlernen und zur
Aufnahmeprüfung – für Unterkunft und
Verpflegung sorgte die HGB. 10 bis 15 von
ihnen werden am 4. Oktober, dem Beginn
des Wintersemesters, in Leipzig anfangen.
Bis gestern konnten sie schon einmal vorfühlen, wie eine Zukunft in der HGB aussehen könnte. Angeboten wurde zum Beispiel ein Videoworkshop mit Clemens von
Wedemeyer. Weitere Workshops von Studenten, Alumni oder Mitarbeitern der
HGB befassten sich unter anderem mit Illustration, Bucheinband, Grafik-Design,
Malerei oder Zeichnen. Schnell sei das
„Wir“ und „Ihr“ überwunden worden, berichten die Studenten Johanna Terhechte
sen ist, sodass Menschen wie Hameed nun
in irgendwelchen Lagern festgehalten werden. Über Erbil im kurdischen Norden des
Irak ging es in die Türkei, von da mit dem
Kleinboot nach Griechenland, weiter über
Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich bis nach Deutschland.
Zur Zeit lebt er mitten in der schleswigholsteinischen Provinz, einem Städtchen
namens Owschlag. „Ich bin sehr glücklich,
in Deutschland zu sein, und traurig, dass
viele Künstler nicht mehr herkommen
können“, sagt er. Raisan Hameed möchte
Fotografie studieren. In Leipzig.
Jürgen Kleindienst
und Tobias Klett, die im Organisationsteam mitmachen. Jeden Abend wurde im
HGB-Innenhof gemeinsam gegessen.
„Überhaupt war es Rayan Abdullah und
der AG wichtig, dass das Programm in der
Kennenlernwoche nicht vom Hochschulalltag isoliert stattfindet, sondern möglichst viele Kontaktpunkte ermöglicht“,
betonen die beiden. So waren alle Bewerber zur Klassenausstellung von Helmut
Mark und dem anschließenden Semesterabschluss-Grillen des Fachgebiets Medienkunst eingeladen. Spürbar gewesen seien
die „Neugier, Motivation und Freude daran, dass die entwickelten Ideen gleich umgesetzt werden konnten“.
Einer der Bewerber ist Raisan Hameed. Vor
neun Monaten ist der 25-Jährige aus Mossul im Irak, das bis heute die Terroristen
des IS besetzt halten, geflohen. Malerei
hatte er studiert. Mit der Machtübernahme
durch den IS sei das vorbei gewesen, erzählt der junge Mann in erstaunlich gutem
Deutsch. Es folgte das Drama der Flucht
über eine Route, die inzwischen geschlos-
Ein Internationales Ausstellungsprojekt in
der Galerie der HGB (Wächterstraße 11)
fokussiert gesellschaftliche, ästhetische,
künstlerische Gesten vor dem Hintergrund
aktueller Diskussionen um Flucht und Migration. Thema ist dabei auch die „Akademie für transkulturellen Austausch“ an der
HGB; Eröffnung am 9. September, zu sehen bis 20. September
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LIEBIGSTRASSE AKTUELL
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„Hier bin ich nur die Kaffee-Tante“
Rebecca Salentin betreibt Café mit vier Rädern – und ist stolz auf ihre ersten beiden Romane
Der Wagen ZierlichManierlich von Rebecca Salentin am Richard-Wagner-Hain in Leipzig.
n Dies ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich nach Leipzig aufmachte, um das zu werden, was sie
von klein auf als ihre Berufung empfand.„Schon bevor ich richtig schreiben konnte, wollte ich Schriftstellerin werden“, sagt die 37-jährige
Rebecca Salentin über die siebenjährige Rebecca Salentin. Bislang
sind zwei Romane von ihr erschienen, am dritten arbeitet sie gerade.
Rebecca Salentin lässt sich Zeit, wenn
sie zum Laptop greift, um in die Welt
der Sprache, ins Universum der Phantasie einzutauchen. Zum einen, weil gut’
Ding’ Weile haben will. Und zum anderen, weil sie nicht nur mit dem Schreiben ihren Lebensunterhalt bestreitet.
Rebecca Salentins Jahr ist zweigeteilt.
