Neues Glasdach schützt Anatomieturm vor Nässe UKJ und Stadt

URL: http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM160728_Anatomieturmsanierung.pdf
Neues Glasdach schützt Anatomieturm vor Nässe
UKJ und Stadt beginnen mit der Sanierung
Das Universitätsklinikum Jena (UKJ) saniert in Kooperation mit der Stadt Jena ein bedeutendes
Stück Stadt- und Medizingeschichte: In den kommenden Wochen wird der Anatomieturm in der
Innenstadt denkmalgerecht restauriert. Um den Turm dauerhaft vor Regen zu schützen, erhält er
ein Glasdach. Auch das Mauerwerk und der Gewölbekeller werden hergerichtet.
Die Kosten für die Sanierung liegen bei rund 340.000 Euro und werden jeweils zur Hälfte vom UKJ
und der Stadt Jena getragen. Das Thüringer Landesverwaltungsamt hat hierzu auf Antrag der
Stadt Fördermittel aus dem Bund-Länderprogramm Aktive Stadt- und Ortsteilzentren in Höhe von
170.000 Euro bewilligt. Hiervon trägt die Stadt ein Drittel der Mittel als Mitleistungsanteil. "Das
Universitätsklinikum Jena ist sich seiner historischen Verantwortung bewusst. Daher sind wir sehr
glücklich, dass nun in Kooperation mit der Stadt die Sanierung starten kann", erklärt Dr. Christian
Graudenz, Projektleiter am UKJ im Geschäftsbereich Betreibung und Beschaffung.
Hauptproblem Feuchtigkeit
2011 hat der Turmstumpf eine provisorische Mauerkronenabdeckung erhalten, zudem wurden die
Wände mit einer Verkleidung gesichert, damit sich keine Steine lösen. "Das Hauptproblem war die
Feuchtigkeit. Dadurch wurden die alten Fugen ausgewaschen und es kam zur Salzbildung. Die
Steine lockerten sich, daher die Sicherungsmaßnahmen." In einem ersten Schritt beginnen jetzt die
Arbeiten am Natursteinmauerwerk sowie die Trockenlegung des Gewölbekellers, bevor dann das
Dach montiert wird. Noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Das
Restaurierungskonzept wurde unter der Federführung des Architekturbüros Dr. Anja Löffler aus
Gera in Abstimmung mit dem UKJ und der Stadt Jena als zuständiger Denkmalschutzbehörde
erstellt.
"Neben dem letzten oberirdisch erhaltenen Abschnitt der Jenaer Stadtbefestigung zwischen
Pulverturm und Johannistor markiert der Anatomieturm den südwestlichen Eckpunkt der einstigen
Befestigungslinie der mittelalterlichen Stadt. Damit ist er für das Verständnis der Gesamtanlage
und deren bauliche Entwicklung von besonderer Bedeutung", so Matthias Rupp von der Unteren
Denkmalschutzbehörde der Stadt Jena. Die umgangssprachliche Bezeichnung "Anatomieturm"
verweise auf die frühneuzeitliche Nachnutzung der mittelalterlichen Bastion und zeige auch die
große medizinhistorische Bedeutung des Bauwerks.
Ort medizinischer Forschung
Die Nutzung als Anatomieturm begann 1750. Auf Veranlassung von Professor Karl-Friedrich
Kaltschmid wurde auf dem damaligen Stumpf des Wehrturms ein Anatomisches Theater mit hohen
Fenstern, einem Seildach und Platz für bis zu 60 Personen errichtet. 1777 übernahm Justus
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Christian Loder den Lehrstuhl für Anatomie. Er regte auch Goethe an, doch wieder seine
anatomischen Studien aufzunehmen. 1784 schließlich "entdeckte" Goethe im Jenaer
Anatomieturm den menschlichen Zwischenkieferknochen. Dr. Graudenz: "Zwar hatten
französischen Forscher bereits zuvor den Knochen erwähnt, trotzdem wird die Entdeckung Goethe
zugeschrieben."
Aber nicht nur Goethe forschte im Anatomieturm, auch die Gebrüder Humboldt betrieben hier ihre
Studien. Wilhelm von Humboldt hat etwa 1794 in Jena seine anatomischen Studien aufgenommen.
In Vorbereitung auf seine großen Amerikaexpeditionen machte Alexander von Humboldt im Jahre
1797 Zwischenstation in Jena.
Wie genau der nun neu entstehende Innenraum des Turmes zukünftig genutzt wird, steht noch
nicht fest. Denkbar seien u. a. Schautafeln zur Jenaer Medizingeschichte. Erste Einblicke wird es
bereits zum Tag des Denkmals am 11. September geben. "An diesem Tag werden wir in jedem
Fall eine Führung anbieten", so Dr. Graudenz.
Meldung vom: 28.07.2016 15:53 Uhr
UKJ und Stadt beginnen mit der Sanierung
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