Presse-Information Brexit-Studie erfasst Reaktionen in Europa Hamburg, 04. August 2016. Nachdem der erste Schock über den EU-Austritt Großbritanniens etwas abgeklungen ist, gibt eine aktuelle Ipsos-Studie Einblicke, wie der Brexit in neun EUStaaten aufgenommen wurde und welche Konsequenzen die Menschen für Großbritannien und die EU erwarten. Für die Onlinestudie wurden Bürger zwischen 16 und 64 Jahren in Belgien, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien, Polen, Spanien, Schweden und Ungarn befragt. Reaktionen zum Brexit: In Europa herrscht eine erkennbar besorgte Stimmung 58 Prozent der EU-Staaten denken, der Brexit war eine schlechte Entscheidung für die EU, 55 Prozent glauben, für Großbritannien war die Entscheidung schlecht und die Hälfte der europäischen Befragten meinen, die Entscheidung sei für ihr eigenes Land falsch, so auch die Deutschen. Noch stärker herrscht diese Einschätzung allerdings in Polen (58%), Spanien und Schweden (beide 55%) vor. 39 Prozent der EU-Befragten gaben an, der Brexit stimme sie traurig, während 13 Prozent kundtaten, froh über die Entscheidung zu sein. Bei der Mehrheit der Befragten löst der Brexit allerdings weder Trauer noch Glücksgefühle aus. Unter den EU-Staaten ist in Schweden der Anteil der über den Austritt Traurigen (48%) am höchsten, während in Deutschland lediglich ein Drittel (34%) und in Frankreich (25%) nur ein Viertel der Befragten so fühlt. Im Hinblick auf die Zukunftsaussichten, sorgt der Brexit unter den Befragten eher für Sorgen, als für Hoffnung: 46 Prozent der EU-Bürger gaben an, sie würden sich nach dem Brexit mehr Sorgen über die Zukunft machen, nur 15 Prozent sorgen sich weniger. Wieder bereitet der Austritt den Schweden den meisten Kummer (53%), während die Deutschen (42%), Spanier (42%) und Franzosen sich am wenigsten sorgen (31%). Auswirkungen auf die EU und Großbritannien und der „Domino-Effekt“ Auch die Auswirkungen des Brexits bereiten den Befragten Sorgen: 53 Prozent der Bürger in den neun EU-Ländern befürchten durch den Austritt Großbritanniens negative Auswirkungen auf die Wirtschaft der EU, 54 Prozent denken, der Brexit wird die EU schwächen, und 47 Prozent glauben, er wird den Einfluss der EU in der Welt schwächen. Die Meinungen der einzelnen Länder unterscheidet sich jedoch stark: erwarten 64 Prozent der Polen und Briten, dass die EU geschwächt wird, denken das in Frankreich (37%) und Deutschland (43%) weit weniger. Die Gefahr eines Domino-Effekts, bei dem es nach dem Brexit zu einer Austrittswelle unter den EU-Ländern kommt, halten inzwischen weniger Bürger für wahrscheinlich: im Durchschnitt glauben 41 Prozent der Befragten aus den verschiedenen EU-Ländern, andere Länder würden dem Beispiel Großbritanniens folgen, vor dem Referendum waren es noch 48 Prozent. Die Deutschen denken hier genauso. In Großbritannien hingegen sind inzwischen mehr Menschen davon überzeugt, andere Länder werden ebenfalls austreten (42% vor dem Referendum, 60% aktuell). Gefragt nach der Zukunft der EU, malt ein Drittel (33%) der Befragten aus den Mitgliedsländern ein negatives Bild: Sie stimmen der Aussage zu, die EU werde 2020 weniger Macht besitzen. Jeder Zehnte (10%) glaubt sogar, die EU werde bis 2020 überhaupt nicht mehr existieren. 58 Prozent der Befragten in den EU-Ländern denken, der Brexit wird negative Auswirkungen auf die britische Wirtschaft haben. Die Einschätzungen unterscheiden sich innerhalb der Länder jedoch stark: glauben in Deutschland sieben von zehn (70%) an negative Folgen für Großbritannien, sind es in Italien nur vier von zehn Befragten (43%). Diesem Muster folgend sind die Italiener auch am optimistischsten, wenn es um die gesamten Konsequenzen für Großbritannien geht: 41 Prozent gaben an, der Brexit würde das Vereinigte Königreich schwächen, ein Drittel glaubt, er würde das Land stärken. 64 Prozent der Deutschen und Spanier dagegen denken, der Austritt wird Großbritannien schwächen. Brexit Verhandlungen Wenig überraschend haben die Briten eine andere Ansicht dazu wie vorteilhaft die Austrittsvereinbarungen für Großbritannien sein sollten: Mehr als die Hälfte der Briten (56%) denkt, die EU sollte vorteilhafte Austrittsbedingungen anbieten, wohingegen nur ein Drittel (30%) der anderen Befragten aus EU-Ländern so urteilen. In Frankreich (19%), Belgien (20%) und Deutschland (25%) denken die wenigsten der Austritt sollte vorteilhaft für Großbritannien verhandelt werden. Knapp vier von zehn (39%) Franzosen wünschen sich sogar nachteilige Bedingungen für das Vereinigte Königreich. Ohrfeige für Großbritannien? Es gibt keine Anzeichen für einen konzertierten Boykott gegen Großbritannien oder britische Produkte – jedoch könnten einige Einstellungen