Im Laufe der anderen Hälfte verdient
sie ihre Brötchen mit dem Verkauf von
Kaffee und Kuchen, Limonade und Eis,
Sandwich und Quiche. Die hochwertigen Waren des uneingeschränkten Genusses, allesamt selbst gebacken oder
zubereitet, kredenzt sie im „ZierlichManierlich“, dem schrägsten Café der Stadt.
Auf den umgebauten, lindgrün gestrichenen einstigen Postwagen, der zwischen April und Oktober im RichardWagner-Hain am Elsterbecken parkt, ist
Rebecca Salentin ebenso stolz wie auf
ihre beiden Söhne und die beiden ersten
Bücher mit den neugierig machenden
Titeln „Hintergrundwissen eines Klavierstimmers“ und „Schuld war Elvis“.
Ausflügler kehren im Open-Air-Café
auf vier Rädern gern ein, ordern am
Wagen und hocken sich dann auf die
LIEBIGSTRASSE AKTUELL
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Wiesen nebenan. Natürlich ist das Geschäft in diesen Wochen vor allem wetterabhängig, „aber wenn es nicht gerade
schifft wie aus Kübeln ist der Wagen
täglich von 10 bis 20 Uhr besetzt“, sagt
Rebecca Salentin. Sollte sie mal nicht
selber bedienen, guckt mindestens ein
Mitglied der siebenköpfigen Belegschaft
aus der Durchreiche.
Montags geht die „ZierlichManierlich“Erfinderin grundsätzlich fremd. Dann
sitzt sie im Café Cantona in der Windmühlenstraße auf ihrem Stammplatz
und bedient auch außerhalb der eigentlichen Schreib-Periode die Tastatur. „Ich
mag den Laden“, erzählt Rebecca Salentin. „Ich bin nämlich überhaupt nicht
der Typ, der sich in eine Schreibstube
verkriecht und dann stundenlang in
Einsamkeit über seinen Schriften brütet.
Ich brauche Leben um mich herum.
Dann arbeite ich am effektivsten.“ Natürlich quatscht sie zwischendurch auch
mal – zum Beispiel mit den Gastro-Kollegen. Die schätzen ihre Schriftstellerin
– weshalb sie umgekehrt gern den Richard-Wagner-Hain ansteuern. „Ich
mag das Ambiente des ,ZierlichManierlich’, die tolle Möglichkeit, in der Natur
zu sein und dabei den besten Kuchen
der Stadt zu essen“, schwärmt CantonaServicekraft Toni. Erst unlängst ist er
mit der Frau Mama aus Senftenberg zu
dem alten Wagen geschlendert. „Meine
Mutter war total begeistert, erwägt jetzt
den sofortigen Umzug nach Leipzig“,
erzählt er augenzwinkernd.
Umgezogen an die Gestaden der Weißen
Elster ist Rheinländerin Salentin im Jahr
2002. Sie stammt aus einem Eifeldorf
Foto: Andre Kempner
irgendwo zwischen Aachen und Bonn.
Als sie die 11. Klasse des Gymnasiums
besuchte, wurde sie schwanger. Mit einem zweijährigen Kind an ihrer Seite
legte sie ein starkes 1,7-Abitur hin – und
gebar bald darauf einen weiteren Sohn.
Alleinerziehend mit zwei Kids, ohne
festen Partner und soliden Beruf: Ihr
Dorf hatte ein Thema. „Die Leute haben
unentwegt getuschelt, sobald sie mich
sahen. Und da es in der Eifel keine Krippenplätze gab, hab’ ich mir gedacht: Da
kannst du auch den Schnitt machen“,
schildert Rebecca Salentin. Wohin es gehen sollte, stand schnell fest. Als Schriftstellerin in spe und Konsumentin guter
Bücher war ihr nicht verborgen geblieben, dass es in Leipzig das Deutsche Literaturinstitut gibt. „Ich hab’ Koffer und
Kisten gepackt und bin rüber. Und das,
ohne mich am Institut zuvor beworben
zu haben. Ich, ziemlich blauäugig, war
felsenfest davon überzeugt, dass die
mich nehmen.“ Rebecca Salentin fand
ruckzuck eine schöne Wohnung und
zwei tolle Kita-Plätze, feierte „meine
Befreiung, obwohl ich in Leipzig damals
niemanden kannte“ – und wurde am
Literaturinstitut zweimal abgelehnt.
