Das Onlinemagazin für Corporate Health www.gesundheitsmanager-magazin.de © Shivendu Jauhari/Thinkstock/Getty Images Ausgabe 3 / August 2016 3 5 14 Neues Präventionsgesetz Wie die erste Bilanz nach dem ersten Jahr ausfällt Fokusthema HKE Auch der stärkste Muskel braucht Achtsamkeit Gesunde Organisation Mitarbeiter richtig führen und motivieren 2 // Editorial / Inhalt Ausgabe 3 – August 2016 Liebe Leser, vor gut einem Jahr ist das neue „Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention“ in Kraft getreten. Was hat sich seitdem getan? Auf der Ebene Dr. Guido Birkner, verantwortlicher Redakteur Human Resources der Sozialversicherungsträger und der politischen Entscheidungsträger einiges, doch in den Betrieben und bei den Beschäftigten scheint noch wenig bis gar nichts anzukommen. Dieses Feedback bekomme ich in meinen regelmäßigen Gesprächen mit Unternehmensvertretern aus dem HR-Ressort immer wieder. Oft erhalte ich von Personalern auf meine Frage die Gegenfrage: „Was ist das Präventionsgesetz überhaupt?“ Wenn die Präventionsinitiative einseitig auf Betriebsärzte als Ansprechpartner für gesundheitliche Präventionsmaßnahmen in den Unternehmen setzt und HR dabei übergeht, ist das Scheitern des Präventionsgesetzes absehbar. Ihr Dr. Guido Birkner 5 2Editorial/Inhalt 3 Das neue Präventionsgesetz – eine erste Bilanz Große Ziele, viel Bewegung auf Bundes- und Landesebene, doch erste Ergebnisse liegen wohl erst 2019 vor Guido Birkner 14 10 Herzgesundheit: Warum gerade Frauen gefährdet sind Interview mit Prof. Dr. med. Dietrich Baumgart 12 Schlag auf Schlag: eine Herzensangelegenheit Mitarbeiter und Arbeitgeber sollten auf die Herzgesundheit im Betrieb achten Michael Drees Herz-Kreislauf-Erkrankungen 5 Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Arbeitswelt Neben dem individuellen gesundheitlichen Schaden verursachen Herzkrankheiten hohe volkswirtschaftliche Kosten in Deutschland – mit steigender Tendenz. Guido Birkner 14 Psychologisches Empowerment in der Organisation verankern Wie sich durch gesunde Führung Zustand und Leistung von Mitarbeitern verbessern lässt Guido Birkner 7 rteriosklerose – ein Gesundheitsrisiko, das A vermeidbar ist Interview mit Dr. med. Reinhard F. Lang Gesunde Arbeitsorganisation 16 Mitarbeiter sind mehr als eine Personalnummer Warum ein wertschätzender Umgang so wichtig ist Tina Kühn 22 19 Unternehmen gesund durch Krisen führen Wie Employee Assistance Programs in Krisensituationen Betrieben und ihren Belegschaften helfen Juliane Barth, Gerd Reimann 22 bKV – der Gesundheitsbenefit für den Mittelstand Trotz steuerlicher Umstellung können sich Zusatzversicherungen für die begünstigten Mitarbeiter lohnen – und für die Arbeitgeber Guido Birkner 25Kurz und knapp 26Veranstaltungskalender 27Partner 28Impressum 3 // Präventionsgesetz Ausgabe 3 – August 2016 Das neue Präventionsgesetz – eine erste Bilanz Große Ziele, viel Bewegung auf Bundes- und Landesebene, doch erste Ergebnisse liegen wohl erst 2019 vor Von Guido Birkner © HarryHuber/Thinkstock/Getty Images Drei Anläufe waren zuvor gescheitert, ehe das „Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention“ am 17. Juli 2015 in Kraft trat. Was hat das PräVG seitdem bewirkt? Wir ziehen eine erste Bilanz. In Deutschland herrschte schon immer ein Ungleichgewicht zwischen den Kosten für die Heilung erkrankter Menschen und den Ausgaben für Präventionsmaßnahmen. Jetzt hat der Gesetzgeber durch das Präventionsgesetz hoffentlich eine Kehrtwende eingeleitet. Das Gesetz gibt den gesetzlichen Krankenkassen einen größeren finanziellen Handlungsspielraum, um mehr Präventionsarbeit in Kooperation mit Arbeitgebern und Verbänden zu leisten. Damit aus Prävention kein Wildwuchs wird, wurde im Oktober 2015 die Nationale Präventionskonferenz aus der Taufe gehoben. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, eine bundesweite Präventionsstrategie auszuarbeiten und dadurch die Kooperation der Sozialversicherungsträger grundlegend zu steuern. So sollen die gesetzliche Rentenversicherung, die gesetzlichen Krankenkassen und die gesetzliche Unfallversicherung (GUV) ihre Maßnahmen besser miteinander verzahnen und vor allem in Unternehmen stärker zusammenarbeiten. Eines der Handlungsfelder lautet „Gesund leben und arbeiten“. Demnach ist vorgesehen, den Arbeitsschutz, das Eingliederungsmanagement und die Gesundheitsförderung im Betrieb systematisch zu institutionalisieren und miteinander zu verknüpfen. Prävention vor Reha vor Rente Das erfordert neue Strukturen und neue Prozesse. Auch sollen die direkten Ansprechpartner in den Unternehmen miteinbezogen werden. Die Sozialversicherungsträger sind zudem aufgefordert, sich gegenseitig über Maßnahmen in einem Betrieb zu unterrichten und im Bedarfsfall andere Partner in betriebliche Projekte einzubeziehen. Ein weiteres Handlungsfeld ist die Rehabilitation. So soll mit dem Präventionsgesetz der Grundsatz „Reha vor Rente“ zu „Prävention vor Reha vor Rente“ ausgebaut werden. Dafür erweitert die gesetzliche Rentenversicherung 4 // Präventionsgesetz Ausgabe 3 – August 2016 ihre Risikoprävention, die sie seit 2009 und noch intensiver seit 2012 aufgebaut hat. Das Rahmenkonzept der Rentenversicherung zur Prävention fördert die Gesundheit der Menschen über Seminare. In diesem Rahmen haben Teilnehmer die Möglichkeit, den eigenen Lebensstil zu hinterfragen, eine gesunde Lebensweise kennenzulernen und den Umgang mit Stress und seelischen Belastungen zu erfahren. Nachdem bislang Pilotprojekte gefahren und ausgewertet wurden, plant die Rentenversicherung, bewährte Angebote flächendeckend auszurollen. Gesundheitsrisiken entgegenwirken Die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen zur Prävention und Gesundheitsförderung werden durch das Gesetz mehr als verdoppelt. So stehen den Kassen ab 2016 jährlich mindestens rund 490 Millionen Euro zur Verfügung. Auf den einzelnen Versicherten umgerechnet, steigt der Förderbetrag pro Jahr von 3,09 auf 7 Euro. Auf die Selbsthilfe entfallen zusätzliche 30 Millionen Euro. Weitere 21 Millionen Euro stellen die Pflegekassen bereit. Wofür sollen diese Mittel eingesetzt werden? Das Präventionsgesetz zielt verstärkt auf jene Erwerbstätigen ab, die zwar keinen aktuellen Bedarf an Rehamaßnahmen haben, die aber dauerhaft hohen Gesundheitsrisiken ausgesetzt sind. Das gilt vor allem für Personen, die im Beruf oder in der Familie starken Belastungen ausgesetzt sind, beispielsweise Schichtarbeiter oder pflegende Angehörige. Sie haben in Zukunft leichter die Möglichkeit, Präventionsangebote über die Werks- und Betriebsärzte in Anspruch zu nehmen. Ein Beispiel für die künftige Kooperation zwischen Krankenkassen und der Deutschen Rentenversicherung (DRV) ist das Präventionsprogramm „Plan Gesundheit“. Die DRV Rheinland und die Pronova BKK haben dieses Programm gemeinsam aufgesetzt und 2011 an drei Chemiestandorten implementiert. Im Kern des Präventionsprogramms steht ein gesteuertes Gruppentraining. Die Einführungs- und Trainingsphase findet in einer ambulanten Rehaeinrichtung statt. Daran schließen sich über mehrere Monate hinweg Bestätigungs- und Eigenverantwortungsphasen an, in denen ein Präventionsmanager die Teilnehmer unterstützt. Damit sich solche Maßnahmen überhaupt realisieren lassen, müssen die Sozialversicherungspartner die Unternehmen mit ins Boot holen. Das mag dort leichter sein, wo bereits eine betriebsärztliche Infrastruktur intern vorhanden ist. Dort bietet das Präventionsgesetz Ansatzpunkte, um die betriebliche Gesundheitsförderung in den Unternehmen zu intensivieren. Allerdings ist dabei noch viel Überzeugungsarbeit bei Mitarbeitern und Arbeitgebern zu leisten. Frühzeitig Präventionsangebote wahrzunehmen ist für alle Beteiligten besser als lange Arbeitsunfähigkeitszeiten. Bündnisse auf Ebene der Bundesländer Derzeit arbeiten die Sozialversicherungspartner auf der Ebene der Bundesländer daran, erste Vereinbarungen gemäß dem Präventionsgesetz auszuhandeln und umzusetzen. Wie im föderalen System schon in anderen Bereichen üblich, ist damit zu rechnen, dass sich die Emp- fehlungen und Modelle von Bundesland zu Bundesland deutlich unterscheiden werden. Mancherorts ist noch zu klären, in wessen Händen die Leitung der Maßnahmen und Prozesse auf Landesebene liegt und in welcher Form die Kommunen darin eingebunden werden. Also sind viele Fragen offen. Experten schätzen, dass noch zwei bis drei Jahre ins Land gehen werden, ehe sich verlässliche Aussagen darüber treffen lassen, ob und wie die Umsetzung des Präventionsgesetzes gelingt. 2019 soll der erste Präventionsbericht vorliegen. Bereits im April hat das Thüringer Ministerium für Arbeit und Soziales eine Landesrahmenvereinbarung unterzeichnet. Auf Seiten der Leistungsträger sind AOK PLUS, der BKK Landesverband Mitte, die DRV Bund, die DRV Mitteldeutschland, die IKK classic, die Knappschaft Bahn See, der Landesverband Mitte der DGUV, die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau sowie der vdek an der Vereinbarung beteiligt. Der Freistaat Thüringen hat den Strukturwandel in den vergangenen Jahren deutlich gespürt – ein Umstand, der seinen Niederschlag in den Gesundheitsdaten der Thüringer Bevölkerung findet. So nehmen beispielsweise chronische und psychische Leiden zu. Das Ziel des landesweiten Bündnisses ist, Krankheiten zu vermeiden, bevor sie überhaupt entstehen. Spätestens 2019 wissen wir, wie gut das in den neuen Konstellationen funktioniert. Dr. Guido Birkner, verantwortlicher Redakteur Human Resources, FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH – Der F.A.Z.-Fachverlag [email protected] www.gesundheitsmanager-magazin.de 5 // Herz-Kreislauf-Erkrankungen Ausgabe 3 – August 2016 Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Arbeitswelt Neben dem individuellen gesundheitlichen Schaden verursachen Herzkrankheiten hohe volkswirtschaftliche Kosten in Deutschland – mit steigender Tendenz. © Stephanie Zieber/Thinkstock/Getty Images Von Guido Birkner Der stärkste Muskel pumpt ohne Pause ein Leben lang. Wie lassen sich die Ursachen, Begleiterscheinungen und Folgen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zahlen zusammenfassen. Dr. med. Falk Liebers, MSc., Claudia Brendler, MPH, und Prof. Dr. rer. nat. Ute Latza, MPH, von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (baua) haben in ihrem Forschungsbericht „Berufsspezifisches Risiko für das Auftreten von Arbeitsunfähigkeit durch Muskel-Skelett-Erkrankungen und Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems. Sozioökonomische Bedeutung sowie Zusammenhang von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit beruflichen Tätigkeiten“ die wichtigsten Fakten zusammengetragen. Auf den Seiten 9 und 10 des Berichts fassen sie die sozioökonomische Bedeutung und den Zusammenhang von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit beruflichen Tätigkeiten zusammen. Demnach verursachen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) in den industrialisierten Ländern einen großen Anteil der Todesfälle. Schaut man darüber hinaus auf globale Daten, so zeigt sich, dass HKE weltweit sogar den ersten Rang der Todesursachen einnehmen. Lediglich in Afrika sterben mehr Menschen an Infektionskrankheiten als an HKE. Die häufigsten Diagnosen bei HKE sind laut der bauaStudie der akute Myokardinfarkt und der Schlaganfall. In Deutschland sind HKE derzeit die Ursache für mehr als 40 Prozent der Sterbefälle. Zugleich bedingen sie nach wie vor die höchsten Kosten im Gesundheitswesen. Allein 2008 beliefen sie sich auf 37 Milliarden Euro. Welche wirtschaftliche Bedeutung HKE haben, veranschaulicht der große Anteil der Krankenhausfälle. In Deutschland gehen rund 15 Prozent der stationären Behandlungen auf HKE zurück. Bei Berufstätigen bis zum 65. Lebensjahr tragen HKE für etwa 10 Prozent der Frühverrentungen und für knapp jeden vierten vorzeitigen Todesfall die Verantwortung. 