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P R E S S E I N F O R M AT I O N
Wien, 15. Juli 2016
Bank Austria Konjunkturindikator:
Österreichs Wirtschaft gab vor der Brexit-Entscheidung Gas

Bank Austria Konjunkturindikator zeigt Konjunkturbeschleunigung im Juni mit deutlichem Anstieg
auf 0,8 Punkte: verbesserte Stimmung in der Industrie und bei den Konsumenten

BIP-Anstieg 2016 unverändert mit 1,5 Prozent erwartet, aber Wirtschaftswachstum 2017 von 1,5
auf 1,1 Prozent gesenkt – Brexit führt zu weniger Investitionen und Exporten

Brexit verursacht in Österreich brutto eine Wachstumseinbuße von etwa einem halben
Prozentpunkt über zwei Jahre

Inflationsprognose 2016 weiterhin bei 1,1 Prozent – Verringerung der Inflationserwartung 2017
um 0,1 Prozentpunkte auf 1,8 Prozent

Keine Zinssenkung der EZB nach Brexit, aber Verlängerung von Quantitative Easing zu erwarten
Das Konjunkturklima in Österreich hat sich rund um die Jahresmitte spürbar aufgehellt. „Der Bank Austria
Konjunkturindikator ist im Juni noch vor der Brexit-Entscheidung auf 0,8 Punkte gestiegen – nach 0,4
Punkten im Vormonat. Damit erreicht der Indikator den höchsten Wert seit zwei Jahren und signalisiert
eine Belebung des Wachstums in Österreich zur Jahresmitte 2016“, meint Bank Austria Chefökonom
Stefan Bruckbauer. Die Verbesserung des Konjunkturklimas im Juni hat sich auf breiter Basis vollzogen.
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UniCredit Bank Austria AG
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Alle Komponenten des Bank Austria Konjunkturindikators zeigen eine klare Aufwärtstendenz. „Die lang
anhaltende Stimmungsbaisse in Österreich begann sich im Juni aufzulösen und zog den Bank Austria
Konjunkturindikator nach oben. Sowohl die Konsumenten als auch die Industriebetriebe sind spürbar
optimistischer geworden. Allerdings spiegeln die Stimmungsindikatoren, die der Berechnung zu Grunde
liegen, noch nicht die Auswirkungen der Entscheidung der Briten für einen Austritt aus der Europäischen
Union von Ende Juni wider“, fasst Bruckbauer zusammen.
Obwohl die Konjunktur jüngst mehr Fahrt aufgenommen hat, ist das Wachstumstempo der
österreichischen Wirtschaft im zweiten Quartal insgesamt voraussichtlich etwas hinter jenem zu
Jahresbeginn zurückgeblieben. „Die österreichische Wirtschaft hat im ersten Halbjahr einen Anstieg des
BIP um fast 1,5 Prozent im Jahresvergleich erreicht und damit den Vorjahreswert von 1 Prozent klar
übertreffen können. Im Trend zeigte sich im ersten Halbjahr eine Fortsetzung des Aufwinds der
Inlandsnachfrage, die damit wie in den meisten europäischen Ländern zur bestimmenden Kraft der
wirtschaftlichen Erholung wurde, während die Auslandsnachfrage netto in einem schwierigen globalen
Umfeld keinen Wachstumsbeitrag lieferte“, meint Bruckbauer. Trotz anfangs anhaltend negativer
Verbraucherstimmung trug in der ersten Jahreshälfte insbesondere der Konsum zur Belebung bei –
begünstigt durch die Stabilisierung am Arbeitsmarkt, die niedrige Inflation und vor allem die Reform der
Lohn- und Einkommenssteuer. Die anfängliche Skepsis in der Bevölkerung über die positive Wirkung der
Steuerreform scheint sich langsam zu legen. Die Konsumentenstimmung verbesserte sich im Juni
immerhin auf den besten Wert seit zwei Jahren. Die Aufhellung der Stimmungslage in fast allen
europäischen Ländern und auch in Österreich unterstützte ein Anziehen der Investitionstätigkeit.
