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P R E S S E I N F O R M AT I O N
Wien, 2. August 2016
Branchenbericht der Bank Austria Volkswirtschaft:
Kfz-Handel beschleunigt 2015 und 2016

Umsatz im Fahrzeughandel wächst nach drei negativen Jahren 2015 um 3,2 Prozent nominell auf
26,1 Milliarden Euro und beschleunigt bis April 2016 auf 8 Prozent

Langfristig werden neue Zulassungsrekorde immer unwahrscheinlicher

Sinkende Zahl an Tageszulassungen 2016 signalisiert eine Entspannung bei Neuwagenrabatten
und zumindest den Stopp der sukzessiven Ertragserosion im Kfz-Handel

Teure Werkstattleistungen in Österreich im europäischen Vergleich
Österreichs Fahrzeughandel erholt sich 2015 und 2016 nach drei negativen Wirtschaftsjahren. Im Vorjahr
ist der Spartenumsatz ohne die Werkstätten und den Zubehörhandel um 3,2 Prozent nominell auf 26,1
Milliarden Euro gestiegen, wie der aktuelle Branchenbericht der Bank Austria Ökonomen zeigt. „Die
Werkstattumsätze, mit denen in der Vergangenheit die schwache Entwicklung im Handelsbereich sehr
oft kompensiert werden konnte, legten 2015 nur um 0,3 Prozent nominell zu“, analysiert Bank Austria
Ökonom Günter Wolf. Anfang 2016 haben sich die Zuwächse beider Sparten beschleunigt, wobei der
Autohandel bis April sogar ein Umsatzplus von 8 Prozent nominell erzielte.
Der Aufschwung wird zumindest bis in den Herbst 2016 anhalten. Das zeigt sich auch daran, dass das
Geschäftsvertrauen der Autohändler im ersten Halbjahr fast kontinuierlich gestiegen ist. Unterstützung
findet der Optimismus der Unternehmen in der stark gestiegenen Pkw-Nachfrage, die vom verbesserten
Konsumentenvertrauen, den steuerreformbedingt höheren Realeinkommen und anhaltend günstigen
Finanzierungsbedingungen angetrieben wird. Bis Juni 2016 legten die Erstzulassungen um 6,3 Prozent
und die Gebrauchtwagenummeldungen um 4 Prozent zu. Voraussichtlich wird der Autohandel das hohe
Wachstumstempo der ersten Monate im weiteren Jahresverlauf nicht halten können und muss
spätestens 2017 wieder mit einer leichten Abkühlung des Fahrzeugabsatzes rechnen –
wachstumsdämpfend wirken vor allem die schwächeren Zuwächse der Haushaltseinkommen und die
Tatsache, dass die Nachfrage 2016 wieder ein hohes Niveau erreicht hat.
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Auch langfristig werden neue Zulassungsrekorde immer unwahrscheinlicher. Mit 550 Pkw pro 1.000
Einwohner ist der Motorisierungsgrad in Österreich nicht nur einer der höchsten im europäischen
Vergleich (durchschnittlich 500 Pkw pro 1.000 Einwohner) sondern auch eine der jüngsten Europas – mit
einem Fahrzeugflotten-Durchschnittsalter von 7,9 Jahren pro Pkw. Beispielsweise sind in Deutschland
auch 550 Pkw pro 1.000 Einwohner registriert aber mit einem Durchschnittsalter von neun Jahren.
„Der gesamte Pkw-Bestand in Österreich wird weiter wachsen, nicht zuletzt aufgrund der in den
nächsten Jahren noch rasch steigenden Bevölkerungszahlen und der unverändert hohen Bedeutung des
Autos im Alltag der Österreicher“, resümiert Wolf von der Bank Austria. Voraussichtlich bleiben aber die
Wachstumsraten unter jenen der letzten fünfzehn Jahre, als die Zahl registrierter Pkw in Österreich um
durchschnittlich 1,1 Prozent pro Jahr zulegte. Im Vergleich dazu ist der Bestand in den 80er- und 90erJahren um mehr als 3 Prozent jährlich gestiegen.