6 // Herz-Kreislauf-Erkrankungen Ausgabe 3 – August 2016 Steigende Relevanz der HKE-Morbidität Die drei Autoren der baua-Studie führen aus, dass die meisten HKE einen Altersverlauf aufweisen, oft mit einem starken Anstieg im hohen Alter. Da die Bevölkerung aufgrund der demographischen Entwicklung weiter altern wird, ist anzunehmen, dass die HKE-Morbidität in Deutschland weiter an Bedeutung zunehmen wird. Allerdings lassen sich dank der verbesserten medizinischen Versorgung viele HKE frühzeitig erkennen und erfolgreicher als in der Vergangenheit therapieren. Dadurch sinkt das Risiko für einen krankheitsbedingten, vorzeitigen Ausstieg aus dem Arbeitsleben. Also sind mehr Arbeitnehmer mit einer manifesten HKE imstande, weiterhin am Berufsleben teilzunehmen. Zugleich ist unter Erwerbstätigen mit einem Anstieg der Arbeitsunfähigkeit (AU) aufgrund von HKE zu rechnen. Die verlängerte gesetzliche Lebensarbeitszeit bis 67 Jahre verstärkt noch diesen Trend. Was bedeutet das für ältere Beschäftigte? Grundsätzlich ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie altersoder krankheitsbedingt berufliche Anforderungen nicht oder nur noch teilweise erfüllen können. Somit steigt das Risiko von Arbeitsunfähigkeit durch HKE mit dem Alter etwa ab dem 45. Lebensjahr stark an. Dieser Trend bei HKE wird laut den Autoren der baua-Studie nur von den Zahlen zur Arbeitsunfähigkeit durch Muskel-Skelett-Erkrankungen übertroffen. Der Anstieg bei HKE wird insbesondere auf die altersbezogene Zunahme der Erkrankungen zurückgeführt, die mit Arteriosklerose assoziiert werden. Dort weisen Männer eine höhere Zunahme auf als Frauen. Die Risikofaktoren für HKE sind bekannt. Bei ihnen handelt es sich vor allem um Faktoren wie Alter, familiäre Veranlagung und Lebensstil. Ein problematischer Lebensstil ist vor allem durch Bewegungs- und Ernährungsverhalten sowie Rauchen geprägt. Weitere Ursachen für HKE sind berufliche Faktoren wie Lärm, Schichtarbeit, lange Arbeitszeiten, physische und psychosoziale, aber auch inhalative Belastungen wie Passivrauchen und Partikelexposition. So steigt beispielsweise das Risiko für koronare Herzerkrankungen durch wiederholten arbeitsbezogenen Stress. Ebenso haben medizinische Studien Veränderungen des Lebensstils bezüglich kreislaufrelevanter Risikofaktoren als Reaktion auf arbeitsbedingte Belastungen hinlänglich bewiesen. Reaktionen auf arbeitsbedingte Belastungen können ungünstigere Ernährungs- und Bewegungsmuster sowie ein stärkeres Rauchverhalten sein. Deshalb ist die Prävention von HKE für den Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit sowie der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit nach Ansicht der Studienautoren immer wichtiger. Gezielte betriebliche Präventionsmaßnahmen ermöglichen es, besonders betroffene Berufsgruppen zu erreichen. Dafür sind Aussagen zur Betroffenheit von Arbeitsunfähigkeit in Bezug auf den Beruf bzw. die Berufsgruppe erforderlich. HKE-bedingte Arbeitsunfähigkeit tritt mit verschiedener Häufigkeit in allen Berufsgruppen auf, je nach Arbeits- und Lebensbedingungen. Dabei variiert die Anzahl von AU-Tagen zwischen den Wirtschaftsbranchen. In der Metallindustrie, im sonstigen Fahrzeugbau und in den Verkehrsunternehmen ist der HKE-Anteil besonders hoch. In den AU-Statistiken der gesetzlichen Krankenkassen nehmen HKE den sechsten bzw. achten Platz ein. HKE ist Hauptgrund für Klinikeinweisungen Laut einem Bericht der ÄrzteZeitung ist ein schwaches Herz in Deutschland der häufigste Grund für eine krankheitsbedingte Klinikeinweisung. Zudem haben die meisten Todesfälle in Krankenhäusern ihren Grund in Herzinsuffizienz. Dabei erklären sich die Zahlen nicht allein mit der Alterung der Gesellschaft. Die Zahl der stationären Behandlungen von Herzinsuffizienzpatienten nimmt in Deutschland seit Beginn des 21. Jahrhunderts zu – entgegen dem internationalen Trend. Aktuell werden die Behandlungskosten für diese Patienten in Deutschland auf über 2,9 Milliarden Euro geschätzt. Die Zahlen gehen auf eine Analyse von Michael Christ und seinen Kollegen vom Klinikum Nürnberg der Paracelsus-Universität zur zeitlichen Entwicklung bei Klinikeinweisungen, Liegezeiten und Todesfällen von Patienten mit der Diagnose Herzinsuffizienz in deutschen Krankenhäusern zurück. Die Datenbasis bildete die jährliche Gesundheitsberichterstattung des Bundes aus den Jahren 2000 bis 2013 (Eur J Heart Fail, 18: 1009-1018). Der beschriebene Trend ist nur teilweise auf die demographische Entwicklung zurückzuführen, denn er betrifft alle Altersgruppen, dabei Männer deutlich häufiger als Frauen. Deshalb sollte Prävention für Herzinsuffizienz dringend größere Aufmerksamkeit bekommen. Dr. Guido Birkner, verantwortlicher Redakteur Human Resources, FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH – Der F.A.Z.-Fachverlag [email protected] www.gesundheitsmanager-magazin.de 7 // Herz-Kreislauf-Erkrankungen Ausgabe 3 – August 2016 Arteriosklerose – ein Gesundheitsrisiko, das vermeidbar ist © Sebastian Kaulitzki/Hemera/Thinkstock/Getty Images Interview mit Dr. med. Reinhard F. Lang, Chefarzt und Facharzt für Innere Medizin – Kardiologie, Sozialmedizin, SRH Gesundheitszentrum Bad Wimpfen Arteriosklerose aus nächster Nähe. Wie verbreitet sind Arterienerkrankungen aktuell in Deutschland, und wer ist davon in erster Linie betroffen? Reinhard F. Lang: Etwa jeder zweite Deutsche verstirbt heute an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Auch weltweit sind arteriothrombotische Erkrankungen, also Erkrankungen, die mit Veränderungen in den Arterien und mit Gerinnselbildung einhergehen, führend. Erste Schädigungen der Arterien treten bei vielen Menschen schon im mittleren Alter auf, wenn sie noch mitten im Berufsleben stehen. Solche Erkrankungsfälle haben in der Regel eine lange Vorgeschichte. Bei diesen Erkrankungen finden sich im Wesentlichen drei Manifestationsformen: Zum Ersten die Erkrankung der Herzkranzgefäße, die zum Herzinfarkt führen kann, zum Zweiten die Erkrankung der gehirnversorgenden Gefäße, die einen Schlaganfall zur Folge haben kann, und zum Dritten die Erkrankung der peripheren Gefäße mit der Folge der sogenannten Schaufensterkrankheit. Welche Risikofaktoren begünstigen die Schädigung von Arterien und verursachen langfristig Gefäßerkrankungen? Reinhard F. Lang: Alle drei genannten Gruppen von Krankheiten sind Arterioskleroseerkrankungen. Bis heute weiß die Wissenschaft noch nicht, welche genauen Ursachen Arteriosklerose auslösen. Wir kennen aber gewisse Voraussetzungen für Arteriosklerose, etwa eine familiäre Disposition, die sich bis heute noch nicht wirksam therapieren lässt. Auch sind Männer im Durchschnitt häufiger und in jüngerem Alter von Arteriosklerose betroffen als Frauen. Dazu kommen rund 400 Risikofaktoren, darunter die Klassiker Rauchen, Fettstoffwechselstörung, Blutzuckererkrankung, Bluthochdruck, Stress, Übergewicht, aber auch Schutzfaktoren wie körperliche Aktivität, Konsum von frischem Obst und Gemüse und moderater Genuss von Alkohol. 8 // Herz-Kreislauf-Erkrankungen Dr. med. Reinhard F. Lang, SRH Gesundheitszentrum Bad Wimpfen Welchen Einfluss hat die Berufstätigkeit auf das Risiko einer Arteriosklerose? Reinhard F. Lang: Auch im Berufsleben lassen sich Risikokonstellationen feststellen. In den fünfziger Jahren haben Mediziner in London Unterschiede zwischen Stadtbusfahrern und Schaffnern festgestellt. Die Fahrer waren deutlich häufiger von solchen Erkrankungen betroffen als die Schaffner, obwohl das Berufsumfeld das gleiche ist. Offensichtlich ist die Risikokonstellation beider Berufsgruppen signifikant verschieden. Arteriosklerose lässt sich auch in bestimmten sozialen Schichten häufiger diagnostizieren als in anderen. Darüber hinaus lassen sich zwei arbeitsweltspezifische Konstellationen beobachten: So © Jörg Simanowski. „Erste Schädigungen der Arterien treten oft schon im mittleren Alter auf, wenn sie mitten im Berufsleben stehen. Solche Erkrankungen haben in der Regel eine lange Vorgeschichte.“ stellt einerseits ein unausgewogenes Verhältnis zwischen Aufwand und Belohnung einen Risikofaktor dar. Dabei geht es den Beschäftigten nicht allein um einen materiellen Gegenwert wie Vergütung, sondern zum Beispiel auch um die Anerkennung für ihre geleistete Arbeit. Ein weiterer Risikofaktor ist der Job-Strain, also hohe Anforderungen am Arbeitsplatz bei relativ geringen Kontrollund Entscheidungskompetenzen. Welche Rolle spielt Stress für das Risiko einer Arteriosklerose? Reinhard F. Lang: Ein sehr hoher Prozentsatz dieser Arterienerkrankungen steht in mittelbarem oder unmittelbarem Zusammenhang mit Stress. Manche Forscher vermuten einen Anteil von bis zu 90 Prozent der Erkrankungen, die auf Stress zurückgeführt werden können. Mindestens 50 Prozent der Fehlzeiten in Unternehmen sind unter anderem stressbedingt, wobei die Stressbelastung nicht allein im Berufsumfeld liegen muss. Wie lassen sich Risikofaktoren und frühe Schädigungen der Arterien diagnostizieren? Reinhard F. Lang: Eine erste Diagnosemaßnahme ist die Evaluation der Risikobelastung. Eine Person, die die zuvor genannten Risikofaktoren mit sich herumträgt, läuft natürlich eher Gefahr zu erkranken. Das lässt sich beispielsweise im Rahmen der zweijährigen Check-up-Untersuchungen der gesetzlichen Krankenkassen ab dem 35. Lebensjahr klären. Zudem bieten sich diverse Scoringsysteme zur Berechnung der Risikolage für die Zukunft an. Die Höhe eines solchen Scores sollte die Intensität der Prävention für die betroffene Person bestimmen. Ich kenne auch zahlreiche Unternehmen, die ihren Mitarbeitern im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung