Stuhlentleerungsstörungen - Mastdarmvorfall (Rektumprolaps) Dies ist ein Vortreten des Mastdarms aus dem After. Im Unterschied zum Hämorrhoidenvorfall und Mukosaprolaps prolabieren nicht nur die Hämorrhoidalpolster oder die Schleimhaut, sondern die gesamte Mastdarmwand. Als Extremform stülpt sich der ganze Mastdarm über 10–20cm nach außen. Welche Beschwerden macht ein Mastdarmvorfall? • Fremdkörpergefühl: Je nach Größe des Prolapses verspüren die Patienten ein Druckgefühl oder auch Schmerzen vor allem nach der Stuhlentleerung. Das Zurückdrücken des Mastdarms ist oft schwierig und erfordert manchmal Entspannungsübungen und Sitzbäder. • Verstopfung: Eine Stuhlentleerungsstörung ist oft führendes Symptom beim Mastdarmvorfall. Die Patienten müssen stark pressen und können oft nur durch das Ausstülpen des Mastdarms Stuhl absetzen. • Stuhlhalteschwäche: Die feuchte außen liegende Schleimhaut führt zu einer ständig feuchten Afterhaut mit den möglichen Folgen (Analekzem). Sekret- und Stuhlabgänge sind ebenfalls möglich. Durch die ständige Dehnung kann es auch zu einer Schließmuskelschwäche kommen. Was sind die Ursachen des Mastdarmvorfalls? Die wichtigste Ursache ist ein überlanger innerer Mastdarm (innerer Mastdarmprolaps), der mit der Zeit durch das ständige Pressen nach außen verlagert werden kann. Die genauen Entstehungsmechanismen dieses Überschusses sind nicht bekannt. Diskutiert werden: • Vererbungsfaktoren • Falsche Ernährungsgewohnheiten und harte Stuhlbeschaffenheit. • Beckenbodenverletzungen bei Entbindungen oder Operationen. Auch eine Senkung der Genitalorgane kann sekundär zu einem Mastdarmvorfall führen. Abb.: Mastdarmvorfall Wie wird ein Mastdarmvorfall behandelt? Der Mastdarmvorfall ist zwar keine gefährliche Erkrankung, die Korrektur wird von den Patienten jedoch meist gewünscht und ist nur durch eine Operation möglich. Es gibt zwei Operationsprinzipien: • Von unten (perinealer Zugang): Entfernung (Resektion) des Vorfalls von unten und Wiedervereinigung (Anastomose) des Darms. Die Altemeier-Operation entfernt den Prolaps komplett. Die Methode nach Rehn-Delorme entfernt nur die Schleimhaut und rafft den muskulären Anteil der Darmwand nach innen. • Von oben (transabdominaler Zugang): Die Streckung und innerliche Befestigung des Prolapses von oben über einen Bauchschnitt oder über Knopflochzugänge (Laparoskopie) nennt man Rektopexie, bei der manchmal der S-Darm zusätzlich entfernt, der Mastdarm aber immer verbleibt und nur gestreckt wird. Bei Genitalsenkung genügt bisweilen die Hebung der Genitalorgane um den Mastdarmprolaps zu korrigieren. Um für den Patienten die beste Therapie umsetzen zu können arbeiten hier bei weiblichen Patienten Chirurgen und Urogynäkologen eng zusammen. Da sich nach einer Rektopexie die Verstopfungsproblematik oft nicht ändert, sondern häufig sogar verschlimmert, wird bisweilen folgende alternative Operationsverfahren angewendet: 1. die Altemeier-Operation 2. die STARR-Operation (Die Schwierigkeit der Wiederherstellung der Darmverbindung (Anastomose) wird hier z. B. durch die Verwendung eines Klammernahtgeräts gelöst) 3. die OP nach Rehn-Delorme. Welche Komplikationen und Nebenwirkungen können bei Darmteilentfernungen auftreten? Verletzungen von Nachbarorganen (z.B. Harnleiter, Milz) lassen sich trotz aller Sorgfalt nicht mit Sicherheit vermeiden. Während