AUSBILDUNG „Pflege bietet gute Karrierechancen“ Pflegeeinrichtungen werben immer öfter vergeblich um Nachwuchs. Mit Kursen zur Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen lassen sich Jugendliche für die Ausbildung in diesem Bereich begeistern, weiß Jessica Hernández. Frau Hernández, was spricht dafür, einen Pflegeberuf zu ergreifen? Hernández: Mit dem demografischen Wandel und dem wachsenden Bedarf an Pf legekräften bietet die Branche zukunftssichere Jobs. Diese Arbeitsplätze sind im Wandel und können mitgestaltet werden. Außerdem bieten die Pflegeberufe gute Karrierechancen: Nach einer dreijährigen Ausbildung können Pflegekräfte sich zu Wohnbereichsleitern und schließlich zu Heimleitern weiterbilden lassen. Nach acht bis neun Jahren leiten sie dann vielleicht schon ein Heim. Pflege und mindestens ein Unternehmen aus dem Bereich Gesundheit und Soziales, also ein Altenheim oder ein Krankenhaus. Die Netzwerkpartner gestalten ein Curriculum für einen Wahlpflichtkurs in der allgemeinbildenden Schule, der für ein Jahr mit meistens einer Doppelstunde pro Woche läuft. Zunächst bekommen Wer gehört zur Zielgruppe des Projekts care4future zur Nachwuchsgewinnung in der Pflege? Hernández: In den derzeit laufenden 16 Netzwerken nehmen hauptsächlich Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klassen an Haupt- und Realschulen sowie Gemeinschaftsschulen teil. Vor dem Hintergrund der Akademisierung der Pflege wollen wir künftig auch Gymnasien für care4future gewinnen. Foto: privat Wie läuft so ein Netzwerk? Hernández: Dazu gehören mindestens drei Partner: eine allgemeinbildende Schule, eine Berufsfachschule für die Ausgabe 6/16, 19. Jahrgang Wie groß ist die Nachfrage nach und der Erfolg von care4future-Kursen? Als Dozenten verinnerlichen die Auszubildenden ihren Lernstoff nochmal auf ganz andere Weise. Wer eignet sich für eine Ausbildung in der Pflege? Hernández: Menschen, die sich in Ältere und deren Angehörige hineinversetzen können, die nicht blind ihre Arbeit erledigen, sondern mit Empathie und Freude dabei sind. Außerdem sollten sie Flexibilität, Teamfähigkeit und emotionale Belastbarkeit mitbringen. Und die Auszubildenden verinnerlichen als Dozenten ihren Lernstoff nochmal auf ganz andere Weise. Sie nehmen sich selbst als Experten wahr und entwickeln so mehr berufliches Selbstbewusstsein. Jessica Hernández die Schüler allgemeine Informationen über Pflegeberufe. In praktischen Einheiten erfahren die Jugendlichen, wie es ist, wenn man im Rollstuhl sitzt, oder was es heißt, jemanden zu lagern. Danach beginnt ein Praktikum in der kooperierenden Einrichtung. Außerdem gehört ein Erste-Hilfe-Kurs zum Programm. Sie nutzen das Modell des Peer-Learnings. Welches Konzept steht dahinter? Hernández: Dabei lernen Gleichaltrige mit- und voneinander. Die Dozenten sind Auszubildende aus Pflegeberufen im ersten oder zweiten Lehrjahr. Sie sind mit neunzehn oder zwanzig Jahren nicht wesentlich älter als die Schüler und gestalten die Unterrichtseinheiten. Das hat zweierlei Vorteile: Die Jugendlichen bekommen einen authentischen Einblick in den Ausbildungs- und Berufsalltag. Hernández: In den jüngsten beiden Netzwerken waren in den Kursen 15, 16 oder 17 Schülerinnen und Schüler. Eine re trospektive Befragung unter den Absolventen der ersten drei care4future-Kurse im Jahr 2008 ergab, dass 62 Prozent in Pflege-, Gesundheits- oder Sozialberufen tätig sind, also rund zwei Drittel. Deswegen finanzieren Träger von Pflegeeinrichtungen in Regionen, wo es schwer ist, Pflegenachwuchs zu finden, die care4future-Kurse. √ Das Interview führte Änne Töpfer. Zur Person und zum Projekt Jessica Hernández ist Organisationsberaterin bei der contec GmbH. Das Projekt care4future zur Nachwuchsgewinnung in Pflegeberufen startete 2008 und erhielt zu Beginn eine Förderung vom Bundesarbeitsministerium. Mehr Infos: www.care4future.de 19
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