einen Zugang zu solchen präventiven Untersuchungen und bei Bedarf zu vorbeugenden Maßnahmen anbieten. Zum Teil sind die Arbeitgeber sogar gesetzlich zu solchen arbeitsmedizinischen Maßnahmen verpflichtet. Der Gesetzgeber hat die Betriebsärzte vor einigen Jahren auch ermächtigt, bei entsprechenden Diagnosen Rehabilitationsmaßnahmen einzuleiten. Welche Möglichkeiten der Therapie lassen sich bei frühzeitiger Erkennung von Vorschädigungen anwenden? Reinhard F. Lang: Der nächste Schritt ist sicher eine frühe Diagnostik arteriosklerotischer Gefäßveränderungen. Dies ist mit einer Ultraschalluntersuchung der Halsschlagadern einfach und nebenwirkungsfrei möglich. Wenn dort arteriosklerotische Frühschädigungen festgestellt werden, erhärtet das den Verdacht einer drohenden Erkrankung. Hier gilt es dann, Hinweise für das Vorliegen einer koronaren Herzerkrankung anhand eines Belastungs-EKGs genau festzustellen. Auch diese Vorsorgeuntersuchung übernehmen die Krankenkassen bei Menschen ab 45 Jahren. Hinzu kommen weitere Möglichkeiten, frühe Veränderungen im Herz-KreislaufSystem zu ermitteln. Über solche Messmethoden lassen sich etwa die Gefäßsteifigkeit und damit das Gefäßalter untersuchen. Damit können Mediziner diagnostizieren, ob der Zustand der Arterien eines Menschen dessen Lebensalter entspricht, ob er zu schnell altert oder ob er jünger ist. Auch ist die Auswirkung von Stress auf das unbewusste Nervensystem mit modernen Computerpro grammen erfassbar. © xxxxxxxx Ausgabe 3 – August 2016 9 // Herz-Kreislauf-Erkrankungen Ausgabe 3 – August 2016 Angesichts vieler Risikofaktoren stellt sich die Frage, an welchem Punkt eine medikamentöse Therapie ansetzen sollte. Reinhard F. Lang: Basis aller therapeutischen Maßnahmen bei Arterioskleroseerkrankungen ist die Kontrolle der auslösenden Risikofaktoren. Das ist oft mit einer Korrektur des bisherigen Lebensstils verbunden, um Fehlverhaltensweisen zu ändern und Schädigungen in den Griff zu bekommen. Zusätzlich lassen sich einige dieser Risikofaktoren effektiv mit Medikamenten therapieren. Auch eine Verminderung des Risikos der Bildung von Blutgerinnseln an den geschädigten Arterien ist erforderlich. Doch bei einer medikamentösen Therapie wird in der Regel nicht nur an einer Stelle angesetzt, sondern der behandelnde Mediziner wird schauen, dass er weitere Risikofaktoren wie Bluthochdruck erfasst. Das Ziel aller Maßnahmen muss sein, die Gefäßfunktion zu verbessern. Hier gewinnt die Wissenschaft immer wieder neue Erkenntnisse, aus denen sich innovative Schritte für die Therapie ergeben. So ist uns erst in den vergangenen Jahren die Bedeutung der Gefäßinnenhaut für das reibungsfreie Funktionieren von Arterien in ihrem gesamten Umfang bekanntgeworden. Eine Dysfunktion der Gefäßinnenhaut ist das derzeit erste nachweisbare Stadium in einer sehr frühen Phase der Arterioskleroseentwicklung. Also führt an einer Medikation kaum ein Weg vorbei, um Arteriosklerose zu bekämpfen? Reinhard F. Lang: Nicht unbedingt. Unverzichtbar für die Therapie ist dagegen körperliche Bewegung. Sowohl in der Vorsorge als auch in der Nachsorge gehört Bewegungstherapie dazu. Außerdem existiert zur Ver- besserung der Gefäßfunktion ein Therapieverfahren, das in Deutschland unter dem Namen Herzhose bekannt ist. Natürlich stehen den Medizinern verschiedene interventionelle und operative Verfahren zur Verfügung, um die ungehinderte Durchlässigkeit der Arterien zu gewährleisten. Das begann vor Jahrzehnten mit Bypassoperationen, bei denen Umgehungskreisläufe um verschlossene oder verengte Gefäße gelegt werden. Es folgten die Ballonaufdehnung, etwas später die Stentimplantation als weitere Meilensteine der interventionellen Therapie gegen Arteriosklerose. Dieser Ansatz kam besonders auch in Akutsituationen zum Einsatz und wird bis heute weiter verfeinert. Der Charme der Ballonaufdehnung besteht nicht zuletzt darin, dass dieser Therapieansatz sehr schnell wirksam ist. Wie funktioniert eine Herzhose? Reinhard F. Lang: Sie arbeitet mit einer natürlichen Körperreaktion. So bildet der Körper um verengte Gefäße herum auf natürliche Weise neue Umgehungskreisläufe, sogenannte Kollateralen. Mit Hilfe der Herzhose können wir die Bildung solcher Kollateralen anregen, ebenso mit Bewegungstherapie. Bei der Herzhosetherapie wird für den Patienten individuell das Druckniveau hergestellt, das einen effektiven Gefäßimpuls abgibt. Dieser kann mit Ultraschall an der Halsschlagader gemessen werden, um dann den Behandlungsdruck optimal zu regulieren. Damit wird die Therapie verträglicher und effektiver. Bislang wird dieses Therapieverfahren aber nur in einzelnen Kliniken in Deutschland praktiziert. Es kommt vor allem bei Erkrankungen der Herzkranzgefäße zum Einsatz. Unsere Patienten haben in der Regel schon eine längere Leidens- geschichte mit unterschiedlichen Therapieansätzen hinter sich. Eine solche Gegenpulsationstherapie wird auch in den kardiologischen Leitlinien bei therapierefraktären Beschwerden empfohlen. Bei den Patienten, die wir behandeln, erzielen wir eine ungefähr 80-prozentige Verbesserungsrate. Zunehmend mehren sich Erfahrungsdaten zur Effektivität der Herzhosetherapie auch bei anderen Arterioskleroseerkrankungen wie Schlaganfall und Schaufensterkrankheit. Nehmen Arbeitgeber wahr, welche präventive Maßnahmen die Medizin heute bereithält, um Mitarbeiter vor schweren Erkrankungen zu schützen? Reinhard F. Lang: Ich kann gerade im Bereich der Arbeitsmedizin in Betrieben von vielen guten Projekten der Kooperation berichten. Dabei kommen auch die Deutsche Gesetzliche Rentenversicherung und die Kostenträger im Gesundheitswesen, die gesetzlichen Krankenkassen, ins Spiel. Das Zusammenspiel von Arbeitgebern, Kostenträgern und medizinischen Einrichtungen funktioniert nach meiner Wahrnehmung immer besser, da hat sich in den vergangenen Jahren viel bewegt, auch wenn einiges noch verbesserungsfähig ist. Aber es rechnet sich mit Sicherheit für die Kostenträger, Menschen länger arbeitsfähig und im Beruf zu halten. Präventionsmaßnahmen werden auch vor dem Hintergrund einer längeren Lebensarbeitszeit immer bedeutsamer. Das Interview führte Dr. Guido Birkner. 10 // Herz-Kreislauf-Erkrankungen Ausgabe 3 – August 2016 Herzgesundheit: Warum gerade Frauen gefährdet sind Interview mit Prof. Dr. med. Dietrich Baumgart, Preventicum Zentrum für Individualisierte Medizin Frauen sind aber später betroffen. Sie leben ja auch länger. Hat das mit ihrem gesünderen Lebensstil zu tun? Dietrich Baumgart: Mit einer Lebenserwartung von durchschnittlich 83 Jahren leben Frauen rund fünf Jahre länger als Männer. Das hat verschiedene Ursachen, eine ist sicher die gesündere Lebensweise. Während von den Männern knapp 30 Prozent täglich rauchen, sind es © Wavebreakmedia Ltd/Thinkstock/Getty Images Herr Professor Baumgart, eigentlich gilt der Herzinfarkt eher als typische Männerkrankheit. Wiegen sich Frauen hier in einer falschen Sicherheit? Dietrich Baumgart: Ja, durchaus. Der weiblichen Öffentlichkeit ist tatsächlich nicht bewusst, dass der Tod durch Herzinfarkt sie ebenso oder gar mehr betrifft als Männer, wenn auch im Schnitt sieben Jahre später. Denn rund 55 Prozent der Frauen und nur 43 Prozent der Männer in Europa sterben an kardiovaskulären Ursachen, also an Infarkt, Herzschwäche, plötzlichem Herztod oder Schlaganfall. Und während bei Männern die Zahl der Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen abnimmt, steigt sie bei Frauen zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr sogar an. Frauen zeigen bei einem Herzinfarkt oft unspezifische Symptome wie Schmerzen im Oberbauch oder Übelkeit. Diese sollten vor allem nach der Menopause immer ernst genommen werden. bei den Frauen nur etwas über 20 Prozent. Zudem sind rund 60 Prozent der Männer übergewichtig, der Anteil übergewichtiger Frauen liegt dagegen bei 43 Prozent. Frauen trinken zudem weniger Alkohol, essen gesünder und achten mehr auf die Signale ihres Körpers. Auch in Sachen Vorsorgeuntersuchungen sind Frauen disziplinierter: Immerhin geht etwa die Hälfte von ihnen regelmäßig zur Krebsvorsorge. Von den Männern tun dies gerade einmal 18 Prozent. In Sachen Herzgesundheit ist es aber vor allem das Hormon Östrogen, welches den Unterschied ausmacht. Was bewirkt das Östrogen denn, und was ändert sich nach den Wechseljahren? Dietrich Baumgart: Das Hormon Östrogen wirkt wie ein natürlicher Schutz gegen Herzinfarkt. Es senkt das schlechte Cholesterin im Blut und erhöht das gute. Doch mit den Wechseljahren stellt der Körper nach und nach die Produktion der Östrogene ein, die Frauen verlieren ihren Schutz. Frauen, die früher unter zu niedrigem Blutdruck litten, haben plötzlich einen erhöhten und damit auch erhöhte Krankheitsrisiken. 11 // Herz-Kreislauf-Erkrankungen © Preventicum. Ausgabe 3 – August 2016 unspezifische Symptome auftreten, etwa Schmerzen im Oberbauch oder Übelkeit. Manche müssen plötzlich erbrechen oder sind extrem kurzatmig. Tückisch ist auch, dass die Schmerzen im Brustraum offensichtlich weniger heftig erscheinen als bei Männern. Frauen beschreiben sie eher als Druck- oder Engegefühl. Derartige Anzeichen sollten aber immer sehr ernst genommen werden. „Neben gesunder Ernährung ist regelmäßige Bewegung eine gute Vorsorge. Wer regelmäßig Sport treibt, kann seine Blutwerte gezielt positiv beeinflussen.