Ein Schock. „Aus purer Verzweiflung“,
wie sie sagt, begann Rebecca Salentin,
an der Alma Mater Lipsiensis Kunstund Literaturwissenschaft zu studieren.
Was ihr, dem praktischen Typ, vom ersten Tag an ein Graus war. „Die
schlimmsten Wochen meines bisherigen
Lebens: alles blanke Theorie, alles anonym. Ich empfand nur Abscheu und
Langeweile.“ Der anschließende Versuch, als Azubi im Buchhandel zu lan-
den, scheiterte, „weil ich mit zwei kleinen Kindern an den Wochenenden nicht
hätte arbeiten können“. Dann der Lichtblick: In Berlin, bei einem Wettbewerb
für junge Autoren, die zuvor noch nie
veröffentlicht hatten, wurden Agenten
und Lektoren auf die talentierte Autodidaktin aufmerksam. „Plötzlich hatte ich
meinen ersten Buchvertrag in der Tasche.“ Der Klavierstimmer erschien
pünktlich zur Leipziger Buchmesse 2007
im Schöffling-Verlag. Doch Rebecca
Salentins erste Euphorie fand bald ein
jähes Ende. Denn der innere Druck
beim Schreiben wuchs. „Dass ich fortan
mit Büchern meine Familie ernähren
würde, hat mich gehemmt. Ich, die rheinische Frohnatur, jeden Tag am Schreibtisch? Das ging und geht gar nicht.“
Ergo musste ein zweites berufliches
Standbein her – und das hat seit 2009
vier Reifen.
Das „ZierlichManierlich“ ist für Rebecca Salentin gerade ebenso eine Herzensangelegenheit wie der alte Seefahrer
Johnny aus Hamburg. Er ist der Held
ihres dritten Buches, eines historischen
Romans über die Matrosen in den
1920er-Jahren. Erscheinungsdatum noch
offen. Denn momentan ist ja Café-Zeit.
„Und am Wagen bin ich auch nur die
Kaffee-Tante. Nichts anderes.“
Dominic Welters
Von Rebecca (Maria) Salentin sind bisher erschienen: Hintergrundwissen eines Klavierstimmers, Verlag Schöffling
& Co., 2007, ISBN: 978-3895613647;
Schuld war Elvis, Verlag C. Bertelsmann,
2015, ISBN: 978-3570102121
SEITE 13
Jenseits der LIEBIGSTRASSE
RB-Urgestein Tino Vogel wird Scout ...
... und jettet gleich mal zu den Olympischen Spielen nach Brasilien
Dann Auswärtsspiel bei den Geburtshelfern aus Markranstädt. Ist sich RB-Sportdirektor Ralf Rangnick, 58, der historischen Lebensleistung des SSV bewusst? Ist
er. „Natürlich weiß ich, wie das 2009 gelaufen ist und dass der SSV viel mehr als
eine Fußnote in der RB-Geschichte ist. Ich
bin gerne und oft im Stadion am Bad. Wir
waren dort zu diversen Testspielen und
unsere U23 trägt die Heimspiele in Markranstädt aus. Tolles Stadion und Ambiente, freundliche Menschen, guter Rasen.“
Der erste RB-Coach war ja ein früherer
Markranstädter, der ewige Tino Vogel. Der
wurde nach dem Regionalliga-Aufstieg
2010 durch Tomas Oral ersetzt, wechselte
in den RB-Nachwuchs, coachte bis zum
Sommer die U23 und steht jetzt nach sieben Jahren als Coach vor einer neuen Herausforderung. Vogel soll nach einem Gespräch mit Rangnick und Nachwuchschef
Frieder Schrof RB-Scout für die Region
Mitteldeutschland werden. Vogels Assistent bei der U23, Olaf Holetschek, ist als
Scout für den Nachwuchs vorgesehen.
Boss Rangnick lässt nichts auf das Urge-
Foto: Christian Modla
n Kicken, Speis, Trank, Paddeln,
Heimgang. Die RB-Fußballer in Aktion.
