Hier liegt Englisch voll im Trend

Datum: 08.08.2016
Hier liegt Englisch voll im Trend
Die 20-jährige Chantal Ochiai (links) will nach ihrer Lehre zur Informatikerin
studieren, Johan Duque (16) will nach seiner KV-Lehre auf Englisch noch sein Spanisch aufbessern.
Bilder Stefan Kaiser
BILDUNG Bei Bildxzug
absolvieren seit einem Jahr
sieben Lernende eine Lehre auf
Englisch. Zeit für eine Zwischenbilanz für ein schweizweit
einzigartiges Projekt.
BERNARD MARKS
vielen positiven Erfahrungen, die der
16-Jährige zurzeit in seiner KV-Lehre
macht. Eine Ausbildung beim Wirtschaftsberatungsunternehmen Pricewaterhouse-Coopers (PwC) in Zug ist
eigentlich schon anspruchsvoll genug.
Doch damit nicht genug, Johan absol-
ich später vielleicht die Möglichkeit, ins
Ausland zu wechseln.» Doch Johan plant
schon weiter. Er will nach der Lehre
noch mehr Sprachen lernen. Zunächst
möchte er, der aus Kuba stammt, sein
Spanisch aufbessern. Diese Sprache hat
ihm immerhin seine Mutter mit in die
viert sein Pensum in Englisch. Auch alle Wiege gelegt.
Lektionen werden in dieser Fremdsprache abgehalten. Eine Herausforderung Viele internationale Firmen
für den Jugendlichen aus Zug. Doch er Auch die Zugerin Chantal Ochiai (20)
ist überzeugt, dass sich dieser Aufwand hat sich für eine Lehre auf Englisch ent-
lohnen wird. «Ich glaube, Sprachen zu schieden. «In Zug gibt es viele intererlernen, ist in Zeiten des Internets nationale Firmen, da muss man Englisch
«Englisch ist die wichtigste Sprache wichtiger denn je», sagt Johan. Vor allem können», sagt sie. Ein halbes Jahr konnfür die Kommunikation», sagt Johan Englisch zu beherrschen, ist heute ein te sie bereits bei Roche in Rotkreuz
Duque de Estrada Boveda. Eine von wesentlicher Pluspunkt. «Bei PwC habe arbeiten. Hier konnte sie wertvolle [email protected]
Themen-Nr.: 660.003
Abo-Nr.: 660003
Auflage: 17'007
Argus Ref.: 62385401
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fahrungen sammeln. «Das war sehr Arbeit im Betrieb, in der Berufsfach- Positives Feedback der Firmen
spannend», sagt sie. Chantal lernt Infor- schule und in den überbetrieblichen
matikerin International mit Fachrichtung Kursen ist in Englisch. 160 Firmen sind Die Firmen äussern sich positiv.
Applikationsentwicklung. Ziel ist es, der Non-Profit-Organisation angeschlos- Zum Beispiel beim Zuger Rohstoff-
sen. Rund 120 Lernende bildet der Ver- händler Glencore, der im Kanton Zug
bund derzeit gemeinsam aus (siehe Box). rund 770 Mitarbeiter beschäftigt. «Wir
Sieben Lernende haben sich für eine sind sehr begeistert von der interLehre auf Englisch entschieden. Vor zehn nationalen Lehre. Für uns ist dieses
Jahren hat man in Zug mit dem Pro- Angebot die perfekte Lösung, eine
gramm Business-Englisch Plus angefan- Lehrstelle anzubieten, weil alles auf
gen. Grund war der hohe Anteil an Englisch ist und wir eine internatioFirmen, die ihren Sitz aus dem Ausland nale Firma sind», sagt Sonja Nussnach Zug verlegt hatten. «Wir haben baumer, Human Resources beim Rohmehr Bewerber als Stellen», sagt Mathys. stoffkonzern Glencore. Die englische
«Die Lernenden sind
Daraus entstanden ist die internationa- Sprache sei bereits im ersten Lehrjahr
motivierter.»
le Lehre, die heute in den Fachgebieten ausgereifter als vergleichsweise bei
KV und Informatik seit 2015 durchge- einer Person, welche die reguläre
CORNELIA MATHYS,
Ausbildung absolviert.
führt wird.