“ Prof. Dr. med. Dietrich Baumgart, Preventicum Zentrum für Individualisierte Medizin Lassen sich Risiken durch eine Hormontherapie senken? Dietrich Baumgart: Davon wird bislang deutlich abgeraten. In umfangreichen Studien konnte bislang keine eindeutige Schutzwirkung nachgewiesen werden. Zudem wird vermutet, dass Hormontherapien das Brustkrebsrisiko erhöhen. Daher sollte nur bei starken Wechseljahrsbeschwerden und nach individueller Nutzen-Risiko-Analyse eine Hormontherapie in Betracht kommen. Welche Anzeichen könnten bei Frauen auf einen Herzinfarkt deuten? Dietrich Baumgart: Anders als bei Männern können bei Frauen neben den klassischen Symptomen wie Brustschmerz und Ausstrahlungen in Rücken oder Arme auch Welche Probleme ergeben sich durch unklare Symptome? Dietrich Baumgart: Das größte Problem ist, dass die Frauen und ihre Angehörigen viel zu spät an einen Herzinfarkt denken und dementsprechend zu langsam und zögerlich handeln. Sehr bedenklich ist außerdem, dass gerade bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen Frauen auch weniger Diagnostik und Therapie erhalten als Männer. Bei gleichen Symptomen haben Frauen eine 20 Prozent geringere Chance auf ein Belastungs-EKG als ihre männlichen Kollegen, die Wahrscheinlichkeit auf einen Herzkatheter ist sogar um 40 Prozent geringer. Daher halte ich es für sehr wichtig, Frauen für die Thematik zu sensibilisieren. Im Zweifel sollten sie selber verstärkt auf eine umfassende Herzdiagnostik drängen. Werden Frauen in der Medizin schlechter behandelt? Dietrich Baumgart: Generell lässt sich das nicht sagen. Im gynäkologischen Bereich ist die Präventionsmedizin in Deutschland mittlerweile für Frauen sehr weit ausgebaut. Aber teilweise gibt es in der Behandlung von Mann und Frau Nachteile. Beispielsweise sind Größe, Gewicht und Hormonspiegel bekannte biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Auch Stoffwechselvorgänge und einige Organe arbeiten bei der Frau anders als beim Mann. Tatsache ist aber, dass 75 Prozent aller medizinischen Studien nur am Mann durchgeführt werden. Geschlechtsspezifische Dosierungsanleitungen finden sich auf kaum einem Beipackzettel. Dabei wirken einige Arzneiwirkstoffe bei Frauen durchaus ganz anders als bei Männern. In den vergangenen Jahren hat sich das weibliche Rollenverhalten verändert. Wirkt das auf die Gesundheit? Dietrich Baumgart: Gerade Frauen sind durch die Doppelbelastung von Beruf und Familie zunehmend einem starken Druck ausgesetzt. Immer mehr Frauen klagen daher über Stress. Er belastet den Körper und ist schon lange kein reines Männerproblem mehr. Es gibt zudem Studien, die belegen, dass Frauen schlechter entspannen können, weil sie die Hauptverantwortung für Familie und Haushalt tragen. Männer hingegen erleben Stress eher selektiv auf die Arbeit bezogen. Aktive Entspannung etwa durch Yoga oder autogenes Training ist gerade für Frauen sinnvoll. Wie können Frauen ihr Herzinfarktrisiko noch senken? Dietrich Baumgart: Auf jeden Fall aufhören zu rauchen. Frauen, die rauchen und hormonell verhüten, haben ein erhöhtes Risiko, ihnen rate ich zudem zu einer frühzeitigen Vorsorge von Herz- und Gefäßerkrankungen so ab etwa 40 Jahren. Für alle anderen spätestens mit Eintritt der Menopause. Neben gesunder Ernährung ist vor allem regelmäßige Bewegung eine gute Vorsorge. Wer regelmäßig Sport treibt, kann seine Blutwerte gezielt positiv beeinflussen. Zudem ergeben sich günstige Auswirkungen auf die Glukosetoleranz und den Fettstoffwechsel. Das Interview führte Dr. Guido Birkner. 12 // Herz-Kreislauf-Erkrankungen Ausgabe 3 – August 2016 Schlag auf Schlag: eine Herzensangelegenheit Mitarbeiter und Arbeitgeber sollten auf die Herzgesundheit im Betrieb achten Von Michael Drees Viel Bewegung, mediterrane Kost, öfter einmal einen Gang herunterschalten – so weit, so herzgesund? Jein. Um das Herz gesundzuhalten, sollte mehr berücksichtigt werden, gerade in Betrieben. Herzgesundheit geht jeden an. Wir alle wünschen uns, dass unser Herz kräftig für uns schlägt und uns damit leistungsfähig macht für die Anforderungen aus Berufs- und Privatleben – und das bis ins hohe Alter. Nicht gerade wenig, was wir da von unserem wichtigsten Muskel erwarten, der dafür sorgt, dass sich sämtliche Nährstoffe, Hormone sowie Wasser und Sauerstoff über den Blutkreislauf in unserem Körper bewegen. Unser Herz bildet das wichtigste Organ im Blutkreislauf und vollbringt rund um die Uhr Höchstleistungen. Innerhalb einer Minute pumpt es unser Blut einmal durch den gesamten Körper und bewegt somit etwa 7.000 Liter pro Tag. Das Herz braucht mehr Achtsamkeit. © janulla/Thinkstock/Getty Images Die Pumpe des menschlichen Körpers Im Ruhezustand sowie im Schlaf werden Pumpleistung und Herzfrequenz herabgesetzt. Bei sportlicher Betätigung steigert unser Herz seine Leistung, um Organe und Muskeln schneller mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Ähnlich verhält es sich, wenn wir unter Anspan- nung stehen. Haben wir Stress oder empfinden wir Angst oder Wut, dann schütten unsere Nebennieren die Hormone Adrenalin und Noradrenalin aus und regen damit eine erhebliche Leistungssteigerung unseres Herzens an. Der Unterschied: Während Bewegung gut für unser Herz ist, kann sich Langzeitstress wie Gift auswirken. Auch wenn unser Herz ein ausgesprochen robuster Muskel ist, so kann er doch durchaus Schaden nehmen. Dauerhafter psychischer Stress zum Beispiel macht unser Herz krank. Stress sorgt dafür, dass der Herzmuskel die Blutversorgung steigert und uns damit flucht- bzw. kampfbereit macht. Das ist eine ganz natürliche Reaktion unseres Organismus und nicht per se krankmachend. Ernst wird es, wenn jemand ständig unter negativem Strom steht. Mittel- und langfristig bringen die verschiedenen Prozesse und Hormone den Stoffwechsel durcheinander. Ist es erst einmal so weit gekommen, resultieren hieraus häufig Herzrhythmusstörungen. Das Herz kommt bei pausenloser Hetze und Anspannung einfach nicht mehr hinterher. Was braucht das Herz in der Arbeitswelt? Die Anforderungen an die psychische Belastbarkeit und geistige Leistungsfähigkeit in der Arbeitswelt sind in 13 // Herz-Kreislauf-Erkrankungen Ausgabe 3 – August 2016 Typische psychomentale Stressoren in der modernen Arbeitswelt •ständige Erreichbarkeit, auch nach Feierabend oder im Urlaub •Termindruck •Leistungsdruck • Erwartungen des Vorgesetzten • Erwartungen der Kollegen/des Teams • geringe eigene Handlungs-/Entscheidungsspielräume •globales Handeln in unterschiedlichen Zeitzonen und Kulturkreisen • öffentliche Meinung, Presse • soziales Prestige •auch private Stressoren durch Partner, Familie, Freunde, Hobby, Finanzen oder Süchte Herzrhythmusstörungen wartet nicht, bis der Betroffene Zeit hat, sich bei einem vollen Terminkalender seiner Herzgesundheit zu widmen. Vielmehr sendet es deutliche Signale. Werden diese überhört, kann es zu schwerwiegenden Herzkrankheiten kommen. Die größten Risikofaktoren von Herzerkrankungen sind mangelnde körperliche Bewegung, Übergewicht, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Zigarettenkonsum und Langzeitstress. Unternehmen sind hier besonders gefragt. Ihnen bieten sich verschiedene Ansatzpunkte, um ihre Belegschaft zu sensibilisieren und langfristig herzgesund und leistungsfähig zu halten, auch bis ins Alter. Das wird unter demographischen Gesichtspunkten und angesichts häufig fehlender Nachwuchskräfte in den Betrieben immer wichtiger. Die ias-Gruppe hat vor diesem Hintergrund präventive Vortrags- und Workshopprogramme sowie Herzgesundheitstage entwickelt. •„Herzstolpern“ durch Extraschläge = Extrasystolen. Harmlos. •„Herzrasen“ = krankhaft beschleunigter Herzrhythmus durch Störungen auf Vorhofebene oder Kammerebene. Kann lebensbedrohlich sein. •Vorhofflimmern = unkoordinierte Kontraktionen der Vorhöfe mit dem Risiko, dass sich ein Blutgerinnsel bildet und von den Vorhöfen in die Gehirngefäße geschwemmt wird und dort einen Schlaganfall („cerebraler Insult“) auslöst. •Kammerflimmern = unkoordinierte Kontraktion der Herzkammern, so dass keinerlei Blut mehr in den Körperkreislauf ausgeworfen wird. Dies führt zum Blutstillstand im Gehirn. Nach 10 Sekunden Bewusstlosigkeit. Nach 3 Minuten erste irreversible Gehirnschäden. sich in Einklang zu bringen, während die Grenzen beider Bereiche immer mehr verschwimmen. Durch eine Lebensstiloptimierung hat es jeder selbst in der Hand, sein persönliches Risikoprofil über Ernährungs-, Bewegungsoptimierungen, den gesunden Umgang mit Stress und andere Maßnahmen zu verbessern. Doch oft bleibt die Frage, wie man dies vernünftig angeht. Welche Maßnahmen passen individuell? Wie lassen sie sich in das eigene Leben integrieren? Berufs- und Privatleben verschwimmen: Auch im rein unternehmerischen Interesse sollte jede Organisation die Herzgesundheit ihrer Mitarbeiter zur Herzenssache machen. Dem Herzen zuliebe das Leben umkrempeln Wer ohnehin schon bewusst auf sich und sein Herz achtet, braucht vielleicht nur hier und da etwas nachzubessern. Bei vielen Beschäftigten geht es aber um nicht weniger als die Änderung ihres bisherigen Lebensstils. Präventionsprogramme beleuchten die vier Schwerpunktbereiche Arbeits- und Zeitgestaltung, Selbstfürsorge, Stressmanagementtechniken und Konfliktbearbeitungsstrategien. Diese liefern mögliche Veränderungsfaktoren für Berufsund Privatleben. Eine getrennte Betrachtung von Arbeit und Freizeit bringt wenig, denn der Mensch wird von beiden stark beeinflusst. Zudem ist er bestrebt, beides für © Fernando Baptista Photographie den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen. Wurde Arbeit früher hauptsächlich unter körperlichem Einsatz verrichtet, steht in unserer heutigen Arbeitswelt der psychomentale Faktor im Vordergrund. Die psychomentalen Stressfaktoren, die sich heute negativ auf die Gesundheit unseres Herzens auswirken können, sind vielfältig (siehe Infokasten unten). Auch moderne Medien spielen eine Rolle, denn ein unselektierter Umgang mit E-Mail, Smartphone und Co. erhöht den persönlichen Stresslevel deutlich. Betriebsärzte stehen den Mitarbeitern in den betreuten Unternehmen zu individuellen Beratungen und zum Check von Risikofaktoren, zur Blutdruckmessung und Pulsmessung zur Verfügung. Wir als Ärzte erleben dabei häufig Phänomene beginnender Herz-Rhythmus-Störungen bei den Beschäftigten (siehe Infokasten rechts). Diese Warnsignale sollten sehr ernst genommen werden, und das nicht nur von den betroffenen Mitarbeitern, sondern auch von den Unternehmen, die gefordert sind, präventive Programme zur Herzgesundheit anzubieten. Das Herz Dr. med. Michael Drees, Arzt für Arbeitsmedizin ias Aktiengesellschaft, [email protected] www.ias-gruppe.de 14 // Gesunde Arbeitsorganisation Ausgabe 3 – August 2016 Psychologisches Empowerment in der Organisation verankern Wie sich durch gesunde Führung Zustand und Leistung von Mitarbeitern verbessern lässt © monkeybusinessimages/Thinkstock/Getty Images Von Guido Birkner Führung bedeutet Teamarbeit. Im Zusammenhang mit Arbeitsorganisation und betrieblicher Gesundheit genießt das psychologische Empowerment immer mehr Aufmerksamkeit. Es lässt sich an vier Merkmalen festmachen: an Bedeutsamkeits-, Kompetenz-, Selbstbestimmungs- und Einflusserleben. Die vier Merkmale beeinflussen viele Eckwerte für den Arbeitnehmer wie auch für die gesamte Organisation. Dazu zählen etwa der Grad der Arbeitszufriedenheit, die Arbeitsleistung des Einzelnen oder auch seine psychische Gesundheit. Prof. Dr. Carsten C. Schermuly von der SRH-Hochschule Berlin sieht einen direkten Zusammenhang zwischen dem Erleben von Empowerment und der Depressionsneigung eines Mitarbeiters. „Neben der Depressionsneigung ist die Frage des psychologischen Empowerments auch eng mit emotionaler Erschöpfung, also dem Burn-out-Syndrom, und mit Stress verbunden“, so der Psychologe. Bei älteren Mitarbeitern ab 55 Jahren schlägt sich ein unzureichendes psychologisches Empowerment in dem Wunsch nieder, früher in den Ruhestand zu gehen. „Diejenigen, die weniger psychologisches Empowerment an ihrem Arbeitsplatz erleben und stattdessen eine höhere psychische Belastung erfahren, wollen oft früher aus dem Job raus“, beschreibt der Autor des Buchs „New Work – Gute Arbeit gestalten“. Dabei helfen schon bestimmte Freiheiten, die Arbeitssituation entscheidend zu verbessern. Wenn Beschäftigte selbst bestimmen können, wann sie eine Pause einlegen, können sie Belastungen im Job besser abpuffern als jemand, der den ganzen Tag nicht aus der Tretmühle herauskommt. Das Gleiche gilt für den Umgang mit 15 // Gesunde Arbeitsorganisation Ausgabe 3 – August 2016 „Moderne Führung arbeitet mit Mitarbeitern in einem Team zusammen. Es geht darum, ihnen anspruchsvolle Aufgaben zuzuweisen.