Angespannte Ertragslage im Autohandel
Die Ertragslage der Autohändler hat sich in den letzten Jahren sukzessive verschlechtert, wie der
Rückgang der Umsatzrentabilität der Unternehmen im Sample der KMU Forschung Austria von
durchschnittlich 1,7 Prozent 2011 auf 1 Prozent 2015 zeigt. Verantwortlich dafür waren in erster Linie die
rückläufigen Absatz- und Umsatzzahlen, die den Konkurrenz- und Preisdruck verschärften und in weiterer
Folge die Händlermargen vor allem im Neuwagensegment unter Druck brachten. Die stark gestiegenen
Tages- und Kurzzulassungen sind ein Indikator dafür, dass sich die Kluft zwischen neu zugelassenen und
tatsächlich zu Neuwagenkonditionen verkauften Autos erheblich verbreitert hat. 2015 wurden 41
Prozent aller neu registrierten Pkw in Österreich innerhalb von 60 Tagen wieder abgemeldet, mehr als
doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren. Erst die Erholung des Automarktes 2016 – im ersten Halbjahr
ist auch die Zahl der Tageszulassungen um ein Fünftel gesunken – lässt zumindest einen Stopp der
Ertragserosion bei den Kfz-Händlern erwarten.
Günstige Pkw-Anschaffungskosten
Die hohe Zahl an Demofahrzeugen und Jungwagen, die unter dem Listenpreis an Private verkauft
werden, bremsen einerseits die Erträge des Autohandels, dämpfen aber andererseits auch die PkwAnschaffungskosten der Konsumenten. In den letzten zehn Jahren sind die Kosten für den Kauf von
neuen und gebrauchten Pkw von privaten Haushalte, trotz des Trends zu stärker motorisierten, vielfach
teureren Fahrzeugen, sogar um 0,4 Prozent gesunken.
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Wesentliche Kostentreiber waren die Instandhaltungs- und Reparaturleistungen, die seit 2005 um 42
Prozent teurer wurden. Die Treibstoffpreise sind um 19 Prozent gestiegen und die Autokosten insgesamt
um 14 Prozent. Für die Anschaffung und den Betrieb privater Verkehrsmittel verwendeten Österreichs
Haushalte 2015 etwa 10 Prozent ihrer Konsumbudgets beziehungsweise 5,6 Milliarden Euro für die
Anschaffung und 11,4 Milliarden Euro für den Erhalt und Betrieb der Fahrzeuge – annähernd so viel wie
für die Anschaffung von Nahrungsmittel und Getränken.
Teure Werkstattleistungen im europäischen Vergleich
Mit der jüngsten Reform der Gruppenfreistellungsverordnung, dem zentralen Regelwerk im
Fahrzeughandel und Servicebereich, ist die Zahl der Wettbewerber im Servicemarkt gestiegen. Hingegen
wurde das Ziel günstigerer Werkstattpreise verfehlt – im Gegenteil: Die Kfz-Reparaturen und
Serviceleistungen wurden in den letzten Jahren überdurchschnittlich rasch teurer. Bank Austria Ökonom
Wolf: „Von 2013 bis 2015 legten die Preise für Kfz-Werkstattleistungen in Österreich um durchschnittlich
3,1 Prozent im Jahr zu, im ersten Halbjahr 2016 um weitere 3,2 Prozent. In derselben Periode wurden die
Leistungen im EU-Schnitt nur um durchschnittlich 1,7 Prozent teurer. Die relativ hohen Zuwächse der
Werkstattpreise lassen sich nur zum Teil mit der zunehmenden Komplexität der Leistungen und KfzEinzelteile erklären. Zum Teil alimentieren die Unternehmen damit auch die Ertragsschwäche im
Fahrzeughandel.“
Rückfragen:
Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
Günter Wolf, Tel.: +43 (0) 5 05 05-41954;
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