Document - Boerse

P R E S S E I N F O R M AT I O N
Wien, 24. Juni 2016
UniCredit BREXIT-Analyse:
Was kommt nach der BREXIT-Entscheidung?

Eine Entscheidung für den BREXIT wird die Wirtschaft des Vereinigten Königreiches in eine
Rezession führen

Im Euroraum muss man 2017 zumindest mit 0,5 Prozent weniger Wachstum rechnen

Auch Österreichs Wirtschaft wird 2017 statt 1,5 Prozent zumindest um 0,5 Prozent weniger
wachsen

Die langfristige Zinsen werden nochmals leicht sinken, der Pfund auf bis zu 0,90 zum Euro
abwerten und Franken und Yen werden noch eine Zeit sehr stark bleiben

Mittelfristig werden die Folgen vor allem für das Vereinigte Königreich von den sehr schwierigen
Verhandlungen abhängig sein

Für den Euroraum und Österreich sollten die mittelfristigen Folgen überschaubar bleiben
Die Entscheidung der Bevölkerung des Vereinigten Königreichs für einen Ausstieg aus der EU bedeutet zunächst
einmal eine enorme Unsicherheit. Das Parlament, das sich zu rund 70 Prozent für den Verbleib ausgesprochen
hatte, muss nun für einen Austritt stimmen. Gleichzeitig wird jedoch zumindest das Schottische Parlament
dagegen stimmen, damit wird die Entscheidungsfindung für die nun so wichtigen Fragen der nächsten Monate
noch komplizierter, bis hin zum Risiko eines Zerfalls des Vereinigten Königreichs. Auch die politischen
Unsicherheiten, wer nun das Vereinigte Königreich bzw. die regierenden Konservativen führen wird, dürfte einige
Zeit dauern. Wir erwarten daher zumindest zwei Quartale mit negativem Wachstum innerhalb der nächsten zwei
Jahre – in Summe null Wachstum für das Vereinigte Königreich 2017 und einen Rückgang des Pfunds zwischen 10
und 15 Prozent, womit gleichzeitig die Inflation auf über 3 Prozent steigen dürfte. Die Bank of England dürfte die
Zinsen auf null, nicht jedoch ins Negative, reduzieren.
„Die Entscheidung des Vereinigte Königreichs für einen Ausstieg aus der EU hat zumindest auch kurzfristig
negative Folgen für den Euroraum“, so Bank Austria Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer und schätzt, dass damit die
Prognose für das Wachstum 2017 für den Euroraum von derzeit 1,6 Prozent auf zumindest 1,0 Prozent reduziert
werden muss. Das Vereinigte Königreich ist der zweitwichtigste Handelspartner des Euroraums mit 13,5 Prozent
des Extra-Euroraum-Handels – knapp hinter den USA.
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BREXIT wird Euroraum-Peripherie stärker betreffen als die Kernländer
Die Betroffenheit der einzelnen Länder des Euroraumes ist unterschiedlich, grundsätzlich dürften die Kernländer
etwas weniger betroffen sein als die Peripherie. UniCredit Research erwartet für Deutschland eine
Prognoseänderung für das Wirtschaftswachstum für 2017 von derzeit 1,4 Prozent auf zumindest 0,9 Prozent, für
Frankreich von 1,3 Prozent auf ebenfalls 0,9 , Italien von 1,2 Prozent auf 0,7 und für Spanien von 2,4 Prozent auf
1,8. Sollte sich die Unsicherheit länger hinziehen, könnten sich die Prognosen sogar noch mehr reduzieren,
umgekehrt könnten rasche wirtschaftspolitische Gegenmaßnahmen den negativen Schock leicht abmildern.
„Für Österreich müssen wir unsere Prognose für 2017 von derzeit 1,5 Prozent auf zumindest 1 Prozent
reduzieren“ so Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Bank Austria. Für Österreich ist England der achtwichtigste