Am 17. Juli wurde 10:0 in FrankfurtOder gewonnen, danach fand ein Grillfest im Bad Saarower Camp statt, wurde der Zapfenstreich um eine fast
unanständige Stunde auf 24 Uhr verschoben. Kurz darauf dann Wett-Paddeln auf selbstgebauten Flößen mit
dem Sieg fürs Team Terrence Boyd.
Und: Heimfahrt nach Leipzig. Kapitän
Dominik Kaiser mit Blick aufs viertägige Treiben: „Es war hart und herzlich.“
Richtungsweisend: Tino Vogel steht vor einer neuen Herausforderung, soll RB-Scout für die Region Mitteldeutschland werden.
stein der Rasenballer kommen. „Tino ist
mit unterschiedlichen RB-Mannschaften
dreimal aufgestiegen, mehr geht nicht. Er
ist charakterlich einwandfrei, ein feiner
Kerl, der im Club zurecht hohes Ansehen
genießt. Tino hat noch ein Jahr Vertrag
und bleibt bei uns. Wir haben ihm angeboten, Talente zu sichten.“ Vorzugsweise
in Mitteldeutschland. Einen Vorgeschmack
auf die Möglichkeiten, die RB bietet,
könnte Vogel Ende des Monats bekommen. Rangnick: „Vielleicht wird Olympia
in Brasilien schon seine erste Dienstreise
als RB-Scout.“ Nach Stand der Dinge trifft
er dort auch die RB-Profis Yussuf Poulsen,
Davie Selke und Lukas Klostermann. Das
letzte Wort in Sachen Abstellung wird erwartet.
Gnadenbrot wird Tino Vogel nicht knabbern. „Es muss ihn ausfüllen und Spaß
machen – und wir müssen auch etwas davon haben“, sagt Rangnick. Vogel freut
sich auf die Aufgabe. „Wenn ich etwas anpacke, dann richtig.“ Dass der FußballLehrer irgendwann auf die Bank zurückkehrt, ist nicht ausgeschlossen.
Guido Schäfer
Gute Wünsche und viele Geschenke
n Eine kleine Ecke im übervollen Koffer
oder Handgepäck wird sich noch finden.
Bei der offiziellen Einkleidung erhielten
die Olympiastarter bereits Klamotten
ohne Ende. Gestern ließen sich Bürgermeister Heiko Rosenthal und die Sponsoren des Rio-Teams nicht lumpen und überraschten die Leipziger Athleten nicht nur
mit guten Wünschen, sondern mit einem
kabellosen Kopfhörer und einem Reiseführer.
Alle 20 Sportler (16 für die Olympischen, 4 für
die Paralympischen Spiele) für die Verabschiedung und den Eintrag ins Goldene Buch zusammenzubekommen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Straßenrad-Ass Romy Kasper
machte einen Abstecher von der ThüringenRundfahrt nach Leipzig, ehe sie pünktlich 18.30
Uhr beim Start des Zeitfahrens zurück in Zeulenroda war. Leichtathlet Roy Schmidt und sein
noch leicht verletzter Sprintkollege Robert Hering reisten direkt vom Rathaus ins Trainingslager nach Kienbaum. Schmidt und Kanuslalom-Weltmeister Franz Anton erhielten von
ihren Kollegen der Landespolizei noch zusätzliche Geschenke.
Winfried Nowack hat 2008 in Peking und 2012
in London als Zuschauer nicht all seinen Athleten Glück gebracht – aber einigen durchaus.
Diesmal drückt der Olympiastützpunktleiter
aus der Ferne die Daumen und wird daheim
Foto: Christian Modla
Acht der 20 Leipziger Rio-Starter feierlich verabschiedet
das eine oder andere Public Viewing mitorganisieren. „8000 Euro hätte meine Reise gekostet
– das ist zu fett“, so seine Begründung. Finaltickets sind extrem teuer. Dagegen kostet der
einwöchige Rio-Trip von Slalom-Coach Frithjof Bergner inklusive der Eintrittskarten bezahlbare 2000 Euro. Bergner ist wie beim WMTitel des Duos Franz Anton/Jan Benzien als
Glücksbringer dabei.