Insbesondere in Ausrüstungen, vor allem bei Maschinen und Fahrzeugen, wurden vermehrt
Erweiterungsinvestitionen getätigt. Die Dynamik der Bauinvestitionen hinkte hier noch hinterher, zeigt
aber nach einer fast zweijährigen rückläufigen Phase seit Jahresbeginn wieder nach oben.
„In der zweiten Jahreshälfte wird die Verunsicherung durch die Entscheidung der Briten die EU zu
verlassen, das Wachstumstempo der österreichischen Wirtschaft dämpfen. Insgesamt wird die etwas
schwächere Dynamik in der zweiten Jahreshälfte durch die besser als von uns erwartete
Konjunkturentwicklung in der ersten Jahreshälfte kompensiert, so dass wir unverändert ein
Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent für das Gesamtjahr 2016 erwarten“, prognostiziert Bank Austria
Ökonom Walter Pudschedl.
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Arbeitslosenquote steigt 2016 geringer als bisher erwartet
Die Belebung der Konjunktur in der ersten Jahreshälfte stützte die Stabilisierung der Lage am
Arbeitsmarkt. Mitte des Jahres 2016 lag die saisonbereinigte Arbeitslosenquote dank eines kräftigen
Anstiegs der Beschäftigung um 1,5 Prozent im Jahresvergleich und einer etwas verlangsamten Zunahme
des Arbeitskräfteangebots unverändert gegenüber dem Jahreswechsel bei 9,1 Prozent. „Das höhere
Wachstumstempo hat in der ersten Jahreshälfte den Aufwärtstrend der Arbeitslosenquote
unterbrochen. Wir haben daher unsere Erwartung zur Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2016 von
9,5 auf 9,3 Prozent gesenkt“, fasst Pudschedl zusammen. Nach der besseren Wachstumsperformance ist
2016 insgesamt ein höheres Beschäftigungsplus als 2015 zu erwarten, was jedoch aufgrund des in der
zweiten Jahreshälfte voraussichtlich wieder stärker steigenden Arbeitskräftepotentials nicht ausreichen
wird, um einen Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber 2015 zu verhindern.
Inflation zieht in zweiter Jahreshälfte an
Seit Mai tendiert die Inflation in Österreich wieder leicht nach oben. Im ersten Halbjahr betrug die
durchschnittliche Teuerung dennoch nur 0,8 Prozent im Jahresvergleich. Der Aufwärtstrend der Inflation
in Österreich wird sich in den kommenden Monaten noch verstärken, aufgrund eines Basiseffekts durch
den starken Ölpreisverfalls im Herbst des Vorjahres. „Für das Gesamtjahr 2016 gehen wir von einer
Inflation im Jahresdurchschnitt von 1,1 Prozent aus. Für 2017 haben wir unsere Inflationsprognose um
0,1 Prozentpunkte auf 1,8 Prozent gesenkt, da infolge der Brexit-Entscheidung von einer etwas
schwächeren globalen Nachfrage und einem etwas geringeren Aufwärtsdruck der Rohstoffpreise
auszugehen ist“, meint Pudschedl.
Brexit dämpft Wachstumsaussichten insbesondere 2017
2017 werden die negativen Einflüsse durch den Brexit auf die Investitionstätigkeit und die
Exportnachfrage stärker spürbar werden. Für Österreich ist das Vereinigte Königreich der achtwichtigste
Exportpartner – gerechnet nach Wertschöpfung sogar das sechstwichtigste Exportland nach
Deutschland, den USA, Italien, Frankreich und China. Rund 1,5 Prozent der österreichischen
Wirtschaftsleistung hängen am Export ins Vereinigte Königreich. Jedoch sind die indirekten Effekte über
unsere wichtigsten Exportpartner, wie Deutschland und Frankreich, aber auch die CEE-Länder,