Exportpartner, gerechnet nach Wertschöpfung sogar das sechstwichtigste Exportland, nach Deutschland, USA,
Italien, Frankreich und China. „Rund 1,5 Prozent des österreichischen BIP hängen am Export ins Vereinigte
Königreich. Jedoch sind die indirekten Effekte über unsere wichtigsten Exportpartner wie Deutschland und
Frankreich, aber auch die CEE-Länder mindestens genauso negativ für Österreichs Wirtschaft wie die direkten
Effekte“, meint Bruckbauer.
Abhängig von der Reaktion der Märkte in den einzelnen Vermögensklassen könnte auch die EZB intervenieren.
Sehr wahrscheinlich jedoch nur verbal, um ihren Auftrag der ordnungsgemäßen Umsetzung der Geldpolitik zu
erfüllen, vor allem durch genügend Liquidität für das Bankensystem. Auch weitere Käufe von Wertpapieren sind
möglich, im Extremfall sogar von unbesicherten Bankanleihen. Eine weitere Senkung des Einlagezinssatzes
erscheint jedoch unwahrscheinlich. Auch die USA sind negativ betroffen, allerdings etwas weniger stark und zwar
im Ausmaß von zumindest 0,25 Prozentpunkten Wachstumsreduktion. Auch wird die nächste Zinserhöhung durch
die Fed zumindest bis Dezember verschoben werden.
Hinsichtlich der CEE-Länder ist die Betroffenheit unterschiedlich, jedoch etwas größer als für den Euroraum. Wir
gehen davon aus, dass vor allem die sehr offenen Volkswirtschaften wie Tschechien und Ungarn und jene, die
angespannte Haushaltssituationen haben (etwa Serbien oder Kroatien), etwas stärker betroffen sind. Die erste
Gruppe mit negativen Wachstumseffekten von etwas weniger als einem Prozent bis Ende 2017, die zweite
Gruppe mit etwas mehr als ein Prozent. Der negative Effekt auf die Türkei könnte weniger als 0,5 Prozent
betragen. Russland ist nur wenig von einem BREXIT betroffen.
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Bei den Renditen wird es nochmals leicht nach unten gehen, beispielsweise in Richtung -0,2 bis -0,3 Prozent bei
der deutschen Staatsanleihe. Auch die Differenz zwischen Kern und Peripherie wird sich weiter vergrößern. Sollte
allerdings die Differenz zu groß werden, wird wohl die EZB intervenieren. Dies erscheint jedoch eher
unwahrscheinlich.
Der Pfund wird noch länger deutlich unter Druck bleiben. Vor allem die Volatilität wird deutlich zunehmen, wovon
vor allem der USD und Währungen wie Franken und Yen weiter profitieren werden. Bis zum Jahresende könnte
der Pfund bis auf 0,90 zum Euro abwerten. Der Euro zum USD könnte im Bereich 1,10 bis 1,12 bleiben und nicht
wie zuvor erwartet etwas stärker werden.
„Auch wenn Österreich etwas unterdurchschnittlich von BREXIT betroffen ist, zumindest 0,5 weniger Wachstum
ist für 2017 zu erwarten, ist dies immerhin die Hälfte des Potentialwachstums in Österreich. Wenn die
Unsicherheit länger andauert, könnte der Rückgang des erwarteten Wachstums sogar höher sein“, meint
Bruckbauer und ergänzt: „Mittelfristig sind die Folgen des BREXIT für Österreichs Wirtschaft jedoch überschaubar,
abhängig natürlich von den politischen Folgen einer solchen Entscheidung.“ Dass die Wirtschaft des Euroraums
oder von CEE durch die BREXIT-Entscheidung deutlich ins Straucheln kommen könnte oder gar die Erholung
dauerhaft dadurch gefährdet wird, glauben die Ökonomen der UniCredit nicht.
Rückfragen:
Bank Austria Economics & Market Analysis Austria
Stefan Bruckbauer, Tel. +43 (0) 50505 - 41951;
E-Mail: [email protected]
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