Insgesamt acht Leipziger Olympiastarter haben
ihre Trainer in Rio dabei, da die Coaches im
Kanurennsport (Kay Vesely) und der Leichtathletik (Ronald Stein, Wolfgang Kühne, Sven
Lang) zugleich als Bundestrainer fungieren.
Auf seine fünfte Olympiateilnahme verzichtet
Uwe Fischer, bei dem gestern schon etwas Ab-
schiedsstimmung aufkam. Der Erfolgscoach
der Wasserspringer hatte nach seinem Renteneintritt für ein bescheidenes Honorar noch
zwei Jahre drangehängt, um Stephan Feck auf
Rio vorzubereiten. In 14 Tagen endet diese
Mission, dann wird der 67-Jährige im brasilianischen Joao Pessoa seine letzte Trainingseinheit leiten und heimfliegen, während sein
Schützling ins olympische Dorf einzieht. „Ich
bin stolz, dass Fecki so weit gekommen ist. Er
ist erfahren genug, den letzten Schritt in Rio
selbst zu gehen.“ Die Form stimmt, wie der
Grand-Prix-Sieg in Bozen bewies. Zu seinen
Beweggründen, seine Akkreditierung an eine
junge Kollegin aus Berlin abzutreten, sagte
Uwe Fischer nur: „Nach 45 Jahren im Trainer-
Geschäft will ich auch mal an mich denken.“
Vielleicht ist auch ein Funken Aberglaube dabei: Als Tochter Heike 2008 in Peking Bronze
holte, zitterte der Papa auch daheim mit. Uwe
Fischer hat seine in Leipzig einmalige Bilanz
erweitert: Seit 1988 brachte er sieben verschiedene Athleten zu zwölf Olympiateilnahmen.
Rio, Teil zwei, folgt im September: Der erste
Blick auf die Paralympics wurde gestern geworfen, wenngleich die offizielle Nominierung
noch aussteht. Triathlon-Favorit Martin Schulz
schickte wie zuvor auch Cindy Roleder und die
drei DHfK-Ruderer eine Videobotschaft von
der holländischen Grenze. Dort bereitet er sich
auf sein am Sonntag bevorstehendes WM-Rennen in Rotterdam vor. Dass er gut in Form ist,
bewies der 26-Jährige bei den deutschen Meisterschaften in Hamburg. „Dass ihm keiner das
Wasser reichen konnte, war klar. Aber Martin
ist auf der Sprint-Distanz unter einer Stunde
geblieben – das ist eine ansprechende Zeit“,
sagte Trainer Eric Werner. Speerwerfer Mathias
Schulze war ebenfalls zugeschaltet. Er laboriert
an einer Fußverletzung, blieb daher bei der DM
in Berlin sieben Meter unter seiner Bestleistung. Gut gelaunt trotz der jüngsten Niederlagen gegen den Iran war Sitzvolleyballer Christoph Herzog. „Die Iraner sind die Besten der
Welt und daher der ideale Trainingspartner. Einer ihrer Spieler ist 2,47 Meter groß.“ Ein wahrer Sitz-Riese.
Frank Schober
|
LIEBIGSTRASSE AKTUELL
SEITE 14
n
RATGeBeR
„Je langsamer, desto besser“
Anne Pistorius, Physiotherapeutin an der Uniklinik, zeigt, wie Senioren mit Übungen für Beine und Rumpf fit bleiben
n Gelenkschmerzen, Unsicherheiten
beim Gehen oder Bewegungseinschränkungen – das sind Gebrechen,
über die viele Senioren klagen. Die
UKL-Physiotherapeutin Anne Pistorius stellt Übungen für Beine und Oberkörper vor, um diese Prozesse herauszuzögern oder zu vermeiden. Schon
einige Minuten Bewegung am Tag
können eine große Hilfe sein.
• Hacke-Spitze-Übung
Ein Bein wird mit minimaler Kniebeugung fest auf den Boden gestellt – das
Standbein. Das zweite Bein wird so langsam wie möglich im Wechsel nach vorn
auf die Hacke und nach hinten auf die
Spitze gestellt. Nach zehn Wiederholun-
• Der schiefe Turm
Foto: Stefan Straube
Das Gehen und auch zügigeres Laufen in
gewohnter Umgebung gestaltet sich meist
unproblematisch. Dagegen fällt es vielen
älteren Menschen schwer, auf plötzlich
auftretende Hindernisse zu reagieren.