der Befragten ein warnendes Zeichen für die britische Wirtschaft sein: Ein Viertel (26%) der Befragten aus EU-Ländern (außer Großbritannien) gab an, es sei weniger wahrscheinlich, dass sie ihren Urlaub im Vereinigten Königreich verbringen. Am häufigsten herrscht diese Meinung in Italien vor (37%). Ähnlich sieht es mit dem Kauf britischer Produkte aus – 27 Prozent der Befragten aus den anderen Ländern gaben an, nach dem Votum wäre es weniger wahrscheinlich, dass sie Produkte aus Großbritannien kaufen. Wieder liegt Italien mit dieser Einstellung vorne (43%), gefolgt von Spanien (37%) und Deutschland (33%). Kontakt Ipsos Pressestelle Gudrun Witt [email protected] Sachsenstraße 6 20097 Hamburg Tel. 040 80096 4179 Britische Touristen hingegen sind in den anderen Ländern weiterhin willkommen, obwohl 16 Prozent der Befragten anderer EU-Länder die Briten nicht mehr mit offenen Armen empfangen würden. Ähnlich viele (17%) gaben an, es wäre weniger wahrscheinlich, dass sie weiterhin britische Kulturgüter wie TV-Serien, Filme, Bücher oder Musik nutzen würden. Bobby Duffy, Managing Director des Ipsos MORI Social Research Institute kommentiert die Ergebnisse so: „Die Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, war ein Schock für den Kontinent und andere Länder. Diese Studie zeigt, es ist immer noch ein Thema, das viele beschäftigt. Trotzdem greift keine Panik um sich – tatsächlich scheint die Angst vor einem Domino-Effekt unter den EU-Bürgern abgenommen zu haben. Nichtsdestotrotz lassen die Ergebnisse keinen Zweifel daran, dass die Mehrheit der Europäer den Brexit für einen bedenklichen Schritt hält, der Risiken für Großbritannien, die Europäische Union und ihr eigenes Land birgt. Doch die Studie zeigt auch, dass es unterschiedliche Meinungen gibt. So sehen viele den Brexit gleichermaßen als Chance und Herausforderung. Die wirtschaftliche Entwicklung Großbritanniens wird jetzt von der EU und anderen Ländern extrem aufmerksam beobachtet werden. Die britische Regierung wird für einen vorteilhaften Vertrag kämpfen – dennoch darf sie dabei die öffentliche Meinung in der EU nicht aus den Augen verlieren, da diese direkte Auswirkungen auf die britische Wirtschaft haben könnte. Es gibt zwar kaum Anzeichen für eine offensichtliche Ablehnung der europäischen Öffentlichkeit gegenüber Großbritannien, jedoch gab eine Minderheit bereits an, es sei wahrscheinlicher, dass sie britische Produkte oder eine Reise ins Vereinigte Königreich vermeiden werden. Eine Scheidung ist hart und Großbritannien hat bereits den Ruf ein unangenehmer Partner zu sein. Eine Gegenbewegung innerhalb der europäischen Öffentlichkeit ist das letzte, was die britische Wirtschaft verkraften kann.“ Methode Insgesamt wurden im Rahmen dieser Studie 12.525 Interviews durchgeführt unter Personen zwischen 16 und 64 Jahren (USA und Kanada: 18-64). Feldzeit: 24. Juni bis 8. Juli 2016 Die Studie wurde über das Ipsos Online Panel in 16 Ländern durchgeführt. Die vorliegende Presse-Informationen befasst sich mit den Ergebnissen aus den neun EU-Ländern: Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Schweden, Spanien, Ungarn. Außerhalb der EU wurde befragt in: Australien, Indien, Japan, Kanada, Russland, Südafrika, USA. Grafiken zur vollständigen Studie unter: http://ipsos.de/assets/files/presse/2016/Pressemitteilungen/Brexit_Consequences_2016.pdf Kontakt Ipsos Pressestelle Gudrun Witt [email protected] Sachsenstraße 6 20097 Hamburg Tel. 040 80096 4179 Über Ipsos Ipsos ist ein unabhängiges und innovatives Markt- und Meinungsforschungsinstitut. In einer sich immer schneller verändernden Welt ist es unsere Aufgabe, unsere Kunden mit präzisen und umsetzbaren Analysen bei ihrer Veränderung zu unterstützen, dabei orientieren wir uns an den „4S“: Security, Simplicity, Speed und Substance. Um unseren Kunden bestmöglichen Service zu bieten, haben wir uns in fünf Forschungsbereichen spezialisiert. So bestimmen unsere engagierten Forscher Marktpotenziale, zeigen Markttrends, testen Produkte, Werbung und Dienstleistungen, erforschen die Wirkung von Medien und geben der öffentlichen Meinung eine Stimme. Und das in 87 Ländern auf allen Kontinenten. In Deutschland beschäftigen wir über 500 Mitarbeiter in Hamburg, Mölln, München, Frankfurt und Berlin. We are Game Changers. Der Forschungsbereich Ipsos Public Affairs ist ein leistungsstarker Partner für Politik- und Sozialforschung in Deutschland. Er bietet Auftraggebern aus Politik, Medien, Wirtschaft und Wissenschaft Einblicke in die Einstellungen und Verhaltensweisen der Bürger. Kontakt Ipsos Pressestelle Gudrun Witt [email protected] Sachsenstraße 6 20097 Hamburg Tel. 040 80096 4179
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