Stuhlentleerungsstörungen - Wann und wie wird behandelt

Stuhlentleerungsstörungen - Wann und wie wird behandelt
Wann wird behandelt?
Die verbreitete Meinung, man müsse täglich eine pünktliche Stuhlentleerung erzielen, ist
nicht richtig. Können zugrunde liegende ernste Erkrankungen ausgeschlossen werden, sind
seltene oder unregelmäßige Stühle nichts krankhaftes und müssen auch nicht behandelt
werden. Es gibt jedoch Patienten, deren Lebensqualität durch eine gestörte Stuhlentleerung
schwerwiegend beeinträchtigt ist, die Hilfe benötigen.
Wie wird behandelt?
 Änderung der Lebensweise
Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung, Trinkmengen von 2-3 Liter pro Tag
und körperliche Betätigung genügen oft, um Beschwerdefreiheit zu erzielen.
 Konservative Behandlung
Gezielte Diäten mit einer bestimmten Menge an natürlichen oder künstlichen
Ballaststoffen. Spezielle Beckenbodenübungen zur Lockerung oder Festigung der
Beckenmuskulatur durch einfache Turnübungen oder ein aufwendiges
geräteunterstütztes Training (z.B. Biofeedback).
 Chirurgische Behandlung
In bestimmten Fällen ist ein operativer Eingriff zur Behandlung einer chronischen
Verstopfung möglich. Verschiedenste, mehr oder weniger aufwendige
Operationsmethoden gibt es mit mehr oder weniger zufriedenstellenden Ergebnissen.
 Die Frage, ob ein Operationsergebnis subjektiv zufrieden stellt ist vielfach abhängig
von der auslösenden Ursache. Die anatomische Verlängerung des Dickdarms oder der
(innere) Mastdarmvorfall beispielsweise liefern nach operativer Korrektur in den
meisten Fällen mehr oder weniger rasch spürbare Erfolge, während Störungen, die auf
z. B. neurologischen Veränderungen (in der Darmwand) basieren eine schlechtere
Ansprechrate ausweisen.
 Longo entwickelte vor einigen Jahren ein neues Verfahren, das von vielen
spezialisierten Zentren wie dem unseren für geeignete Fälle angeboten wird (die sog.
STARR-Operation).
Die chronische Verstopfung, die keine Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung ist, wird
hauptsächlich konservativ durch Diät und Beckenbodentraining behandelt. Bessern sich die
Beschwerden nicht, wird der Beckenboden auf das Vorliegen bestimmter anatomischer
Veränderungen untersucht, die mit Verstopfung und Entleerungsstörung in Zusammenhang
gebracht werden:
 die Rektozele,
 die Intussuszeption,
 die Beckenbodenschwäche
 der innere und äußere Mastdarmvorfall sowie die
 Enterozele

Die genaue Rolle dieser krankhaften Veränderungen für die Entstehung einer
Entleerungsstörung wird in der Fachwelt diskutiert und ist nicht vollständig geklärt. Auch die
operativen Behandlungsansätze sind uneinheitlich und die Ergebnisse entsprechen nicht
immer den Erwartungen.
Eine wesentliche der chronischen Stuhlentleerungsstörung zugrunde liegende Veränderung ist
ein überlanger überschüssiger unterer Mastdarm (innerer Mastdarmprolaps), der sich in
Falten von innen vor den After legt und die Entleerung erschwert. Eine Ausdünnung der
Mastdarmwand und seiner Muskelschicht beeinträchtigt zusätzlich die Funktion, sodass die
Patienten oft nur mit Abführmitteln, Einläufen oder unter Zuhilfenahme der Finger entleeren
können. Man spricht von einer Obstruktiven Defäkations-Störung oder ODS.
Durch das Pressen beim Versuch Stuhl zu entleeren kommt es zur Umformung des innerlich
prolabierten Mastdarms und des Beckenbodens, was zu typischen Bildern in der
Röntgendarstellung ( Defäkographie ) führt:
 Rektozele: Der Prolaps wird beim Pressen quer gestreckt und stülpt sich sackförmig
nach vorne. Die Patienten spüren dies oft als Vorwölbung in der Vagina.
 Intussuszeption: Der Mastdarm stülpt sich in sich selbst und wird wie durch einen
Stopfen verschlossen.
 Hyperdeszensus des Beckenbodens: Das starke Pressen drückt den Beckenboden
übermässig nach unten. Er hyperdeszendiert.
 Enterozele: Durch das starke Pressen sinkt der Dünndarm oder auch das Sigma aus
dem Bauchraum ins Becken ab und kann als sogenannte Entero- oder Sigmoidozele
zwischen Mastdarm und Scheide zu liegen kommen.
 Äußerer Vorfall: Während des Pressens kann der innere Mastdarmüberschuss
(innerer Rektumprolaps) nach außen gestülpt werden (äußerer Rektumprolaps) oder zu
einem Hämorrhoidalvorfall führen.