oder nach der Operation können Blutungen auftreten. Ein operativer Eingriff zur Blutstillung und/oder die Gabe von Blut bzw. Blutbestandteilen (Transfusion) kann dann erforderlich werden; u. U. muss die Milz entfernt werden. Die Nahtverbindung am Darm kann undicht werden. Tritt Darminhalt in die Bauchhöhle aus, kann ein Abszess in der Bauchhöhle oder eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) entstehen. Schrumpfen die Nahtverbindungen am Darm und kommt es dadurch zu Beschwerden, kann das Narbengewebe durch Dehnung (Bougierung) oder endoskopischen Schnitt geweitet werden. Verklebungen und Abknickungen des Darmes oder seltener auch ein Anschwellen der Darmnaht, können den Transport des Darminhaltes behindern. Zwischen Darmteilen, zu Nachbarorganen oder zur Bauchwand kann sich ein Verbindungsgang bilden (innere oder äußere Darmfistel). Alle diese Komplikationen können eine erneute Operation, u. U. auch das Anlegen eines Kunstafters, notwendig machen. Eine Nervenschädigung am Mastdarm und im Becken kann, insbesondere in der ersten Zeit nach der Operation, Harnblasenfunktionsstörungen hervorrufen. Es kann dann notwendig werden, eine Blasenfistel oder einen Dauerkatheter anzulegen. Bei Männern kann die Nervenschädigung zu bleibenden Potenzstörungen, bei Frauen zu Störungen des Sexualempfindens führen. Das bei der laparoskopischen Operation eingeblasene Gas kann ein vorübergehendes Druckgefühl verursachen. Gelegentlich auftretende Schmerzen beim Atmen im Bereich von Schultern oder Hals sowie ein Knistern der Haut klingen meist nach kurzer Zeit völlig ab. Druckschäden an Nerven oder Weichteilen mit Empfindlichkeitsstörungen und selten Lähmungen der Beine, die durch die Operationslagerung auftreten, sowie Haut- und Gewebeschädigungen durch elektrischen Strom, Hitze und/oder Desinfektionsmittel bilden sich meist von selbst zurück. Wundheilungsstörungen sind trotz der Gabe von Antibiotika nicht selten. Sie können zur Eröffnung der Naht zwingen, um Eiter abfließen zu lassen. Der Verlust von Darmanteilen kann zu Veränderungen des Stuhlgangs führen (z.B. häufigerer und/oder dünnerer Stuhlgang, mangelnde Stuhlkontrolle). In der Regel sind diese Veränderungen nur vorübergehend; dauern sie an, kann man sie mit Medikamenten meist erfolgreich behandeln. Verwachsungen im Bauchraum können auch noch lange Zeit nach der Operation zu chronischen Schmerzen und selten zu einem Darmverschluss führen; eine erneute Operation kann dann erforderlich werden. Selten kommt es nach einer Operation mittels Bauchschnitt in Folge von Wundheilungsstörungen zu einem Bruch der gesamten Bauchnaht, der stets eine operative Behandlung erfordert. Narbenbrüche, die sich als Spätfolge nach einem Bauchschnitt, seltener nach einem laparoskopischen Eingriff bilden können, müssen oft operativ verschlossen werden. Ein Taubheitsgefühl der Haut im Bereich der Operationsnarbe kann zurückbleiben. Wie nach jedem operativen Eingriff können sich Blutgerinnsel in den großen Venen bilden (Thrombose), die u. U. verschleppt werden und ein Blutgefäß verschließen (Embolie). Als vorbeugende Maßnahme kommt u. a. die Gabe gerinnungshemmender Mittel (z.B. die Injektion von Heparin) in Betracht, die allerdings zu Blutungsneigung und zu einer schwerwiegenden Störung der Blutgerinnung führen kann.
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