9 Stuhlentleerungsstoerung Mastdarmvorfall Rektumprolaps

Stuhlentleerungsstörungen - Mastdarmvorfall (Rektumprolaps)
Dies ist ein Vortreten des Mastdarms aus dem After. Im Unterschied zum
Hämorrhoidenvorfall und Mukosaprolaps prolabieren nicht nur die Hämorrhoidalpolster oder
die Schleimhaut, sondern die gesamte Mastdarmwand. Als Extremform stülpt sich der ganze
Mastdarm über 10–20cm nach außen.
Welche Beschwerden macht ein Mastdarmvorfall?
• Fremdkörpergefühl: Je nach Größe des Prolapses verspüren die Patienten ein Druckgefühl
oder auch Schmerzen vor allem nach der Stuhlentleerung. Das Zurückdrücken des Mastdarms
ist oft schwierig und erfordert manchmal Entspannungsübungen und Sitzbäder.
• Verstopfung: Eine Stuhlentleerungsstörung ist oft führendes Symptom beim
Mastdarmvorfall. Die Patienten müssen stark pressen und können oft nur durch das
Ausstülpen des Mastdarms Stuhl absetzen.
• Stuhlhalteschwäche: Die feuchte außen liegende Schleimhaut führt zu einer ständig feuchten
Afterhaut mit den möglichen Folgen (Analekzem). Sekret- und Stuhlabgänge sind ebenfalls
möglich. Durch die ständige Dehnung kann es auch zu einer Schließmuskelschwäche
kommen.
Was sind die Ursachen des Mastdarmvorfalls?
Die wichtigste Ursache ist ein überlanger innerer Mastdarm (innerer Mastdarmprolaps), der
mit der Zeit durch das ständige Pressen nach außen verlagert werden kann. Die genauen
Entstehungsmechanismen dieses Überschusses sind nicht bekannt.
Diskutiert werden:
• Vererbungsfaktoren
• Falsche Ernährungsgewohnheiten und harte Stuhlbeschaffenheit.
• Beckenbodenverletzungen bei Entbindungen oder Operationen.
Auch eine Senkung der Genitalorgane kann sekundär zu einem Mastdarmvorfall führen.
Abb.: Mastdarmvorfall
Wie wird ein Mastdarmvorfall behandelt?
Der Mastdarmvorfall ist zwar keine gefährliche Erkrankung, die Korrektur wird von den
Patienten jedoch meist gewünscht und ist nur durch eine Operation möglich.
Es gibt zwei Operationsprinzipien:
• Von unten (perinealer Zugang): Entfernung (Resektion) des Vorfalls von unten und
Wiedervereinigung (Anastomose) des Darms. Die Altemeier-Operation entfernt den Prolaps
komplett. Die Methode nach Rehn-Delorme entfernt nur die Schleimhaut und rafft den
muskulären Anteil der Darmwand nach innen.
• Von oben (transabdominaler Zugang): Die Streckung und innerliche Befestigung des
Prolapses von oben über einen Bauchschnitt oder über Knopflochzugänge (Laparoskopie)
nennt man Rektopexie, bei der manchmal der S-Darm zusätzlich entfernt, der Mastdarm aber
immer verbleibt und nur gestreckt wird.
Bei Genitalsenkung genügt bisweilen die Hebung der Genitalorgane um den Mastdarmprolaps
zu korrigieren. Um für den Patienten die beste Therapie umsetzen zu können arbeiten hier bei
weiblichen Patienten Chirurgen und Urogynäkologen eng zusammen.
Da sich nach einer Rektopexie die Verstopfungsproblematik oft nicht ändert, sondern häufig
sogar verschlimmert, wird bisweilen folgende alternative Operationsverfahren angewendet:
1. die Altemeier-Operation
2. die STARR-Operation (Die Schwierigkeit der Wiederherstellung der Darmverbindung
(Anastomose) wird hier z. B. durch die Verwendung eines Klammernahtgeräts gelöst)
3. die OP nach Rehn-Delorme.
Welche Komplikationen und Nebenwirkungen können bei Darmteilentfernungen
auftreten?
