Call for papers 2017 deutsch - Georg-Friedrich

Internationale Wissenschaftliche Konferenz anlässlich der Händel-Festspiele in Halle an der Saale
2017:
Zwischen Originalgenie und Plagiator. Händels kompositorische Methode und ihre Deutungen
Ort: Händel-Haus, Halle an der Saale
Zeit: 6. bis 8. Juni 2017
Veranstalter:
- Institut für Musik, Medien- und Sprechwissenschaft, Abteilung Musikwissenschaft der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg
- Stiftung Händel-Haus zu Halle
- Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft e. V., Internationale Vereinigung
Konzeption und Organisation: Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann, Dr. Annette Landgraf, Dr. Konstanze
Musketa.
Georg Friedrich Händel hat wie vielleicht kein zweiter Komponist seiner Epoche fremdes Material
zur Grundlage eigener Werke genommen. Diese sogenannten „borrowings“ („Entlehnungen“)
betreffen alle Werkgruppen seines Oeuvres und eine Vielzahl von Stücken unterschiedlichster
Provenienz, aus denen sich Entlehnungen nachweisen lassen. Diesen Fremdentlehnungen stehen
außerdem (in wahrscheinlich noch größerer Zahl) Übernahmen aus eigenen Werken gegenüber.
Von Händel selbst ist eine Reihe von Manuskripten überliefert, in denen er aus Kompositionen
anderer Musiker Exzerpte vorgenommen hat; aber die eigentliche Dimension der
Entlehnungspraxis Händels lässt sich nur durch analytische Vergleiche erschließen.
Seit die Händelforschung im 19. Jahrhundert auf die ubiquitäre Entlehnungs- und
Bearbeitungspraxis Händels aufmerksam geworden ist, hat sie versucht, Erklärungs- und
Bewertungsansätze für diese kompositorische Praxis zu formulieren, die zwischen der
Verteidigung des Originalgenies und der Verurteilung des Plagiators schwanken. Neuere
Forschungen haben einen eher neutralen Zugang favorisiert, der zunächst einmal versucht, einen
Überblick der verschiedenen Bearbeitungsvorgänge und ihres jeweiligen Ausmaßes sowie
Charakters zu gewinnen. Diese Forschungen sind beileibe nicht abgeschlossen (vielleicht auch gar
nicht abschließbar); aber immerhin liegt inzwischen ein großes Korpus von Nachweisen vor, mit
dem sich ein systematisierender Zugriff auf das Phänomen erproben lässt.
Die Konferenz möchte nicht nur Beiträge zur Systematisierung und weiteren Erforschung der
Händel’schen Entlehnungspraxis anregen, sondern auch ihre ideengeschichtlichen und
kunsttheoretischen Grundlagen thematisieren, so etwa die Theorie der eklektischen Nachahmung
(englisch „transformative imitation“) oder die frühneuzeitliche Exzerpierkunst (ars excerpendi). In
einem dritten Themenkomplex schließlich soll die Geschichte der Deutungen der Händel’schen
Bearbeitungspraxis beleuchtet werden, die bereits Sedley Taylor in seiner 1906 erschienenen
grundlegenden Studie zu einer über zwanzigseitigen Abhandlung über die Frage anregte, ob
„Handel’s mode of dealing with compositions by other Masters was morally justifiable“.
Die Veranstalter wären Ihnen sehr dankbar und verbunden, wenn Sie ein Referat von 30 Minuten
Länge zu einem der skizzierten Themenkomplexe beitragen könnten. Die Reise- und
Übernachtungskosten werden (vorbehaltlich der Bewilligung entsprechender Gelder) erstattet.
Wir würden Sie darum bitten, uns bis zum 31. August 2016 ein Arbeitsthema und kurzes Exposé
zukommen zu lassen.