LEITERIN VERBUND BILDXZUG
Die Erfahrungen nach dem Start vor Auch beim grössten Arbeitgeber in
selbstständig programmieren zu können. einem Jahr sind gemischt. «Die KV-Leh- Zug, Roche, ist man begeistert. «Das
«Die Programmiersprache ist in Eng- re läuft super, wir haben viel mehr Be- Projekt Berufsbildung International (BBI)
lisch», erzählt sie. Auch die gesamte werber als Stellen, auch die Firmen stellte für alle Beteiligten (überbetriebKommunikation mit Kollegen weltweit haben die englische Ausbildung sehr gut
aufgenommen», berichtet Mathys. Im
läuft in der Regel auf Englisch.
Aufgewachsen ist Chantal auf den IT-Bereich ist die Lehre etwas weniger
Philippinen. Ihre Muttersprache ist des- gut angekommen. Dies, obwohl die
halb Tagalog und Englisch. Im Jahr 2012 Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Abbesuchte sie dann für ein paar Monate solventen im Anschluss mehr als nur
in Florida die Highschool. Anschliessend gut sind. «Wer eine Informatikausbildung
zog die Familie in die Schweiz, wo
Chantal ein Zwischenjahr absolvierte,
um auch ihre Deutschkenntnisse zu
verbessern. Chantal lebt mit ihrer Familie in Stans und pendelt jeden Tag nach
Zug. «Das klappt perfekt», sagt sie.
liches Kurszentrum, Berufsbildner, Ler-
nende, Berufsfachschule) eine grosse
Herausforderung dar», sagt Markus Kälin, Leiter Berufsbildung bei der Firma
Roche Diagnostic in Rotkreuz. Einerseits
waren alle Unterlagen (Lehrstoff, Aufgaben, Prüfungen) auf Englisch zu überbei uns abschliesst, hat sofort danach setzen, andererseits der Unterricht auch
in Englisch zu führen. Die Integration
einen Job», sagt Mathys.
Die Lehre auf Englisch bietet zudem der BBI-Lernenden mit den anderen
weitere Vorteile. «Die Lernenden sind Lernenden war gut sichtbar in den Promotivierter», beobachtet Mathys. Grund- jektarbeiten. «Da wurde auf Englisch
voraussetzung sei aber, dass sich Schü- und Deutsch kommuniziert und gefachsimpelt», erzählt Kälin. Auch alle andeler im Vorfeld etwas auf die Lehre vor- ren deutschsprachigen Lernenden konnbereiten. Nur Schule reiche nicht aus, ten von den Internationalen profitieren,
Gute Erfahrungen gemacht
«Das Modell ist schweizweit einzig- sagt Mathys. Viele Jugendliche haben sei es sprachlich oder auch kulturell.
artig», sagt Cornelia Mathys (43), Leite- deshalb einen Sprachaufenthalt im Aus- «BBI ist eine Bereicherung in der Berufsrin Verbund bei Bildxzug. Denn die land gemacht.
bildungswelt», sagt Kälin.
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Infoveranstaltung im Herbst
VERBUND red. Bildxzug ist mit mehr
als 100 Lernenden einer der grössten
Lehrbetriebe im Kanton Zug und bildet gemeinsam mit seinen Verbundpartnern Lernende aus. Dabei übernimmt Bildxzug alle organisatorischen
und administrativen Aufgaben und
entlastet die Verbundfirmen, die sich
voll auf den betrieblichen Teil der
Ausbildung konzentrieren können. Die
Lernenden absolvieren ihre Praxisausbildung in zwei bis vier Unternehmen
unterschiedlicher Grösse und Branche. Auf diese Weise sammeln sie
wertvolle Erfahrungen, entwickeln
wichtige Kompetenzen für das Berufsleben und erleben eine abwechslungs-
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reiche Ausbildung. Angeboten wird
die Lehre im Verbund für die Berufe
Kauffrau/ -mann, Me diam atiker /in
und Informatiker/in.
Mit «Exchange» haben Schüler/innen und Lehrer/innen neu die Möglichkeit, sich mit internationalen Lernenden und führenden Personen aus
internationalen Firmen auszutauschen. Zudem ist im Herbst eine
Orientierungsveranstaltung geplant,
wo Eltern, Schüler und Lehrpersonen
Einblick in die internationale Berufsausbildungs-/Arbeitswelt erhalten.
Weitere Infos www.bildxzug.ch
www.efz-international.ch
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