REISEKRANKHEIT

REISEKRANKHEIT
Die Reisekrankheit (medizinisch: Kinetose) ist keine Krankheit, sondern eine normale
Reaktion auf widersprüchliche Bewegungsreize, die den Organismus überfordern.
Sie tritt zum Beispiel beim Autofahren, auf dem Schiff und im Raumschiff, im Neigezug, bei
Flugreisen oder beim Kamelritt auf. Zu den Beschwerden gehören kalter Schweiss, Blässe,
Übelkeit und Erbrechen. Besonders anfällig sind Kinder zwischen 3 und 12 Jahren.
Zur medikamentösen Vorbeugung und Behandlung werden unter anderem Antihistaminika
der 1. Generation, Parasympatholytika, Cinnarizin und Ingwer angewendet.
SYMPTOME
Als Vorstufe treten Müdigkeit, Gähnen, Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen,
Stimmungsschwankungen, Lethargie, und ein erhöhtes Schlafbedürfnis auf. Die eigentliche
Reisekrankheit äussert sich akut in Beschwerden wie kalter Schweiss, Blässe, fahle Gesichtsfarbe, Wärme- und Kältegefühl, Mattigkeit, Hyperventilation, schneller Pulsschlag, tiefer
Blutdruck, Speichelfluss, Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen und Schwindel.
AUSLÖSER
Die Reisekrankheit wird von verschiedenen Bewegungsreizen ausgelöst: Bei Fahrten im Auto,
mit der Bahn, einem Bus, dem Flugzeug, einem Schiff, auf der Seilbahn, auf der Achterbahn,
im Helikopter, in Freizeitparks, auf Jahrmärkten, auf einem Kamel (Wüstenschiff) oder einem
Elefant, einer Schaukel, im Rettungswagen. Auch Scheinbewegungen (Pseudokinetose) im
Kino, Simulator, bei Computer- / Videospielen.
URSACHEN
Die Ursachen sind nicht vollständig geklärt und es gibt mehrere Erklärungsversuche. Gemäss
einer der bekanntesten Theorien liegt der Kinetose ein interner Sinneskonflikt zugrunde,
der durch zwei oder mehrere nicht übereinstimmende Sinneseindrücke ausgelöst wird.
Das visuelle System, das Gleichgewichtssystem und die Eigenempfindung melden uneinheitliche Bewegungen. Liest zum Beispiel jemand im Neigezug ein Buch meldet der Gesichtssinn
eine statische Umgebung, während das Gleichgewichtssystem in den Kurven ein Schaukeln
registriert.
NICHT-MEDIKAMENTÖSE PRÄVENTION
Allgemeine Empfehlungen
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Sitzen in Fahrtrichtung
•
Kein Alkohol zu sich nehmen
•
Selbst das Steuerrad oder das Ruder übernehmen: Reisekrankheit betrifft fast
ausschliesslich die Beifahrer.
•
Starke Gerüche meiden
•
Kopfbewegungen vermeiden
•
Kontrollierte, regelmässige Atmung
Bei konstanter Exposition tritt eine Gewöhnung ein (Schiff: 2 bis 4 Tage). Sie kann auch durch
spezifische Trainings erreicht werden (Astronauten, Soldaten, Piloten).
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Auto und Bus
Vorwärts fahren und geradeaus in Richtung der Fahrbahn blicken. Nicht lesen und nicht aus
dem Seitenfenster schauen. Kontrolliert und regelmässig atmen. Gute Fahrtechnik, kein
schnelles «Stop and Go».
Beim Auftreten von Symptomen den Kopf nicht bewegen, sondern gegen die Kopfstütze
pressen.
Schiff
Mit den Augen den Horizont oder die Küste fixieren.
Bei grossen Schiffen Aufenthalt in der Schiffsmitte, da dort die Bewegungen geringer sind.
Eine Kabine mit Fenster auswählen.
Flugzeug
Sitzplatz in der Nähe der Tragflächen
MEDIKAMENTÖSE THERAPIE UND PRÄVENTION
Antihistaminika der 1. Generation:
Dimenhydrinat ist in zahlreichen Präparaten enthalten, unter anderem im Impuls Reisedragees enthalten . Der Wirkstoff ist eine Kombination von Dimenhydrinatum und Coffeinum.