mindestens genauso negativ für Österreichs Wirtschaft wie die direkten Effekte. „Wir haben unsere BIPPrognose für 2017 von 1,5 auf 1,1 Prozent gesenkt. Die Brexit-Entscheidung im Vereinigten Königreich
kostet der österreichischen Wirtschaft nach unseren Berechnungen über die beiden Jahre 2016/17
gerechnet brutto einen halben Prozentpunkt an Wachstum“, so Bruckbauer. Damit wird Österreich im
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europäischen Vergleich eher unterdurchschnittlich vom Brexit betroffen sein. Dauert allerdings die
Unsicherheit länger an, könnte der Rückgang des erwarteten Wachstums auch noch stärker ausfallen.
Mittelfristig sind die Folgen des Brexit für die österreichische Wirtschaft jedenfalls überschaubar, bleiben
allerdings abhängig von den politischen Folgen einer solchen Entscheidung. Viel wird somit nun vom
Umgang der Politik mit der Brexit-Entscheidung abhängen.
Verlängerung von Quantitative Easing der EZB in Sicht
Durch die Brexit-Entscheidung im Vereinigten Königreich könnte die EZB in den kommenden Monaten
wieder etwas unter Zugzwang geraten. „Trotz der höheren Abwärtsrisiken für das Wachstum und die
Inflation im Euroraum durch den Brexit gehen wir nicht davon aus, dass die EZB die Leitzinsen weiter
senken wird. Nach unserer Ansicht wären die Nebenwirkungen schwerwiegender als etwaige positive
Auswirkungen“, betont Bruckbauer. Nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria wird die
Kombination aus schwächerem Wachstum, etwas niedrigerer Inflation und höheren Risiken für die
Finanzstabilität die Europäische Zentralbank jedoch vermutlich dazu veranlassen, die quantitativen
Lockerungsmaßnahmen um sechs Monate mindestens bis September 2017 zu verlängern.
Ös terreich Konjunkturprognos e
Prognose
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Wirtschaftswachstum (real, Vdg. z. Vorjahr)
1,9
2,8
Privater Konsum (real, Vdg. z. Vorjahr in %)
1,0
1,3
0,7
0,1
0,6
1,0
1,5
1,1
0,5
-0,1
-0,3
0,0
1,2
Investitionen (real, Vdg. z. Vorjahr in %) *)
-2,1
1,1
6,7
1,4
2,2
-0,9
0,7
1,8
2,4
Inflationsrate (Vdg. zum Vorjahr in %)
1,9
3,3
2,4
2,0
1,7
0,9
1,1
1,8
Arbeitslosenquote (nationale Definition)
6,9
6,7
7,0
7,6
8,4
9,1
9,3
9,6
Beschäftigung (Vdg. zum Vorjahr in %)**)
0,8
1,9
1,4
0,6
0,7
1,0
1,3
0,7
Öff. Haushaltssaldo (in % des BIP) ***)
-4,4
-2,6
-2,2
-1,3
-2,7
-1,1
-1,7
-1,3
Öff. Verschuldung (in % des BIP) ***)
82,3
82,1
81,6
80,9
84,0
85,5
85,0
84,0
*) Bruttoanlageinvestitionen
**) ohne Karenzgeldbezieher, Präsenzdiener und Schulungen ***) 2015: Schätzung
Quelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
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BIP real
Bank Austria
KonjunkturIndikator
Veränderu
ng zum
Vorjahr
Dez.98
2,1
2,5
Dez.99
4,7
4,0
Dez.00
2,6
4,0
Dez.01
Dez.02
Dez.03
Dez.04
Dez.05
Dez.06
Dez.07
Dez.08
Dez.09
Dez.10
Dez.11
Mär.12
Jun.12
Sep.12
Dez.12
Mär.13
Jun.13
Sep.13
Dez.13
Mär.14
Jun.14
Sep.14
Dez.14
Mär.15
Jun.15
Sep.15
Dez.15
Mär.16
Apr.16
Mai.16
Jun.16
0,3
1,8
1,2
2,7
2,8
3,8
2,7
-0,9
-0,2
2,6
0,8
1,5
0,1
0,4
1,1
-0,8
0,1
0,6
1,3
0,8
0,5
0,3
-0,2
0,5
1,0
0,9
1,0
1,6
1,8
2,6
2,1
2,5
2,3
4,1
3,5
-1,4
0,2
3,8
-0,2
0,5
0,3
-1,1
-0,6
0,7
-0,1
0,8
0,9
1,0
0,8
-0,1
-0,2
0,3
0,1
0,1
0,0
0,2
0,0
0,4
0,8
Quelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
Rückfragen:
Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
Walter Pudschedl, Tel. +43 (0) 50505 - 41957;
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