“ Prof. Dr. Carsten C. Schermuly, SRH Hochschule Berlin technischen Innovationen am Arbeitsplatz. Hier helfen Freiheiten sowie eine gute Vorbereitung durch die Personalabteilung. Das unterstützt besonders das Erleben von Kompetenz. Die große Mehrheit der Unternehmen in Deutschland fühlt sich nach wie vor dem klassischen Hierarchiemodell und dem 9-to-5-Arbeitstag verpflichtet. Andere Unternehmen schlagen hier inzwischen neue Wege ein, was sich positiv auf die Arbeitgebermarke und die Gesundheit der Mitarbeiter auswirkt. Hier sind noch sehr viel Potenzial und viele technologische Hilfsmittel für Unternehmen ungenutzt, mit deren Hilfe sich Arbeit besser organisieren lässt. Gerade das Thema Arbeitszeitautonomie eröffnet Mitarbeitern weitere Freiräume, die die Unternehmen nutzen könnten. Unternehmen als Mehrgenerationenhaus Neue Rolle von Führung „Jeder Mitarbeiter ist verschieden, deshalb hat jeder hinsichtlich der Arbeitsorganisation auch andere Bedürfnisse“, hebt Carsten Schermuly hervor. „Das liegt schon allein daran, dass wir heute sehr verschiedene Generationen in einer Belegschaft haben, die zusammenarbeiten.“ Der Psychologe führt hier die Beschreibung eines Unternehmens als Mehrgenerationenhaus an. „Doch für mich ist unabhängig davon vor allem das psychologische Empowerment ausschlaggebend, wie gut und motiviert und damit auch wie gesund jemand arbeitet“, so Schermuly. Hinter Hierarchie, Organisation und Unternehmenskultur steckt oft das Bedürfnis nach Kontrolle der Mitarbeiter. Hier begegnen viele Arbeitgeber ihren Beschäftigten mit Misstrauen. Doch zu viel Kontrolle nimmt den Menschen die Luft zum Atmen und macht sie krank. Die jüngeren Generationen erheben da andere Ansprüche. Umgekehrt spüren Führungskräfte in Unternehmen, dass sie mehr freie Zeit für wichtige Dinge im Job haben, wenn sie ihre Mitarbeiter nicht mehr ständig kontrollieren müssen. Oft wissen Unternehmen nicht, wie sie die Arbeitsorganisation richtig verbessern sollen. Manche verändern einfach die Strukturen und hoffen, dass jetzt alles gut wird. „Doch eine andere Struktur alleine hilft nicht“, betont Schermuly. „Diese Maßnahmen müssen auch durch psychologisches Empowerment reflektiert werden.“ Mitarbeiter erhalten durch gute Führungskräfte Orientierung, und gute Führungskräfte schlichten auch Konflikte und motivieren Mitarbeiter. Also hilft es nicht, eine Hierarchieebene im Unternehmen einfach zu entfernen, ohne die positiven Funktionen von Führungskräften zu ersetzen. Notwendig ist vielerorts ein anderes Rollenverständnis von Führungskräften. Führungskräfte fungieren in Zukunft stärker als Administratoren eines Netzwerks von Mitarbeitern, die untereinander Wissen austauschen und die zu Projekten neu zusammenkommen. Zugleich müssen Führungskräfte ihre Mitarbeiter auch individuell berücksichtigen. Führung bedeutet zudem, Mitarbeiter an Entscheidungen teilhaben zu lassen und sie in anderen Situationen ermächtigen. „Es geht darum, bürokratische Hürden abzubauen und den Mitarbeitern anspruchsvolle Aufgaben zuzuweisen“, fordert Carsten Schermuly. Gemeinsam mit den Mitarbeitern sollten Führungskräfte Kompetenzen entwickeln und fördern. Im Umgang miteinander sollte an die Stelle eines Verhältnisses, das von Kontrolle und Misstrauen geprägt ist, eine vertrauensbasierte Zusammenarbeit treten. Respekt und Dienstleistungsmentalität statt hierarchiebedingter Unterschiede und Privilegien. „Moderne Führung arbeitet mit Mitarbeitern in einem Team zusammen“, beschreibt Schermuly. Gegebenenfalls wird die Führung auch mal geteilt. Führen in dynamischen Netzwerken funktioniert anders als in Hierarchien. Dr. Guido Birkner, verantwortlicher Redakteur Human Resources, FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH – Der F.A.Z.-Fachverlag [email protected] www.gesundheitsmanager-magazin.de 16 // Gesunde Arbeitsorganisation Ausgabe 3 – August 2016 Mitarbeiter sind mehr als eine Personalnummer Warum ein wertschätzender Umgang so wichtig ist Als Stressmanagement-Trainerin arbeite ich in Kliniken mit Patienten und in Unternehmen. Denn Stress hat jeder – sowohl gesunde als auch erkrankte Menschen. In meinen Seminaren sitzen Männer und Frauen aus völlig verschiedenen Branchen, Jüngere und Ältere, Menschen mit und ohne Krankheiten, Führungskräfte, Betriebsräte, Facharbeiter. Es ist egal, mit wem ich es zu tun habe – bei dem Thema Stress wird in allen Seminargruppen immer auch die Arbeit genannt. Stress und Arbeit gehören irgendwie zusammen, so wie der Angler und der Fisch, der Tisch und der Stuhl, das Klavier und die Noten. Ein falscher Umgang mit Stress führt Beschäftigte in eine Sackgasse. Ursachen des Stresses Doch was genau stresst die Menschen am Arbeitsplatz, und warum wird dagegen nicht ausreichend etwas unternommen? Die Antworten sind unterschiedlich, aber doch irgendwie immer gleich. „Zu viele Aufgaben in zu kurzer Zeit.“ „Mein Chef hat keine Führungsqualitäten.“ „Die Kollegen machen mich fertig.“ „Druck von oben.“ „Ich bin nur eine Nummer.“ „Wenn ich zu lange krank bin, werde ich ausgetauscht.“ „Alle sind gestresst und motzen nur rum.“ Klingt nicht gerade verlockend, in so einem Unternehmen zu arbeiten, oder? Doch was können diese Betriebe gegen eine miese Stimmung tun? Was können Abteilungsleiter machen, damit die Mitarbeiter gern zur Arbeit gehen, sich wohlfühlen und motiviert sind? Was wünschen sich die Menschen eigentlich genau am Arbeitsplatz? Die Antworten meiner Seminarteilnehmer sind ganz eindeutig: „Wir wollen als Mensch wahrgenommen werden.“ „Ich möchte nicht mehr Nummer P308 sein, sondern Herr Müller.“ „Ein einfaches „Herzlichen Glück- © kieferpix/iStock/Thinkstock/Getty Images Von Tina Kühn 17 // Gesunde Arbeitsorganisation Ausgabe 3 – August 2016 wunsch“ vom Chef zum Geburtstag hätte mich sehr, sehr gefreut.“ „Wenn ich aus dem Urlaub zurück bin und gefragt werde, wie es mir geht.“ „Als ich länger krank war und sich niemand während der Zeit gemeldet hat – weder telefonisch noch per Post, dachte ich, dass ich gar nicht existiere in den Köpfen der anderen.“ „Ich würde mir wünschen, dass mein Chef mir auch mal sagt, wenn ich Sachen gut gemacht habe und ich nicht immer nur in sein Büro kommen soll, wenn etwas schlecht läuft.“ „Als mich der Geschäftsführer zu meinem zehnten Dienstjubiläum als Tischler würdigte, obwohl ich Dachdecker bin, war ich sprachlos.“ Nachvollziehbar, oder? Die Frage, die ich mir stelle, ist: Warum interessieren sich die Menschen eigentlich so wenig füreinander? Warum zählt nur die Leistung eines Mitarbeiters? Warum tun einige Führungskräfte so, als wenn die Persönlichkeit eines Mitarbeiters morgens an der Garderobe mit abgegeben würde? Der Mensch ist doch mehr als ein Tätigkeitenerfüller. Wahrscheinlich jeder Mensch hat eine Persönlichkeit, ein Gewissen, eine Vergangenheit, Ziele, Träume, ein Privatleben, Sorgen, Ängste, Wertvorstellungen. Doch diese werden häufig gänzlich aus den Augen verloren. Mit Angst an den Arbeitsplatz gehen? Nicht wenige Mitarbeiter fühlen sich wie Roboter, die krankgeschrieben werden, wenn sie kaputt, beziehungsweise nicht mehr leistungsfähig genug sind. Dass hinter diesem „Roboter“ Frau Schneider steckt, die vielleicht gerade Probleme mit ihrer dementen Mutter hat, die sie versorgen muss, und dazu zwei pubertierende Kinder, dazu alleinerziehend ist und darum verständlicherweise hin und wieder überfordert ist mit dem Schichtdienst, danach fragt sie keiner. „Wer nicht funktioniert, fliegt“, erzählt sie. Und vor dem „Fliegen“ hat sie die größte Angst. Angst vor dem sozialen Abstieg, Angst davor, den Kindern keine gute Zukunft bieten zu können, Angst, der eigenen Mutter nicht gerecht zu werden, Angst, selbst zu erkranken. Und mit genau dieser Angst geht Frau Schneider jeden Tag zur Arbeit. Auch keine nachahmenswerte Vorstellung, oder? Wie gut hätte es ihr getan, wenn ihr Vorgesetzter sie mal gefragt hätte, wie es ihr geht. Dass er sich Sorgen mache um sie. Ob sie übergangsweise weniger Stunden arbeiten möchte. Aus Angst ist sie nicht zum Chef gegangen und hat um ein Gespräch gebeten. Das Ende: Burn-out – Depressionen – Klinik – mehrjährige Therapie, viel Leid und Tränen. Was also können Unternehmen tun, damit sich die Mitarbeiter wohlfühlen und gesund bleiben? Die Geschichten der Menschen weiter oben im Text verraten es ja schon. Ich kann nur jedem Abteilungsleiter empfehlen, die Namen und Geburtstage „seiner“ Mitarbeiter zu kennen. In Abteilungen mit bis zu 30 Mitarbeitern sollte das kein Problem sein. Regelmäßige Treffen wie Betriebsausflüge, Unternehmungen in den Abteilungen oder Teamtage festigen die Zusammenarbeit und erhöhen das Gefühl der Unternehmenszugehörigkeit. Abteilungsübergreifende Treffen erhöhen das Verständnis füreinander. Es gibt Betriebe, die beispielsweise regelmäßig einmal im Monat alle Menschen, die in dem Monat Geburtstag haben, zu Kaffee und Kuchen ins Büro des Chefs einladen – so kommen die Empfangsdame, die Reinigungskraft, der Verwaltungsdirektor, die Küchenchefin und der Fahrer mal alle gemeinsam an einen Tisch, können sich gegenseitig kennenlernen und verstehen die Arbeitsweisen der anderen, die vorher häufig unklar waren. Jeder wünscht sich Wertschätzung Ist ein Mitarbeiter lange im Unternehmen, kann der Vorstand zum Beispiel zum Jubiläum einen Brief mit der Hand schreiben mit einem Dankeschön für das Engagement im Unternehmen. Glauben Sie mir, diesen Brief wird der Jubilar nicht so schnell vergessen – und er drückt die Wertschätzung aus, die doch alle so gern hätten. Regelmäßige Pausen sind ebenfalls sinnvoll. Häufig werden aus Angst, seine Arbeit nicht zu schaffen, diese eingespart. Hier tut eine Führungskraft Gutes, wenn sie selbst regelmäßig Pausen macht und während dieser nicht dienstlich telefoniert oder E-Mails schreibt. Denn eines sollten wir nicht vergessen: Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion und eine Verantwortung für die Mitarbeiter. Und es ist – neben all den gesundheitlichen und persönlichen Aspekten – auch betriebswirtschaftlich günstiger, in die Gesunderhaltung von Mitarbeitern zu investieren, als sie zu verheizen. Ein Beschäftigter brachte es mal auf den Punkt: „Die Maschinen bei uns laufen auf 80 Prozent, damit sie möglichst lange halten und damit sie geschont werden - und wir Menschen arbeiten auf 120 Prozent und sollen trotzdem lange gesund bleiben.