Coffeinum ist ein Stimulans, das zugesetzt wurde, damit unter der Behandlung weniger
Müdigkeit auftritt.
Die Anwendung muss nach 1 bis 3 Stunden (Kaugummi) oder 4 bis 6 Stunden (Tabletten)
wiederholt werden.
Phytopharmaka
Ingwer (z.B. Zintona®, Ingwer als Arzneidroge (Tagesdosis 4 g) oder Ingwer-Zeltli, Ingwertee,
kandierter Ingwer). Zintona® wird eine halbe Stunde vor Reisebeginn eingenommen und
anschliessend alle 4 Stunden (je 500 mg Ingwerpulver) wiederholt.
Dr. Schüsslersalze
Nr. 3 Ferrum Phosphoricum
Nr. 5 Kalium Phosphoricum
Nr. 8. Natrium Chloratum
Nr. 14 Kalium Bromatum
Die normale Anwendung der Schüsslersalze ist 3 bis 6 x täglich 1 bis 2 Tabletten.
Bei mehreren Mitteln nimmt man: 3 bis 6 x täglich 1 Tablette je Mittel.
In akuten Fällen kann man alle 5 Minuten eine Tablette nehmen und allmächlich auf
1 Tablette pro Stunde verlängern. Diese häufige Einnahme sollte man maximal einen Tag
lang durchführen und anschliessend zur normalen Dosis übergehen.
SETZEN SIE AUF HOMÖOPATHIE, WENN IHNEN AUF REISEN ÜBEL WIRD.
Auch bei Seekrankheit und anderen Reisebeschwerden hat sich die Homöopathie als zuverlässige Hilfe bewährt
Wer Reisen bekanntermaßen nicht verträgt, sollte das passende Mittel bereits eine Stunde vor
Antritt der Reise in der Standarddosis einnehmen. Ansonsten gilt: Alle 15 Min. eine «Standarddosis» D6 als Globuli, bis die Beschwerden nachlassen.
Wenn sich alles dreht: Cocculus
Cocculus D6 ist eines der Hauptmittel bei Reisekrankheit mit Schwindel, Übelkeit und zittriger
Schwäche bei der Benutzung von Fortbewegungsmitteln. Es hilft auch gegen Beschwerden,
die durch zu wenig Schlaf auf langen Reisen entstehen.
Das sind die Leitsymptome von Cocculus: Starker Schwindel, Übelkeit und Erbrechen beim
Betrachten sich bewegender Gegenstände. Z.B. wenn der Zug auf dem gegenüberliegenden
Gleis abfährt, bzw. beim Lesen während einer Autofahrt oder Zugfahrt.
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DAS HAUPTMITTEL BEI AUTOFAHRTEN: TABACUM
Dies sind die Leitsymptome von Tabacum D6: Schwindel mit «tödlich elender» Übelkeit und
Erbrechen. Kreislaufschwäche mit kaltem Schweiß, dabei Unverträglichkeit von Wärme.
Gesicht gelb bis grünlich. Schlimmer beim Öffnen der Augen. Besserung durch frische kühle
Luft und Lockern der Kleidung.
WEITERE (ABER SELTEN BENÖTIGTE MITTEL) SIND
Bei Erbrechen, Blähungen, Aufstoßen, alles morgens schlimmer hilft Nux vomica D8.
Auch Beschwerden durch Klimawechsel sprechen gut auf Nux vomica D8 an.
Fühlt man sich sterbenselend krank und am Ende seiner Kräfte, dann nimmt man
Arsenicum album D6.
Aufregung und Angst vor dem Autofahren oder Busfahren, der Reise mit dem Schiff, dem
Fliegen oder allgemein vor der Reise werden durch Gelsemium D30 erträglich.
Auch andere Beschwerden, die vor einer Reise auftreten, wie etwa Reisefieber und
Reiseängste, sprechen auf die homöopathische Behandlung gut an. Bewährt haben sich vor
allem bei lampenfieberartigen Beschwerden mit Nervosität und Magen-Darm-Beschwerden:
Gelsemium, Argentum nitricum und Pulsatilla.
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