Verletzungen von Nachbarorganen (z.B. Harnleiter, Milz) lassen sich trotz aller Sorgfalt nicht
mit Sicherheit vermeiden.
Während oder nach der Operation können Blutungen auftreten. Ein operativer Eingriff zur
Blutstillung und/oder die Gabe von Blut bzw. Blutbestandteilen (Transfusion) kann dann
erforderlich werden; u. U. muss die Milz entfernt werden.
Die Nahtverbindung am Darm kann undicht werden. Tritt Darminhalt in die Bauchhöhle aus,
kann ein Abszess in der Bauchhöhle oder eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) entstehen.
Schrumpfen die Nahtverbindungen am Darm und kommt es dadurch zu Beschwerden, kann
das Narbengewebe durch Dehnung (Bougierung) oder endoskopischen Schnitt geweitet
werden.
Verklebungen und Abknickungen des Darmes oder seltener auch ein Anschwellen der
Darmnaht, können den Transport des Darminhaltes behindern. Zwischen Darmteilen, zu
Nachbarorganen oder zur Bauchwand kann sich ein Verbindungsgang bilden (innere oder
äußere Darmfistel).
Alle diese Komplikationen können eine erneute Operation, u. U. auch das Anlegen eines
Kunstafters, notwendig machen.
Eine Nervenschädigung am Mastdarm und im Becken kann, insbesondere in der ersten Zeit
nach der Operation, Harnblasenfunktionsstörungen hervorrufen. Es kann dann notwendig
werden, eine Blasenfistel oder einen Dauerkatheter anzulegen. Bei Männern kann die
Nervenschädigung zu bleibenden Potenzstörungen, bei Frauen zu Störungen des
Sexualempfindens führen.
Das bei der laparoskopischen Operation eingeblasene Gas kann ein vorübergehendes
Druckgefühl verursachen. Gelegentlich auftretende Schmerzen beim Atmen im Bereich von
Schultern oder Hals sowie ein Knistern der Haut klingen meist nach kurzer Zeit völlig ab.
Druckschäden an Nerven oder Weichteilen mit Empfindlichkeitsstörungen und selten
Lähmungen der Beine, die durch die Operationslagerung auftreten, sowie Haut- und
Gewebeschädigungen durch elektrischen Strom, Hitze und/oder Desinfektionsmittel bilden
sich meist von selbst zurück.
Wundheilungsstörungen sind trotz der Gabe von Antibiotika nicht selten. Sie können zur
Eröffnung der Naht zwingen, um Eiter abfließen zu lassen.
Der Verlust von Darmanteilen kann zu Veränderungen des Stuhlgangs führen (z.B. häufigerer
und/oder dünnerer Stuhlgang, mangelnde Stuhlkontrolle). In der Regel sind diese
Veränderungen nur vorübergehend; dauern sie an, kann man sie mit Medikamenten meist
erfolgreich behandeln.
Verwachsungen im Bauchraum können auch noch lange Zeit nach der Operation zu
chronischen Schmerzen und selten zu einem Darmverschluss führen; eine erneute Operation
kann dann erforderlich werden.
Selten kommt es nach einer Operation mittels Bauchschnitt in Folge von
Wundheilungsstörungen zu einem Bruch der gesamten Bauchnaht, der stets eine operative
Behandlung erfordert. Narbenbrüche, die sich als Spätfolge nach einem Bauchschnitt, seltener
nach einem laparoskopischen Eingriff bilden können, müssen oft operativ verschlossen
werden. Ein Taubheitsgefühl der Haut im Bereich der Operationsnarbe kann zurückbleiben.
Wie nach jedem operativen Eingriff können sich Blutgerinnsel in den großen Venen bilden
(Thrombose), die u. U. verschleppt werden und ein Blutgefäß verschließen (Embolie). Als
vorbeugende Maßnahme kommt u. a. die Gabe gerinnungshemmender Mittel (z.B. die
Injektion von Heparin) in Betracht, die allerdings zu Blutungsneigung und zu einer
schwerwiegenden Störung der Blutgerinnung führen kann.