“ Diese Rechnung geht nicht auf. 18 // Gesunde Arbeitsorganisation Ausgabe 3 – August 2016 ANZEIGE Selbstverwirklichung statt Pflichterfüllung Druck und Kontrolle waren gestern. Wer heute erfolgreich sein möchte, braucht kreative, mitdenkende, selbstverantwortliche Mitarbeiter mit Entscheidungsfähigkeit. Menschen möchten sich selbst verwirklichen und keine reinen Pflichterfüller mehr sein. Sie möchten sich wohlfühlen und sich mit dem Unternehmen und seinen Zielen identifizieren. Es würde einfach guttun, wenn alle Vorgesetzten ein wirkliches Interesse an den Mitarbeitern hätten. Wenn die Beschäftigten mal nach dem Privatleben gefragt würden, zum Beispiel: „Geht es Ihrer Frau wieder besser?“ oder „Haben Sie sich gut eingelebt im neuen Heim?“ Das sind Fragen, die nichts kosten, die den Mitarbeitern aber Interesse an ihrer Person zeigen. Natürlich gibt es auch erfreuliche Beispiele mit verständnisvollen Vorgesetzten, einem tollen Betriebsklima, motivierten, gesunden Mitarbeitern. Ich danke diesen Menschen, die so etwas Wertvolles schon geschaffen haben. Und ich hoffe, dass ich in Zukunft sehr viele dieser Geschichten erzählen kann. Tina Kühn, Trainerin für positive Unternehmenskultur, Stressmanagement-Trainerin [email protected] www.tina-kuehn.de LEISTUNGSFÄHIGE MITARBEITER UND ORGANISATIONEN IN DER DIGITALISIERTEN ARBEITSWELT 20. Oktober 2016, Pagode der F.A.Z., Frankfurt am Main geschlossene Veranstaltung für Fachleute aus dem Personal- und betrieblichen Gesundheitsmanagement Veranstalter Medienpartner Sie möchten teilnehmen? Kontakt: Roxana Itner / Tel.: (069) 75 91-30 91 / E-Mail: [email protected] www.frankfurt-bm.com/roundtable-hr 19 // Gesunde Arbeitsorganisation Ausgabe 3 – August 2016 Unternehmen gesund durch Krisen führen Wie Employee Assistance Programs in Krisensituationen Betrieben und ihren Belegschaften helfen Von Juliane Barth und Gerd Reimann terstützen und die psychische Gesundheit, Belastbarkeit und Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen. In extremen Gefahrensituationen kann Panik ausbrechen. © George Doyle/Thinkstock/Getty Images Erfahrungen aus München In den vergangenen Wochen und Monaten gab es Anschläge mit Toten und Verletzten, die Europa in Schrecken versetzten. Von solchen Ereignissen sind wesentlich mehr Personen als nur die direkten Augen- und Ohrenzeugen betroffen. Dies bekommt man auch in vielen Unternehmen zu spüren. Viele Unternehmen fragen sich, wie sie adäquat damit umgehen können, wenn sich Auswirkungen solcher Ereignisse bei ihren Mitarbeitern zeigen. Wie kann man in einer solchen Situation als Unternehmen und als Führungskraft zur Gesundheit und Stabilität von Mitarbeitern und Teams beitragen? Wer ein Employee Assistance Program (EAP) oder eine betriebliche Sozialberatung im Unternehmen implementiert hat, findet dort eine erste Anlaufstelle für Tipps und Unterstützung bei konkreten Problemlagen. Auch besteht die Möglichkeit, auf die Dienste von Notfallpsychologen zurückzugreifen, um Arbeitnehmer bei der Bewältigung des Ereignisses zu un- Nach den Ereignissen am 22. Juli 2016 in München nutzten verschiedene Unternehmen eine solche Dienstleistung. Wir fassen in diesem Artikel einige Erfahrungen zusammen, die wir mit Kunden aus dem Einzelhandel, aus Behörden und aus IT-Unternehmen gemacht haben. Die Belastung der Mitarbeitenden war unterschiedlich: • Menschen, die im Einkaufszentrum OEZ arbeiteten, waren mit der Situation konfrontiert, dass Besucher die Läden stürmten und dort Sicherheit suchten. Das führte zu Gefühlen der Hilflosigkeit, Panik und Bedrängnis. •Einige Menschen waren sehr erschüttert und nicht arbeitsfähig, weil sie Personen nahestanden, deren Kinder ums Leben gekommen sind. •Erinnerungen an frühere Ereignisse kamen hoch. Ein Mitarbeiter eines globalen Unternehmens war am 11. September in New York gewesen, ein anderer in Paris. Die Bilder und Emotionen von damals kamen wieder hoch. 20 // Gesunde Arbeitsorganisation Ausgabe 3 – August 2016 •Mitarbeiter, die aus Kriegsgebieten nach Deutschland gekommen sind, erinnerten sich aufgrund der Schüsse oder der Helikopter an gefährliche Situationen, bei denen sie nur knapp mit dem Leben davongekommen sind. • Einige Mitarbeiter fanden es schwierig, am Montag nach dem Ereignis wieder ihrer Arbeit nachzugehen. •Manche hatten Angst, ein Einkaufszentrum zu besuchen oder öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. •Für manche Mitarbeiter, die die deutsche Sprache nicht gut beherrschen, weil sie noch nicht lange in Deutschland sind, war die Erfahrung erschreckend, der Kommunikation über das Geschehen nur schwer folgen zu können. •Führungskräfte, die akut eine Situation vor Ort gemanagt haben, hatten keinen Raum, ihre eigenen Emotionen zu verarbeiten, und sahen sich im Nachhinein damit konfrontiert. Andere Führungskräfte fragten sich, ob sie das Richtige getan hatten und wie jetzt am besten mit Mitarbeitern umzugehen sei, die sich in Reaktion auf die Ereignisse krankgemeldet hatten. Es wurde Unterstützung für Teams und für Einzelpersonen angeboten. Notfallpsychologen waren vor Ort im Betrieb und erläuterten, welche Reaktionen angesichts einer solchen Erfahrung normal seien und wie man am besten für sich und andere sorgen könne. In Einzelgesprächen konnten persönliche Erfahrungen thematisiert werden, und es wurde persönliche Beratung angeboten für Mitarbeiter, die von diesem Ereignis oder durch die Erinnerung an ein altes, unverarbeitetes Trauma besonders aus der Bahn geworfen waren. Wichtig ist, Typische Reaktionen während und nach traumatischen Ereignissen sind: emotional: Schock, Trauer Weinen, Schuldgefühle, Aggressionen. körperlich: Schwitzen, Nervosität, Unruhe, Herzrasen, Übelkeit, Ein- und Durchschlafstörungen. gedanklich: Konzentrationsprobleme, quälendes Wiedererleben. verhaltensbezogen: Rückzug, übertriebene Empfindlichkeit, Vermeidungsverhalten, Ausbildung von Süchten (Alkohol, Tabletten). Diese Reaktionen sind eine normale Reaktion auf ein unnormales Erlebnis. Wer das an sich beobachtet, ist keineswegs krank oder gestört. Wenn es allerdings länger als vier bis sechs Wochen dauert, sollte man sich Hilfe holen. Im Durchschnitt brauchen 25 bis 35 Prozent der Betroffenen Unterstützung, um zur Normalität zurückzufinden. Nach jeder traumatischer Extremsituation gilt: Es sollte die Gemeinschaft mit anderen Menschen bewusst gesucht werden. Das können Kollegen, Helfer, Angehörige oder Freunde sein. Man sollte jemanden haben, mit dem man reden und zusammen sein kann, sich möglichst nicht sozial isolieren. Deshalb sind auch ärztliche Krankschreibungen nicht in jedem Fall hilfreich für Betroffene. •eine Verarbeitungshilfe anzubieten, •dort, wo es möglich ist, schnell zur Normalität zurückzufinden. Die Reaktionen auf solch ein Erlebnis sind vielfältig (vergleiche Kasten „Typische Reaktionen“ oben). Sie sind nicht nur abhängig davon, wie nah eine Person dem Geschehen war. Ein Anschlag wie der in München ist auch ein Anschlag auf unser Sicherheitsgefühl. Presse, Rundfunk und Fernsehen, aber vor allem auch die Sozialen Online-Netzwerke (SON) tragen zu einer extrem schnellen und flächendeckenden Verbreitung von Informationen bei. Dazu gehören aktuelle Bilder und Filmsequenzen. Zusätzlich werden in Sondersendungen zurückliegende dramatische Ereignisse aufgewärmt. Sich diesen vielfältigen Bildern und Informationen auszusetzen kann zusätzlich belasten und eine Verarbeitung erschweren. Das betrifft vor allem jüngere Mitarbeiter und Familienangehörige, insbesondere dann, wenn sie vor allem in Kontakt mit den digitalen Medien stehen und wenig direkte soziale Einbindung erfahren. Unternehmen und Führungskräfte können zur Bewältigung eines dramatischen Ereignisses beitragen, indem sie •zunächst den Fokus auf die physische Sicherheit der Mitarbeiter richten, •Ruhe und Struktur in die Situation bringen, • für ausreichende und gelenkte Kommunikation sorgen, •idealerweise dabei auch an die abwesenden und an die ausländischen Mitarbeiter denken, •wenn möglich, Mitarbeiter davon abhalten, sich mehr als nötig traumatischen Bildern, Filmen oder Erzählungen auszusetzen, • direkt und indirekt Betroffene voneinander trennen, um eine unnötige Traumatisierung bei denen, die nur entfernt betroffen waren, zu vermeiden, 21 // Gesunde Arbeitsorganisation Ausgabe 3 – August 2016 ANZEIGE Was können Unternehmen tun? Notfallplan erstellen In jedem Unternehmen sollte es einen Notfallplan geben. Dieser regelt, welche Ansprechpartner bei einem Notfall zur Verfügung stehen, welche Kommunikationswege einzuhalten sind und wie die interne und externe Kommunikation abzulaufen hat. Darüber hinaus wird darüber informiert, welche externen Stellen (Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, EAP, Berufsgenossenschaften, Notfallpsychologen) einzubinden sind. Kollegiale Unterstützer identifizieren und ausbilden Es hat sich bewährt, in der Akutphase kollegiale Unterstützer (Peers) zu haben. Die Peers unterstützen betroffene Personen in den ersten 24 bis 48 Stunden nach dem Ereignis. Auf diese Aufgabe sollten die Peers vorbereitet werden, was zum Beispiel in einer zweitägigen Schulung möglich ist. Vorteil ist, dass diese Peers im beruflichen Kontext eingebunden sind, die gleiche Sprache sprechen und schnelle psychologische Erste Hilfe im gewohnten Arbeitsumfeld leisten können. Externe Unterstützungsmöglichkeiten einschalten Notfallpsychologen können zur weiteren Stabilisierung Einzelberatung anbieten. Ein EAP oder die innerbetriebliche Sozialberatung können frühzeitig in einen Notfallplan eingebunden werden und somit in der akuten Situation eine gute Strukturierungshilfe für die Verantwortlichen bieten. Auch ist darauf zu achten, den internen Helfern eine Begleitung und Nachbetreuung anzubieten. Auch in den folgenden Tagen sollte – neben den obengenannten Punkten – auf sachliche Art kommuniziert werden, was geschehen ist und inwieweit das Unternehmen betroffen war. Kommunikation und Zusammenhalt sind stabilisierende Faktoren. Führungskräfte sollten ihre Mitarbeiter im Auge behalten und darauf achten, ob sich jemand anders verhält als gewohnt. Interne und externe Beratungsmöglichkeiten können dabei eine wichtige Hilfe sein. So berichtet die Leiterin der Personalabteilung eines betroffenen Unternehmens in München, der zeitnahe Einsatz einer Notfallpsychologin vor Ort – organisiert durch ihr EAP – sei für ihr Unternehmen von großer Wichtigkeit gewesen: „Diese schnelle Reaktion war Gold wert.“ Schon im Vorhinein gute Voraussetzungen zu schaffen, um schnell reagieren zu können, wenn der Ernstfall eintritt, ist somit für jedes Unternehmen unbedingt zu empfehlen (vgl. Kasten „Was können Unternehmen tun?