Hohe Bordsteinkanten, entgegenkommende Passanten, das Ein- und Aussteigen in Bus oder Straßenbahn empfinden
viele Senioren als herausfordernd. Deshalb ist es empfehlenswert, den Gleichgewichtssinn, kontrolliertes Stehen und Gehen regelmäßig zu trainieren, um die
stabilisierenden Muskeln zu kräftigen.
Entsprechende Übungen lassen sich gut
in den Alltag einbauen.
Vermeiden Sie unbedingt eine Knieüberstreckung im Standbein.
Mit einfachen Übungen – wie dem „Schiefen Turm“ –, die in den Alltag integriert werden, können
Senioren Rumpf und Beine fit halten.
• Auf einem Bein
Ausgangsposition ist das Stehen auf einem
Bein. Das Standbein sollte wieder leicht
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und helfen Sie uns, leben zu retten!
Wann und wo?
Blutspendeinstitut
Johannisallee 32, Haus 8, 04103 Leipzig
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Institut f. Transfusionsmedizin, Nord
Landsberger Straße 81, 04157 Leipzig
Mo.
Di., Mi., Do.
Fr.
geschlossen
11:00 bis 18:30 Uhr
08:00 bis 15:30 Uhr
Gesundheitsamt Grünau
Miltitzer Allee 36, 04205 Leipzig
jeden Mo. und Do.
13:30 bis 18:30 Uhr
Gustav-Hertz-Gymnasium - Paunsdorf
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Universität Leipzig
Neues Seminargebäude
Universitätsstraße 1, 04103 Leipzig
Di., 16.08.16
12:00 bis 18:00 Uhr
Begegnungsstätte Volkssolidarität Borna
Dinterplatz 1
04552 Borna
Mi., 17.08.16
14:00 bis 19:00 Uhr
Di., 30.08.16
14:00 bis 19:00 Uhr
Mehrzweckhalle Taucha
Geschwister-Scholl-Str. 6
04425 Taucha
gebeugt sein. Sollte Ihnen der Einbeinstand zu schwer fallen, können Sie alternativ das zweite Bein nur mit den Zehenspitzen aufstellen. Nun sollte diese Position so
stabil wie möglich gehalten werden, während Sie dabei zum Beispiel einen Ball in
die Luft werfen. Leicht lässt sich die Übung
in den Alltag einbauen, indem sie auf einem Bein stehend Zähne putzen, Haare
föhnen oder Kartoffeln schälen. Wichtig:
gen wird Stand- und Spielbein gewechselt.
Zur Steigerung können Sie sich auf wackelige Unterlagen wie Kissen oder Decken stellen. Je langsamer Sie das Spielbein
bewegen, umso effektiver ist die Übung.
7:00 bis 19:00 Uhr
8:00 bis 20:00 Uhr
Das Studieren der Natur bedeutet für den mittlerweile 82-jährigen Künstler Roland R. Richter, tiefer in die Welt des Sichtbaren, des Spür- und Fühlbaren um uns herum einzudringen.
Die Ergebnisse von Richters langjähriger Auseinandersetzung mit der Natur sind derzeit im
José-Carreras-Haus zu sehen. Die bevorzugten Ausdruckstechniken des Leipziger Künstlers
sind Aquarelle und Gouachen – ein Farbmittel, welches die Eigenschaften der Aquarell- und
der Ölfarbe vereint. Seiner Hingabe zur Natur ist Richter auch in zahlreichen Studienreisen
im Ausland nachgegangen, von Bulgarien und Ungarn über Italien, Frankreich sowie Großbritannien bis in die USA.
Neben seiner wissenschaftlichen Lehrtätigkeit am Institut für Kunstpädagogik der Universität Leipzig gehören zu Richters Künstler-Vita zahlreiche Arbeiten in den klassischen Genres
der Malerei und Grafik, der experimentellen Malerei und Objektkunst sowie Fotoreihen und
Dokumentarfilme.
hu
Die Kunst steckt in der Natur – Malerei aus sechs Jahrzehnten: Gouachen und Aquarelle von
Roland R. Richter. José-Carreras-Haus, Johannisallee 32a (Haus 9).
Die Ausstellung ist bis 2. September zu sehen.
Weitere Informationen rund ums Blutspenden finden Sie im Internet unter:
www.blutbank-leipzig.de
LIEBIGSTRASSE AKTUELL
|
9:00 bis 13:00 Uhr
Institut für Transfusionsmedizin
Bild: Roland R. Richter
Sa., 30.07.2016 & 27.08.2016
Nicht nur Kraft und Sicherheit kehren
zurück. Auch Gelenkschmerzen, die oft
dadurch entstehen, dass sich die stabilisierende Muskulatur zurückgebildet hat,
können so bekämpft werden. Gleichgewichtstraining ist effektiv und trainiert
und stabilisiert den gesamten Körper.
notiert von Dimo Rieß
Aquarelle im José-Carreras-Haus
Für alle Blutspendewilligen, die mit einer guten Tat in ihr Wochenende starten möchten:
Jeden letzten Sonnabend im Monat lädt die Blutspendeeinrichtung auf dem Klinikgelände ein.
Blutspendeinstitut
Johannisallee 32, 04103 Leipzig
Diese Übung eignet sich zur Kräftigung
der Bauch- und Rückenmuskulatur und
zur muskulären Stabilisation der Wirbelsäule. Man wählt eine aufrechte Sitzposition auf einem Hocker. Achten Sie darauf,
dass Kopf, Brustkorb und Becken möglichst senkrecht übereinander stehen wie
bei einem Turm. Dann legt man die Hände über Kreuz auf die Brust und bewegt
sich aufrecht mit dem Körper in die
Rücklage und wieder in die Ausgangsposition, wobei der „Turm“ von Kopf, Brustkorb und Becken erhalten bleiben muss.
Anschließend wird unter Beachtung des
gleichen Prinzips der gesamte Oberkörper nach vorn geneigt. Die nach hinten
bzw. nach vorn geneigte Position sollte ca.
zehn Sekunden gehalten und nach Möglichkeit zehnmal wiederholt werden.
Wichtig: Vermeiden Sie ein Hohlkreuz bei
der Rücklage und einen Rundrücken bei
der Vorbeuge.
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n
Kreuzworträtsel
Floßschiebestange
Wolfsspinne
Wurf-,
Schleudergerät
spanisch:
Freund
Rhein- Rollschuh
Zufluss laufen
in Bad.- (engl.)
Württ.
Comicfigur
(... und
Struppi)
Drall
des
Balles
(franz.)
Kreishalbmesser
österr.:
Hörnchen
veraltet:
Gutspächter
Fruchtsaftgallert
früherer
türkischer
Titel
Teil des
Fußballschuhs
(Mz.)
Wahrsager
4
Pflanze
mit
engl.:
HaftSchaluppe
früchten
verschroben,
drollig
trainieren,
proben
inhaltslos
Schwesterschiff der
Pamir
Kosename f.
Goethes
Mutter
heutiger
Name der
Stadt
Ohlau
deutsch:
pro
abbaubare
Kohlenschicht
süddt.:
Knoten,
Auswuchs
bierähnl.
russ.
Getränk
ruhelos
umherirrender
Mensch
franz.
und
englisch:
Luft
3
4
5
7
6
Bilderrätsel
n
Rätselhaftes
lateinisch:
Fall
Erfrischungsgetränk
3
= 24
= 9
=
=
Wenn ihr die Symbole durch Zahlen
ersetzt, bekommt ihr die richtige Auflösung.
®
Lehrer
des
Samuel
(A. T.)
altnord.
Prosa
8
s2519.4-42
8
Verlosung: drei Büchergutscheine
Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte mit dem Kennwort „Kreuzworträtsel“ und senden Sie
diese bis zum 03. August 2016 an unsere UKL-Redaktionsanschrift (siehe Impressum, Seite 2) oder
per eMail an: [email protected]. In E-Mails bitte Adresse angeben. Der Rechtsweg ist
ausgeschlossen.
sudoku
mittel
leicht
101-0199
2 x
–
+ 15
:
Astrologe
Wallensteins
† 1656
filziger
Wollstoff
Die Lösung des Rätsels im Magazin 08/16 lautete: Schienbein. Über je einen Büchergutschein dürfen
sich Viktoria Krüger (Markkleeberg), Sabine Pfannenmöller (Kaiserpfalz) und Pawel Szezupak (Wuppertal) freuen.