“). Juliane Barth, Vorstand Corrente AG [email protected] www.corrente.de •so viel Normalität wie möglich in die Situation bringen, ohne das Ereignis herunterzuspielen, •dafür sorgen, dass niemand alleine nach Hause geht oder zurückbleibt, •ihre Vorgesetzten oder Personalmanager informieren und um Back-up bitten, •EAP und Sozialberatung oder andere unterstützende Instanzen einschalten. Dr. Gerd Reimann, Geschäftsführung Gideon GmbH Potsdam [email protected] www.gideon-potsdam.de Jetzt lesen unter: www.faz-personaljournal.de 22 // Betriebliche Krankenversicherungen Ausgabe 3 – August 2016 bKV – der Gesundheitsbenefit für den Mittelstand Trotz steuerlicher Umstellung können sich Zusatzversicherungen für die begünstigten Mitarbeiter lohnen – und für die Arbeitgeber bAV, BGM, bKV: Die Liste betrieblicher Sozialleistungen und ihrer Abkürzungen ließe sich fortführen. Doch während die betriebliche Altersversorgung und das betriebliche Gesundheitsmanagement offiziell festgeschriebene Begriffe sind, fehlt für die betriebliche Krankenversicherung (bKV) bislang noch eine Legaldefinition. Entsprechend vielfältig können die einzelnen Tarife ausgestaltet sein. Auch die steuerliche Handhabung der bKV bei Arbeitgeberfinanzierung eröffnet mehrere Optionen. „Die privaten Krankenversicherer konzipieren ihre bKV-Tarife so, dass sie mit verschiedenen Leistungsmodulen einen zusätzlichen Krankenversicherungsschutz in Ergänzung zum Versicherungsschutz der gesetzlichen Krankenkassen gestalten“, umreißt Stefan Reker vom PKV-Verband das Profil der betrieblichen Krankenversicherung. Konkreter äußert sich Dr. Jan Esser, Mitglied des Vorstands der Allianz Private Krankenversicherung und dort verantwortlich für das Ressort Produktentwicklung, Aktuariat und Firmenkunden: „Unsere bKV-Produkte schließen die Lücken im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen und gewähren dadurch in vielen Bereichen Leistungen wie in einer privaten Vollversicherung.“ © shironosov/iStock/Thinkstock/Getty Images Von Guido Birkner Auch in jungen Jahren hilft zusätzlicher Versicherungsschutz. Zum Leistungsportfolio der bKV-Tarife bei der Allianz PKV gehören vor allem erweiterte Vorsorgeuntersuchungen, Zahnersatz, Zahnvorsorge und Zahnbehandlung, die Absicherung von Wahlleistungen bei stationären Behandlungen, Krankentagegeld, Heilpraktikerleistungen, Sehhilfen sowie eine Auslandsreisekrankenversicherung. Damit bietet der Versicherungskonzern die Kernleis- tungen an, die auch viele andere bKV-Tarife enthalten. Grundsätzlich kann ein Arbeitgeber alle gesetzlich krankenversicherten Mitarbeiter, die in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis angestellt sind, über eine solche Zusatzversicherung absichern. „Viele Arbeitnehmer würden sich eine solche Absicherung privat nicht leisten“, betont Esser. 23 // Betriebliche Krankenversicherungen Ausgabe 3 – August 2016 Benefit mit Wachstumschancen Unternehmen haben auch die Option, objektive Personengruppen – zum Beispiel einzelne Funktionsträger mit einem beruflich bedingt größeren Absicherungsbedarf – anhand der Unternehmensstruktur festzulegen und ihnen einen zusätzlichen Versicherungsschutz zu gewähren. Dabei sollten Unternehmen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz berücksichtigen, um eine Diskriminierung anderer Mitarbeiter auszuschließen. Auch deshalb ist es grundsätzlich ratsam, eine Betriebsvereinbarung für die erstmalige Einführung einer bKV abzuschließen. Existiert in einem Betrieb kein Betriebsrat, kann der Arbeitgeber die betriebliche Krankenversicherung durch sein Weisungsrecht einführen. Aktuell bieten 22 private Krankenversicherungsgesellschaften bKV-Tarife an. Offizielle statistische Daten zu diesem noch jungen Produktfeld halten weder der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft noch der Verband der Privaten Krankenversicherung bereit. Laut Marktschätzungen haben hierzulande über 10.000 Unternehmen betriebliche Krankenversicherungen für knapp 600.000 Mitarbeiter abgeschlossen. Angesichts von 3,63 Millionen Unternehmen in Deutschland ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Für die Finanzierung der bKV sind am Markt zwei Grundtypen anzutreffen. Da sind zum einen arbeitgeberfinanzierte Zusatzversicherungen für alle Mitarbeiter oder für definierte Mitarbeitergruppen. Diese Finanzierungsvariante überwiegt auf dem deutschen Markt. Zum anderen werden Gruppenverträge zwischen Arbeitgeber und Versicherer angeboten, deren Beiträge die Mitar- beiter vollständig oder anteilig selbst bezahlen. Trotz der Arbeitnehmerfinanzierung können sich auch solche Gruppentarife für die Beschäftigten lohnen, da sie Preisvorteile von bis zu 5o Prozent gegenüber normalen Einzeltarifen bieten. Zudem gewähren viele Anbieter auch den Ehegatten der Mitarbeiter sowie deren Kindern vergünstigte Konditionen im Rahmen eines Gruppenvertrags. Hohes Interesse der Arbeitnehmer, geringes Angebot der Arbeitgeber Überwiegend trägt aber der Arbeitgeber die kompletten Kosten für bKV-Zusatztarife, also die Versicherungsbeiträge, die Steuern und die Sozialversicherungsbeiträge, und bietet den Beschäftigten damit einen zusätzlichen Benefit. „Für den Arbeitgeber hat die Gewinnung und Bindung von Fachkräften angesichts der demographischen Entwicklung Priorität“, hebt Jan Esser von der Allianz PKV hervor. „Dafür kann er über die Leistungsmodule einer betrieblichen Krankenversicherung einiges tun.“ Mehrere Umfragen belegen, dass die Nachfrage der Arbeitnehmer nach bKV-Tarifen deutlich größer als das Interesse der Arbeitgeber ist. So zählen die befragten Arbeitnehmer laut einer GfK-Studie die bKV zu den drei wichtigsten monetären Personalzusatzleistungen nach der Betriebsrente und den vermögenswirksamen Leistungen. Hingegen haben viele Arbeitgeber die betriebliche Krankenversicherung noch nicht auf dem Schirm. Um Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden, halten sie bis- lang das eigene Image für den stärkeren Treiber als das Angebot monetärer Zusatzleistungen. Nach Ansicht von Jan Esser von der Allianz PKV verpassen Unternehmen mit dieser Haltung Chancen. „Die betriebliche Krankenversicherung ist besonders für kleine und mittlere Unternehmen interessant“, so das Vorstandsmitglied. „Während viele Großunternehmen ein betriebliches Gesundheitsmanagement anbieten können, ist die bKV für den kleinen Mittelstand ein effizienter Ansatz, um über Personalzusatzleistungen mit Großunternehmen den Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt aufzunehmen.“ Und das bereits für monatliche Versicherungsbeiträge im unteren zweistelligen Euro-Bereich pro Mitarbeiter. Zudem entsteht dem Arbeitgeber nur ein geringer administrativer Aufwand. Dieser besteht im Wesentlichen darin, die teilnehmenden Mitarbeiter über Listen beim Versicherer anzumelden. In die Leistungsabwicklung zwischen Versicherer und Mitarbeiter ist das Unternehmen in der Regel nicht eingebunden. Auch sind bei der bKV im Gegensatz zur betrieblichen Altersversorgung keine Einzelberatungen notwendig. Der Versicherer errechnet durch die Kollektivbildung einer Gruppenversicherung einheitliche Beiträge. Das Sammelinkassoverfahren – also das Abführen der Beiträge in einer Summe an das Versicherungsunternehmen – reduziert den Kostenaufwand für das Unternehmen zusätzlich. Marktüblich ist, dass Versicherer Vergünstigungen bei Versicherungen mit Sammelinkasso gewähren, wenn mindestens zehn Arbeitnehmer versichert werden. Durch die Absicherung einer größeren Personalgruppe kann die Versicherungsgesellschaft günstiger kalkulieren und in der Regel auf die sonst erforder- 24 // Betriebliche Krankenversicherungen Ausgabe 3 – August 2016 liche Gesundheitsprüfung und auf Wartezeiten verzichten. Davon profitieren insbesondere die Mitarbeiter, die wegen der Kosten oder aufgrund von Vorerkrankungen ansonsten keinen zusätzlichen Gesundheitsschutz erlangen könnten. Wahlfreiheit ein, welche Art von Sachlohn sie zugunsten der Arbeitnehmer im Rahmen des Steuerfreibetrags nutzen wollen. Drei Optionen für die Versteuerung Steuerliche Behandlung Bei der steuerlichen Behandlung haben die Finanzminister von Bund und Ländern zum 1. Januar 2014 die Konditionen aus Unternehmenssicht verschlechtert, indem arbeitgeberfinanzierte Gruppenkrankenversicherungen im PKV-Bereich zugunsten der Mitarbeiter nicht mehr länger als Sachlohn akzeptiert werden, sondern als Barlohn zu behandeln sind. Die Folge ist ein steuerlicher Preisaufschlag auf die arbeitgeberfinanzierte bKV, denn die Beiträge sind in vollem Umfang für den Arbeitnehmer lohnsteuerpflichtig. In der Vergangenheit waren die monatlichen Versicherungsbeiträge steuerfrei und beitragsfrei zur Sozialversicherung. Voraussetzung dabei war lediglich, dass sie zusammen mit anderen Sachzuwendungen beim Arbeitnehmer im jeweiligen Kalendermonat den Wert von 44 Euro nicht übersteigen durften. Tatsächlich trägt die Neubewertung betrieblicher Krankenversicherungen seit 2014 nicht zu höheren Steuereinnahmen des Fiskus bei. Schließlich schöpfen viele Unternehmen die 44-Euro-Freigrenze in aller Regel für andere Sachlohnleistungen wie beispielsweise Jobtickets oder Essenszuschläge aus. Somit schränkt die Neubewertung der bKV als Barlohn lediglich die Betriebe in ihrer Seit 2014 stellt eine Beitragszahlung zu einer betrieblichen Krankenversicherung einen geldwerten Vorteil für den Arbeitnehmer dar und ist damit lohnsteuer- und sozialversicherungspflichtig. Für die steuerrechtliche Behandlung der betrieblichen Krankenversicherung als Barlohn bieten sich drei Alternativen an: • die Versteuerung als geldwerter Vorteil, • die Nettolohnversteuerung, • die Pauschalversteuerung nach § 40 Abs. 1 EStG. Bei der Nettolohnversteuerung gelten die Beiträge als Nettoentgelt, aus dem der entsprechende Bruttowert errechnet wird. Die darauf entfallenden Steuern und Beiträge zur Sozialversicherung – für Arbeitgeber und für Arbeitnehmer – trägt allein der Arbeitgeber. Bei einer Pauschalversteuerung müssen die Versicherungsbeiträge als sonstige Bezüge jährlich gezahlt werden und dürfen dabei den Wert von 1.000 Euro je Mitarbeiter nicht übersteigen. Die Pauschalversteuerung muss beim Betriebsstättenfinanzamt beantragt werden. Sowohl die Beiträge zur Gruppenversicherung als auch die Pauschalsteuer lassen sich als Betriebsausgaben buchen. „Wir sehen, dass sich die meisten unserer Geschäftskunden bei der steuerlichen Behandlung der bKV als Barlohn für eine Nettolohnversteuerung entscheiden“, konstatiert Jan Esser von der Allianz PKV. „Im Rahmen der Nettolohnversteuerung entstehen dem Arbeitnehmer keine Zusatzkosten.“ Den Allianz-Vorstand stört an der Steuerdebatte um die bKV in den vergangenen Jahren, dass das Produkt zu einseitig als Steuersparinstrument und zu wenig als Investition in die Zukunftsfähigkeit und die Arbeitgebermarke der Unternehmen gesehen wird. Fehlende einheitliche Regelungen Da keine spezielle gesetzliche Regelung für betriebliche Krankenversicherungen existiert, fehlen auch einheitliche Regelungen für den Fall, dass ein versicherter Mitarbeiter den Arbeitgeber wechselt oder sein Beschäftigungsverhältnis altersbedingt endet. Deshalb sollten Unternehmen die Verträge der Versicherungsunternehmen entsprechend vergleichen. In den meisten Fällen kann der neue Arbeitgeber auf Wunsch in den bestehenden bKVVertrag eines neuen Mitarbeiters einsteigen. Außerdem ermöglichen die meisten Versicherer, dass ein Arbeitnehmer eine betriebliche Krankenversicherung zu den bestehenden oder leicht teureren Konditionen auf eigene Rechnung fortführt. Dr. Guido Birkner, verantwortlicher Redakteur Human Resources, FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH – Der F.A.Z.-Fachverlag [email protected] www.gesundheitsmanager-magazin.de 25 // Kurz und knapp Ausgabe 3 – August 2016 Nachrichten aus der Corporate-Health-Welt Deutschland bleibt sitzen – besonders im Job Rückgang der berufsbedingten Erkrankungen Bildschirme und Schreibtische bestimmen den Arbeitsalltag vieler Menschen. 46 Prozent der Berufstätigen geben laut dem DKV-Report „Wie gesund lebt Deutschland?“ an, dass sie hauptsächlich am Schreibtisch arbeiten. Dies betrifft vor allem Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen und höherem Einkommen. Menschen mit Schreibtischjobs sitzen im Durchschnitt 73 Prozent ihrer Arbeitszeit. Über den ganzen Tag betrachtet, sitzt der typische Schreibtischarbeiter inklusive Freizeit etwa elf Stunden lang. Das dauerhafte Sitzen hat weitreichende Folgen für den Fett- und Blutzuckerstoffwechsel und kann viele Menschen auf Dauer krank machen. Im Durchschnitt möchten Schreibtischarbeiter aber nur etwa die Hälfte ihrer Arbeitszeit sitzen. Das Einfachste ist: Mehrmals pro Stunde aufstehen, etwa zum Telefonieren oder um an einem erhöhten Platz im Stehen zu arbeiten. Laut dem DKV-Report bleibt der Anteil der Menschen, die rundum gesund leben, auf niedrigem Niveau bei 11 Prozent. Laut der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege sinkt die Zahl der berufsbedingten HepatitisB- und Hepatitis-C-Erkrankungen in ihren Mitgliedsbetrieben. Zudem machen erste Erfahrungen mit neuen Medikamenten Hoffnung auf bessere Heilungschancen bei chronischer Hepatitis C. Bei der Prävention von berufsbedingten blutübertragbaren Virushepatitiden sind durch vermehrte Impfungen und einen besseren Schutz vor Nadelstichverletzungen in den vergangenen Jahren große Erfolge erzielt worden. Die Zahl der bei der Berufsgenossenschaft eingegangenen meldepflichtigen Verdachtsanzeigen berufsbedingter HepatitisB-Erkrankungen sank zwischen 2005 und 2015 um rund 60 Prozent von 146 auf 57. Noch stärker ging die Meldung von Hepatitis-C-Erkrankungen an die BGW zurück: Hier fiel die Zahl der meldepflichtigen Verdachtsanzeigen von 168 im Jahr 2005 auf 53 im Jahr 2015. Fortschritte konstatiert die BGW auch bei der Behandlung chronischer Hepatitis-C-Erkrankungen. Betriebe mit einer mitarbeiterorientierten Personalpolitik haben engagiertere Mitarbeiter Jeder dritte AU-Tag geht auf HerzKreislauf- oder Muskel-SkelettErkrankungen zurück In Betrieben mit mitarbeiterorientierten Maßnahmen wie Angeboten zum Gesundheitsschutz, Qualifizierungsangeboten oder regelmäßigen Mitarbeitergesprächen sind die Beschäftigten laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufriedener, engagierter und denken seltener über einen Arbeitgeberwechsel nach. Acht von zehn Beschäftigten berichten von mindestens einer belastenden Arbeitsbedingung wie Termindruck, Informationsflut, körperlicher Anstrengung oder von unangenehmen Umgebungsbedingungen. Am häufigsten werden Termindruck und Multitasking genannt. Von unangenehmen Umgebungsbedingungen berichten vier von zehn Beschäftigten. Gleichzeitig steuern aber auch acht von zehn Betrieben dem entgegen, indem sie Maßnahmen zum Gesundheitsschutz und zur Gesundheitsförderung anbieten, die über die gesetzlich verpflichtenden Maßnahmen hinausgehen. Erkrankungen des Herz-Kreislauf- sowie des Muskel-Skelett-Systems verursachen fast jeden dritten Ausfalltag wegen Krankheit. Besonders häufig betroffen sind Beschäftigte in manuellen Berufen und im Dienstleistungsbereich. Durch gezielte Präventionsmaßnahmen in den gefährdeten Berufen lassen sich Erkrankungen vermeiden. Darum führte die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (baua) das Projekt „Berufsspezifisches Risiko für das Auftreten von Arbeitsunfähigkeit durch Muskel-Skelett-Erkrankungen und Krankheiten des Herz-KreislaufSystems – Bestimmung von Berufen mit hoher Relevanz für die Prävention“ durch. Auf der Grundlage einer großen Datenbasis ermittelte das Projekt, in welchen Berufen bestimmte Herz-Kreislauf- und Muskel-Skelett-Erkrankungen besonders häufig auftreten. Metallarbeiter, Pflegekräfte, Köche und Lager- und Transportarbeiter gehören zu den Berufen mit dem höchsten Präventionsbedarf. 26 // Veranstaltungskalender Ausgabe 3 – August 2016 Seminare und Events von September bis Oktober 2016 Arbeitsschutzmanagement – mit System sicher zum Erfolg Krankenkassen und betriebliche Prävention: Neue Entwicklungen und Anbieterkonzepte Arbeitsschutzmanagement ist die hohe Kunst Arbeitsschutz Aktuell 2016 Arbeitsschutz in all seinen Facetten, ganzheitlich F.A.Z.-Roundtable: Leistungsfähige Mitarbeiter und Organisationen in der digitalisierten Arbeitswelt und interdisziplinär – dafür steht die Fachmesse und Kür bei der Organisation des betrieblichen Die Tagesveranstaltung beleuchtet verschiedene „Arbeitsschutz Aktuell – das Präventionsforum“. Die Digitalisierung führt zu radikalen Umbrüchen Arbeitsschutzes. Auf der Veranstaltung stellen Aspekte rund um die wachsenden Herausforde- Hier treffen sich Experten, Entscheider sowie in der Arbeitswelt. Neue Prozesse verändern die Praktiker das Thema Arbeitsschutzmanagement rungen im BGM für Krankenversicherer und mit- Praxisprofis und präsentieren Trends, News und Arbeitsbedingungen grundlegend. Die Konse- aus verschiedenen Blickwinkeln dar. Es besteht telständische Betriebe. Im Fokus stehen unter an- neueste Konzepte rund um Sicherheit und Ge- quenzen daraus sind wenig bekannt. Der Round- Gelegenheit zur intensiven Diskussion sowie zum derem Theorie und Praxis effektiver betrieblicher sundheit am Arbeitsplatz. In den Hamburger table befasst sich u.a. mit den Fragen, wie sich Un- Erfahrungsaustausch. Die Veranstaltung wendet Prävention sowie der Präventionsbedarf aus medi- Messehallen B5 und B6 finden sich Produkte und ternehmen auf die Digitalisierung vorbereiten und sich an Unternehmer und Führungskräfte mit zinischer Sicht. Unternehmen berichten über neue Dienstleistungen zu den Themen Persönliche Ar- wie die Digitalisierung Gesundheit und Leistungs- Verantwortung für Sicherheit und Gesundheits- Ansätze betrieblicher Gesundheitsleistungen. beitssicherheit, Sicherheit im Betrieb und Corpo- fähigkeit beeinflusst. Teilnahme nur auf Einladung. schutz im Unternehmen. rate Health. Veranstalter: Bauerfeind, MedicalContact Veranstalter: DGUV Zeit und Ort: 06.10., Station Lounge, Zeit und Ort: 28.09.2016, Maternushaus, Köln Kontakt: Dr. Markus Kohn Veranstalter: FRANKFURT BUSINESS MEDIA, ias Veranstalter: HINTE GmbH Group, 3DSE Frankfurt am Main Zeit und Ort: 11.–13.10., Messegelände, Hamburg Zeit und Ort: 20.10., Pagode der F.A.Z., Frankfurt/M. Kontakt: Christian Weyer Kontakt: Elvira Freier Kontakt: Roxana Itner Telefon: +49 2241 231-1329 Telefon: +49 36628 662536 Telefon: +49 721 93133-720 Telefon: +49 69 7591-3091 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] © mizar_21984/iStock/Thinkstock/Getty Images 27 // Partner Ausgabe 3 – August 2016 Strategische Partner: Astrid Funken Marketing und Vertrieb Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation BARMER GEK Hauptverwal tung, Lichtscheider Straße 89, 42285 Wuppertal [email protected] Christian Weyer Bereichsleiter Betriebliches Gesundheitsmanagement Bauerfeind AG, Triebeser Straße 16, 07937 Zeulenroda-Triebes [email protected] Eike Jeske Unternehmenskommuni kation und Marketing BG Kliniken – Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung gGmbH, Mittelstraße 51, 10117 Berlin [email protected] Juliane Barth Vorstand und Leiterin des Beratungszentrums Corrente AG, Strandstraße 14, 24159 Kiel [email protected] Dr. Peter Wrogemann Vorstandsvorsitzender Dr. Ingo Weinreich Geschäftsführer Ruth Wagner Leiterin Bereich Prävention Dr. Hansjörg Becker Geschäftsführer ias Aktiengesellschaft, Askanischer Platz 1, 10963 Berlin IfG GmbH – Institut für Gesundheit und Management, Ferdinand-Rhode-Straße 3, 04107 Leipzig IKK classic, Schlachthofstraße 3, 71636 Ludwigsburg INSITE-Interventions GmbH, Clemensstraße 10–12, 60487 Frankfurt am Main [email protected] [email protected] [email protected] Kooperationspartner: Prof. Dr. med. Dietrich Baumgart Leiter Preventicum – Zentrum für Individualisierte Medizin, Theodor-Althoff-Straße 47, 45133 Essen [email protected] Nils Birschmann Direktor Kommunikation SRH Holding (SdbR), Bonhoefferstraße 1, 69123 Heidelberg [email protected] Dr. med. Ulrike Hein-Rusinek Leitende Betriebsärztin E.ON SE Redaktion ASU, Alfons W. Gentner Verlag GmbH & Co. KG, Forststraße 131, 70193 Stuttgart [email protected] [email protected] 28 // Partner Ausgabe 3 – August 2016 Strategische Partner: Impressum Verantwortlicher Redakteur: Dr. Guido Birkner Telefon: 069 7591-3251 E-Mail: [email protected] Internet: www.gesundheitsmanager-magazin.de Verlag: FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH – Der F.A.Z.-Fachverlag Geschäftsführung: Dr. André Hülsbömer, Hannes Ludwig Frankenallee 68–72, 60327 Frankfurt am Main HRB Nr. 53454, Amtsgericht Frankfurt am Main Telefon: 06031 7386-0 / Fax: 06031 7386-20 Marketing und Anzeigen: Dorothee Groove, Objektleitung GesundheitsManager Telefon: 069 7591-3217 E-Mail: [email protected] Kooperationspartner: Jahresabonnement: Bezug kostenlos, Erscheinungsweise: viermal pro Jahr (Februar, Mai, August, November) Layout: Sandra Reich Strategische Partner: BARMER GEK, Bauerfeind AG, BG Kliniken – Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung gGmbH, Corrente AG, ias Aktiengesellschaft, IfG GmbH – Institut für Gesundheit und Management, IKK classic, INSITE-Interventions GmbH, Preventicum Interdisziplinäre Praxisklinik, SRH Holding Herausgeber und Redaktion: Kooperationspartner: ASU Zeitschrift für medizinische Prävention Haftungsausschluss: Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. 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