Herzlichen Glückwunsch!
n
franz.
Schriftsteller
† 1814
Erfrischungsgetränk
ein
Erzengel
Lehre v.
Blutserum
2
Wasserwirbel
Vogelbrutplatz
altsemit.
Kriegsgöttin
franz.
Mehrzahlartikel
5
Ort der
Winterspiele
1998
immer
griech.
Buchstabe
Erdbebenkunde
Lotterieschein
ugs.:
auffallendes
Gebaren
Hunnenkönig
griechische
Vorsilbe:
Luft...
kleinere
Religionsgemeinschaft
Körperorgan
nicht
außen
Fahndung,
Aufspürung
ganz
und gar
Abk.:
Sportverein
süddt.:
Ziege
ängstlich,
beklommen
Trumpf
im Kartenspiel
(frz.)
Ersatz,
Vorrat
Reitstock
unverschlossen
Brand
7
Stadt
in der
Niederlausitz
Brauch,
Zeremoniell
Ausruf
des
Ekels
Wandmalerei
Schiffszubehör
1
Vorname
Kokoschkas
† 1980
Mitgliedszahlung
Postsendung
fruchtbare
Wüstenstelle
französisch:
Königin
Zeitspanne
hoher
Offizier
Kegel
beim
Bowling
(engl.)
festgesetzter
Zeitraum
6
Rauschgift
peinlich;
misslich
Entwendung,
Diebstahl
franz.
Herrscheranrede
unterdrückter
Laut
vorwiegend
Gefängnisraum
2
Bad im
Spessart
ugs.:
Orangensaft
spanisch:
Mutter
wörtlich
angeführte
Stelle
Saiteninstrument
im MA.
einer
der
Raben
Odins
Lufttrübung
schiffbarer
Kanal in
Hamburg
Trumpfkarte
beim
Tarock
ital.:
Bergpass
ugs.: verschwenden
Südstaat
der USA
Kfz-Z.
Peru
Abk.:
April
kleiner
Kellerkrebs
Mutter
des
Perseus
steif;
unbeugsam
kleinste
Blutader Stadt
Deutschlands
Edelgas
Eröffnungsmusik
(Ballett)
Gänsefußgewächs
Berliner
Flughafen
etwas
bes.
Schmackhaftes
enges,
steilwandiges Tal
engl.:
Beleg
handeln
Anrufung
Gottes
1
Abk.:
Public
Relations
Verständigungsmittel
Quecksilberlegierung
Schramme
hansestädt.
Regierung
Wasserpflanze
7
3 8
3
2
6
8
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1 3
2
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4
1
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schwierig
2
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4
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2
3
9
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5
1
5 2
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8
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|
8 9
1
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Öffnungszeit
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Liebigstrasse aktueLL
|
kreißsaal der abteilung
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Öffnungszeit
24 stunden täglich
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- 23494
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werdende eltern
- 23611
eine anmeldung zur entbindung
ist nicht erforderlich.
Mehr informationen unter
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Zentraler empfang
Liebigstraße 20, 04103 Leipzig
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Johannisallee 32, 04103 Leipzig
info-telefon
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HNO-ambulanz
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- 26242
- 21104
- 21721
- 21488
- 24304
- 18858
tropenmedizinische ambulanz
- 12222
ambulanz krebszentrum uCCL
-17365
Neurochirurgische ambulanz
-17510
Neurologische ambulanz
-24302
Dermatologische ambulanz
-18670
universitäres brustzentrum
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transplantationszentrum
- 17271
ambulanz der urologie
-17633
Diabeteszentrum
- 12222
Med. Versorgungszentrum
- 12300
kliniksozialdienst
- 26206
seelsorge
- 15965 / - 15967 / - 26126
Psychosoz. beratungsstelle für tumorpatienten und angehörige
- 15407
ambulanz Humangenetik
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www.uniklinik-leipzig.de